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Die Seele liegt zwischen den Zeilen

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07.04.2016
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Die Seele liegt zwischen den Zeilen

1. Hinweis: Bücher sind lebendig.

Aktuelle polizeiliche Ermittlungsmethoden schwebte in Lebensgefahr. Das erfahrene Sachbuch wurde nämlich von einem martialischen Leser verfolgt.
„Verdammter Schmöker“, schrie seine heisere Stimme. Das Klacken einer Schusswaffe war zu hören. „Gleich kriege ich dich!“ Die Buchdeckel flatterten durch die Luft, schnell wie Wimpernschläge. Etwas ploppte. Die Waffe schoss ein klebriges Fangnetz hervor, das sich schlagartig ausbreitete. Das Buch schloss geistesgegenwärtig seine aerodynamischen Buchdeckel, so dass es wie ein Stein zu Boden fiel. Das riesige Netz flog schwerfällig über das Sachbuch hinweg und klatschte gegen ein Plakat. Die Buchdeckel spannten sich wieder, sie glitten nur wenige Zentimeter über dem aufgebrochenen, scharfen Asphalt der Straße. Wieder das Klacken der Schusswaffe. Das Buch flatterte in die Luft, es musste dringend an Höhe gewinnen. PLOPP! Das Netz breitete sich über ihm wie eine riesige Käseglocke aus und senkte sich langsam hinab. Ein Blick rundherum. Die Ränder des Netzes berührten bereits die Straße. Gefangen! Der Blick zum Leser, welcher nach seiner Beute langte.
Sobald er einen Satz von mir liest, sterbe ich.
Nach hinten ausweichend, stolperte das Buch über einen Gully. Ein Gully! Das Buch ließ sich prompt mit den Deckeln voran zwischen die Gitterstäbe fallen, doch es klebte bereits mit dem Rücken am Netz fest. Mit aller Kraft zog es sich unter das Gitter und drehte sich quer zu den Metallstäben. Der Leser packte das Netz mit beiden Händen und zog gewaltsam daran. Aktuelle polizeiliche Ermittlungsmethoden schrie vor Schmerz, als sein gesamter Buchrücken von ihm abgerissen wurde und durch die Gitterstäbe verschwand. Taumelnd ließ sich das Sachbuch auf einem Metallgriff über dem Abwasser nieder. Das Keifen des Lesers musste über die gesamte Straße zu hören sein. Hektische Schatten huschten über den Gully.
Ich bin entkommen.

