Was ist neu

Die Stimme des Gewissens

Mitglied
Beitritt
26.06.2018
Beiträge
20
Zuletzt bearbeitet:

Die Stimme des Gewissens

Quaaaak, quaaaak, quaaak.
Der Lärm, der aus dem Teich des Nachbarn in sein Schlafzimmer drang, war für Markus unerträglich. Paarungszeit der Frösche. Er fragte sich, ob es überhaupt erlaubt war, die Viecher im Gartenteich zu halten. Er hatte im Internet gelesen, dass männliche Frösche bis zu 90 Dezibel schaffen konnten, wenn sie um ein Weibchen warben. 90 Dezibel, das ist lauter als ein Presslufthammer!
Er wälzte sich im Bett herum. Es war zu heiß, um das Fenster zu schließen. Das Laken klebte an seiner Haut.
Seine Freundin Miriam lag friedlich schlafend neben ihm. Wie konnte sie bei diesem Lärm überhaupt schlafen?
Was würde Miriam sagen, wenn sie wüsste, was du getan hast? Oh nein, da war sie wieder, die Stimme, die ihm so oft den Schlaf raubte. Schweißtropfen bildeten sich auf seiner Stirn.
Sie würde dich verachten! Er schlug die Decke zurück und setzte sich kerzengerade ins Bett.
Miriam und er waren erst seit ein paar Wochen zusammen. Er mochte sie, nein, er war verliebt in sie. Dennoch wusste er nicht, ob er ihr die Wahrheit über sich erzählen könnte.
Es ist dir doch ernst mit ihr? Dann sollte sie auch alles über dich erfahren.
Er schloss die Augen und massierte sich die Schläfen.
Was bist du bloß für ein Mensch?
„Lass mich in Ruhe!“, entrann es seiner Kehle.
„Markus, was ist los? Hattest du wieder einen Albtraum?“ Miriam blinzelte ihn schlaftrunken an.
Sag's ihr! Jetzt!
„Versuch doch noch ein wenig zu schlafen, okay?“ Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.
„Wenn du wüsstest“, flüsterte er mit brüchiger Stimme.
„Wenn ich was wüsste?“ Ihre großen, brauen Augen ruhten auf ihm. Er zögerte. Würde sie ihn wirklich verstehen?
„Erzähl doch einfach, was los ist, vielleicht kann ich dir helfen.“
„Ich kann nicht!“, jammerte Markus fast tonlos.
Du hast das Leben einer Familie zerstört, du widerlicher Mensch! Also los, zieh jetzt nicht den Schwanz ein.
„Und was ist, wenn sie mich dann verachtet?“, schrie er und sprang aus dem Bett. In seinem Schädel hämmerte es.
„Miriam, die Stimme, sie ist in meinem Kopf!“ Es reichte. Er würde ihr jetzt alles erzählen. Er hoffte, sie würde ihn verstehen und ihm die Last von seinen Schultern nehmen. Vielleicht würde die Stimme in seinem Kopf dann endlich Ruhe geben.
„Ich habe es nicht gewollt, wirklich nicht!“ Er zitterte am ganzen Körper.
„Bitte beruhige dich. So schlimm kann es doch gar sein“, sagte sie ruhig.
Markus atmete tief durch. „Es war heiß an diesem Tag und ich war mit den Jungs am Wolfsee. Wir haben gegrillt und ein paar Bierchen gezischt. Wir kamen mit einem Angler ins Gespräch. Netter Typ so um die 50. Er hatte ein paar Brassen und ein paar Rotaugen geangelt. Das weiß ich noch. Irgendwann wollte ich nach Hause fahren, weil ich am nächsten Tag früh in der Uni sein musste“, fuhr er mit bebender Stimme fort. „Vielleicht war ich ein bisschen zu schnell. Ein kurzer Blick auf's Handy und dann war es auch schon passiert!“ Er riss die Augen unnatürlich weit auf.
„Ich hab ihn überfahren, Miriam! Den Mann mit den Brassen. Ich bin ausgestiegen und zu ihm gerannt. Überall lagen tote Fische. Das Letzte, woran ich mich erinnere, ist das Quaken der Frösche am See. Dann weiß ich gar nichts mehr. Totales Blackout. Ich muss wohl einfach nach Hause gefahren sein. Am nächsten Tag las ich in der Zeitung, dass ein Mann bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Fahrerflucht.“ Tränen rannen sein Gesicht herab.
„Wann?“ Sie war plötzlich kreidebleich.
„Vor ziemlich genau zwei Jahren“, offenbarte er kaum hörbar.
Ein gellendes Kreischen ließ ihn jäh zusammenzucken.
Es war wohl ein Fehler es ihr zu sagen!
„Mein Vater, er kam vor zwei Jahren ums Leben, weil irgendein mieses Arschloch ihn angefahren und einfach liegen gelassen hat!" Sie sah aus, als müsse sie sich jeden Augenblick übergeben. "Das warst du?“, fügte sie mit bebender Stimme hinzu.
Sie sahen sich an. Plötzlich war es absolut still im Raum.
Nur noch das Quaken der Frösche war zu hören.

