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Die Subkultur

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22.02.2017
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Die Subkultur

Ich hatte mal ein Tütchen mit Urzeitkrebsen aus einem Comicheft für Kinder. Die Eier habe ich in ein kleines Aquarium geschüttet und gut umgerührt. Wenige Tage später waren vier kleine Krabbelwesen geschlüpft, die ich alsdann mit einiger Neugier über den Beckenrand hinweg beobachtete.

Schon bald hatte sich unter dem Völkchen eine Aufteilung auf die vier Ecken ergeben. Der erste Krebs verkroch sich in ein ausgehöhltes Wurzelholz. Der Zweite machte es sich unter einem Stein bequem. Der Dritte richtete sich unter einer langblättrigen Wasserpflanze ein. Der Vierte residierte zwischen zwei in den körnigen Sandboden gerammten Tonscherben. Ich wollte ihnen nette Namen geben, aber es fiel mir nichts gescheites ein – zu gleich waren sie einander.

Wie ich eines Tages von oben in das Becken spähte, sammelten sich unten die Bewohner in Erwartung jener Portion Trockenfutter, die ich allabendlich auf die Wasseroberfläche zu bröckeln pflegte.

Der Erste sprach zu den anderen: “Seht, dort oben, das ist unser Schöpfer. Ihm verdanken wir unsere Existenz, er gibt uns täglich Futter, sodass wir es hier unten gut haben. Wir wollen ihn loben und verehren. Er soll den Namen ‘Er ist Der Er ist Dort’ tragen.”

“Das ist würdig, mir aber nicht recht…” sprach der Zweite und erklärte seinen Einwand: “Einmal hat er uns nicht gefüttert und das ist einzig darauf zurückzuführen, dass ihr ihm nicht zur Genüge huldigt. Ich trage ihm jeden Tag einen Fetzen Alge oder einen schönen Kiesel in die Mitte des Beckens um ihn milde zu stimmen. Wir wollen ihn den ‘gestrengen Allmächtigen’ nennen.”

“Sachte, meine Freunde, sein Wesen ist gütig und gnädig. Er gab uns das Wasser, das wir zum atmen brauchen. Er wird uns lieben, solange wir nur jeden Tag einen Kreistanz der Freude für ihn aufführen – Sein Name sei “Der feine Herr über uns” und jetzt kommt und reiht euch ein!“ rief der Dritte und ließ kleine Staubwolken unter seinen Tanzschritten emporwirbeln, wie ich mit einiger Verwunderung durch die sich kräuselnde Wasseroberfläche zur Kenntnis nahm.

Der Vierte schwieg lange und brachte dann verhalten vor: "Was wissen wir schon über ihn, er wird es schon gut mit uns meinen, sonst würde er sich doch wohl nicht um uns kümmern. Ich möchte ihn einfach "den da oben” nennen und vertraue darauf, dass er uns nicht im Stich lässt.“

Mit diesen Worten zog er den Unmut der anderen auf sich, die ihn sogleich mit ihren Scheren fixierten und ihm unter großem Zorn für seine lasterhafte Rede ein Bein abtrennten, woraufhin sich alle Viere mit energischen Schwanzschlägen in ihre Ecken verkrochen.


Tags darauf kam der Erste beschwingt aus seiner Wurzel gekraxelt. "Er ist mir im Traum erschienen! Er sprach zu mir: du bist zu allererst aus deinem Ei geschlüpft. Du bist der unter meinen warmen Gedanken Ausgebrütete! Du sollst die anderen im Glanze meiner Herrlichkeit vereinen!”

“Firlefanz” entfuhr es dem Zweiten, der seine Fühler aus einer Gesteinspalte spitzen ließ. “Ich vernahm seine Worte nächtens aus dem inneren des Steins. "Führe sie mit scharfer Schere und sorge nur dafür dass meinem Namen Ehre wiederfährt”, donnerte er mich an.“ Inzwischen auf den Gipfel seines Steinbrockens geklettert rief er aus: "Dies ist das oberste Gebot, wer es verletzt, den trifft sein unbändiger Zorn!”

