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Die Super-Eltern
„Mama! Die Nähmaschine will nicht so wie ich will!", schreit Nina durch die Wohnung. Ihre Mutter seufzt, denn Nina ruft schon zum x-ten Mal. Nächste Woche ist Karneval und Nina hat darauf bestanden, ihr Kostüm selber zu nähen. Sie will als Haremsdame gehen. Nur spielt die Nähmaschine nicht immer mit.
„Ich komme ja schon!“ Frau Klemming denkt nur ungern daran, dass sie eigentlich dringend mal wieder die Fenster putzen und bügeln sollte. Die Wäsche stapelt sich.
„Nun lass mal sehen! Du hast den Faden nicht richtig eingefädelt...“ und wie so oft an diesem Wochenende erklärt sie es ihrer Tochter noch einmal ganz genau.
Herrn Klemming geht es ähnlich. Er baut gerade mit seinem Sohn ein Schwert. Aber nicht irgendein Schwert, nein es muss aussehen wie ein Gryffindor-Schwert, schließlich will Jannis ja als Harry Potter gehen. Aber anstatt einen einfachen Zauberstab zu nehmen, besteht er auf ein Schwert. Das ist viel cooler. Und auch viel anstrengender.
„Au!“, kreischt Jannis und hält den schmerzenden Daumen hoch.
„Au, au, au!!!!“ So geht es den ganzen Sonntagnachmittag hindurch. Herr und Frau Klemming schaffen einfach nichts, was sie wollen. Und abends fallen sie todmüde ins Bett.
„Als was geht ihr eigentlich zum Karnevalsball?“, fragt Nina am Montagmorgen. Aber die Eltern wissen darauf keine Antwort.
„Mal sehen, vielleicht finde ich ja was in unserem Karton. Wir könnten noch mal als Hippies gehen, die Sachen müssten wir eigentlich noch haben“, sagt Frau Klemming nur.
Nach der Schule näht Nina weiter, und Jannis hilft ihr. Schließlich macht sie jetzt seinen Zaubererumhang.
„Schade...“, murmelt er, als er die Nadeln raus nimmt.
„Was ist schade?“, fragt Nina gereizt, weil sie sich konzentrieren muss.
„Dass Mama und Papa nicht auch so tolle Kostüme bekommen, wie wir.“
„Ja, stimmt. Dabei helfen sie uns die ganze Zeit.“ Und dann fällt den Geschwistern ein, was sie machen können.
Es ist Weiberdonnerstag. Bei den Klemmings herrscht, wie jedes Mal vor der Faschingsfeier im Ort, großer Trubel. Ninas Strumpfhose ist zu klein und Jannis kann Papas Krawatte nicht selber binden. Als Nina ihn sieht, muss sie lachen. Er hat schon ein weißes Hemd an und den Pulli mit dem V-Ausschnitt. Selbst die Narbe hat Mama ihm schon aufgemalt. Nur die Krawatte, die hängt noch herunter.
„Lach nicht!“, grunzt Jannis. „Geh lieber zu Mama, du sollst auch noch geschminkt werden.“ Und er schlurft weiter um sich Hilfe beim Vater zu holen, der seinerseits mit dem mittlerweile viel zu engen Hippie-Kostüm kämpft. Aber eine halbe Stunde später sind zumindest die Kinder fertig.
„Kommt her! Ich mach ein Foto von euch!“, ruft Papa, der wieder Jeans und Pulli trägt. Das lassen die Kinder sich nicht zweimal sagen. Stolz zeigen sie ihre Kostüme. Und sie sehen gut aus damit. Aber was versteckt Nina da hinter ihrem Rücken?
„Mama, Papa! Wir haben so tolle Kostüme. Und für euch haben wir auch welche gemacht.“, sagt sie und streckt ihnen zwei rote Umhänge hin.
„Ihr seid die Super-Eltern!“, erklärt Jannis stolz. „Ich habe euch auch zwei tolle Taschen gebastelt. Da ist alles drin, was man als Super-Mama oder Super-Papa braucht.“
Die Eltern umarmen ihre Kinder, als sie sehen, wie viel Mühe sich die gemacht haben.