Was ist neu

Die Schwarze Sonne

Mitglied
Beitritt
04.06.2004
Beiträge
13
Zuletzt bearbeitet:

Die Schwarze Sonne

Die Schwarze Sonne v1.2

Er wanderte. Er ging stetig weiter über zerklüftetes Gestein, obgleich seine Beine schmerzten, da ihm die schwarze Sonne den Weg so dunkel leuchtete. Plötzlich erzitterte die Erde und der Boden zerbrach unter seinen wunden Füßen.
Der klaffende Abgrund, der sich nun auftat, riss ihn hinab in ungewisse Finsternis. Er fiel. Er fiel tiefer als jemals ein Mensch gefallen war. Doch er war kein Mensch - er stand jenseits von menschlichem und tierischen.
Hart schlug er auf aschebedecktem Boden auf, der noch härter war, als jener, über den er zuvor gewandert war. Obwohl er hunderte von Metern gefallen war, war er trotz der unerträglichen Härte des Bodens noch am Leben, denn das Leben hatte keine Bedeutung für ihn. Es hatte keine Macht über ihn, der jenseits des Lebens und des Todes stand. Er hob den Kopf und öffnete seine schmerzenden, aschebedeckten Augen. Da erkannte er erst, dass die schwarze Sonne - als wäre nichts geschehen - noch immer voll Hohn sein geplagtes Haupt in Dunkelheit hüllte. Unter ihrem gnadenlosen Schein setzte er also seinen Weg fort. Fort setzte er seinen Weg in eine unbekannte Richtung, über ihm unbekannte Pfade. Als die müden Beine schon fast zusammenbrachen unter der Last des geschundenen Körpers, hörte er hinter sich ein Geräusch. Er sah plötzlich mehrere Gestalten, die ohne ersichtlichen Grund plötzlich aus dem kargen, dunklen Felsboden zu erwachsen schienen. Wahrlich karg war dieser Grund und jede Pflanze wäre sofort an dieser toten, vergifteten Erde zugrunde gegangen, doch jene Gestalten schienen prächtig darauf zu gedeihen. Blass waren sie - und dennoch dunkel. Man konnte durch sie hindurchsehen und kein Licht wollte in ihren Köpfen scheinen. In den starren Gesichtern, die sie hinter einem beinahe durchsichtigen Schleier zu verbergen suchten, zeigte sich keinerlei Regung, als sie sich langsamen, gemessenen Schrittes auf ihn zubewegten. Doch auch in seinem Gesicht zeigte sich keine Regung - diese Gestallten vermochten es nicht, ihm Furcht einzuflößen. Als sie keine zwei Schritte mehr von ihm entfernt waren, stieß er plötzlich seinen Wanderstab in die Erde. Abermals bebte sie und aus dem Fels unter ihm erwuchs ein Sockel, der ihn nun langsam und grollend über die Köpfe dieser Gestalten hinweg hob.
Als sie zu ihm aufblickten, da sprach er: "Cogito ergo Sum! Ich denke also bin ich! Doch Ihr denkt nicht! IHR DENKT NICHT, ALSO SEID IHR TOT! Es ist eine Qual für mich, es ist die schmerzliche Pain des ewigen und ziellosen Umherirrens in diesem von Leichengestank verpesteten Krematoriums des menschlichen Geistes, dessen leere Hüllen wie Untote auf Erden wandeln. Brennen sollt ihr. Brennen soll eure Welt. Eingeschmolzen soll sie werden, um neues daraus zu Formen. Brennen soll sie in der Glut des Zorns. Zerbersten soll sie in den Flammen des Hasses, den sie heraufbeschworen hat. Wie der Phoenix ist sie. Stets erhebt sie sich aus der Asche - zum Guten, wie zum Bösen. SEHT ZU BODEN, IHR GESTALTEN! ALLES IST VOLL ASCHE! Doch noch einmal soll sie brennen. Noch einmal soll sie lodern und geleckt werden von den wollüstigen Zungen des Feuers, auf dass sich erneut der Phoenix erhebt, dessen Rückkehr ich schon viel zu lange erwarte."
Doch noch immer fand keine Regung den Weg in die Gesichter der Gestalten. Sie sahen ihn an, mit ihren kalten, starren Augen, die nicht einmal blinzeln konnten.
Doch zu seiner großen Freude bewegte eine der unzähligen Gestalten plötzlich ihre Lippen und erhob ihren Kopf aus der breiten, dunklen Masse. Mit leiser, heiserer Stimme sprach sie zu ihm: "Stirb mit uns, es wird dir gefallen! Stirb mit uns, denn es macht Spass!"
So stürzten sich nun all diese Figuren mit euphorischem Geschrei auf ihn, um ihn, der in resignierter Demut seinen Kopf senkte, zu töten.
Sie vermochten es nicht, ihm sein Leben zu nehmen, sie vermochten es nicht, ihm das zu nehmen, was er nicht besaß. Als sie dies begriffen und endlich von ihm wichen, und als ihn nun der unerträgliche Schmerz, den ihm die Kreaturen beigebracht hatten, endlich freigab, wandte er sich voll Abscheu und Verachtung ab, stieg von seinem Sockel und ging weiter seines Weges.

 
Zuletzt bearbeitet:

Nun, ohne euch (die verehrten Autoren und Leser) in irgendeiner Form bedrängen oder nötigen zu wollen ... *g*

Ich bin neu hier - wenn ich mich nicht täusche, was natürlich leicht der Fall sein kann, sogar der Neueste. Abgesehen vom Feedback zu lukas_iskarioths Text (Gomory überwindet die Metaphysik) ist dieses Thema hier das Erste, was ich bei euch veröffentlicht habe. Die folgenden Zeilen sollen keine negative Kritik an euch darstellen (auch wenn sie teilweise polemisch wirken, ist das nur (freundlicher :-)) Sarkasmus), sondern die Wahrscheinlichkeit eines eventuellen Feedbacks erhöhen. Fünf Personen haben meinen Text gelesen, doch nicht einer davon hat auch nur einen, wie auch immer gearteten, Kommentar dazu abgegeben. Nicht dass ich mir eine umfangreiche Interpretation dieses Textes erwartet hätte (obwohl ich zugeben muss, dass ich mir zumindest erhofft hatte, dass ich nicht selbst meinen Lesern die meinem Text zugrunde liegende Symbolik (die eigentlich nicht besonders schwierig ist), sowie die zahlreichen Metaphern (bei denen ich überzeugt bin, dass sie jemand, der selbst philosophische Texte verfasst, sofort versteht) erklären zu müssen), nur wäre irgendeine Form von Feedback oder zumindest ein kleiner Willkommensgruß ganz angenehm.
Ich wäre eigentlich schon mit einer der folgenden Antworten zufrieden:

1. "Willkommen, TheShadow - dein Text ist Scheisse"
2. "Willkommen, TheShadow - mir hat dein Text gefallen"
3. "Willkommen, The Shadow - Ich finde es zufriedenstellend, das mal jemand wieder einmal ein Thema aufgreift, das zwar total ausgelutscht ist, jedoch unsere Gesellschaft betrifft, wie es nur sehr wenige Dinge tun"
4. "Willkommen TheShadow, du hast Unrecht - die Welt funktioniert, so wie sie ist."
5. "Willkommen TheShadow, beschissener Text, ich habe überhaupt keine Ahnung, wovon du redest. Was bedeutet z.B. die Sonne, der Fall in die Tiefe, die Asche, das Wachsen der Figuren aus der vergifteten Erde, das Wandern, etc..."
6. "Willkommen, TheShadow - Das ist alles nur entbehrliche, gedankliche Onanie, die kein Mensch braucht - entschuldige mich bitte, ich bade jetzt im Sonneschein, lege mich unter den Regenbogen und danach genieße ich das Fernsehprogramm."
7. "Willkommen, TheShadow - das hast du alles nur geklaut, denk' dir was eigenes aus.

