Was ist neu

Die Schnecke, der Wolf und die Ziege

Mitglied
Beitritt
02.10.2016
Beiträge
103
Zuletzt bearbeitet:

Die Schnecke, der Wolf und die Ziege

Der Wolf döste in der Hängematte unter der Eiche. Es war ein anstrengender Tag gewesen. Nun ja, zumindest das Aufhängen der Hängematte war in Arbeit ausgeartet. Er hatte doch tatsächlich eines der Seile über die Astgabel legen müssen, die er vom Boden aus nicht erreichen konnte. Was für eine Plackerei! Aber das Klettern hatte sich gelohnt, die Hängematte schaukelte sanft im Schatten des Blätterdachs.

„Wolf!“
Der Wolf hob den Kopf und blickte sich um. Es war die Schnecke, die sich eilte, ihn zu erreichen.
Keuchend rief die Schnecke wieder: „Wolf! Nun hör doch! Die Ziege lässt dir ausrichten, das Abendessen wäre fertig.“
Ohne sich für die Nachricht zu bedanken, sprang der Wolf aus der Hängematte und machte sich auf in Richtung des Hauses.
Die Schnecke hörte ihn murmeln: „Dusslige Kuh! Ist bestimmt wieder alles verkocht, so lange, wie die Schnecke jetzt unterwegs war. Oder kalt geworden.“

Der Wolf riss die Tür zur Küche auf und blickte in das enttäuschte Gesicht der Ziege, die mit dem Kochlöffel in der Klaue vor dem Ofen stand.
„Ach, der Herr bequemt sich auch endlich zu Tisch? Das Essen ist ja erst seit einer halben Ewigkeit fertig!“
Dem Wolf klappte ob solcher Dreistigkeit die Kinnlade nach unten.
„Bitte? Wie bescheuert kann man eigentlich sein, die Schnecke loszuschicken, mich zum Essen zu holen? Ist doch klar, dass das dauert!“
Er hob die Pfote.
„Und eins sag ich dir. Das nächste Mal rufst du mich gefälligst höchstselbst, sonst erinnere ich mich vielleicht noch daran, dass ich Fleisch durchaus zu schätzen weiß. Dein Veggie-Kram hängt mir nämlich langsam zum Hals raus!“
„Der Herr Wolf droht mir?“
Die Ziege ging auf den Wolf zu und tippte mit dem Kochlöffel an seine Brust.
„Nein, mein Lieber. Ich habe die Schnauze voll! Ich gehe! Und die Schnecke nehme ich mit!“
Dem Wolf lief derweil schon das Wasser im Mund zusammen. Die Ziege würde also früher als geplant dran glauben müssen. Ihre Vorgängerinnen hatten es doch ein paar Tage länger geschafft.
Er biss der Ziege ins Genick und schüttelte sie, bis ein lautes Knacken ihr Ende verkündete. Dann warf er sie zu Boden und riss ein ansehnliches Stück aus ihrer Seite. Rubinrot quoll es aus der Wunde und versetzte den Wolf in einen Rausch. Wie von Sinnen biss er Fleischfetzen aus dem toten Leib, verschlang sie und leckte das noch warme Blut.

Nach einiger Zeit war nichts mehr übrig, bis auf eine Ansammlung geleckter Knochen in einer roten Lache.
Von der Haustür ertönte ein Schrei. Die Schnecke hatte das Blutbad entdeckt und sah den Wolf aus großen Augen an. So schnell sie konnte, schleimte sie davon, doch der Wolf hatte sie mit nur zwei Sätzen erreicht.
„Mal sehen, ob du wenigstens als Einlage etwas taugst“, knurrte er.
Im noch köchelnden Topf mit Gemüse ging die Schnecke unter.

Kurze Zeit später lag der Wolf mit gespanntem Bauch wieder in der Hängematte. Die kommenden Tage blieb die Hausarbeit wohl an ihm hängen. Er schüttelte sich.
Ein paar weiße Wölkchen zogen vorüber. Der Wolf blickte zu ihnen auf und sinnierte: „Das nächste Mal lache ich mir ein feistes Säulein an. Ziegen sind doch etwas streng im Geschmack.“
Er leckte genüsslich einen letzten roten Fleck von seiner Schnauze.

 

Grüß dich HoWoA!

Nun ja - was soll ich sagen? Deine Geschichte hat mich nicht so besonders berührt. Sie ist in handwerklicher Hinsicht sehr solide und flüssig erzählt. Ich konnte sie ohne Hänger lesen - gut, sie ist ja jetzt auch nicht besonders lang.

