Was ist neu

Die Schwarze Witwe

Mitglied
Beitritt
09.07.2015
Beiträge
1

Die Schwarze Witwe

Keine Ahnung, wie der Typ heißt mit dem ich gerade nach Hause gehe, es war mal wieder viel Alkohol im Spiel. Egal. Er sieht süß aus und er wirkt, als würde er das nicht zum ersten Mal machen. Das verspricht guter Sex zu werden.

Mit Kopfschmerzen wache ich auf. Der Typ von gestern Nacht ist schon los, bzw. ich bin schon los. An viel kann ich mich nicht mehr erinnern, aber wir hatten bei ihm Sex. Ich nehme nie jemanden mit zu mir.
Meine Freundin Kathrin war schon früh von der Party abgehauen. Sie hasst es, wenn ich mit fremden Männern rummache. Angewidert und mit den Worten, immer das gleiche mit dir, machte sie sich auf den Weg.
In letzter Zeit ist es wirklich schlimm. Jeden zweiten Abend gehe ich mit einem anderen mit, hinterlasse weder meine Telefonnummer, noch weiß ich, mit wem ich eigentlich in der Kiste lande. Aber was spielt das schon für eine Rolle? Ich will Anerkennung und die notgeilen Typen geben mir Anerkennung. Ein paar Drinks, ein bisschen Smalltalk und die Meisten nehmen mich.

Als Single lebe ich unbeschwert in den Tag hinein. Ich muss keine Rücksicht auf einen anderen nehmen, muss keine Kompromisse eingehen und ich bin frei. Freiheit ist überhaupt das Beste am Singledasein. Kathrin, selbst allein lebend, wird das nie verstehen. Sie sehnt sich nach einem festen Partner, der für sie da ist, sie liebt und sein Leben mit ihr teilt. Ständig hält sie mir mein Leben vor, fragt mich, ob ich denn nicht irgendwann mal Kinder, ein Haus und eine Familie haben möchte. Aber, das ist ihr großer Traum. Mir bedeutet dieses kleinbürgerliche Leben nichts. Ich habe vor Karriere zu machen und in der Werbeagentur, in der ich zurzeit kreativ werden darf, habe ich beste Chancen. Ständig bekomme ich eigene Aufträge und Projekte, für die ich am Ende sehr viel Lob ernte. In letzter Zeit lief es zwar zugegebener Maßen nicht mehr ganz so rund, aber scheiß drauf, ich bin eine bildhübsche Frau mit langen blonden Haaren, straffen Titten und trainiertem Körper. Bekomme ich kein Zuspruch von der Arbeit, kann ich mir immer noch positives Feedback von irgendwelchen fremden Männern holen.

Ich quäle mich endlich aus dem Bett und freue mich ein kleines Bisschen darüber, dass ich wenigstens schon geduscht bin. Ich habe die Angewohnheit nach dem Sex bei den Kerlen zu duschen, bevor ich dann nach Hause gehe und ihnen nichts hinterlasse. Keine Handynummer. Keine Email. Nichts. Ich habe kein Interesse diese jemals wieder zusehen.
Völlig nackt sitze ich nun in meiner Küche und genieße die schwarze Tasse Kaffee zu meinem Croissant dabei lese ich auf meinem Tablet die aktuellen lokalen Nachrichten. Ein tägliches Ritual. Eine Gewohnheit. Eine schon fast zur Langeweile verkommene Zeremonie. Doch was ich heute lese, lässt meinen Atem kurz stocken. Ein Mord. In meiner Stadt. Ein junger Mann wurde tot in seiner Wohnung aufgefunden. Man hat ihm die Kehle durchtrennt.
Und das in so einer kleinen Stadt, denke ich. Mich beschleicht kurz das Gefühl von Unsicherheit. Ich bin immer davon ausgegangen, so etwas gibt es nur in großen Städten, wie Berlin, München, oder New York, aber direkt hier, in meiner kleinen Stadt, quasi direkt vor meiner Haustür.
Ich rufe meine Freundin Kathrin an und frage nach, ob sie schon von dem Mord gehört hat. Sie weiß nicht wovon ich spreche und nach kurzer Erläuterung liest sie es selbst im Internet. Wir verabreden uns für den nächsten Tag auf eine Tasse Kaffee bei Starbucks.