2. Hinweis: Bücher können nicht lesen.

Aktuelle polizeiliche Ermittlungsmethoden saß einige Tage später an seinem penibel aufgeräumten Schreibtisch aus Mahagoni. Es war Geschäftsführer einer der wenigen angesehenen Detekteien im Bücherland. Ihm gegenüber saß auf dem roten Polstersessel einer seiner Klienten, ein Taschenbuch, welches mit seinen lediglich 109 Seiten hager aussah. „Konnten Sie meinen Autor ausfindig machen?“, fragte es.
„Nein. Ich kam noch nicht einmal in die Nähe der Autorenwerkstatt“, sagte das Sachbuch nüchtern. „So Leid es mir tut, ich kann Ihnen nicht helfen.“
Das Taschenbuch senkte enttäuscht die Buchränder. Dann schnellten die spitzen Ecken nach vorne. „Das kann doch nicht so schwer sein, verdammt. Fliegen Sie gefälligst noch einmal hin“, fauchte es.
„Jetzt halten Sie mal Ihre Klappe und spitzen die Eselsohren. Fachliteratur wird zwar von der Menschenmasse weniger gejagt als Romane. Und mit meinen Erfahrungen als Detektiv kann ich mit Lesern umgehen. Aber …“
„… kein Aber. Ich will Ergebnisse sehen!“
Der Detektiv erhob sich und drehte sich langsam um.
„DAS ist das Ergebnis“, sagte es. Sein neuer, glänzender Buchrücken vermochte nicht wirklich zu seinen alten Buchdeckeln zu passen. „Ich habe meinen Arsch für Sie riskiert.“
Sein Klient schluckte geräuschvoll, die Seiten bildeten eine Welle. Das Sachbuch setzte sich wieder und sagte: „Sie müssen sich damit abfinden, dass Sie – wie alle anderen Bücher auch - nie Ihren Inhalt erfahren werden.“ Der Satz schwebte wie eine unheilvolle Gewitterwolke über dem Schreibtisch und entlud sich schließlich über dem Taschenbuch. Es donnerte: „Sie kennen Ihren Inhalt.“
„Ich kenne meinen Inhalt überhaupt nicht. Sehe ich so aus, als ob ein Satz von mir gelesen worden wäre? Dann wäre ich eine dieser Leichen im Bücherregal und …“
„Ihr Inhalt ist aufgrund Ihres Covers offensichtlich. Es zeigt nämlich ein Polizeiauto mit Blaulicht. Mein Cover ist hingegen grau. Einfach nur grau.“
„Schöne Farbe“, winkte der Detektiv ab.
„Nein. Langweilig und deprimierend. Ich kann verstehen, warum sich manche Menschen tätowieren lassen.“
„Sie kennen doch sogar Ihren Titel! Wie viele Bücher können das von sich behaupten!“, erwiderte das Sachbuch. Es sollte aufmunternd klingen, doch diese Wirkung wurde verfehlt. Die Seiten des Taschenbuchs zitterten, seine schwarze Tinte schimmerte wütend. „Das hätten Sie nicht sagen dürfen. Verdammter Wichser!“
Der Detektiv kramte aus seinem Schreibtisch eine E-Zigarette hervor und zog daran. Es roch nach Waldmeister. Sein Gesicht zeigte nicht die Spur einer Regung. Er kommunizierte schweigend, gleichwohl unmissverständlich. Das Taschenbuch beruhigte sich etwas und suchte nach den richtigen Worten. „Ich kenne meinen Titel, weil sich mehrere Leser laut darüber lustig gemacht haben. Leider auch zu Recht. Lautes Kreischen aus dem Keller. Wie stümperhaft hört sich dieser Titel bitte an!“
Der Detektiv antwortete, betont langsam: „Kreischen kann durchaus positiv gemeint sein. Man kann auch vor Glück kreischen.“
„Im Keller. Natürlich. Außerdem … Lautes Kreischen. Das ist doppelt gemoppelt. Ein leises Kreischen gibt es nicht.“ Das Taschenbuch wischte sich mit seinem Löschpapier, das es stets bei sich führte, einen Tintenfleck weg. „Ich will gar nicht wissen, wer da warum kreischt …“, schluchzte er.
„Seien Sie froh, dass Sie kein Bestseller sind. Dann wäre der Teufel hinter Ihnen her. Außerdem: Die Autoren haben uns Handlungsfreiheit gegeben. Warum beschäftigen Sie sich mit Ihrem Inhalt?“
„Ich habe das Gefühl, dass sich mein negativer Text auf meinen Charakter auswirkt. Oftmals bin ich grundlos aggressiv. Letztens öffne ich das Küchenfenster und sehe auf den Dachziegeln zwei Groschenromane rummachen. Ein Zweiteiler, irgendwas über ein Krankenhaus, ist ja auch egal. Ich könnte vor Wut platzen. Treiben die es da auf meinem Dach! Vor Hass werfe ich denen ein Brotmesser entgegen und treffe auch noch. Eines von ihnen ist jetzt geistig behindert – gut, war es vorher vielleicht auch schon …“
„Muss ich mir so einen Scheiß anhören … “, unterbrach der Detektiv, legte seine E-Zigarette beiseite und stand auf, das Taschenbuch verfolgte dennoch seinen Gedankentunnel: „Ich bin davon überzeugt, dass ich ein schlechtes Buch bin …“
„Das ist ja auch offensichtlich“, grunzte der Detektiv und zeigte zur Tür.
„… aber ich möchte dennoch ein gutes Leben führen. Und daran … verzweifel ich.“
Das Taschenbuch klappte sich zu und verkrampfte. Tinte lief zwischen den Seiten hinaus. Der Detektiv breitete verlegen seine Umschlagseiten aus, eine für ihn untypische Geste. „Ich verzweifel gleich auch“, murmelte er. „Ganz ehrlich, was soll das jetzt hier noch? Ich kann Ihnen nicht helfen. Raus hier, Sie sind bei einem Psychologen besser aufgehoben. Guten Tag.“