Was jedoch die Message der Geschichte angeht - sofern sie denn eine haben sollte - wollte diese sich mir jedenfalls nicht erschließen. Als Parabel bzw. Fabel hat die Story nicht so gezündet - wenn man vielleicht von der grundlegenden Binsenweisheit absieht, dass Schnecken nicht für ihre Geschwindigkeit bekannt sind, Wölfe nun mal gerne Fleisch fressen und Ziegen deshalb besser keine Liaison mit Carnivoren eingehen sollten.

In diesem Fall kann ich jedenfalls für mich das Fazit ziehen - diese kurze kleine Story lässt sich gut lesen, aber ist jetzt nichts, was mich bis in die späten Abendstunden beschäftigen wird.

In diesem Sinne einen angenehmen Abend vom EISENMANN:)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola HoWoA,

ich will Deinen netten Komm zu ‚Cranberries’ erwidern. Deine Geschichte ist zwar mit ‚Sonstiges’ getaggt, aber ich lese sie als kleines Märchen. Wolf, Ziege, Schnecke - mal sehen, was Du daraus machst.
Gleich zu Beginn kam ich in Schwierigkeiten, weil ich mir das nicht vorstellen konnte:

Er hatte doch tatsächlich eines der Seile über die Astgabel legen müssen, die er vom Boden aus nicht erreichen konnte.
Wie hat er das gemacht, wenn er sie nicht erreichen konnte?
Was dann folgt, kann ich nicht begreifen: Die Ziege benutzt die Schnecke als Kurier, obwohl sie deren Tempo kennt, wundert sich aber über alle Maßen, dass ihr Tischgast so spät erscheint.
Der ist Fleischfresser, lässt sich aber vegetarisch bekochen. Schon seit längerem, denn:
Dein Veggie-Kram hängt mir nämlich langsam zum Hals raus!“
Hallo? Warum, das bleibt ein Rätsel. Ich muss aufmerksamer lesen, denn irgendwo muss eine Botschaft versteckt sein.
Aber wo? Lieber HoWoA – so, wie die Geschichte jetzt eingestellt ist, verstehe ich sie nicht.

Noch ein paar Unklarheiten (für mich):

Dem Wolf fiel das Kinn aus dem Gesicht. Ohne den Unterkiefer wäre es sicherlich laut polternd auf den Dielen aufgeschlagen.
Mattscheibe – der Unterkiefer ist doch Teil des Kinns, oder nicht? Und das fällt ihm aus dem Gesicht? HoWoA!!
„Mal sehen, ob du wenigstens als Einlage etwas taugst.“, knurrte er.
Will er das (Gemüsesuppe mit Schnecke) wirklich herausfinden - mit der Ziege im Bauch?
und schüttete sie
„Das nächste Mal lache ich mir ein feistes Säulein an.
Wieder als Köchin für Vegetarisches:D?

Jedenfalls bin ich gespannt, was ich nicht kapiert habe. Du wirst es mir sagen.
Bis dahin, mein Lieber.
José

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Eisenmann.

In diesem Fall kann ich jedenfalls für mich das Fazit ziehen - diese kurze kleine Story lässt sich gut lesen, aber ist jetzt nichts, was mich bis in die späten Abendstunden beschäftigen wird.
Diese Geschichte soll nicht mehr als über zwei Minuten zehn ein wenig unterhalten. Das war's eigentlich auch schon.

Sie ist in handwerklicher Hinsicht sehr solide und flüssig erzählt.
Danke. Darauf war auch mein Hauptaugenmerk.

Versprochen, die nächste Geschichte von mir gibt's erst, wenn mich auch der Plot überzeugt.

OK, auf so etwas war ich nicht gefasst. Aber ich werde noch ausführlich antworten. Etwas später ...

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Eisenmann,
hallo josefelipe.

Ich war doch vorhin etwas überrascht, um nicht zu sagen, geschockt, dass gerade ihr beiden innerhalb so kurzer Zeitspanne auf diese Geschichte antwortet, habe ich (zumindest) euch mit meinem ersten Auftreten hier im Forum doch etwas verärgert. Sei's drum, so langsam habe ich mich hier eingefunden.

