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Die Suche der weißen Frau

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21.06.2017
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Die Suche der weißen Frau

Durch einen schmalen Eingang zwängten wir uns eine Treppe hinab ins Souterrain. In dem gewölbeartigen Saal stampfte, in einem mintgrünen Strampler, das wütende Geburtstagskind. Wild gestikulierend und mit hochrotem Kopf beschwerte es sich, dass die Technik nicht funktionierte. Im Vorbeigehen rempelte mich eine Frau mit langen, glänzend schwarzen Haaren und einem struppigen Wolfspelz über den Schultern an. Begleitet wurde sie von einem verhältnismäßig kleinen, dünnen Mann, der als Reh verkleidetet war. Hinter uns stolperten zwei ziemlich kräftige Männer in mittelalterlicher Tracht die Treppe hinunter, als wir dem Geburtstagskind gratulierten. Eher missmutig lotste es uns, mit verschwitztem Gesicht, in ein kleines Separee. Wir fädelten uns durch ein Labyrinth von Sitzecken, deren Tischplatten aus Spiegeln bestanden, um an die Bar zu gelangen. Das Besondere daran war, dass durch die spiegelnden Tische das Kerzenlicht wieder in den Raum zurückgeworfen wurde, was dem Ganzen ein romantisches und zugleich düsteres Flair verlieh. Ein in blau-grüne Tücher gewickelter Mann hinterm Tresen putzte erst sorgfältig seine Brille, bevor er uns einen Aschenbescher rüberschob.

„Ich bin die Quelle des Lebens“, grinste er uns aus seinem türkis-geschminkten Gesicht an.
Wolf und Reh saaßen uns schräg gegenüber. Sie debattierten über Hobbes und sein Naturrecht. Wir stießen schnell mit dem Geburtstagskind an, während sich die Party langsam füllte. Das mittelalterliche Paar gesellte sich nun auch an die Theke, als in diesem Moment vier Männer in schwarzen Gewändern auftauchten. Nachdem sie ihre Steckenpferde an die Wand gelehnt hatten, lümmelten sie sich auf eines der Sofas in der Ecke neben der Tür. Einer der Vier bestellte, über die Köpfe von Wolf und Reh, die erste Runde Bier, wobei er umständlich versuchte, seinen Morgenstern über die Schulter zu hängen. Nebenbei lauschte er dem Gespräch der beiden Tiere. Wären seine Freunde nicht so ungeduldig gewesen, hätte er sich wohl gern in den leidenschaftlichen Austausch über rationale und empirische Erkenntnisphilosophien eingemischt. Augenzwinkernd reichte Die Quelle des Lebens jeder von uns ein Glas Sekt. Er deutete mit einer Kopfbewegung in die Richtung des mittelalterlichen Paares.
„Hier, von Christian und die Holde“, schnaufte er, „So was Komisches. Also, wenn ihr mich fragt, dann sehen die wohl eher aus wie Romeo und Julia!“
Die etwas stämmige Isolde zwinkerte Clara zu. Sie sagte nichts. Wenn sie etwas nicht konnte, dann war es, ihre Gefühlszustände zu verbergen. So war es auch diesmal, als sich die Sommersprossen auf ihrer zarten, schmalen Nase kräuselten. Sie fühlte, sich genauso fehl am Platz wie ich.

Ganz klar ist mir bis heute nicht, warum Clara gerade mich gefragt hatte, als ihre Braut, zu dieser Mottoparty zu gehen. Wo sie doch weiß, dass ich so etwas nicht ausstehen kann.

Nebenan hub nun endlich, die vom Gastgeber lang ersehnte Musik an. Wir versuchten, uns über das lautstarke Gespräch der vier merkwürdigen Reiter hinweg zu unterhalten, was in Kombination mit der dröhnenden Musik kaum möglich erschien. Sie tranken ziemlich schnell. Das steckte irgendwie an. Ich war, innerhalb dieser kurzen Zeit, nun schon bei meinem dritten Glas Sekt. Wie vom Blitz getroffen, fuhr einer der ominösen Reiter auf. Er erzählte von einem Spiel, das er immer auf den Klassenfahrten gespielt hätte. Mein Bräutigam besorgte uns jeweils noch ein weiteres Glas, während ich versuchte, den Ausführungen des wichtigen Reiters, unauffällig zu folgen. Das Spiel, welches er beschrieb, nannte er Die weiße Frau. Es hatte damals wohl als eine Art Mutprobe gegolten. Dabei ginge es darum, dass man sich mit einer Kerze vor einen Spiegel stelle und eine bestimmte Formel aufsage, wonach dann Die weiße Frau im Spiegelbild erscheinen solle. Langsam wurde ich entspannter. Ich begann, mich sogar ein wenig zu amüsieren. Die Hungersnot hatte für den Nebentisch noch schnell eine Runde Bier geholt.
„Das ist gut, das machen wir!“, rief Der Krieg leicht schwankend aus.
Clara fing an, sich zu langweilen. Weil sich nebenan die Tanzfläche füllte, schlängelten wir uns an den spiegeltischflüsternden Reitern vorbei zu den Tänzern.

Der Raum war, trotz vieler Scheinwerfer, nur spärlich beleuchtet. Der DJ wechselte. Worauf der Neue seine Schlagerplatte auflegte. Ich sah mich nur kurz um. Doch da war es geschehen. Ich hatte meinen Bräutigam verloren, weshalb ich beschloss, in die Bar zurückzugehen, um dort auf sie zu warten. Als ich den Raum betrat, saßen Tristan, Isolde, Wolf und Reh bei den apokalyptischen Reitern und wisperten in den Spiegel auf der Suche nach Der weißen Frau. Dies dehnte sich über die anderen Tische aus. Der Raum war mit flüsternden Wesen aus griechischer und römischer Mythologie gefüllt, die über die Spiegeltische glotzten und hofften die weiße Frau zu sehen. Selbst Die Quelle des Lebens holte ich aus seiner Trance, als ich noch ein Glas Sekt bestellte. Meine Stimme war, entgegen meiner Erwartung, unglaublich laut. Die Brille zurückschiebend, starrte er mich mit offenem Mund an, während er das Glas füllte. Einzig Der Tod bemerkte mich. Sein trüber Blick, der aus seinem apathischen Gesicht kroch, wurde mit einem Mal eisig klar und traf mich wie ein Pfeil.
„Krass, das funktioniert ja wirklich!“, sagte er.
Ich schnappte nach Luft, griff mein Glas und machte mich auf die Suche nach Clara.
Hier drinnen war die Party in vollem Gang, derweil es draußen zu rieseln anfing. Der Zigarettenrauch brannte in meinen Augen. Das Kleid war total verdreckt. Ich begann, mich nicht mehr wohl zu fühlen. Lauter in Masken und Gewänder verhüllte Gestalten wippten mehr oder weniger im Takt, wobei die schlaffen Gesichtszüge zum Rhythmus ihrer Bewegungen hin und her schlackerten. Verloren wandelte ich durch die Katakomben, eine staubige Steintreppe hinauf, wo vereinzelte Grüppchen in kleine Spiegel murmelten. Mit heiserer Stimme rief ich nach Clara, was durch die Mauern wieder zu mir zurück hallte. Gekrümmt saßen Tristan und Isolde in einer Ecke und gafften mich entgeistert an. In der obersten Etage schaute ich aus einem Fenster. Außer ein paar Fußabdrücken im weichen Neuschnee war nichts zu sehen.

Jetzt kann ich nicht mehr sagen, warum wir ausgerechnet als Brautpaar zu dem Motto Liebe, Leid und Leben gehen mussten. Dafür hatte sich Clara von ihrem schlaksigen und verwitweten Opa, einen Anzug mit Zylinder geliehen. Er war etwas groß für sie, aber ich hätte, schon allein, aus dem Hemdkragen nicht herausgucken können. Deshalb gab sie mir das alte, schneeweiße Hochzeitskleid. Es war ein über Generationen vererbtes Stück, welches bereits für Claras nächsten Lebensabschnitt in ihrem Schrank hing. Heute würde ich es nicht mehr annehmen.

Aus dem leisen Rieseln entwickelte sich allmählich ein Schneegestöber. Der Bund des Kleides hatte sich an einigen Stellen gelöst. Wie sollte ich das nur meinem Bräutigam erklären? Das Kribbeln unter meinen Füßen ließ mich vermuten, dass ich über dem Tanzsaal war. Wie viel Zeit wohl schon vergangen sein mochte? Ich befürchtete, mich zu verlaufen, weshalb ich wieder zurückging. Auf dem Weg hinab, kämpfte ich gegen eine schier unüberwindbare Nebelwand aus Rauchschwaden an. Meine Augen gewöhnten sich nur langsam an die Dunkelheit. Schemenhaft konnte ich erkennen, dass sich Die apokalyptischen Reiter auch auf die Tanzfläche begeben hatten. Sie hüpften mit ihren Steckenpferden zu Live is Live durch das Gewimmel. Die Quelle des Lebens schwankte mit beschlagenen Brillengläsern an mir vorbei und drückte mir noch ein Glas Sekt in die Hand. Für einen besseren Überblick, stellte ich mich auf eine Art Podest. In genau diesem Moment versagte die Technik. Das Einzige, was die dunstige Stille zerbrach, war die fluchende Fistelstimme des Geburtstagsbabys. Nach einer gefühlten Ewigkeit setzte ohrenbetäubende Drum and Bass ein. Als das Licht wieder anging, färbte sich mein Kleid blau. Meine Augen tränten im Rauch. Geblendet hielt ich mir die Hand vors Gesicht. Nur vage konnte ich den Tod erkennen, der dem Krieg etwas ins Ohr flüsterte und mit dem Finger auf mich zeigte. Schlagartig überkam mich eine Übelkeit. Bei dem Versuch, mich durch die Tanzwütigen nach draußen zu drängen, zerriss mir das Kleid endgültig. Die Schneeflocken schimmerten im Laternenlicht, die immer heftiger auf meine nackten Schultern hinabfielen.

Durstig sog ich die klare Luft, wie ein frisches Glas Wasser auf unerträglichen Durst, ein.
„Die Quelle des Lebens“, dachte ich und musste laut lachen.
Plötzlich stand Der Tod neben mir. All meinen Mut zusammennehmend fragte ich ihn, ob er meinen Bräutigam gesehen hätte.
„Klar, ich habe vorhin mit ihm getanzt“, hauchte er.
Überfordert von der unwirklichen Wirklichkeit packte ich ihn am Kragen und schrie ihn an:
„Wo ist sie? Was hast du mit ihr gemacht?“
Neugierig gesellte sich Der Krieg dazu. Er fragte, was denn los wäre. Ich konnte nicht mehr und begann zu weinen, während der Wind versuchte mir den letzten Fetzen des Kleides, vom Körper zu ziehen. Ich fror, war müde und wollte doch bloß zu Clara.
„Jetzt entspann dich mal“, knirschte er mit angespanntem Kiefer, als Der Tod versuchte mir seinen Mantel umzulegen. In diesem Augenblick bog Clara um die Ecke.
„Da bist du ja. Ich habe dich überall gesucht!“
Völlig verzweifelt fiel ich ihr um den Hals. Sie lächelte mich amüsiert an. Erst jetzt wurde mir mein desolater Zustand bewusst. Tod und Krieg ließen wir, mit etwas bedröppelten Gesichtern, im Schnee zurück. Wir holten unsere Sachen und verabschiedeten uns beim Riesenbaby.
Mühselig stapfte ich durch den Schnee, wobei mich Clara scheuchte, ich solle mich doch beeilen. Der letzte Bus, der uns nach Hause gebracht hätte, fuhr gerade an uns vorbei. In der sich vom Straßenlaternenlicht spiegelnden Heckscheibe zeichnete sich eine nebelartige Erscheinung ab. Da war sie. Die weiße Frau. Ich schüttelte den Kopf. Erschöpft waberte ich stumm neben Clara her, die im richtigen Augenblick den Daumen raushielt. Sie war wütend mit mir und machte, wie immer, keine Anstalten, dies zu verbergen.

Angesichts meines Zustandes, konnte ich mich damals nicht damit auseinandersetzen, dass ich ihr kostbares Erbstück zerstört hatte.

Aus dem Anhalterauto grinste uns, mit lässig über die Lehne gehängtem Arm, Die Pest entgegen.
Als wir losschlidderten, hickste ich: „Übrigens, das ist Die heilige Maria“.
„Wie?“, latschte die Pest kaugummikauend.
„Man sieht in den Spiegel und sagt zehnmal heilige Maria“
„Ist ja bescheuert“, räusperte er sich, „So was Krankes hab ich ja noch nie gehört. Das könnt ich nicht“
Für den Rest der Fahrt sagte ich lieber nichts mehr.
Wir verabschiedeten uns, bei nur noch vereinzelten Flöckchen. Erst als ich die Tür aufschloss, hatte es aufgehört zu schneien. Mein Hund begrüßte mich freudig, wie immer. Ich streichelte ihm über den Kopf. Meinem Freund gab ich noch einen Gute-Nacht-Kuss. Er fragte mich, wie es denn gewesen sei. Doch ich schlief sofort ein.

Seitdem habe ich nie wieder etwas von Clara gehört.

 
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Hej johair,

herzlich willkommen hier bei den Wortkriegern.

Möglicherweise ging es manchem Leser wie mir, denn ich hatte Mühe den Text im Fluss zu lesen. Es könnte formal daran liegen, dass du z.B. die wörtliche Rede nicht in eine neue Zeile gesetzt hast.

Mehrere Absätze würden das Lesen zusätzlich erleichtern.

Vielleicht überlegst du es dir. :)

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo Kanji,

lieben Dank für deinen Rat. Ich muss zugeben, dass ich mit dem Format selbst auch etwas unglücklich war Ich bin dabei allerdings noch etwas unbeholfen :confused::D- aber ich werde es nochmal überarbeiten.

Beste Grüße, johair

 

Hey Bas,

lieben Dank für deine Mühe. Mann Oh Mann. Das war ganz schön viel und ganz fertig fühlt es sich immer noch nicht an...:lol:

Ich hatte jetzt nochmal ein wenig getüfftelt, sodass es hoffentlich auch spaß macht zu lesen.

Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich es einfach aus meinem Kopf in die Tastatur gehämmert habe, ohne über irgendetwas nachzudenken:Pfeif:
Ich hatte zwar noch einmal drüber gelesen, aber wenn ich die Erzählerstimme erst einmal im Kopf habe, dann bin ich immer ein wenig Betriebsblind...

Das nächste Mal lasse ich das Skript eine Weile liegen, bevor ich nochmal drübergehe. Hoffentlich hilft es.

Übrigens war es gar nicht demotivierend, genau deshalb bin ich ja hier.

Danke nochmal und Beste Grüße johair

 

Hola Johair,

ich las Deine Antwort auf Bas’ umfangreichen Komm:

Johair: schrieb:
Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich es einfach aus meinem Kopf in die Tastatur gehämmert habe, ohne über irgendetwas nachzudenken
Statt ‚Verteidigung’ müsste ‚Anklage’ stehen. Der Fehler, eine Idee reinzuhämmern und sofort einzustellen, wird meist von (sehr) jungen Mitgliedern gemacht. Die brennen lichterloh und sind von ihrem Schreibgenius überzeugt. Da ist kein tolles Feedback zu erwarten, denn schnelle Texte sind unfertige Texte. Aber Du bist einunddreißig!
Andrerseits kann das die Erklärung für Deine Einsicht sein:
Johair: schrieb:
Das nächste Mal lasse ich das Skript eine Weile liegen, bevor ich nochmal drübergehe.
Ja, unbedingt. Es geht gar nicht anders. Das Problem ist die eigene Ungeduld. Man will seinen Text schnell einstellen und freut sich auf die Resonanz (soll heißen: auf möglichst viel Lob).
Deine Vermutung wird sich bestätigen:
Johair: schrieb:
Hoffentlich hilft es.
Garantiert. Ich bastle seit Wochen an meiner neuen KG und staune immer wieder, dass ein als fertig erachteter Text immer noch verbessert werden kann. Irgendwann hat die x-mal überarbeitete Geschichte nur noch sehr wenig mit dem Ursprungstext gemeinsam und man ist froh, diesen nicht eingestellt zu haben. Tröstlich immerhin, dass auch andere Kreative ihre Werke nicht in Nullkommanix raushauen, sondern ebenfalls viel Zeit und Sorgfalt aufwenden (müssen).
Johair, ich wünsche Dir viele Falten auf der Stirn beim Bearbeiten Deines nächsten Textes – aber es wird sich lohnen.

Schöne Grüße!
José

 

Hallo José,

du hast vollkommen Recht. Das war ganz schön dumm von mir. Jetzt sitz ich da mit dem Schlamassel...

Vielen Dank für die Falten - das Schöne ist, daran brauche ich nicht üben. Die sind teilweise auch schon so da.

Für den nächsten Text und auch für die Bearbeitung nehme ich es mir zu Herzen.

Beste Grüße johair

 

Hallo Bas,

Lieben Dank für deine Mühe. Wie immer war ich zu ungeduldig. Ich hatte die Geschichte zu Gunsten der Handlung scheinbar so reduziert, dass von der Atmosphäre nichts mehr geblieben ist. Damit habe ich sie eigentlich nur zerfleddert...

Ich lege sie jetzt erstmal an den Rand (falls es mich nicht vorher nochmal packt), und überarbeite sie nochmal, bei Gelegenheit.

Der Berichtstil war übrigens so vorgesehen. In meiner ersten Version, hatte ich auch einen Einleitungssatz dazu, den ich aber dann - wieder zu Gunsten der Handlung - gelöscht hatte.

So, nachdem ich nun meine Arbeitsprozess öffentlich gemacht habe, hoffe ich, dass ich dann irgendwann dann auch nochmal eine Geschichte abliefere...:D

Beste Grüße johair

 

Hall, Johair,

ich nehme stark an, dass ich jetzt die überarbeitete Version deiner KG erlebt habe. Also, einige Kommentare sind inzwischen nicht mehr aktuell oder?

Zu meiner Person. Ich muss sagen, dass ich sehr gerne Geschichten mit dem Vermerk "Seltsam" lese. Deine Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Vor allem wegen dem Stil, wegen verworrenen Sätze.

Die Geschichte über die kostümierten Partys sind genau so alt wie die Welt. Man kann damit so viel machen, sagen! Ich genoss deine Verkleidungsfeier. Es lag aber nicht an deiner Story, sondern mehr an meinen Erwartungen. Während der ganzen Geschichte dachte ich, dass gleich etwas passiert, jemand stirbt, vergiftet, vergewaltigt wird. Verschwörung, Täuschung, Betrug - das sind die zentralen Motive in solchen Geschichten.
Ich muss aber sagen, dass mein Interpretaionsvermögen nun genau so irritiert ist, wie die zentrale Protagonistin während der Feier war. Meine Neugier folgte der Dame bis nach Hause und bliebt enttäuscht vor der Wohnungstür stehen: "Wie bitte, sie schläft?"

Und gleich zu meinem Liebligsthema - der Titel: Die Suche einer weißen Frau. Im Titel sehe gleich eine Frage: Wonach sucht die weiße Frau? Die Antwort ist offensichtlich, einfach wie die Welt: Nach ihrer Ruhe, nach dem Schlaf - die Suche einer "männerphoben" Frau.

Auf jeden Fall möchte ich noch was ansprechen, und zwar die Umgebung. Die Ruine. Ich fragte mich, wie all die Utensien in die Ruine denn reingekommen sind? Unmöglich, unmöglich, unmöglich - dachte ich. Und irgendwann begann ich mich unheimlich zu fühlen. Am Liebsten wäre ich auch davon gelaufen! Eine gut in Szene gesetzte Stimmung!

Viele Grüße
herr schuster

 

Hallo Herr Schuster,

lieben Dank für deinen Kommentar. Es freut mich, dass dir mein verworrener Stil gefällt. Den meisten geht leider nicht so, wobei diese Sätze, die Verwirrung der Protagonistin (so glaube ich) am besten beschreiben. Und schon wieder so ein Satz. :D

Das mit der "Männerphobie" habe ich gar nicht gesehen - nicht das da in meinem Unterbewusstsein noch etwas schlummert, wovon ich nichts weiß :hmm::lol:

Jedenfalls Danke nochmal. Das ermutigt mich ungemein doch noch weiter zu machen.
Betse Grüße johair

 

Hallo johair,

die Geschichte liest sich wie eine Erlebniserzählung - was (bitte nicht falsch verstehen) auch durchaus zum Inhalt passt. Ich konnte mich gut in die "verrückte Maskerade" in der Ruine hineinfühlen, wie alles mit zunehmendem Pegel in ein "Chaos" verfällt und alles vor dieser seltsamen Kulisse verschwommen und surreal wirkt. Finde ich gut! :thumbsup:
Allerdings bin ich der Meinung, dass Du die "mystische" Komponente rund um die "Weiße Frau" noch etwas ausbauen könntest (wenn es Dein Anspruch war, sowas anzudeuten). Diesbezüglich fehlt meines Erachtens ein Wenig die Verbindung zum Rest der Geschichte.
Außerdem musste ich viele Male schmunzeln, wie z.B. bei der Stelle mit dem Mann im Strampler oder der "Quelle des Lebens", welche einem einen Aschenbecher zuschiebt :D

Viele Grüße

Vadym

 

Hallo Vadym,

danke für dein Kommentar. Ich habe die Geschichte ganz radikal von 8 auf 3 Seiten gekürzt, weshalb viel untergegangen ist. Ich arbeite noch daran und habe auch schon einige Ideen. Ich habe nur leider immer etwas zu wenig Zeit...

Zu der mystischen Komponente muss ich sagen, dass ich die Gestalt der weißen Frau in einen realen Kontext bringen wollte. Es ging mir eher darum den Versuch zu unternehmen, wie sich die weiße Frau in ihrer Umgebung fühlt, als ihre Mystik darzustellen. Deshalb auch aus der Ich- Perspektive. So etwas nimmt man ja in der Regel nicht selbst wahr:D

Ich bin also noch lange nicht fertig mit meiner Geschichte.

Beste Grüße

johair

 

Hallo johair,
Also ich muss sagen, ich bin mit deiner Geschichte nicht so ganz warm geworden. Die Erzählweise ist nicht so ganz meins, kann ich mich aber prinzipiell mit anfreunden. Was mich gestört hat, da ist dann vermutlich meine Fantasie mit mir durchgegangen, aber irgendwie bin ich etwa ab der Mitte davon ausgegangen, dass die ganzen Verkleidungen gar keine Verkleidungen sind, sondern die "richtigen" Fabelwesen. Von daher war ich beim ersten Lesen wirklich enttäuscht, dass da nicht mehr kam. Ich bin davon ausgegangen, dass der Tod Clara geholt hat. Vielleicht haben die Spiegel etwas zur Mystik beigetragen.
Dann habe ich die Geschichte ein zweites Mal gelesen, mit meinem Wissen um die wirkliche Geschichte und war überrascht, wie anders auf einmal alles wirkt. Auf einmal hat mir die Geschichte dann doch besser gefallen. Auf einmal habe ich auch Spannung darin gefunden, die mir beim ersten Mal gefehlt hat. Ich bin nun mal mit der falschen Sichtweise beim ersten Mal an deine Geschichte gegangen.
Nur der Titel ist meiner Meinung nach etwas irreführend. Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich verstanden habe, wie der Titel zum Text passt.
Insgesamt muss ich sagen, dass der Tag Seltsam definitiv zu deiner KG passt, sie aber nicht wirklich mein Fall ist. Auch weil ich nicht durch den ersten Absatz in der Geschichte gefangen wurde.
Trotzdem merkt man, auch weil du sie ja offensichtlich schon überarbeitet hast, dass du sehr viel Arbeit hinein gesteckt hast.
LG
Scribo

 

Schon beim ersten Satz,

johair,

und damit erst einmal hezlich willkommen hierorts,

schon beim ersten Satz dieses litanei-artigen kleinen danse macabre von Maskenball

Es war im Winter, etwas außerhalb in einer Ruine, ...
frag ich mich "außerhalb" von was - eines Zimmers, Hauses, Ortes, Landes, Staates ... der Welt - naja, will nicht übertreiben, draußen, in näherer Umgebung von was? Aber nicht nur an der Präszison, sondern insgesamt hapert es mit der Rechtschreibung und Zeichensetzug, wie hier, wo die Auslassungspunkte
Wie immer konnte ich ihr selbst das nicht abschlagen[...]…
direkt am Wort eigentlich andeuten, dass zumindest ein Buchstabe fehle, was an sich durch die Ästhetik des Apostrophs einiges sparsamer sich anzeigen ließe.
Da kein Buchstabe fehlt besser zwischen Wort und Auslassungszeichen einr Leerstelle ...

Aber auch ein unschöner Gleichklang hier

Als Brautpaar also stiegen wir die Treppen in das Kellergewölbe hinab.
im "als" und "also", denn tatsächlich haben Konjunktion und Adverb/Partikel ihre Herkunft vom ahd. also, einer Zusammenführung von all und so.

Das "also" ließe sich vermeiden, ohne Schaden anzurichten am Satz (wie anderre Füllsel auch an anderen Stellen), hat aber auch einiges an Synonymen aufzuweisen, wenn's denn unbedingt sein muss ...

Du merkst schon am Einschub der "anderen Stellen", dass ich nicht jedes Wort/jeden Schnitzer aufzeigen werde. Der Komm würde länger als drei Seiten des Muttertextes umfassen. Also wird i. d. R. nur ein Beispiel genannt und andere selbst aufzufinden, sollte in Deinem eigenen Interesse liegen.

Hier wäre ein Komma zwischen gleichrangigen Adjektiven zu setzen

lotste uns in ein kleines[,] gemütliches Separee, wo wir ...
was mit der Gegenprobe bewiesen sei, an Stelle des Kommas ein "und" einzusetzen, ohne dass der Satz zu Schaden komme.

Überhaupt ersetzt die Konjunktion ganz gut das Komma zwischen gleichrangigen Wörtern, Satzteilen und Sätzen - auch zwischen Hauptsätzen, die Du grundsätzlich mit "Komma" und "und" beglückst.

Aber vielleicht soll da ja ein Satz besonders hervorgehoben werden.

Aber jeder?

Die wörtliche Rede beschließtu in aller Regel ungewöhnlich, wie hier

„Ich bin die Quelle des Lebens“ – grinste er uns aus seinem blau geschminkten Gesicht an.
Oder auch hier
Klar, ich habe vorhin mit ihm getanzt.“ - hauchte er mir zu.
und hier
„Wie?“[,] latschte die Pest kaugummikauend.
Üblichweise steht - wenn der übergeordnete Satz weitergeht, statt eines Gedankenstriches ein Komma, schließt die wörtl. Rede als Aussagesatz, wird kein Punkt vors auslaufende Gänsefüßchen gesetzt, wohl aber Frage- oder Ausrufezeichen (was ja geglückt ist, immerhin!)

An der anderen Seite des Tresens stand ein Mann, der als Reh[,] und eine Frau, die als Wolf verkleidet waren
Der Mann wird durch einen elliptoiden Relativsatz beschrieben, der seine Vollendung im Appendix zur Frau findet

Hier ist Komma zu setzen, weil der Infinitiv von einem Substantiv abhängt (stellvertreten durchs Pronomen!)

Mein Bräutigam fing an[,] sich zu langweilen.

hier sind gleich zwo Infinitive, von denen nur einem bisher das Komma gegönnt von Dir gegönnt wird
Ich hatte Clara in dem immer voller werdenden Menschengewimmel verloren, und beschloss[,] in die Bar zurück zu gehen, um dort auf sie zu warten.
wobei das Komma zwischen den Hauptsätzen entfallen kann und "zurückgehen" ein Wort sein darf

Hier ist der Einschub (= * ) durch Kommas (oder Gedankenstriche, nutztu ja ganz gerne) einzugrenzen

Und *mal abgesehen von ein paar Fußabdrücken* war im Neuschnee nichts zu sehen.
wobei das "mal" Fällsel ist ...

sah ich Die apokalyptischen Reiter.
Also das Gemälde Dürers?
Für den Rest der Fahrt sagte ich lieber Nichts mehr.
Warum das substantivierte nichts? Warum zuvor "Die"?

Warum wird hier zwischen Bindestrichen Anfang und Ende ungleich behandelt mit der Leerstelle am Ende?

Gute- Nacht- Kuss.
Entweder mit oder ohne Leerstelle für Anfang und Ende. Die sind innerhalb eines Gefüges nämlich gleich ...

Nun ja, wird schon werden, meint der

Friedel

 

Hallo scribo,

Schade, dass dir die Geschichte nicht so ganz gefallen hat. Trotzdem kann ich positiv für mich mitnehmen, dass die Verwirrung funktioniert hat. Das war tatsächlich so geplant. Ich arbeite aber auch noch daran und bin mit der Geschichte noch lange nicht fertig.

Danke fürs Lesen.
Beste Grüße johair

Hallo Friedrichard,

Vielen vielen lieben Dank für deine Mühe. Ich habe mir ein paar Notizen gemacht und werde deine Ratschläge definitiv beherzigen. Ich sehe meine eigenen Fehler immer nicht. Das ist, auch wie ich oben schon gesagt habe, wieder nur eine vorläufige Fassung. Ich habe schon einige Sachen überarbeitet. Das dauert nur noch eine ganze Weile, bis ich die Überarbeitung reinstelle.
ich arbeite zwar gerade schon einer neuen Geschichte. Aber die Zeit will ich mir nehmen.

Auch dir Danke ich fürs Lesen.
Beste Grüße johair

 

Hallo alle zusammen,

ich habe mich nochmal dran gemacht und die komplette Geschichte überarbeitet. Lieben Dank nochmal für die Beispiele, die waren mit den Erläuterungen sehr hilfreich, wobei ich zwischendurch immer nochmal reinschaue, ob ich etwas finde. Garantieren kann ich für nichts.

johair

 

Das mittelalterliche Paar gesellte sich nun auch an die Theke. Als in diesem Moment vier Männer in schwarzen Gewändern auftauchten. Nachdem sie ihre Steckenpferde an die Wand gelehnt hatten, lümmelten sie sich auf eines der Sofas in der Ecke neben der Tür. Einer der Vier bestellte über Wolf und Reh die erste Runde Bier, wobei er umständlich versuchte seinen Morgenstern über die Schulter zu hängen.

Hallo johair,

nun, der jetzt präziser wirkende Anfang diese surrealen Maskenspiels (man könnte auch Rollen-Spiel dazu sagen - denn auch nix anderes als auf den Brettern, die die Welt bedeuten, tragen wir alle Masken, der je eigenen gesellschaftlichen Rolle angepasst und selten verlassen wir die Maskerade, selbst wenn man mal "außer sich" ist kann die Verhaltensabweichung tief im Innersten eines jeden schlummern und dann wie ein Vulkan ausbrechen) lässt hoffen und stolpert dann doch bereits in einen grammatischen Schnitzer

In dem gewölbeartigen Saal stampfte, in einem mintgrünem Strampler, das wütende Geburtstagskind. Wild gestikulierend und mit hochrotem Kopf beschwerte er sich, dass die Technik nicht funktionierte.
"Das Geburtstagskind" beschwerte sich also - aber wer ist er?, wo ein "es" zu erwarten wäre?

Flüchtigkeit, wie hier

... einen Aschenbe[...]cher rüberschob.
kann jedem passieren, falsche Tase erwischt oder auch schon mal richtige verfehlt o. a.

Da werden Satzzeichen vergessen

„Ich bin die Quelle des Lebens“ Grinste er uns ...
(Wahrscheinlich wegen der Großschreibung des Verbs grinsen ein Punkt vor den auslaufenden Gänsefüßchen, bei kleinem g aber ein Komma nach den ausl. Anführungszeichen)
Da musstu selbst schauen, dieses Missgeschick beherrscht den gesamtnen Text und schon ist die Präzision dahin
Wir stießen schnell mit dem Geburtstagskind an, während es sich langsam füllte.
denn was füllte sich da langsam - das Gebrtstagskind? Oder doch der Raum?
Christian und die Holde“ Er schnaufte: „So was komisches habe ich noch nie gehört. Also, wenn ihr mich fragt, dann sehen die wohl eher aus wie Romeo und Julia“

Warum, frage ich mich dann, wird ein Pronomen - etwas - substantiviert?
..., dass ich so Etwas nicht ausstehen kann.
wie gelegentlich schlichte Zahlwörter auch - im Eingangszitat etwa die "Vier", obwohl doch der Bezug zu den "vier Männern", die ihre Steckenpferde abstellen, ggegeben ist und auch der flüchtigste Leser weiß, dass die vier Attribut der Männer ist. Die Idee mit den Steckenpferden (die man im übertragenen Sinn ja auch als Hobbies ansehen kann) find ich hinsichtlich des anfangs erwähnten Rollenspiels und Maskenballs eine witzige und gute Idee ... wie auch die Idee, ganz alte Sprache
Nebenan hub nun endlich die vom Gastgeber lang ersehnte Musik an
aufblitzen zu lassen statt des heute üblichen "hob". Das bisschen Lob wird aber dadurch zerstört, dass es wahrscheinlich nur ein Gag sein soll. Oder?

Manchmal hab ich den Eindruch, Kommasetzung sei Dir ein Glücksspiel, wie hier

Mein Bräutigam besorgte, uns jeweils noch ein weiteres Glas, ...
wo ich sogar fürs erste Komma, ein entbehrliches, um es vorweg zu sagen, so was wie eine Erklärung finde, wenn sich dergleichen beim reflexiven "mich" ein Paarmal wiederholt
Gekrümmt saßen Tristan und Isolde in einer Ecke und gafften, mich entgeistert an.
Das Kribbeln unter meinen Füßen ließ, mich vermuten, dass ich über dem Tanzsaal war.
Wie kommstu darauf, dass Pronomen (wie oben) großgeschrieben werden oder gar ein Komma erzwingen?

Hier

während ich versuchte, den Ausführungen des wichtigen Reiters unauffällig zu folgen. Das Spiel, welches er beschrieb, nannte er die weiße Frau. Es hatte damals wohl als eine Art Mutprobe gegolten. Dabei ginge es darum, dass man sich mit einer Kerze vor einen Spiegel stellt und eine bestimmte Formel aufsagt, wonach dann die weiße Frau im Spiegelbild erscheinen solle.
laufen Indikativ und beide Konjunktive gegeneinander (ginge, stellt, aufsagt, solle), entweder ginge, stellte, aufsagte und sollte oder gehe, stelle, aufsage, solle.

Klemmt Dein Schlüsselbrett (neudeutsch Keyboard)? Hier schlägt ein Punkt ein, der besser an anderer Stelle anzubringen wäre

Der DJ wechselte, worauf. der Neue seine Schlagerplatte auflegte.

