Mitglied
- Beitritt
- 27.09.2009
- Beiträge
- 35
Die Schwangeren
Als die beiden Frauen den Raum betraten, wackelte gerade eine vorüber. Sie sah aus wie ein nackter Bauch auf riesigen Entenbeinen. Die dünnen Metallarme mündeten in grossen ledernen Händen. Manuela sah ihr interessiert nach. Der watschelnde Gang, das sanfte Wiegen des Bauches, der von hinten einem aufgeblasenen Po ähnelte, das hatte etwas Obszönes.
Sie schaute sich um. „Oh!“ rief sie aus, „So hatte ich es mir gar nicht vorgestellt.“
„Nicht wahr.“ meinte die Beraterin zufrieden. „Ich hatte Ihnen doch gleich gesagt, dass Sie sich hier wohlfühlen würden. Wir gehen immer hierher. Alle wollen die Nannys sehen. Das ist besser als ein Zoo.“
Die Halle wirkte wie ein Park. Vogelgezwitscher lag in der Luft. Hier und dort Bäume. Viele duftende Blumen und akkurat geschnittene Büsche. Die Nannys wandelten die Sandwege entlang oder sie standen in Gruppen zusammen. Einige hatten sich auf dem Rasen niedergelassen und die grossen, ledernen Hände zärtlich auf den Bauch gelegt. Sie sassen da wie Buddhas.
„Gehen wir ein wenig und schauen uns um.“ sagte die Beraterin. „Unterhalten wir uns ein wenig. Sie gefallen mir wirklich sehr gut. Sie wirken so frisch, so selbstbewusst. Schön sind Sie auch noch und jung sowieso. Solche Menschen hat das Leben gern.“
„Danke.“ sagte Manuela schüchtern.
„Was machen Sie eigentlich beruflich?“
„Ach…“ Die junge Frau schien zu erröten und kam ins Stottern. „Eher weniger. Um es ehrlich zu sagen, gar nichts. Es ist ja auch nicht mehr so gut möglich. Die Roboter machen ja jetzt die meisten Arbeiten.“
„Man muss schon etwas für sein Leben tun.“ Die Falten der Beraterin verhärteten sich und ihr Gesicht bekam einen missbilligenden Ausdruck.
„Ich, ich habe keine besonderen Talente.“
„Es gibt auch andere Berufe. Kindergärtnerinnen, Empfangsdamen.“
„Auf die paar Jobs stürzen sich ja immer Hunderte.“
„Wie dem auch sei. Und jetzt wollen Sie also ein Kind.“
„Ja. Ich brauche eine Aufgabe.“
„Ach so.“ Die ältere Dame schaute noch tadelnder.
„Frau Tenzer!“ Manuela schien sich aufzurappeln. „Ich weiss, dass ich eine gute Mutter sein werde.“
„Das glaube ich schon. Sie werden Ihr Kind bekommen. Selber austragen wollen Sie es nicht?“
„Ich habe darüber nachgedacht. Aber nein. Nein, ich will’s nicht. Mir gefällt mein Körper, so wie er ist. Ich will nicht, dass er anschwillt, unförmig wird, zu einer Tonne. Sie verstehen sicher. Dieses ganze Schwangerschaftszeugs. Die Übelkeit, dieses Fettwerden, keinen Alkohol trinken... Ich gehe gern raus, liebe mein Leben, liebe meine Attraktivität.“
„Junge Frau!“ Frau Tenzer lächelte verschmitzt. „Ich bin nicht da, um Ihr Leben zu kritisieren. Und ja, natürlich verstehe ich Sie, sonst wäre ich kaum da, wo ich jetzt bin. Tausende Jahre lang wurde der Körper der Frau versklavt, zu einem Schwangerschaftsbehälter missbraucht. Ich spreche dabei nicht einmal von den namenlosen Millionen, die ihren Tod dabei gefunden haben. Und die Männer wollen das noch heute! Täuschen Sie sich nicht, Manuela! Aber diese Zeit nähert sich jetzt glücklicherweise ihrem Ende. Was Sie hier sehen, ist die Vollendung der weiblichen Emanzipation.“
„Sie sprechen mir aus dem Herzen.“
„Nicht wahr. Lassen Sie sich nicht von den sogenannten Moralisten einschüchtern. Hier zumindest darf man Tacheless reden. “
„Frau Tenzer?....eine ganz stupide Frage. Der Vogelgesang, er gefällt mir. Gibt es hier viele Vögel? Ich konnte noch keinen sehen.“
„Das kommt vom Band.“ Die Dame war amüsiert. „Ist gut für die Foeten. Wir spielen auch Musik, viel Uraltklassik aus dem letzten Jahrtausend. Aber wir haben auch Phasen der Stille und von Zeit zu Zeit lassen wir menschliche Gespräche murmeln. Ausserhalb der Besuchszeiten, sonst würde es seltsam wirken. Alles geht nach wissenschaftlichen Kiterien.“
„Ach so! Aber die Blumen, die Bäume. Die können die Kinder im Bauch ja weder sehen noch riechen. Und die Nannys brauchen sie auch nicht.“
„Gut beobachtet. Das Ambiente ist eigentlich nur für die Besucher. Sonst würde es viel kälter wirken. Ein kleiner Fake für ein besseres Image. Es ist stupide, aber es funktioniert. Bei Ihnen doch auch.“
Manuela antwortete nichts. Sie liefen ein paar Schritte schweigend nebeneinander, dann fragte sie zögernd: „Haben sie alle etwas drin?“
„Etwas drin!“ Die Tenzer lachte metallisch. „Ja, sie sind alle trächtig. Die leeren sind in der Gerätekammer. Wir schauen sie uns dann gleich an. Gehen wir zu der Gruppe dort vorn, Fräulein Manuela, ich möchte Ihnen ein paar von unseren Gebärmüttern vorstellen. Wir haben zurzeit hundertfünfzig, aber ich kenne und erkenne sie alle. Kommen Sie!“ Die Alte beschleunigte ihre Schritte.
Es waren etwa zehn, die beieinander standen. Einige waren stumm und standen still. Drei oder vier summten zusammen ein Lied und schaukelten sanft ihre Bäuche.
„Das ist Martin.“ erklärte Frau Tenzer und zeigte mit spitzen Fingern auf eine der Nannys. „Sechs Monate. Daneben Carola, schon zwei Wochen vor der Geburt. Und sehen Sie, hier ist ein frisch eingepflanzter. Gerade fünf Tage alt, noch namenlos.“
Manuela schaute seltsam berührt hin, brachte nur ein leises „Oh!“ hervor. Die Beraterin fühlte sich wohl, sie sprach rasch weiter. „Eine Manuela haben wir auch. Sie muss dort hinten sein, hinter den Büschen. Sie scharvenzelt meistens dort herum. Aber hier, sehen Sie! Wissen, wen wir hier haben? Milinda, unser kleines Schimpansenmädchen.“
„Ein Affe.“
„Aber ja.“
„Sie mischen Tiere und Menschen in Ihrem Geschäft?“
„Aber natürlich. Wissen Sie nicht, dass wir früher hier nur Affen gebrütet haben? Nicht bloss Schimpansen, auch Kapuzineräffchen, Paviane, Mandrills und ein paar andere. Gorillas nicht, die waren zu gross. Neue Techniken werden ja immer zuerst an Tieren erprobt, das ist das normale Vorgehen.“
„Richtig.“ Manuela sprach dieses eine Wort sehr abgeklärt.
„Und Sie sollten nach unserer Visite in das Affenhaus gehen. Es liegt gleich nebenan. Sie können dort in einer Hängmatte schaukeln und den Tieren bei ihren Spielen zusehen. Es ist so entspannend. Sie werden allen Stress und alle Angst vergessen und ins Träumen kommen. Alle Tiere dort sind von unseren Nannys ausgetragen worden.“
„Ja, ich werde es tun. Ich habe heute nichts mehr vor. Die Gorillas waren zu gross, sagten Sie.“
„Waren!“ Der Tonfall der Beraterin wurde fast hysterisch vor Begeisterung. „Jetzt haben wir ganz andere Kaliber.“ Sie formte ihren Mund zu einem Trichter und schrie grell: „Gigantus!“
Jemand kam auf sie zugewackelt. Es war eine riesige Nanny, mindestens drei Meter gross. Sie kam bis an die Frauen heran, blieb dann stehen. Ein dumpfes Murmeln drang aus dem Bauch.
„Was ist denn da drin, ein Elefant?“
„Nicht jetzt, aber schon einmal. Auch eine Kuh ist schon in dieser Gebärmutter gewachsen.“
„Wozu soll das gut sein?“ Manuela schien die Nase zu rümpfen.
„Das ist leicht erklärt. Sie ist eine Multifunktionsnanny. Von den grossen zurzeit eine der Besten in Europa und sicher die Ausgereifteste in Polen. Wir haben deshalb einen Vertrag mit dem ADIG abschliessen können.“
„Dem Animal Design Institut Glasgow.“
Die Tenzer stutzte kurz. „Korrekt! Sie kennen sich aus. Gigantus wird die erste Lolan austragen. Das Genom ist schon fast fertig, es liegt schon eine Betaversion vor. Zurzeit laufen noch die Konsistenzchecks und einige Berechnungen. Die sind auch für uns wichtig, wir sind schliesslich für den Foeten verantwortlich.“
„Lolan, das ist so eine grosse Kuh?“
„Falsch. Biologisch ist es keine Kuh. Das Tier wird die Grösse eines Elefanten bekommen und eine unglaubliche Menge Milch produzieren. Auch ihr Fleisch wird unvergleichlich sein. Die Afrikaner werden sich freuen, denn er ist als Savannentier projektiert.“
„Aha!“ Manuela freute sich. „Ich hab’s verstanden!“
„Was haben Sie verstanden?“
„Der Lolan kann ja gar nicht anders geboren werden. Es gibt ja gar kein Muttertier.“
„Sie habens geschnallt.“
„Apropos Lolan. Woher kommt eigentlich der Name?“
„Keine Ahnung. Wird schon was bedeuten. Gehen wir weiter. “
Frau Tenzer lief mit schnellen Schritten los, Manuela hatte Mühe zu folgen. Sie gingen einen kuvenreichen Sandweg entlang, bogen dann auf einen Kiespfad ab, der direkt zu einer Tür führte. So kamen sie in die sogenannte Gerätekammer, ein grosszügiges, helles Zimmer. Es war nicht viel zu sehen, nur eine Menge von Schränken aus Milchglas. Die Beraterin führte Manuela in die Mitte des Raumes. Im Zentrum eines Freiraumes stand auf einem Sockel eine Gebärmaschine, offenbar zu Demonstrationszwecken.
„Sie müssen doch wissen, wem Sie Ihre Eizelle anvertrauen.“
„Oder was ich sie anvertrauen werde.“
„Sehen Sie, wir sprengen selbst die Grammatik. Ich werde Ihnen jetzt ein wenig zeigen.“ Mit spitzen Fingern öffnete sie eine Klappe. „Das ist der Prozessor. Es sieht nicht viel anders aus als in einem gewöhnlichen Roboter.“
„Das muss ein sehr leistungsstarker Rechner sein.“ vermutete Manuela.
„Gar nicht mal. Verglichen mit einem modernen Universalroboter sind die Anforderungen eher gering. Die Motorik wird nur minimal beansprucht, sie laufen ja die ganze Zeit nur im Park herum oder nicht einmal das. Es sind in der Hauptsache nur Hirnstammfunktionen. Aber die haben es trotzdem in sich. Die Überwachung des Embryos und des Foeten, die Regulierung der Stoffzufuhr, die Aufrechterhaltung der metastabilen Gleichgewichte, das sind keine geringen Aufgaben. Und was oft unterschätzt wird: Die organische Masse des Gerätes muss ja selbst auch am Leben erhalten werden. Nicht nur die Frucht soll gedeihen, sondern die Gebärmutter selbst will auch versorgt sein.“
„Klingt interessant.“
„Es ist hochinteressant. Das Ganze besteht zu mehr als dreissig Prozent aus organischer Materie. Fassen Sie mal an!“ Die Beraterin umgriff Manuelas Unterarm und führte ihre Hand sanft zu dem Bauch, schob sie durch einen präparierten Spalt.
„Und?“ fragte sie triumphierend „Wie fühlt sich das an?“
Es war warm und feucht. „Wie Fleisch.“ sagte Manuela.
„Wie lebendes Fleisch!“ Sie beobachte zufrieden den leicht verwirrten Gesichtsausdruck der jungen Frau, die vorsichtig ihre Hand befreite.
„Kommen Sie auf die Rückseite! Ich wette, Sie haben noch nie einen Blick in den Rucksack werfen können.“ Auf der Hinterseite war etwas, das wie ein lederner Kasten aussah und sich aufklappen liess. Eine Vielzahl von Flaschen, Fläschchen und Patronen wurde sichtbar. Das Ganze war peinlich sauber und alles hatte seinen genauen Platz.
Die Beraterin fuhr mit ihren Erklärungen fort. „Ich will Sie nicht mit den Details ermüden, Sie sollen nur einen Eindruck gewinnen. Die grossen roten Beutel, das ist klar.“
„Das Blut.“
„Natürlich. Muss regelmässig ausgewechselt werden, es hält sich nicht so lange. Wir haben hier eine eigene Blutbank, das versteht sich. Die milchigen Flaschen, das sind die Nährlösungen. Ist jeweils abgestimmt auf die aktuellen Bedürfnisse des Ungeborenen. “
„Was ist in den anderen Gefässen?“
„Alles Mögliche. Hormone, Enzyme, Antiglobuline. Es sind auch Ausscheidungen des Foeten dabei. Weiter muss die Sauerstoffversorgung gelöst werden. Wir führen alles von aussen zu, was ein Mutterleib endogen produzieren würde.“
„Wo kriegen Sie das her?“
„Wir haben ein kleines Labor, oben im zweiten Stock. Das Meiste kaufen wir ein. Einen Grossteil vom Biotechnologischen Institut Warschau, einiges auch von einer Berliner Firma.“
„Woher beziehen Sie die Gebärmütter?“
„Aus der Turiner Organfarm.“
„Oh, die sind eher für ihre Bauchspeicheldrüsen bekannt.“
„Da sind sie konkurrenzlos. Aber auch die Gebärmütter sind von sehr guter Qualität. Astreines Gewebe, sehr gut HLA-supprimiert. Die Organzucht hat in den letzten zwanzig Jahren enorme Fortschritte gemacht. Der Mensch wird so langsam zu einem Auto.“
Sie erwartete eine Rückfrage, die nicht kam. Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort.
„Haben Sie einmal daran gedacht, dass man ein Auto vom Prinzip her solange fahren kann, wie man will? Jedes kaputte Teil lässt sich auswechseln und so immer weiter. Wir sind jetzt soweit, dass wir im Grunde jedes Organ des Menschen austauschen können, selbst die Haut. Der menschliche Körper kennt kein Verfallsdatum mehr.“
„Es scheitert am Gehirn.“
„Ja, das Gehirn. Aber auch da wird die Wissenschaft noch eine Lösung finden.“
„Glaube ich nicht.“
„Sie haben zuwenig Phantasie, junge Frau.“
„Sie werden mich nicht überzeugen.“ Manuela sprach diese Worte so hart aus, dass die alte Dame unwillkürlich zusammenzuckte.
„Ich habe eine Frage.“
„Na dann los.“
„Wenn ich Ihnen mein Ei überlasse und mich danach zu einem Schwangerschaftsabbruch entschliesse: Wie verhalten Sie sich dann?“
„Das ist nicht möglich. Während der Schwangerschaft haben Sie alle Rechte an uns abgetreten. Wir sind schliesslich auch für die technische Umsetzung verantwortlich.“
„Das Gesetz sieht die Möglichkeit eines Schwangerschaftsabbruches in den ersten acht Wochen vor.“
„Mit uns nicht. In der Hinsicht schliessen wir eindeutige Verträge ab. Wer sein Kind nicht haben will, kann es ja zur Adoption freigeben.“
„Kate Wonder hat gegen Sie geklagt und gewonnen.“
„Kate Wonder war eine verwirrte Frau, die sich vor ihrer Verantwortung drücken wollte.“
„Sie hatte tiefere Gründe.“
„Tiefere Gründe. Ach hören Sie doch auf! Was sollen überhaupt diese Fragen? Haben Sie noch mehr davon?“
„Ja. Ich frage mich, ob das, was Sie hier tun, nicht gegen die Cyborggesetze verstösst.“
„Mir gefallen Ihre Fragen nicht.“
„Und mir nicht Ihre Antworten. Also! Ist nicht dieses ganze Unternehmen hier illegal?“
„Das sehen unsere Anwälte anders.“ Die Tenzer versuchte, zu einem überlegenen Ton zurückzufinden. „Die Verfahren laufen noch und sie werden noch eine Weile laufen. Wenn es sein muss, gehen wir durch alle Instanzen. Sollten wir tatsächlich verlieren, verlegen wir das Institut, wahrscheinlich nach Südkorea. Dort werden die Gesetze auf lange Sicht liberal bleiben. Die Cyborggesetze sind nicht nur reaktionär, sie sind inhuman und unlogisch.“
„Das ist Ihre Meinung.“
„Natürlich ist das meine Meinung! Und nicht nur meine. Halten Sie doch endlich mal Ihren Mund!“
Sie schnaufte kurz.