3. Hinweis: Die Seele liegt zwischen den Zeilen

Lautes Kreischen aus dem Keller
flog entschlossen zum berüchtigten Menschenland. Wenn ihm niemand helfen wollte, seinen Autor ausfindig zu machen, dann musste er ihn eben selbst suchen. Es hatte das Bücherland noch nicht verlassen, da wurde es an einer größeren Lichtung im Wald von einem Fangnetz getroffen und taumelte zu Boden. Wild umherspringend verwickelte es sich nur noch mehr. Das Netz schmiegte sich an den Buchumschlag wie eine zweite Haut und behinderte die Sicht. Fußtritte aus der Ferne wurden lauter, immer lauter. Dann wurde das Buch von Händen gewaltsam in die Wiese gedrückt. Anschließend wurde es, vollkommen unerwartet, mit einer eiskalten Flüssigkeit besprüht. Innerhalb von Sekunden, die sich aber anfühlten wie Stunden, glitt das aufgelöste Netz vom Buch ab und gab die Sicht frei auf einen älteren, aber kräftigen Mann mit mittellangen, zotteligen Haaren. Sein kantiges Gesicht wirkte gefühlskalt, der morbide Geruch von altem Leder begleitete ihn. Er ließ eine Sprühdose unbekannten Inhalts auf die Wiese fallen und strich dann mit den Fingerkuppen den glibbrigen Überrest des einstigen Gewebes vom Buchcover. „Lautes Kreischen aus dem Keller“, brummte er. „Ach du Scheiße.“ Gewaltsam riss er das Buch auseinander und kratzte die erste Seite vom Buchdeckel. Das Buch wehrte sich mit jeder Faser seines Körpers, wollte dem Tod entkommen. Eine Sekunde später sackte es zusammen. Jetzt weiß ich, wie es ist, zu sterben.
Er lockerte den Griff, setzte sich ächzend auf die Wiese und las entspannt weiter. Dann schlug er eine Seite um. Er bestimmte nun die Bewegungen des Buches.
Ich bin ausgeliefert. Moment … aber warum kann ich darüber nachdenken? Habe ich noch immer ein Bewusstsein? Oh Autor. Ich habe ein Bewusstsein, kann mich aber nicht mitteilen! Geht es allen Büchern so, die gelesen wurden?
Die Augenbrauen des Lesers erhoben sich irritiert.
Hat er meine Seele bemerkt? Merkt er, dass ich lebe? Liest er zwischen den Zeilen?
Der Mann legte das Buch in die Wiese und strich vergeblich eine Haarsträhne aus seinem Gesicht. Intuitiv versuchte das Buch, seinen Umschlag anzuspannen, um über Lichtung in den Himmel davonzufliegen, aber es bewegte sich keinen Millimeter.
Wieder der Griff nach dem Buch, das Gesicht des Lesers seltsam besorgt. Dann übersprang er ein paar Seiten. „Himmel …“ Etwas klingelte, laut und schrill. Der Mann warf das Buch vor sich auf die Wiese und kramte umständlich ein winziges Handy aus seinem Brustbeutel hervor.
„Ja? Hi! Danke, dir auch? Schön. Das freut mich. Mit der Schale. Ach, nichts besonders. Ich habe gerade wieder ein Buch gefangen. Lautes Kreischen aus dem Keller. Unfassbar. Wirklich. Unfassbar.“
Das Buch hörte aufgeregt zu und verfolgte aufmerksam jeden Wortfetzen, jeden Gesichtsmuskel.
„Nein, das … nein. Der Autor muss absolut geisteskrank sein. Das Buch ist abstoßend, widerwärtig, ekelhaft, um nicht zu sagen, pervers. Ich finde gar keine Worte dafür …“
Um nicht zu sagen, pervers. Dieser Satzteil echote zwischen den Zeilen des Buches hin und her und überlagerte jedes weitere Wort. Wie ein Tischtennisball sprang er zwischen den Gefühlen Selbstfindung und Selbstentfremdung hin und her. Dieser dissonante Ton der Gefühle gipfelte in der entscheidenden Frage nach dem Sinn seines Bücherlebens: Kann ich trotz meiner Zeilen ein gutes Buch sein?

„Ich zünde das Buch an.“
Der Satz zerstörte das Gedankenlabyrinth, aus dem es kein Entrinnen zu geben schien. Panisch verfolgte das Buch, wie der Mann ein Feuerzeug hervorholte, Seite 65/66 hochhielt und diese an einer Ecke entflammen ließ. Wäre das Buch nicht bewegungsunfähig, es hätte buchstäblich in das Gras gebissen. So war es dem fressenden Feuer hilflos ausgeliefert. Die Schwärze der Tinte verwandelte sich zu Asche, ebenso das Weiß zwischen den Zeilen.
Jetzt sterbe ich. Endgültig.
Kurz bevor das Buch sein Ich verlor, vernahm es noch die überraschte Stimme des Lesers: „Ein zweiter Teil?“

 

Hallo Ephraim Escher,

das ist eine dieser Geschichten, für die ich empfänglich bin, die mich sofort einfangen und eine Weile in mir nachklingen. Ich war verwirrt, amüsiert, habe sogar zwischendrin gelacht und gestaunt. Sprachlich habe ich keine groben Schnitzer gefunden, das beherrscht du gut, wie ich finde. Nur eine Frage zum Aufbau: Warum beginnt die Geschichte mit dem 2. Hinweis? Habe ich was verpasst und es gab einen ersten Teil dieser Geschichte? Oder ist es einfach völlig wurscht und du hattest einfach Lust, mit 2 beginnen und nicht mit 1?

So, aber von Anfang an. Den Titel der Geschichte finde ich richtig schön, als ich den gelesen habe, musste ich an deine Geschichte ran. Dann gab es da mehrere Sätze, die einfach toll sind, wie z.B.:

Das Taschenbuch senkte enttäuscht die Buchränder.
Die Seiten des Taschenbuchs zitterten, seine schwarze Tinte schimmerte wütend.
Letztens öffne ich das Küchenfenster und sehe auf den Dachziegeln zwei Groschenromane rummachen.

Also, da musste ich echt lachen. Vom hageren 109-Seiten-Taschenbuch, zum Sachbuch-Detektiv bis hin zu den rummachenden Groschenromanen, das sind einfach echt schöne Ideen. Auch dass ein Buch sich nicht selbst lesen kann – einerseits ist das logisch, andererseits tragisch.

Und das hier:

Hat er meine Seele bemerkt? Merkt er, dass ich lebe? Liest er zwischen den Zeilen?
hat mich dann genau an der richtigen Stelle getroffen. Ich selbst liebe Bücher, also die physischen Wälzer, die man in die Hand nehmen, in ihnen blättern kann, nicht die digitalen. Oft hole ich mir einen neuen Stapel auf dem Bücherflohmarkt hier in München und denke mir dann oft: Wer hat das alles schon vor mir gelesen? Und bleibt von dem Leser auch immer ein Stück im Buch hängen? Hat das Buch an sich eine Seele? Man hat ja oft beim Schreiben das Gefühl, da entwickeln sich die Figuren ein Stück weit auch wie von selbst, das hat so eine ganz eigene Magie. Klingt kitschig, aber du weißt sicher, was ich meine.

Kurz und gut: Ich habe deine Geschichte, diese spezielle, liebevoll ausgestaltete Welt, sehr gerne gelesen!

Liebe Grüße
RinaWu

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo RinaWu,

vielen, vielen Dank für deine ausführliche Rückmeldung. Es freut mich sehr, dass dir mein Text gefällt.

Den Titel der Geschichte finde ich richtig schön, als ich den gelesen habe, musste ich an deine Geschichte ran.

Der Titel ist entstanden, als die Geschichte schon nahezu fertig war. Zunächst dachte ich an den Titel "A book’s life", aber da ein englischer Titel meiner Meinung nach überhaupt nicht passt und ich mir auch über den Bekanntheitsgrad des Filmtitels "A bug´s life" nicht im Klaren bin, habe ich mir im Urlaub viel Zeit für das Ausdenken eines neuen Titels genommen.

Warum beginnt die Geschichte mit dem 2. Hinweis? Habe ich was verpasst und es gab einen ersten Teil dieser Geschichte? Oder ist es einfach völlig wurscht und du hattest einfach Lust, mit 2 beginnen und nicht mit 1?

Weder noch, es war eine bewusste Entscheidung. Diese wurde getroffen, kurz nachdem ich den jetzigen Titel eingetippt habe. Denn eigentlich ist der Titel selbst ja schon ein erster Hinweis. Meine Intention war, dass der Leser sich darüber Gedanken macht und schließlich selbst zu dieser Erklärung kommt. Ich hatte allerdings drei Befürchtungen:

1. Der Leser stuft den Text als lückenhaft ein und weigert sich innerlich, den in seinen Augen fehlerhaften Text weiter zu lesen.
2. Der Leser findet die Gliederung unübersichtlich und verliert sich darin.
3. Der Leser empfindet das Fehlen des 4. Hinweises nicht mehr als Überraschung, sondern als Wiederholung.

