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Die Ungewissheit

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09.01.2016
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Die Ungewissheit

Er rannte, stolperte über Wurzeln, Schlingen und Dornen, rappelte sich wieder auf und hastete weiter. Die Dornen schnitten ihm tief in die Haut, doch er spürte sie nicht. Der Schweiß rann an ihm herunter und klebte an seiner Kleidung, die nur noch in Fetzen an ihm hing. Seine Schuhe …? Hatte er wohl irgendwo verloren. Seine Füße waren aufgerissen und bluteten. Doch er spürte nichts. Sein einziger Gedanke war: weg, einfach nur weg.

Weiter vorne sah er eine Höhle. Keuchend und mit letzter Kraft lief er hin, sank zusammen und wurde ohnmächtig.

Zwischendurch kam er kurz zu sich. Wollte sich etwas aufrichten, doch die Schmerzen waren unerträglich. Er schrie auf. Sofort fiel er in eine Art Dämmerzustand.

Wie viel Zeit vergangen war, wusste er nicht. Als er wiederum kurz zu sich kam, sah er zwischen seinen geschwollenen Augen eine Gestalt, die ihn gewaschen hatte und ihm versuchte Trinken einzuflößen. Er wollte weg. Doch beim Versuch sich zu erheben, kippte er gleich wieder um.

Erst sehr viel später, nach vielen Schlaf- und Wachphasen, nahm er seine Umgebung langsam, aber immer noch schemenhaft wahr. Er lag auf weichem Fell, ein Feuer brannte und er sah, dass es dunkel war. Langsam, bruchstückweise kamen Erinnerungsfetzen in ihm hoch.
Wollte er nicht im Wald Beeren holen? Als er aus dem Nichts von einem Bären ...? Irgendwie konnte er sich befreien und rannte wie besessen vor Angst davon. Nicht ein einziges Mal schaute er zurück. Er rannte um sein Leben. Und jetzt war er hier. Keine Ahnung wo, aber er lebte.

Er richtete sich ganz langsam auf. Es wurde ihm schlecht. Alles drehte sich. Bevor er auf sein Lager zurückfiel, sah er noch, dass ein grosser Verband mit Blättern um seinen Bauch gebunden war. Von wem wohl? Er versuchte, seine aufgedunsenen Augen wieder etwas zu öffnen, doch wurde er gleich wieder bewusstlos.

Zum wiederholten Male erwachte er. Die Gestalt, die er schon einmal gesehen hatte war dabei ihm einen neuen Verband um den Bauch zu legen. Er fror. Wieder fielen ihm die Augen zu, doch er wollte unbedingt wissen wer bei ihm war. Deshalb drehte er mit ganzer Anstrengung seinen Kopf ganz leicht zur Seite hin. Doch was war das; eine Gestalt wie eine Art Wolke, die ihm mit ihren durchsichtigen Armen einen Verband anlegte. Jetzt bekam er erst richtig Panik. Bin ich im Himmel? Er stöhnte auf, wollte fliehen und versuchte aufzustehen, doch die Schmerzen waren zu stark.

Erneut erwacht, flößte ihm die Gestalt einen scheußlich schmeckenden Tee ein und tupfte ihm den Schweiß mit einem kalten feuchten Lappen von der Stirn. Er hustete. Das schmerzte. Dann wollte er etwas sagen, doch es kam kein Laut heraus. Er sah diese Gestalt an und erschrak; ihre Bewegungen waren fließend, gingen auseinander und stellten sich wieder zusammen. Die Haare waren lange und weiss. Er wollte danach greifen, doch griff ins Leere. Sie sah ihn an und ihr Gesicht war wie Glas. Man sah hindurch. Von weitem hörte er eine Stimme, doch verstand nichts. Er bekam erneut Panik. Er wollte weg. Aber er war zu kraftlos und fiel erneut in unruhigen Schlaf.

Als er wiederum zu sich kam, überlegte er, wo er sein konnte? Wollte er nicht nur ein paar Tage in der Stille des Waldes etwas Ruhe vom Alltag finden? Wieder Kraft tanken und einfach relaxen? Warum dann dieser Bär? Was sollte das? Wiederum versuchte er, die Gestalt zu befragen, doch nichts kam über seine Lippen. Als diese wegschwebte, versuchte er zu rufen doch ohne Erfolg. Er wollte weg. Schreckliche Angst schnürte ihm die Kehle zu. Was war nur los? Wo war er? Wer war das? Er konnte sich nicht bewegen. Er konnte nicht sprechen. Wiederum schlief er vor Erschöpfung ein.

Beim erneuten Erwachen war die Gestalt wieder bei ihm und legte nochmals einen Verband an. Er wollte etwas sagen doch kam kein Laut über seine Lippen. Sein Mund war trocken. Sein Hals schmerzte. Wiederum versuchte er sich bemerkbar zu machen. Vergebens. Die Gestalt schwebte zum Ausgang, den er nur schemenhaft wahrnehmen konnte, winkte ihm zu. Er wollte rufen; Halt nicht weggehen. Doch wieder kam nichts heraus. Ohne sich dagegen wehren zu können war er schon wieder weggetreten.

Beim Aufwachen lag er in seinem Schlafzimmer im Bett. Seine Frau Moni trat ins Zimmer. Kam an sein Bett und meinte mit Erleichterung in der Stimme: »Ach Thomas, endlich ist das hohe Fieber gesunken. Ich hatte so große Angst um dich. Da du so lange hohes Fieber und Bauchkrämpfe hattest, nicht ansprechbar warst, musste ich Doktor Heiniger rufen der dir eine Spritze gab. Du hattest eine schwere Bauchentzündung. Bei der du wohl starke Schmerzen hattest? Der Arzt meinte auch, dass Dein Immunsystem wohl alleine das hohe Fieber und die Entzündung im Bauch nicht hätte bekämpfen können und dass du deiner Gesundheit zuliebe unbedingt auf der Arbeit einen Gang runter schalten müsstest. Liebling, kannst du dich an etwas erinnern?«

 

Hallo rote Rose,

auf der Handlungsebene Deiner Geschichte benutzt Du zwei wesentliche Elemente, die ich leider als ziemliche No-go-Punkte bewerte. Das erste ist der Beginn: Geschichten, in denen der Protagonist vor irgendetwas wegläuft (das sich dann im Folgenden allmählich erschließt oder auch nicht), habe ich in letzter Zeit zuhauf gesehen. Das ist sehr schade für Dich, weil Du natürlich für die anderen Texte nichts kannst und Dein eigener eigentlich für sich alleine stehen und bewertet werden will. Aber bei mir auf der Leserseite entsteht eben dieses Tausendmal-gesehen-Gefühl, das sich höchstens dann überwinden ließe, wenn Du dieses Fluchtmotiv in irgendeine neue Richtung abwandeln könntest. Aber das tust Du leider nicht.

Das zweite schlimme Element ist der Schluss: Es war alles nur ein Traum. Das ist zum einen ebenfalls eine zu Tode gerittene Idee, zum anderen macht es einfach alles, was davor geschehen ist, kaputt, denn das ist ja dann gar nicht wahr. Alles, was Du aufgebaut hast, zerplatzt wie eine Seifenblase. Die Emotionen, die der Leser (im günstigsten Fall) in den bisherigen Verlauf investiert hat, waren vergebens, er fühlt sich betrogen und meint, seine Zeit verschwendet zu haben.

Wenn ich nun also Anfang und Ende Deiner Geschichte so gar nichts abgewinnen kann, bleibt leider nicht viel Gutes übrig. So viel zur Handlungsebene. Ich versuche mal auszublenden, wie unbefriedigend die ist, wenn ich die weiteren Aspekte diskutiere.

Da ist als Nächstes der Stil. Den finde ich gar nicht so schlecht, Du baust Spannung (bei der Flucht) und Geheimnis (bei der pflegenden Wolkengestalt) auf. Auf einzelne Worte oder Formulierungen, die man verbessern kann, gehe ich jetzt mal nicht ein, die gibt es immer. Ein größeres stilistisches Problem sehe ich allerdings in dem Monolog der Frau am Ende. Der ist viel zu erklärend und offensichtlich für den Leser gebaut, kein Mensch würde wirklich diese Worte zu der Person am Krankenbett sagen.

Weiter mit den Charakteren: Über die erfährt man so gut wie nichts. Der Mann ist halt auf der Flucht, er ist verwirrt, benommen, desorientiert, und das passt auch so. Aber das ist ja nur der akute Zustand, die Person/Persönlichkeit als solche bleibt im Dunkeln, außer dass der Mann im Wald Entspannung gesucht hat; am Ende verweist seine Frau noch auf seine stressige Arbeit. Die Wolkengestalt bleibt mysteriös, und die Frau ist nur Stichwortgeberin.

Ich kann nicht wirklich sagen, dass da etwas an Charakterisierung fehlt, aber das liegt daran, dass ja auch keine Handlung entsteht, die man aus den Personen heraus motivieren müsste. Aber das würde bedeuten, einen Mangel durch einen anderen Mangel zu rechtfertigen. Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Sobald Du die Geschichte so überarbeitest, dass etwas Ernstzunehmendes passiert, wirst Du auch glaubwürdige Personen brauchen, die darin handeln.

Und dann ist da noch die sprachliche Korrektheit. Da gibt es auch noch Schwächen, von denen ich Dir jetzt nur mal ein paar heraussuche, die mir besonders unangenehm aufgefallen sind. Das ist kein vollständiges Korrekturlesen. Insbesondere mit Kommas scheinst Du etwas auf Kriegsfuß zu stehen, da musst Du noch mal ran.

Er rannte, stolperte über WurzelnKomma Schlingen und Dornen, rappelte sich wieder auf und hastete weiter. Die Dornen schnitten ihm tief in die Haut, doch er spürte sie nicht. Der Schweiß rann an ihm herunter und klebte an seiner Kleidung, die nur noch in Fetzen an ihm hingen. Seine SchuheLeerschritt und genau drei Punkte...? Hatte er wohl irgendwo verloren. Seine Füße waren aufgerissen und bluteten. Doch er spürte nichts. Sein einziger Gedanke warDoppelpunkt wegKomma einfach nur weg.

Zwischendurch kam er kurz zu sich. Wollte sich etwas aufrichtenKomma doch die Schmerzen waren unerträglich. Er schrie auf. Sofort fiel er in einen Art Dämmerzustand.

Erst sehr viel später, nach vielen Schlaf- und Wachphasen, nahm er seine Umgebung langsamKomma aber immer noch schemenhaft wahr. Er lag auf weichem Fell, ein Feuer brannte und er sah, dass es dunkel war. LangsamKomma oder "und" bruchstückweise kamen Erinnerungsfetzen in ihm hoch.

Bevor er auf sein Lager zurückfiel, sah er noch, dass ein großer Verband mit Blättern um seinen Bauch gebunden war. Von wem wohl? Er versuchteKomma (optional, aber sinnvoll) seine aufgedunsenen AugenKomma raus wieder etwas zu öffnenKomma doch wurde er gleich wieder bewusstlos.

Die Haare waren lange und weiß.

Der Arzt meinte auch, dass Dein Immunsystem wohl alleine das hohe Fieber und die Entzündung im Bauch nicht hätte bekämpfen können und dass du deiner Gesundheit zuliebe unbedingt auf der Arbeit einen Gang runterschalten müsstest.

Dies wirklich nur als kleine Stichprobe.

In Summe muss ich sagen, dass Du noch eine ganze Anzahl an Baustellen hast, bis dieser Text funktioniert. Aber Übung macht den Meister, also bleib dran!

Grüße vom Holg ...

 

Hallo Holg

Danke, dass Du bei meiner Geschichte reingeschaut hast.

Dass Du diese Geschichten zuhauf gelesen hast ist sehr schade, da ich wirklich nur einer Fantasie freien Lauf lies .

Deine Kritik, über den Monolog seiner Frau am Ende der Geschichte teile ich nach nochmaligem kritischen durchlesen mit Dir. Niemand sagt wirklich so viel an einem Krankenbett.

Nun noch zu den Kommas: Ich habe mich etwas umgehört und mir dann ein Demo vom Papyrus Autor heruntergeladen. Nun hat mir dieses Programm, beim Korrekturlesen diese Kommas so gesetzt. Auch schon bei meiner ersten Geschichte mit dem Word Rechtsschreibprogramm, gab es oft falsch gesetzte Kommas. Deshalb meine Frage: Kennst Du ein wirklich gutes Programm?

Ich werde nun die Fehler verbessern und die ganze Geschichte überarbeiten.

Einen guten Wochenstart.

Grüsse

rote Rose

 

Hallo rote Rose,

ich sehe gerade deine Frage an Holg. Ich glaube, bei der Zeichensetzung gibt es kein wirklich gutes Programm. Damit wirst du dich wahrscheinlich selber auseinandersetzen müssen. Aber, es erscheint auf den ersten Blick schwieriger und mühsamer, als es dann ist.
Schau mal hier:
http://online-lernen.levrai.de/deut...ueben_satzzeichen/a_zeichensetzung_regeln.htm

Dort kannst du lernen und üben.

Und gestern hat Fliege unter
http://www.wortkrieger.de/showthread.php?57717-Beste-Freunde-eben
#2
zwei sehr gute Hilfen angegeben.
Aber auch mit der Rechtschreibung solltest du dich beschäftigen. Programme, durch die man einen Text schickt, helfen im Moment, verhindern aber in der Regel, dass man etwas lernt und so beim nächsten Mal die Fehler vermeidet. Und man bleibt ewig in ihrer Abhängigkeit und wird niemals sicherer.

Viel Spaß weiter bei uns.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Hallo barnhelm

Besten Dank für Deine wirklich hilfreichen Antworten.

Ja, Du hast Recht, die Programme sollten nur noch das gewisse "Tüpfelchen auf dem i" sein.

Ich werde nun hier im Forum viel lesen. Mir die wichtigen Sachen aufschreiben und so versuchen, bei jeder Geschichte den Inhalt, die Spannung und die Rechtschreibung zu verbessern.

Für die vielen guten Tipps und Ratschläge danke ich Dir/Euch.

Liebe Grüsse
rote Rose

 

Hallo rote Rose,

Deine Kritik, über den Monolog seiner Frau am Ende der Geschichte teile ich nach nochmaligem kritischen durchlesen mit Dir. Niemand sagt wirklich so viel an einem Krankenbett.

Es geht mir weniger um das "viel" - da kann ich mir schon vorstellen, dass manche Leute drauflosplappern, und sei es aus Unsicherheit, Sorge o.ä. Problematisch finde ich eher, was sie sagt und wie.

Nun noch zu den Kommas: Ich habe mich etwas umgehört und mir dann ein Demo vom Papyrus Autor heruntergeladen. Nun hat mir dieses Programm, beim Korrekturlesen diese Kommas so gesetzt. Auch schon bei meiner ersten Geschichte mit dem Word Rechtsschreibprogramm, gab es oft falsch gesetzte Kommas. Deshalb meine Frage: Kennst Du ein wirklich gutes Programm?

Da muss ich barnhelm zustimmen: Es gibt kein gutes Programm. Als Informatiker kann ich Dir sagen, dass menschliche Sprache für Computer irrsinnig schwer ist. Vor allem die Grammatik ist so vielfältig, dass keine Software das "verstehen" kann. Und dummerweise hat die Zeichensetzung ja viel mit der Grammatik zu tun.

Aber ist es nicht auch schön, noch ein paar Dinge besser zu können als die blöde Kiste? Gerade so etwas zutiefst Menschliches wie Sprache? Mir graust es vor der digitalen Demenz.

Grüße vom Holg ...

 

Hallo Maria

Zuerst einmal danke ich Dir, dass Du Dir Zeit genommen hast meine Geschichte zu lesen.

Deine Kritikpunkte sehe ich ein und werde so gut wie möglich diese versuchen umzusetzen. Auch werde ich mir diese bei meinen weiteren Geschichten, zu Herzen nehmen.

Liebe Grüsse

rote Rose

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Holg

Dann gibt es wohl nichts anderes als üben, üben und nochmals üben. Es macht mir sehr viel Freude zu schreiben. Doch merke ich nun, dass ich noch Probleme dabei habe, es dem Leser so vermitteln zu können, wie ich es eigentlich möchte.

Doch ich gebe nicht auf und schreibe weiter. Dabei nehme ich Deine/Eure Kritik gerne an, um etwas dazu zu lernen und mich nach und nach zu verbessern.

Liebe Grüsse
rote Rose

 

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