..., in die Bar zurück zu gehen, um dort auf sie zu warten.
Nun, das folgende Missgeschick widerfährt selbst mir gelegentlich, "zurückgehen" ist an sich ein Wort

Die Begründung der Kommasetzung zu Infinitvgruppen hatt ich schon im ersten Komm vorgenommen. Also alles nur Flüchtigkeit? Die zuvor korrekt gesetzten Kommas wollen den Eindruck stärken

... glotzten und hofften[,] die weiße Frau zu sehen. Selbst die Quelle des Lebens schien[...] , ich aus einer Art Trance zu holen, als ich noch ein Glas Sekt bestellte.

Also - was soll ich dazu sagen? Verschlimmbesserung ist wohl der richtige Audruck. Wie sollte ein anderer als ich urteilen? Weniger wäre mehr, wenn Du Dich selbst kontrolliertest und korrekt (kommt übrigens vom Verb korrigieren) schriebest.

Versuch's mal selber!

Schönen Sonntag noch

Friedel

 

Hallo Friedel,

Und nochmal vielen lieben Dank für deinen umfangreichen Kommentar. Ich bin wieder alles durch gegangen und habe neben denen, die du mir gezeigt hast auch noch einige andere Fehler gefunden.

Ich hoffe diesmal nicht verschlimmbessert:heul::heul:

Sonst weiß ich auch nicht mehr weiter.

Während ich die neue Fassung eingestellt habe, haben sich zu allem Überfluss auch noch einige Formatierungsfehler eingeschlichen. Ich musste dann noch ein weiteres Mal drüber gehen und die Umlaute neu einsetzen.
Ich schaue die Tage nochmal nach, ob ich da noch etwas vergessen habe. Habe jetzt nur zwei Stunden gebraucht, um das alles wieder zurecht zu rücken, sodass ich mir nicht sicher bin, ob ich heute noch etwas finde.

Danke nochmal und ein schönes Wochenende wünscht
johair

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo johair,

du hast schon einige Kommentare erhalten und nun möchte ich dir auch einen klitzekleinen hinterherschicken, der sich auf den ersten Absatz bezieht.

Durch einen schmalen Eingang zwängten wir uns eine Treppe hinab ins Souterrain. In dem gewölbeartigen Saal stampfte, in einem mintgrünen Strampler, das wütende Geburtstagskind. Wild gestikulierend und mit hochrotem Kopf beschwerte es sich, dass die Technik nicht funktionierte. Im Vorbeigehen rempelte mich eine Frau mit langen, glänzend schwarzen Haaren und einem struppigen Wolfspelz über den Schultern an. Begleitet wurde sie von einem verhältnismäßig kleinen, dünnen Mann, der als Reh verkleidetet war. Hinter uns stolperten zwei ziemlich kräftige Männer in mittelalterlicher Tracht die Treppe hinunter, als wir dem Geburtstagskind gratulierten. Eher missmutig lotste es uns, mit verschwitztem Gesicht, in ein kleines Separee.
Ungefähr 20 Prozent dieses Absatzes besteht aus Adjektiven und Adverbien. Da ist definitiv Kürzungsbedarf.

"gewölbeartigen Saal": Warum nur gewölbeartig? Sag doch sofort "Gewölbesaal".

„Verhältnismäßig“ und „ziemlich“ könntest du als erstes über Bord schmeißen. Sie sind pure Füllwörter und sagen gar nichts aus. (Verhältnis zu was?) Für "ziemlich kräftige Männer in mittelalterlicher Tracht" könntest du auch Hüne sagen, besser: "Zwei Hünen in Mittelaltertracht" (noch ein Wort weniger.)

Wie kann man eigentlich erkennen, ob jemand klein und vor allem dünn ist, der in einem Rehkostüm steckt? Ist das Kostüm hauteng?

„Wütend“ und „mit hochrotem Kopf“ sind quasi gleich; „wütend“ kann weg.
Und dann ist er auch noch „wild gestikulierend“, „missmutig“ und „verschmitzt“. Ein bisschen viel auf einmal …
Später heißt es dann sogar noch, sein Gesicht sei türkis geschminkt.


Dann sind die Haare der Frau lang, glänzend und schwarz. Mannomann. Ist das alles so wichtig für die Story?

Ein Separee ist doch i.d.R. immer klein.

Overkill. Ich als Leser werde erschlagen.

Im restlichen Text finden sich wesentlich weniger dieser Streichkandidaten.
Vielleicht kannst du mit meinem kurzen Lesereindruck ja etwas anfangen.

Schönen Abend noch und liebe Grüße,
GoMusic

 

Hallo GoMusic,

Lieben Dank für die schnelle Antwort. Das mit den Adjektiven und Adverbien ist mir gar nicht so aufgefallen...
War nur etwas verunsichert, weil ich die Umgebung irgendwie noch besser ausbauen wollte.
Werde das schnellst möglich ändern. Schaue auch nochmal den Rest durch.

Dir auch noch einen schönen Abend und liebe Grüße
Jo

 

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