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Die Standuhr

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27.06.2003
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Die Standuhr

Die Standuhr

Die riesige Standuhr befand in der einzigen Schrank freien Ecke des Wohnzimmers. Zu jeder vollen Stunde schlug ein kräftiger Gong und kündigte die Zeit an.
In diesen Moment schlug sie zum zwölften Mal und der alte Mann, der in dem bequemen Sessel saß, legte das Buch beiseite. Er hatte bereits seit Mittag gelesen und nun hielt er es für an der Zeit zu Bett zu gehen.
Die Uhr tickte lautstark in der Ecke, während der alte Mann sich aus dem Sessel erhob, die Kerzen löschte und in sein Schlafgemach ging. Nachdem er seine Kleider abgelegt hatte, legte er sich einsam in das reich verzierte Bett und schlief schnell ein. Das Ticken der Uhr hing über der fast Grabhaften Stille.
Am Mittag des nächsten Tages erwachte der alte Mann und durchschritt, nachdem er sich angekleidet hatte, einsam die unzähligen Zimmer des riesigen Herrenhauses. Verfolgt von dem Ticken der Uhr.
Sein einsamer Rundgang endete wie jeden Tag im Wohnzimmer, bei der Standuhr, und wie jeden Tag, stellte er sich vor jene Uhr und zog mit dem Finger einen weiteren Strich durch die dicke Schicht Staub, die sich auf der Uhr gebildet Hatte. Ein weiterer Tag.
Dann setzte er sich wieder in den Sessel, schob seine Brille zurecht und las weiter in seinem Buch.
Heute jedoch war etwas anders, das wußte der alte Mann, nur was anders war wußte er noch nicht. Er ignorierte einfach dieses Gefühl und las in dem Buch. Im Hintergrund tickte die Uhr.
Eine gehauchte Stimme flog durch das Haus. Der alte Mann konnte kein klares Wort erkennen und hielt die Stimme für eine Illusion, die von dem Wind, der durch die undichten Fenster pfiff, gebracht wurde.
„Jasper!“, hörte er dann plötzlich seinen Namen gehaucht. „Jasper!“, das Ticken der Uhr unterstrich die Botschaft, die in diesem einen Wort lag.
„Amanda?“,. in seiner Verwirrtheit rief er den Namen seiner verstorbenen Ehegattin.
„Jasper, komm zu mir!“, schien der Wind zu säuseln.
Zitternd vor Furcht erhob sich der alte Mann aus seinem Sessel, folgte dem Ruf und gelangte zu der Treppe, die zu dem alten Schlafzimmer führte. Er hatte das Zimmer seit dem Tod seiner Frau nicht mehr betreten. Von dort kam die Stimme und er schlich langsam die Treppe empor.
„Jasper!“, hauchte die Stimme immer wieder, begleitet von dem Ticken der Uhr, in einem merkwürdigen Rhythmus.
Vorsichtig und starr vor Angst schob er langsam die Tür auf, protestierend quietschten die Scharniere. Mit geweiteten Augen betrat er das Zimmer.
Da war sie, eine blonde Frau lag in dem Bett.
„Jasper, komm zu mir!“, hauchte sie und streckte die Arme nach ihm aus.
„Amanda?“ Tränen standen dem alten Mann in den Augen, als er das jugendliche Abbild seiner Frau erblickte. „Ich…Ich…habe dich so vermißt, Amanda! Mit weichen Knien bewegte er sich auf das Bett zu.
„Ja, komm zu mir, Jasper“, wurde ihm entgegen gehaucht. „Es ist an der Zeit, mein Geliebter!“
„Oh, mein geliebtes Wesen!“ Mit jedem Ticken der Uhr verließ eine Träne sein Auge. „Ist es endlich so weit? Darf ich dich wieder in meine Arme schließen?“
„Ja, mein Geliebter, es ist an der Zeit!“
Der alte Mann stand nun vor dem Bett und ließ sich langsam in die Arme seiner Frau gleiten. Sein Körper hatte gerade das Bett berührt, da erstarb das Ticken der Uhr.