Es ist nun wesentlich einfacher, für euch, Feedback zu geben: alles was ihr dazu tun müsst, ist eine der sieben Nummern in das Antwortfeld zu schreiben.
:D

 

:rolleyes:

Geduld ist eine Tugend! :teach: Schon nach ein/zwei Tagen Panik zu schieben, ist nicht besonders hilfreich. Lies andere Geschichten, schreib dort mal was, und dann woanders, und dann wird der eine oder andere sich schon melden.

Ach ja: 1.

:p

 

Nun ja, über Geschmack lässt sich streiten - jedenfalls ist es für mich ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt. Vielen Dank für deine Antwort.

 
Zuletzt bearbeitet:

Das musst du mir jetzt aber erklären... :)
- Denn Nazistisches kann ich beileibe nichts in diesem Text entdecken.
Für mich bedeutet die schwarze Sonne hier etwas völlig anderes.
Denke nur einmal daran, was all die großen Philosophen mit der Sonne verbunden haben - Beispiele:

Für Platon war sie die höchste der Ideen - die Idee des Guten.

Für Niezsche bedeutete sie im Zarathustra ähnliches.

Für Kant war sie bei der Kopernikanischen Wende die Metapher für die menschliche Vernunft, um die alle Gegenstände wie Planeten zu kreisen haben.

Und nun stelle dir vor, die große Sonne verändert sich - anstatt uns Licht und Weisheit zu schenken, bringt sie nichts als Tod und Finsternis, denn sie stirbt - unser Zentralgestirn, die Metapher der Vernunft stirbt - so wie die bedauernswerten Kreaturen, denen sie das Licht entzieht...

 

@Shadow: Entschuldige, aber das hat schon ein wenig was von unfreiwilliger Komik. Du schreibst eine Geschichte über eine "schwarze Sonne" und nennst dich selbst "TheShadow". :D

Also, wenn die Geschichte jetzt auch noch eher be...scheiden ist (hab sie noch nicht gelesen), dann würd ich dir raten, bei künftigen Sonnenfinsternissen wohl besser keine Stories mehr zu schreiben... ;)

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich habe mich schon so genannt, bevor mich dieser kulturelle und mentale Verfall, den ich in meinem Text zu kritisieren versuche, so zu stören begann.
Wenn du nun unbedingt meinen Namen mit diesem Text in Verbindung bringen willst, so nenne es traurige Einsicht - oder Selbsterkenntnis, denn wir alle sind von den Geschicken unserer Sonne, bzw. unserer Kultur abhängig und weder ich noch du sind in der Lage, uns wirklich zu entziehen - ergo bin ich nicht mehr und nicht weniger Schatten meiner selbst als du oder irgend ein anderer.

Ich möchte dich nun bitten, da du ja, Gott (der ja tot ist) sei Dank, nicht voreingenommen bist, meine Geschichte einfach zu lesen. Und bevor du sie liest, denk an Camus und an das, was er über Verachtung gesagt hat.

PS:
Schon mal ins Kinderprogramm geschaut? Hast du dich überhaupt einmal nur länger als zehn Minuten irgendeinem populären Massenmedium ausgesetzt? Glaubst du wirklich, das ist die richtige geistige Grundlage, der richtige Nährboden für unseren Nachwuchs?

Er sah plötzlich mehrere Gestalten, die ohne ersichtlichen Grund plötzlich aus dem kargen, dunklen Felsboden zu erwachsen schienen. Wahrlich karg war dieser Grund und jede Pflanze wäre sofort an dieser toten, vergifteten Erde zugrunde gegangen, doch jene Gestalten schienen prächtig darauf zu gedeihen. Man konnte durch sie hindurchsehen und kein Licht wollte in ihren Köpfen scheinen.

Wir sehen uns heute nicht mehr allein dem Problem der selbstverschuldeten Unmündigkeit gegenüber. Ich glaube, wir können getrost von einer selbstverschuldeten geistigen Verkrüppelung sprechen.

Dies sind die Grundlagen einer hedonistischen Spass -und Unterhaltungsgesellschaft: "Tittitainment" und Kunst ohne Inhalte, die auch nicht in der Lage ist Werte - welcher Art auch immer, welcher Bedeutung auch immer - zu vermitteln. Pop-"Art", Pop-Musik, das Fundament einer sinnentleerten, wertentleerten Welt.

STIRB MIT UNS, DENN ES MACHT SPASS

Es gibt zwar Texte und Autoren im Überfluss, die sich gerade mit diesem Thema beschäftigen. Es ist ausgelutscht. Was will man angesichts solcher Umstände noch sagen? "Es zerfallen mir die Worte im Mund zu modrigen Pilzen." (Hugo v. Hofmannsthal, Chandersbrief, wenn ich mich nicht irre :D ) Dennoch habe ich (obwohl ich weiß, dass es zwecklos ist) den hoffnungslosen Versuch unternommen, mein Herz auf diese Weise zu erleichtern. Was mich jedoch wundert ist, dass ihr mich nicht darauf angesprochen habt. Habt ihr das nicht herauslesen können (worum sich zugegebenermaßen der ganze Text dreht)? Seid ihr die ewige Diskussion um den Kulturverfall, etc. schon leid? Ich bin es nicht. Mir tut es heute noch genauso weh, wie früher.

 
Zuletzt bearbeitet:

Noch etwas:
Seid ihr eigentlich vertraut mit "Der Tod Gottes" von Nietzsche?
Ich habe eben zufällig einen Text im Internet gefunden, der zeigt, inwiefern sich dieses Werk mit genau derselben Thematik befasst, wie mein Text:
---
Der Text „Der Tod Gottes“ lässt sich in vier Abschnitte unterteilen:

1.1 Die Ausgangssituation: Ein Mensch entzündet am hellen Vormittag eine Laterne und begibt sich auf die Suche nach Gott. Gerade dieser Widerspruch (Laterne ó heller Vormittag) weißt darauf hin, dass dieser Mensch verrückt sein muss (er wird im folgenden „Der tolle Mensch" genannt). Die außenstehenden Menschen nehmen dies zumindest an, denn als der tolle Mensch verkündet, warum für ihn die Welt dunkel sei, bekommt er nur Gelächter, Spott und Hohn zu Ohren. Doch in gewisser Weise ist diese Frage nur eine Frage der Perspektive, denn aus der Sicht des tollen Menschen gesehen findet er sich in einer Situation, in der ihm nicht einmal die Sonne leuchten kann. Im Gegenteil dazu müssen wir die Umstehenden Menschen als die „Verblendeten“ betrachten, denn für sie ist dieses Ereignis (eben dass Gott tot ist) egal und sehen dem eher gelassen entgegen. Im Prinzip steht Gott zwar „außer Frage“, doch das Volk glaubt nicht mehr so recht an ihn. Im Laufe der Jahrtausende scheint er in Vergessenheit geraten zu sein, nur der tolle Mensch kann nicht so recht daran glauben, denn immerhin heißt es, dass Gott allmächtig und allgegenwärtig ist und somit nicht verschwinden kann.

1.2 Die Rede des tollen Menschen: Während der tolle Mensch im ersten Abschnitt noch nach Gott suchte, erklärt er ihn im zweiten mit dem Satz „Wir haben ihn getötet“ für tot. Er unterstreicht dies dann noch durch „und doch haben sie dieselbe getan!“. Bereits im Originaltext hat Nietzsche diese Textstellen im Druck hervorheben lassen. Diese Stelle stellt das Zentrum des Textes dar. Da Gott in unserer realen Welt keinen greifbaren Platz mehr einnimmt, können wir ihn hier auch nicht finden. Deswegen haben wir ihn getötet, meint Nietzsche dann. Doch wir können ihn auch nicht wieder lebendig machen, er bleibt tot. Nun stellt sich gezwungenermaßen die Frage, wie wir ein solches „Wunder“ vollbracht haben. Das Töten meint die Beseitigung der an sich seienden übersinnlichen Welt durch den Menschen. Am deutlichsten wird dies am Bild der Sonne, die auf Platons höchste und alles erleuchtende Idee[1] zeigt. Die Sonne war einst der Mittelpunkt, doch sie wurde durch den Tod Gottes von der Erde losgekettet. Weiters sei an dieser Stelle noch das Bild des Horizontes und damit verbunden das des Meeres genannt. Im Sinne Platons scheint das Licht der Sonne als Ursache des Horizontes, das den Gesichtskreis umgrenzt. Doch mit dem Abketten der Sonne werden wir durch den damit verbundenen Verlust des begrenzenden Sinnhorizonts der Unendlichkeit preisgegeben. Während bisher die Sonne für eine korrekte Bahn gesorgt hatte, treibt die Erde nun ort- und richtungslos umher, ein Oben und Unten gibt es nicht. Dieser Zustand könnte ohne weiteres mit der Schwerelosigkeit in der Raumfahrt verglichen werden, wenn man bedenkt, dass Nietzsche sich in dieser Zeit im Zuge seiner naturwissenschaftlichen Studien mit der Astronomie befasste. Während der Tod Gottes zwar schon eingetreten ist, die Menschen sich der Auswirkungen dessen noch nicht so ganz bewusst sind, ertönen bereits die Sterbeglocken und ein Lärm der Totengräber ist auch zu vernehmen.

1.3 Die zukünftigen Konsequenzen: In diesem Abschnitt werden die später im „Zarathustra“ gezogenen Konsequenzen angedeutet, die der Tod Gottes für die Menschen hat. Als erster realisierte Nietzsche die Auswirkungen dieses Ereignisses und entschied, dass dieser Aufstand der Menschen nicht zu einer Wiedergeburt führen könne. Wenn das Schicksal nun mehr auf keinen höheren Wert mehr ausgerichtet ist, so beginnt der Weg ins Dunkle und der Zufall entscheidet ab diesem Zeitpunkt. Nietzsche meinte, dass, wenn man die Größe nicht mehr in Gott findet, so findet man sie nirgends. Man muss sie leugnen oder erschaffen. Das System ist aus den Bahnen geraten, das Schicksal ist auf keinen höheren Wert mehr ausgerichtet, und der Zufall trägt ab nun die Entscheidungsgewalt. Doch nun gilt es, den Blick nach vorne zu wenden, frei von Schuld zu sein für die Zukunft. Die Vergangenheit lässt uns in einem quälenden und belastenden Zustand, den wir durch Reue und dem „Mitleid“ überwinden müssen. Dieses Ereignis vom Tode Gottes ist tatsächlich „übermenschlich“ und geht über die Kräfte eines einzelnen hinaus. Im Zarathustra schreibt Nietzsche, dass nun die Zeit gekommen sei, sich vom Ufer der Traditionen hin zu einem „Neuen“ „hinüberzuwandeln“. In der Interpretation Heideggers ist dies der eigentliche Sinn des späteren „Übermenschen“. Er muss sich mit der früheren, auf Gott gestellten Geschichte messen und beweisen, dass der zum eigenen Gott gewordene Mensch ein besseres Leben aus sich zu schaffen mag. Weil er als freier Geist sein Dasein bewusst und total übernimmt, gehört er „einer höheren Geschichte an. Die umstehenden Menschen befinden sich noch in einer Phase, in der sich langsam erst der Schatten über Europa legt. Allerdings haben die Menschen am Marktplatz den Vorgang der geistigen Wiedergeburt noch nicht vollständig abgeschlossen, da das Ereignis des Gottestodes erst beginnt; der tolle Mensch ist ja zu früh gekommen.

