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Die thalyanische Pest

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21.01.2016
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Die thalyanische Pest

Alex Palmer stand lässig vor der Schallschutztür des Konferenzraumes und grinste dreckig. Eine geheimdienstliche Karriere im Exosolaren Dienst … faszinierend klang das vor fünfzehn Jahren für den jungen Naivling. Aufregender und spannender als der beste Roman. Und auf seine ganz eigene Art war es das auch. Nur eben nicht so, wie erwartet. Nicht wie in einem verträumten und phantasievollen Abenteuerfilm. Nein, eher verächtlich und brutal. Ministerien und Geheimdienste, sie zogen die Fäden hinter den Kulissen und schoben die Spielfiguren. Und nicht selten bewegte man sich dabei außerhalb der Legalität.
Palmer drückte einen Streifen Antigeruchspaste aus der Tube und rieb sie sich großzügig unter die Nase. Er wollte nicht mit Gegenmaßnahmen geizen. Allein die Callani stanken bis zum Brechreiz, als würde man einer gut erwärmten Leiche Thorax und Abdomen eröffnen. So gesehen hatten die vielen Arbeitsstunden in der Schlachterei seines Vater seinen beruflichen Aufstieg rasch vorangetrieben.
Er ließ die Tube in eine Tasche seines hauchfeinen Maßanzuges gleiten, richtete die dezent melierte Krawatte und wischte mit der flachen Hand über den Sensor. Die Tür glitt geräuschlos in die Wand und gab den Blick frei auf ein makabere Ansammlung von Personen. Wissenschaftliche Delegationen von fünf Heimatwelten hatten sich hier versammelt, um den Wissensaustausch über die thalyanische Pest zu erörtern. Ein Bakterium mit einem relativ langen Lebenszyklus, was die Behandlung der Patienten im menschlichen Besiedlungsraum extrem erleichterte, doch es forderte Opfer. Das Gesundheitsministerium hatte dieses Treffen initiiert, da die immer wiederkehrenden Medienberichte über Todesfälle die Bevölkerung, aufgrund der außerirdischen Herkunft der Bakterie, in einem inakzeptablem Ausmaß beunruhigte.
Palmer fuhr sich mit der Hand über das kantige Gesicht. Seine dunklen Augen wanderten von einer Delegation zur nächsten. Das tuschelnde Stimmengewirr erschien ihm wie eine schweinische Mischung aus Fiepen, Glucksen und Fauchen. Er kannte Linguistik und Syntax der Sprachen, trotzdem wirkten sie bizarr auf ihn. Gerne erheiterte er seine Kollegen mit überspitzten Nachahmungen.
Er positionierte noch einmal den Empfänger des Übersetzers in seinem Ohr und setzte sich gleichmütig auf den voluminös gepolsterten Sitz des Diskussionsleiters. Die Gespräche verebbten und fünfzehn Gesichter wandten sich ihm mit aufmerksamen Blicken zu.
Die Gavan ... hochgeschossene, dürre Gestalten, mit einer Haut, die an Quallen erinnerte.
Die Nga-Voy ... knochig, sechs Extremitäten und pechschwarze Haut. Ihr morsecodeartiges Klickern erinnerte ihn schwer an springende Nüsse in einem Küchenzerkleinerer. Sie kommunizierten ebenfalls durch rhythmisches Klopfen.
Außerdem die Thalianer, die Dorianer und eine Delegation der Menschen.
Seinen einst verträumten Wunsch, einige dieser fremdartigen Welten besuchen zu wollen, hatte er schon lange aufgegeben. Ganze Planeten voll mit diesen absonderlichen Lebewesen? Ein Kribbeln rieselte ihm vom Nacken die Wirbelsäule herab. Seine unbefangene Faszination für das Fremdartige war einem illusionslosen Realismus gewichen. Das waren keine Gleichgesinnten sondern zu beherrschende Faktoren. Er betätigte den schwach leuchtenden Sprechknopf des Universalübersetzers vor sich auf dem mit Kunstharz beschichteten Konferenztisch. Seine Farbe wechselte von rot auf grün.