 

Ich hoffe, die Geschichte ist hier gut aufgehoben. Mir ist keine passendere Kategorie eingefallen.

Viel Spaß beim lesen.

greetz, naty

 

Hey Teufel Satan,

fand deine kleine Geschichte hier nicht wirklich überzeugend, aber eine gewisse Atmosphäre hast du schon aufgebaut. Oh, wie ich Storys mit alten Leuten und schaurigen Herrenhäusern liebe!
Was mich aber echt gestört hat war dein Stil. Der Text war so kurz und trotzdem musste ich über zahllose Stellen stolpern. Hier mal ein paar davon.

Die riesige Standuhr befand in der einzigen Schrank freien Ecke des Wohnzimmers.
Die riesige Standuhr befand sich in einer ansonsten leeren Wohnzimmerecke...

Er hatte bereits seit Mittag gelesen und nun hielt er es für an der Zeit zu Bett zu gehen.
Er hatte schon sehr lange gelesen und hielt es nun an der Zeit ins Bett zu gehen...

Heute jedoch war etwas anders, das wußte der alte Mann, nur was anders war wußte er noch nicht.
Stilistisch vollkommen Missraten. Besser wäre: "Der alte Mann hatte ein komisches Gefühl. Irgendetwas war anders an diesem Morgen, doch er konnte es sich nicht erklären."

Das waren nur ein paar Beispiele. Der ganze Text ist voll mit diesen Murksern. Versuch doch die Sätze ein wenig zu glätten. Das "der alte Mann" öfters mal mit "er" zu ersetzen wäre auch nicht schlecht.

Du hast versucht einen Bezug zu der alten Uhr herzustellen. Aber leider war die Geschichte so kurz, dass man überhaupt keine Hintergundinformationen bekam. Du könntest z.B beschreiben was es mit der Uhr auf sich hat. Wo er sie her hat, oder besser seine Frau. Mir ging in dieser Story ganz klar die Spannung ab. Zudem war der alte Mann vollkommen Gesichtslos (sowie Namenlos)...der Leser kann gar keinen Bezug zu ihm oder der Frau aufbauen.
Versuch doch die Geschichte noch ein wenig auszubauen. Lass ihn länger mit seiner Frau sprechen...lass ihn mit dem Sofa sprechen keine Ahnung, hauptsache du kannst ein paar Dialoge einbauen. Zeig dem Leser seine Gedankengänge und erzähl nicht bloß nach was er gerade macht (lesen, laufen usw)...

Eine gute Geschichte lebt von plastischen Charakteren, einer guten Atmosphäre und wenn möglich einer überraschenden Pointe (wobei diese gar nicht unbedingt sein muss)

Bin auf zukünftige Werke von dir gespannt. Übung macht ja bekanntlich den Meister!

schönen gruß von hier
*Christian*

 

Hey, anima.
Deine Ausführungen sind alle nicht unangebracht, allerdings ist die Geschichte, genauso geplannt. Die Dinge die du als "Murkser" anführst, sollen ein wenig verhindern das der Leser eine richtige Verbindung zu den Figuren aufbaut. Er soll die Geschichte lesen, aber nicht so richtig bezug zu ihr finden, damit die enstehende Atmosphäre einen eigenen "Stil" erhält.

Aber dennoch danke für deine Mühe und deine Kommentare, würde mich auch über weitere zu meinen anderen und zukünftigen Geschichten freuen :)

greetz, naty.

 

Hallo Natas le Fuet,

ich sehe es in meiner Kritik ähnlich wie ANiMA.
Die Grundidee mit der tickenden Uhr finde ich gut, aber auch mir fehlte die Atmosphäre. Du sagst, Du hast den Stil absichtlich so gehalten ... mein Geschmack ist es jedenfalls nicht.

Die Informationen, die ich über den alten Mann erhalten habe, waren mir einfach zu wenig. Zum Beispiel hätte ich es besser gefunden, wenn man schon früher erfahren hätte, dass der Protagonist verwitwet ist. An zwei Stellen schreibst Du, dass er "einsam" sei -aber warum er genau einsam ist und wie der Leser sich das vorzustellen hat, bleibt im Dunkeln. Hat er keine Frau, keine Kinder, keine Haustiere, keine Nachbarn, keine Freunde? Besser als nur zu schreiben dass er "einsam" ist finde ich es dem Leser die Informationen zu vermitteln, die ihn von selbst daraus schließen lassen, dass er einsam ist.
Ich vermute mal vorsichtig, dass Du den Stil so gehalten hast um die Geschichte vielleicht parabelhafter zu machen.
Naja, mir ist das Ergebis noch zu trocken und ich finde es deshalb schade weil ich die Geschichte bei einer anderen Ausführung weitaus besser fände. Denn der Plot ist zwar, hm, nicht wirklich Horror, aber doch gruselig ... und diese gruselige Atmosphäre kann ich mir noch viel intensiver dargestellt vorstellen.

Details:

legte er sich einsam in das reich verzierte Bett
1. Warum ist er "einsam"?
2. Ich weiß nicht genau, was ich mir unter einem "reich verzierte(n) Bett" vorzustellen habe. Besser fände ich es, wenn Du schon vorher erwähnen würdest, dass er in einem Herrenhaus lebt, dann ist der Leser bei einer solchen Aussage nicht mehr so verwundert.
Das Ticken der Uhr hing über der fast grabhaften Stille.
Mit jedem Ticken der Uhr verließ eine Träne sein Auge.
Das Bild klingt zwar gut, es kommt mir aber dennoch übertrieben vor, dass sekündlich immer neue Tränen aus den Augen fließen.

Außerdem hätte ich mir auch gewünscht, dass vielleicht noch irgendeine Beziehung zwischen der Standuhr und der verstorbenen Frau besteht. Das gäbe der Story noch einen romantischen Touch. Die Uhr vielleicht als ein besonderes Geschenk das er mal von seiner Frau erhielt oder noch besser, das er ihr mal schenkte und das ihn nach ihrem Tod immer noch an sie erinnert ... irgendwie so etwas. Das würde doch gut in diese altmodisch angehauchte Erzählung passen.

Naja - ist ja Deine Geschichte und das hier nur meine Meinung. Vielleicht bringt sie Dir ja etwas.

Ginny

 

Hallo Natas le Fuet,

ich muß mich leider meinen Vorrednern anschließen; auch ich finde, daß es Dir leider nicht gelungen ist, eine Atmosphäre aufzubauen. Ich gehöre allerdings zu den Leuten, die fest davon überzeugt sind, daß es einfach mehr Worte benötigt, um wirklich eine aufbauen zu können.
In Deiner Geschichte passiert alles furchtbar, furchtbar schnell. Du hättest sie genauso gut "RuckZuck" nennen können... ;) Wieso erzählst Du nicht einfach ein bißchen mehr über den alten Mann, dessen Namen man ja schon recht spät erfährt? Und über seine Liebe, der er schließlich folgt.

Ich finde, Deine Geschichte ist wirklich ausbaufähig. Du könntest mehr draus machen, zumal die Idee zwar nicht wirklich neu, aber auch nicht schlecht ist.

Grüßle,
stephy

 

Hallo!

Es heißt, in der Kürze liegt die Würze. Nun, kurz ist der Text ja.
Was ich nicht verstehe, ist deine Absicht, daß der Leser KEINE Verbindung zu den Figuren aufbauen soll, und daß du deswegen absichtlich "Murkser" eingebaut hast.
Das kommt mir spanisch vor. Für wen hast du diese Geschichte letztlich geschrieben, und mit welcher Absicht?

Na ja, dennoch hier ein paar Anmerkungen:

>in der einzigen Schrank freien Ecke des Wohnzimmers
Wenn das tatsächlich so gemeint ist, daß in jeder Ecke des Zimmers ein Schrank stand, ist das richtig.
Müßte es nicht "schrankfreien" heißen?

>und kündigte die Zeit an
Was sonst? Redundant. Würde ich streichen.

>Schlafgemach
Klingt altertümlich-übertrieben. Absicht?

>legte er sich einsam in das reich verzierte Bett
Das "einsam" irritiert mich. Ich wäre auch so davon ausgegangen, daß da niemand weiteres liegt. Aber vielleicht soll es auch eher als Zusatzinfo dienen.

>Verfolgt von dem Ticken der Uhr.
>Sein einsamer Rundgang endete wie jeden Tag im
>Wohnzimmer, bei der Standuhr, und wie jeden Tag,
>stellte er sich vor jene Uhr und zog mit dem Finger
>einen weiteren Strich durch die dicke Schicht Staub,
>die sich auf der Uhr gebildet Hatte
Das Wort "Uhr" wird hier inflationär verwendet.

>Heute jedoch war etwas anders, das wußte der alte
>Mann, nur was anders war wußte er noch nicht. Er
>ignorierte einfach dieses Gefühl
Damit habe ich meine Probleme. Wenn ich etwas WEISS, dann weiß ich es auch. Ein Gefühl ist etwas anderes.
Ein sehr guter Verbesserungsvorschlag wurde bereits gemacht.

>Eine gehauchte Stimme flog durch das Haus
Eine fliegende Stimme? Da gibt es doch sicher ein besseres Verb!

>Der alte Mann konnte kein klares Wort erkennen
Lustige semantische Neuschöpfung. Worte erkennt man nicht, man versteht sie (oder nicht).

>eine Illusion, die von dem Wind, der durch die
>undichten Fenster pfiff, gebracht wurde
Schon wieder!
Verursacht, nicht gebracht.

r

 

Hi!
Also vom Grunde her gefällt mir die Geschichte und der Zusammenhang zur Uhr gut. Aber leider ist sie auch mir etwas zu kurz, weil man keine Zeit hat, sich richtig einzufinden. Nun ja, andererseits bekommen kurze Geschichten hier eben schneller Kommentare, und ich würde mal vermuten, du hast sie nicht zuletzt deshalb so knapp gehalten, oder? Alles in allem finde ich, du hättest alles noch mehr ausbauen können, denn auch in längeren Geschichten ist es möglich, eine Distanz zu den Personen aufzubauen.

 

@all

Ich danke euch für das Interesse an meiner Geschichte, sie befindet sich auch bereits in der Überarbeitungsphase (einige eurer Vorschläge werden ich bestimmt übernehmen). Leider dauert das bei mir etwas länger, weil mir die Zeit fehlt.
Ginny vermutet außerdem auch ganz recht, dass es eine Geschichte mit Parabel Charakter sein soll. Außerdem habe ich beim Schreiben an die klassischen Short Storys gedacht und wollte versuchen, deren Schreibstil ein wenig zu adaptieren, was mir anscheint nicht so gut gelungen ist.

Ich danke euch noch mals für eure Kritik und hoffe das euch dann später die überarbeitete Fassung besser gefällt (wenn sie dann mal fertig wird).

greetz, el naty

 

Hi. Eine sehr traurige, aber schöne Geschichte, die ab jetzt zu meinen Favoriten zählt. Einfühlsam und ohne störendes Beiwerk genau so durchgängig und schlüssig geschrieben, wie es sich liest. Klasse.
MfG. Alex

 

Hi, Alex.

Ich danke dir für deinen Kommentar. Hatte schon gedacht, dass ich diese Geschichte versaut hätte. Das baut auf.

Nochmal ein großes thx

greetz, el naty

 

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