1.4 Epilog: Nur scheint ihnen in dieser „Schattenwelt“ noch kein Licht aufgegangen sein. Der tolle Mensch, der ja bekanntlich bereits am Vormittag den Marktplatz stürmt, ist demnach zu früh gekommen. Seine Hoffnungslosigkeit bringt er aber schon bald durch das Zerschmettern der Laterne zum Ausdruck. Er hat das Untergehen der metaphysischen Sonne für den Schatten verantwortlich gemacht, das Begräbnis mit der Verkündigung der Wahrheit eingeläutet und die Tempel für ein der Antike ähnliches „Trümmerfeld“ erklärt.

http://www.brg-lienz.asn-ibk.ac.at/events/events_a/events9900/philo/pup_nietzsche.htm

 

Hallo Shadow,
"der sich nun auftat riss ihn nun hinab in ungewisse Finsternis", zweimal nun in einem Satz ist störend.
"Dehmut": schreibt sich ohne h.

Darauf solltest Du jedenfals nicht hören: "Also, wenn die Geschichte jetzt auch noch eher be...scheiden ist (hab sie noch nicht gelesen), dann würd ich dir raten, bei künftigen Sonnenfinsternissen wohl besser keine Stories mehr zu schreiben..."

Ansonsten finde ich, dass du ein wenig den Stil Nietzsches übernommen hast, in seinem Zarathustra. Zarathustra quasi als Gegenfigur zu Jesus.
Doch finde ich auch, das das Wort "verbrennen" etwas eigentümlich ist. Es scheint mir irgendwie in meiner Vorstellung ein widersprüchliches Bild zu geben. Die dunkle Sonne, das Feuer. Das passt irgendwie nicht. Das Wort "dunkle Sonne" erregt in mir bereits einen gewissen Widerstand.
Warum nicht Mond? Da scheint mir ein Gedankenfehler zu sein. Soweit ich weiß, hat Platon das Höhlengleichnis gegeben. Mit den Menschen, die nur den Schatten an den Wänden sehen konnten und schließlich aus der Höhle hinausgeführt wurden und von der Sonne geblendet waren. Dieses Gleichnis ist widerspruchsfrei.

Ich möchte auch darauf hinweisen, dass ein Text sich aus sich selbst heraus verständlich machen muss. Natürlich soll ein Text auch zum denken anregen, vielleicht mir einem offenen Ende. In Gleichnissen muss jedoch auch auf die Plausibilität geachtet werden.

Cipollo

 

Zuerst einmal vielen Dank, dass du die Geschichte überhaupt gelesen hast. Die Fehler, die du erwähnt hast (sind mir gar nicht aufgefallen :D), sind behoben.
Zu deiner Kritik:
Ja, ich habe mich sehr stark an Zarathustra angelehnt - und zwar mit Absicht. Diesen Text habe ich - stark inspiriert von Zarathustra - in Anlehnung an Nietzsches Idee vom "Tod Gottes" geschrieben, wollte mit Hilfe von surrealen, bild -und bedeutungsüberladenen Metaphern eine einfache, aber dennoch tiefsinnige Gesellschaftskritik verfassen, die sich wie Camus die Frage stellt, was wir in einer Welt noch tun sollen, in der Gott gestorben ist. Sollen wir alles niederbrennen? Mehr oder weniger sinnvolle Revolutionen anzetteln? Das einzige, was dem "Protagonisten" in diesem Fall weiterhelfen kann, ist seine grenzenlose Verachtung den Kreaturen, also den "Menschen" gegenüber.
Jedoch scheiterte schon Zarathustra an seiner eigenen Sprache, der Sprache eines Prophenten, die in seinen Händen regelrecht zerbrach - eine Sprache, die so bild -und beteutungsüberladen ist, wie jene, die ich in meinem Text verwende. Eine solche Sprache ist per definitionem missverständlich, was natürlich dazu führt, dass sie oftmals nicht verstanden wird.
Der Protagonist stellt den gescheiterten Übermenschen dar. Er ist gescheitert an der Verantwortung, die es mit sich bringt, sein eigener Gott zu sein - warum das so ist, wirst du erst in der Fortsetzung dieser Geschichte erfahren, die ich schon seit einiger Zeit in mir zurechtspinne.

