Die Teebeutelwerfer
Die Teebeutelwerfer
Sie erwachte aus ihrer Ohnmacht.
Die Teebeutelwerfer näherten sich Mary.
In dem von der Kontrollprojektion ausgehenden bläulichen Licht waren die beiden Personen kaum zu erkennen. Die eine trug einen Helm, von dem ein dicker Kabelstrang ins Dunkel führte und war auf einer Liege festgeschnallt. Die andere, ein bebrillter Weißkittel, saß hinter einem Schaltpaneel und verfolgte aufmerksam das Geschehen. Gerade wurden die beiden Mutanten projiziert, blaugraue Schnecken mit einem riesigen Auge und kurzen Ärmchen. Sie näherten sich einer Frau, die in den Seilen hing, wie ein Boxer in der letzten Runde.
Klatsch! Ein Teebeutel sauste dicht an Marys Ohr vorbei an die Wand, wo er, eine dunkle Kriechspur hinterlassend, zu Boden rutschte.
„Haut ab. Lasst mich zufrieden“, sagte Mary mürrisch.
Doch das nächste Wurfgeschoss war schon unterwegs. Diesmal hatten die Teebeutelwerfer genauer gezielt. Marys Stirn zierte einen Moment lang ein brauner Teebeutel, der sofort von ihrem zornigen Kopf abgeschüttelt wurde. „Warum könnt ihr mich nicht einfach zufrieden lassen!“, schrie sie die beiden an. Und Tränen traten in ihre veilchenblauen Augen.
„Aber, aber. Wir wollen dich doch nur ein bisschen aufmuntern“, sagten die Teebeutelwerfer im Duett.
„Spiel mit uns. Sei ein braves Mädchen.“
Die Teebeutelwerfer wuselten auf Mary zu und strichen ihr über den kahlen Kopf.
Ihrer Fesseln wegen konnte Mary die beiden nicht abwehren. Das einzige, was ihr blieb, war, die Augen zu schließen. Wenn sie doch nur diese einäugigen Visagen nicht mehr ertragen musste. Ihre Hände krampften sich zusammen.
„Komm, Mary, sag uns jetzt, wo das Wiesel ist“, säuselte ihr der eine der beiden ins Ohr und sie konnte seinem nach fauligen Eiern riechenden Atem nicht ausweichen.
„Sag uns, wo er ist, und wir lassen dich hier in Ruhe verrotten.“
Mary stöhnte gequält. „Aber ich weiß nichts von eurem blöden Wiesel. Was soll das eigentlich sein? Ein Mensch oder so ein lächerlicher Mutantenscheiß wie ihr.“
An der Stelle mit dem Wiesel beugte sich der Weißkittel vor, um sich gleich darauf wieder zurückzulehnen. Er schien enttäuscht.
„Oh oh, das war nicht nett von dir“
„Nicht nett von dir“, säuselte der andere.
Derjenige, der ihr ins Ohr geflüstert hatte, knallte ihren Kopf gegen die Wand.
„Sieh mich an, wenn ich mit dir rede“, blubberte er zornig.
Mary öffnete die Augen und sah in ein grünes Glubschauge.
„Schon besser. Wir bringen dir schon noch Manieren bei. Schau mal hier, was wir für ein schönes Spielzeug mit- gebracht haben.“
„Schau mal, was wir für ein Spielzeug mitgebracht haben“, tönte es aus den Lautsprechern.
Der andere Teebeutelwerfer zog eine riesige Spritze hinter seinem Rücken hervor und grinste.
„N ... nein. Bitte. Nicht schon wieder“, wimmerte Mary und warf den Kopf hin und her. Es half nichts. Das Grinsen wurde noch breiter. Teebeutel Nr.2 schob Marys T-Shirt hoch und hieb die Spritze bis zum Anschlag in Marys Bauch.
Sie fiel in einen dunklen von Schmerzen erfüllten Strudel.
Die Spritze kam zum Vorschein, die Frau beugte sich nach vorn und erbrach einen Schwall unnützen Schalls.
Die behelmte Person auf der Liege bäumte sich auf und die Projektion erlosch. Das Licht ging an und ein Mutant steckte seinen unförmigen Kopf zur Tür herein.
„Und?“, blubberte er.
„Noch nichts. Aber das wird noch.“
Der Kopf verschwand.
Nach einem Blick auf den Zählerstand der Programmzyklen stand der Weißkittel auf.
Zeit eine Tasse Tee zu trinken.