Ich bin ein Mensch, der seinen Bildungsschwerpunkt eher auf dem mathematisch-technischen Gebiet hat, weniger auf literarischem. Von daher fallen mit logische Mängel eher auf, als sprachliche. Um an meinen Defizite zu arbeiten, habe ich nun diese Geschichte geschrieben. Wie schon angedeutet, lag hier mein Fokus eher auf Stil und ein angemessenes Maß an Details oder auch auf deren Verzicht. Die Story an sich tut jetzt nicht weh, transportiert aber auch keine Tiefe.

So. Und jetzt kommt José und will mehr zur Geschichte wissen. OK.

Deine Geschichte ist zwar mit ‚Sonstiges’ getaggt, aber ich lese sie als kleines Märchen.
Märchen. Habe ich bewusst weggelassen. Aber ja, kann man so sehen.

Gleich zu Beginn kam ich in Schwierigkeiten, weil ich mir das nicht vorstellen konnte:
Er hatte doch tatsächlich eines der Seile über die Astgabel legen müssen, die er vom Boden aus nicht erreichen konnte.
Wie hat er das gemacht, wenn er sie nicht erreichen konnte?
In einer früheren Version liest sich das so:
Also musste er mit dem Seilende im Maul ein kleines Stück den Stamm nach oben klettern.
Fand ich überflüssig. Und außerdem: Das faule Vieh müsste eigentlich die Ziege holen, damit die auf den Baum kraxelt und das Seil fest macht.

Was dann folgt, kann ich nicht begreifen: Die Ziege benutzt die Schnecke als Kurier, obwohl sie deren Tempo kennt, wundert sich aber über alle Maßen, dass ihr Tischgast so spät erscheint.
Die Ziege ist einfach nicht die Hellste. Mit einem Minimum an Verstand würde sie dem Wolf auch mal einen leckeren Biber braten. Mit etwas mehr als dem Minimum an Verstand wäre sie da auch gar nicht erst eingezogen. Und so schickt sie einfach lieber die Schnecke, als den Herd zu verlassen.

Der ist Fleischfresser, lässt sich aber vegetarisch bekochen. Schon seit längerem, denn:
Dein Veggie-Kram hängt mir nämlich langsam zum Hals raus!
Hallo? Warum, das bleibt ein Rätsel. Ich muss aufmerksamer lesen, denn irgendwo muss eine Botschaft versteckt sein.
Aber wo? Lieber HoWoA – so, wie die Geschichte jetzt eingestellt ist, verstehe ich sie nicht.
Der Wolf macht solche Geschichten regelmäßig, deshalb auch "früher als geplant". Er holt sich jemanden für die Hausarbeit, auf die er keine Lust hat, und nimmt dafür dann auch mal ein paar wenige Tage Gemüse in Kauf. Irgendwann gibt's dann aber Fleisch satt. Alternativ müsste er sein Klo jede Woche selbst schrubben.

Mattscheibe – der Unterkiefer ist doch Teil des Kinns, oder nicht?
Ich verstehe deinen Punkt. Das Kinn ist aber eher Teil des Unterkiefers.

Und das fällt ihm aus dem Gesicht? HoWoA!!
Ich weiß gerade nicht mehr, welcher Cartoon das war, aber da fällt einem wolfartigen Charakter tatsächlich die Kinnlade auf den Boden. Ein solches Bild hatte ich vor meinem Auge. Ich überdenke diesen Abschnitt noch mal.

Will er das (Gemüsesuppe mit Schnecke) wirklich herausfinden - mit der Ziege im Bauch?
In meiner Vorstellung hat er es nicht, zu satt. Die Schnecken darf als Zeuge aber auch nicht entkommen.

Wieder als Köchin für Vegetarisches:D?
Zumindest bis zum Schweinebraten. Zur Not auch roh...

Grüße
Holger

 

Hallo, Holger,

Ich widerspreche kurz meinen Vorrednern. Es ist kein Märchen! Oder denkt hier jemand, dass es ein Happy-End ist, wenn eine Ziege und eine Schnecke am Ende der GEschichte ganz plötzlich widerwillig das Zeitliche segnen? DAs ist mehr eine Fabel...

Für mich gleich die Frage: für welche Zielgruppe ist sie geschrieben. Für wilde Dreier-Ehen? Wer soll seine Schlüsse daraus ziehen? Höchstwahrscheinlich für blöde Ziegen und Kühe, und natürlich Schnecken (nicht verwechseln mit Berg- und Nacktschnecken). Bei dieser Frage verliere ich mich vollkommen in Vermutungen...