Zu deinem Einwand mit der Sonne:
Nietzsche geht in seiner Philosophie davon aus, dass der Mensch seinen Gott getötet hätte und nun die Verantwortung auf den Schultern jedes einzelnen Menschen ruhe, sein eigener Gott zu sein, zum Übermenschen zu werden. Wenn du den Zarathustra noch einmal liest, wirst du feststellen, dass Zarathustra selbst stets mit der Sonne gleichgestellt und verglichen wird. D.h.: die Sonne ist nicht bedeutsamer als Zarathustra selbst. Wenn wir uns den Tod Gottes vor Augen halten, wissen wir auch warum: Als Gott (verkörpert durch die Sonne) starb, musste der Mensch selbst uzr Sonne werden. Bei Platon ist das anders: Der Entfesselte ist der Sonne untergeordnet,, sie blendet ihn. Bei mir ist das auch anders :-) : Mein Protagonist ist auch der Sonne untergeordnet (Wie Eingangs erwähnt, ist er der GEFALLENE Übermensch), er leidet sogar unter ihr.
Die Sonne (Gleichzusetzen mit Gott) ist für mich ein Symbol der Vernunft und der Weisheit. Wie du vielleicht bemerkt hast, ist die Menschheit gestorben, die Menschen wurden zu "leeren Hüllen", die "wie Untote auf Erden wandeln". Doch mit dem Tod der gesamten Menschheit starb auch die Sonne, denn die Sonne kann nicht sein, ohne die, denen sie leuchtet (Findest du auch im Zarathustra). D.h.: Wenn es keine Menschen mehr gibt, die Vernunft und Weisheit in sich tragen, wird man derlei Werte auch in der Sonne vergeblich suchen (Wehe, es kommt die Zeit, wo der Mensch keinen tanzenden Stern mehr gebären kann). Der gefallene Übermensch, jedoch starb nicht, denn er ist jenseits vom menschlichem und tierischen und weder Leben, noch Tod haben Macht über ihn (Den Grund dafür möchte ich auch ausführlicher in der Fortsetzung erklären).
Die Schwarze, tote Sonne der Toten ist für den Protagonisten also wesentlich schwerer zu ertragen, da sie einen größeren Einfluss verübt, als die dunklen, toten, schattenhaften Kreaturen auf der Erde. Wohingegen die "alte" Sonne Vernunft und Weisheit ausstrahlte, strahlt die tote Sonne - wie die "Menschen" - nur noch Wahnsinn und geistige leere aus. Was dies alles zu bedeuten hat, kannst du sehr einfach den Kommentaren entnehmen, die ich oben gepostet habe.
Vielleicht verstehst du jetzt, wieso ich denke, dass eine "schwarze Sonne" als Metapher mehr als ausgezeichnet geeignet ist, um meine Kritik zu äußern.
Das Feuer übrigens auch. Wie eingangs erwähnt, findet der Protagonist nur noch zweifelhaften Sinn in dieser sinnentleerten Welt, sofern er die Dunkelheit mit seinem Feuer erleuchten darf - sofern er Umstürze herbeirufen kann, die im Endeffekt eigentlich eher eine Art Zeitvertreib als tatsächliche Sinnhaftigkeit bedeuten.
Ich glaube übrigens, dass das Feuer des Protagonisten (Der einzige, der noch Feuer in sich trägt, sich noch Pathos bewahrt hat), das zumindest potentiell dazu in der Lage ist, diese Welt zu erhellen, einen schönen Kontrast bildet, zu der Dunkelheit dieser toten Sonne.

Ich hoffe, der Text ist jetzt plausibel genug . :-)

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom