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Die Tierschützerin

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30.12.2002
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Die Tierschützerin

Frau Meyer, mit e- ypsilon, war eine engagierte Tierschützerin. Sie schützte rund um die Uhr, sieben Tage die Woche, zwölf Monate im Jahr.
Sie sah auch rein äußerlich betrachtet schon sehr nach einen engagierten Tierschützerin aus.
Strähnige Haare, hoch oben auf dem Kopf zu einem Dutt zusammengerollt, der sich stets kurz vor seiner Auflösung befand, kein Make – up. Aus Tierschutzgründen, wegen der Tierversuche, wissen Sie. Auch keine Seife, kein Duschgel – sind ja überall Tierseelen dran kaputt gegangen. Daher roch Frau Meyer immer etwas streng, aber ihre Tiere mochten das, und mit Menschen hatte sie es nicht so.

Sie trug immer einen alten, ausgebeulten Jogginganzug und Gummistiefel, das war praktisch und zweckmäßig.
Fand jedenfalls Frau Meyer, und sie musste es ja wissen.

Frau Meyer ernährte sich selbstverständlich rein vegan, für sie sollte kein Tier auf der Welt leiden müssen. Und erst recht nicht sterben!
Sie verzichtete morgens beim Frühstück auf Hennen - Menstruationsprodukte, auf ihr Vollkornbrötchen kam nicht ein Tröpfchen Bienenerbrochenes.
Sie war da äußerst konsequent und genau.
So saß also Frau Meyer in ihrem zerbeulten Jogginganzug am Frühstückstisch, knabberte an einem Vollkornbrötchen mit Sojacreme und blickte gedankenverloren aus ihrem Küchenfenster. Da bemerkte sie, wie eine dicke Schmeißfliege immer wieder gegen ihre Fensterscheibe flog und sich dabei furchtbar das Fliegenköpfchen anstieß! Behände sprang Frau Meyer von ihrem Stuhl auf und eilte zum Unfallort. Die dicke Schmeißfliege war inzwischen durch die dauernden Erschütterungen des kleinen Fliegengehirns ermattet und lag schwer atmend auf der Fensterbank. Frau Meyer beugte sich besorgt über die Patientin und begann, mit einer ganz leichten Mund – zu - Rüssel – Beatmung. Das bewerkstelligte sie mit Hilfe eines rosaroten Plastiktrinkhalmes, den sie in weiser Voraussicht immer bei sich trug.
Dieser Trinkhalm hatte ihr auch schon bei zwei Mücken und einer Küchenschabe wertvolle Dienste erwiesen.
Kaum war der Zustand der Fliege wieder stabil, erhob sich diese und flog durch das inzwischen von Frau Meyer geöffnete Fenster hinaus in den Garten.
In dem guten Gefühl, etwas Produktives in Sachen Tierschutz geleistet zu haben, setzte sich Frau Meyer wieder an ihren Küchentisch und das unterbrochene Frühstück fort.
Während sie sich an dem Brötchen beinahe die letzten noch in ihrem Mund befindlichen Zähne ausbiss, überlegte Frau Meyer, was sie noch alles auf ihrer Tagesliste hatte.
Zuerst wollten sie zum Gemüsemann und die Nacktschnecken aus den Salatköpfen heraussuchen, um ihnen die Freiheit zu schenken.
Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass auch nur eine einzige der Schnecken in einer Salatschüssel landen und aus Versehen von unwissenden Menschen mit aufgegessen würde.
Danach wollte sie zum Fischhändler und die lebenden Karpfen frei kaufen, die in dem viel zu kleinen Wasserbehälter im Schaufenster qualvoll im Wasser standen. Zum Schwimmen war da kein Platz. Diesen Karpfen wollte sie dann vorübergehend Asyl in ihrer Badewanne gewähren, bis sie einen festen Pflegeplatz für sie gefunden hätte.
Sie rief ihre sieben Hunde zusammen, die sich noch wohlig in ihrem Bett geräkelt hatten, und machte sich mit ihnen auf den Weg ins Dorf.
Unterwegs achtete sie penibel darauf, kein Lebewesen zu zertreten, das ihren Weg kreuzte, und wies ihre Hunde an, ein gleiches zu tun.
Der Weg führte an einem Bauernhof vorbei, den sie argwöhnisch eine ganze Zeit beobachtete, bevor sie ihren Weg fortsetzte. Mit dem Bauern verband sie eine langjährige Lieblingsfeindschaft. Wie oft hatte sie ihn schon daran gehindert, ein Tier zu töten, indem sie es kurzerhand bei Nacht und Nebel entführt hatte.
Neulich erst den Eber, der geschlachtet werden sollte. Das war ein sehr schwieriges Unternehmen gewesen, denn der Eber hatte so gar kein Verständnis für seine Errettung und hätte Frau Meyer beinahe umgebracht. Tja, beinahe, denn durch den Lärm wach geworden kam der Bauer dazu und rettete nun seinerseits Frau Meyer, die sich aber partout so überhaupt nicht retten lassen wollte und ein großes Geschrei anstimmte. So schrie sie dann mit dem Eber zwei Stunden im Duett, bis sie völlig heiser war und nur noch ein zaghaftes Krächzen aus ihrer Kehle drang.
Durch das Geschrei wurden die anderen Tiere auf dem Hof aus ihrer Nachtruhe gerissen und fielen in den Chor mit ein. Der Hahn rieb sich schlaftrunken die Augen, meinte dann aber, es müsse ja wohl schon der nächste Morgen sein und begleitete das nächtliche Konzert mit mehreren herzhaften „Kikerikiiiiis“
Der Bauer war so wütend, das sein Gesicht bereits ins bläuliche verfärbt war, seine Augen waren blutunterlaufen und er hatte Schaum vor dem Mund. Frau Meyer fühlte sich doch etwas unbehaglich, als sie sah, wie wütend der Bauer war. Sie versuchte einzulenken, indem sie ihm erklärte, sie sei eine passionierte Schlafwandlerin und habe eigentlich die Toilette gesucht. Und sich dann zu ihrem eigenen Schrecken hier im Schweinestall wieder gefunden.
Und bevor der Bauer etwas dazu sagen konnte, lief sie schnell nach Hause.

Heute lag der Frieden über dem Bauernhof. Er war regelrecht greifbar und spielte etwas ins hellgelb. Heiter, dieses Wort formte sich in Frau Meyers Kopf. Heute herrscht hier Heiterkeit.

Sie pfiff nach ihren sieben Hunden und setzte den Weg fort.
Leider hatte Frau Meyer ihre Brille nicht aufgesetzt, daher hatte sie die Farbe nicht richtig gedeutet.
Es war nämlich nicht Heiterkeit, sondern Hass.
Und so bemerkte sie auch die Falle viel zu spät, nämlich erst, als sie schon hineinfiel.

 
Zuletzt bearbeitet:

Wer anderen eine Grube gräbt ... fällt selbst hinein. In diesem Fall Du, fürchte ich :p

Die Geschichte entlarvt sich selbst schnell als Satire auf ökologisch bewusst lebende Menschen. Die offensichtliche Polemik, eingebracht durch die Wortwahl des Autors und die Charakterisierung der Hauptfigur, ermöglicht dem Leser leider nur, derselben oder der entgegen gesetzten Meinung zu sein. Das ist BILD-Stil.

Ferner schreit die Geschichte "show, don't tell". Die Handlung wird recht indirekt und damit wenig lebendig geschildert. Der Schluss ist dann eine Bestrafung der scheinbar vom Autor ungeliebten Figur - wirkt konstruiert, und entweder man klatscht Beifall oder man schüttelt den Kopf.

Den Inhalt finde ich fast ärgerlich (=Auswirkung der Polemik), weil hier mit Pauschalisierungen, Einseitigkeit, Schubladendenken und Klischees alles, was ökologisch ist, in schlechtes Licht gerückt wird. Damit erreichst Du genau eines: Du polarisierst. Vielleicht ist das Deine Absicht gewesen. Aber Du machst es Dir zu einfach, Deine Message ist zu holzhammermäßig eingebaut.

Übrigens: Jedes Kind weiß, dass es z.B. im Body Shop Kosmetikprodukte ohne Tierversuche gibt. Nur Frau Meyer nicht. Wusstest Du's?

Ach ja, vielleicht hat das Wortspiel am Ende mit den Farben einen tieferen Sinn. Kannst Du mich aufklären?

Noch was: Make – up, Hennen - Menstruationsprodukte, Mund – zu - Rüssel – Beatmung ... Bindestriche bitte ohne Leerzeichen, im Gegensatz zu Gedankenstrichen.

Fazit: sprachlich okay, inhaltlich billige Polemik.

Uwe
:cool:

 

Guten Morgen, Uwe
vielen Dank für deine Kritik, auch wenn sie mich vernichtet hat.
Anmerken möchte ich nur noch eines: Dese KG war als Satiere gedacht und ich bitte dich herzlich darum, sie dorthin zu verschieben.
Und - entschuldige die Leerzeichen bei meinen Bindestrichen.
Tja, da war ich nun so lange nicht mehr hier, um dann mit Pauken und Trompeten wiwder hinausgeschmissen zu werden.
Uwe, sicher seid ihr hier alle top und keiner kann euch was vormachen. Aber ein klein wenig netter könntet ihr beim Kritisieren schon sein, es würde euch gut stehen.
Danke, l.G.
Barbara

 

Hi Barbara,
das ist kein Rauswurf. Sorry wegen des ironischen Einstiegssatzes.
Allerdings bist Du an einen Vegetarier geraten, und da Du massiv gegen Leute wie mich schießt, darfst Du nicht wundern, wenn Du ne harte Kritik kriegst. Leser, die auf Deiner Seite stehen, werden vermutlich über die Story jubeln. Du wolltest polarisieren, und das hast Du geschafft.

auf Wunsch der Autorin verschoben von Seltsam nach Satire

 

Noch eine Frage: Kann es sein, dass diese Webseite Dich "inspiriert" hat? Dort stehen die Begriffe "Bienenerbrochenes" und "Hennenmenstruationsprodukte" sogar auf der Homepage.

 

Hallo barkai

Tja, mit deiner Leserschaft hast du nicht sonderlich viel Glück, was? :D Prinzipiell steh ich nämlich auf Uwes Seite. Dennoch mag ich Ironie und Sarkassmus, auch wenn sie sich gegen meinen persönlichen Standpunkt richten.
Und so war ich vom polemischen(? vielleicht doch eher nur ironischen) Grundton deiner Geschichte schon amüsiert.

Sicherlich hat Uwe recht: du bedienst ein übles Klischee, das in dieser Form wahrscheinlich nur auf einen zu vernachläsigen Prozentsatz der umweltbewusst lebenden Menschen zutrifft. Andererseits darf die Satire mE mit Klischees jonglieren, denn die Überspitzung und Übertreibung ist einer ihrer wichtigsten Handwerksmittel. Das gleiche gilt für Polemik bzw Ironie. Somit du wirklich ein brauchbare Satire-Geschichte geschrieben, die - wie alle ihrer Gattung - polarisieren und Anhänger bzw Gegner findet.
Von der handwerklichen Seite hat mir der Text daher gefallen.

Was mich eher stört, war die Unasugewogenheit der Konzeption:
Du beginnst mit einem recht langen Abschnitt über ein typisches Frühstück bei Frau Meyer. Danach will sie in die Stadt. Erinnert sich kurz an eine nächtliche Begebenheit beim Nachbarn. Und schwupp: der Text ist zu ende!

Kein Spannnungsbogen der ansteigt oder fällt; eher fragmentarische Handlungselemente; keine Pointe die im logischen Zusammenhang mit dem restlichen Inhalt des Textes steht.
Die Geschichte wirkt wie gewaltsam abgebrochen. Man hat das Gefühl, dass sie ursprünglich noch viel weiter gehen sollte (dass der bisherige Teil nur eine Art Exposé darstellte, für einen echte KG) und du von einer Minute auf die andere keinen Bock mehr hattest.

Irre ich mich da und hab was wichtiges übersehen? Oder hab ich recht?

gruß
Hagen

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi barkai,

um die vegetarische Drei komplett zu machen melde ich mich auch noch zu Wort. :D


Der Text ist übertrieben, was er wohl auch sein soll. In meinen Augen ist er allerdings "übertrieben übertrieben" und schlägt mit dem Vorschlaghammer auf Klischees ein, die in der Realität so wenig auftreten, dass wohl kaum ein Tierschützer sich veralbert fühlen wird, weil er sich in diesen Klischees nicht wiederfindet. Hier wäre eine grazilere Herangehensweise sicherlich die aggressivere gewesen.

Aber hör doch mal, was "deine Fraktion" ;) zu sagen hat.

Gruß
MisterSeaman

 

Wie heißt es so schön:"Humor ist, wenn man trotzdem lacht" oder noch besser:"Wohl dem, der über sich selbst lachen kann."

Was seid ihr? Vegetarier? Herzlichen Glückwunsch, ihr seid auf dem richtigen Weg.
Ich selbst bin übrigens überzeugte Veganerin.
Ich habe mit diesem "Geschichtchen" versucht, mich des "Stilmittels Satiere "zu bedienen, und somit habe ich absichtlich extrem übertrieben bis hin zu einer Übertretung der Grenzen dessen, was vom Publikum als "guter Geschmack" empfunden wird.

Zitat von Wikipedia:

Satiere verfremdet einen Sachverhalt, hebt Widersprüche in übertriebener und ironischer Weise hervor, stellt kritisch gegenüber, verzerrt einseitig die angeprangerten Zustände und gibt sie der Lächerlichkeit preis, stellt bloß und setzt herab.
Oft wird eine Person, eine gesellschaftliche Gruppe oder ein gesellschaftlich-kultureller Trend zur Zielscheibe des Satirikers. Dieser erklärt z.B. ein von ihm auserkorenes Opfer zum Gegner, den er glaubt, mit Worten lächerlich machen und herabwürdigen zu dürfen. Insofern wohnt der Satire ein höchst aggressives Potential inne. In seiner einseitig-subjektiven Sichtweise prangert der Verfasser einer Satire also das an, was er für falsch und unerträglich, was er in seinen Augen für ein individuelles oder gesellschaftliches Fehlverhalten hält.

Das war es, was ich versucht habe, und ich habe mir extra ein Thema ausgesucht, mit dem ich mich selbst treffe, um die satierische Wirkung zu testen.
L.G.
Barbara

 

Zu der ganzen Kritik würde ich mal sagen: Mach dir nix draus.

Was hätte eine Satire gebracht, wenn sie keiner liest, der sich dadurch auf die Füße getreten fühlt.

Man schreibt doch sowas, um bestimmte Leute zu ärgern. Glückwunsch! Das hast du geschafft.

Obwohl ich auch der Meinung bin, dass ein wenig Zurückhaltung viel mehr Effekt haben würde.

 

Hallo? :)

Ich wollte nur nochmal darauf hinweisen, dass mir deine Satire ( Eine solche ist sie eindeutig! Brauchst nicht nochmal mit der Fremdwörterbuch-Definition hinterherschlagen) thematisch/stilistisch gut gefallen hat.

Ich hab lediglich den Aufbau kritisiert :D Das nur noch mal zu dem Punkt, dass Vegetarier / Veganer nicht über sich selbst lachen können.


tschööhö
Hagen

 

Ich hatte das nur geschrieben, weil es in den ersten Posts so rüberkam. Von wegen Bild-Stil/Polemik usw.

Übrigens finde ich die Formulierung "Bild-Stil" doch ein wenig arg beleidigend. :shy:


Kommt mir das nur so vor, oder haben wir hier viele Veganer/Vegetarier im Forum?
So ganz verstanden hab ich das noch nie. Wie kann man ein schönes, saftiges Steak verschmähen? Oder Sauerbraten? :confused:

 

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