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Die Suche nach dem Herkömmlichen
Neulich im EDEKA Markt sollte ich für meine Mutter etwas Waschmittel besorgen „und doch bitte das billigste, denn du weisst doch, wie es um unsere Finanzen steht“. Na ja, ich steh' also da und denk' mir: „hmmm, das herkömmliche Waschmittel müsste laut Werbung doch eigentlich auch das günstigste sein. Immerhin rechtfertigen sie so ihre inorbitanten Preise, aufgrund der besseren Qualität versteht sich!“ also such ich mal. “ Herkömmlich, herkömmlich, herkömmlich scheint es hier nicht zu geben. Aber wozu hat Gott uns mit einem Sprachwerzeug gesegnet? Fragen über Fragen.
Nach einer zehnminütigen Suche, durchgeführt von einer qualifizierten Fachkraft stelle ich schließlich meine Frage, worauf mich die Verkäufern dezent drauf hinweißt, dass sie durchaus in der Lage wäre sich selber zu verarschen. Bei DEM Kundenumgang dürfte dieser Laden bei unserer florierenden Wirtschaft nicht lange bestehen. Aber was soll’s, dann eben doch wieder Sunil.
Mit einem 25 kg schweren Waschmittelkarton bewaffnet entschloss ich noch einen Schokoriegel zu kaufen. Ob es da vielleicht etwas herkömmliches gibt? Wieder war meine Suche erfolglos. Aber da ist ja noch dieses herrliche Sprachwerkzeug...Danke Gott! Wie der Zufall es so wollte, befand sich in meinem Aktionsradius die Verkäuferin von eben. Wieder fragte ich sie nach etwas herkömmlichen.
Die gute Frau schien etwas verwirrt, zumal sie mich fragte, ob ich eine Kamera bei mir trüge, oder ob sie vielleicht im Fernsehen sei...bei der versteckten Kamera oder so. Zu ihrer Enttäuschung klärte ich sie nochmals über die Sachlage auf, dass ich weder vom Fernsehen sei, noch eine Sendung über sie machen wollte und das ich einfach nur einen herkömmlichen Schokoriegel zu kaufen gedachte.
Irgendwas seltsames schien jetzt in ihr vorzugehen, aber ich war erst nicht in der Lage es zu deuten...Ja genau das war son'ne Situation wie vor einem Vulkanausbruch, hatte ich mal im Fernsehen gesehen. Auf RTL versteht sich, wo auch immer diese Werbung von den herkömmlichen Sachen kam. Just nach dieser Erkenntnis, wandte ich mich ganz dezent von der Dame ab. Dann eben doch KINDER Country. Da viel mir auch wieder ein, dass die in der Werbung davor gewarnt hatten, Cerealien bloß niemals ohne Milch zu genießen...und schon wieder schulde ich Gott was!
Dass es immer noch Hersteller von herkömmlichen Produkten gibt, die Cerialien ohne Milch anbieten. Eigentlich ein Frechheit.
Nur komisch mein Word-Programm scheint das Wort Cerealien gar nicht zu kennen. Bestimmt nur ein dummer Zufall.
Man, hab ich einen Durst, dachte ich mir, nachdem ganzen Trubel. Ob es da wohl etwas herkömmliches gibt? Vielleicht ist auf herkömmlichen Getränken auch kein Dosenpfand d'rauf. Jetzt wollte ich es genau wissen.
Da sich ja meine Suche, wie ich auch schon irgendwie erwartet hatte, wieder als überflüssig entpuppte, wollte ich erst aufgeben, aber dann dachte ich, dass kann ja auch an meinem gestörten Sehsinn liegen. Als ich allerdings wieder eine Verkäuferin zu Rate ziehen wollte machte ich einen großen Bogen um diese, die mich sowieso schon 'rausschmeißen wollte.
Ein jüngerer Herr, wahrscheinlich ein Praktikant, bot sich da schon eher an.
Gesagt getan. In seinem überschwänglichem, jugendlichen Intusiasmus, machte er sich direkt auf die Suche. Und suchte und suchte und suchte und suchte und suchte und suchte und suchte und suchte...
„Da kann ich ihnen leider nicht weiterhelfen, aber ich kann mal eben eine Kollegin von mir fragen!", drei Minuten später kam er dann mit seiner Kollegin wieder, zu meinem Erschrecken war es die Verkäuferin von eben. „ Frau Meier, der Herr möchte gerne ein herkömmliches Erfrischungsgetränk kaufen, aber ich weiß leider nicht welche Marken so was anbieten“. Endlich mal einer der sich für seine Kunden einsetzt, was ich von der Frau leider nicht erwarten konnte... „RAUS!!!!!!!!!!!, sonst hol ich gleich den Abteilungsleiter oder besser noch, ich ruf bei der Polizei an. Die bringen sie direkt ins Irrenhaus!“
„Aber gute Frau für die Einweisung in eine forensische Anstallt ist doch nicht die Polizei zuständig, sondern ein Psychiater. Ich könnte ihnen übrigens einen sehr guten empfehlen, der mir persönlich gut geholfen hat.“ Die Frau lief knallrot an „DAS REICHT JETZT VERSCHWINDE!“
„Nicht ohne meinen herkömmlichen Softdrink!“
In diesem Moment fiel mir dann auf, dass ich die Schuld der Werbefernsehmedien den Kunden in die Irre zu führen, voll und ganz auf die Verkäuferin projizierte. Dann muss ich mich wohl bei ihr entschuldigen. „Wissen sie was es tut mir lei...!!?“. Noch ehe ich dieses Wort zu Ende sprechen konnte sah ich wie der Praktikant die Frau wiederzubeleben versuchte. Das war mir in den Gedanken gar nicht aufgefallen.
10 Minuten später traf der Krankenwagen ein und brachte sie in das nächst gelegene Krankenhaus. Danach wurde sie in die psychiatrische Anstalt Bedburg-Hau überwiesen, in der sie, meines Wissens noch bis heute behandelt wird. Der Praktikant bekam die gerade freigewordene Stelle der Frau. Wahrscheinlich sucht der bis heute noch nach dem herkömmlichen Softdrink.
So ein TROTTEL!