An jedem zweiten Tisch das gleiche Gespräch, alles unterhält sich nur noch über den Mord. Überall liest und hört man davon. Die Polizei hat mit den Ermittlungen begonnen. Es gibt noch keine Verdächtigen.
Mag man den Gerüchten glauben, war der junge Mann Single. Der anfängliche Verdacht der Mord geschah aus Rache oder Eifersucht wurde wohl schon widerlegt. Es gibt keinerlei Indizien.

Ich verabrede mich mit Kathrin heute Abend wieder auszugehen. Als wir uns verabschieden fällt mir ein junger hübscher Mann auf, der ein paar Plätze weiter sitzt und ein Buch liest. Ich begleite Kathrin ein Stück bis sich unsere Wege wieder trennen. Ich will nochmal zurück zu diesem heißen Typen, nur soll Kathrin davon nichts mitbekommen. Auf eine Moralpredigt, i.S.v. ich könne nicht jeden der mir auf Anhieb gefällt ficken, habe ich keine Lust. Also warte ich bis sie außer Sichtweite ist und mache mich schnell zurück auf den Weg ins Kaffee.
Gott sei Dank. Er sitzt noch da. Scheint sehr vertieft in sein Buch zu sein. Leider kann ich den Titel nicht erkennen. Egal. Ich hole mir schnell noch eine kleine Tasse Kaffee und mach mich geradewegs auf zum Tisch des süßen Lesenden.
„Ist hier noch frei?“, frage ich und denke im selben Moment, wie dämlich ich klingen mag, hier sind überall noch zig Tische frei.
Er sieht von seinem Buch auf und sieht mich musternd an. Sein verschmitzter Blick strahlt Zufriedenheit aus. Er grinst und antwortet mit einem kurzen ja.
Ich setzte mich. Nicht direkt gegenüber, auch nicht direkt neben ihn, aber so, dass ich in sein Buch illern kann. Ich nippe an meinem Kaffee und lese ein paar Zeilen mit. Scheint so, als würde es sich um einen Liebesroman handeln. Wie schnulzig, denke ich mir, aber auch irgendwie süß. Vielleicht ist er ein Romantiker. Vielleicht kann er mich mal richtig verwöhnen. Wäre mal eine Abwechslung. Sonst ist der Sex immer nur hart und intensiv. Ich hätte gerne mal ein bisschen Kuschelsex. Der Gedanke an Sex mit Kerzenschein erregt mich ein wenig. Mit der Zeit steigere ich mich so in die Fantasie, dass ich schon ganz feucht bin. Ich frage ihn, was er denn da liest?
Ich hatte recht, einen Liebesroman. Aufmerksam lausche ich seinen Worten. Seine Stimme ist eine, die Geschichten erzählen will. So sanft, ruhig und tief. Sie klingt so schön, dass ich gedanklich abschweife und nur noch daran denken mag, wie es wohl wäre, wenn mich dieser intelligente, süße Junge vernascht und es mir so richtig besorgt.
Wir unterhalten uns eine Weile und ich spüre, wie es zwischen meinen Beinen feucht wird. Meine Nippel beginnen sich langsam aufzustellen. Gerne würde ich seine Hände an meinen Brüsten spüren. Wie sie ordentlich zupacken und er mit seiner Zunge ... . Mein Gott, wenn er mich schon nur durch seine Stimme so scharf macht, wie mag er dann wohl erst im Bett sein. Ich würde mich jetzt gerne selbstbefriedigen und erzähle ihm ich hätte noch einen wichtigen Termin und lade ihn ein, heute Abend mit meiner Freundin feiern zu gehen. Ohne groß zu überlegen, hat er wieder dieses süße schelmische Lächeln im Gesicht und sagt zu.
Zu Hause angekommen bin ich immer noch total scharf. Kaum fällt die Wohnungstür hinter mir ins Schloss, reiße ich mir die Klamotten vom Leib und lege mich völlig nackt auf die Couch. Ich schließe die Augen und fange an, mit meinen Fingern langsam meine Nippel zu um spielen. Doch es packt mich. Ich habe keine Geduld es ruhig angehen zu lassen, hole meinen Vibrator aus der Wohnzimmerkommode und führe ihn tief in mich ein. Mit schnellen heftigen Bewegungen bringe ich mich in kürzester Zeit zum Orgasmus.