„Meine Damen und Herren.“ Palmers Lächeln war echt. So echt, wie es nur sein konnte, wenn er diese Gestalten betrachtete. Die Geheimdienste wollten die politische Kontrolle über ihre Welten. Es gab bedeutende Bodenschätze in ihren Hoheitsgebieten, allem voran diverse Mineralien, die für überlichtschnellen Raumflug und innovative Waffensysteme unersetzlich waren. In den Ministerien dagegen schielte man auf die Außenhandelsbilanz und auf technologische Neuerungen.
„Ich heiße Sie herzlich willkommen auf der Erde.“ Einige der Konferenzteilnehmer nickten. Andere bewegten ihren Kopf vor und zurück oder schüttelten ihn. Die Thalyaner legten den Unterarm auf ihre Stirn.
„Diese dorianischen Warzenschweine“, hörte Palmer einen der Gavaner gluckern. Die Sprechtaste vor ihm war nicht aktiviert. Palmer jedoch bekam schon eine Übersetzung. Ein kleiner Vorteil, den der Geheimdienst ihm verschafft hatte. Sie zeichneten die Besprechung ohnehin auf, um sie auszuwerten. Beunruhigt musterte er die Dorianer auf der Gegenseite des ausladenden Tisches. Ihr diplomatisches Geschick war, gelinde gesagt, bestenfalls als rüpelhaft zu bezeichnen. Er nahm keine Reaktion bei ihnen wahr, was ihn zunächst erleichterte. Er hatte schon Gewalttätigkeiten zwischen Exos miterlebt. Den Anblick würde er als surrealistische Kunst bezeichnen.
„Die Auswirkungen der thalyanischen Pest auf unseren Planeten sind allen Teilnehmern hinreichend bekannt. Ich schlage vor, das wir uns zunächst über den Austausch von Basisforschungswissen verständigen und erteile den Vertretern von Thalya das Wort, da ihre Bevölkerung am schwerwiegendsten von den Folgen betroffen ist.“ Mit einer auffordernden Handbewegung deutete Palmer auf die Angesprochenen.
Der thalyanische Wortführer betätigte seine Sprechtaste und erhob sich. Mit geöffnetem Mund warf er den Kopf in den Nacken und streckte in einer anmutigen Bewegung die gespreizten Hände vor.
„Sehr geehrte Anwesenden.“ Er senkte den Kopf nun auf die Brust und legte seine Hände über Kreuz auf seine Schultern.
Palmer blendete desinteressiert aus. Die Konversation der Thalyaner war von soviel Gestik begleitet, das sich die Eröffnungsrede in die Länge ziehen würde. Es war auch nicht in seinem Interesse, sich eine Unmenge an Geschwafel anzuhören. Seine Anweisungen waren klar formuliert. Als erstes einen Austausch des Basiswissens zu erreichen, was auch für das Forschungsministerium und vor allem für seine militärischen Abteilungen von höchstem Interesse war. Er würde vorsichtig manipulieren, Versprechungen machen und auch ein wenig einschüchtern, wenn es sein musste. Auch unterschwellige Provokation und das gegenseitige Ausspielen der Teilnehmer gehörte zu seinem Repertoire. Der Geheimdienst benötigte neue Kontaktpersonen, um Nicht-Regierungs-Organisationen insgeheim zu unterstützen. Blökendes Vieh, das man dorthin trieb, wo man es haben wollte. Er brauchte psychologische Profile und Angriffsflächen.
Der Thalyaner hatte sich inzwischen vornübergebeugt. Palmer spitze den Mund, was sein sanftes Lächeln überdeckte. Heute Abend dinierte er mit der bombastischen Brünetten aus der Nachrichtenabteilung. Anschließend würden sie ein paar lange Bahnen ziehen, sich lüstern umschlingen und in Wollust zerschmelzen.

Er hörte das ungeduldige Klopfen von Fingern und blickte neugierig in Richtung der dumpfen Töne, als einer der Nga-Voy knallend mit seiner Hand auf den runden Konferenztisch schlug. Er sprang auf und gab ein schrilles Geknatter in Richtung der Dorianer von sich.
„Was erlauben Sie sich, Sie grunzender Erdwühler. Ihre primitive Rasse ...“, formulierte der Übersetzer. Palmer ignorierte den Rest des schnellen Textes. Er erhob sich rasch und hob beschwichtigend die Hände.
„Meine Herrschaften, bitte. Es kann sich hier nur um ein Missverständnis handeln.“
Die massigen Dorianer erhoben sich ebenfalls und nahmen eine bedrohliche, nach vorn gerichtete Haltung ein.
„Drrr tarr cha´ bagorr“, hallte es durchdringend und martialisch durch den schallgedämmten Raum.
„Was willst du von mir, Krabbe?“
Beide Kontrahenten brüllten sich nun wie besessen an. Durch das schlagbohrerhafte Rattern des Nga-Voy vernahm Palmer ein bärbeißiges „Cho ru ha vah´ sug doh.“ Die Übersetzung war überlagert und kaum verständlich.
„Bitte beruhigen Sie sich“, rief er. „Lassen Sie uns das Problem sachlich und freundlich klären.“
Die Nga-Voy erhoben sich nun alle und staksten erzürnt dem Ausgang entgegen. Mit wütenden Gesichtszügen schwang der dorianische Wortführer seinen korpulenten Körper herum und stampfte ihnen ein Stück weit hinterdrein.
„Ba kadarr pah.“
„Unverschämte Kriecher.“
Palmer blickte den Nga-Voy stirnrunzelnd nach. Mit einem leisen Seufzer musterte er die Dorianer, dann wandte er sich den verbliebenen Teilnehmern zu.
„Meine Damen und Herren, ich entschuldige mich für diesen Zwischenfall. Es kann sich hier nur um ein Missverständnis handeln, das wir schnellstmöglich klären werden. Ich bedanke mich für ihre Anwesenheit und ihre bereitwillige Kooperation. Wir werden die Verhandlungen in wenigen Tagen fortsetzen.“
Zögerlich erhoben sich die Teilnehmer und wandten sich den Ausgängen zu. Der dorianische Wortführer vollführte eine respektvolle Geste in Palmers Richtung und folgte ihnen schwerfällig mit seinen Beratern. Palmer schaute ihnen nachdenklich hinterher. Hatten die Nga-Voy das gelangweilte Klopfen der Dorianer als Botschaft interpretiert? Es war nicht anzunehmen, dass die Dorianer das vorsätzlich taten, warum auch? Man kam hier im gemeinsamen Interesse zusammen. Also ein dummer Zufall? Oder doch die ganz gezielte und persönliche Aktion einer Einzelperson? Der Geheimdienst würde das klären. Darüber musste er sich nicht den Kopf zerbrechen, er würde einen detaillierten Bericht bekommen. Es würde den üblichen Berg an Botschaftsdepeschen geben und man würde die Besprechung fortführen. Das unerwartete Ende der Verhandlungen war kein Beinbruch, ganz im Gegenteil. Hier ergaben sich sich die erhofften Möglichkeiten, um Informanten anzuwerben. Haben sie erst einmal kooperiert, würde man sie wie Marionetten tanzen lassen. Die thalyanische Pest war für ihn und die Dienste nicht von Bedeutung. Die Forschungsergebnisse für biologische Kampfmittel standen im Vordergrund des Interesses.

 

Hallo Rainer Hohn,

du hast da eine Geschichte geschrieben, die ein bisschen an Guardians of the Galaxy, mehr jedoch an den kürzlich erschienenen Film Valerian - Stadt der Tausend Planeten erinnert. Das Setting ist also bekannt, ebenso wie dein Hauptcharakter Alex Palmer, der in meinen Augen leider ziemlich stereotyp und flach daherkam. Ich komme gleich nochmal darauf zurück, möchte aber zunächst direkt auf ein paar Textstellen eingehen.

Palmer unterdrückte ein sarkastisches Lächeln.
Hier musste ich kurz stocken, um zu überlegen, ob ich diesen Satz so passend finden soll. Riskant auf jeden Fall, weil du damit die Leserschaft wahrscheinlich spalten wirst: in die Gruppe, die Alex Palmer von nun an grundunsympathisch findet und die Gruppe, die auf Typen mit der Arroganz eines sich optisch privilegiert einschätzenden Homo sapiens steht.

Palmer fuhr sich mit der Hand über das kantige Gesicht.
Ist mir als Beschreibung irgendwie ein bisschen zu wenig, denn jetzt weiß ich nur, dass er extrem maskuline Gesichtskonturen hat - oder von sich glaubt, sie zu haben. Fände es besser, wenn das Gesicht - wo du schon mal angefangen hast, es zu beschreiben - ein paar mehr Attribute zugeschrieben bekäme. So wirkt es reduziert auf die Eigenschaften eines klassischen Haudegens.

