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Die Schnecken

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27.11.2003
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Die Schnecken

Die Schnecken
Ich hatte vor einigen Tagen Schneckenfallen aufgestellt. Diese Biester fressen einfach alles ratzekahl. Schleimspuren, wo man hinschaut, sogar am Fenster. Als Falle habe ich leere Marmeladengläser eingegraben und den oberen Rand etwas erhaben über den Boden stehen gelassen. Rein kommt Bier, natürlich nur billiges Gabi-Bier. Diese Schleimgeister mögen nämlich Bier sehr gern. Sie können es bis zu 100 m Entfernung riechen habe ich gelesen. Also sollte die Entfernung zum Nachbarn gut 100 m betragen, sonst kommen die ja auch noch alle. Ein Säuferparadies für Schnecken!
Jedenfalls war bestes Sommerwetter. Ich mähte den Rasen. Im Sommer kann das ziemlich anstrengend sein, wenn man über vierzig ist.
Unsere Wiese ist ganz schön groß. Hier und da mal ein Ast oder auch ein Stein. Daher klappert der Rasenmäher öfter. Aus diesem Grund sehe ich nicht jedes Mal nach, was es war. Klar, auch heute hat er wieder geklappert. Aber immer dieses Bücken und dann nur aufregen über irgend so einen Mist, was im Wege lag. Also Augen zu und weiter, ist ja einfacher. Und warum soll man sich das Leben schwer machen?
Die Arbeit war getan, ich brauchte Ruhe. Nach einiger Zeit, es war immer noch ganz schön heiß, dachte ich mir, dass ich den Sprenger aufstellen sollte. Gesagt, getan. Schlauch raus, Sprenger dran und ein herrlich kühles Nass beträufelte die Büsche und Blumen.
Nur irgendwie stand er nicht ganz richtig. Er müsste etwas höher stehen, um die hintern Pflanzen auch noch zu bewässern. Bei solch einem Wetter läuft man natürlich barfuss. Vom Rasenmähen ausgeruht laufe ich in fröhlich lockerem Schritt zum Sprenger, nehme ihn hoch und will ihn vor mir auf einer Bank absetzen. Mit dem linken Fuß war ich schon auf der Bank, der rechte trug mein volles Gewicht. Plötzlich merkte ich einen seltsamen Druck unter meinem rechten Fuß und es wurde warm.

Ganz vorsichtig setzte ich mich, nahm den Fuß hoch und schaute ihn mir an. Nun wusste ich es: Ich hätte das „Klappern“ beim Rasenmähen doch beachten sollen. Ich hatte eine Schneckenfalle fein säuberlich abgemäht. Ich trat auf ein Glas ohne Rand, dafür mit ziemlich scharfen Ecken. Einen fast kreisrunden Schnitt hatte ich jetzt unter meinem Fuß. Das Blut pulsiere unaufhaltsam heraus. Fein, da hast du ja jetzt was fürs Leben und irgend so eine Ader habe ich auch noch voll erwischt.

