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Die Todeswette (verbesserte Version)

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05.07.2003
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Die Todeswette (verbesserte Version)

Es war kalt und nass und ich wünschte mich zurück in die Geborgenheit meines warmen Bettes.

Stattdessen stand ich hier am Samstagabend, mit meiner Freundin Julie und etwa einem Dutzend, ebenfalls vor Kälte schlotternden Halbwüchsigen, kurz vor Mitternacht, am Eingang des recht großen Uphill-Friedhofs von Hastings, im schönen, aber zu dieser spätsommerlichen Jahreszeit, bereits schon recht kühlem Staate Nebraskas.

Wir alle hatten unseren Eltern erzählt, dass wir auf einer Party in Mister Goldlands Scheune wären.
Mister Goldland war der Ortsansässige Friedhofsgärtner und hatte ein kleines, aber florierendes Blumengeschäft, dass nur eine Strasse weiter von dem Haupteingang des Uphill-Friedhofes entfernt lag.

Hinter seinem Haus, besaß er eine ausgebaute Scheune, die er manchmal für Kindergeburtstagspartys und andere Feiern gegen geringes Entgelt zur Verfügung stellte; und diese Scheune, sollte heute Nacht unser Alibi sein.

Mister Goldland war durch sein hilfsbereites und freundliches Wesen, bei allen die ihn kannten, recht beliebt.
Niemand der Eltern, machte sich also große Gedanken, als wir behaupteten, dass wir eine Party in seiner Scheune veranstalteten würden.

Ebenso wenig Gedanken machten wir uns allerdings auch darüber, was passieren würde, sprach jemand der Eltern ihn versehentlich darauf an.
Denn der gute Mister Goldland wusste von keiner Party in seiner Scheune.

Und für eine Party, wie sie gewöhnlich bei Berry ablief, hätte er uns kaum seine Erlaubnis erteilt.

Und das war eben einer der Gründe unserer nächtlichen Verschwörung:
Julie und ich wollten unbedingt Mitglieder in der begehrtesten Clique von Hastings werden; den „Berry Dogs".

Als anerkanntes Mitglied erhielt man eine schicke Teamjacke mit dem eigenen Namen hintendrauf und war privilegierter Gast bei einer der abgefahrensten Partys in Hastings und Umkreis.

Dieser Berry Holander, war ein sportlicher Typ von achtzehn Jahren und der Anführer der hiesigen "Berry Dogs", sowie Kapitän der Hastings-Highschool Football Mannschaft.
Er kam aus wohlhabendem Haus und gründete
-wahrscheinlich mehr aus reiner Langeweile-
vor etwa zwei Jahren die „Berry Dogs".
Die Jacken für seine Anhänger, zahlte er von seinem mehr als üppigen Taschengeld selbst.

Einmal im Monat veranstaltete er dann eine heiße Mitgliedsfete in dem Haus seiner Eltern, die in der Regel an diesem Abend ihre Verwandten in Clay Water besuchten.
Und diese Party war eben Legendär unter uns Jugendlichen:
jede Menge Bier - das er natürlich ohne Wissen seiner Eltern durch einen bereits volljährigen Bekannten organisieren ließ -, einen riesigen beheizten Swimming-pool, Essen bis zum Abwinken und, und, und.
Die Reihenfolge dieser Gegebenheiten, bestimmte dann in der Regel den Verlauf der Party…

Berrys Aufnahmeprüfung ließ den meisten von uns Teenies, allerdings einen kalten Schauer den Rücken hinunter laufen.

Er nannte sie schlicht die „Todeswette“.

Allein der Name flösste schon Respekt ein.

Tatsächlich aber, bestand diese „Wette“ aus einer Mutprobe, die darin bestand, mitten in der Nacht auf den Friedhof zu schleichen, von einer bestimmten Grabreihe, die recht weit in der Mitte lag, eines der noch wenigen erhaltenen Holzkreuze aus der Zeit des zweiten Weltkrieges, herauszuziehen und dem vorm Eingang wartenden Berry zu übergeben.

Damit war die Aufnahmeprüfung bestanden.

Am nächsten Tag, musste es derjenige allerdings, in einer Jacke, oder Decke gewickelt, wieder an seinem Platz stecken.
Da es sich bei den missbrauchten Gräbern um ehemals gefallene Soldaten handelte, die niemand mehr besuchte, wurde dieses Sakrileg in der Regel nicht weiter bemerkt.

Das würde in jedem Fall kein Spaziergang heut’ Nacht werden.
Wer von uns Teenies hatte nicht all diese Horrorgeschichten und Gestalten im Kopf, die wir uns unzählige Male im Fernsehen, oder auf Videos rein gezogen hatten.
So geprägt, kämpfte ich bis heute, nach jedem Gruselstreifen den ich mir ansehe, gegen den Drang unter meinem Bett nach dem Rechten zu schauen, bevor ich mich hinein legte.

Brian und Marc standen direkt neben mir.
Sie waren bereits aufgenommen; hatten die Mutprobe im letzten Monat hinter sich gebracht.

Brian war ein guter Freund von mir. Ein schmächtiges Kerlchen mit unscheinbarem Gesicht, aber ansonsten sehr angenehm.

Marc war unser Beau auf der Highschool. Hatte eigentlich gute Chancen bei der Frauenwelt.
Leider stand ihm seine Schüchternheit meistens im Weg.
Beide hatten mir von der wilden Party erzählt und mich überredet einzusteigen.
Wie sie es auch mit Julie taten.
Allerdings hätte sie mich auch nur ungern alleine zu der Party bei Berry gehen lassen.

Dann erwähnten die beiden auch diese „Todeswette".

„Du betrittst eine andere Welt“, schnabulierte Brian.
„Du fühlst Dich wie ein Eindringling und machst dir vor Schiss fast in die Hose“, fügte er Großspurig hinzu.

„Ich würde es kein zweites Mal tun“, sagte Marc leise.
„Es war wie eine Fahrt durch eine Geisterbahn, nur zehnmal schlimmer.“

Ich hielt die Aussagen für ein wenig überzogen.

So ähnlich dachte wohl auch Julie, die über die Geschichte der zwei ihre Witze machte.

Ich mochte Julie sehr.
Sie hatte ein herzhaftes Lachen und war auch ansonsten ein dufter Typ. Sie trug ihre Haare recht kurz und hasste Kleider.
Ihr Standard Outfit bestand generell aus abgewaschenen Jeans Turnschuhe und Pullovers.
Ihre Eltern ließen sich vor ein paar Jahren scheiden. Diese Trennung hatte sie, glaube ich, bis heute nicht überwunden.
Vielleicht war das der Grund, warum sie nie so richtig Nähe zuließ.
Nach aussen hin demonstrierte sie meistens Stärke, doch spürte ich die Traurigkeit und Angst, die in ihr fest saßen.

Ein leiser Pfiff erklang in der nächtlichen Stille und wir sahen Berry um die Ecke biegen.

Auf Berrys Gesicht lag ein breites Grinsen, das durch eine kleine Zahnlücke noch verstärkt wurde.
Sein braunes langes Haar, trug er als Zopf nach hinten, was ihm etwas „Cooles“ verlieh.
In der Hand hielt er eine dünne Zigarre, an der er genüsslich sog.

Die anderen begrüßten ihn lächelnd mit Kumpelhaftem Schultern klopfen, was er sichtlich genoss.

„Ihr meint es allem Anschein nach Ernst, mit der Aufnahme bei meinem Verein, was?“, sagte er schließlich eine blaue Wolke dabei ausatmend.

Neugierig musterte er Julie und mich.

„Klar“, antwortete ich knapp, „sonst wäre wir beide wohl kaum hier; vor allem bei diesem Wetter.“

Berry sog lässig an der Zigarre.

„Die Einstellung gefällt mir“, meinte er lachend.
„Also, wie sieht’s aus? Wer will von euch beiden zuerst?“

Ich warf einen fragenden Blick zu Julie, die plötzlich gar nicht mehr so selbstbewusst auf mich wirkte.

„Kann Julie nicht mit mir zusammen gehen?“, fragte ich aus einer instinktiven Eingebung heraus.
„Wir könnten ja gleich zwei Kreuze mitbringen, oder? Dann würde das Ganze auch nicht solange dauern und niemand müsste länger als nötig in dieser Kälte herumstehen.“

Berry verzog angewidert das Gesicht. Doch bevor er noch irgendwas erwidern konnte, platzte Julie dazwischen.

„Das ist lieb gemeint von Dir, Josh, aber ich kann auf mich aufpassen“, sagte sie ein wenig trotzig.
„Ich werde alleine gehen.“

Berry nickte zufrieden.

„Das wollte ich hören. Noch nie ging jemand zu zweit zu dieser Mutprobe. Das wäre gegen die Regeln.“

Er drückte mir eine kleine Taschenlampe in die Hand.

„Hier! Das ist das einzige Hilfsmittel das ich erlaube", meinte er sachlich.
„Du weißt was Du wo zu holen hast?“

„Das Kreuz vom alten Tucker in der ersten Reihe", antwortete ich umgehend.

Ich schaltete die Taschenlampe ein und überprüfte ihren Lichtkegel an der Friedhofswand. Er war klein aber ausreichend, um zu sehen wohin man seine Füße setzte.
Ein kleines Stück weiter stand eine Strassenlaterne und spendete uns etwas Licht. Die hätte ich gerne im Friedhof gehabt, dachte ich schwermütig; und zwar alle zehn Meter...

Ein prüfender Blick in die Gesichter der anderen zeigte mir, dass man mich nicht gerade beneidete. Jeder der dieses Abenteuer hinter sich hatte, wusste was mich und Julie erwartete.

Der Mond, der noch bis vor einigen Minuten recht hell leuchtete und eine Taschenlampe beinahe entbehrlich gemacht hätte, wurde langsam von aufkommenden dunklen Gewitterwolken verdeckt.
Das machte das Ganze nicht gerade einfacher. Ein Unwetter hätte mir gerade noch gefehlt.

Berry zeigte mit ausgestrecktem Arm und auffordernder Mimik in Richtung Friedhof.
Es gab nichts mehr zu besprechen.

Mit einem leisen Fluch erklomm ich die Mannshohe Steinmauer.
Sekunden später befand ich mich bereits im Reich des ewigen Friedens und knipste mit zittriger Hand die Taschenlampe an.
Der schmale Lichtstrahl, verlieh dieser unheimlichen Welt nur wenig Vertrautes.

Nach einigen Metern hatte ich mich halbwegs orientiert und lief einen schmalen Pfad zwischen zwei Grabreihen entlang.
Abwechselnd schwenkte ich den Lichtkegel nach rechts und links.
Für Bruchteile von Sekunden, erhellte der dünne Strahl Grabsteine, die es hier in allen künstlerischen Formen und Ausführungen gab.

Ich ertappte mich selbst dabei, dass ich insgeheim die Toten um Verzeihung für die nächtliche Ruhestörung bat.

Der Pfad teile sich und so folgte ich dem linken, der mich kurze Zeit später auf den Hauptweg führte.

Hier fühlte ich mich ein wenig besser, da keine Gräber den Weg säumten. Lediglich Bäume reihten sich auf beiden Seiten zu einer Allee aneinander.

Unvermittelt zerriss ein schriller Schrei die Dunkelheit und ließ mich vor Schreck zusammen fahren.
Eingeschüchtert leuchtete in die Richtung, aus der das hässliche Geräusch kam.

Wieder ertönte ein schriller Schrei, den ich endlich erkannte: es war der nächtliche Ruf des Käuzchen.

Erleichtert atmete ich tief durch und setzte meinen Weg fort.

Zwei Minuten später kam ich endlich an die Grabreihen der Kriegsgefallenen.
Ich bog in die erste Reihe und betrat den kaum einen Meter breiten Pfad aus fest gestampftem Lehm.

Langsam schritt ich an den einzelnen Kreuze entlang, die am Kopfende der Gräber in der Erde steckten und las die mit schwarzem Lack hin gepinselten Namen, die matt durch die lasierte Oberfläche im Schein derTaschenlampe glänzten.

Hinter den Kreuzen lief ein dichtes Band von hohen Büschen, die so die einzelnen Grabreihen begrenzten.
Es gab keinen Rand, oder sonstige Verzierungen der einzelnen Gräber, lediglich ein leicht ungepflegter Rasen bedeckte durchgehend die eng aneinander beerdigten Gefallenen.

Das zehnte, oder elfte Kreuz gehörte endlich Edwin Tucker, auf dem lediglich das Todesjahr „1944“ und sein Name standen.

Ich war am Ziel.

Ein Seufzer der Erleichterung entwich meiner angespannten Psysche.
Trotzdem erschien mir das Ganze bisher leichter, als erwartet.

In diesem Augenblick jedoch erlosch die Taschenlampe.

Vor lauter Schreck wäre sie mir beinahe runter gefallen.
Wie ein Wilder schüttelte ich das Ding hin und her, doch sie wollte einfach nicht mehr angehen.
Ein aufkommender Wind, versetzte die Blätter der allgegenwärtigen Bäume in heftiges Rauschen, was sich in meiner beginnenden Panik, eher wie das wilde Fauchen Hunderter von aggressiven Katzen anhörte.

Kopflos stolperte ich keuchend rückwärts und schlug verzweifelt die Taschenlampe gegen meine flache Hand.

Der kalte Angstschweiß trat mir aus allen Poren.

Ohne Licht war ich den Kräften der "Finsternis" hilflos ausgeliefert.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis ich meinen Verstand der Panik opfern müsste.

In meiner Kopflosigkeit hatte ich mich unbemerkt den hohen Büschen in meinem Rücken genähert, als etwas Hartes bedrohlich nach mir griff.

Schreiend wirbelte ich herum und fiel durch meinem eigenen Schwung rücklings vor Tuckers Rasenstück.

Eine schemenhaft riesige Gestalt, deren Umrisse sich nur schwach vom dunklen Hintergrund abhoben, stand vor mir und streckte den Arm, der ein wenig über die Büsche hinaus ragte, drohend in den nächtlichen Himmel.

Nun ergriff mich vollends die Panik.

Wie ein Verrückter schrie ich aus vollem Hals und stieß mich mit strampelnden Beinen rückwärts über die schmale Rasenfläche bis ich mit dem Kopf gegen eins der Holzkreuze knallte.

In dieser Sekunde leuchtete die Taschenlampe, gleich einem Rettungsanker in der bittersten Not, wieder auf.

Sofort versuchte ich hektisch den Strahl auf die ominöse Gestalt zu richten, in banger Erwartung, das schlimmste zu sehen was ich mir nur vorstellen konnte.

Was hatte es auf mich abgesehen?
Ein Werwolf, ein Zombie, oder gar ein blutrünstiger Vampir…?

Der Lichtstrahl fand endlich sein Ziel.

Es war eine Überlebensgroße Engelsgestalt, die versteckt zwischen den Büschen ihre stumme Wache hielt.
Erst auf den zweiten Blick, erkannte ich die schräg nach unten weisende Hand, die mir so heimtückisch an den Rücken gefasst hatte.


Verdammt! Dieses Scheiß Ding hätte mich beinahe zu Tode erschrocken.

Allmählich beruhigte ich mich wieder ein wenig und erhob mich ächzend vom Boden.
So nach und nach, stand dieses Abenteuer nicht mehr im Verhältnis zu der erwarteten Belohnung.

Mein Gott! Wie sollte Julie das alles erst bewerkstelligen?

Der Gedanke an Julie, brachte ich mich wieder zu meinem eigentlichen Vorhaben zurück.

Ich betrachtete das Kreuz, gegen das ich mit dem Schädel gestoßen war.

Es gehörte Tucker.

Mit nervösen Fingern klemmte ich mir die kleine Taschenlampe zwischen die Zähne und zog
Respektvoll das kaum einen halben Meter hohe, recht leichte Holzkreuz aus der weichen Erde, ein flüchtige Entschuldigung dabei zu Tucker murmelnd.

Kurz darauf trat ich mit einem Gefühl von Schuld im Nacken den Rückweg an.

In nicht allzu weiter Ferne zuckte ein Blitz und ich hoffte, dass das Unwetter weiter zog.

Das Fauchen der Baumkatzen hatte sich zwar wieder in das Rauschen der Blätter verwandelt, dennoch bewegte der aufgekommene Wind, die schweren Äste leicht auf und ab, so das sie wie riesige, verkrüppelte Arme auf mich wirkten, die mir, um meines Frevels Willen, auflauerten und nur darauf warteten, dass ich ihnen zum Greifen nahe kam.

Ich begann mich auf den kleinen Lichtkegel vor meinen Füssen zu konzentrieren und versuchte jeden Gedanken an irgendwelche Schauergestalten zu verdrängen.

Aber ohne großen Erfolg.

Ein krachender Donnerschlag durchdrang mich bis ins Mark und gab meinem, ohnehin schon überreizten Nervenkostüm, den Startschuss für einen Spurt.

Wie von Furien gehetzt, rannte ich das letzte Stück bis zur Mauer, vorbei an den zu mehrarmigen mutierten Monsterbäumen; vorbei an schwankenden Zombie-Büsche, die zischend und tuschelnd nach mir gierten.

Der wild zuckende Lichtstrahl meiner Lampe, ließ die Umgebung für Momentaufnahmen zu unwirklichen Bildern erscheinen.

Meine Brust begann zu schmerzen und ich schnappte keuchend nach Luft.
Das Grauen war mir scheinbar dicht auf den Fersen und es war nur noch eine Frage der Zeit bis es mich eingeholt hatte.

Fast wäre ich mit der Mauer zusammen geprallt, die ich in allerletzter Sekunde noch wahrnahm.

Mit einem Ruck warf ich das Holzkreuz hinüber und landete kurz darauf völlig außer Atem auf der anderen Seite.

„Bist Du des hellen Wahnsinns?“, fauchte mich Berry an. „Hättest mich um ein Haar mit dem verdammten Kreuz erschlagen.“

„Entschuldige, Berry", schnaufte ich immer noch völlig außer Atem, „aber mit dem Kreuz unterm Arm klettert man nicht besonders gut."

Ein breites Grinsen trat an Stelle seines mürrischen Gesichtsausdrucks, als er das Kreuz aufhob und den Namen laut vorlas.

„Edwin Tucker! Gratuliere, Josh, Du hast es tatsächlich geschafft. Willkommen bei den Berry Dogs!"

Die Anwesenden klatschten verhalten und Berry klopfte mir annerkennend auf die Schulter.

Aus der Gruppe schälte sich ein Mädchen mit einer ins Gesicht gezogenen Baseballkappe.
Es war Lilian. Ich kannte sie zwar nur flüchtig, wusste aber, dass sie mal mit diesem Berry zusammen war.

„Wir haben Dich schreien gehört“, sagte sie mit zittriger Stimme, "Was war los?"

„Ihr habt mich schreien gehört?“, fragte ich erstaunt.

„Ja, wir dachten schon Dir wäre etwas passiert.“

Ich wollte mir alles, nur keine Blöße geben. Nervös suchte ich nach einer vernünftigen Erklärung.

„Äh, na, ja, weißt Du, die Sache ist die… ich…“

„Es ist schon okay“, fiel mir ein anderer, den ich noch nicht kannte, ins Wort.
„Niemand sagt, dass es dort drinnen leicht ist. Glaub’ mir: so einige haben den einen, oder anderen Angstschrei von sich gelassen.“

Ich nickte zustimmend, dankbar, aus der Verlegenheit gerettet worden zu sein.

Nun war ich endlich Mitglied in der begehrtesten Clique der Stadt; und dennoch fühlte ich in dieser Sekunde keine wirkliche Genugtuung.

Berry zündete sich eine neue Zigarre an sah zu Julie, der man selbst bei dem schwachen Licht der Laterne ansah, wie blass sie wurde.

„Also, Süsse, dein Freund hat vorgelegt; jetzt ist Dein Einsatz gefragt."

Mir war gar nicht Wohl bei dem Gedanken, dass Julie das gleiche was ich hinter mir hatte, noch vor sich haben sollte.

„Könnten wir uns nicht irgendeine andere Mutprobe für sie ausdenken“, versuchte ich Berry zu überzeugen.

„Außerdem wird es bald regnen, wie es aussieht."

Berry bedachte mich mit einem verächtlichen Blick.

„Wenn sie vor ein paar Regentropfen Angst hat, sollte sie besser gleich nach Hause gehen", schnaufte er gereizt.
„Ich mach Dir aber einen Vorschlag, Julie-Baby“, sagte Berry überheblich und hielt ihr das von mir ergatterte Kreuz vor die Nase.

„Statt das Kreuz des alten Bender zu besorgen, kannst Du das vom Tucker hier, wieder an seinem Platz bringen. Sollte Dich der Mut bis dorthin verlassen, stecke es einfach irgendwo hin und komm zurück."

Sein ironischer Unterton war nicht zu überhören.

Julie nahm widerstrebend das Kreuz entgegen und hielt es mit einem Ausdruck von Abscheu in den Händen.

„Und wenn ihr es morgen nicht an seinem Platz findet, habe ich nicht bestanden, richtig?!“, stellte Julie mit kratzender Stimme fest.

Berry klatschte in die Hände. „Du bist verdammt clever für ein Mädchen, alle Achtung. Aber Du hast Recht, Julie. Genauso ist es. Wäre aber keine Schande, denn Du wärst nicht die erste, die es nicht geschafft hätte."

Lauernd sah er sie an. Damit hatte er bei Julie einen wunden Punkt getroffen.
Wenn Julie auch eine Heidenangst hatte, dort über die Mauer zu klettern und quer durch den dunklen Friedhof zu marschieren, würde sie es sich niemals gefallen lassen, dass man sie für feige hielt.

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, streckte sie fordernd ihre Hand nach mir aus und ich reichte ihr widerstrebend die Taschenlampe.

Marc schien den gleichen Gedanken zu haben.
„Julie, tue es nicht. Ich hab kein gutes Gefühl dabei.“

Auch Lilian war beunruhigt.
„Er hat Recht, Julie. Du solltest es vielleicht besser sein lassen."
„Aber Du hast es doch auch getan, oder?“ erwiderte Julie gereizt. "Man könnte gerade meinen, Du wolltest nicht, dass ich..."
Sie brach ab und schaute finster auf das Kreuz.

„Ja, das schon… aber… ich würde es in keinem Falle, noch mal wagen.“

Lilian fasste Berry an den Arm.
„Bitte, Berry! Lass uns damit jetzt aufhören. Diese ganze Mutprobe ist ein einziger großer Blödsinn. Ich denke, es reicht vollkommen, das es Josh getan hat.“

Berry schaute Lilian mit zusammengekniffenen Augenbrauen an und verunsichert ließ sie seinen Arm wieder los.
Wie ein König von seinem Thron auf seine Untertanen herabschaut, blickte Berry in die verunsicherten Gesichter seiner Gefolgschaft. Was mussten wir doch für jämmerliche Gestalten für ihn sein.

Wollten wir nicht ständig auf seine Kosten ausgeflippte Partys haben? Wollten wir nicht auf seine Kosten den großen Spass erleben?

Jetzt wollte er den seinen haben. Das waren seine Untertanen ihm einfach schuldig.

Mit gespielt ungeduldiger Miene blickte er auf seine Armbanduhr.
„Leute es geht stark auf ein Uhr zu und ich habe keine Lust hier den Rest der Nacht zu verbringen. Mir war ja sooo klar, dass es bei den Weibern Probleme gibt.“
Grinsend sog er wieder an seiner schon halb gerauchten Zigarre.

Das war der entscheidende Satz für Julie.

„Ich gehe, verdammt noch mal!“ fuhr sie Berry forsch an, machte kehrt, warf das Kreuz über die Mauer und begann umständlich daran hoch zu klettern.

Julie war bereits schon seit einiger Zeit hinter der Mauer verschwunden, als es zu regnen begann.
Wir drängten uns unter das Dach der kleinen Bushaltestelle auf der anderen Strassenseite.
Das Donnern hatte sich verzogen und ließ sich nur noch als tiefes Grummeln in der Ferne vernehmen.

„Verdammt, wie lange ist sie schon da drin?“, fragte Garry mit besorgter Stimme.
Garry war ein glühender Verehrer von Lilian gewesen und immer, wenn sie in der Clique unterwegs waren, in ihrer Nähe zu finden. Doch mit der Zeit, hatte er wohl bemerkt, dass seine Chancen nicht die besten waren.

„Solange kann sie doch nicht brauchen, oder?“

Berry schaute wie zur Antwort erneut auf die Uhr.

„Sie ist über 'ne halbe Stunde bereits weg. Josh war 'ne knappe Viertel drin“ meinte er tonlos.

„Wir hätten sie einfach nicht gehen lassen sollen“, bemerkte ich schwach.

Berry setzte gerade zu einer Antwort an, als wir alle gleichzeitig den Schrei hörten.

Schlagartig erstarrten wir zu Salzsäulen.

„Habt… ihr… das… auch… gehört?“, fragte Lilian stammelnd.

Gebannt starrten wir in Richtung Friedhofsmauer.

„Na, und“, bemerkte Berry unsicher, „Josh schrie doch auch vorhin, oder nicht?“

„Das hier ist anders“, erwiderte sie verängstigt.

Ein weiterer, lang gezogener, quälender Schrei, ließ uns das Blut in den Adern stocken.

Es musste Julie sein und so wie es klang, war es die reinste Todesangst.

„Oh, mein Gott", stöhnte Brian. „Wir müssen ihr helfen."

„Und wie?“, fragte Berry mit belegter Stimme.
„Willst Du etwa da rüber klettern und sie holen?“

Brian senkte den Blick.

„Er hat recht“, stieß ich heftig aus. „Wir können nicht hier herum stehen und Däumchen drehen. Irgendetwas ist passiert.“

Ich musste an mein eigenes, noch keine Stunde altes Erlebnis mit der Engelsfigur denken.

Wieder hörten wir einen markerschütternden Schrei.
Es war gespenstisch.

Noch bevor ich weiter darüber nachdachte, sagte ich zu den anderen: „Ich geh jetzt rein und hol sie da raus. Wer kommt mit?“

Verdutzt glotzte sie mich an.

„Und wie stellst Du Dir das vor?“, meinte Berry ausweichend.

Nur Lilian schien den Ernst der Situation zu erfassen.
„Was heißt hier, `wie er sich das vorstellt´ “, hörte ich sie ärgerlich für mich antworten.
„Vielleicht hat sie sich schwer verletzt und kann ohne Hilfe nicht mehr heraus.“

„Vielleicht ist die Gute auch nur einfach übergeschnappt; liegt irgendwo zwischen zwei Gräbern und verliert gerade ihr letztes bisschen Verstand“ gab ihr Berry bissig zurück.

„Du verdammtes, eingebildetes Arschloch“, schrie Lilian plötzlich, „Dann ist es erst recht Deine Pflicht ihr zu helfen. Schließlich ist sie durch deinen Blödsinn erst in diese Lage geraten; also trägst du auch die Verantwortung, wenn ihr was passiert.“

Das saß.
Sichtlich betroffen, stierte er Lilian an.

„A… aber, ich kann doch nicht… einfach dort rein gehen und… Außerdem habe ich keine weitere Lampe und da drinnen ist es Stockdunkel. Wie sollen wir sie da je finden?“

In diesem Moment zerbrach vor mir das Bild, des coolen und selbstsicheren Berry, in das Zerrbild eines selbstgefälligen, eingebildeten und verwöhnten Zöglings aus reichem Hause.
Dann war es mir mit einmal so klar:
Niemals hatte Berry selbst seine eigene „Todeswette“ vollzogen.
Dieser verdammte Feigling und Großmaul!

„Und selbst wenn wir sie finden sollten - wie sollen wir sie, falls sie wirklich verletzt wäre, dann über die Mauer bekommen?“ versuchte er das Unausweichliche weiter zu verhindern.

Da hatte er allerdings nicht ganz Unrecht. Das könnte tatsächlich ein Problem geben, dachte ich.
Am besten wäre es natürlich durch das Haupttor zu gehen, doch das war um diese Zeit fest verschlossen.

Doch da fiel mir schlagartig der Friedhofsgärtner ein; Mister Goldland, der ja ganz in der Nähe wohnte.

„Mister Goldland!“ rief ich aufgeregt.
Berry klotzte mich verständnislos an.

„Er hat einen Schlüssel für das Haupttor; und er hat mit Sicherheit noch eine Taschenlampe.“

„Das ist eine prima Idee“, sagte Brian. „ Lauf Du zu Mister Goldland. Wir anderen warten vor dem Hauteingang.“

Minuten später hatte ich Mister Goldland aus dem Bett getrommelt.
Völlig Schlaftrunken öffnete ein kleiner, aber stämmiger Mann mit schütterem Haar die Tür und versuchte seine breite Hornbrille auf seiner etwas zu dünn geratene Nase zu platzieren.

. „Was in Herrgott Namen ist...“
Verblüfft hielt er inne, als seine Brille richtig saß und er mich erkannte.
„Bist Du nicht der Sohn von Mister...“

„Galloway! Josh Galloway!“, ergänzte ich schnell..

Verwirrt schaute er auf die Uhr in der Diele.

"Weißt Du eigentlich wie spät es ist?"

"Das weiß ich, Mister Goldland, das weiß ich."

Und in hastigen Sätzen schilderte ich Mister Goldland, was vorgefallen war und das wir unbedingt den Schlüssel bräuchten.

Ungläubig hörte er mir zu.

„Ihr habt das arme Mädchen wegen einer dummen Wette alleine auf den Friedhof geschickt?“, fragte er mich voller Entsetzen.
„Wie konntet ihr bloß so etwas dummes tun?“

Vorwurfsvoll schüttelte er den Kopf.

„Bitte, Mister Goldland, wir haben keine Zeit. Ich mache mir große Sorgen um Julie. Die Schlüssel!

Aufgeregt hielt ich ihm meine Hand hin, aber er schüttelte erneut den Kopf und streifte seine Regenjacke über.

„Nein. Ich werde mitgehen. Wer weiß was dem armen Ding zugestoßen ist.“

Aus einem kleinen Schrank der in der Diele stand, holte er eine große Taschenlampe mit einem Würfelförmigen Gehäuse und einem Tragehenkel.
So eine hätte ich und Julie gut gebrauchen können, schoss es mir durch den Kopf.

Dann liefen wir los…


Schon beim Näher kommen fiel mir auf, dass sich die Gruppe verkleinert hatte. Ich konnte lediglich noch Lilian, Marc, Brian und ausmachen.

„Wo sind die anderen“, rief ich schon von weitem, bereits die Antwort wissend.

„Na, wo wohl? Sie haben sich aus dem Staub gemacht; allen voran unser großer Berry.“
Lilian verzog angewidert das Gesicht.

"Diese verdammten Feiglinge! Die sollen mir nochmal unter die Finger kommen", schimpfte jetzt auch Brian.

Erst als wir in den dunstigen Lichtkegel der Strassenlaterne kamen, bemerkten sie Mister Goldland, der einige Meter zurück gefallen war.

„Oh, du Scheiße!“ fluchte Marc, lauter als gewollt. „Das gibt Ärger.“

„Den haben wir schon längst“, erwiderte Lilian heiser.

Mister Goldland warf ihnen einen vielsagenden Blick zu, bevor er sich daran machte das schwere Eisengittertor zu öffnen.

Gemeinsam eilten wir die schmale, geteerte Allee entlang, von der in regelmäßigen Abständen, Abzweigungen zu den Grabreihen erfolgten.

Mister Goldland, der mit seiner Lampe fast den gesamten Weg ausleuchtete, schritt im strammen Tempo ohne ein Wort zu reden, vor uns her.
Es war schon seltsam. Trotz das ich mich jetzt in Gesellschaft befand und es im Vergleich zu meiner nächtlichen Wanderung, nicht mehr ganz so finster war, fühlte ich mich alles andere als geborgen.

Eine schreckliche Vorahnung machte sich in mir breit.

Lilian schien meine Gedanken zu erraten. Sie nahm meine Hand und flüsterte: „Was für ein unheimlicher Ort in der Nacht. Kaum zu glauben, dass auch ich letztes Jahr hier alleine herumlief. Allerdings war Vollmond und ich hatte eine ähnliche Lampe wie Mister Goldland dabei. Nicht so eine Funzel die Berry euch gab.“

„Habt ihr eigentlich irgendwas von Julie gehört, seit ich weg bin?“
„Nein, Josh, nicht das geringste mehr; und gerade das macht mir so Angst.“

Ja, mir auch, dachte ich vorwurfsvoll und schwieg.

Der Regen war mittlerweile zu einem Nieseln gewechselt, was aber keine große Rolle mehr spielte, da wir ohnehin alle, bis auf Mister Goldland, völlig durchnässt waren.

Als wir an die Grabreihen der Kriegsgefallenen kamen, blieb Mister Goldland so abrupt stehen, dass ich ungebremst mit ihm zusammenprallte.

„Hört ihr das?“ fragte er unvermittelt.

Angespannt lauschten wir in die Nacht.
Schon wollte ich sagen, dass es lediglich die Blätter der Bäume wären, da vernahm ich ein leises Gewimmer.

„Gott sein Dank, sie lebt.“

„Welche Reihe?“, fragte Mister Goldland hart.

Ich zeigte auf die erste und schon stapfte er schnell den engen, jetzt zu Matsch gewordenen Pfad entlang.

Nach einigen Metern blieb er jedoch wieder stehen und leuchtete nach vorne.

„Oh, mein Gott“, stöhnte er.

In dem breiten Lichtkegel seiner Taschenlampe konnten wir eine am Boden zusammengekauerte Gestalt erkennen, die sich verzweifelt an einem der Holzkreuze klammerte:

Es war Julie.

Sie hatte ihren Kopf zwischen den Armen gesteckt und wimmerte ununterbrochen irgendetwas Unverständliches vor sich hin.
Rasch traten wir näher und sprachen beruhigend auf sie ein, doch Julie machte keinerlei Anstalten uns zu erkennen.

„Was sagt sie da?“, fragte ich verängstigt Mister Goldland.

„Ich weiß es nicht, Junge.“

Er beugte sich zu Julie hinunter und sprach sie erneut an. Doch Julie reagierte überhaupt nicht. Stattdessen führte sie unbeirrt ihren wimmernden Singsang fort.

„Was, um alles in der Welt, hat sie denn nur“, begann Lilian plötzlich zu heulen, die es erst jetzt richtig mit der Angst zu tun bekam.

Mister Goldland beugte sein Gesicht weiter zu ihr runter und lauschte eine kurze Weile, bevor er sich langsam wieder erhob und tief schnaufte.

„Großer Gott! Sie sagt ständig ein und dasselbe: Er hält mich fest, er hält mich fest...“

Unwillkürlich schreckte ich einen Schritt zurück und starrte voller Entsetzen auf den Rasen unter mir, in der grausigen Erwartung, jeden Moment, eine verdorrte Hand zu entdecken, die sich unaufhaltsam durch den Rasen nach oben drückte, um begierig nach einem meiner Füße zu grabschen.

Während ich noch mit dieser gruseligen Vorstellung kämpfte, schrie Lilian hinter mir auf.

„Großer Gott, seht nur, ihr Haar…! Und was… ist mit ihren Augen passiert?“

Julie hatte in der Zwischenzeit ihren Kopf aus der Versenkung gehoben und glotzte uns aus irrsinnig starrenden Augen an, die jeder Menschlichkeit entbehrten.
Doch was mich am meisten berührte war das, was mit ihren kurz geschnittenen, Dunkelblonden Haare passiert war:

Sie waren vollkommen ergraut.

Mister Goldland drückte mir die Lampe in die Hand und machte sich daran, Julies verkrampfte Hände von dem Holzkreuz zu lösen. Kurz darauf hörte ich ihn aufstöhnen.

„Kein Wunder, dass das arme Ding übergeschnappt ist…“

Er machte einen kleinen Schritt zur Seite, während er beide Hände von Julie hoch hielt.
Was wir dann sahen, ließ uns den Atem stocken:

Julie hatte bei dem Versuch das Holzkreuz wieder in die Erde zu stecken, ihren, durch den Regen nass und schwer gewordenen, langen Pullover, versehentlich mit der leicht angespitzten Seite des Kreuzes, tief mit in die Erde gedrückt.

Als sie sich dann wieder aufrichten wollte, mußte sie zu ihrem Entsetzen bemerkt haben, dass irgendetwas – irgendwer – sie festhielt.
In der sofort darauf aufflammenden Panik konnte sie, bar jeder Vernunft, keinen rationalen Gedanken mehr fassen und glaubte offensichtlich, etwas – jemand - aus dem Grab wollte sie zu sich holen; sie für ihren Wagemut bestrafen…

Mister Goldland winkte Brian und Marc heran und während Marc das Kreuz aus der Erde und Julies Pullover zog, hoben Mister Goldland und Brian sie auf ihre Arme.

Aber kaum wollten sie mit Julie losgehen, da begann sie langsam, wie unter großen Schmerzen, ihren Mund zu verziehen und gleichzeitig entrann tief aus ihrer Brust ein allmählich ansteigender, immer greller werdender Ton, bis er zu einem Angst machenden, hysterischen Schreien mutierte.

Wie eine Berserkerin wand sie sich aus den Armen der zwei, die sie schnell, aber behutsam wieder auf den Boden legen.

Mister Goldland redete ununterbrochen auf sie ein, aber es hatte keinen Sinn.
Sie konnte uns nicht hören. Sie war in einer anderen Welt gefangen.

„Geh’ zu mir ins Haus und rufe einen Krankenwagen; das ist eine Nummer zu groß für uns…“, rief mir Mister Goldland zu.

Ich stellte die Lampe neben ihr auf den Boden und nahm die kleine Taschenlampe an mich, die Julie neben dem Kreuz hatte fallen lassen. Sie funktionierte noch.

Ich warf einen letzten Blick auf Julie und wusste, dass nach dieser Nacht nichts mehr in Hastings so sein würde, wie früher. Nicht Julie, nicht ich, nicht die anderen.
Und es würden eine Menge unangenehmer Konsequenzen für alle Beteiligten geben, ausgenommen Mister Goldland.

Ich drehte mich um und rannte los; rannte zum zweiten Mal in dieser Nacht, wie ein Verrückter.

Nur diesmal versuchte ich nicht nur vor meiner Angst davon zu rennen, diesmal versuchte ich auch vor den quälenden Schreien meiner irrsinnig gewordenen Freundin davon zu laufen.

Doch eins war ganz sicher: diesen Schreien würde ich niemals mehr entkommen…

 

Hallo, Fabian!

Da gebe ich Dir recht.
Man kann sich durchaus noch in die Charaktere vertiefen.
Werde mir dazu was überlegen...

Gruß
Dela

 

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