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Die Sonne ...

Liz

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12.07.2002
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Die Sonne ...

... stieg über dem Flusstal auf und tauchte die Landschaft in sanftes Licht.
Der Wald schien in einen Winterschlaf gefallen zu sein, die Stille war wohltuend, nur hier und da hörte man die Laute eines Eichelhähers. Ein imposanter Fluss schlängelte sich anmutig durch die Landschaft, die kleinen ausgewaschenen Sandbänke und die mächtigen moosbedeckten Findlinge ringsum rundeten das friedliche Gesamtbild ab. Im klaren Wasser tummelten sich Regenbogen-Forellen in der Strömung. Die Natur zeigte sich von ihrer besten Seite.

Dann, ein blendendes Licht, weiß und schrecklich. Starke Hitze kam auf. Die Baumwipfel neigten sich tief, als ein rasender Sturm das Holz krachend zersplittern ließ. In der Ferne wälzten sich dunkle Wolken in unglaublicher Geschwindigkeit empor. Die Sonne verschwand, als eine Druckwelle über den Wald raste. Die Luft flimmerte. Mühsam ächzend richteten sich die Bäume auf. Plötzlich herrschte eine unheimliche Stille, es wurde finster.

Am Tag darauf war der Himmel grau und ein Aschenregen fiel über den Wald. Die gelben Nadeln der Bäume fielen ab. Das ehemals klare Wasser des Flusses war staubbedeckt, nun tote Fische transportierend.

Etliche Kilometer weiter schleppten sich jene blutenden Gestalten in zerfetzten Kleidern vorwärts, die durch die Hitzewelle nicht verdampft waren. Ganze Städte lagen in Staub und Asche.

„Little Boy“ und „Fat Man“ ließen grüßen.

 

Moin Liz!

Kurz und prägnant, würd ich sagen. Der Wechsel der Beschreibungen, ergo: anfänglich die heile Welt, dann die zerstörte Erde, hat mir besonders gut Gefallen.
Wie hat man das in der Schule genannt... *grübel* "antithesis" war es im Englischen, das weiß ich noch, im Deutschen... weiß ich nicht mehr... :)
Wie gesagt, grad dieser Gegensatz verpasst der Geschichte eine gewisse Traurigkeit.

Noch zwei Fragen:

...Eichelhähers
Eines WAS????????

Mag vielleicht als eine dumme Frage erscheinen, aber sind "Little Boy" und "Fat Man" Bezeichnungen für die Atom-Bomben der Amis gewesen?

Lovely Greets,
Jasmin

 

Hallo Liz!

Ja, kurz und mit einem heftigen Umschwung. Deine Beschreibungen in beiden Teilen haben mir gut gefallen.
Zuerst lebhaft, schön, dann schrecklich - furchtbar und auch auch die BEschreibung ändert sich irgendwie - sehr trocken. " Die Natur zeigte sich von ihrer besten Seite" diesen Satz könntest Du auch weglassen, denke ich, das Bild, das Du vorher mals, ist ausdrucksstark genug... und mit dem nächsten Absatz zusammen verstärkt sich die Wirkung unglaublich.

Eichelhäher ist ein Vogel.

"Fat Man" und "Littel Boy" waren die beiden Atombomben über Hiroshima und Nagasaki.
Und hier genau liegt irgendwie mein Problem mit dem Text... wie soll ich das jetzt in Worte fassen. Ist genau Hiroshima/Nagasaki gemeint oder nur eine Anlehnung daran? Möchtst Du damit auf das Unheil hieweisen, dass die Amis damals über diese beiden Regionen hereinbrechen ließen, oder möchtest Du insgesamt ein Zeichen gegen Atomwaffen u.ä. setzen? Das ist für mich ein Unterschied, der bei dem Text irgendwie wichtig ist, für mich...

liebe Grüße... Anne

 

Hallo Liz,

so richtig neu ist die Idee einer solchen Schilderung nicht, doch der Kontrast zwischen friedlicher Natur und zerstörerischen, von Menschen entfachten Naturgewalten wird schon deutlich. Da es um Atombombenexplosionen geht, fände ich kraftvollere Ausdrücke im zweiten Teil des Textes angebracht.(„Hitzewelle“ - verbindet man mit einem heißen Sommer, Hitzeinferno o.ä. ist wahrscheinlich treffender).

Bei „Forellen trieben“ - tummelten sich, tote Forellen treiben. „neigten sich tief Komma. Staubiges Flußwasser - Wasser und Staub sind doch Gegensätze; ... des Flusses war nun staubig, es transportierte nun tote Fische - oder noch günstiger fände ich: in ihm trieben nun tote Fische. „jene“ Gestalten- welche? „Jene“ deutet auf etwas vorher erwähntes. „durch die Gegend“ - das klingt in diesem Zusammenhang zu salopp.
Die Thematik fand ich aber gut, zu leicht verdrängt man, welches zerstörerisches Potenzial der Mensch besitzt.

Alles Gute,

tschüß... Woltochinon

 

Woha das ist harter Tobak, ich dachte dabei auch an Hiroshima bevor ich den letzten Satz las.

Du bringst das Grauen kurz und bündig auf den Punkt, erst der schöne Tag und dann diese Vernichtung wie aus dem Nichts...

 

Heja Leutz,

vielen Dank für`s Lesen und eure Kommentare. Wurde durch den drohenden Irak-Krieg zu diesem Text „inspiriert“, weil Bush ja schon das „zündeln“ mit Nuklearwaffen angedeutet hat. Zuerst wollte ich einen zynischen Text schreiben, aber das brachte ich bei diesem Thema nicht auf die Reihe, daher auch die Kürze und nur eine „Landschaftsbeschreibung“.

Abgesehen davon hab ich vor kurzem die Bücher von Gudrun Pausewang ausgegraben, die ich das letzte Mal vor 15 Jahren gelesen habe. Sie haben nichts von ihrem Schrecken verloren, nach der Lektüre ist man alle. Die Bücher sind nicht politisch angehaucht, sondern beschreiben „nur“ den Kampf der Überlebenden, der natürlich aussichtslos ist. Falls jemand Lust auf einen ordentlichen Depressionsschub hat, mein Literaturtipp: „Die letzten Kinder von Schewenborn“ und „Die Wolke“.

Liebe Grüße
Liz

 

Gut gemacht, Liz.

Kurz, bündig, schwarz.

Falls jemand Lust auf Weiteres in dieser Richtung "verspürt", schaut doch mal bei Aquas Geschichten "Endzeit" und "Predigt" rein.

Ist zwar Werbung in eigener Sache, doch angebracht.

Liebe Grüße - Aqua

 

Hallo Liz!

wollte ich einen zynischen Text schreiben, aber das brachte ich bei diesem Thema nicht auf die Reihe
Daß Dir das bei diesem Thema nicht gelungen ist, wundert mich nicht. Es ist ein derart ernstes Thema, daß man es glaub ich auch nicht wirklich zynisch betrachten kann. Es ist zu endgültig.

Schlimm, wenn man sich soetwas vorstellt. Noch schlimmer, daß die, die an den Schalthebeln der Welt sitzen, teilweise unberechenbar sind.

Es gefällt mir, daß Du dieses Thema gewählt hast. :)
Allerdings finde ich es doch etwas zu kurz abgehandelt, auch wenn Du den Grund dafür schon erwähnt hast und die Landschaftsbeschreibung an sich ganz gelungen ist - einem Überarbeiten steht ja nichts im Weg... Ein paar Blicke mehr auf die Menschen, die das erleben, würden der Geschichte sehr gut tun.

"tauchte die Landschaft in ein sanftes Licht."
- ich würde das "ein" weglassen

"In der Ferne wälzten sich dunkle Wolken in unglaublicher Geschwindigkeit empor."
- das ginge eventuell drastischer, z.B.: ...türmten sich schwarze Wolkenberge...

"es wurde finster"
- Hier könntest Du eventuell noch anhängen, daß es vielerorts brannte, was sicher das Dunkel ziemlich erhellt hat und obendrein ein starkes und daher erwähnenswertes Bild ergab. ;)
Ich finde, daß es brannte, gehört unbedingt irgendwo in die Geschichte...

"schleppten sich jene blutende Gestalten"
- jene blutenden Gestalten

Alles liebe,
Susi

 

@ Aqua & Boris

Euch auch vielen lieben Dank für`s Lesen.

@ Susi

Danke für deine Verbesserungsvorschläge – du hast recht, eine Überarbeitung könnte nicht schaden, das Ding ist ja wirklich kurz. Mal schauen. Das Thema geht mir ziemlich nahe – ich hätt die Gudrun Pausewang besser nicht wieder lesen sollen …

Liebe Grüße an euch,
Liz

 

Servus Liz!

Ich denke, dass aus der Emotion heraus noch sehr viel mehr hervorbrechen würde, wenn du dich darauf wirklich einlassen könntest?

Es ist nicht die Kürze an sich, sondern es ist ein wenig dieses Zusammengeschnittene wie auf Fotogegenüberstellungen: vorher, nachher - was aber natürlich auch einen gewissen Reiz hat.

Denn die Idee, der Idylle den Wahnsinn als Spiegel hinzusetzen ist schon sehr gelungen.

Lieben Gruß an dich - Eva

 

Hallo Liz!
Du kannst gut erzählen!
Ehrlich.
Mir gefällt die Geschichte Weil(hier ein paar Gründe)
Der Aufbau der Geschichte, spannend erzählt, eine Einleitung, ein richtig spannender höhepunkt, man kann sich die Geschichte bildlich vorstellen......usw.
Uns noch viel mehr Gründe!
Deine: doogoo(Yvonne)

PS: Der Schluss ist auch sehr gut!

 

Liebe SchneeEule,

ich "küfle" noch dran, bezüglich Ausbau und so ... :)

Liebe Doogoo,

es freut mich sehr, dass du findest, dass die kleine Story gut erzählt ist. :)

Danke an euch Beide für eure Kommentare!

Grüße von
Liz

 

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