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Die Sinai-Maschine

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21.08.2007
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Die Sinai-Maschine

"Abschalten, Abschalten!" schrie Gabriel.

"Das geht nicht, sonst fliegt unser ganzer Plan auf!" antwortete Daniel.

Die gewaltige Maschine brummte und ratterte, niemand hatte sie je zuvor solchen Belastungen ausgesetzt. Sie arbeitete tausend Meter unter der Erde, war fünfhundert Meter lang und zweihundert Meter breit. 500 der besten jüdischen Ingenieure hatten Sie im Geheimen konstruiert und schließlich in Betrieb genommen. Sie war Teil einer gigantischen Bergwerksanlage unterhalb vom Berg Sinai. Ihr Zweck: Die Inszenierung der Erlösungsgeschichte einer neuen Religion. Die Maschine führte Befehle einer Person aus. Diese Person hieß Jesus und er hatte gerade darum gebeten, Wasser in Wein zu verwandeln, für eine ganze Hochzeitsgesellschaft.

Das belastete die gigantischen Materietransformatoren der unterirdischen Maschine so, dass Sie ächzten und krächzten. Sie lagen im unteren Teil der begehbaren Maschine, waren hundert Meter hoch und von blauen Blitzen der Überlastung umzüngelt. Gabriel kam über ein Laufgitter vor der mächtigen Stahlwand eines anderen Maschinenbereichs auf Daniel zugelaufen. Beide waren Ingenieure und verantwortlich für den reibungslosen Ablauf der Erlösungsgeschichte.

"Schalten Sie gefälligst ab! Sonst fliegt uns der ganze Laden um die Ohren" schrie Gabriel erneut.

"Das können Sie vergessen - unsere Anweisungen sind präzise: Es hat hunderte von Jahren gedauert, das hier alles vorzubereiten. Wenn wir jetzt abschalten, verliert Jesus seine Glaubwürdigkeit. Der Wein ist noch zu wässrig! Wir sollen um jeden Preis weitermachen."

"Diese Wahnsinnigen vernichten noch die ganze heilige Stadt. Wenn die Fusionsreaktoren überlastet werden, dann nützt auch die kilometerdicke Erdschicht über uns nichts mehr. Dann droht die Apokalypse - und diesen Untergangsglauben wollten wir ja gerade vermeiden" sagte Gabriel

"Es muss einfach weitergehen" sagte Daniel. "Jesus wird langsam kreativer, wir müssen die Kapazität der Maschine dringend ausbauen. Ich glaube Sie schafft den Wein, aber ich möchte nicht wissen, was morgen kommt. Ich glaube, es ist die Sache wert."

"Glaubst Du wirklich, eine neue Religion wird die Welt vereinen und Kriege verhindern? Vergiss nicht, was für ein Beschiss es im Grunde ist. Von unserer Maschine und den tausenden, die beim Bau Ihr Leben ließen, weiß ja niemand."

"Das ist in diesem Fall egal" sagte Daniel "Die Menschheit braucht Hoffnung. Schau Dir doch die grausame Wahrheit an: Immer muss jemand für das Wohl eines anderen schuften, es gibt Krankheiten, Hungersnöte, ständig müssen wir Menschen der Erde das bisschen Glück, das wir bekommen, abtrotzen. Die Menschheit - oder zumindest das jüdische Volk - braucht ein Signal der Hoffnung und das liefern wir. Da ist der Preis, den wir zahlen egal!"

Die Belastungsanzeigen bewegten sich im roten Bereich. Die überlasteten Transformatoren verursachten ein infernalisches Geheul und Sturmböen, die den gesamten Bereich durchwehten.

"Schicken Sie ein Team zu den Materietranformatoren" rief Gabriel einem Ingenieur zu, der unterhalb des Laufgitters vorbeilief. "Sie sollen versuchen, die Kapazität im laufenden Betrieb zu erweitern."

"Aber das bedeutet ... " antwortete der Ingenieur schreiend, während er sich seinen Helm festhielt.

"Ja nehmen Sie halt Schutzanzüge mit" rief Gabriel "Rechnen Sie mit Verlusten. Und jetzt machen Sie."

 

Ich hab die Anmerkung am Ende mal entfernt, die braucht kein Mensch ;)

Die Story ist um Längen besser als die andere. Allein schon dieser Satz:

Der Wein ist noch zu wässrig!

Klar, überragend ist die Geschichte nicht, und es sind noch ein paar Flüchtigkeitsfehler drin (Sie groß, fehlende Satzzeichen vor und nach wörtlicher Rede...).

Um im Thema zu bleiben: Die Maschine mit ihren Materietransformatoren hat für mich überhaupt nichts göttliches. Es ist eine Maschine, zudem offenbar eine unvollkommene, fehlerbehaftete (was schonmal der "Göttlichkeit" zuwider liefe). Die Vorstellung, das Wasser sei auf diese Art in Wein verwandelt worden, ist ganz witzig; man könnte das Motiv durchaus ausbauen und noch etwas überspitzen. Eine prima Religionssatire, die weitgehend ohne Holzhammer auskommt.

Weiter so, die Richtung stimmt.

PS: Der Titel ist Mist. Denk Dir einen neuen aus und sag Bescheid, ich editier ihn dann für Dich.

 

@Uwe Post:

Die Maschine ist hier tatsächlich vollkommen ungöttlich. Irgendwie hat sich die Geschichte anders entwickelt, als ich sie schreiben wollte. Ich wollte die Maschine strahlend und mächtig darstellen, brauchte aber den Dialog zwischen den Ingenieuren. Was hätte es schließlich zu erzählen gegeben, wenn alles glatt gegangen wäre? So haben letztlich die Ingenieure die Hauptrolle übernommen und nicht die Maschine.

Jetzt verstehe ich auch die Naivität in der "Maschine = Gott"-Vorstellung. Das Konzept "Maschine" ist irgendwie zu simpel gestrickt, um Charakter zu entwickeln.

Als Titel fällt mir nichts richtiges ein, deswegen hätte ich trotzdem gern "Die Maschine".

@Maria:
Danke für deinen Hinweis mit den Fachausdrücken, du meinst wahrscheinlich "Materietransformator" und so? Die Juden haben die Maschine gebaut, weil das Christentum aus dem Judentum hervorgegangen ist und Jesus auch ein Jude war. Es freut mich, dass Du die Geschichte gern gelesen hast.

Gruß,

Däggo

 

"Die Maschine" ist viel zu allgemein... es gibt mindestens 1000000001 Geschichten, die so heißen...

Wie wäre "Die Sinai-Maschine"?

 

(benannt nach Alexandre Yersin, dem Entdecker des Erregers)

 

Hi Däggo,

deine Geschichte hat etwas, dass sich lohnte, ausgebaut zu werden. Alleine die Idee, dass Jesus im wahren Wortsinn ein Deus ex machina sei, hat etwas Verwegenes.

Handwerklich ist sicherlich noch nachzubessern.

Fazit: gute Idee, gern gelesen.

lg
Dave

 

@Uwe Post:

"Die Sinai-Maschine" ist super. Den Titel nehm ich. Handwerklich hast Dus drauf.

@Are-Efen:

Ich habe den Berg Sinai gewählt, weil der mir im Kopf geblieben ist: Sinai und Golgatah. Ich weiß nicht mal genau, wo die Verwandlung von Wasser in Wein stattgefunden haben soll und kenne überhaupt die ganze Geografie der Region nur wenig.

@Dave Nocturn:

Vielen Dank für die Kritik. Die Idee zur Geschichte hat sich entwickelt. Ursprünglich wollte ich die Götter als große, mächtige Maschinen darstellen, die von ihren Völkern erbaut wurden. (siehe Geschichte Götter) Daher stammt die Idee, die dann konkretisiert wurde.

Handwerklich bin ich noch nicht so erfahren. Ist erst meine vierte Geschichte. Jemand erfahrenes sollte mal eine Liste mit handwerklichen Tipps zusammenstellen, die man hier lesen kann.

Gruß,
Däggo

 
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Titel geändert

Eine Liste mit handwerklichen Tipps? Mal sehen: knackiger Spannungsbogen, lebendige Figuren, Plot komprimieren, im ersten Satz den Leser reinziehen, neugierig machender Titel, Adjektive sparsam einsetzen, "show don't tell", immer das passendste Wort suchen, pointierte Dialoge, auf Plausibilität achten, unverbrauchte Bilder einsetzen, mit allen Sinnen schreiben, äußere Handlung statt innerer Reflektiererei, Empathie, den Leser keine Sekunde langweilen. Und noch ein paar Dinge :D

Und natürlich ganz viel lesen, auch Kritiken, Geschichten im Empfehlungsthread... was SF angeht natürlich die Szene-Magazine: Nova, EXODUS, Earth Rocks, GOLEM, die Anthologien des Wurdack-Verlags... und in den Medien nach Inspiration suchen, neue Ideen ausprobieren.

 
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Supercoole Liste! Besonders gut finde ich "äußere Handlung statt innerer Reflektiererei". "Pointierte Dialoge" könnte man noch etwas "aufdröseln". Ich habe mich zum Beispiel oft gefragt: Bei welcher Stellung der Charaktere zueinander ergeben sich besonders gute Dialoge? Als ich mal einen Dialog zwischen Personen schreiben wollte, die gleicher Meinung waren, fiel mir einfach nichts ein. Dann habe ich die Meinung des einen leicht geändert und schon klappte es etwas besser. Wie entwickelt man gute Dialoge im Detail? Das wüsste ich gern etwas konkreter.

 

Hallo Däggo,

das Grundgerüst finde ich ganz witzig, daraus ließe sich auf jeden Fall was machen. Die Art der Darstellung ist aber leider ziemlich mau.
Zu Uwes Liste und den Dialogen:
Schau dir einfach mal an, wie oft du sagte für die Redebegleitsätze verwendest.
Dieses Wort ist einfach nur blass und wirkt nur dann, wenn äußerst sparsam eingesetzt oder wenn aus Handlung, Mimik oder einer anderen Beschreibung vorstellbar wird, wie der Prot etwas sagt.

Dran bleiben, wird nur besser. :gelb:

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Däggo & - ist wohl noch nicht zu spät - herzlich willkommen hierselbst,

die Geschichte hat was: die Geschichte des Monotheismus mit einem Taschenspielertrick eine Variante anzutun, äh, beizufügen, hat was.

Aber ich bin kein Freund von SF und außerdem nicht sonderlich pc, dass ich direkt frage: sollte es doch eine "arische" Physik (Naturwissenschaften/Technik) geben, dem hirnrissigen braunen Sumpf nachträglich Recht gegeben werden? So muss ich fürchten, les ich von >500 der besten jüdischen Ingenieure<. Bis gerade dacht ich noch, Naturgesetze scherten sich einen Sch... um Religion, besonders institutionalisierte. Nun gut: bis auf den Boss tragen alle Genannten hebräische Namen, aber der trägt die romanisierte Form eines hebräischen Namens, könnte also von der iberischen Halbinsel (oder - ich will mal ganz SF sein -: aus Lateinamerika) stammen.

Ein zwotes Problem seh ich darin, dass der Sinai zwar ein mythologischer Berg zur Stammesgesetzgebung einiger Nomaden sein soll, tatsächlich aber eine wüste und gebirgige Halbinsel ist, die zu Moses Zeiten ägyptisch war, zZ des Augustus und seiner Nachkommen ägyptisch war und heute wieder ist, wobei das Ägypten der aufgeführten Zeitalter nix - außer Landschaft und Bezeichnung - mit den "Vorgängern" gemein hat. Sinai im Pentateuch und allhier ist Fiktion (womit sich A und O bis hin zur Apokalypse treffen).

Ein wenig wird dann auch meine Kleinkrämerseele befriedigt, insbesondere durch fehlende Kommas nach wörtlicher Rede, beginnend mit dem ersten Satz: >"Abschalten, Abschalten!"KOMMA schrie Gabriel.< Und in den folgenden >"Das geht nicht, sonst fliegt unser ganzer Plan auf!"KOMMA antwortete Daniel< usw.

Auch ein Satz wäre durch Punkt abzuschließen:> ... und diesen Untergangsglauben wollten wir ja gerade vermeiden" sagte GabrielPUNKT.

Und >Ich glaube Sie schafft den Wein, aber ich möchte nicht wissen, was morgen kommt.< Wäre korrekt: "Ich glaubeKOMMA SIE (in Kleinbuchstaben) schafft den Wein, aber ich möchte nicht wissen, was morgen kommt."

Nunja, ich bin trotzdem guter Dinge!

Gruß

Friedel

 
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@weltenläufer:

Danke für deinen Tipp mit dem "sagte". Bestimmt kann ich das "sagte" künftig nicht ganz vermeiden, werde aber versuchen, farbigere Varianten zu gebrauchen. Wäre ich ohne deinen Hinweis nicht drauf gekommen.

@Friedrichard:
Natürlich sollte es keine "arische" Naturwissenschaft geben und selbstverständlich hast Du Recht: Die Technik macht wahrscheinlich keine Unterschiede. Als ich von den 500 Juden schrieb, meinte ich auch eine Religionsgemeinschaft und kein Volk. Ich weiß zwar, dass das Judentum im Prinzip vererbt wird (ich habe mal gelesen, dass Jude wird, wer eine jüdische Mutter hat), dass man aber auch zum Judentum konvertieren kann und die Bezeichnung Jude somit NICHT an genetische Merkmale geknüpft ist. Ich wollte mit den 500 jüdischen Ingenieuren lediglich die gemeinsame (institutionalisierte) Anstrengung betonen, die von irgendeiner Interessengruppe ausgehen musste. Und da der Bau der Maschine religiös motiviert war, musste halt die jüdische Religion herhalten. Die Namen habe ich extra hebräisch gewählt. Dass "Jesus" eine romanisierte Form ist, wusste ich allerdings nicht.

Was den Berg Sinai betrifft: Ich dachte das sei ein ganz konkreter Berg in der Nähe von Jesus Wirkungskreis(so wie Are-Efen es weiter oben ja wohl auch geschrieben hat). Woher hätte ich wissen sollen, dass der Berg Fiktion ist? Die Maschine hat allerdings auch eine gewisse Reichweite. So wäre sie dann halt in Ägypten von Mitgliedern jüdischer Untergrundgemeinden installiert worden.

Mit der Kommasetzung hatte ich schon immer meine Probleme. Danke für deine Korrekturen, so kann ich noch ein bisschen lernen. So etwas nenne ich konstruktive Kritik.

Gruß,

Däggo

 

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