 

Hey, SaWiDu.

Nur ganz kurz.
Ich weiß nicht recht, was ich von deinem Text halten soll. Er ist zu kurz. Inhaltlich fehlt da was. Da geht viel mehr. Abgesehen davon, dass die Storyline meiner Meinung nach ein sehr abgedroschenes Klischee is, kann man da wirklich mehr draus machen. Gerade das Quaken mit den Fröschen finde ich gut, fächer es aus. Gib dem Leser mehr. Mach aus dieser einen Szene was größeres. Ansonsten, wenn es eine Szene bleiben soll, muss für mich alles genau passen. Da muss es mich mitreißen und jedes Wort im Hals stecken bleiben.

H.J.B

 

Hallo @SaWiDu,

Meine Güte! Na so ein Zufall!
Da ist seine Geliebte also ausgerechnet die Tochter ...
Also, im Ernst: die Pointe ist mir etwas zu pointiert. Natürlich kann man so eine Idee verarbeiten und in vielen Krimis wird das auch gemacht. Aber dann müsste wenigstens der Aufbau stimmen. Also: mehr Zeit für den Spannungsaufbau nehmen und darauf achten, dass der Zufall halbwegs glaubwürdig rüberkommt. Zum Beispiel, dass ihr Kennenlernen irgendwie mit dem Unfall zusammenhängt. Das moralische Dilemma des Protagonisten und sein Abgleiten in die Psychose sollten auch ausführlicher dargestellt werden. Hier hatte ich beim Lesen den Eindruck, einen Film im Schnelldurchlauf zu sehen. Das Quaken der Frösche ist ein guter Aufhänger(angelehnt an E. A. Poe?), aber in der Kürze, wirkt es zu aufgesetzt.

Schöne Grüße
Kellerkind

 

Hallo @Henry Jacques Blanc,

vielen Dank für Deine ehrliche Meinung. Ja, es soll nur bei der einen Szenen bleiben. Ich habe es allerdings noch einmal umgeschrieben und den Mord am Ende weggelassen.
Stattdessen herrscht nur noch "Stille" zwischen den beiden.
Vielleicht gefällt es Dir ja jetzt besser.

Hallo @Kellerkind,
ja, das ist wirklich ein Zufall ;-)
Tatsächlich habe ich erst gestern noch darüber nachgedacht, dass er sie nicht "zufällig" kennengelernt haben könnte, sondern wie Du es schon schreibst, dass das Kennenlernen mit dem Unfall zusammenhängt.
Habe die Geschichte übrigens noch mal umgeschrieben. Zwar nicht auf's Kennenlernen bezogen. sondern auf den Mord am Ende.
Jetzt ist es wohl für jede weitere Änderung zu spät, da ich die Geschichte eingereicht habe bei der Ausschreibung "Die Stille wird kommen".
Die Frösche … ich wurde nicht von E. A. Poe inspiriert (obwohl ich einige seiner Werke echt klasse finde), sondern von den Fröschen, die in der Nachbarschaft meiner Schwiegermutter wohnen. Ich hätte nie gedacht, dass die wirklich so laut sein können :-)

Viele liebe Grüße
Sandra

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom