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Die Untersuchung

Joh

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28.07.2003
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Die Untersuchung

Die Untersuchung

Untersuchung zum plötzlichen Verschwinden des Waldbewohners R., geführt vom 1. unabhängigen Arbeiter- und Soldatenrat des befreiten Märchenwaldes.

Erste Aussage von Friedhelm, genannt „der Gierige“, ehemals König und Herrscher des Märchenwaldes:
„Ich protestiere energisch gegen meine rechtswidrige Absetzung und die Art und Weise, wie man mich hier behandelt. Der Vorwurf, ich hätte etwas mit dem Verschwinden des Herrn R. zu tun, ist völlig absurd. Mir ist ein R. nicht bekannt und ich pflege auch keinen Umgang mit solchen Personen. Ich bin nicht länger bereit, diesem Tribunal weitere Fragen zu meinen persönlichen Angelegenheiten oder den Staatsfinanzen zu beantworten.“

Erste Aussage von Marianne, Müllerstochter und ehemalige Königin des Märchenwaldes:
„Ich gebe zu, dass mir der Name R. nicht ganz unbekannt ist. Wahrscheinlich sprach in meiner Anwesenheit einmal ein Diener von einem Wesen mit dem Namen R. In welchem Zusammenhang dies geschah, weiß ich allerdings nicht mehr. Im übrigen möchte ich darum bitten, mir meine Zofe wieder zur Verfügung zu stellen, da ich ihre Hilfe dringend benötige.“
(Anmerkung des Protokollführer: der Antrag von Frau M. wurde einstimmig abgelehnt, da es im befreiten Märchenwald keine Dienstboten mehr gibt)

Zweite Aussage von Friedhelm, dem Gierigen:
„Ich kann nicht länger leugnen, dass mir der verschwundene R. doch bekannt ist. Meine Frau erzählte mir, sie habe die Hilfe von R. annehmen müssen, um das von mir geforderte Gold zu spinnen. Allerdings habe ich nichts damit zu tun, dass Herrn R. die geforderte Entlohnung rechtswidrig verweigert wurde. Auch für sein Verschwinden bin ich nicht verantwortlich. Natürlich bedauere ich es zutiefst, dass ich Herr R. unter menschenunwürdigen Bedingungen nachts in meinen Kellergewölben ohne die erforderliche Schutzbekleidung und ausreichende Beleuchtung arbeiten ließ.
Ich werde das gesamte von R. gesponnene Gold für das Gemeinwohl zur Verfügung stellen. Dies war ohnehin meine feste Absicht gewesen. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt vor, mich durch die Arbeit des Herrn R. selber zu bereichern. Ich bitte, nunmehr aus der Haft entlassen zu werden, da ich zu meinem Bruder ins Exil ziehen möchte. Die neue Regierung des Märchenwaldes erkenne ich als rechtmäßige Führung an und erhebe keinerlei Ansprüche mehr auf meinen Thron.“

Zweite Aussage von Marianne, Müllerstochter:
Ich habe ihn geliebt! (Anmerkung des Protokollführer: die Vernehmung musste für zehn Minuten unterbrochen werden, da die Delinquentin einen Weinkrampf bekam)
Schon als er das erste Mal meine Zelle aufsuchte, um mir durch seine Spinnfähigkeiten mein armes Leben zu retten, mochte ich ihn. Während er eifrig das Rädchen drehte und unablässig Stroh zu Gold spann, unterhielten wir uns über das schreckliche und schwere Leben, welches wir unter König Friedhelm führen mussten.
Als R. am zweiten Abend erneut erschien, um mir zu helfen, habe ich mich ihm... ähm... hingegeben. Er beschwor mich am Morgen, mit ihm aus dem Schloss zu fliehen und im Wald zu leben. Aber ich konnte mich dazu nicht entscheiden und bat um ein wenig Bedenkzeit.
Als R. auch in der dritten Nacht alles Stroh zu Gold versponnen hatte, gestand ich ihm, dass ich nicht mit ihm gehen könne. Niemals hätte mein armes, krankes Väterlein diese furchtbare Schmach überlebt. So musste ich im Schloss bleiben und wurde Königin.
Neun Monate später gebar ich meinem Mann einen Sohn. Der König freute sich sehr, endlich einen Stammhalter für sein Reich zu haben und bemerkte gar nicht, dass der Kleine ihm überhaupt nicht ähnlich war. Doch eines Nachts stand plötzlich R. in meinem Schlafgemach. Er ahnte wohl, dass er der Vater meines Kindes war und bestand darauf, es mitzunehmen. Niemals, sprach er, solle sein Sohn in einem Palast aufwachsen und wie der König das gemeine Volk verachten und betrügen. Er wolle schon dafür sorgen, dass aus seinem Sohn etwas Anständiges wird. Ich flehte ihn an, doch das Kind bei mir zu lassen und schließlich willigte er ein, dass es noch zwei Wochen bei mir bleiben dürfe, damit ich Abschied nehmen könne.
Ach, wie litt meines armes, zerbrochenes Mutterherz. Dem König konnte ich mich nicht anvertrauen. Also erzählte ich meiner Zofe von dem Unglück und sie wusste sofort Rat. Sie werde schon die richtigen Männer finden, um das Problem aus der Welt zu schaffen. Seitdem habe ich nie wieder etwas von Herrn R. gehört.

