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Die Stadt des Allmächtigen

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31.01.2010
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Die Stadt des Allmächtigen

Es kam der Tag, als der Allmächtige zu den Auserwählten sprach.

Er sprach: „Sehet, ich werde Euch führen in einer Welt ohne Not und Leid. In eine Welt der Freuden und der Glückseligkeit.“

Darauf sprach Mudgrave: „Herr, die Auserwählten folgen Dir in Demut. Denn nur Du bist der, dem zu dienen wir bereit sind. Du seist gelobt alle Tage!“

Da sprach der Allmächtige zu den Auserwählten: „So soll es sein in Ewigkeit.“

Und der Allmächtige führte die Auserwählten in die Stadt Temvaron, die Stadt der Glückseligkeit.

Das Buch Mudgrave, I. Buch, 4. Titel, Vers 8


I.

Tafalk genoss die letzten Tage seines 24. Lebensjahres. Tief zog er die würzige Luft in seine Lungen, als er durch die unberührte Natur einer Flussaue ging. Seine Füße durchstreifen das hohe Gras, ab und an blieb er stehen, um den Geräuschen der Tiere zu lauschen und dem Wind, der das Geäst der Bäume umspielte. Vom tiefblauen Himmel strahlte die Sonne auf ihn herunter, nur ein, zwei blütenweiße Schäfchenwolken leisteten ihr dort oben Gesellschaft. Frühling in Temvaron.

Auf einer großen Blumenwiese beschloss Tafalk, sich ein wenig auszuruhen. Er streckte sich auf die weichen Gräser aus. Versonnen betrachtete er der hagere junge Mann seine Umgebung. Morgen, am 22. Tag des fünften Monats im Jahr 314 des Herrn, stand seine große Zeremonie bevor. Dann war sein 25. Geburtstag. An diesem Tag würde ernicht nur volljährig werden. Er würde damit auch in das Amt und die Würde eines Verkünders der Gnade des Allmächtigen eingeführt werden, einen Amt, dass an Bedeutung dem der Regierenden Räte gleich kam. Jahrelang hatte er sich darauf vorbereitet, Freunde vernachlässigt, nur Bücher studiert. Und die Gnade der Allmächtigen kam über ihn. Er, Tafalk Weskel, wurde Priester des Allmächtigen.

Tafalks Taschenfunkgerät summte. Er schaltete auf Empfang. Die Stimme seiner Mutter, als Oberste Rätin gewähltes weltliches Oberhaupt der Stadt Temvaron, erklang: „Tafalk. Am Nachmittag dieses Tages wird das Hohe Gericht ein Urteil über Ungläubige sprechen. Ich bitte Dich als zukünftiger Verkünder der Gnade des Allmächtigen der Verhandlung beizuwohnen.“

Tafalk tippte leicht die kleine Sendetaste an. „Ich werde kommen, Mutter“, versprach er.

Der junge Mann erhob sich aus dem Gras. Er würde ein Stück zu Fuß gehen müssen. Das Funkleitsystem reichte nur bis an den Rand des Parks der Glückseligkeit. Keine Kabine sollte die Idylle der Naturlandschaft stören. In der unberührten Natur zeigte sich das Werk des Allmächtigen. Tafalk schaute noch einmal in den tiefblauen Himmel. Nichts wies darauf hin, dass eine künstliche Sonne Temvaron beschien. Denn die Stadt der Glückseligkeit lag tief unter der Erdoberfläche im Felsgestein verborgen.

II.

Sie war verdammt hübsch. Aber leider eine Ungläubige. Tafalk verspürte tiefes Bedauern. Gleichzeitig wusste er, dass dieses Bedauern nicht nur daher kam, weil ein Mensch nicht den Weg zum Allmächtigen gefunden hatte. Das Mädchen - nein, schon eine junge Frau, Tafalk schätzte sie auf siebzehn Jahre - schaute stolz und unbewegt ins Leere, als der oberste Richter das Urteil der Geschworenen sprach. Das hellblonde Haar umspielte ihren himmelblauen Hosenanzug. Bewundernd starrte Tafalk auf die Frau. „Schuldig“ lautete der Urteilsspruch, „alt genug, um nicht auf ihren Vater hereinzufallen, alt genug, selbst den Weg zum Allmächtigen zu finden.“ Tafalk zuckte zusammen, als er den Spruch vernahm. Es beruhigte ihn nur unwesentlich, dass dem Mädchen kein Leid geschehen würde. Man würde ihr die Erinnerung an Temvaron nehmen und sie gemeinsam mit ihrem Vater in die Welt „draußen“ verstoßen. Dort mochten sie überleben oder auch nicht. Dies war ihre Sache. Aber Temvaron selbst kannte keine grausamen Strafen.

Zwei Dienerroboter mit dem Emblem des Allmächtigen auf ihrer metallenen Brust glitten auf ihren Magnetfeldern herein. Diese Maschinen wurden nicht von der Verwaltung oder dem Ersten Verkünder kommandiert, sie unterstanden dem direkten Befehl des Allmächtigen. Ihre Metallklauen fassten vorsichtig die Ungläubige - Tafalk zuckte schon wieder - und führten sie hinaus.

Tafalks Mutter winkte ihn unauffällig heran. Er trat zu seiner ihr. Sie zog seinen braunen Umhang zurecht und flüsterte tadelnd: „Starre die Delinquenten nicht so an. Das macht einen schlechten Eindruck. Ein Verkünder der Gnade des Allmächtigen steht über diesen Dingen.“

Zwei andere Maschinenwesen brachten nun den Vater des Mädchens in den Raum. Ihn traf das gleiche Urteil. Schuldig gesprochen und verbannt aus Temvaron. Der Mann blickte genauso stolz und unbewegt wie die junge Frau. So, als ließe ihm hier alles unberührt, als käme er aus einer anderen Welt.

„Wie aus einer anderen Welt - so muss man sich wohl auch fühlen, wenn einen nicht der Glaube an den Allmächtigen erfüllt“, dachte Tafalk.

III.

Die große Zeremonie war nach strengen Formvorschriften abgelaufen. Dafür ging es auf der Geburtstagsfeier von Tafalk umso ausgelassener zu. Jedenfalls vergnügten sich seine Gäste. Tafalk war mit einem Glas Wein auf den Balkon der Festhalle hinaus getreten und starrte in den Nachthimmel. Die Sterne waren nur Illusion, aber wunderschön. So musste der Himmel vor Hunderten von Jahren über der Erde ausgesehen haben, als noch keine vergiftete und verschmutzte Atmosphäre den Blick verschleierte.

Lachend näherte sich ein alter Freund, den Tafalk aus der Schulzeit kannte. Der Leibesumfang bewies, dass der Mann kein Kostverächter war. Auch jetzt schob er sich mit einer Hand gerade wieder ein Häppchen in den Mund. Während er kaute, schlug er Tafalk mit seiner wuchtigen Pranke auf die Schulter. „He, Geburtstagskind, was stehst du hier so trübsinnig herum. Iss etwas! Das Zeug ist wirklich gut. He - geht dir etwa die hübsche Ungläubige nicht aus dem Kopf, wie? Tafalk, wie du die angestarrt haben sollst!“

Tafalk fühlte sich ertappt. Er schaute seinen Freund in dessen verschwitztes rundes Gesicht. Bedächtig antwortete er: „Mich betrübt es immer, wenn ein Mitglied der Gemeinschaft der Stadt nicht in der Lage ist, die Liebe zum Allmächtigen zu finden.“

Der Dicke verschluckte sich und hustete. „Mensch, bist du etwa ein Hundertfünfzig-Prozentiger? Bislang warst Du doch ganz normal. Priester bist du ab heute, aber nur am Tag. Nun hast du Feierabend und das Recht, dich zu vergnügen. Erst recht an deinem Geburtstag. Die Ungläubigen kannst du nicht ändern.“ An der Tür kam ein Mädchen vorbei. Rasch legte sein Freund ihr seinen Arm um die Hüfte und verschwand mit ihr wieder im Innern des Festhauses.

Tafalk schaute auf den Mond, als könne die künstliche Scheibe ihm helfen. Er seufzte und flüsterte:„Allmächtiger, ich weiß, Deine Entscheidungen sind weise und immer richtig. Deshalb kann es keinen Zweifel geben.“

IV.


Das Funkleitsystem Temvaron kannte keinen Defekt, eigentlich. Aber in einem winzigen Augenblick, Bruchteile einer Millisekunde, mischte sich – aus welchen Gründen auch immer - ein falscher Impuls in das Steuernetz, eine Fehlfunktion, die dem Kontrollsystem nicht auffiel. Die Kabine 123-23 verließ daraufhin die normale Verbindung und durchbrach den künstlichen Horizont. In der Stadt Temvaron genossen die Bürger ungezählte Freiheiten. „Temvaron, die freiheitlichste und demokratischste Stadt der Welt“, hatte einst ein Regierender Rat stolz seine Stadt beschrieben, „Temvaron, eine Stadt, wie es sie nie draußen geben könnte. Denn die Stadt der Glückseligkeit ist vom Allmächtigen für das Volk der Auserwählten geschaffen worden.“ Doch eines war den Bewohnern von Temvaron streng verboten: Sie durften die Stadt nicht verlassen und das Höhlensystem der Heiligen Zone betreten. Die Kabine 123-23 passierte allerdings unbeschadet die automatischen Kontrollen. Für das Überwachungsprogramm gab es keinen Fehler im Funkleitsystem. Also musste die Kabine rechtmäßig die Verbindung benutzen.

In einem schmalen Gang, fernab von Temvaron, endete die Verbindung. Die Sicherung der Kabine bremste mit höchster Verzögerung. Ihr Passagier erwachte aus seinem Schlaf.

„Oh, au!“ Tafalk stieß einen tiefen Seufzer aus und richtete sich benommen auf. Der Wein tat noch immer seine Wirkung. Er war kaum Alkohol gewöhnt, selbst keinen Wein, wie es ihn in Temvaron gab, wo hochprozentige Alkoholika verpönt waren. Der temvaronische Wein, an sich eher harmlos, führte bei Tafalk schon zu einem Kater. Langsam krabbelte er vom Sitz der Kabine 123-23. Seine schwarzen Haare hingen ihm wirr ins Gesicht. Er wischte sie mit einer Hand zur Seite. „Wo bin ich?“ murmelte er, als er durch das Kabinenfenster in die Dunkelheit starrte. Seine Freunde mussten ihn in eine Kabine gesetzt haben, als der Wein seine Wirkung tat. Aber warum war er hier und nicht zu Hause? Tafalk öffnete die Tür der Kabine. Ein kühler, feuchter Luftstrom drang in den klimatisierten Passagierraum. Schwach erhellte das Kabinenlicht die nähere Umgebung. Kahle nasse Felswände verschwanden in tiefschwarzer Nacht.

Der Anblick hatte etwas Ernüchterndes. Die Benommenheit wich. Wie kam er hierher? Hatte etwa der Allmächtige ihn persönlich zu sich gerufen? Die Neugierde siegte über seine Angst. Tafalk schaute in das Zubehörfach der Kabine. Dort lag eine kleine Stablampe für Notfälle. „Dies ist wohl ein Notfall“, dachte er, nahm sie heraus und schaltete das Gerät ein. Dann stieg er aus und folgte vorsichtig dem Gang weiter in die Dunkelheit. Es musste doch einen Grund geben, dass eine Verbindung bis zu diesem Punkt führte.

Der Gang erweiterte sich zu einer großen Felshalle. Tafalk blieb stehen, als sei er gegen eine Mauer geprallt. Der Lichtstrahl seiner Lampe entriss der Nacht ungezählte Knochen.

Tafalk hatte mehrere Vorlesungen in Anatomie besucht. Doch seine Kenntnisse brauchte er nicht zu bemühen. Die Schädel sagten es eindeutig: hier lagen Menschen, jedenfalls das, was von Menschen am längsten übrig blieb. Tafalk lies den Lichtstrahl umher wandern. Das da war kein Skelett. Das war Fleisch. Ein unbekleideter Körper lag neben einem Felsvorsprung.

Tafalk trat näher heran. Die Leiche musste ganz frisch sein. Noch keine Anzeichen von Verwesung. Tafalk erstarrte. Das war der Mann aus der Gerichtsverhandlung von gestern - der Vater der Ungläubigen. „Oh, verdammt!“ sagte Tafalk laut. Dann kam der nächste Gedanke: das Mädchen! Sie auch hier - tot? Tafalk klopfte das Herz bis zum Hals. Er suchte mit seiner Lampe die Felshalle ab. Nur Knochen, keine weitere Leiche.

Wo mochte das Mädchen jetzt sein? Er musste etwas unternehmen, die Verwaltung alarmieren. Wo war der Gang, aus dem er gekommen war? Da! Tafalk begann zu laufen, stolperte, lief weiter. Nach einer halben Ewigkeit tauchte dann der Lichtschimmer der Kabine in der Ferne auf. Tafalk keuchte heran (obwohl er eigentlich an sportliche Aktivitäten gewöhnt war), ließ sich in den Sitz fallen und schaltete an der Kontrolle herum. Später wusste Tafalk nicht mehr wie, aber es gelang ihm den Startbefehl einzugeben. Die Automatik sprang an. Die Kabine 123-23 tastete das Funkleitsystem ab und fuhr zurück.

V.