„Leider muss ich zugeben, dass gegenwärtig die dumpfen konservativen Kräfte an Einfluss gewinnen. Gerade hier in Polen, das noch mit dem katholischen Erbe belastet ist. Die Menschen haben Angst. Es ist unsinnig, aber es ist so. Die Menschen haben das angestammte Recht, sich mit kybernetischen Teilen vollzustopfen. Sie tragen maschinelle Herzen, Nieren, Blutgefässe und was weiss ich. Fängt aber jemand an, einen Roboter mit organischem Gewebe auszustatten, dann schreien sie ‚Cyborg! Cyborg! ‘ und wollen das Experiment abwürgen.“
„Weil es Fleisch ohne Seele ist.“
„So ein pseudoreligiöser Quatsch. Mike Turner hat gesagt…“
„Das war der mit den Androidenpuffs.“
„Ja, er ist mit Androidenbordellen bekannt geworden. Ein grosser Wissenschaftler und ein noch grösserer Unternehmer. Seine Roboter waren sehr gut konzipiert und besetzten das erotische Feld auf völlig neue Weise.“
„So was Perverses!“
„Ich weiss nicht, welche Vorstellung Sie von der Sexualität haben, aber ich kann nichts Perverses dabei finden.“
„Hören Sie! Turner hat seine Androiden schliesslich mit menschlichem Fleisch ausgestattet, das er sich bei diversen Organfarmen zusammenkaufte. Roboterfrauen mit menschlichen Ärschen und Brüsten. Seelenloses Fleisch an metallischen Menschenimitaten. Das ist gemacht, um Männer kirre zu machen.“
„Und Frauen! Sie vergessen, dass gerade die männlichen Modelle Turners revolutionär waren.“
„Ich kenne die Sprüche von damals. ‚Geschaffen, um Frauen glücklich zu machen. Vergesst die Rammler von gestern! ‘ So etwas gehört verboten.“
„Nein.“
„Ich will nicht mehr davon sprechen. Am Ende ist er ja wegen einer privaten Schweinerei eingelocht worden.“
Sie verstummte und auch Frau Tenzer sagte nichts. Die beiden Frauen schauten mit starrem und feindseligem Ausdruck aneinaneinader vobei. Sekunden später unterbrach Manuela das knisternde Schweigen. Sie sprach leise, langsam und mit genüsslicher Herablassung.
„Apropos Lolan.“ sagte sie, „Das Wort setzt sich zusammen aus den Namen Lola und Andreas. Das sind die beiden Kinder von Marcin Kremser, dem wissenschaftlichen Leiter des Projektes.“
Die Augen der Tenzer funkelten gefährlich auf.
„Sie sind gar nicht arbeitslos!“ sagte sie.
„Nein.“
„Was sind sie?“
„Journalistin.“
„Bei welcher Zeitung?“
„Beim Schwert‘.“
„Bei diesem Drecksblatt! Schämen Sie sich! Sie paktieren mit kriminellen Gruppierungen! Machen Sie, dass Sie rauskommen! Bevor ich Sie rausschaffen lasse!“
„Das werde ich.“ Manuela fixierte ihre Gegnerin und schaute geradewegs in das zuckende, faltige Gesicht. „Aber auf eines können Sie sich verlassen. Wir knipsen Ihnen das Licht aus. So oder so.“