Leicht erschöpft, schreibe ich Kathrin eine kurze SMS, das ich heute Abend in Begleitung kommen werde. Darauf antwortet sie:

Du wärst mir einen Abend zu zweit schuldig, nach dem du mich das letzte Mal, mal wieder wegen eines Kerls, hast sitzen lassen. Aber bitte, ich wünsche euch Beiden viel Spaß.
Traurige Grüße Kathrin​

Sie hatte nicht ganz unrecht, das sollte eigentlich unsere Nacht werden, aber ich bin schon wieder geil. Ich brauche heute noch einen richtigen Fick. Kathrin wird sich schon wieder einkriegen.

Wieder wache ich in meinem Bett auf und ich schäme mich ein wenig. Der Typ von gestern hat es mir echt richtig besorgt und ich habe wieder weder meine Nummer hinterlassen, noch nach seinem Namen gefragt. Stattdessen habe ich mich, wie immer, bei ihm geduscht und bin nach Hause gefahren. Ich fühle mich schlecht und entscheide mich noch ein Wenig liegen zu bleiben. Aus ein Wenig wird der ganze Tag und die ganze Nacht.

Am nächsten Morgen werde ich von meinem klingelnden Handy geweckt. Kathrin. Völlig aufgelöst erzählt sie mir, dass es wieder einen Mord gegeben hat. Die Zeitungen schreiben schon vom Serienkiller. Zum wiederholten male wurde ein junger Mann mit durchtrennter Kehle in seiner Wohnung aufgefunden.
Mir ist schlecht. Ich frage mich, wie lange es dauern wird bis ich an so einen Verrückten gerate. Wenn ich so weiter mache, findet man mich auch bald tot in meiner Wohnung.
Ich beschließe einen kleinen Spaziergang am Fluss zu unternehmen, um auf andere Gedanken zu kommen und über mich nachzudenken. Oder nein, ich werde mal wieder joggen gehen. Von nichts, kommt nichts und ein bisschen Fitness tut dem eigenen Wohlbefinden sicher gut. Ich suche mir das engste Top und die kürzeste Hose aus, die ich in meinem Schrank finden kann, schalte den IPod ein und mache mich auf den Weg. Nach ein paar Kilometern flussaufwärts, fällt mir ein Typ auf, der sich vermutlich gerade abgekühlt hat. Ich halte an und dehne mich. Dabei komme ich mir ein wenig blöd vor, wie ich ihn die ganze Zeit anstarre. Als er meinen Blick erwidert, lächle ich und winke ihm zu. Ohne dass mir bewusst wird, was ich gerade getan habe, freue ich mich, dass er in meine Richtung kommt.
Wir sind uns auf Anhieb sympathisch und nach einem kurzen Gespräch, beschließen wir in den naheliegenden Biergarten zu gehen.

Ich sage ihm, dass wir fast die letzten hier sind. In diesem Moment legt er seinen Arm auf meine Stuhllehne und sagt: „Ist doch schon, was hältst du davon, wenn wir uns ein noch ruhigeres Plätzchen suchen?“ Und wie er das sagt, legt er seine andere Hand auf meinen Oberschenkel und kommt mit seinem Kopf näher. Ich glühe bereits und erwidere den Kuss. Wir trinken schnell aus und verschwinden am Ufer des Flusses im Dunklen.
Wir stehen uns gegenüber, er hat seine Arme auf meinen Schultern liegen und will mich küssen. Ich tippe ihm mit dem Zeigefinger zwischen seine Brust und deute an, ihn weg zu schieben, dabei mache ich einen kleinen Schritt zurück und sage: „Warte!“
Ich stehe zwei Meter vor ihm und ziehe mich komplett aus. Als ich völlig nackt bin, sieht er mich mit großen Augen an. Sein Blick wandert von meinem Kopf, über meine Brüste und bleibt an meiner Vagina hängen. Ich kann seinen mächtigen Ständer unter der Badehose sehen. Es erregt mich, wie er mich lustvoll anglotzt. Hastig zieht er seine Hose aus und befreit seinen dicken Schwanz.