“Das alles möchte ich euch gerne glauben, aber hört wie mir der feine Herr erschien: meine schöne Alge ward diese Nacht in gleissendes Magnesium getaucht, und daraus flackerte sein strahlendes Antlitz hervor. "Ihr habt mich sehr erquicket, mit eurem kecken Tanz”, sprach er, “doch gebt nur gut acht auf eure Beinarbeit, denn ich bin nicht leicht zu erheitern, also strebt nach Perfektion und tanzet fleißig sieben mal am Tage und dreimal in der Nacht!” Und nun kommt, Freunde, tut es mir gleich…“ tönte der Dritte und seine beschwingten Pirouetten schleuderten braune Wolken aus feinem Sediment durchs Wasser.

Der Vierte indes schwieg beharrlich und weil er also offenbar kein Wunder der höheren Macht empfangen hatte, waren die anderen drei sich schnell einig, ihn mit ihren Scheren zu fixieren und wiederum sahen sie sich auserkoren den Ruf ihrer Ikone zu schützen, indem sie dem Frevler unter angestrengten Zorneslauten ein weiteres Bein entrissen. Empört über die Verbohrtheit der anderen zogen sich alle in ihr Revier zurück und warteten auf weitere Zeichen von oben.


Als ich am Abend ein abgetrenntes Urzeit-Bein durchs trübe Wasser schweben sah, dachte ich, mein kleines Völkchen wäre erkrankt und träufelte sogleich eine Pipette voll Nährstofflösung in den Lebensraum. In öligen Schlieren schwebte ein Dutzend dunkler Tröpfchen dem Grund entgegen. Da kam Leben ins Becken und unten sammelte sich das Meervolk um dem Spektakel beizuwohnen. "Wahrhaftig, dies ist das Wunder, das mir verkündet wurde!” entfuhr es dem Ersten “nun brechen goldene Zeiten an, denn alles was von diesen Tropfen benetzt wird, wird mit dem ewigen Leben beschenkt!”

“Von wegen” fiel der Zweite ein “das ist der Untergang für alle die nicht Willens sind, sich ihm zu unterwerfen. Er wird das Wasser schwärzen bis wir kein Tageslicht mehr sehen. In ewige Dunkelheit wird er uns hüllen, wenn wir ihm nicht gleich ein Opfer bringen!”

“Nur keine Furcht” mischte sich der Dritte ein “das ist nur mein Regentanz, der Wirkung gezeigt hat. Jetzt wird alles gedeihen und in satten Farben aufblühen. Wir werden in einem paradiesischen Riff leben und jeden Tag Kaviar essen.”

“Seid ihr noch bei Trost?” seufzte der Vierte “Ein Regentanz… Im Aquarium?! Ewiges Leben in Dunkelheit und Kaviarverköstigung?!” Er hatte sich auf seinen verbliebenen Beinen ins Zentrum geschleppt und kostete von den inzwischen weitgehend aufgelösten Tropfen. “Das sind feinste Nährstoffe, das schmeckt doch jede Kaulquappe. Er da oben meint es eben gut mit uns. Sperrt die Kiemen auf und lasst es euch schmecken”

Die anderen blickten einander an. Zweifellos, das waren feinste Nährstoffe. Wie beiläufig filterten sie sich das feine Substitut hinein, darauf bedacht sich kein Wohlgefallen anmerken zu lassen. Der Vierte, der sich inzwischen wieder zwischen seine Tonscherben verkrochen hatte, mochte wohl Recht gehabt haben mit seiner nüchternen Logik. Mit hängenden Köpfen suchten sie ihn in seiner Behausung auf.

Dort fixierten sie ihn mit ihren Scheren, rissen an seinen verbliebenen Beinen herum und trennten diese mitsamt dem zappelnden Rumpf von seinem ach so klugen Kopf, der nach vollendetem Exzess kreiselnd davontrieb. In gegenseitigem Zuspruch, dass man genau richtig gehandelt habe und es sich ohne den Ungläubigen für alle besser leben ließe, verzogen sich die verbliebenen drei in ihre Quartiere.

Was weiter geschah, habe ich nicht mehr mitbekommen. Ich war weg übers Wochenende. Dass ich die Gasheizung aus reiner Gewohnheit abgedreht hatte, wurde mir erst hinterher bewusst, als ich zurückkam und im Aquarium nur ein solider Eisblock vorzufinden war. Studentenbude, Altbau, Jahrhundertwinter. So war das eben. Ich habe den gefrorenen Klotz mit dem Hammer kleingehauen und im Klo runter gespült. Am Ende war ich eh enttäuscht, denn auf der illustrierten Verpackung der “Seamonkeys” haben die niedlichen Geschöpfe kleine Gebäude errichtet, getanzt und zusammen Ball gespielt, kurzum eine richtige kleine Kultur entwickelt. Und das war ja tatsächlich eher nicht der Fall.

 

Hi climo,

ich habe nur den ersten Absatz gelesen und den Rest kurz überflogen und wollte schnell nachfragen: Die Pünktchen über ü, ö, und ä sind anscheinend im gesamten Text nach rechts verrutscht. Liegt das an meiner Anzeige oder ist das auch bei Dir so?

VG Kassiopeia

 
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Hallo Climo

Willkommen bei den Wortkriegern!

Wie ich eines Tages von oben in den Kasten spähte, sammelten sich unten die Bewohner in Erwartung jener Portion Trockenfutter, die ich allabendlich auf die Wasseroberfläche zu bröckeln pflegte.

Der Erste sprach zu den anderen: “Seht, dort oben, das ist unser Schöpfer.


Das empfinde ich als zu harten Bruch. Ich finde es gut, dass du eine Rahmenerzählung um dieses Gleichnis (oder Parabel? Ich verstehe den Unterschied immer noch nicht) spannst, aber ich frage mich hier unwillkürlich, wie es der Ich-Erzähler geschafft hat, all diese Gespräche mituzbekommen.

Mein Tipp wäre, die Rahmenhandlung auktorial zu erzählen. "Paul bekam ein Tütchen mit Urzeitkrebsen ... geschenkt. usw." Dann könntest du bruchloser ins Aquarium reinzoomen.

Dass ich die Gasheizung aus reiner Gewohnheit abgedreht hatte, wurde mir erst hinterher bewusst, als ich zurückkam und im Aquarium nur ein solider Eisblock vorzufinden war. Studentenbude, Altbau, Jahrhundertwinter.

Ne. Glaub ich nicht. Nicht einmal, wenn die Geschichte in Sibirien spielt. Vielleicht gibt es ja Alternativen, die Wasserqualität im Aquarium kippen zu lassen?

Ich finde die Grundidee der Geschichte wenn auch nicht umwerfend originell, so doch ziemlich witzig und habe den Text gern gelesen.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 
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Hallo climo ,
Als ich den Titel las, hatte ich etwas vollkommen anderes erwartet, im Nachhinein scheint er jedoch zu passen.
Wie dem auch sei, ich fand die Geschichte äußerst unterhaltsam, interessant geschrieben.
Ich habe hier noch nie eine eine hochqualifizierte Kritik abgeliefert, also Verzeih mir eventuelle Inkompetenz.

Als erstes hab ich mich gefragt wieso alle Anführungszeichen oben sind, könntest du ändern falls du möchtest.

Die Namen für den „Schöpfer“, hast du die ersten beiden Male mit einfachen Anführungszeichen geschrieben, die andern beiden Male mit normalen... , einfache wären richtig.

“Firlefanz” entfuhr es dem Zweiten, [...]
Hinter das Firlefanz gehört ein Komma, hast du mehrmals nicht gemacht.

“Das alles möchte ich euch gerne glauben, aber hört wie mir der feine Herr erschien: meine schöne Alge ward diese Nacht in gleissendes Magnesium getaucht, und daraus flackerte sein strahlendes Antlitz hervor. "Ihr habt mich sehr erquicket, mit eurem kecken Tanz”, sprach er, “doch gebt nur gut acht auf eure Beinarbeit, denn ich bin nicht leicht zu erheitern, also strebt nach Perfektion und tanzet fleißig sieben mal am Tage und dreimal in der Nacht!” Und nun kommt, Freunde, tut es mir gleich…“ tönte der Dritte und seine beschwingten Pirouetten schleuderten braune Wolken aus feinem Sediment durchs Wasser.

Wörtliche Rede innerhalb wörtlicher Rede ist auch nur mit einfachen Anführungszeichen. Glaub ich. Sehr.
Im Absatz davor machst du garkeine Anführungszeichen, bei dem was der Schöpfer sagt.

Sorry, dass ich soviel an den „“ mecker, aber das fiel mir m meisten auf...

Okay je mehr ich dich korrigiere, um so mehr kann ich falsch machen, also hör ich mal auf...
Bin eh nicht so der Rechtschreibprofi :P

Und wie gesagt, coole Geschichte :)

Lg Kemauc

PS: Verzeiht mir meine Rechtschreibfehler, alles auf dem Handy zu tippen ist garnicht soooo einfach.

 
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Hallo Kassiopeia

Das mit den Pünktchen hat mich selbst irritiert, ich habe den Text aus meinem Blog kopiert und dabei sind alle Umlaute "zerstört" worden. Habe es dann händisch korrigiert und hoffe ich habe nichts übersehen.

VG Max

Hallo Peeperkorn

Danke für den Willkommensgruß und deine Anregungen. Es stimmt, die Wahrnehmung des Ich-Erzählers ist nicht sehr "glaubwürdig" – ich finde den Vorschlag mit dem auktorialen Erzähler tatsächlich sehr gut. Ich glaube ich habe mich verleiten lassen aus der Ego-Perspektive zu schreiben, weil in der Geschichte einiges an "true-story" steckt, wenngleich der solide Eisblock tatsächlich etwas übertrieben ist, aber ich fand das überzeichnete Bild der Zerstörung einfach so passend für die ohnehin stark überzeichnete Geschichte :-)

Merci für die konstruktive Kritik
LG Max

Hallo Kemauc

Vielen Dank für die Anregungen!
Ich habe hier noch nie eine eine hochqualifizierte Kurzgeschichte abgeliefert, also Verzeih mir eventuelle Inkompetenz. ;-)
Ich habe mit der Schreiberei im Alltag nichts am Hut, das ist bloß eine Leidenschaft, daher kann ich mir vorstellen, dass gerade in der Kommasetzung bei der unterbrochenen wörtlichen Rede noch mancher Fehler steckt, aber es ging mir bei dieser Geschichte vorrangig um die Message und die kommt hoffentlich gut rüber...

Merci für dein Feedback und LG
Max

 
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Hallo climo,
Mir hat die Geschichte sehr gefallen. Einige Kritikpunte wurde bereits angesprochen, (z.B. das mit dem Eisblock) das werde ich jetzt nicht nochmal wiederholen. Wo ich lange für gebraucht habe, um erstmal überhaupt den richtigen Sprechrhytmus zu finden war an dieser Stelle:

Er soll den Namen ‘Er ist Der Er ist Dort’ tragen.”
Diese Bezeichnung fand ich jetzt nicht das Naheliegenste. Und sie hat keinen schönen Sprech-/Lesefluss. Das "Er ist der" muss auch glaube ich nicht mit zum Namen gehören.
Und dann finde ich die Erzählersituation ein wenig schwierig. Bei mir kommt es so an, als werde alles aus der Ich-Perspektive berichtet. Also bekommt der Erzähler, der gleichzeitig in der Geschichte handelt, alles mit. An manchen Stellen aber nicht. Bzw. erzählt er von Dingen, von denen er selber sagt, dass er sie nicht mitbekommen hat.
Als ich am Abend ein abgetrenntes Urzeit-Bein durchs trübe Wasser schweben sah, dachte ich, mein kleines Völkchen wäre erkrankt
Denn wenn er es ja doch gewusst hat, warum hat er dann nichts unternommen... Ich würde die Erzählperspektive wechseln, oder besser herausarbeiten, was von dem Züchter-Ich erzählt wird und was von dem Erzähler.

Liebe Grüße
Erika F.

 
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“Seid ihr noch bei Trost?” seufzte der Vierte “Ein Regentanz… Im Aquarium?! Ewiges Leben in Dunkelheit und Kaviarverköstigung?!”
:D

Ja, die Erzählperspektive steht tatsächlich auf einigermaßen wackeligen Beinen, climo. Abgesehen davon mochte ich die Geschichte aber wirklich sehr. Sehr sehr sogar.
Egal, ob man sie jetzt als Parabel oder als Fabel bezeichnen will, ihre große Stärke ist für mich die Wahl der Figuren. Ich mein, in aller Regel hat man’s in Fabeln ja mit eher handfesten Tieren zu tun, Hasen, Löwen, Mäusen, what ever, aber mikroskopisch kleine Urzeitkrebschen? Also das hat schon Charme.