Unterwegs fand Tafalk wieder Gelegenheit, klar zu denken. Niemand würde ihn glauben. Entweder würde er für verrückt erklärt oder als Ungläubiger verstoßen. Denn niemals würde der Allmächtige derartige Verbrechen zulassen. Der Allmächtige ...? Tafalk drängte diesen Gedanken zurück. An der Güte seines obersten Herrn zu zweifeln, war der erste Schritt ins Unglück und Verderben. Und doch: Was er gesehen hatte, hatte er gesehen. Tafalk musste unbedingt mit jemandem sprechen. Vielleicht würde seine Mutter ihm glauben. Ja! Ihr würde er es erzählen.

Die Kabine erreichte den Regierungssitz, wo die Familie Weskel residierte. Das Gefährt glitt in die Empfangsstation und stoppte. Die Kabinentür schob sich in die Seiten-wand und gab den Ausstieg frei. Tafalk stieg aus und drückte den „End-Knopf“ neben der Tür. Das Steuersystem registrierte, dass die Kabine nicht mehr benötigt wurde und lenkte sie zurück in die Zentralstation.

Tafalk ging die Stufen hinauf. Da hörte er Stimmen. Die erste Regierende Rätin war nicht allein. Tafalk schlich vorsichtig weiter. Er hatte ein schlechtes Gewissen. Man belauschte niemanden. Aber in dieser Situation musste er vorsichtig sein.

Dann hörte er den leicht metallischen Ton. Unverkennbar. Es mussten Dienerroboter des Allmächtigen bei der Regierungschefin sein. Tafalk hörte mindestens zwei Roboter heraus. Einer der Maschinen sagte gerade: „Der Allmächtige ist über die Taten seiner Priester stets informiert. Ihr Sohn, regierende Rätin, wird jeden Augenblick eintreffen. Dann werden wir ihn sogleich zur persönlichen Audienz beim Allmächtigen führen.“ Dann sagte seine Mutter: „Tafalk und die ganze Familie Weskell danken dem Allmächtigen für diese Gnade!“ Jetzt sprach die andere Maschine: „Ortung. Ihr Sohn ist da.“ Die beiden Diener öffneten die Tür und glitten auf Tafalk zu.

„Tafalk, Verkünder der Gnade des Allmächtigen. Höre. Dir wird die Gnade zu teil, vor dem Allmächtigen von Angesicht zu Angesicht zu treten. Denn ER ruft Dich zu sich, damit Du fortan IHM an seiner Seite dienst.“ Die Roboter nahmen Tafalk in die Mitte und führten ihn hinaus. Tafalk lies sich willenlos hinaus bringen ohne etwas zu sagen. In seinem Innern tobte es, er fand keinen klaren Gedanken. Die Maschinen brachten Tafalk zu einer geschlossenen Kabine ohne Fenster, die Tür des Gefährts glitt auf und sie verschwanden darin. Die Kabine nahm Fahrt auf und steuerte die Heilige Zone an.

Seine Mutter schaute lange auf den Punkt, wo die Kabine aus ihren Augen verschwunden war. „Tafalk ist sprachlos vor Glück“, sagte sie zu sich selbst. Und dann weinte sie heimlich, teils vor Glück, teils vor Trauer um ihren Sohn, der ihr nun genommen war.

VI.

Die Verbindung führte direkt aus Temvaron heraus. Tafalk vermochte immer noch nicht, einen vernünftigen Gedanken zu fassen. In seinem Kopf herrschte ein großes Chaos. Die Dienerroboter sprachen kein Wort mit ihm.

Das Ziel war erreicht. Die Kabine bremste abrupt. Tafalk wurde von den Metallhänden der Maschinen ergriffen. Die Roboter packten hart zu. Der Griff schmerzte. Rüde wurde Tafalk aus der Kabine herausgezogen. Die Empfangsstation für die Kabine sah normal aus, als läge sie in Temvaron. Doch dann öffnete sich in der Wand eine Tür und Tafalk wurde durch Räume geschleppt, die mit fremdartigen Geräten gefüllt waren. Das Reich des Allmächtigen. Von hier musste Temvaron mit allem Lebensnotwendigen versorgt werden.

Der Marsch endete in einem kahlen, leeren Raum, der durch ein Licht an der Decke erhellt wurde. Der Griff löste sich und die beiden Roboter zogen sich bis an die Eingangstür zurück. Eines der Maschinenwesen hob seinen rechten Arm und zeigte mit einem Metallfinger auf Tafalk. „Du Gottloser!“ schnarrte der Diener des Allmächtigen. „Du hast unbefugt die Stadt verlassen. Der Allmächtige verbot es. Du wirst Dich im Angesicht des Allmächtigen verantworten müssen. Deiner Priesterwürde bist Du enthoben.“ Irgendwie entstand in den Seitenwänden ein gleißendes, helles brennendes Licht. Tafalk schloss geblendet die Augen. Das heiße Licht schmerzte. „Tafalk!“ dröhnte es in seinem Schädel. Der Allmächtige! Das Licht war der Allmächtige. „Tafalk“, erklang die Stimme wieder, Du hast gegen die heiligen Gebote ver...“. Weiter kam die Stimme nicht. Ein kreischendes Geräusch, fast, wie ein Kleinkind schrie, übertönte sie. Das grelle Licht in der Wand erlosch, das Steuerteil eines der beiden Dienerroboter zerschmolz. Der zweite Diener drehte sich auf seinem Magnetfeld, das den Metallkörper trug. Da hörte Tafalk wieder das seltsame Kreischen. Ein heller Strahl erfasste auch diese Maschine.

Hinter den leblosen Metallkörpern der Roboter tauchten Menschen in der Tür auf. Ungläubig starrte Tafalk auf die Gruppe von drei Männern und zwei Frauen, einheitlich gekleidet in stahlblaue Arbeitsanzüge. Eine der Frauen hatte immer noch jene Strahlwaffe im Anschlag, die dieses seltsamen Geräusch verursacht hatte. Der Mann neben ihr sprach Tafalk an: „Fürchte Dich nicht. Du bist fast in Sicherheit. Dein Glück, dass wir jetzt ihre Funkgespräche abhören können. Sonst hätten Dich die beiden Kerle hier“ - der Mann stieß mit seiner Stiefelspitze gegen den Rest eines der Maschinenwesen - „umgebracht.“

VII.

Die farbigen, bunten Schlieren begannen sich aufzulösen. Auf dem Bildschirm im Steuerraum des kleinen Sternenschiffes erschien wieder das All. Eine Kontrolllampe leuchtete auf, der Rücksturz in den Normalraum war erfolgreich. Dilli Dun-Ba entspannte sich, so gut er konnte. Dies war das letzte Mal gewesen, dass er sein Schiff in den Hyperraum und wieder zurück gebracht hatte. Die Triebwerke waren ausgebrannt. Dieses Sonnensystem war seine letzte Hoffnung. Wenn er jetzt keinen geeigneten Planeten zum Leben fand, hatte ihm seine Flucht nichts genutzt.

Dilli Dun-Ba verdammte den Augenblick, als ein Schiff der Imperiumsflotte über dem Planeten Kota-Temvaron erschien. Schnell fanden die Soldaten heraus, dass er hier sein eigenes Süppchen gekocht hatte. Sein Auftrag war gewesen, die primitiven Bewohner des Planeten an die Völkergemeinschaft des Sternenreichs heran zuführen. Stattdessen hatte er die Herrschaft über Kota-Temvaron als gottähnliches Wesen an sich gerissen. Der Kommandant des Patrouillenkreuzers setzte daraufhin Dilli Dun-Ba als Hochkommissar ab, machte dann jedoch einen entscheidenden Fehler. Anstatt Dun-Ba sofort in seinem Kreuzer festzusetzen, verfügte der Kommandant lediglich für den ehemaligen Hochkommissar Hausarrest. Dilli Dun-Ba war jedoch schlau. Schlauer jedenfalls als die Soldaten des Imperiums. Für alle Fälle stand in einem unterirdischen Hangar seines Palastes eine Raumjacht bereit. Dilli Dun-Ba setzte sich unter den Augen der verdutzten Besatzung des Patrouillenkreuzers in den Weltraum ab.

Dilli Dun-Ba beschloss, der Vergangenheit nicht mehr länger nach zu trauern. Das Bordgehirn seines kleinen Raumschiffes spie die Ergebnisse der ausgewerteten Messdaten auf einen Monitor aus. Der dritte Planet dieses Sonnensystems war bewohnt. Als Versteck konnte er hergerichtet werden. Die Eingeborenen waren gerade dabei, den Planeten zu ruinieren. Das konnte ihm nur recht sein. Auf so einem Gestirn würde niemand einen Cheheit vermuten.

Dilli Dun-Ba musste sich daran gewöhnen, nicht mehr Herr über einen ganzen Planeten zu sein. Doch ganz ohne Untertanen? Unmöglich. Er hatte sich bereits zu sehr an seine bisherige Rolle angepasst. Eine radikale Veränderung würde seine Psyche belasten. Über den neu entdeckten Planeten konnte er allerdings nicht herrschen. Die Gefahr war zu groß, aufgespürt zu werden. So beschloss er, auf den Planeten ein Versteck anzulegen und dort über einen Teil der Eingeborenen zu herrschen. Nicht als Diktator von einem fremden Stern. Das wäre früher oder später immer ein Grund zur Rebellion gewesen. Nein, als Gott. Dilli Dun-Ba würde die Eingeborenen verwöhnen, wenn sie ihm nur gehorchten. Sein Schiff war klein. Dennoch besaß Dilli Dun-Ba genügend Mittel, um tief unter der Erde eine Stadt zu errichten. Zur Erinnerung an seinen verlorenen Planeten nannte er die Stadt Temvaron.

„So, dass ist die Geschichte deines Allmächtigen.“ Der weißhaarige Mann, der sich Tafalk mit Andam vorgestellt hatte, machte eine abfällige Bewegung. „Dilli Dun-Ba war sogar so vermessen, dass er Temvaron als „Stadt der Glückseligkeit bezeichnete. Pah.“

Tafalk holte tief Luft. Zu viel war in den letzten Minuten auf ihn eingestürmt. Er musste alles vergessen, an was er bislang tief und fest geglaubt hatte. Der Allmächtige war nicht der gütige, gerechte Gott.

Dann brach aus Tafalk die Frage heraus. „Der Allmächtige - Du willst sagen, er ist kein Gott, sondern nur ein Wesen von einem anderen Stern? Wie soll ich das glauben?“

Andam nickte verständnisvoll. „Ja, der Allmächtige, wie Du ihn nennst, heißt in Wirklichkeit Dilli Dun-Ba. Er stammt nicht von der Erde, ist kein Mensch, aber er ist ein Wesen wie du, kein Gott.“

„Aber - die Auserwählten wurden vor über 300 Jahren in die Stadt der Glückseligkeit geführt. So lange währt bereits die Herrschaft des Allmächtigen. Kein Mensch lebt so lange“, wandte Tafalk zögernd ein.

„Kein Mensch“, bestätigte Andam, aber ein Cheheit. Wesenheiten aus dem Volk der Cheheits können tausende von Jahren Eurer Zeitrechnung alt werden.“

Tafalk schaute immer noch zweifelnd. „Woher wisst Ihr das alles. Wer seid Ihr? Woher kommt Ihr?“

„Wir, das heißt die Anderen“, Andam machte eine Handbewegung in Richtung seiner Begleiter. „kommen aus der Welt, die Ihr ‘Draußen’ nennt. - Halt, erschrecke doch nicht gleich. Was in Temvaron über ‘Draußen’ bekannt ist, sind Zerrbilder der Zeit vor über 300 Jahren. Inzwischen haben die Menschen auf der Oberfläche gelernt. Ihre technischen Errungenschaften sind sogar weitaus besser als das, was Euch Dilli Dun-Ba geschenkt hat. Nun, wo war ich - ach ja, als wir feststellten, dass es hier unten eine Stadt gab und wer hier herrschte, beschlossen wir, euch zu befreien. Denn allzu gnädig ist der Allmächtige nicht zu seinen Gegnern. Es gibt da eine Leichenhalle voller Knochen. Das geschieht mit Menschen, die Dun-Ba nicht gehorchen wollen.“

Als Andam die Leichenhalle erwähnte, dachte Tafalk an den alten Mann - und an das Mädchen.

„Das Mädchen“, rief er laut. Sie war nicht in der Halle. Sie muss noch leben. Ihr müsst sie retten. Sie ist die Ungläubige, die gestern von den Dienern abgeholt wurde.“ Tafalk schrie die Worte nur so heraus.

Andam lächelte. „Keine Angst. Wir haben gestern schon eine junge Frau befreit. Sie ist in Sicherheit. Nur ein Mann, der bei ihr war, den brachte man auf einem anderen Weg fort. Damit hatten wir nicht gerechnet. Kennst Du die Frau? Willst Du mit ihr sprechen? Sie ist bei Gruppe Drei.“

„Ja!“ Tafalk zögerte. „Das heißt nein, eigentlich, nein, jetzt nicht. Was - was ist eigentlich Gruppe Drei?“

Andam lächelte noch immer. „Mmm, ich glaube, ich verstehe Dich, Tafalk. So war doch Dein Name? Ja, Gruppe Drei. Wir sind mit drei Kommandos hier eingedrungen. Gruppe Zwei, das sind wir.“ Andams rechte Hand deutete einen Kreis an - „Wir und Gruppe Drei operieren in der sogenannten heiligen Zone, um Dun-Ba abzulenken. Gruppe Eins bereitet die Aktion Schlusslicht vor. Sowie der Projekte betriebsbereit ist, wird Dilli Dun-Ba zu Dilli Dun-Nomba.“

„Ich verstehe nicht“, sagte Tafalk.

Eine der Frauen sprach nun. „ In der Kultur der Cheheits erhält die zweite Silbe des Nachnamens den Zusatz ‘Nom’, wenn das Individuum tot ist.“

„Andam!“ Ein Mann aus dem Hintergrund trat vor. „Funkspruch von Eins. Seit einer halben Stunde besteht kein Kontakt mehr zu Drei. Da wichen sie Wachrobotern in Sektion A aus. Wir sollen nachsehen.“

VIII.

Panik! - Panik? Nein! Keine Panik! Ortungsloch ist beseitigt. Weitere Feinde werden den Weg nicht mehr finden. Vorgang Kabine 123-23/ Tafalk Weskel ist nicht wiederholbar. Verbindung wurde neu abgesichert. Alles in Ordnung. Nur eingedrungene Feinde müssen vernichtet werden. Dann keine Gefahr mehr. Aber wie? Doch Panik? Nein. Fehler! Nur Vernunft kann helfen.

Endlich. Feinde gesichtet zusammen mit der Ungläubigen. Bald alle tot.

IX.

Tafalk hatte darauf bestanden, mitgenommen zu werden. Ursprünglich wollte Andam ihn zur Gruppe Eins schicken. Doch Tafalk wehrte sich mit Händen und Füßen, bis Andam resignierend zustimmte.

Tafalk ging neben Andam einen dunklen Gang entlang. Hinter den beiden schritten die anderen Mitglieder der Gruppe. Dumpf hallten ihre Tritte auf dem Metalluntergrund des Bodens. Ihre Lampen warfen einen fahlen Lichtstrahl voraus. Ein Ende des Tunnels war nicht abzusehen. Tafalk entdeckte nirgends Beleuchtungskörper. Anscheinend war der Gang nur für Roboter eingerichtet, die kein Licht brauchten.

Tafalk musste sich zusammen nehmen, um nicht zu drängen, wenn Andam einen kurzen Halt befahl. Dann nahm Andam ein seltsames kleines Gerät in die Hand, schien einen Knopf oder etwas Ähnliches zu drehen und schüttelte traurig den Kopf.

Sie kamen in eine Halle. Auf der anderen Seite tauchten im Lichtstrahl ihrer Lampen die glänzenden Körper von Robotern auf. Tafalk wusste, was zu tun war. Man hatte ihm alles erklärt. Ein Kasten hing an seinem Gürtel. Ein Knopfdruck, und er war von einem energetischen Schutzfeld umgeben.

Keinen Augenblick zu früh. Die Roboter eröffneten das Feuer aus ihren Energiekanonen. Aus Andams Funkgerät, auf die Frequenz des Allmächtigen eingestellt, drang Gepiepse. Die Notrufe der Maschinen. Offenbar forderten sie Verstärkung an. Jetzt kreischten wieder die Kanonen. Tafalk wurde getroffen. Der Schutzschirm hielt stand, aber er stützte durch den Schlag. Inzwischen brachten die anderen ihre Waffen in Anschlag und schossen zurück. Die Maschinen des Allmächtigen besaßen keine Schirme. Die freigesetzte Energie aus den Strahlern der Gruppe Zwei fand ungehindert ihren zerstörerischen Weg. Mit zerschmolzenen Steuerteilen kippten die Dienerroboter zu Boden.

Eine Frau deutete auf eine verschlossene Stahltür. „Diesen Eingang müssen sie bewacht haben. Ob unsere Freunde dahinter gefangen sind?“

Tafalk hatte sich wieder aufgerafft. Er stürmte vor und versuchte, das Tor zu öffnen. Vergeblich. „Es geht nicht“, rief er verzweifelt.

Jemand schob ihn beiseite. Andam befahl, den Eingang mit den Energiestrahlern auf zu schweißen.

Tafalk konnte es kaum erwarten. Andam hatte auch ihn eine Waffe gegeben. Mit den zwei Frauen sicherte er nach hinten ab. Jeden Augenblick konnten neue Roboter auftauchen mit schweren Energiekanonen, die die Schirmfelder aufbrechen konnten. Andam und seine zwei Freunde brachten inzwischen das Tor zum Glühen. Endlich brach es aus dem Rahmen und kippte nach innen. Durch den beißenden Qualm konnte Tafalk Gestalten erkennen. Sie hatten Gruppe Drei gefunden.

X.

Der Plan ist gelungen. Es war gut, die Gefangenen nicht sofort zu töten. Da noch mehr Feinde im Reich sein mussten, konnten sie als Köder dienen. Nun sind alle Feinde zusammen. Sie können eliminiert werden.

XI.

Alle Menschen aus der Gruppe Drei lebten. Auch die Ungläubige. Leider musste Tafalk feststellen, dass die junge Frau ihn überhaupt nicht beachtete. Er versuchte aber, sich immer in ihrer Nähe zu halten.

Aus dem Augenwinkel sah Tafalk eine Bewegung. Instinktiv ließ er sich fallen und riss die Ungläubige mit zu Boden. Das rettete den beiden das Leben. Unerträglich laut grölten und kreischten die Energiekanonen eines neuen Trupps Kampfroboter. Tafalk aktivierte das Schutzfeld. Jetzt waren er und das Mädchen darin zusammen gefangen. Trotz der großen Gefahr war dies sein erster Gedanke. Tafalk spürte angenehm ihren Körper neben sich.

Die Maschinen des Allmächtigen zerstrahlten zu Dutzenden. Doch über den Haufen Schrott rückten immer neue Roboter nach. Ein Mann aus der Gruppe Drei wurde von vier Maschinen gleichzeitig angegriffen. Sein Schutzschirm flackerte hellrot und brach den zusammen. In Sekundenschnelle verbrannte der Mann.

Andam hantierte an seinem Funkgerät. „Ich rufe Gruppe Eins“, erklärte er. Wir halten nicht mehr lange durch. Aktion Schlusslicht muss sofort gestartet werden. Hoffentlich funktioniert der Projektor schon ausreichend. Achtung, ich aktiviere mein PG-Feld. Ich bin dann auch nicht mehr über Funk zu erreichen.“

XII.

Bedauerlich, dass die Diener keine Schirmfelder besitzen. Die Bordmittel der Raumjacht ließen den Bau von Schirmfeldprojektoren leider nicht zu. Aber viele Diener sind auch so der Feinde Tod. Dilli Dun-Ba ist groß und mächtig. Panische Gedanke: Wieso besitzen Menschen von Oben Schirmprojektoren? Ihre Technik ist doch so primitiv. Ruhig, kein Problem. Hätte Oberfläche trotz Entdeckungsgefahr kontrollieren müssen. Werde dies vorbe-reiten. Gleich sind alle Feinde tot. - Was ist das – Individualortung! Es sind nicht nur Eingeborene hier. Bin verloren. Panik! Nein! Rettung vielleicht: Flucht? – Ja, Flucht! Nein, was ist das? Nein! Das dürfen sie nicht. Dazu haben sie kein Recht. Aufhören! Nein, nicht, Gnade ...[/I]

XIII.

Der Kampflärm erlosch. Die Dienerroboter stellten das Feuer ein. Deaktiviert blieben sie stehen.

Tafalk hörte aus seinem Funkgerät eine fremde Frauenstimme. „An Gruppe Zwei und Drei. Schlusslicht erfolgreich. Dun-Ba hat die Kontrolle verloren, er ist offenbar tot. Bitte meldet Euch. Bei Euch alles ok? Wir haben den Projektor wieder abgeschaltet. Wie geht es Andam?“

Einer von Tafalks Begleitern setzte sich mit der Gruppe Eins in Verbindung und machte Andam ein Zeichen. Andam sah ziemlich erschöpft aus. Er schaltete sein Schirmfeld ab, so dass zwei Männer ihn hoch helfen konnten. „Die Schlusslicht-Strahlung hätte mich beinahe geschafft. Selbst das PG-Feld bietet keinen ausreichenden Schutz“, stöhnte er.

Tafalk richtete sich ebenfalls auf und half den der Ungläubigen auf die Beine. Die Frau schaute ihn an. „Du hast mir das Leben gerettet. Ich danke Dir. Ich stehe in Deiner Schuld“, sagte sie.

Tafalk machte eine abwehrende Bewegung. „Das war doch selbstverständlich. Und außerdem stehe ich in deiner Schuld. Als du vom Hohen Rat verurteilst wurdest, stand ich untätig daneben, gehörte eigentlich schon zur Seite der Anklage.“

Sie lächelte etwas. „Hauptsache, Du bis jetzt auf der richtigen Seite.“ Sie stockte. „Temvaron! Was wird aus Temvaron, wenn der Allmächtige nicht mehr lebt?“ brach es aus ihr heraus.

Eine der Frauen aus Gruppe Zwei antwortete. „Keine Angst, Mädchen. Die Versorgung von Temvaron wird nach unseren Erkenntnissen automatisch gesteuert. Die Maschinen laufen weiter, selbst wenn ihr Herr nicht mehr ist.“

Tafalk wandte sich an Andam. „Eines verstehe ich immer noch nicht ganz. Was ist die Aktion Schlusslicht nur eigentlich?“

„Nun, tapferer Tafalk, Cheheits sind gegen eine bestimmte Art von Strahlung ungemein empfindlich. Wenige Sekunden genügend schon, um einen zu töten. Gruppe Eins installierte einen Projektor, der diese Strahlung emittierte. Das war unsere einzige Chance, an Dilli Dun-Ba, oder besser jetzt Dun-Nomba, heranzukommen. Wir hofften, dass er nicht damit rechnete und sich durch ein PG-Feld schützte. Das ganze nannten wir „Aktion Schlusslicht. Zufrieden?“

Tafalk schaute Andam misstrauisch an. „Weshalb musstest Du dich denn Durch ein P-E oder P-G oder so etwas schützen?“

„Sagte ich nicht bereits, dass ich weder aus Temvaron stamme, noch zu den Menschen von Draußen gehöre?“

Die restlichen Mitglieder der beiden Gruppen grinsten Tafalk an. „Fasse Dich wieder, junger Mann aus Temvaron. Für uns von Draußen ist es selbstverständlich, mit Wesen von anderen Planeten Kontakt zu haben. Wir kennen schließlich seit 150 Jahren den instellaren Raumflug und die Cheheits. Selbst Deine Ungläubige hat dies nicht so sehr erschüttert“, sagte eine der Frauen und nahm Tafalk in ihren Arm. „Auch wenn Deine Religion Dir gesagt hat, Menschen sind als intelligente Geschöpfe einzigartig, das stimmt einfach nicht. Es gibt Tausende von bewohnten Welten mit Geschöpfen, die sich vor Beginn der Raumflüge kein Mensch vorstellen konnte.“

Tafalk schaute Andam weiter ungläubig an. „Du siehst aus wie ein Mensch.“

Andam räusperte sich leicht. „ Ich habe die Gestalt eines Menschen angenommen. Wir Cheheits können durch unsere besonderen körperlichen Eigenschaften den befreundeten Völkern sehr entgegen kommen, jedenfalls was unseren Anblick betrifft.“

Die Gruppe machte Anstalten aufzubrechen. Andam trat zu den beiden Menschen aus Temvaron. „Dun-Nomba ist nun sein Name. Es gibt keinen Allmächtigen mehr. Die Bewohner von Temvaron sind frei. Sie werden an der großen Zivilisation teilhaben können und brauchen keinem falschen Gott mehr untertan zu sein“, sagte er. Seine Stimme wurde feierlich. „Nur der Herr des Großen Reiches ist der, dem zu dienen die Völker der Galaxis bestimmt sind. Eure Stadt Temvaron wird aufgenommen in das galaktische Imperium der Glückseligkeit, wo alle Wesen glücklich und ohne Sorgen sind. Denn der Herr des Großen Reiches ist allmächtig und sorgt für seine Kinder...“

XIV.

Tafalk stand zusammen mit Veronika, so nannte sich die Ungläubige, auf der Dachterrasse eines Restaurants und sie blickten zu den Sternen. Zu den richtigen Sternen. Der Himmel über ihnen war echt, wolkenlos und klar. Tafalk schaute das Mädchen an. „Nachdem ich weiß, wer der Allmächtige war, kann ich auch nicht mehr an den neuen Herrn glauben. Die „Stadt der Glückseligkeit“ und das „Große Reich der Glückseligkeit“ unterscheiden sich nur in ihren Ausmaßen.“

Tafalk legte beide Hände auf ihre Schulter und schaute ihr in die Augen. „Durch Zufall habe ich jemanden kennengelernt, der sehr viel über unsere Milchstraße weiß. Irgendwo da oben, hinter dem Imperium der Cheheits, liegt das Gebiet der ‘kämpfenden Reiche’. Ich weiß nicht, was der schauerliche Name bedeutet, aber dort soll es einen Planeten geben, auf denen Menschen leben. Menschen von der Erde, die nicht mehr von den Cheheits gegängelt werden wollten. Der Mann, mit dem ich sprach, sagte, wir wären dort jederzeit willkommen. Er kann einen Flug dorthin organisieren. Veronika, willst Du mir kommen?“

Die junge Frau nickte.

Tafalk drückte sie an sich. „Morgen treffe ich mich wieder mit dem Verbindungsmann. Es dauert nicht mehr lange, dann beginnt der Flug in die Freiheit.“

 
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Hallo Jens,

Versonnen betrachtete er der hagere junge Mann seine Umgebung, Morgen, am 22. Tag des fünften Monats im Jahr 314 des Herrn, stand seine große Zeremonie bevor. Dann war sein 25. Geburtstag..

Versonnen betrachtete der hagere junge Mann seine Umgebung. Morgen, am 22. Tag des fünften Monats im Jahr 314 des Herrn, stand seine große Zeremonie bevor. Dann war sein 25. Geburtstag.


An diesem Tag würde nicht nur volljährig sein.

An diesem Tag würde er nicht nur volljährig sein.


einen Amt, dass an Bedeutung den der Regierenden Räte gleich kam.

einem Amt, das an Bedeutung dem der Regierenden Räte gleichkam. Hossa. Die Fälle würde ich mir nochmal angucken.


nur in den Büchern studiert

nur die Bücher studiert

Sie war verdammt hübsch.

Verdammt … muss das sein?


dass dieses Bedauern nicht nur daher kam, weil ein Mensch nicht den Weg zum Allmächtigen gefunden hat-te.

dass dieses Bedauern nicht nur daher kam, dass ein Mensch nicht den Weg zum Allmächtigen gefunden hatte.


Bewundern starrte Tafalk auf die Frau.

Bewundernd starrte Tafalk die Frau an.

„Schuldig“ lautete der Urteilsspruch,

„Schuldig“,


Tafalk zuckte unwillkürlich zusammen

Zucken ist immer unwillkürlich.


Es beruhigte ihm nur unwesentlich

ihn


Tafalks Mutter winkte ihn unauffällig heran. Er trat zu seiner Mutter.

Er trat zu ihr.


und flüsterte tadeln:

tadelnd


das gleiche Urteil. Schuldig und Verbannung

Schuldig ist das Urteil, Verbannung die Strafe.


wenn einem nicht der Glaube an den Allmächtigen erfüllt

einen


So musste der Himmel vor hunderten von Jahren

Hunderten


Lachend näherte sich ein alter Freund, den Tafalk schon aus der Schulzeit kannte.

Warum „schon“?


Der Leibesumfang bewies, dass er kein Kostverächter war.

Hier ist nicht klar, auf wen sich „er“ bezieht.


Er schaute seinen Freund in dessen verschwitztes rundes Gesicht.

seinem


An der Tür kam ein Mädchen vorbei.

Sehr salopp.


Bruch-teile einer Millisekunde

ein falscher Impuls in das Steuernetz, eine Fehlfunktion, die dem Kontrollsystem nicht auffiel. Doch die Kabine 123-23 verließ daraufhin die normale Verbindung und durchbrach den künstlichen Horizont.

Warum „doch“?


her harmlos

eher


und folgte vorsichtig den Gang weiter in die Dunkelheit.

dem


Der Lichtstrahl seiner Lampe entriss der Nacht ungezählte Knochen.

Verunglückte Metapher.


jeden-falls

Ein unbekleideter Körper lag neben einen Felsvorsprung.

einem


Wo mochte das Mädchen jetzt sein.

? statt .


lies sich in den Sitz fallen

ließ


Irgendwie gelang es Tafalk, den Startbefehl einzugeben.

Das ist Leser-Verarsche. Als würde der Kommissar im Krimi „irgendwie“ schließlich herausbekommen, wer der Mörder ist.


Niemand würde ihn glauben.

ihm


Entweder wurde er für verrückt erklärt

würde


Und doch. Was er gesehen hatte, hatte er gesehen.

Und doch:


Tafalk musste unbedingt mit jemanden sprechen.

jemandem


Ja! Ihr wird er es erzählen.

Zeit


Seiten-wand

Die erste Regierende Rätin war nicht alleine.

allein


Man belauschte niemanden. Aber in dieser Situation musste er vorsichtig sein.

Es gehört sich nicht, Menschen zu belauschen. Das ist für die Situation ein unangemessen naiver Gedanke. Nochmal zum Krimi: „Ficken Sie sich“, schrie der Verdächtige den Kommissar an, obwohl er sich sehr wohl im Klaren darüber war, dass es gemeinhin als unanständig galt, so etwas zu sagen.
Warum „Aber“?


Bei-den

Tafalk, Verkünder der Gnade des Allmächtigen. Höre. Dir wird die Gnade zu teil

… mir ein Synonymwörterbuch zu kaufen.


„Tafalk, Verkünder der Gnade des Allmächtigen. Höre. Dir wird die Gnade zu teil, vor dem Allmächtigen von Angesicht zu Angesicht zu treten. Denn ER ruft Dich zu sich, damit Du fortan IHM an seiner Seite dienst.“

Das ist so dick aufgetragen, dass es droht, ins Parodistische abzugleiten.


Die Maschinen brachten Tafalk zu einer geschlossenen Kabinen und verschwanden mit ihm in dem Gefährt.

Kabine. Und die Kabine ist das Gefährt? Häh?


teils vor Glück, teils vor Trauer um ihren Sohn, der ihr nun genommen war-

war.


In seinem Kopf herrschte ein großes Chaos.

In seinem Kopf herrschte Chaos


Von hier musste Temvaron mit allen Lebensnotwendigen versorgt werden.

allem


Der Allmächtige verbot es.

hatte es verboten


Deiner Priesterwürde bist Du erhoben.“

enthoben


Der Allmächtige! Das Licht war der Allmächtige.

Offensichtliches nicht schreiben, sonst wird’s platt.


Ein kreischendes Geräusch, fast, wie ein Kleinkind schrie, übertönte sie.

Ein Geräusch, das klang wie das Kreischen eines Kleinkindes, übertönte sie.


gekleidet in stahlblaue Arbeitsanzüge Eine der Frauen hatte i

Arbeitsanzüge.


die dieses seltsamen Geräusche verursacht hatte

diese


Dilli Dun-Ba verdammte den Augenblick, als ein Schiff der Imperiumsflotte über den Planeten Kota-Temvaron erschien.

taataataa - taa-tataa-taa-tataa ..... dem Planeten


Anstelle Dun-Ba sofort in seinem Kreuzer festzusetzen,

Anstatt statt Anstelle


Der dritte Planet dieses Sonnensystem

Sonnensystems


Auf so einen Gestirn würde niemand einen Cheheit vermuten.

einem Gestirn


Er hatte sich bereits zu sehr an seine bisherige Rolle angepasst.

Ich denke, er hat sich eher an die Rolle gewöhnt.


So beschloss er, auf den Planeten ein Versteck anzulegen

dem


Sein Schiff war klein. Dennoch besaß Dilli Dun-Ba genügend Mittel, um tief unter der Erde eine Stadt zu errichten.

Keine Religion ohne Gründungsmythos. Er hat aus seinem Raumschiff eine Stadt unter der Erde gebaut. Aus dem Erste-Hilfe-Kasten ein Krankenhaus, aus dem Antrieb ein Kraftwerk.


„Wir, das heißt die anderen“, Andam machte eine Handbewegung

Anderen“.


Nun, wo war ich

raus


Als Andam die Leichenhalle erwähnte, fiel Tafalk der Alte wieder ein - und das Mädchen.

Fielen. Und fielen sie ihm ein oder fielen die ihm ins Wort?


„Das Mädchen“, rief er laut. Sie war nicht in der Halle. Sie muss noch leben. Sie ist die Un-gläubige,

So, wie du es beschrieben hast, stelle ich mir da schon eine Art Knochengrube vor, ein Massengrab. Leichen, Leichen, überall. Er guckt da kurz drauf und kann mit Gewissheit sagen, dass sie da nicht irgendwo zwischen liegt?


den brachte man auf einen anderen Weg fort.

einem

Wir sind mit drei Kommandos hier eingedrungen. Gruppe Zwei, das sind wir.“ Andams rechte Hand deutete einen Kreis an - „und Gruppe Drei operieren in der sogenannten heiligen Zone, um Dun-Ba abzulenken.

„Wir hier sind Gruppe Zwei, und zusammen mit Gruppe Drei operieren wir in der ...“


Dumpf hallten ihre Tritte auf den Metalluntergrund des Bodens.

dem


Aus Andam’s Funkgerät

Andams


Andam hatte auch ihn eine Waffe gegeben.

ihm


Endlich brach es aus den Rahmen und kippte nach innen.

dem


Der Plan ist gelungen.

Zeit


Panische Gedanke:

Panischer


vorbe-reiten.

Indivi-dualortung

Desaktiviert

Deaktiviert


Projektorr

tor


half den der Ungläubigen

half der Ungläubigen


Als du vom Hohen Rat verurteilst wurdest

verurteilt


Eines verstehe ich immer noch nicht ganz.

Das ist so Alte-Fernsehserien-mäßig, die Abschlussbetrachtung. Davor fehlt was, wenn man als Autor das Gefühl hat, das müsse sein, damit der Leser versteht, um was es geht.


Nun, tapfere Tafalk,

tapferer


Selbst Deine - ähem - Ungläubige

albern


Es gibt tausende von bewohnten Welten

Tausende


Rei-ches

aber dort soll es einen Planeten geben, auf denen Menschen wohnen.

auf dem … Und "wohnen" klingt nach zwei Straßen weiter, nicht nach anderen Planeten.


Uff. Klingt merkwürdig, aber ich fand die Geschichte gar nicht schlecht. Zur Urteilsbegründung demnächst. Im Moment kann ich nichts mehr sehen.

Grüße
JC

 

Danke für die Hinweise. Soweit ich die Fehler finden konnte (und einige andere), habe ich sie behoben. Bitte um Nachsicht, wenn mir doch noch der eine oder andere durch die Lappen gegangen ist.

 
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So,

also für mich hat die Geschichte so einen trashigen guilty-pleasure-Unterhaltungswert, etwa wie ein Fantasyfilm aus den frühen Achtzigern im Sonntagnachmittagsprogramm. Das klingt jetzt, als wollte ich die Story von hinten durch die Brust ins Auge mies machen, aber dieses leicht Schundige kann ja tatsächlich sogar zum Spaß beitragen, und ich finde, das ist hier der Fall.

Als nur sehr mäßig Science-Fiction-versierter Leser glaube ich da vor allem Filme und Serien aus der früheren zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts durchschimmern zu sehen, an Logan's Run und diverse Twilight-Zone-Folgen musste ich namentlich denken. Würde mich mal interessieren, ob ich richtig liege. Wer sind so deine Vorbilder?

Über Trash geht das Ganze aus diversen Gründen nicht hinaus. Die Religionskritik passiert hier alles andere als subtil, die Dialoge sind oft bemüht dick aufgetragen - auch wenn ich da als Kritiker vielleicht manchmal ein bisschen zu empfindlich bin, weil ich mich als Schreiber selbst eher an Naturalismus versuche. Naja, Außerirdische, Rebellen, die Imperiumsflotte, das sind alles so 0815-SF-Versatzstücke, und alles zusammen mit den zuvor bereits angesprochenen Faktoren ergibt dann unter dem Strich diesen b-movie-Eindruck.

Hab ich schon gesagt: Du musst unbedingt die Fälle pauken. Dem, den, ihm, ihn, klar, da gibt es so, äh, Fälle, da legt auch der Germanist erstmal die Stirn in Falten. Aber wenn jeder zweite Satz einen derart grundsätzlichen handwerklichen Mangel enthält, vergraulst du dir Leser, unter Umständen völlig unabhängig davon, wie gut oder schlecht der Rest der Geschichte ist.


Grüße
JC


PS: Ich hatte keinen Bock, immer den ganzen Satz herauszukopieren. Die Fehler findest du mit Strg-F.

PPS: Boah, ich dachte, in Horror wären wir ein bisschen eingeschlafen. Hier tut sich ja wochenlang nichts.

 

Die Story ist soweit erstmal ganz ordentlich, will sagen: Man kann sie lesen, ohne abzubrechen ;)
Sie hat allerdings ein paar Probleme.
Erstens ist die Geschichte zu umfangreich für eine KG. Es ist Stoff für eine Novelle, wenn nicht mehr. Handlung, Figuren, Orte - alles ist ausufernd und hätte an sich noch mehr Raum bedurft, für ordentliche Charakterisierung, farbige Beschreibung und Vermeiden von Infodumps wie am Anfang von VII. und plötzliche Perspektivwechsel (z.B. die Mutter).
Allerdings muss ich gestehen, dass ich das eher nicht versuchen würde. Dazu ist die Handlung doch zu unkreativ. Ich will nicht das böse Wort "mangelnde Eigenleistung" heranziehen, aber ein bisschen wirkt das Ganze wie ein zusammenflickter Haufen Handlungsschemata, die man alle schonmal irgendwo gesehen hat. Beim bösen Imperator (Schwarzweißmalerei ist übrigens mega-out) denkt man sofort an Star Wars, bei der unterirdischen Stadt an "Flucht aus dem 23. Jahrhundert" ("Logan's Run") und bei um sich ballernden Roboterdienern an Zylonen.
Grundsätzlich ist natürlich nichts dagegen einzuwenden, klassische Szenarios aufzugreifen - aber dann muss man eben Ambiente und Figuren so prägnant gestalten, dass der Leser einen Mehrwert daraus zieht.
Gerade stimmige fremde Welten sind in der SF eine große Herausforderung, und wenn diese Rubrik derzeit nicht so verlassen wäre wie die erste Kneipe auf dem Mond, würde ich das mal als Thema des Monats ausschreiben.

PS: Ach was, ich versuch's einfach mal.

 

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