Wir hatten fantastischen Sex unter freien Himmel. Nachdem er sich auf mir ergoss, stand ich auf und sprang in den Fluss. Als ich wieder auftauche und die Augen öffne, starre ich an meine Zimmerdecke. Ich liege in meinem Bett. Hab ich das alles etwa nur geträumt?
Vielleicht habe ich in letzter Zeit ein bisschen übertrieben. Kathrin ist wahrscheinlich nicht ohne Grund sauer. Ich werde sie gleich nachher mal spontan besuchen gehen und mich entschuldigen.

Kathrin war im ersten Moment nicht gerade begeistert, als ich vor ihrer Tür stand. Trotzdem bat sich mich rein und tat so als würde sie meine Entschuldigung annehmen. Ich erzählte ihr von der letzten Nacht und dass ich mir nicht sicher bin, ob das alles wirklich passiert ist. Dass ich zu viel getrunken hatte und deshalb ein Blackout habe, konnte ich definitiv ausschließen. Ich war joggen und hatten kein Geld dabei. Anschreiben lassen kann man dort nicht.
„Und hatte der Typ denn Geld dabei?“, fragte Kathrin.
„Ein bisschen ja. Glaube ich. Ich kann mich nicht mehr richtig erinnern.“
Aus irgendeinem Grund breche ich auf einmal in Tränen aus. Erschöpft und mit mir selbst nicht mehr zufrieden, nimmt Kathrin mich in ihre Arme. Urplötzlich schreckt sie auf und macht den Fernseher lauter. „Siehst du?“, fragt sie.
„Ja, am Fluss! In der Nähe vom Biergarten.“ Wieder ein Mord. Mir wird schwindelig.
„Krass! Da warst du doch letzte Nacht. Oh Mann. Überleg mal, du hättest die Tote sein können. Vielleicht hast du was gesehen, dass dein Gehirn nicht verarbeiten konnte und du kannst dich deshalb an nichts mehr erinnern.“

Man hat seine Kehle durchgeschnitten. Mir wird schlecht bei dem Gedanken, dass ich gestern genau an diesem Ort Sex hatte. Oder das ich, wie Kathrin meinte, etwas gesehen haben könnte. Ich will sofort nach Hause. Ich brauche Zeit für mich. Kathrin lässt mich nur ungern gehen und bietet mir an, mich jederzeit bei ihr zu melden, wenn es mir schlecht gehen sollte.

Zu Hause angekommen, verriegle ich die Tür und igel mich ein. Ich stelle das Telefon aus und will nichts von der Welt hören. In der Hoffnung, die Arbeit lenkt mich ab, stürze ich mich an mein neustes Projekt. Bei einer Tasse heißem Tee und klassischer Musik, versuche ich kreativ zu werden und ein wenig abzuschalten. Doch selbst nach Stunden am Schreibtisch bleiben die Ideen aus. Meine Gedanken kreisen nur um die letzte Nacht. Was genau ist geschehen? Im Internet google ich nach Begriffen wie Blackout, Gedächtnisverlust und posttraumatischen Erlebnissen. Ich lese in Foren und sauge alles an Informationen auf, was ich kriegen kann. Am Ende ist es 3.00 Uhr früh. Völlig erschöpft lege ich meinen Kopf auf die Tischplatte und falle eine einen tiefen Schlaf.

Sie steht vor einen Typen den sie vorher noch nie gesehen hat. Sein Gesicht wirkt verschwommen, als hätte man es verpixelt. Er macht einen sportlichen Eindruck. Wie er wohl unter seinen Klamotten aussieht? Sie wird es gleich wissen. Doch zuerst ist sie an der Reihe. Langsam und auf eine erotische Art und Weise, beginnt sie sich auszuziehen. Es ist kein typischer Striptease. Sie tanzt nicht dazu und macht auch sonst keine großen Bewegungen. Sie entledigt sich nur ihrer Klamotten, ganz langsam und schaut auf die dicke Beule, die sich in seinem Schritt abzeichnet. Er ist mächtig angetan, würde sich am liebsten direkt auf sie stürzen, doch er bleibt stehen, wie angewurzelt. Er genießt den Augenblick. Doch sie lässt sich einfach zu viel Zeit. Er öffnet seine Hose und holt seinen Schwanz raus. Er beginnt, es sich selbst zu machen. Sie ist jetzt völlig nackt. Drückt mit ihrer Körpersprache aber aus, er solle es sich noch ein wenig selber besorgen. Sie dreht sich mit dem Rücken zu ihm und beugt ihren Oberkörper nach vorne. Er starrt auf ihren süßen Popo, hat einen tiefen Einblick. Es fällt ihm schwer, stehen zu bleiben. Am liebsten würde er die zwei Schritte auf sie zu machen und in sie von hinten eindringen. Doch sie hat es ihm verboten. Widerwillig bleibt er stehen.
Sie greift in ihre Tasche nach einem kleinen scharfen Gegenstand. Ein Rasiermesser. So scharf, wie sie selbst. Sie packt die Klinge mit der rechten Hand, kommt langsam wieder hoch, versteckt ihre Hände hinter ihrem Rücken und geht langsam auf ihn zu. Sie steht so dicht vor ihm, dass seine Eichel ihren Bauch berührt. „Was hast du da hinter deinem Rücken?“, fragt er.
„Ein Kondom.“
Sie legt die Unterarme auf seine Schultern ab. Er schleißt die Augen, will sie küssen. Ihr rechter Arm greift langsam um seinen Hals und mit einer schnellen und kräftigen Bewegung zieht sie die Klinge über seine Kehle. Er reißt die Augen auf.

Schweißnass wache ich auf. Ein Traum. Ein beschissener Traum. Ich fühle mich wie ausgebrannt. Die Morde die in letzter Zeit in unserer Stadt geschehen sind, scheinen mich doch sehr zu belasten. Vielleicht habe ich doch etwas gesehen. Völlig runter mit den Nerven entschließe ich mich für ein paar Tage nach München zu meiner Mutter zu fahren. Ich brauche von allen ein bisschen Abstand.

Meine beste Freundin Kathrin holt mich vom Bahnhof ab. Aus ein paar Tagen sind drei Wochen geworden. Ich habe meiner Mutter nichts von den Morden erzählt, oder wie es mir geht. Sie hat zum Glück auch nicht gefragt. Wahrscheinlich, weil sie wusste, ich würde eh abblocken. Meine Mutter kennt mich. Sie spürt genau, wenn ich Probleme habe. Aber sie weiß auch ganz genau, ob ich darüber reden möchte.
„Wie waren die letzten drei Wochen bei deiner Mum?“, fragt Kathrin mich.
„Schön. Es hat mir gut getan, mal ein bisschen Abstand von allem hier zu haben, von der Arbeit, von meinem Leben. In mir ist wieder eine gewisse Ruhe eingekehrt.“
„Hier ist auch wieder Ruhe eingekehrt. Es gab keinen weiteren Mord.“
„Hat man den Mörder etwa geschnappt?“, frage ich.
„Nein, die Polizei ermittelt noch. Hat aber immer noch keine Spur.“
In mir steigt wieder so ein mulmiges Gefühl auf. „Ich will mich noch ein bisschen ablenken, lass uns heute Abend auf meine Ankunft trinken“, schlage ich vor.
Doch Kathrin teilt mir mit einem Lächeln mit, dass sie heute nicht kann. In den letzten Wochen ging ihr Leben weiter. Sie hat jetzt einen Neuen. Völlig glücklich erzählt sie mir, wie sie sich kennengelernt haben und dass es sich um etwas Ernstes handeln könnte. Sie ist total verliebt. Ich bin genervt, höre ihr aber mit einer aufgesetzten Freude zu.

Gut, wenn Kathrin eben keine Zeit hat, dann feiere ich halt alleine meine Ankunft. Ich betrachte meinen nackten Körper im Spiegel meines Schlafzimmerschranks. Sehr zufrieden mit dem Anblick, entscheide ich mich heute richtig aufzupeppen. Nach zwei Stunden stehe ich wieder vor meinem Spiegel. Ich sehe unglaublich schön aus. Kein Mann auf der Welt würde mich so abblitzen lassen.
Als ich in diesem todschicken Szeneclub stehe, wird mir bewusst, dass ich noch keinen Tag hier bin und schon wieder in alte Gewohnheiten verfalle. Leicht deprimiert von dieser Erkenntnis, setzte ich mich an die Bar und bestellt einen hochprozentigen Drink. Der Barmann sieht gut aus. Ob er nach der Arbeit noch Zeit für mich hat, schießt es mir durch den Kopf, als sich ein junger Mann neben mich setzt. Er grinst, sagt hey und zündet sich eine Zigarette an. „Rauchen sie?“
„Gelegentlich“
„Wollen sie eine?“
„Nein danke. Ich hätte jetzt lieber etwas Größeres im Mund“, antworte ich mit einem zwinkern. Und als mir klar wird, was mir da gerade heraus gerutscht ist, schäme ich mich dafür und werde rot wie eine Tomate.
Peinliche Stille tritt auf. Doch er scheint nicht abgetan zu sein. Noch sitzt er neben mir. Nach ein paar Minuten fragt er mich mit leicht nervös wirkender Stimme, ob wir die Lokalität wechseln wollen. Wir könnten ja auch bei ihm noch ein Glas Wein trinken.
Bei meinem dummen Spruch gerade eben, musste ich wohl mit so einer direkten Anmache rechnen. Wir redeten noch eine Weile belangloses Zeug und als wir uns auf den Weg machten, drehte ich mich nochmal kurz um, um dem süßen Barmann zuzuzwinkern. Was der wohl von mir denken mag. Egal. Beim nächsten Mal werde ich es bei ihm versuchen.

Wir standen vor seiner Tür, als er es sich anscheinend anders überlegt hatte und mir ein Taxi rufen wollte. Stinksauer sagte ich zu ihm: „Jetzt biete mir wenigstens noch das Glas Wein an, danach kannst du mir dann ein Taxi rufen. Wir müssen ja nicht ficken, wenn du das nicht willst.“ Mir war klar. Wenn ich erst einmal in seiner Wohnung bin, werde ich ihn schon dazu bekommen, dass er mich will. Er sagte: „Okay, wahrscheinlich ist es nur fair von mir, wenn ich zu meinem Angebot stehe.“ In mir stieg ein Hass auf, den ich so noch nie verspürt hatte, der Typ wollte mich doch tatsächlich abblitzen lassen. Mein Blut kochte. Den ganzen Weg durch das Treppenhaus dachte ich nur, du wirst schon sehen, was dir deine Unverschämtheit noch einbringen wird. Eine bildschöne Frau, so zu behandeln. Das gehört sich nicht.

Mit langer Rede, um was für einen besonderen Weißwein es sich hier handle, schenkte er uns ein. Danach ging er zurück in die Küche um die Flasche wieder kalt zu stellen. Ich nutzte seine kurze Abwesenheit und zog mich komplett aus. Als er zurück kam, blieb er mit offen stehendem Mund in der Türschwelle stehen. Er wirkte völlig baff und starrte mir zwischen die Beine. Was er sah, erregte ihn offensichtlich. Breitbeinig saß ich vor ihm auf seinem Sofa, gemütlich angelehnt und probierte ein Schluck von dem Wein. Dieser Typ stand immer noch wie angewurzelt vor mir und hatte innerhalb von Sekunden eine wunderschöne Erektion. Der Beule nach in seiner Hose, hatte er einen riesigen Schwanz. Ich war sehr angetan, doch heute wird er nicht mehr auf seine Kosten kommen.

„Hast du schon gehört?“, fragt Kathrin mich ganz aufgeregt am Telefon. „Es hat wieder einen Mord gegeben.“ Schon wieder denke ich. Na toll. Drei Wochen lang gab es nicht einen einzigen Mord und kaum bin ich zurück – Scheiße! – schon gibt es wieder einen Toten.
„Ich will mich noch ein bisschen ausruhen Kathrin. Gestern Abend war lang.“
„Hattest du wieder Sex mit einem Wildfremden?“
„Oh ja, er hat sich am Anfang erst etwas gesträubt, aber als ich dann völlig nackt vor ihm stand, gab es bei ihm kein Halten mehr.“
„Du bist doch echt nicht auszuhalten.“, verabschiedete sich Kathrin und legte einfach auf.
Sie hatte recht. Zurzeit bin ich unerträglich. Mit diesen Gedanken drehte ich mich wieder auf die Seite und schlief weiter.

Es klingelt. Ich gehe zur Tür und schaue durch den Spion, als vor mir plötzlich ein Gesicht auftaucht. Es ist unscharf, doch ich kann erkenne, dass es sich um eine Frau handeln muss. Wie kann man sich nur so dicht vor die Tür stellen, denke ich mir und mache auf. Ich wollte gerade hallo sagen, da bleiben mir dir Worte im Hals stecken. Das Atmen fällt mir schwer und mein Puls steigt. Vor mir steht eine Frau. Vor mir stehe ich. Völlig nackt. Ich habe das Gefühl, ich schaue in einen Spiegel. Das ist mein Körper. Meine langen Beine. Meine Hüfte. Meine Muschi. Meine Brüste. Ich versuche ihr Gesicht zu erkennen, doch so sehr ich mich auch anstrenge, ihr Gesicht bleibt verschwommen. Erst jetzt registriere ich, dass von ihren Händen Blut tropft. Diese Hände, meine Hände, als hätte man sie in eine Schale voll Blut getaucht. Erschrocken sehe ich mir meine Hände an. Nichts. Wieder sehe ich zu der Frau. Nackt und blutgetränkte Hände. Ich höre wie sie sagt: „Hilfe, hilf mir, ich brauche eine Dusche.“

Ich reiße die Augen auf. Ein Alptraum. Ich atme tief durch und gehe zur Tür. Verschlossen. Was ist nur mit mir los?

Kathrin hat schon lange nichts mehr von ihrer Freundin Alex gehört. Sie macht sich Sorgen und hat ein schlechtes Gewissen. Vielleicht hätte sie sich mal bei Alex melden sollen. Schließlich schien es ihr in letzter Zeit nicht gut zu gehen. Doch so wie Alex drauf war?! Einfach ätzend! So egoistisch und selbstbezogen, der kleine Kontaktabbruch musste einfach mal sein. Nachdenklich setzt sie sich auf ihre Couch und nimmt die Zeitung zur Hand.

Die Tageszeitung 30.04.12
Morde aufgeklärt. Serienkiller gefasst.

Die letzten Wochen stand die Stadt unter Schock.
Insgesamt wurden 7 junge Männer, um die dreißig, in den letzten Monaten ermordet und tot aufgefunden. In allen Fällen hatte man mit einem scharfen Gegenstand die Kehle durchtrennt. Die Täterin konnte vor zwei Tagen überführt werden. Es Handelt sich um die 32 Jahre junge Frau Alex H. Ein Barkeeper, selbst fast Opfer ihrer Gewaltverbrechen geworden, konnte der Polizei wichtige Hinweise liefern.

 

Hi Gerd
Ich finde die Geschichte an sich gut. Leider lässt du die Katze zu schnell aus dem Sack. Erst hab ich gedacht " ok, sie lässt sich von zig Kerlen durchbürsten und wird dann selbst zum Opfer". Aber nachdem dann klar wird das es nur männliche Opfer gibt, ist dann eigentlich auch schon alles klar. Es wäre meiner Meinung nach viel spannender wenn der Mörder am Ende jemand anderes ist. Vielleicht die eifersüchtige Freundin? Mehr Möglichkeiten gibt es ja nicht da die beiden die einzigen Protagonisten sind. Hier und da stecken auch einige Rechtschreibfehler, die sogar mir aufgefallen sind. Aber wer im Glashaus sitzt sollte im dunkeln vögeln... Oder so ähnlich ;-)
Alles in allem aber sehr gut zu lesen.

Mit freundlichen Grüßen
Ace

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom