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Die Schuldigkeit oder das erste Gegut

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08.12.2004
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Die Schuldigkeit oder das erste Gegut

Krach!
. Quer durch den Kopf ging der Riss seinem Kontrahenten.
. Nochmal Krach!
. In die selbe Kerbe, mit der Axt.
. Gilgamesch war zufrieden. Er hätte unzeitgemäße Erkenntnisse in puncto Schädelanatomie gewonnen, wäre er bei dem soeben erschlagenen Waldmenschen geblieben. Er ging aber weiter und schlug den nächsten mit der Axt. An den Rücken. Da spritze Blut raus.
. Gilgamesch fing es mit ausgestreckter Zunge. Sie waren alle furchtbar behaart und unrasiert. Denen wuchsen Haare an stellen, wo einem Menschen keine Haare wuchsen.
. Gilgamesch traf die nächste Unkultur. Quer durch den Schädel und durch beide Augen. Wie durch Butter kam er durch das kleine knochige Ding dazwischen.
. Gilgamesch freute sich erst wegen der eingebildeten 150 Punkte, doch wurde bald traurig ob des schlechten Gewissens. Man durfte sich keine Punkte einbilden. Das war kein Spiel! Was er hier tat war eine ernste zivilisatorische Mission.
. Gilgamesch versuchte sich vom Spaßigen abzulenken. Er dachte an Weiber, die Axt aus der Kiefer eines Widersachers ziehend. Weiber, dachte er, wolle er nicht.
. Gilgamesch lachte wieder. Wegen der an der Axt hängenden Zunge, würde einer meinen, doch dem war nicht so. Er freute sich, keinen Weiberschweiss riechen zu müssen. Daheim in Uruk, da roch es stechend nach Sperma und anderen an den Weibern klebenden Säften.
. Gilgamesch kam wieder zu sich. Da lebte noch einer trotz abgehackten Armes. Der kriegte gleich drei Gnadenstöße als Kompensation für erlittenes Leid. Leiden durfte nämlich keiner bei der Arbeit. Die mussten nur Kampfunfähig gemacht werden, wenn sie virulent wurden.
. "Hoppla!"
. Den einen hat Gilgamesch mit der falschen Axtseite getroffen. Dem platzte sehr lustig die Stirn. "Aua", sagte dieser und ließ den Knüppel fallen. Das war der letzte.
. Er begutachtete die geretteten Weiber. Sie waren alle dicht behaart. "Pfui", dachte Gilgamesch. Sein Glied streikte, obwohl sie alle nackt waren. Als König von Uruk war es aber seine Pflicht, die vom Patriarchat befreiten Weiber alle zu beglücken.
. Gilgamesch schaute seine Axt an. "Leck mich", flüsterte sie und er umarmte sie wie eine Frau. Sie stöhnte. Nun wurden die königlichen Pflichten easy.
. Dann holzten seine Männer den Wald ab und trugen ihn mit den Weibern auf ihren breiten Schultern nach Uruk.

. ***
. In Uruk durften sich die Befreiten zum ersten Mal rasieren. Dann waren sie nicht mehr so hässlich. In Extase von ihrer neuerworbenen Schönheit gaben sie gleich mehrmals hintereinander und gleichzeitig der freien Liebe der Uruker hin.
. In Uruk gab es ohnedem sehr viele Frauen, doch Gilgamesch wollte keine. Schrill angefärbt waren sie und sie rochen und sie grinsten. Wären sie doch lieber alle behaart geblieben, dachte Gilgamesch.
. Gilgamesch bewunderte die Mauern, die Türme, die Gärten und Tempel Uruks. Alles hatte er gebaut und alles war nun verweiblicht. Er wollte wieder raus aus dieser stinkigen Stadt. Müde schaute er zur Schàmhat hoch.
. Schamhàt war die große Tempelhure. Sie wusste, wo es noch Frauen zu befreien gab. "Ab!", sagte sie.
. Gilgamesch sprang auf und zog mit seiner Axt sehr trist durch das Südtor in den nächsten Wald. Die Männer Uruks folgten ihm.
. Schamhat bemerkte seine Missmut. Ohne der Manneswürde wird man missmütig.
. Dereinst war Gilgamesch sein eigner Herr und Richter gewesen. Nun blieb nur ein kläglicher, erbleichter Schatten des größten Weiberdiebes, Räubers und Mörders am ganzen Euphrat. Nur längst verwitterte Hoden- und Schädelberge erinnerten an diese Zeit.
. Einst hatte er als bleicher Verbrecher vor Schamhat knien müssen. Einzelne gebellte Silben aus dem Weibermund ersparten ihm das Leben und machten ihn zum Sklaven der Liebes- und Kriegsgöttin Ischtar. Erst nach langem treuen Dienst sind ihm und seinen Männern wieder Waffen zugetraut worden. Man hatte sie in der Stadtverteidigung gebraucht.