Ich hielt beide Hände fast krampfhaft um meinen jetzt so demolierten Fuß. Nur ruhig bleiben. Ist denn keiner in der Nähe? Soll ich um Hilfe schreien? Bloß nicht, dann habe ich womöglich sämtliche Nachbarn hier bei mir. Also: Laura!... Laura... Lauuuuraaaa! Keiner hört mich! Verdammter Mist, soll ich hier verbluten? Lauuuuuraaaaaa! Hilf mir doch. Keine Sau hört mich. Hier kannst du verrecken, während drinnen bei Thimo die Diskomusik ertönt. Dieses Pack, sie feiern und ich bin hier am Austrocknen.
Was soll´s. Eine Hand unterm Fuß und im Schweinsgalopp erst mal bis zur Terrasse. Muss urig aussehen, eine völlig neue Gangart. Ich sitze auf der Terrasse und schreie aus vollem Halse: Lauuuuraaaa. Irgendwie höre ich ein Gemurmel da drinnen. Die Musik wird leiser. Aha eine Reaktion. Aber nicht die richtige, es kommt keiner. Ich krieche bis zur Terrassentür. Die steht auf. Lauraaaa. Endlich:
„Ja, ich hab Thimo schon gesagt, dass er die Musik leiser machen soll.“
„Was hast du?“
„Was ist denn? Ihhhhhhhhhh, was hast du denn gemacht? Thimo komm mal schnell.“
Beide stehen sie staunend vor mir und schreien wirres Zeug.
„Ich ruf einen Krankenwagen“.
„Nun mal langsam. Wäre schön, wenn du mir mal einen Eimer mit Wasser bringen könntest. Muss erst mal sehen, wie tief der Schnitt ist“.
„Eimer? Wasser? Ja, sofort.“
„Thimo, wenn du genug gestaunt hast, könntest du mir bitte mal Verbandszeug holen?“
Nachdem ich den Fuß abgewaschen hatte, sah ich einen tiefen Schnitt.
„Ich ruf einen Krankenwagen.“
„Nein, du fährst mich ins Krankenhaus.“
„Ich? Nein. Ich ruf einen Krankenwagen. Mit dir fahr ich nirgendwo hin, ist mir viel zu gefährlich. Sieht wirklich nicht gut aus.“
Erst mal einen Druckverband anlegen. Kann das einer von euch? Nur große fragende Augen. Schon gut, krieg ich auch noch hin. Gib mal her. So, jetzt ne ganze Binde drauf, noch ein paar Wicklungen, noch ne Binde drauf. Das muss doch endlich aufhören zu bluten. Noch ne Binde drauf und noch ein paar Umdrehungen. Endlich es fließt weniger schnell, aber es färbt sich immer noch rot.
„Also gut, ruf den Krankenwagen an.“
Laura geht zum Telefon. Notarzt?
„Kein Notarzt - Krankenwagen!“
„Gleich kommt der Notarzt!“
Schreck - gleich weiß das ganze Dorf, dass hier was los ist. Schnell noch ein sauberes T-Shirt und eine andere Hose anziehen. Da kommt er schon: Martinshorn und Blaulicht, nicht zu überhören.
„Was wollen sie wissen, wie viel Blut ich verloren habe? Woher soll ich denn das wissen? Schätze einen viertel Liter.“
„Bei der Spur muss das mehr gewesen sein.“
„Ach was, das sieht nur so aus, mir geht´s ja noch ganz gut.“
„Liegend transportieren, ohne Blaulicht.“
War eine holprige Fahrt. Ein Arzt im Praktikum, der hatte übrigens die Ruhe weg, nähte meine klaffende Wunde zu. Erst einen Unterfaden dann einen drüber.
„Leider auch einen Unterfaden, wo eigentlich keiner mehr hin gehörte“, so mein Hausarzt.
Vorsorglich gab er mir auch gleich eine Tetanusspritze in den Bauch.
„In den Bauch spritzt man schon lange nicht mehr und übrigens hätte Sie eine 3-fach Dosis erhalten sollen“, sagte später mein Arzt.
Ich war halt ein Versuchskarnickel und der angehende Arzt übte noch. Solche Patienten braucht man hin und wieder.
„So, Sie können wieder nach Hause gehen.“
Gehen, wie das denn? Der Eingang vom Krankenhaus war eine einzige Baustelle. Im strömenden Regen musste ich da durch. Jetzt bloß nicht ausrutschen, wenn der auch noch meinen Kopf nähen muss, wer weiß, was dann noch alles passieren kann. Wie ein angeschossenes Wild begab ich mich ganz vorsichtig in den Wagen. Zu Hause saß ich am Tisch und nach und nach wurde mir bewusst, was passiert war. Plötzlich hallten die Stimmen wie durch einen Tunnel zu mir und wurden immer leiser. Was ist nun los? Ich hatte das Gefühl, als müsste ich nun die Löffel ablegen. Ich konnte mich gerade noch bemerkbar machen, dass mir schlecht wurde. Ich legte mich ins Bett und fing an zu zittern. Nach kurzer Zeit ging es mir wieder besser. So schnell kriegt ihr mich nicht! Muss wohl doch mehr als ein viertel Liter Blut gewesen sein. Ob sich jetzt genüsslich die Schnecken daran laben?
Wie auch immer, ich krieg euch noch, alle, jetzt erst recht!

 

Hallo Benno!

Herzlich willkommen auf kg.de! :)

Zu Deiner Geschichte fällt mir das Sprichwort »Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein« ein. :D Aber daß der Protagonist nicht aufgibt, gefällt mir auch.

Stilistisch finde ich sie leider nicht besonders gelungen, sie wirkt mehr so wie dahinerzählt auf mich, und könnte, besonders im Mittelteil etwas straffer sein.

Ich zähl Dir mal ein paar Sachen auf, die mir so aufgefallen sind:

»Rein kommt Bier, natürlich kein gutes, das kommt bei mir rein.«
– abgesehen davon, daß es nicht so schön ist, wenn der Satz mit „Rein“ beginnt und mit „rein“ endet, würd ich ihn überhaupt weglassen, oder mit dem nächsten zusammenziehen: Rein kommt Bier, natürlich nur billiges Gabi-Bier.

»Eben halt Gabi-Bier (ganz billig)«
– in einer Geschichte etwas in Klammer zu erklären, finde ich auch nicht gut, vielleicht läßt Du Dich ja zu meinem vorigen Vorschlag überreden, oder schreibst hier z.B.: Eben halt billiges Gabi-Bier.

»Jedenfalls hatten wir gutes Sommerwetter.«
– Zuvor war schon so viel von gutem bzw. nicht gutem Bier die Rede, daß ich das Wetter nicht auch noch als „gutes“ bezeichnen würde. Da fällt Dir doch bestimmt eine andere Formulierung ein. ;)

»Das kann ganz schön anstrengend sein, im Sommer, jedenfalls wenn man schon über 40 ist. Unsere Wiese ist ganz schön groß.«
– zweimal „ganz schön“ kommt auch nicht so gut, würde auch den ersten Satz verkürzen, z.B. Im Sommer kann das ziemlich anstrengend sein, wenn man über vierzig ist. (Zahlen bitte ausschreiben, solange sie keine Buchstabenwurst ergeben.)

»Daher klappert der Rasenmäher öfters. Aus diesem Grund sehe nicht jedes mal nach«
– öfter (ohne s)
– „nicht jedes Mal“ oder „nicht jedesmal“

»Klar, auch heute hat er wieder geklappert. Hätte ich bloß nachgesehen, heute wäre es sehr wichtig gewesen. Aber immer dieses Bücken und dann nur aufregen über irgend so ein Mist, der im Wege lag.«
– „Hätte ich bloß nachgesehen, heute wäre es sehr wichtig gewesen“ würde ich ersatzlos streichen, da Du damit schon zuviel verrätst
– über irgend so einen Mist

»Vom Rasen mähen ausgeruht, in fröhlich lockerem Schritt laufe ich zum Sprenger«
– Vom Rasenmähen (zusammen)
– entweder Beistrich (= Komma) nach „Schritt“ oder evtl. den Satz umstellen: laufe ich in fröhlich lockerem Schritt zum Sprenger

»Nun wusste ich es: ich hätte«
Ich hätte … (Wenn das nach dem Doppelpunkt auch alleine stehen kann (also ein Satz ist), schreibt man groß weiter)

»Es stand noch ein Glas ohne Rand, dafür mit ziemlich scharfen Ecken.«
– „Es stand noch ein Glas“ klingt irgendwie so, als wären die anderen umgefallen. Vielleicht „Ich fand noch ein Glas, zwar ohne Rand, dafür …“

»Das Blut spritzte pulsierend daraus.«
– also so richtig spritzen hab ich Blut eigentlich noch nie gesehen, und der Satz klingt recht seltsam in meinen Ohren, wie wärs mit „Das Blut pulsierte unaufhaltsam heraus.“

»Weh tat es gar nicht aber das viele Blut.«
– das Blut tat weh?

»dann habe ich wohl möglich sämtliche Nachbarn hier bei mir. Also: „Laura!..... Laura... Lauuuuuuuraaaaaaaaa ! ???“«
– es heißt nicht „wohl möglich“ sondern womöglich
– bitte immer nur drei Punkte … und wenns geht nur ein Satzzeichen am Ende eines Satzes, bestenfalls noch zwei

»während drinnen bei Thimo die Rockmusik ertönt. Diese Pack, drinnen feiern sie und ich bin hier am austrocknen.«
– zweimal “drinnen”
– Dieses Pack … am Austrocknen

»Muß urig aussehen«
– Muss

»Luraaaaaaa.«
– Laura…

»Der Wassereimer kam.«
– von selbst? :shy:

»gleich weiß das ganze Dorf, das hier was los ist.«
– dass

»Ein AIP (Arzt im Praktikum),«
– unnötig, diese Abkürzung mit Erklärung in Klammer einzubauen, da sie später nicht mehr vorkommt, schreib doch einfach „Ein Arzt im Praktikum, …“

»In den Bauch spritzt man schon lange nicht mehr und übrigens hätte sie gleich eine 3-fach Spritze erhalten sollen«
– meinst Du, daß man früher solche Impfungen in den Bauch gegeben hat? Ich weiß das nur von der Tollwutimpfung.
– entweder „hätten sie gleich die dreifache Spritze erhalten sollen“ oder „hätten sie eine Dreifach-Spritze …“ – allerdings spricht so kein Arzt, er würde wohl von der dreifachen Dosis sprechen
– hätten Sie

»So, sie können wieder nach Hause gehen.«
Sie

»wer weiß was dann noch alles passieren kann«
– weiß, was (der Beistrich)

»nach und nach wurde mir bewußt«
– bewusst

»ich krieg euch noch, alle, jetzt gerade!«
– „jetzt gerade“ klingt so wie „jetzt im Moment“ – würde Dir hier zu einem „jetzt erst recht!“ raten :)

Ach ja: Bei der wörtlichen Rede beginne doch bitte bei jedem Sprecher eine neue Zeile, so liest es sich leichter. ;)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Liebe Susi,

vielen Dank, dass du dich meiner Geschichte so angenommen hast. Ich werde die Anregungen bzw. Verbesserungen aufnehmen und entsprechend umarbeiten.
Tja, bin eben kein Profi, so wie du z.B..
Vielleicht sollte ich doch besser nur beim Lesen bleiben...
Bruß Benno

 

andererseits muss ich aber sagen, dass ich mich schon amüsiert habe über die erzählweise. ich konnte manches mal schmunzeln.
hallo benno,
du hast geschrieben, wie du sprichst. das kann durchaus unterhaltsam sein. die ironie, die du zum besten gibst, ist anspechend und gefällt dem leser.
am inhalt hapert es leider - nicht wirklich eine herausforderung. wie wäre es, wenn du mal eine geschichte schreibst (es ist ja schon die 2. geschichte, die ich von dir lese), die mehr in die tiefe mit der handlung geht? das könnte sich lohnen.

Vielleicht sollte ich doch besser nur beim Lesen bleiben...

das würde ich noch nicht sagen. wenn dir aber der ehrgeiz fehlt, um zum beispiel die fehlerkorrektur von susi abzuarbeiten, dann vielleicht hast du recht. ansonsten aber würde ich sagen: "übung, ergeiz und talent machen den meister."

bis dann

barde

 

Tja, wenn ich so über die Tasten haue und noch im vollen Geschehen dabei bin, übersehe ich schon mal den einen oder anderen Fehler. Das sollte eigentlich nicht sein. Aber mein Programm scheint da auch etwas großzügig zu sein.
Die Überarbeitung ist eigentlich schon fertig.
Ich bin kein Kind von Traurigkeit sondern lache gern und versuche auch allem Schlechten noch etwas Positives abzugewinnen. Das spiegelt wahrscheinlich auch meine Ironie in der Geschichte wider. Der Ernst im Alltag ist leider schon gewaltig genug.
Üben will ich gerne, zumal ich daraus aus lerne. Aber ich habe keinerlei Ambitionen „Meister“ zu werden. Da gibt es schon viel bessere „Erzähler“.
Ich halte mich hier nur auf, um fest zu stellen, ob ich den einen oder anderen vielleicht zum Schmunzeln bringen kann aber natürlich lese ich auch gern die veröffentlichten Geschichten.
Jedenfalls vielen Dank für deine netten Worte.
Mal sehen, vielleicht fällt mir ja auch zur „Tiefe“ demnächst etwas besseres ein.

 

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