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Die Topflappen des Teufels!
Es war Mitternacht und ein unüberhörbares Krachen war zu hören. Völlig verängstigt fasste Mary an die Hand ihres stark gebauten und oft sehr verwirrten Mannes und fragte: „Was war das?“
„Ein lautes Krachen … Hat etwa Onkel Charlie deine Urgroßmutter wieder in den Wandschrank gesperrt?“, wollte der ungepflegte Stuart wissen.
„Wie oft soll ich dir das noch sagen, du Depp? Urgroßmutter ist schon seit 20 Jahren tot!“
„Und was ist mit Onkel Charlie?“
Mary verdrehte genervt die Augen. „Zum hundertsten Mal: Wir haben nie einen Onkel Charlie gehabt! Merk dir das jetzt endlich, sonst vergesse ich mich noch!“
Und wieder hörte das Paar ein Krachen - nur dieses Mal etwas lauter, als ob irgendetwas eingestürzt wäre. „Was ist das nur? Das macht mich noch wahnsinnig!“, beschwerte sich Stuart, während er wie ein Verrückter aus dem Bett sprang. Daraufhin tastete er sich mit langsamen und vorsichtigen Schritten immer und immer weiter in die Küche.
Urplötzlich, ohne jegliche Vorwarnung, begannen die Topflappen, welche auf dem Tisch lagen, wie ein Stern hell aufzuleuchten. Erschrocken fiel Stuart zu Boden und sah anschließend mit seiner gerade angerannten Frau dabei zu, wie sich das Licht immer weiter verstärkte. Nun war es so dermaßen stark, dass die Beiden für kurze Zeit erblindeten.
„SCHEIßE … Was geht hier ab, man?“, schrie Stuart wie von allen Geistern verlassen, als er ohne jegliches Raum- und Zeitgefühl durch die Küche stolzierte. Schließlich stolperte er über seine eigenen Hauspantoffeln und landete zu Boden.
„Okay, das ist wirklich abgefahren“, sagte er zu sich selbst.
Als beide wieder recht zur Besinnung kamen, herrschte wieder völlige Stille. Stirn runzelnd schüttelte Stuart ungläubig den Kopf.
„Das war verrückt und höchst beunruhigend ...“
Mary nickte zustimmend. „Am besten … wir verlieren darüber kein einziges Wort mehr … Das wird das Beste für uns alle sein … Falls du mich suchst – ich bin im Wohnzimmer. Ich muss jetzt einfach so schnell wie möglich irgendetwas putzen …!“
„Ja, mach das, Weib!“, schnaubte Stuart mittlerweile genervt vor sich hin, während er dabei zusah, wie seine Frau noch etwas schwindelnd ins andere Zimmer verschwand.
„Sie hat einen knackigen Arsch“, brummte eine tiefe Stimme.
„Wer hat da gesprochen?“, kreischte Stuart fast zu Tode erschrocken. Ihm fiel bereits der pure Angstschweiß von der Stirn. „Jetzt hör ich schon Gespenster. Mit mir geht es bergab ...“, seufzte er.
„Ja, so sieht es aus!“, ließ die Stimme Stuart wissen.
„OKAY … WER IST DA?“, kreischte der Mann. Er erblickte daraufhin doch tatsächlich lachende Topflappen auf dem Tisch, die wie die Bekloppten hin und her tanzten und eigenartige Grimassen schnitten.
„WAS GEHT HIER AB? IHR KÖNNT JA SPRECHEN!“, rief er völlig mit den Nerven am Ende und vor Angst schlotternd.
„Ja, na klar, du Arsch! Und nicht nur das!“, kicherte ein Topflappen, während er danach einen 10-Sekunden-Furz ertönen ließ.
„Okay … Ich weiß zwar nicht, was hier gespielt wird, aber ich würde als erstes gerne in Erfahrung bringen, was es mit diesem Licht von vorhin auf sich hatte?“
„Es kam aus einer anderen Dimension und hat uns, Topflappen, zum Leben erweckt! Reicht dir das als Antwort, Dickerchen?“
„Achso, natürlich“, meinte Stuart ironisch, „und morgen erweckt das Licht dann bestimmt meine Brotschneidemaschine zum Leben, die mir dann anschließend einen Vortrag über ihre Magenprobleme hält, nicht wahr?“
„Deine ironische Ausdrucksweise ist ja zum kotzen!“, rief einer der Topflappen. „Ein klares Zeichen dafür, dass du sexuell nicht befriedigt und ausgeglichen bist!“
„EINEN AUGENBLICK MAL! Ihr, Topflappen, seid nicht mal gerade 7 Minuten zum Leben erwacht und schon wollt ihr mir einen Vortrag über sexuelle Unbefriedigtheit halten?“
„Wir haben mehr Fähigkeiten, als du denkst! Statt uns sinnlos auf den Sack zu gehen, könntest du es deiner Frau jetzt mal wieder so richtig besorgen … bis ihre Augenbrauen an den Backenzähnen hängen und wie Glöckchen läuten!“
„Ich lass mir doch nicht von Topflappen vorschreiben, wann ich meine Frau zu … SCHEIßE! DAS IST ABGEFAHREN!“
„Ist die ganze Situation etwa zu viel für dich? Du kannst die Wahrheit doch nur nicht verkraften! Sei froh, dass sie dir mal überhaupt einer erzählt, du Saftsack!“, meinte ein anderer Topflappen.
„Ich bin einfach nur etwas durcheinander, weil ich mich mit euch unterhalten kann! Ich meine … meine Eltern hatten auch solch eine Gabe! Papa konnte sich an der Wäscheleine immer mit grünen oder roten Wäscheklammern unterhalten und meine Mutter mit einer alten Holzbrücke im Stadtpark …!“
„Ist doch schön! Zaubere deiner Braut ein Kind herbei – und das kann sich dann wahrscheinlich mit deinen Schamhaaren unterhalten, die hier überall in der Wohnung wie wild herumliegen! Mein Gott - ist das widerlich! Endlich können wir mal unser Maul aufmachen und dir unsere Meinung sagen!“
„Jetzt werdet ja nicht frech!“, drohte Stuart mit erhobenem Zeigefinger.
„Ach, halt doch die Klappe! Du hast doch keine Ahnung, mit wem du dich da anlegst!“
Währenddessen färbte sich die Nacht immer schwärzer und schwärzer. Im Inneren des weißen Nachbarhauses, direkt am Ende des kleinen Dorfes, regte sich nichts – außer zwei Jugendlichen gleichen Alters, die jeweils ein weißes und vollkommen von Achselschweiß überzogenes Oberteil trugen. Nachdenklich kratzte sich Frank an seine Pickel überfüllte Wange und murmelte ungeduldig: „Na? Was ist denn jetzt, Jack? Wird das heute noch was?“
„Hab doch Geduld, du Idiot ... Ich muss doch erstmal den Karton holen!“
„Achso … Entschuldige bitte“, meinte Frank sarkastisch.
Im selben Augenblick kniete sich Jack zu Boden und holte einen alten, staubigen und von Spinnennetzen übersäten Karton unter seinem noch weniger sauberen Bett hervor.
„Du wirst staunen, was du gleich zu Gesicht bekommen wirst“, versprach er mit erwartungsvollem Gesichtsausdruck, als er den Deckel des Kartons mit einer langsamen Bewergung abhob.
„Darf ich mal raten? Ein Nasenhaar von deinem Onkel?“
„Nein, heute mal nicht … Heute zeige ich dir mal das Nasenhaar meines Postboten!“
Urplötzlich zerbrach das Fenster und lauter kleiner Topflappen kamen mit fürchterlichem Geschrei reingesprungen. Jack und sein Kumpel sprangen wie die Verrückten auf und brüllten hysterisch.
„Ich hab es doch gewusst! Ich habe es dir immer gesagt!“, sagte Jack zu seinem Freund völlig außer Rand und Band. „Ich habe es dir tausendmal gesagt! Eines Tages wird die Menschheit angegriffen – zwar nicht von Wäschespinnen, die vom Teufel besessen sind, wie ich es immer prophezeit habe, aber egal … Topflappen, die vom Teufel besessen sind, sind doch auch ziemlich originell ...“
„Das meinen wir aber auch!“, kreischte die riesige Ansammlung von Topflappen, während sich diese zu einer riesigen Faust formte und die beiden geschockten, jungen Männer aus dem offenen Fenster stieß. Frank und sein Kumpel fielen steinhart auf den Boden und ihre Köpfe zerquetschte es in nur binnen Sekunden zu kaum erträglichen Fleischklumpen.
Stuart konnte dank seines Fernglases jeden Augenblick dieses schrecklichen Zwischenfalls beobachten.
„Das sind die Topflappen des Teufels!“, schrie er fassungslos.
„Wie hast du das nur erraten?“, flüsterte ihm plötzlich einer der Lappen ins Ohr.
„Scheiße! Fuck!“ Vollkommen erschrocken ließ er das Fernglas fallen und sah auf das kleine Etwas auf seiner Schulter.
„Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du furchtbar unter den Achseln müffelst?“, lachte der Topflappen.
„Sonst noch irgendetwas, du kleines unverschämtes Ding?“
„Ja, ich habe ein Gedicht über dich verfasst! Es reimt sich sogar:
Dieser unerbittliche Schweißgeruch umrundet dich,
ist das noch so sehr verwunderlich?
Zwischen deinen Fußzehen sitzt er sogar auch noch fest!
Das gibt mir jetzt echt den Rest!
Du hast ihn immer mit dabei,
auch wenn er riecht wie ein verfaultes Ei!“
„Okay … Jetzt reicht´s ...“, brüllte Stuart kurz vor dem Nervenzusammenbruch und rannte zu seiner Frau, die sich bereits wieder im Bett befand.
„Du wirst es mir bestimmt nicht glauben“, keuchte Stuart außer sich vor Puste. „Unsere Topflappen sind zum Leben erwacht! Sie haben die Nachbarskinder umgebracht und jetzt sind sie hinter mir her! Einer hat sogar ein Gedicht über mich gehalten …!“
„Jetzt bist du wirklich am Tiefpunkt angelangt, Stuart! Belaste mich mit deiner lebhaften Fantasie bitte erst morgen wieder, okay? Ich will jetzt nämlich schlafen!“
„Ich weiß selbst, dass sich das krank anhört – das brauchst du mir nicht zu verdeutlichen, aber wenn wir nicht schnellstmöglich handeln, wird dieses Dorf innerhalb nur weniger Stunden in eine lebende Topflappen-Hölle verwandelt werden! Wir müssen die Bewohner von hier wegbringen!“
„Ich weiß wirklich nicht, was du mit diesem Unsinn bezwecken willst!“
Plötzlich erblickte Mary die Schar der Topflappen auf sich zukommen und war wie zu Stein erstarrt. „Ich muss träumen … das kann doch nicht sein ...“, murmelte sie.
„Ich fürchte, es ist die Realität … Und das Schlimmste daran: Sie können reden!“
„Was? Ist das dein Ernst? Und ich dachte nach Opas sprechenden Fußpilz kann es nicht mehr schlimmer kommen!“
„Was?“
„Der hatte doch tatsächlich einen französischen Akzent! Wer weiß, wo sich Opa den eingefangen hat ...“
Ehe sich das Ehepaar versah, waren sie bereits von den Topflappen umzingelt worden.
„Noch ein paar letzte Worte?“, fragte ein Topflappen mit einem eiskalten Lächeln.
„Ja, habe ich, du Arschloch!“, meldete sich Stuart selbstbewusst zu Wort und ließ einen gigantischen Furz ertönen. Die Topflappen wichen zu Tode erschrocken zurück und explodierten kreischend nacheinander. Der Geruch war für sie kaum zu ertragen.
„Verdammt … der war nicht schlecht ...“, weinte der letzte Topflappen in all seiner Verzweiflung, als auch er sich mit einem dumpfen Schlag verabschiedete.
Einige Minuten danach war es nun totenstill im Schlafzimmer des Ehepaares Rodnick. Als die gerade stattgefundenen Ereignisse einigermaßen wieder verarbeitet wurden, fragte Stuart: „Was mich mal brennend interessieren würde … Wieso haben wir es eigentlich immer im Wandschrank getrieben?“
„Baby, das weißt du doch ...“, flüsterte Mary, während sie ihren Ehemann an der Nase genussvoll streichelte. „Dort drinnen roch es immer etwas leicht nach Opas Sportsocken. Du weißt doch, dass mich so was anmacht ...“
„Achso ...“, lächelte Stuart. „Mein Gott, ich liebe dich, Baby!“
Ende