Die anatomischen Studien während seiner Ausbildung hatten nicht nur ihm würgende Geräusche entlockt.
Darf ich mir nun vorstellen, wie ein ganzer Saal voller Individuen dasitzt und komische, rülpsend krächzige Geräusche macht, während sie alle grün anlaufend mit der Wiederauferstehung des Frühstücks kämpfen? Das ist fast schon eine unfreiwillig komische Szene - vor allem, wenn man sich dann noch das visuelle wegdenkt, weil es genau genommen ja auch nicht erwähnt wird. Ich würde den Ausdruck "würgende Geräusche" gegen etwas Subtileres tauschen; flaues Gefühl in der Magengegend z.B. oder (wenn es doch irgendwie humorvoll sein soll) schreiben, dass alle blassgrün anliefen.

Palmers Lächeln war echt. So echt, wie es nur sein konnte, wenn er diese Schauergestalten betrachtete.
Schon wieder so ein Satz, bei dem ich nicht weiß, was ich davon halten soll; ist das jetzt beabsichtigte Ironie oder ist er immer noch in seinem Arroganz-Modus, sodass er sich über das Aussehen der anderen Lebensformen lustig macht?

So, was sich bei mir anfangs als Befürchtung breitmachte, hat sich während des Verlaufs der Geschichte leider bestätigt: Du reduzierst Palmer auf ein paar altbekannte Zutaten:
- maskuline Gesichtszüge
- Arroganz und gleichzeitige Abwertung der anderen Lebensformen
- Desinteresse an diplomatischen Entwicklungen
- dafür umso mehr Interesse an Entwicklungen von spontanen, kurzlebigen Romanzen
Der Charakter ist somit fad, unsympathisch, unoriginell. Er entwickelt sich nicht und überrascht mich auch nicht. In der Literatur gibt es sogenannte flache und runde Charaktere. Im Gegensatz zu Charakteren wie Palmer durchleben runde Charaktere eine offensichtliche Entwicklung, sind facettenreich, vielschichtig und haben ihre Überraschungsmomente. Das hat mir hier gefehlt, denn Palmer ist am Ende genauso desinteressiert wie am Anfang und beweist auch keinerlei diplomatisches Talent.

Zur Story muss ich sagen, dass ich das Gefühl hatte, du wolltest zu viel und kamst dabei zu nichts.
Du hast außerirdische Lebensformen erwähnt und oberflächlich beschrieben, sodass ich am Ende immer noch nicht viel mehr über sie wusste als am Anfang. Sie bleiben ebenso gesichtslos wie Palmer.
Du hast ein Bakterium erwähnt und die Geschichte nach ihm benannt, aber wirklich viel davon kam gar nicht vor. Durch die diplomatischen Turbulenzen habe ich diesen Aspekt tatsächlich verdrängt und wurde nur abschließend wieder an dessen Existenz erinnert.
Ja, und natürlich die diplomatischen Turbulenzen selbst, die der Leser leider durch Palmers Desinteresse am Geschehen verpasst hat. Er grätscht zwar ein, macht aber gleich darauf sich selbst und dem Leser klar, dass sich später andere um die Probleme kümmern werden. Ebenso hast du die Schwierigkeiten der Völkerverständigung mit reingebracht, und das ist eigentlich auch so der Punkt des Inhalts, der am meisten bei mir hängen geblieben ist und selbst der konnte sich in dieser kurzen Zeit einfach nicht entfalten. Er bildet zwar den Höhepunkt, aber nach dem trägen Aufbau (denn vor lauter arrogantem Desinteresse von Palmer hab ich keinen richtigen Spannungsaufbau bemerkt) ist viel zu kurz! Durch Palmers Eingrätschen wurde der Höhepunkt tatsächlich abgewürgt.

Damit das hier nicht allzu vernichtend wird :Pfeif: , möchte ich kurz sagen, was ich erwartet hätte:
- konzentrier dich aufs Wesentliche: Die thalyanische Pest! Weniger ist mehr!
- konstruier einen originellen Hauptcharakter und lass ihn lebendig werden. Er muss nicht sympathisch sein, aber bitte, BITTE nicht klischeehaft und abgekupfert
- achte mehr auf den Spannungsbogen und servier deinem Leser einen ordentlichen Höhepunkt

Und nun noch was kurzes zu deinem Schreibstil: hat mir gefallen! Da, so einfach. :D Damit hast du eine richtig gute Grundlage, schöne und spannende Geschichten zu erzählen.

Liebe Grüße,

Jana

 

Hallo Rainer Hohn,

in den meisten Punkten kann ich mich Jana Retlow anschließen. Auch ich finde Deinen Stil hervorragend, den Protagonisten hingegen stereotyp und unsympathisch. Dass Palmer eine persönliche Entwicklung durchmachen sollte, finde ich hingegen nicht. Das ist in Romanen wichtig. In Kurzgeschichten ist dafür oft kein Platz.

Allerdings weiß ich nicht recht, was Du mit der Geschichte zum Ausdruck bringen willst. Dass in der Diplomatie letztlich immer die Vertretung der eigenen Interessen im Vordergrund steht? Das ist eigentlich schon von Anfang an klar, weil Palmer über die Aliens immer wieder gedanklich herzieht. Deshalb gibt es leider auch keine Überraschung am Ende.

Der erste Absatz ist leider ein einziger Infoblock. Ließen sich die Hintergrundinformationen nicht verkürzen oder noch besser im Verlauf der Geschichte einfädeln?

Auch wurde ich der (humorvollen bis sarkastischen) Spielereien mit dem Ekelfaktor und den ungewöhnlichen Verhaltensweisen sowie dem Äußeren der Aliens rasch überdrüssig, so dass ich mich bald fragte, wann es denn nun endlich losginge mit der Handlung.

Wieso ist Palmer überhaupt Diplomat geworden? Er hat offenbar keinerlei diplomatisches Geschick. Seine Eingriffe wirken dilettantisch und sind zudem wenig erfolgreich. Und schließlich: Warum kommt Palmer nicht auch mit einer Delegation, so wie die Völker der Aliens auch? Hätte er einen Assistenten, könntest Du die inneren Monologe wenigstens zum Teil in Dialoge umwandeln.

Gruß
Notker

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Jana Retlow, hallo Notker

Ob das Setting schon bekannt ist, weiß ich nicht. Ich kenne nicht alle Bücher und Filme. Das ist aber ein Hinweis, auf den ich immer wieder treffe. Und manchmal scheint es mir, wenn es in den Grundzügen Ähnlichkeiten gibt, ist es schon ein alter Hut. Da grübele ich schon gelegentlich, was ist denn nun eigentlich neu?

Als spannende und unterhaltsame Geschichte ging das wohl daneben. Da habe ich in der Tat ein paar Dinge aus den Augen verloren. Es gibt keine Charaktere, die sich entwickeln. Es gibt keinen Konflikt und keinen Spannungsbogen. Ich wollte einen nüchternen Blick auf die Welt der Geheimdienste und Ministerien werfen. Es ging dabei nicht um Palmer als Person sondern um die Werte, die er verkörpert. Ich dachte dabei an bedrohliche Stasi-Verhöre, an Folterdefinitionen von Rumsfeld und Co, an das „Unpersönliche“ und die kriminellen Absichten. Das ist in den Randinformationen enthalten und sollte die Ereignisse aus einem anderen Blickwinkel zeigen.

Im Nachhinein frage ich mich aber auch, ob die Story überhaupt unterhaltsam ist, denn an diesem Ziel ist sie vom Konzept her vorbeigeschossen. Und ich sehe auch immer wieder, das ich oft zu Klischees greife. Ein Punkt, an dem ich noch arbeite und mich bemühe, meine Vorstellungen besser zu differenzieren.

Bei Palmers dilettantischen Eingriffen sind wir wieder bei diesen zu oberflächlichen Vorstellungen. Es scheint ein zu schnelles Abreißen von Situationen zu sein.

Warum kommt Palmer nicht mit einer Delegation? Habe ich übersehen. Monologe in Dialoge umwandeln ist hier ein guter Aspekt.

Warum wird Palmer nicht besser beschrieben? Ich habe noch Schwierigkeiten, das sinnvoll einzubinden.

Ich werde ein wenig nachbearbeiten.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 

Hallo Rainer,

Die Geschichte ist sicherlich nicht schlecht geschrieben und meine Vorposter haben ja schon einige Punkte angemerkt. Obwohl ich selber viel SF und Phantastik lese und auch selber schreiben will, hat mir hat die Geschichte nicht so gut gefallen. Hauptgrund sind dafür die doch extrem starken xenophoben Züge deines Protas und an manchen Stellen fällt es mir schwer, dieses unsympatische Gefühl nicht auf den ganzen Text auszudehnen. Da mag auch daran liegen, dass er keinen Partner hat, der einen Gegensatz dazu darstellt, also zwischenmenschlicher mit den anderen Delegierten umgeht und deshalb in Konflikt mit deinem Prota gerät. Nur Schwarz oder nur Weiß geben kein Bild, sie sollten schon irgendwie strukturiert vermischt werden.

Gruß Werner

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo kioto,

in der Tat wollte ich hier dieses unsympathische Gefühl, auch für den ganzen Text erzeugen. Das war eigentlich mein Aufhänger. Eine Gruppe von Menschen, die alles außerhalb nur gefühllos und im Sinne der eigenen Interessen betrachten. Die sich Gedanken darüber machen, wie man andere erpressen und benutzen kann.
Leider habe ich dabei die Anforderungen an eine gute Geschichte übersehen. Ich hätte die Personen mehr handeln und sprechen lassen sollen, auch tiefer auf Palmers Denken eingehen sollen, um die Informationen einzubauen. Und wie Notker schon sagte, scheint einiges zu übertrieben. Jetzt kann ich das reflektieren. Es war das Mittel, wie ich es ausdrücken wollte, kommt aber wie mit dem Holzhammer daher.
Ich denke, ich kann sicher ganz nett formulieren, ein Problem habe ich mit den Inhalten. Da habe ich noch kein klares Bild, deshalb bin ich ja hier.
Der Gegenpart ist keine schlechte Idee oder vielleicht hegt Palmer auch Zweifel an seinem Tun. Das hätte der Geschichte mehr Struktur gegeben. Eigentlich müsste ich die Geschichte komplett überarbeiten.

 

Hallo Rainer Hohn

wir hatten noch nicht das Vergnügen und nun bin ich also in deiner SF-Story gelandet …

Alex Palmer stand lässig vor der Schallschutztür des Konferenzraumes und grinste dreckig.
M.E. stellst du durch deine Beschreibungen hier Behauptungen auf oder schreibst vor, wie der Leser sich die Figur vorzustellen hat.
Ich als Leser möchte aber gerne selber feststellen und beurteilen, ob Alex lässig ist und wie sein Grinsen sein mag.

für den jungen Naivling.
Warum war er naiv? Auch hier: Show, don´t tell!

Ministerien und Geheimdienste, sie zogen die Fäden hinter den Kulissen und schoben die Spielfiguren. Und nicht selten bewegte man sich dabei außerhalb der Legalität.
Das klingt zu allgemein und kann deshalb auf fast alles übertragen werden, was mit Staat, Behörden, Politiker etc. zu tun hat. Zeig uns das Besondere.

Er wollte er nicht
Da ist ein Wort zu viel.

Er wollte er nicht mit Gegenmaßnahmen geizen.
Welche Gegenmaßnahmen? Die Paste? Ich hatte hier eher an fette Schießeisen o.ä. gedacht.

Allein die Callani stanken bis zum Brechreiz, als würde man einer gut erwärmten Leiche Thorax und Abdomen eröffnen.
Eine Leiche eröffnen? Oder meinst du öffnen?

die Thalyanische Pest
Im Titel oben hast du das klein geschrieben. Soll das ein Mod oben auch auf groß ändern? (Titel ändern können nur Moderatoren.)

Seine dunklen Augen wanderten von einer Delegation zur Nächsten
Zur nächsten. Klein, da Bezug zur Delegation im selben Satz.

Gerne erheiterte er seine Kollegen mit überspitzten Nachahmungen.
Welche Kollegen? Da wird nie ein Kollege erwähnt. Warum ist er da eigentlich alleine?

Er positionierte noch einmal den Empfänger des Übersetzers
Wieso „noch einmal“? Das wurde vorher doch nie erwähnt.

setzte sich gleichmütig auf den voluminös gepolsterten Sitz
Wie kann ich mir „gleichmütig“ vorstellen? Abgebrüht, beherrscht, ruhig, zufrieden …? Ich würde das besser durch seine Gesten und Bewegungen zeigen. Vielleicht schmeißt er seine Tolle nach hinten, schaut sich seine Nägel an oder so etwas …

Ihr morsecodeartiges Klickern erinnerte ihn schwer an springende Nüsse in einem Küchenzerkleinerer. Sie kommunizierten ebenfalls durch rhythmisches Klopfen.
Doppelt

Er betätigte den schwach leuchtenden Sprechknopf des Universalübersetzers vor sich auf dem mit Kunstharz beschichteten Konferenztisch. Seine Farbe wechselte von rot auf grün.
Wer wechselt von Rot auf Grün? Alex (:lol:), der Knopf oder der Tisch, der hier als letztes aufgezählt wird?

Die Geheimdienste wollten die politische Kontrolle über ihre Welten. Es gab bedeutende Bodenschätze in ihren Hoheitsgebieten, allem voran diverse Mineralien, die für überlichtschnellen Raumflug und innovative Waffensysteme unersetzlich waren. In den Ministerien dagegen schielte man auf die Außenhandelsbilanz und auf technologische Neuerungen.
Okay. Geheimdienste: politische Kontrolle.
Ministerien: Außenhandelsbilanz und technologische Neuerungen.
Und wer interessiert sich nochmal für die Bodenschätze?

Andere bewegten ihren Kopf vor und zurück oder schüttelten ihn. Die Thalyaner legten den Unterarm auf ihre Stirn.
Diese beiden Sätze würde ich umdrehen. Denn die Thalyaner sind ja sonst die anderen.

Der Auslandsdienst

Jetzt wird auch noch der Auslandsdienst erwähnt. Ich dachte, er arbeitet für den Geheimdienst …

„Was erlauben sie (Sie) sich, sie (Sie) grunzender Erdwühler. Ihre primitive Rasse ...“

und wandten sich den Ausgängen zu..
En Punkt zu viel.

Es war nicht anzunehmen, das (dass) die Dorianer das vorsätzlich taten

Hätte gerne mehr erfahren über die Pest.
Das Ende finde ich unbefriedigend, aber Alex sicher auch. :)

Bis auf das oben Genannte hat es mir gut gefallen. :thumbsup:

Beste Grüße,
GoMusic

 

Hallo Rainer Hohn,
Deinen Schreibstil finde ich wirklich gut, sodass ich trotz für meine Begriffe fehlender Spannung bis zum Ende gelesen habe. Das meiste was mir aufgefallen/was mich gestört hat, wurde bereits genannt.
Einen einzigen Punkt hätte ich noch, der m.E. noch nicht genannt wurde:
Ich habe mich während der ganzen KG gefragt, wieso Alex Palmer beim Geheimdienst ist. Bei der ersten Nennung habe ich mir noch gedacht: "Interessant, ein Geheimagent, der irgendwie an Informationen über das bekämpfen der Pest bekommen will/muss."
Später erfahre ich dann aber leider, dass er eigentlich nur das Treffen leitet, das aber eigentlich auch nicht so richtig ernst nimmt und auch im Nachhinein nicht wirklich Aufgaben, die damit in Verbindung stehen, zu erledigen hat. Die Auswertung übernehmen dann andere. Wieso gehst du dann nicht gleich darauf ein, dass er ein reiner Diplomat für den (ich nehme mal an) terranischen Geheimdienst ist? Dann hätte ich auch gleich eine andere Erwartungshaltung an den Text. Das Alex Palmer nicht sympatisch ist, empfinde ich nicht als Problem, immerhin soll er das Treffen leiten, dafür braucht es keinen Charmbolzen, und wenn wir alle mal ehrlich sind, bedeckt doch jeder die meisten anderen Menschen, die nicht seiner Vorstellung entsprechen, mit nicht sonderlich schönen Gedanken. Wie ginge es uns da nur mit Exoterristen, die nicht wie wir aussehen? Wichtig ist es nur, das nicht laut auszusprechen. Und das macht dein Prot ja nicht. Von daher finde ich ihn vielleicht etwas überheblich, aber in sofern als glaubwürdig.

Was mir gerade noch aufgefallen ist:
Als wer tritt Alex Palmer den dort auf? Wissen die anderen Teilnehmer, dass er vom Geheimdienst ist oder was glauben sie, weshalb er die Fähigkeiten hat, die Konferenz zu leiten.

Aber die Ausarbeitung, obwohl sehr knapp, aber gerade richtig für diese KG, der einzelnen exoterristrischen Völker hat mir sehr gut gefallen.
So, das war es dann auch von mir.
Auch wenn es hier jetzt vielleicht etwas negativ rübergekommen ist, mit ein bisschen Anpassung, evtl. etwas mehr Ausführung zur Pest und der Gefahr darin (die Alex Palmer ja anscheinend egal ist ;) ) könntest du m.M. nach die Geschichte so ausbauen, dass deutlich mehr Spannung darin liegt.
Meine Güte, vielleicht sollte ich mir mal das Motto verleihen: "Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht"
Was ich eigentlich sagen wollte:
Im großen und ganzen hat mir die Geschichte gefallen und auch die Idee.
Ich hoffe, du konntest meinen Ausführungen einigermaßen folgen.
LG
Scribo

 

Hallo Scribo,

deine Aussagen empfinde ich nicht als negativ. Die Schwächen, die aufgedeckt werden, vermitteln mir eine bessere Vorstellung vom Aufbau einer guten Geschichte. Ich habe z. B. die Angewohnheit, lang und breit zu schildern und erarbeite mir gerade ein unterhaltsameres Konzept. Meine Geschichten beginnen zu unaufgeregt und ziehen sich oft erstmal hin.

„Als wer tritt Alex Palmer auf?“

Ein interessanter Aspekt, der eigentlich in die Geschichte gehört. Wenn man schon vorher an alles denken würde …

Nach allen Kommentaren sehe ich, das ich die Geschichte schlecht ausgearbeitet habe. Die Informationen sind eigentlich alle enthalten, kommen aber nicht zur Geltung. Palmer soll die Anwesenden gegeneinander aufbringen. (Hier wäre er als diplomatischer Sprecher einer menschlichen Delegation mit zwei Wissenschaftlern besser positioniert). Man will mehr über die Psyche der Wissenschaftler herausfinden, über ihren Hass gegen andere Rassen und dessen Stärke zum Beispiel. Das soll dem Geheimdienst Ansatzpunkte für Manipulationen und Anwerbungen liefern. Das hätte, wie hier, ausgearbeitet werden müssen.

Als Mitglied der Delegation ergäben sich auch mehr Dialoge und man kann Palmers Haltung besser herausarbeiten.

Ein paar Korrekturen würden hier nicht reichen und ich weiß nicht, ob ich eine überarbeitete Fassung einsetzen kann. Auch ist mir nicht klar, wie schnell Geschichten in Vergessenheit geraten. Ich war mal bei der Leselupe mit zum Teil über 2000 Klicks, die dort angegeben werden. Da ist eine gewisse Motivation vorhanden.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

- - -

Hallo GoMusic,

„Er betätigte den Sprechknopf auf dem Konferenztisch. Seine Farbe wechselte von rot auf grün“

Habe auch gelacht. Sowas habe ich bei anderen schon kommentiert.

„Ministerien und Geheimdienste zogen die Fäden hinter den Kulissen“ - das kann auf fast alles übertragen werden, Staat, Behörden, Politik

Alles ist damit gemeint. Aber ein kurzer Einblick würde das sicher klarer machen.

„Eine Leiche eröffnen?“

Habe ich so aus dem Internet. Entweder Fachjargon oder Schreibfehler. Ich tippe auf Ersteres.

„Gerne erheiterte er seine Kollegen mit überspitzen Nachahmungen“

Seine Mitarbeiter im Dienst, ich dachte, das sei offensichtlich.
„Wer interessiert sich für die Bodenschätze?“

Geheimdienste – politische Kontrolle – wirtschaftliche Kontrolle. Ich weiß es nicht, aber ich spekuliere mal, das es heute westliche Ölfimen im Irak gibt. Ich hänge mich da hoffentlich nicht zu weit aus dem Fenster.

„Lässig, grinste dreckig, gleichmütig“

Ich verstehe „zeigen, nicht erzählen“ und wende es, so gut es momentan geht und wo mir eine oberflächliche Formulierung auffällt, an. Aber manchmal zweifel ich. Gleichmütig, also mit innerer Ruhe, ist eine Stimmung. Wie soll ich sie z. B. durch eine Bewegung darstellen? Obwohl ich auch glaube, das rein textlich eine z. B. Bewegung besser passen würde.
Ich nehme an, das ist dann eher eine Stilfrage, denn es erscheint irgendwie wie dahingeworfen.

Ja, die Pest war eigenlich nur der Aufhänger und wurde von Ministerium und von Geheimdienst zu einem anderen Zweck initiiert. Nicht so gut ausgearbeitet, die Antwort an Scribo enthält mehr Infos.

Danke fürs Kommentieren.

Gruß

Rainer

 

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