Anmerkung des Protokollführer: Frau M., ehemals Königin des Märchenwaldes, wird vom Tribunal wegen Anstiftung zum Mordes an dem Waldbewohner R. zum Tode verurteilt.

Geständnis von Friedhelm, den Gierigen:
Ich gebe zu, den Auftrag zur Hinrichtung von R. erteilt zu haben. Nachdem mir meine Frau von den Fähigkeiten des R. berichtet hatte, gab ich den Befehl, Herrn R. umgehend zu ergreifen und in den Kerker zu werfen. Als sich Herr R. nach einigen Tagen in meiner Hand befand, forderte ich ihn mehrfach unter Gewaltandrohung auf, mir alles im Land befindliche Stroh zu Gold zu spinnen. Er aber lehnte dies ab, da er nicht Willens sei, dass die Menschen durch meine Anordnung eine Hungersnot erdulden müssten. Ich benötigte das Gold jedoch dringend zur Verstärkung meiner Armee und zum Kauf von neuen Kanonen, da ich schon seit langem plante, meine Nachbarländer zu erobern. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass dies unbedingt von Nöten ist, da unser Märchenland nur ein sehr kleines Land ist, umgeben von zahlreichen und gierigen Feinden. Als Herr R. trotz Folter immer noch nicht bereit war, für mich das benötigte Gold zu spinnen, gab ich schließlich den Befehl zu seiner Hinrichtung. Dies geschah ausschließlich zum Wohle des Staates. Gott schütze mich.

Anmerkung des Protokollführer: König Friedhelm, der Gierige, wird wegen Anstiftung zum Mordes an dem Waldbewohner R. zum Tode verurteilt.

Eingabe des Waldbewohners R.:
Wegen der landesweiten Unruhen befand ich mich für einige Zeit im Ausland. Nach meiner Rückkehr erfuhr ich, dass der König und die Königin vom 1. unabhängigen Arbeiter- und Soldatenrat des Märchenlandes zum Tode verurteilt wurden. Ich möchte ergebenst darauf hinweisen, dass mir für meine Arbeit bei Hofe noch nicht die versprochene Entlohnung gezahlt wurde. Ich bitte daher den Arbeiter- und Soldatenrat um die Herausgabe des Kindes der beiden Vorgenannten.

Mit freundlichen Grüßen
Rumpelstilzchen

Anmerkung des Protokollführer:
Der Eingabe des Herrn R. wird stattgegeben. Herr R. wurde aufgefordert, seine Fähigkeiten dem Arbeiter- und Soldatenrat zum Wohle des Volkes zur Verfügung zu stellen. Da er dies jedoch ablehnte, beschließt der 1. Arbeiter- und Soldatenrat die sofortige Inhaftierung des Herrn R. zu seinem eigenen Schutze.

 

hrr hrr ^^

Ich bin wirklich nicht drauf gekommen, wer R. ist... war deshalb sehr gespannt! Ich muss unbedingt mal wieder die ganzen alten Märchen lesen...
*seufzend auf den 1500 Seiten dicken Schmöker guckt, der auf dem Schreibtisch liegt*
Ich finde die Geschichte toll, auch und gerade die bürokratische Protokollform! Beide Daumen hoch von mir!
Rechtschreibfehler etc sind mir auch net weiter aufgefallen...

LG, Vita

 

Hi Joh,
ich hab mich gut amüsiert. ;) Als die Rede von der Müllerstochter war, hatte ich schon einen Verdacht wer mit R gemeint ist.
Das kommt also dabei raus, wenn es eine Revulotion im Mächenland gibt. :D
Gruß Shinji

 

Vielen Dank für die Reaktion. Ich war mir nicht sicher, ob die Geschichte wegen der Protokollform funktioniert - und bin es mir eigentlich immer noch nicht:D

Liebe Grüße

Joh

 

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