Und den Schluss fand ich einfach großartig:

Am Ende war ich eh enttäuscht, denn auf der illustrierten Verpackung der “Seamonkeys” haben die niedlichen Geschöpfe kleine Gebäude errichtet, getanzt und zusammen Ball gespielt, kurzum eine richtige kleine Kultur entwickelt. Und das war ja tatsächlich eher nicht der Fall.
Genau so stelle ich mir das lakonische Achselzucken einer außerirdischen intelligenten(!) Lebensform vor, wenn sie die Spezies Mensch auf dem Planeten Erde betrachtet. :D


Der erste Krebs verkroch sich in ein ausgehöhltes Wurzelholz. Der Zweite [zweite] .... Der Dritte [dritte] .... Der Vierte [vierte]
In diesem Fall sind das eindeutig Zahladjektive, die sich auf „Krebs“ beziehen, ergo kleingeschrieben gehören.
Bei der Verwendung der Begriffe im weiteren Verlauf der Geschichte

Der Erste sprach zu den anderen …

… sprach der Zweite,

usw.


… ist die Großschreibung wohl Ermessenssache. Wenn du das als die quasi Benennung der vier Individuen gelesen haben willst, geht die Substantivierung wohl in Ordnung.


Das hingegen ist keine Ermessenssache:

aber es fiel mir nichts gescheites [Gescheites] ein

… in die Mitte des Beckens[,] um ihn milde zu stimmen.

das Wasser, das wir zum atmen [Atmen] brauchen.

aus dem inneren [Inneren] des Steins. "Führe sie mit scharfer Schere und sorge nur dafür[,] dass …

“Das alles möchte ich euch gerne glauben, aber hört[,] wie mir der feine Herr erschien:

in gleissendes Magnesium
Schweizer?

fleißig
Nö, doch kein Schweizer. Ergo: gleißend

sieben mal [siebenmal] am Tage und dreimal in der Nacht

und wiederum sahen sie sich auserkoren[,] den Ruf ihrer Ikone zu schützen,

denn alles[,] was von diesen Tropfen benetzt wird,

für alle die nicht Willens [willens] sind,

Er wird das Wasser schwärzen[,] bis wir kein Tageslicht mehr sehen.

… darauf bedacht[,] sich kein Wohlgefallen anmerken zu lassen.

Dass du dich dringend zur Zeichensetzung bei wörtlicher Rede schlau machen solltest, hast du ohnehin schon selbst erkannt.


Willkommen hier, climo, war mir ein Vergnügen.

offshore

 

Hej climo,

ja, so sindse, die Krebstierchen. :lol:

Im ersten Absatz hast du mein Interesse geweckt und meine Erwartungen in eine falsche Richtung gelenkt, erwartete ich doch ein coming-out-of-age-Story.

Dass sie sich dann ab dem vierten absatz in eine christliche verwandelte, überraschte mich erneut, ich blieb dennoch dran, wegen der Spannung und vor allem wegen deines Tons, der seicht ironisch mundete.

Dass sich desweiteren menschliche Züge entwickelten, war äußerst irritierend und musste in einer Katastrophe enden. Leider, leider.

Mir gefällt der lakonische, beobachtende Ton des Erzählers, finde ihn sehr passend zum Verlauf,und schlüssig bis zum Ende.

Der Erklärende Eisblock störte dann wiederum die Leichtigkeit. Einfach verhungern und vergammeln hätte für meinen Geschmack besser gepasst.

Vielen Dank für diese horizonterweiternde Geschichte und in Vorfreude auf weitere hier im Forum und freundliche Grüße, Kanji

 
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Hallo Erika

Freut mich, dass du den Text gelesen und mir dein Feedback dagelassen hast :-) Das mit dem sperrigen Namen kann ich nachvollziehen, aber tatsächlich handelt es sich um eine Anspielung auf die Bibelpassage mit dem brennenden Dornbusch (bei mir die "in Magnesium gleißende Alge"), in der Gott spricht und sich Moses als "Ich bin der, ich bin da" vorstellt. Nachdem der ganze Text relativ religionskritisch gedacht ist, konnte ich mir die ein oder andere Anspielung nicht verkneifen...

Lustigerweise beziehen sich die größten Kritikpunkte durchgehend auf die Erzählperspektive und den vielgescholtenen Eisblock (leider auch eine "Herzensangelegenheit" weil sich die Rahmenhandlung in meiner WG tatsächlich ähnlich ergeben hat) - ich weiß also wo ich ansetzen muss um die Sache rund zu machen :-)

Ich danke dir für deine Rezension. Liebe Grüße max

Lieber Offshore Ernst

Ich danke dir herzlich für deine wohlwollende Nachbetrachtung meiner Auftaktgeschichte. Ich freue mich, wenn ich jemandem ein Schmunzeln entlocken kann und dein smiley lässt mich hoffen, dass das gelungen ist. Was Rechtschreibung und vor allem Zeichensetzung angeht... da ist wohl noch Luft nach oben :-D Nun denn, ich freue mich über die vielen Anregungen und Hinweise und spiele mit dem Gedanken Eidgenosse zu werden, dann hätte ich schonmal einen der beanstandeten Fehler ausradiert ;-) bis zum nächsten mal, LG max

Servus Kanji

Wie schön dass einer die seichte Ironie erkannt hat ;-) Inwiefern hättest du verhungern und vergammeln als besseres Finale für die Geschichte empfunden? Ich sehe schon, ein Herz für Eisblöcke sucht man bei den Wortkriegern vergeblich :-D Freut mich wirklich sehr dass du Spaß mit dem Text hattest und ich hoffe, bald in ähnlicher Manier nachlegen zu können! Schönes Wochenende, Gruß max

 

Hej climo,

ich gehe davon aus, dass du mir keine rhetorische Frage gestellt hast.

Inwiefern hättest du verhungern und vergammeln als besseres Finale für die Geschichte empfunden?

Möglicherweise gefiel mir dieses Real-absurde so gut, dass ich mit dem Abgang des unwahrscheinlichen Eisblocks aus diesem Gefühl gezogen wurde, es wurde mir zu sehr bewusst, dass Krebstierchen ja sicher gar nicht derart agieren/kommuniziere. :hmm:

Besser kann ich's nicht artikulieren. :shy:

Gruß, Kanji

 

Hallo Bea Milana

Danke für deinen Willkommens-Gruß und natürlich vor allem für deine Anregungen zum Text. Ich habe den Namen "er ist der er ist dort" schon einmal "verteidigen" müssen und verstehe deinen Einwand. Ich selbst fand die Bezeichnung als Kind im Religionsunterricht auch schon sehr absurd und ungelenk. Aber aus dem Grund wollte ich ihn (leicht modifiziert) unbedingt im Text haben. Vielleicht eine Art "Warnhinweis", dass religiöse Bräuche, Geschichten und Bezeichnungen alle paar hundert Jahre mal eine Aktualisierung benötigen könnten weil sie aus der Zeit zu fallen drohen...

Ich hoffe, dass ich bald dazukomme, den Perspektivwechsel auszuprobieren und bin selbst schon gespannt was es mit der Geschichte machen wird. In jedem Fall lieben Dank für dein Feedback!

 

Hi climo,

an sich finde ich den Einfall nicht schlecht. Die Ausführung ist mir aber zu trocken, zu schablonenhaft. Ich kann mir gut vorstellen, dass du das genau so gewollt hast: In einem Märchen- bzw. Parabelstil nur die großen Linien erzählen, wenig Details und kein Erleben.

Hier geht's schon los:

Schon bald hatte sich unter dem Völkchen eine Aufteilung auf die vier Ecken ergeben.
Jeder bekommt seine Schublade und da bleibt er dann auch. Bewegung gibt es keine.

Witzig ist dabei trotzdem:

zu gleich waren sie einander.
Da geben sich die Tierchen alle Mühe, sich in verschiedene Ecken zu verkriechen und bleiben sich doch gleich.

Wie ich eines Tages von oben in das Becken spähte,
Zur Schablonenhaftigkeit tragen, finde ich, allerlei dieser aufgeblasenen Wörter bei: "spähte", "residierte", "zu bröckeln pflegte" statt "bröckelte" ...
Für mich nachvollziehbar, wie gesagt, warum du das machst, aber so richtig gefällt es mir trotzdem nicht.