. ***
. Schamhat proklamierte vom Ziggurat:
. "Noch einen Teil seiner Schuld hat Gilgamesch vor dem Weibergeschlecht getilgt. Ich schenke ihm dafür einen Freund".
. Sie verschwand mit den unzählbar vielen schwätzenden Weibern: jung, alt, krumm, rein, groß, befruchtet, klein, unbefruchtet. Die ganze Stadt zog durch das große Nordtor. Da ist nämlich irgendwo ein Weder-Gorilla-noch-Mensch vom Himmel gefallen. Der nannte sich Enkidu und war sehr behaart und wild.Alle waren sehr gespannt so einen edlen Wilden zu sehen, einzufangen und zu kultivieren.
. Umzingelt von der Weiberhorde zitterte winselnd ein vereinsamter Wollknäuel nebst der Tränke und vor ihm lag grinsend die entkleidete Schamhat ausgespreizt auf dem Gras. Der Wollknäuel war Enkidu. Enkidu wusste: Urukern ist Gnade fremd. "Komm, Wilder, komm zur Zivilisation!"
. Wenn er erstmal kultiviert ist, kann er Gilgamesch Manieren lehren und beim Kämpfen helfen. "Und da wird Gilgamesch sich freuen.", sagte Schamhat.
. Recht hatte sie: er wird sich freuen.
. "1000 Punkte", dachte Schamhat.

 
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Hallo General!

Ich kapier den Text nicht. Auch bei meiner sehr ausgeprägten Interpretationsfreude macht das Ganze keinen Sinn und trifft keine Aussage. So fühle ich mich geneigt zu glauben, dass hier nur ein Spiel mit Mythologischem und sinnfreien Assoziationen vorliegt.

"Schmahat"? Die Arme! Wahrscheinlich hat man gewusst, wohin das im Deutschen führen kann und man schreibt sie deswegen Shamhat.
Und "Gegut"? Um Gottes Namen! Da tut einem die Kunst leid...

Gruß
Kasimir

 

Wie grüsst man einen General? Ich sag mal Hi,

Computerspiel? Philosophische Aussage: Kritik der sogenannten Zivilisation?

Man kann nur ein Bisschen daran rumrätseln. Trotzdem fand ich die Geschichte schön bunt und fantasievoll. Obwohl, wenn man im Reich solcher Computerspiele zu Hause ist, dann ist es vielleicht gar nicht mal so einfallsreich, allerdings nicht schlecht beschrieben.

Liebe Grüsse

Elisabeth

 

*salutier*

Gefreiter Berg meldet sich zur Stelle!

Ich bin fast so zwiegespalten wie der Waldmensch nach dem Axthieb: Handelt es sich hier um einen besonders originellen Text oder wirkt nur die Übertragung aus einem ungewöhnlichen Medium, als sei da eine Bedeutung verborgen, die sich nicht gleich erschließt.

Ich mag das Genre Aufbaustrategie: Man baut etwas auf und sammelt Punkte, die am Ende das einzige sind was zählt. Ob die Ereignisse eine hübsche Geschichte ergeben, ist für den Spieler wichtig, lässt sich aber nicht in Zahlen ausdrücken. Das fällt dann unter Gameplay.

Den Stil mochte ich auch. Schön unbekümmert. All die Punkte bedeuten wohl den Beginn eines aufgezeichneten Ereignisses.

Übrigens: Was ist daran philosophisch?

Freundliche Grüße,

Berg

 
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hallo Herr General,

tja, die Philosophie vermag ich nicht zu entdecken. Aber lustig könnte es schon werden, eine Art Gilgamesh als Computerspiel. Aber ich würde bei einigen Ausrutschern doch gern spüren, ob sie nur verunfallt sind, oder ob eine tiefere Absicht dahinter liegt. Dafür müßte es etwas disziplinierter präsentiert werden. So staune ich vor Worten wie "Ziggurat" anstelle von "Zikkurat", und besonders hier:

Als König von Uruk war es aber seine Pflicht, die vom Patriarchat befreiten Weiber alle zu beglücken.

Ist der hierin liegende Widerspruch Absicht? Dann hätte es schon seinen Witz. Gilgamesh steht in erschreckender Weise für das Patirarchat, er vertritt es, als wäre es schon Jahrtausende alt gewesen, damals. Er praktiziert das "Recht auf die erste Nacht", das jus primae noctis, bei Neuvermählten, Enkidu, der Wilde, bringt ihn davon ab, vielleicht repräsentiert er ein bißchen die alte Zeit, als die Frauen noch Rang hatten. Und Ishtar ist, so beeindruckend ihre Tempel auch sein mögen, keine herrschende Gottheit mehr, jedenfalls nicht im Gilgamesh-Epos.

Zu Berg: Übrigens: Was ist daran philosophisch?

Wann stellt denn hier mal jemand einen philosophischen Text ein?

Gruß Set

 

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