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Die Sonne

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16.08.2003
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Die Sonne

Ich sah hoch. Zur kleinen Glühlampe über meinem Kopf. Sie leuchtete schwach, aber sie besaß noch die Kraft, meinen kleinen Augen leichtes Stechen zu zufügen. Ich erinnerte mich an die Worte von Tante Emma. Sie war meine Lieblingstante, wir sind oft miteinander weggegangen und sie hat mich immer verwöhnt, bis sie eines Tages starb. Man erzählte mir wunderschöne Engel hätten ihre Seele zum Himmel getragen. Als ich mit Tante Emma im Park war saß ich oft lange auf der Wiese und habe einfach zur Sonne geschaut. Sie hat mich gewärmt und geliebt, die Sonne. Wenn ich in die Sonne schaute, wurde ich geblendet, und vergaß all meine Probleme. Und Tante Emma sagte immer zu mir: „Schau nicht so lange in die Sonne, sonst wirst du blind.“ Und ich versuchte es nicht zu tun. Ich sah zu Tante Emma, denn sie wärmte mich genauso wie die Sonne.
Mit all meiner Seele wünschte ich mir jetzt blind zu sein. Mit all meiner verkrüppelten Seele ersehnte ich mir die Blindheit, in diesem Augenblick. Ich sah in die Glühlampe. Versuchte mir vorzustellen sie sei eine riesige, grell leuchtende Sonne, öffnete meine Augen weiter und weiter, bis sie schmerzten. Ich saß lange dort und sah zur Glühlampe hoch. Betete dort im stillen zu Tante Emma, und bat sie mich blind zu machen.
Aber das wurde ich nicht.
So sehr ich es mir auch wünschte, an diesem einsamen Abend wurde ich nicht blind.
Irgendwann ist die Glühbirne ausgebrannt und es wurde dunkel. Ich hatte fast geglaubt es hätte geklappt doch, dann sah ich den Mondschein durch das Fenster, und begriff, dass es noch beim alten war.
An diesem kläglichen, verletzenden und zerstörenden Abend wurde ich nicht blind.
Nein, ich wurde nur schwächer, nur noch schwächer.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo!

Vorweg: Es fehlen ein paar Kommas, z.B. hinter "Man erzählte mir". Schau doch nochmal drüber.

Sprachlich gibt es nicht allzu viel auszusetzen, allerdings wiederholst Du ziemlich oft "blind" und überhaupt diesen Gedanken, ins Licht schauen zu wollen. Er füllt die Geschichte fast komplett, mehr enthält sie nicht. Mir ist nicht einmal ganz klar, warum der Protagonist erblinden will. Ich glaube davon abgesehen nicht, dass ein Mensch seine Probleme vergisst, wenn er in die Sonne schaut. Er schaut instinktiv weg, das ist eine Schutzreaktion des Körpers. Wenn die beim Protagonisten abgeschaltet ist, solltest Du erklären, warum.

Insgesamt finde ich die Geschichte schwach, weil zu wenig geschieht, der Prot eine Fassade bleibt und ich keinen tieferen Sinn entdecken kann (obwohl Du Dir zweifelsohne einen überlegt hattest). Das Ganze ist einfach zu beliebig.

Ach ja, was ist denn an dieser Geschichte seltsam? Ich fände Alltag passender.

Fazit: sprachlich mäßig, inhaltlich leer.

Uwe

 
Zuletzt bearbeitet:

In der Tat, seltsam ist diese Geschichte schon. Die Rubrik als solche gewährt ja eine gewisse Narrenfreiheit, die üblichen Regeln von Hintergrundgeschichte, Motivation, Charakterisierung und Dramaturgie können ungestraft ignoriert werden.

Meine Interpretation der Geschichte ist die, daß der (die?) Prot. keine Eltern hat, oder saumiserable, und Tante Emma der einzige Halt in seinem Leben war. Quasi in einem Anfall von Raserei will er jetzt blind werden, weil er sowieso nichts mehr vom Leben hat. Nachdem dies nicht klappt, beginnt er von dem Plan Abstand zu nehmen (läuft jetzt also nicht in die Küche, um eine Gabel zu holen etc.), aber in Ordnung ist das Leben damit noch lange nicht.

Inwieweit hier autobiographische Motive einwirken, weiß nur der Autor.

Mich erschüttert diese Geschichte auf jeden Fall ein wenig. Sie wirkt zu authentisch, um nur mal so aus Lust und Laune am Sinnlosen verfaßt worden zu sein.

r

PS: Etwas unglücklich finde ich den Namen "Tante Emma". Ich brauche sicher nicht zu erklären, warum.

 

Hi ihr beiden, danke für die Kritik!

@Uwe:
Kommas sind übrigens meine größte Schwäche, ich vergesse sie dort, wo sie hinmüssen, und quetsche sie darein wo sie nicht hinpassen.
Hast du schonmal lange genug in die Sonne geschaut? Kannst es ja mal versuchen, vielleicht verstehst du dann was ich meinte.
Dass, die geschichte in die Rubrik "Alltag" passt, finde ich nicht. So ziemlich gar nichts an ihr ist alltäglich, oder?

@relysium:
HEY, du hast die Geschichte richtig toll interpritiert!
Der Name Tante Emma wirkt natürlich etwas lächerlich. Die Geschichte hab ich vor nem halben Jahr geschrieben, und damals war es Tante Sam, aber um die Geschichte nicht so amerikanisch durch den namen wirken zu lassen, hab ich die Tante in den ersten Namen der mir einfiel umbenannt. Die zweite Variante war: Tante Klara. Ich weiß, irgendwie funktioniert mein Kopf nur in eine Richtung.

delena

 

Die Art gefällt mir, flüssig und man kann die Aufmerksamkeit dem Inhalt widmen, nur mir ist auch nicht so ganz klar warum die Hauptperson erblinden will? das sollte klarer und knackiger rauskommen

 

Klingt kaum wie Raserei, dazu ist die Erzählweise, die aus den Gedanken des Protagonisten besteht, viel zu ruhig, vielleicht verzweifelt.

Mir scheint es um ein Kind zu gehen, das in hilfloser Einsamkeit versucht, die Welt zu begreifen, in diesem speziellen Falle den Tod. Also den Verlust einer wichtigen Bezugsperson. Ansonsten hatte ich ähnliche Gedanken wie Relysium. Wenn das rüberkommen sollte, dann ist Dir das gelungen.

Als Geschichte ist mir das zu knapp geraten; viel mehr ist dies eine Szene. Ich finde, Du könntest daraus ruhig mehr machen. Eine Geschichte drumherum bauen, so dass das alles mehr Wirkung bekommt.

Ansonsten nicht schlecht.

 

Das war eine Idee, die ich auch hatte, was drum rum zu bauen. Aber ich war mir nicht sicher, ob es eine Geschichte mit Sinn, und nicht nur einem, langen traurigen Zustand werden würde...

Ich werde versuchen die geschichte noch einwenig zu bearbeiten, um den punkt besser zur geltung zu bringen, den du angesprochen hast, bisaim.

danke für eure kritik!

 

Hallo,

auch ich hatte das Gefühl, dass es sich bei deinem Prot um ein Kind handelt, dass jemand wichtiges in seinem Leben verloren hat. Ich malte mir darum auch die Blindheit in Bezug auf das Anlitz des Verstorbenen aus, d.h. der Prot wollte das Bild der Tante nicht vergessen und deshalb erblinden...
Sag mir, wenn ich auf dem richtigen Weg bin.
Ansonsten ist deine Geschichte einmal wieder gelungen, auch wenn diese hier ein wenig wirr von statten geht.

Grüße...
morti

 

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