Bei aller Gestelztheit finden sich dennoch einzelne schöne Bilder:

rief der Dritte und ließ kleine Staubwolken unter seinen Tanzschritten emporwirbeln, wie ich mit einiger Verwunderung durch die sich kräuselnde Wasseroberfläche zur Kenntnis nahm.

Tags darauf kam der Erste beschwingt aus seiner Wurzel gekraxelt. "Er ist mir im Traum erschienen! Er sprach zu mir: (...)
“Firlefanz” entfuhr es dem Zweiten, der seine Fühler aus einer Gesteinspalte spitzen ließ. “Ich vernahm seine Worte nächtens aus dem inneren des Steins.
Kommt der erste mit dem Traum, haben die anderen auch gleich was parat. Als Imitation eines Predigtstils hat dieser strenge Parallelismus im Aufbau irgendwo immer noch was für sich, ich finde ihn aber letztlich dröge.

Kaum aufgelockert wird er dadurch, dass dem Vierten nur ein weiteres Mal geschieht, was er bereits zuvor hat erleiden müssen:

und wiederum sahen sie sich auserkoren den Ruf ihrer Ikone zu schützen, indem sie dem Frevler unter angestrengten Zorneslauten ein weiteres Bein entrissen.

Das lapidare Ende finde ich hübsch. Der Eisblock ist dabei vielleicht wirklich etwas zu viel des Guten, aber andrerseits auch ganz witzig.

Aus dem Schlusssatz:

Und das war ja tatsächlich eher nicht der Fall.
könnte man vielleicht dass Füllwörtchen "eher" streichen, das hört und liest man so oft.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 
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Hallo erdbeerschorsch

Freut mich, dass du den Text gelesen hast und mir deine Anmerkungen mitteilst. Du hast Recht: ich wollte tatsächlich beim Wesentlichen bleiben und mich nicht in ausschmückende Beschreibungen vertiefen. Ich wollte auch keine Charaktere zum liebhaben schaffen, sondern jeden der Protagonisten ausschließlich durch Verhalten und "Weltanschauung" wirken lassen. Wichtig war mir vor allem die Aussage des Textes.

Ich respektiere deine Ansichten total, möchte mich auch nicht groß rechtfertigen, aber zu deinem ersten Punkt sei gesagt: für mich funktioniert der Text fast wie ein Bühnenstück. Die vier Ecken sind der Ruhepol des Geschehens, die Interaktion findet in drei Akten im Zentrum des Aquariums statt. Die Bewegung findet also meines Erachtens immer (nur) dann statt, wenn etwas passiert. Den Rückzugsort in die Ecken brauche ich um die Unvereinbarkeit der Ideologien zu transportieren.

Da geben sich die Tierchen alle Mühe, sich in verschiedene Ecken zu verkriechen und bleiben sich doch gleich.
Gilt das nicht für die Allermeisten von uns?

Mit "zu gleich waren sie einander" wollte ich die Mensch – Haustier Beziehung ad absurdum führen: Der Mensch versucht für gewöhnlich seine Tiere zu benennen, letztlich zu personifizieren. Das gelingt dem "Über-Menschen" hier nicht, da seine Einzeller nicht über die nötigen Merkmale verfügen, seine Schöpfung hingegen zeichnet sich durch das unbedingte Verlangen aus, die Höhere Macht zu benennen. Die Grundlage des handfesten Streits und die Grundlage so manchen religiösen Konflikts in der Realität.

Die Hinrichtung des vierten Krebses steht für den Niedergang der Vernunft; ob das bittere Ende der Subkultur durch die Abkehr des verehrten und letztlich enttäuschten Übermenschen vorsätzlich geschah, sei dahingestellt...

Kaum aufgelockert wird er dadurch, dass dem Vierten nur ein weiteres Mal geschieht, was er bereits zuvor hat erleiden müssen:
Hier hatte ich ehrlich gesagt die Pointe gesetzt, nämlich in der Erzeugung der Annahme, dass die anderen sich einsichtig zeigen und ihr Verhalten demütig entschuldigen. Kam wohl leider nicht so gut an bei dir...

Schade, dass es dir "eher" nicht so gefallen hat ;-) aber wie gesagt der Text war mir eine Herzensangelegenheit und ich freue mich über jeden Diskurs den er anregt und jede Kritik/Anregung die mich erreicht.

Danke und Grüße
max

 

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