Trotzdem habe ich mich für die meiner Meinung nach logischte Gliederung entschieden. Hat dich diese Irritition im ersten Moment eher abgeschreckt oder neugierig gemacht?

Viele Grüße

Ephraim Escher

 
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Bücher leben, keine Frage,

lieber Ephraim -
und damit erst einmal,

sehr geehrter Herr Escher,

herzlich willkommen hierorts, da die Stäbe der Buche ein wohlwollendes Zuhause gefunden haben.

Bücher leben – oder glaubt jedwer, Bücherwurm und Leseratte nährten sich von Aas?

Das wüsst ich aber! Pfui, und dreimal Pfui!, dieser widerwärtigen Vorstellung: Aas!, das nicht umsonst mit den ersten Lauten des kindlichen Mundes für den Stuhlgang verwendet wird und - was zu befürchten ist - eine Genitivbildung des ['aa:]!

Freilich, wie überall im Leben, hört man auch von Missbrauch, den Buchmacher in Wettbüros und an der Börse trieben, wenn Buchhalter ihr mehr oder wenig gesetzlich geduldetes Unwesen hinter verschlossenen Türen und zwischen Soll und Haben, aber auch Aktiva und Passiva niederschrieben und unfassbar gar Bibliophile jungfräuliche Bibliotheken mehr oder (doch) weniger sittlich berührten.

Aber es gibt einen der allgemeinen Tendenz gegenläufigen Trend in der Gattung Buch: Seine statistische Lebenserwartung sinkt! Konnten die Abkömmlinge der Buche, von der das Buch ja seinen Namen hat wie seine kleinste Einheit, der Stab(e), mit bis zu drei-, vierhundert Jahren rechnen – ich selbst hüte einige Bände aus dem 19. Jh. -, bis es vergilbt, verblasst und schließlich zerfällt, so sinkt die statistische Lebenserwartung des iBucks auf ein bis dreißig Jahre.

Menschenaffen und der Steinzeitmensch erreichen immerhin 35, Methusalem … ach, lassen wir das Nachparadiesische Zeitalter, es ist ein Jammer, denn mit dem Aussterben des Abkömmlings der Buche wird der Buchstabe in alle seinen Erscheinungsformen verkümmern und zum Mythos … nähern wir uns also Deinem Text, wo es zu Anfang heißt

Bücher sind lebendig.
Wobei üblicherweise Überschriften – ich werte den Hinweis als eine Art „Kapitel-Überschrift“ (wie alle weiteren Hinweise auch) - ohne abschließenden Punkt, aber ggfs. mit Frage- oder Ausrufezeichen versehen wird (wobei also die Lösung „!“ Dir quasi ins Schlüsselbrett – neudeutsch Kieboord gelegt wird.

Und warum nicht den Namen/die Bezeichnung

Aktuelle polizeiliche Ermittlungsmethoden
abkürzen, wo Aküspra (Abkürzungssprache) doch z. T. Eingang in den modernen Duden gefunden hat („lol“ zB). Ein ApE/apE tät es doch vorzüglich!

Entschuldige, der Leser hier hört schlecht, aber hier vermisst er einmal die Höflichkeitsform ...

„Seien Sie froh, dass Sie kein Bestseller sind. Dann wäre der Teufel hinter hnen her. Außerdem: Die Autoren haben uns Handlungsfreiheit gegeben. Warum beschäftigen Sie sich mit Ihrem Inhalt?“

Einmal drängt sich der sächl. Artikel an die Stelle des fem.

Die Schwarz der Tinte verwandelte sich zu Asche, ebenso das Weiß zwischen den Zeilen.
Kann es sein, dass Du "die Schwärze" der Tinte meintest?

Es tut gut, in einem Erstling nur ein paar überschaubare Flusen zu finden und wenn er zudem, wie hier, auch noch als schräge Geschichte daherkommt, umso besser! Und wenn dann noch der Name Escher an den großen Graphiker Maurits Cornelis Escher, der zeichnerisch auch schon mal Physik und Geometrie auf den Kopf stellt, erinnern lässt, dann wird da was Ungewöhnliches auf uns hierorts zukommen. Ich auf jeden Fall brauch mich an dergleichen nicht zu gewöhnen, schwimm ich doch allzu gern gegen den mainstream.

Freut mich, Dich ein bisschen kennengelernt zu haben!

Bis bald

Friedel,
der noch ein schönes Wochenende wünscht!

 

Hallo Ephraim Escher,

zuerst landete ich bei bei der von dir erwarteten Lesergruppe eins. Aber dann dachte ich: Halt! Nomen est Omen. Wer Escher heißt, denkt sich was bei seinen Fehlern. Man muss nur um die Ecke denken. Und was man für bedeutende Erkenntnisse gewinnt, wenn oben und unten, links und rechts vertauscht werden. Arme Bücher. Ich werde mich erbarmen und weniger lesen.
Hat Spaß gemacht.

Gruß wieselmaus

 

Lieber Ephraim Escher,

also, dass du einen deutschen Titel gewählt hast, finde ich sehr gut. Englische Überschriften über deutschen Geschichten gefallen mir eher selten. Einfach weil ich finde, dass Deutsch so eine schöne Sprache ist, da kann man sich ja auch gleich da bedienen. Das hast du zum Glück gemacht.

Hat dich diese Irritition im ersten Moment eher abgeschreckt oder neugierig gemacht?
Weder noch, muss ich sagen. Vor einer Woche habe ich "Drehwurm, Swing und das Plankton" von Boris Vian fertig gelesen und da überschreibt er die Kapitel auch nach seiner ganz eigenen Logik. Deshalb war das für mich jetzt nichts, das mich abgeschreckt hätte. Ich habe kurz gestutzt und es dann einfach ignoriert. Ich muss auch ehrlich gestehen, ich verstehe deine Logik der Überschriften nicht so ganz und für mein Empfinden braucht es sie nicht, da die Geschichte ja jetzt nicht so lang ist, als dass man sie in kleine Kapitel gliedern müsste. Absätze fände ich hier irgendwie runder. Aber das ist nur mein Empfinden.

Bin gespannt auf die Geschichten, die da noch folgen werden.

Viele Grüße
RinaWu

 
Zuletzt bearbeitet:

Vielen Dank für das positive Feedback!

Wobei üblicherweise Überschriften – ich werte den Hinweis als eine Art „Kapitel-Überschrift“ (wie alle weiteren Hinweise auch) - ohne abschließenden Punkt, aber ggfs. mit Frage- oder Ausrufezeichen versehen wird (wobei also die Lösung „!“ Dir quasi ins Schlüsselbrett – neudeutsch Kieboord gelegt wird.

Ich habe jetzt die Alternativen probiert, ich bin mit beiden etwas unzufrieden. Das Ausrufezeichen wirkt meiner Meinung nach zu aufgeregt, vollkommen gegensätzlich zum Erzähler, der die Welt nüchtern präsentiert. Gar kein Satzzeichen zu setzen, passt nicht zum Hinweischarakter. Ich springe jetzt über die Klippe in die künstlerische Freiheit und belasse es vorläufig bei einem nüchternden Punkt, würde aber gerne noch andere Meinungen dazu hören.

Friedrichard schrieb:
Und warum nicht den Namen/die Bezeichnung

abkürzen, wo Aküspra (Abkürzungssprache) doch z. T. Eingang in den modernen Duden gefunden hat („lol“ zB). Ein ApE/apE tät es doch vorzüglich!


ApE nenne ich insgesamt zweimal ausgeschrieben in unterschiedlichen "Kapiteln", LKadK dreimal, wobei die letzte Nennung innerhalb einer wörtlichen Rede stattfindet und somit nicht abgekürzt werden kann. Ich sehe keinen Grund, warum man bei dieser geringen Anzahl den Leser mit einer Abkürzung vertraut machen soll. Deine anderen Bemerkungen habe ich befolgt. Vielen Dank für all deine Hinweise!

Friedrichard schrieb:
Es tut gut, in einem Erstling nur ein paar überschaubare Flusen zu finden und wenn er zudem, wie hier, auch noch als schräge Geschichte daherkommt, umso besser! Und wenn dann noch der Name Escher an den großen Graphiker Maurits Cornelis Escher, der zeichnerisch auch schon mal Physik und Geometrie auf den Kopf stellt, erinnern lässt, dann wird da was Ungewöhnliches auf uns hierorts zukommen. Ich auf jeden Fall brauch mich an dergleichen nicht zu gewöhnen, schwimm ich doch allzu gern gegen den mainstream.

Freut mich, Dich ein bisschen kennengelernt zu haben!


Vielen Dank! Meine nächste Geschichte wird (hoffentlich) ähnlich skurril ...

wieselmaus schrieb:
zuerst landete ich bei bei der von dir erwarteten Lesergruppe eins.

Das darf nicht sein, ich werde das Nummerierungsproblem lösen. Gerade die ersten Wörter müssen den Leser packen. Ich bin dir dankbar, dass du dich nicht hast abschrecken lassen. =)

RinaWu schrieb:
Ich muss auch ehrlich gestehen, ich verstehe deine Logik der Überschriften nicht so ganz und für mein Empfinden braucht es sie nicht, da die Geschichte ja jetzt nicht so lang ist, als dass man sie in kleine Kapitel gliedern müsste. Absätze fände ich hier irgendwie runder. Aber das ist nur mein Empfinden.

Ich habe auf jede Erklärung dieser Welt innerhalb des Textes verzichtet. Die Geschehnisse sollten, so bizarr sie auch sein mögen, für den Erzähler selbstverständlich sein. Deshalb kam ich auf die Idee der Hinweise von jemandem, der diese Welt besucht hat und uns erklären will, obwohl er nicht der Erzähler ist.
Den Hinweis, dass Bücher leben, kann man sich womöglich noch schenken. Das erfährt der Leser sofort, wenngleich er vielleicht einige Sätze doppelt lesen muss.
Der Hinweis, dass Bücher nicht lesen können, ist wichtig, aber schwierig unterzubringen. Ich finde es schrecklich, den Charaktären Sätze in den Mund zu legen, die sie ohne die Existenz des Lesers nie sagen würden, z.B.:
"Schließlich kann kein Buch lesen", schluchze das Taschenbuch.
So ein Satz wäre innerhalb dieser Welt überflüssig, da selbstverständlich. Ich bin mit der jetzigen Lösung relativ zufrieden.

 

Ich habe jetzt die Alternativen probiert, ich bin mit beiden etwas unzufrieden. Das Ausrufezeichen wirkt meiner Meinung nach zu aufgeregt, vollkommen gegensätzlich zum Erzähler, der die Welt nüchtern präsentiert. Gar kein Satzzeichen zu setzen, passt nicht zum Hinweischarakter.
Recht so,

lieber Ephraim,

Literatur ist i. d. R. Arbeit, ringen mit den Worten/Wörtern und selbst den Satzzeichen. Und will ich was kleinschreiben (ganze Passagen), pfleg ich die gemäßigte Kleinschreibung oder - noch besser - Lautschrift, die nicht nur ein graphischer Gewinn ist, sondern auch Leuten das laut Lesen ermöglicht, die an sich nicht ein Wort deutsch können (oder engl., frz., mhd., ahd.). Nein, es geht darum, dass jeder seinen eigenen Kopf habe und auch benutze und nicht im mainstream ersaufe. Da bistu auf dem richtigen Weg!

Ich springe jetzt über die Klippe in die künstlerische Freiheit

Soll so sein, meint der

Friedel,
und kehr ruhig den Escher raus!

 

Moin,
ich habe die Geschichte gestern gelesen und herzlich gelacht, einfach weil ich die Idee so genial finde Bücher sich über Leser beschweren zu lassen und ihnen Leben einzuhauchen. Ich hatte viel Spaß daran, deine Zeilen zu lesen und ich will mehr!
Ich fühlte mich an Pratchett und seine lebende Truhe erinnert, danke dafür!

 

Moin,
ich habe die Geschichte gestern gelesen und herzlich gelacht, einfach weil ich die Idee so genial finde Bücher sich über Leser beschweren zu lassen und ihnen Leben einzuhauchen. Ich hatte viel Spaß daran, deine Zeilen zu lesen und ich will mehr!
Ich fühlte mich an Pratchett und seine lebende Truhe erinnert, danke dafür!

Hallo Aliciane,

vielen Dank für deinen Kommentar! Es freut mich, dass ich dich emotional erreicht habe!

Viele Grüße

Ephraim

 

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