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Die Schuldigkeit oder das erste Gegut
Krach!
. Quer durch den Kopf ging der Riss seinem Kontrahenten.
. Nochmal Krach!
. In die selbe Kerbe, mit der Axt.
. Gilgamesch war zufrieden. Er hätte unzeitgemäße Erkenntnisse in puncto Schädelanatomie gewonnen, wäre er bei dem soeben erschlagenen Waldmenschen geblieben. Er ging aber weiter und schlug den nächsten mit der Axt. An den Rücken. Da spritze Blut raus.
. Gilgamesch fing es mit ausgestreckter Zunge. Sie waren alle furchtbar behaart und unrasiert. Denen wuchsen Haare an stellen, wo einem Menschen keine Haare wuchsen.
. Gilgamesch traf die nächste Unkultur. Quer durch den Schädel und durch beide Augen. Wie durch Butter kam er durch das kleine knochige Ding dazwischen.
. Gilgamesch freute sich erst wegen der eingebildeten 150 Punkte, doch wurde bald traurig ob des schlechten Gewissens. Man durfte sich keine Punkte einbilden. Das war kein Spiel! Was er hier tat war eine ernste zivilisatorische Mission.
. Gilgamesch versuchte sich vom Spaßigen abzulenken. Er dachte an Weiber, die Axt aus der Kiefer eines Widersachers ziehend. Weiber, dachte er, wolle er nicht.
. Gilgamesch lachte wieder. Wegen der an der Axt hängenden Zunge, würde einer meinen, doch dem war nicht so. Er freute sich, keinen Weiberschweiss riechen zu müssen. Daheim in Uruk, da roch es stechend nach Sperma und anderen an den Weibern klebenden Säften.
. Gilgamesch kam wieder zu sich. Da lebte noch einer trotz abgehackten Armes. Der kriegte gleich drei Gnadenstöße als Kompensation für erlittenes Leid. Leiden durfte nämlich keiner bei der Arbeit. Die mussten nur Kampfunfähig gemacht werden, wenn sie virulent wurden.
. "Hoppla!"
. Den einen hat Gilgamesch mit der falschen Axtseite getroffen. Dem platzte sehr lustig die Stirn. "Aua", sagte dieser und ließ den Knüppel fallen. Das war der letzte.
. Er begutachtete die geretteten Weiber. Sie waren alle dicht behaart. "Pfui", dachte Gilgamesch. Sein Glied streikte, obwohl sie alle nackt waren. Als König von Uruk war es aber seine Pflicht, die vom Patriarchat befreiten Weiber alle zu beglücken.
. Gilgamesch schaute seine Axt an. "Leck mich", flüsterte sie und er umarmte sie wie eine Frau. Sie stöhnte. Nun wurden die königlichen Pflichten easy.
. Dann holzten seine Männer den Wald ab und trugen ihn mit den Weibern auf ihren breiten Schultern nach Uruk.
. ***
. In Uruk durften sich die Befreiten zum ersten Mal rasieren. Dann waren sie nicht mehr so hässlich. In Extase von ihrer neuerworbenen Schönheit gaben sie gleich mehrmals hintereinander und gleichzeitig der freien Liebe der Uruker hin.
. In Uruk gab es ohnedem sehr viele Frauen, doch Gilgamesch wollte keine. Schrill angefärbt waren sie und sie rochen und sie grinsten. Wären sie doch lieber alle behaart geblieben, dachte Gilgamesch.
. Gilgamesch bewunderte die Mauern, die Türme, die Gärten und Tempel Uruks. Alles hatte er gebaut und alles war nun verweiblicht. Er wollte wieder raus aus dieser stinkigen Stadt. Müde schaute er zur Schàmhat hoch.
. Schamhàt war die große Tempelhure. Sie wusste, wo es noch Frauen zu befreien gab. "Ab!", sagte sie.
. Gilgamesch sprang auf und zog mit seiner Axt sehr trist durch das Südtor in den nächsten Wald. Die Männer Uruks folgten ihm.
. Schamhat bemerkte seine Missmut. Ohne der Manneswürde wird man missmütig.
. Dereinst war Gilgamesch sein eigner Herr und Richter gewesen. Nun blieb nur ein kläglicher, erbleichter Schatten des größten Weiberdiebes, Räubers und Mörders am ganzen Euphrat. Nur längst verwitterte Hoden- und Schädelberge erinnerten an diese Zeit.
. Einst hatte er als bleicher Verbrecher vor Schamhat knien müssen. Einzelne gebellte Silben aus dem Weibermund ersparten ihm das Leben und machten ihn zum Sklaven der Liebes- und Kriegsgöttin Ischtar. Erst nach langem treuen Dienst sind ihm und seinen Männern wieder Waffen zugetraut worden. Man hatte sie in der Stadtverteidigung gebraucht.
. ***
. Schamhat proklamierte vom Ziggurat:
. "Noch einen Teil seiner Schuld hat Gilgamesch vor dem Weibergeschlecht getilgt. Ich schenke ihm dafür einen Freund".
. Sie verschwand mit den unzählbar vielen schwätzenden Weibern: jung, alt, krumm, rein, groß, befruchtet, klein, unbefruchtet. Die ganze Stadt zog durch das große Nordtor. Da ist nämlich irgendwo ein Weder-Gorilla-noch-Mensch vom Himmel gefallen. Der nannte sich Enkidu und war sehr behaart und wild.Alle waren sehr gespannt so einen edlen Wilden zu sehen, einzufangen und zu kultivieren.
. Umzingelt von der Weiberhorde zitterte winselnd ein vereinsamter Wollknäuel nebst der Tränke und vor ihm lag grinsend die entkleidete Schamhat ausgespreizt auf dem Gras. Der Wollknäuel war Enkidu. Enkidu wusste: Urukern ist Gnade fremd. "Komm, Wilder, komm zur Zivilisation!"
. Wenn er erstmal kultiviert ist, kann er Gilgamesch Manieren lehren und beim Kämpfen helfen. "Und da wird Gilgamesch sich freuen.", sagte Schamhat.
. Recht hatte sie: er wird sich freuen.
. "1000 Punkte", dachte Schamhat.