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Die Traumkugel

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22.09.2003
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Die Traumkugel

Lukas drehte die kleine Glaskugel, durch die sich ein milchiger Schleier zog, im Schein der Nachttischlampe in seinen Händen. Sie fühlte sich noch warm an, da er sie gerade unter seinem Kopfkissen hervorgeholt hatte. Jede Nacht lag sie dort. Er konnte so besser schlafen.
Es war ein Geschenk seiner Lieblingslehrerin aus der ersten Klasse. Jeder Schüler hatte drei Tage vor Weihnachten ein kleines Geschenk bekommen: Lisa ein kleines Stoffpüppchen, Markus ein Lesezeichen und Lukas diese wunderschöne Kugel.
„Damit kann man ja gar nichts anfangen!“, hatten die anderen damals gelacht. „Wofür braucht man denn so was?“
Lukas hatte darauf nie eine Antwort gegeben. Ihm war es peinlich, zuzugeben, dass er mit Hilfe dieser Kugel schönere Träume hatte.

Heute war er allerdings zehn Jahre alt geworden. Es war Abend, doch er konnte noch nicht schlafen. Lukas fragte sich, ob er diese Kugel wirklich noch brauchte.
Da öffnete sich ein kleiner Spalt an der Zimmertür. Lukas‘ Mutter lugte herein.
„Schläfst du denn immer noch nicht?“, fragte sie.
Lukas schüttelte den Kopf und betrachtete immer noch gedankenversunken die Kugel.
Seine Mutter setzte sich zu ihm aufs Bett.
„Was ist los mit dir?“, hakte sie nach.
„Nichts...“, antwortete ihr Sohn geistesabwesend.
„Machst du dir wieder einmal Gedanken wegen deiner Glaskugel?“
„Ja“, sagte Lukas. „Ich glaub, dass ich langsam zu alt für Glücksbringer bin, mit denen ich besser schlafen kann.“
Die Mutter antwortete nicht sofort. „Weißt du,“ sagte sie schließlich, „mit dieser Kugel hat es etwas ganz Besonderes auf sich.“

Und dann begann sie, ihre Geschichte zu erzählen, die sie sich für einen Moment wie diesen aufgehoben hatte.

„Hoch oben im Himmel, dort, wo auch der liebe Gott wohnt, leben noch einige andere Himmelsgeschöpfe. Nicht etwa andere Götter, sondern Wesen, die immer da sind, auch wenn man sich als Mensch dessen nicht immer bewusst ist.
Da wäre zum Beispiel das Sandmännchen, das jedes Kind kennt. Aber auch den Herrn der Zeit oder die Wolkenfrau gibt es.
Und so wie es diese Personen gibt, gibt es auch noch einen Mann, der für alle Träume verantwortlich ist. Sein Name ist „Onkel Traum“.
Er wohnt am nächsten an den Menschen dran und hat sie alle deshalb immer schön im Überblick. So weiß er auch, ob sie gut schlafen oder nicht.
Und wenn er bemerkt, dass ein Mensch schlecht schläft, sich im Schlaf wälzt oder böse Träume hat, dann holt er seine Gedankenauflesmaschine. Damit sammelt er die Gedanken und Erinnerungen dieses Menschen ein und sortiert alle schlechten aus, so dass nur noch die guten übrig bleiben.
Mit den guten Erinnerungen geht er schließlich in seinen kleinen Keller, in dem die Traummaschine steht. Dort schüttet er sie in einen großen Trichter an der Maschine.
Nach einer Weile erscheint dann aus dem Nichts eine kleine Glaskugel, in der es milchig schimmert. Sie ist etwas kleiner wie eine Kinderfaust. Eine sogenannte Traumkugel.
In ihr werden alle guten Gedanken und Erinnerungen eines Menschen verpackt und wenn der Mensch diese Kugel nun bei sich behält, dann schläft er nie mehr schlecht, sondern träumt immer von den schönsten Augenblicken in seinem Leben.
Diese Traumkugel gibt Onkel Traum dann einer Person, die dem schlaflosen Menschen die Kugel überbringen kann. Wie zum Beispiel deiner früheren Lieblingslehrerin.“

Lukas betrachtete die Kugel.

„Schlaf schön, Lukas“, sagte seine Mutter liebevoll zu ihm, drückte ihm einen Kuss auf die Stirn und verschwand aus dem Zimmer.

Lukas jedoch legte die Traumkugel vorsichtig zurück unter sein Kopfkissen und schlief schon nach kurzer Zeit ein.

 

Hallo Mausilein,

Deine Geschichte hat mir dut gefallen. Stilistisch sicher, und eine schöne Gute Nacht Idee...
Ne, zum Meckern fällt mir nichts ein ;)

Liebe Grüsse
ardandwen

 

Oh danke, das hatte ich bei meinen alten Geschichten auch noch nie, dass jemand nix zu meckern hatte. :)

 

Hallo Mausilein,

deine Traumkugel-Geschichte hat mir gut gefallen. Einfach geschrieben und eignet sich gut zum Vorlesen am Abend.

Nur eine Stelle ist mir aufgefallen und zwar

Und wenn er bemerkt, dass ein Mensch schlecht schläft, sich im Schlaf wälzt oder böse Träume hat, dann holt er seine Gedankenauflesmaschine. Damit sammelt er die Gedanken und Erinnerungen des jeweiligen Menschen ein und sortiert alle schlechten Gedanken und Erinnerungen aus, so dass nur noch die guten übrig bleiben.
Mit den guten Gedanken geht er schließlich in seinen kleinen Keller, in dem die Traummaschine steht.

Da kam mir ein bisschen zu viel das Wort GEDANKEN vor, obwohl man sich im Leben ja nicht genug machen kann.
Vielleicht fällt dir da noch eine Variante dazu ein.

Zusammenfassend eine nette Gute-Nacht-Geschichte.

Viele Grüße
bambu

 

Alles klar, ich habe die Textstellen verbessert. Beim Schreiben der Geschichte ist mir auch aufgefallen, dass andauernd das Wort Gedanken vorkommt, aber mir ist einfach nichts gutes zum Verbessern eingefallen. :D

 

Hallo Mausilein,

ich habe eigentlich nur durch Zufall in die Rubrik Kinder geschaut, weil die kleine Cousine meines Freundes bei uns übernachtet hat und ich etwas zum Vorlesen am Bett gesucht habe.

Ich fand deine Geschichte so süß, dass ich sie gleich gestern Abend vorgelesen habe und auch das Zielpublikum war begeistert von der Traumkugel.

Einziges Problem ist, dass sie nun auch gerne eine Kugel für unters Kissen hätte...., aber ich versuche ihr nochmal zu erklären, dass die ja nur für die schlaflosen Menschen sind....

Liebe Grüße
Cassandra

 

Ja, das ist mir im Nachhinein auch aufgefallen. Aber ich dachte, dass es in der "Unendlichen Geschichte" ja eigentlich keine Traumkugeln sind, sondern eher Erinnerungen die Bastian verliert.
Aber zum Glück wirkt sich das nicht auf meine Geschichte aus. :shy:

 

Hi cassandra83. Freut mich, dass es der kleinen Cousine gefallen hat. :) Aber ihr müsst sie jetzt wohl von koffeeinhaltigen Getränken fern halten, damit sie gut schlafen kann. Sonst lässt sie sich nicht mehr einreden, dass die Traumkugeln nur für schlaflose Kinder sind. :D :)

 

Guten Morgen, Mausilein!
Eine süße Geschichte zum Vorlesen am Bett. Eine süße Idee, die recht gut und stilistisch relativ sicher umgesetzt wurde.
Was ich etwas schade fand: Es kommt kaum zu einem Dialog. Die Mutter erzählt die Geschichte und geht dann. Und dann passiert auch nichts mehr. Ich wünschte mir schon während der Geschichte etwas mehr Dialog zwischen Mutter und Sohn.
Auch wundert es michi etwas, dass sich Lukas so einfach mit der Geschichte abspeisen lässt. Etwas Zweifel wäre vielleicht nicht schlecht.

Ansonsten habe ich noch ein paar Bemerkungen:

Lukas drehte die kleine durchsichtige, milchig schimmernde Glaskugel im Schein der Nachttischlampe in seinen Händen.
„durchsichtig“ und „milchig schimmernd“ ist in meinen Augen ein Widerspruch. Entweder ich kann durch etwas hindurchsehen oder es ist milchig und ich kann nicht durchgucken. Aber beides? :confused:

Es war ein Geschenk seiner Lieblingslehrerin aus der 1. Klasse
Zahlen ausschreiben. Also „au der ersten Klasse“.

Lisa ein kleines Stoffpüppchen, Markus ein Lesezeichen und Lukas diese wunderschöne Kugel.
Wer sind Lisa und Markus?

Lukas‘ Mutter lugte herein.
Da ist kein Fehler. Aber genau deswegen will ich das mal zitieren. Der Genitiv bei Wörtern auf z.B. wird sooo oft falsch geschrieben. Ich wollte hervorheben, dass du es richtig gemacht hast :D :silly:

„Weißt du,“, antwortete sie schließlich, „mit dieser Kugel hat es etwas ganz besonderes auf sich.“

„Hoch oben im Himmel, dort, wo auch der liebe Gott wohnt, wohnen noch einige andere Himmelsgeschöpfe.
Zweimal „wohnen“ hintereinander ist nicht so schön. Du könntest eines z.B. durch „leben“ ersetzen.

Aber auch den Herrn der Zeit oder Die Wolkenfrau gibt es
Gehört das „die“ zum Namen? Also, lautet der Name wirklich „Die Wolkenfrau“? Das finde ich nicht so schön, zumal du es beim Herrn der Zeit auch nicht machst ;)

Nach einer Weile erscheint dann aus dem Nichts eine kleine durchsichtige, milchig schimmernde Glaskugel, etwas kleiner wie eine Kinderfaust.
Gleiche Bemerkung wie am Anfang.

Lieben Gruß
moon

 

Dane für deine Bewertung moonshadow.
Ich habe jetzt mal die Fehler verbessert bzw. anderswertig die Geschichte verbessert.
Allerdings habe ich durchsichtig und milchig schimmernd stehen gelassen, weil mir durchsichtig zu langweilig vorkommt. Und milchig schimmernd ist auch nicht so toll. Deshalb habe ich die Zeilen trotzdem geändert, vielleicht sind sie so besser.

Und bei Die Wolkenfrau haben ich das Die aus Versehen groß geschrieben. :)

 

Hi Mausilein!

Auf jeden Fall hast du da einen gut geschriebenen Text mit guter Idee abgeliefert. In deinem Alter war ich sicher nicht bedeutend besser, und ich galt in der Schule als Sprachgenie. :klug: :D

Was den allgemeinen Kritikpunkt von moonshadow angeht: Es stimmt, in Sachen Dialog fehlt da was. Lukas sollte vielleicht noch etwas zu der Geschichte sagen oder fragen, anstatt sich damit abspeisen zu lassen, und die Mutter etwas Erklärendes sagen, bevor sie geht.

Ansonsten gibt es da noch ein paar Details, die du ausbessern solltest:

Lukas drehte die kleine durchsichtige Glaskugel, duch die sich ein milchiger Schleier zog

Ich weiß, damit hast du dich schon befasst; aber ist das Wort "durchsichtig" nicht überhaupt überflüssig? Glas ist immer durchsichtig. Außerdem würdest du den offensichtlichen Widerspruch zu dem milchigen Schleier vermeiden, wenn du es streichen würdest.

Jeder Schüler hatte 3 Tage vor Weihnachten

Heute war er allerdings 10 Jahre alt geworden.

Wie war das mit dem Ausschreiben? :rolleyes:

„Mir kommt es allmählich so vor, als ob ich langsam etwas zu alt für solche Talismane bin, womit ich besser schlafen kann.“

Also, ich weiß nicht. Du und ich, wir Sprachgenies mögen ja in dem Alter so geredet haben, aber ist es typisch für einen Zehnjährigen, "allmählich", "Talismane" und "womit" als Beziehungswort zu gebrauchen? "Womit" klingt sowieso nicht so schön, besser wäre "mit denen" oder - grammatikalisch falsch, aber authentisch - "damit".
Den Satz kannst du bestimmt noch kindgerecht umformulieren.

Die Mutter antwortete nicht sofort. „Weißt du,“ antwortete sie schließlich, „mit dieser Kugel hat es etwas ganz besonderes auf sich.“

Die Wiederholung ist hier vermeidbar. "Besonderes" bitte groß schreiben. :teach:

Und dann begann sie, ihre Geschichte zu erzählen, die sie sich für solche Momente aufgehoben hatte.

Für "solche Momente"? Heißt das, sie erzählt Lukas die Geschichte öfter? Wohl kaum, auch Kinder lassen sich nicht mit Wiederholungen abspeisen. Meintest du nicht eher "...einen Moment wie diesen"?

Damit sammelt er die Gedanken und Erinnerungen des jeweiligen Menschen

Klingt nicht so schön. Wie wär's mit "dieses Menschen"?

drückte ihm einen Kuss auf die Stirn und verschwand aus dem Zimmer.

Da fehlte ein klitzekleiner Buchstabe.

Ansonsten: Viel Spaß und Erfolg bei deiner Weiterentwicklung! :thumbsup:

Ciao, Megabjörnie

 

Hi Mausilein!
Du hast in der ersten reihe duch anstadt durch geschrieben.
Du kannst sehr schön formulieren, eine schöne einschlaf Geschichte.

Lg Anaid.

 

Danke für deine Verbesserungsvorschläge, Megabjörnie. :) Ich habe manchmal ein paar Probleme, was Formulierungen angeht, wie z.B. bei des jeweiligen Menschen. Aber ich habe alles verbessert, was du mir vorgesclagen hast, danke! :thumbsup:

Anaid: Ich weiß leider nicht, was du meintest, was ich falsch gemacht/geschrieben hab. :confused:

 

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