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Die Sprache der kleinen Stimme

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15.04.2003
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Die Sprache der kleinen Stimme

Oh Mann, was für eine Nacht! Langsam quäl ich mich von der Matratze. Die Beine zittern beim aufstehen – Nachwirkungen von gestern. Egal, gleich ist wieder alles gut. Mit geschlitzten Augen und mehr schwankend als gehend schlurfe ich in Richtung Badezimmer. Die Sonne steht hinter dem brüchigen Rollo bereits im Zenit. Es ist viel zu hell.

Im Spiegel erscheint das Bild eines verquollenen Gesichts mit glasigen, roten Augen. Welch Anblick! Was soll´s. Erst´mal Wasser lassen. Benni liegt noch völlig abwesend da und umarmt die Kloschüssel. Der hat´s gut.

So langsam macht sich wieder dieses Verlangen breit. Eine kleine Stimme in meinem Kopf verlangt danach betäubt zu werden. Jeden Tag fängt sie aufs Neue an und verlangt mehr davon. Mehr. Immer mehr. Anfangs ist sie noch ganz ruhig und fragt Dich ob es denn nicht schon wieder an der Zeit wäre. Verneinst Du die Frage wird die kleine Stimme unheimlich schnell immer bestimmter. Schmerzen am ganzen Körper unterstreichen ihre Worte.

Momentan spricht die Stimme noch leise mit mir. Sie lockt und ich und mein anhaltend dumpfes Gefühl im Kopf folgen ihrer Fährte ins Wohnzimmer. Video rein – Alltag raus. Irgendein Film flackert über die Mattscheibe und beschallt mich während ich die erste Mischung fertig mache. Nur so kann ich die kleine Stimme für einige Momente ruhigstellen.

Das Blubbern schafft endlich Ruhe. Langsam bemerke ich mein riesiges Loch im Bauch. Ein kaltes Stück Pizza ist mein Frühstück. - Benni scheint wieder mehr oder weniger da zu sein. Torkelnd betritt er den Raum. Mager und blass lässt er sich direkt vor dem Bildschirm nieder.
Aber das ist mir egal. Etwas zu sagen wäre viel zu stressig. Soll er doch. Was soll´s.

Wortlos führt er sein Ritual aus. Tag für Tag das gleiche. Immer wieder. Scheinbar endlos.
Ein Aspirin in ein Glas Jacky werfen. Während es sich auflöst etwas warm machen. Aufziehen. Glas leeren. Gürtel anziehen. Rein damit und Schleusen öffnen.
Ein Flackern in den Augen verrät das er Erfolg hatte. Langsam kippt er rittlings um. Der Bildschirm ist wieder frei – na also!

Das erleichterte, zufriedene Lächeln auf seinen Lippen bringt meine SehnSUCHT erneut zum Vorschein. Da ist sie wieder: Die kleine Stimme. Diesmal hat sie gleich ihren Freund mitgebracht. 1000 Nadeln scheinen gleichzeitig in meinen Körper zu stoßen. Das Verlangen wird von Sekunde zu Sekunde stärker. Hatte Benni nicht noch was? Ja!
Mit zitternden Händen bereite ich alles vor. Schweiß tropft von meiner Stirn. Während ich abdrücke wünsch ich mir dass ich eine Weile weg bin. Weg von alledem. Weit weg.

Endlich... Jetzt ist wieder alles gut. Ein Glück!
Die kleine Stimme hat erneut gesiegt.

 

Hi nutom!

Hab leider nicht genug Zeit, um dir ausführlich auf deine Geschichte zu antworten, daher versuch ich es kurz zu machen: Gefällt mir, die Geschichte. :)
Man kann sich in den Prot hineinversetzen und erlebt die Handlung mit. Das geht vor allem deswegen so gut, weil dein Stil ziemlich flüssig ist!:thumbsup:

Ich hätte auf die Schnelle nur eines zu kritisieren:

Soll er doch. Was soll´s.

Das klingt wegen der Wortwiederholung nicht so gut, die Stelle fällt einem beim Lesen sofort auf. Die würd ich noch ändern, dann ist dein Text prima!

Gruß

 

genauso kurz, denn viel gibt es zu der Geschichte nicht zu sagen.
Sie ist gut so wie sie ist.
Vor allem gefällt mir, dass der Sieg der Stimme am Ende als Erlösung beschrieben wird, obwohl klar ist, dass es die Niederlage des Ichs ist.

 

Hi zusammen!

Freut mich, dass die Story (bislang) so gut ankam... :shy:

@ Wolkenlachen: Da ich das "soll" in beiden Sätzen in einem anderen Kontext verwendet hab, dachte ich das wär nicht sonderlich schlimm... :rolleyes:
Wollte dadurch die Sinnlosigkeit in seinem Dasein ausdrücken (umgangssprachlich: "LMAA-Einstellung" :p)

Aber hey, ich bin ja für Verbesserungen offen! ;)
Was hälst Du von folgenden zwei Möglichkeiten für die Situation?
1. "Von mir aus. Was soll´s"
2. "Soll er doch. Mir eh egal."

@ sim:
Danke für Dein Statement! :)
Was sagst Du zum oben aufgeführten Punkt?

Bye
nutom

 

gern geschehen nutom,

mich hat die Doppelung nicht wirklich gestört.
Wenn du aber so direkt fragst würde ich vorschlagen, das "Was solls" einfach fortzulassen oder durch ein schlichtes "na und?" zu ersetzen.
Das käme meinem Sprachgefühl am nächsten.

 

Ist doch nicht so wichtig, wie der eine Satz jetzt heisst.
Leider stehe ich der Geschichte etwas gleichgültig gegenüber. Sie ist flüssig geschrieben, das stimmt. Jedoch wirft sie wenig Fragen auf, beleuchtet nur von einer Seite und regt - wie ich finde - nicht zum Nachdenken an.
Hast du Erfahrungen mit dem Thema gesammelt? Der Protagonist scheint etwas charakterlos und so, als sei er absichtlich nur auf seine Sucht beschränkt worden. Einen Mensch macht doch (auch oder besonders in schwierigen Zeiten) noch viel mehr aus.
Man muß der Geschichte natürlich trotzdem lassen, dass sie einwandfrei geschrieben ist (nur die Anspielung in dem Wort SehnSUCHT hätte nicht sein müssen).

 

Moin zusammen! :kaffee:

@ sim: Hmmm, auch keine schlechte Möglichkeit. Muss mir über den Satz mal in einer ruhigen Minute ein paar Gedanken machen. "Schau mer mal"... :)

@ AndreasR: Danke für Deine Kritik. Eins vorneweg: Ja, ich hab mit dem Thema Erfahrungen gesammelt. Zwar nicht an der eigenen Haut, aber nah genug um sich in den Prot hineinzuversetzen. :cool:

Wie Du bereits bemerkt hast beschränke ich ihn in meiner Story wirklich nur auf seine Sucht. Klar, der Prot hat bestimmt Probleme, zu 99 % meines Erachtens sogar, aber die kann ich in dieser Erzählperspektive nur schlecht vermitteln.
Der Erzähler ist süchtig, läuft von seinen Problemen weg, sucht stets nur nach dem einfachsten Weg schnell "weg von alledem" zu kommen.
Er denkt nach dem aufstehen bestimmt nicht über den Sinn des Lebens, geschweige denn über seine Probleme, nach, sondern vielmehr darüber woher er den nächsten Schuss bekommt...

Darf ich erfahren ob Du bereits Erfahrungen zu dem Thema gesammelt hast? :D
Vielleicht lässt sich unter diesem Aspekt etwas über den Hintergrund Deiner Gleichgültigkeit erfahren.

Würde mich jedenfalls freuen, wenn Du mir zu diesem Punkt kurz schreiben könntest was Dich der Story gegenüber hat gleichgültig werden lassen.

Bye
nutom

 

Gut, gut...vielleicht ist das ein bißchen Haarspalterei mit den zwei kleinen Sätzen...:rolleyes:

Wo du dir aber schon die Mühe gemacht hast, zwei Alternativen vorzuschlagen, kann ich dir auch eben sagen, dass ich beide davon akzeptabel finde.;)

Aber auch sims Vorschlag ist in Ordnung.
Liegt ja eh in deinem Ermessen, ob du die Stelle ändern möchtest oder nicht...:smokin:

Alos...mach das Beste draus...

:bla:

 

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