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Die totgeglaubte Beziehung und verlorene Liebe zu einem leblosen Gegenstand

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06.05.2002
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Die totgeglaubte Beziehung und verlorene Liebe zu einem leblosen Gegenstand

Ein beschissener Tag, es war gerade so warm, das die Regentropfen die auf mich herunterprasselten, nicht zu kleinen stechenden Eiszapfen wurden, um mich zu quälen.
Was aber nicht bedeutete, das es warm war, im Gegenteil es fühlte sich kälter an, als wenn eine zentimeterdicke Schneedecke die Stadt zudecken würde. Ich versuchte mich noch ein bisschen mehr in meinen alten nassschweren Mantel zu verkriechen, aber die Suche nach ein bisschen Wärme war nicht mehr als das letzte Fünkchen Hoffnung in einem sinnlosen Kampf gegen den Winter. In Gedanken freute ich mich schon auf ein gutes Bad und eine leckere Tasse Tee, das war genau dass Richtige um einen Tag wie diesen zu vergessen. Mein Freund würde zuhause sitzen, vielleicht mit einer Überraschung auf mich warten und dann würden wir einen gemütlichen Abend vor dem Fernseher verbringen.

Ich steckte den Schlüssel ins Schloss der Haustüre und verschwand Sekunden später in dem schwarzen Loch das ich mein Heim nannte. Als ich die Türe hinter mir schloss regnete es immer noch, aber das war mir jetzt gleichgültig. Ich ging zu meinem Briefkasten und holte die Post raus. Ein bemerkenswerter Vorgang, wenn man bedenkt, das dass einzige was ich von der Post zu erwarten hatte, bloß Rechnungen waren, die ich sowieso nicht bezahlen konnte. Aber diesmal waren keine Rechnungen in meiner Post und ich ließ die Reklame in dem dafür vorgesehenen Fach liegen ohne sie mir näher anzusehen.

Ich begann meinen Aufstieg in das dritte Sockwerk, und als ich endlich oben ankam fühlte ich mich wie der Bergsteiger, der den Mount Everest zum ersten Mal bestieg, nun ja vielleicht nicht ganz so euphorisch.
Vor meiner Haustür angekommen, kramte ich noch mal die Schlüssel hervor. Wie gewohnt öffnete ich die Tür, trat ein, zog meine Schuhe aus, rief beiläufig ein kurzes „Hallo Schatz“ in das Wohnzimmer aus dem der Lärm eines zu laut aufgedrehten Fernsehers drang.
Ich hängte den Mantel auf den Kleiderhaken und erklärte weiter, das ich heute einen scheiß beschissenen Tag in der Arbeit hatte, und mich alle mal kreuzweise könnten. Und das alle Menschen da draußen hemmungslose notgeile Wichser wären.
Keine Antwort.

Als ich ins Wohnzimmer kam traf mich beinahe der Schlag.
Ich weiß nicht was ich erwartet hatte, vielleicht, dass ich nachdem ich von der letzten durchzechten Nacht heute frühmorgens mit einem mörderischen Kater in die Arbeit ging, mein Freund sich die Mühe gemacht haben würde, ein bisschen aufzuräumen und mich mit einem Abendessen zu begrüßen oder wenigstens mit einem „Hallo“. Ich war tatsächlich so naiv, zu glauben mein Freund hätte auch nur einen Finger gerührt, um die Bude in Schuss zu bringen. Faules Pack.
Er sagte immer noch nichts. Es regnete immer noch.

Ich stand da, betrachtete eine Weile den verstaubten Fernseher, der noch auf demselben Programm lief, als ich die Wohnung verließ, um ein bisschen Kohle anzuschaffen. Dann schweifte mein Blick über den Fauteuil, der mit Bierflaschen übersäht war, bis hin zu dem kleinen Wohnzimmertisch, auf dem eine alte vergammelte Pizza, ebenso alte Zeitungen, etliche verschmutzte Gläser und eine halbgare Flasche Jack Daniels die übriggebliebenen Zeugen einer versoffenen Nacht waren, und darauf warteten in den Zeugenstand gerufen zu werden, um dem Gericht zu verkünden, das ich sie wegen krankhaften Alkoholismus geleert hätte. Die Anklage lautete: “ Fahrlässige und vorsätzliche Tötung von Gehirnzellen, Verletzung meiner menschlichen Würde sowie Missbrauch der eigenen Handlungsfreiheit.

Ich schaltete unter lautem Fluchen die Klotze aus, und drehte mich, um, in der Absicht meinen Freund eine ordentliche Standpauke zu halten. Er lag noch immer auf der Couch und rührte sich nicht. Ich warf dem nichtsnutzigen Tollpatsch vor, ein alter vergammelter Schnorrer zu sein, ein versoffener blinder Egoist, der immer nur an seinen nächsten Drink denken konnte und sich um nichts auf der Welt einen Dreck schert. Was für ein mieser Penner. Es war endgültig aus. Ich ließe mir das nicht länger gefallen, meinte ich mit hochrotem Kopf, während ich gleichzeitig den Wohnzimmertisch mit einer Handbewegung sauberfegte. Ich ging in Küche und stellte eine Tasse Wasser in die Mikrowelle, denn meinen heißen Tee wollte ich mir nicht nehmen lassen. Aber aus dem gemütlichen Abend zu zweit würde wohl heute leider nichts werden. Ich schimpfte weiter mit meinem Freund auf der Couch der sich wie immer still alle Beschuldigungen anhörte, alle Beschimpfungen duldete und alle Drohungen überhörte. Ich wollte ihn umbringen. Dann wollte ich mich umbringen. Und dann wiederum wollte ich jeden ätzenden Menschen auf diesem gottlosen verfluchten Planteten den Garhaus machen.

Wahrscheinlich aber würde ich nichts von alldem machen und eine Tasse Tee trinken.
Nach der Tasse Tee beruhigte ich mich etwas, vielleicht war es aber auch das Beruhigungsmittel Bromazepam, das ich zuvor genommen hatte.
Nach einem Streit mit meinem Freund war ich immer emotional im Eck und ich beschloss, nachdem sich keinerlei versöhnliche Haltung bei meinem Freund einstellte, ein gutes Bad zu nehmen. Ich pflanzte meinen Arsch in das Bad und zog mich aus.
Ich betrachtete meine kurzen selbstgeschnittenen Haare und mein fast maskulines Gesicht, das aussah, als hätte es mal einen Boxkampf verloren, und sprach zu meinem Spiegelbild:
„Loser! Du elender Loser. Du Nichtsnutz! Du Enddarmkrütze! Du stinkendes selbstverliebtes nichtsandersliebendes Haufen Scheiße! Du Rossettensurfer! Du schwule Sau!“
Als ich fertig war mich selbst zu beschimpfen betrat ich Wanne und nahm zufrieden ein Bad.
Es war nicht meine Schuld. Und es war auch nicht die Schuld meines Freundes. Wir sind was wir sind.
Ich nahm mir vor, nachdem ich fertig war, meinem Freund zu verzeihen und ein bisschen mit ihm rumzukuscheln.

Als ich aus der Wanne stieg und mich abtrocknete, tönte gerade antörnende klassische Musik von den Nachbarn herüber, die sie nur deshalb so laut aufgedreht hatten, damit ihr lautes Gebumse nicht durch das Stockwerk drang, wo jeder sie hören konnte.
„Ach, scheiß auf rumkuscheln ich brauchte jetzt einen ordentlichen Fick“, sagte ich zu mir.
Ich ging ins Wohnzimmer und legte mich auf meinen Freund. Ich streichelte ihn, liebkoste ihn, küsste ihn, flüsterte ihm liebevolle Sachen zu.
Ich zog mich aus und rieb mein Ding sanft an der Decke bis es anschwoll, als wolle es dem Empire State Building Konkurrenz machen.
Aber von meinem Freund war keine Regung zu spüren, wahrscheinlich hatte er keine Lust.
Wie auch immer, er war sowieso weder besonders zärtlich noch besonders gut im Bett.

Ich stand auf und holte mir einen Porno den ich mir dann reinzog. Ich machte es mir auf dem Fauteuil gemütlich, den ich vorher von den Bierflaschen befreit hatte, legte vorher eine Reihe Taschentücher neben mir auf den Tisch und begann meinen Schwengel zu massieren. Ich gekrümmter Haltung mit heftiger Atmung und Schweißperlen auf dem Gesicht, bewegte ich meine Hand in einem Tempo auf und ab, als würde es sich um Hochleistungssport handeln. Wenn Wichsen einmal eine olympische Disziplin werden würde, dann wäre es ernsthaft zu überlegen, ob ich nicht in eine Vorausscheidungsrunde gehen sollte. Der Gedanke, das ich als Sportstar Nummer Eins von den Zeitungen prangte, mit dem Schniedel in der Hand von der Bravo grinste, umschwärmt von lauter Teenies die noch nicht einmal Haare auf der Möse hatten, brachte mich schließlich zu meinem wohlverdienten Höhepunkt. Ich grunzte und schnaufte noch ein paar Sekunden vor mich hin, und begann dann mir die Hände mit dem Taschentuch sauber zu wischen.

Verdammt war ich müde. Ich war immer so müde nach dem Sex mit meinem Freund.
Ich machte das Licht aus und kroch zu ihm ins Bett.
„Ich liebe dich so sehr!“, flüsterte ich ihm zu. Ich legte meine Arme um links und rechts um ihn und streichelte ihn sanft. Dabei küsste ich zärtlich meine eigene Hand und stellte mir vor wie mein Polster das Objekt meiner Begierde, meine Traumfrau, wäre. „Ich liebe dich!“, sagte ich zu meinem Polster und vergrub mein Gesicht in dem Kissen.
Draußen regnete es immer noch.

 

Eine seltsame, traurige Geschichte.

Das Bild mit den stechenden Eiszapfen zu Beginn hat mir nicht so gut gefallen, und Du solltest nochmal drüberlesen, um ein paar Flüchtigkeitsfehler (vor allem das/dass am Anfang) zu editieren.

LG!
Tanja

 

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