Viele Grüße
Herr Schuster

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Herr Schuster,

kein Märchen, sehe ich auch so. Aber eine Parabel hatte ich auch nicht im Sinn, eine Moral lässt sich doch nur mit viel gutem Willen herauslesen. Wie schon weiter oben geschrieben, soll die Geschichte nicht mehr als einen Augenblick unterhalten.

Viele Grüße
Holger

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Bas,

freut mich sehr, dass die drei dich unterhalten konnten.

Setz die wörtliche Rede der Übersichtlichkeithalber doch bitte immer in eine neue Zeile, wenn es dir nicht total gegen den Strich geht.
Durchaus nicht.

Der doppelte Ruf stört.
Mist, ist mir durchgegangen. Gerade so was wollte ich doch vermeiden. Hab die Stelle geändert.

Ich weiß nicht ... Würde "ob einer solchen Dreistigkeit" sich nicht besser anhören, wenn es schon gestelzt sein muss?
An sich hast du recht, bezieht sich das ja bestimmt auf den Spruch der Ziege. Die Satzmelodie gefällt mir persönlich aber in meiner Variante besser.

höchstselbst müsste das glaube ich heißen
Ja.

Das "sonst erinnere ich mich noch daran" klingt in meinen Ohren irgendwie unbeholfen. Es wird ja oft zum Weglassen von Wörtern geraten und in vielen Fällen ist das auch gut, aber hier würde ich ein "vielleicht" hinzufügen, "sonst erinnere ich mich vielleicht noch daran, ...".
Ja, kaufe ich.

"Soso, der Herr Wolf droht mir?" käme mir hier als erstes in den Sinn
Hatte mir beim Schreiben etwas in der Art überlegt und verworfen.

Er natürlich
Natürlich!

Hier beißen (höhö) sich "der tote Leib" und das "verschlang sie". Und das "leckte das Blut" finde ich auch komisch, ich würde es ihn auflecken lassen.
Er verschlingt die Fleischfetzen. Ich mache mir darüber noch mal Gedanken. So, wie es ist, ist das für mich aber (bis jetzt noch) in Ordnung.

die Situation in der Küche ist ziemlich schnell ausgeartet, die Schnecke hingegen ziemlich langsam ... Kann sie da wirklich schon wieder vor der Tür stehen?
Das hatte ich mir auch lange überlegt und die zwei Sätze davor deswegen auch mehrfach geändert. Der Wolf nagt das Zicklein fein säuberlich ab, das wird schon eine Weile dauern. Die "geleckten Knochen" sollen das eigentlich vermitteln.
Ich habe noch einen Absatz vor den Knochen eingefügt. Bin gerade am überlegen, ob ich das "Schließlich" nicht durch etwas ersetzen kann, das einen längeren Zeitraum vermittelt.

Vielen Dank für deine Anregungen! Hat sicherlich länger als 2:10 gedauert.

Viele Grüße
Holger

 

Hallo HoWoA,

schön schräg deine Geschichte. Die keuchende Schnecke hat mir gefallen. Und dass er die Schnecke "dusselige Kuh" nennt. Und dass dem Wolf fast das "Kinn aus dem Gesicht fällt", schönes Bild.

Ich gehe! Und die Schnecke nehme ich mit!“

Oh je.

Am Ende wird es furchtbar grausam und da kriegt diese putzige Geschichte doch ihren Abgrund und auch ihren Bezug zur Realität. Nicht mal ein schlaues Zicklein, das sich im Uhrenkasten versteckt. Leider wird er bestimmt ein feistes Säulein finden, das naiv genug ist sich auf ihn einzulassen. Der Arsch.

Liebe Grüße von Chutney

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo HoWoA,

problemlos zu lesen, die Bilder kommen gut rüber, aber wozu? Dass du das sprachlich gut hinbekommen hast reicht mir persönlich noch nicht. Ich glaube, so wie du schreibst geht da noch mehr. Denn zumindest bei mir ist das so, wenn ich Zeit dran gebe an irgendwas, möchte ich nicht ganz unverändert bleiben. Deine Geschichte sagt mir aber leider gar nichts und bringt mich nicht zum Nachdenken, das finde ich sehr schade.
Angelegt als Fabel fehlt eine wirkliche Aussage, außerdem gibt es ein paar Unstimmigkeiten:

Er hob den Zeigefinger.
Ein Wolf hat keinen (ein Wolf kann zwar auch nicht sprechen, aber das ist bildlich vorstellbar, dass ein Zeigefinger aus der Pfote ragt aber nicht). Das gilt auch für Ziegenhände:
... , die mit dem Kochlöffel in der Hand vor dem Ofen stand.
Dein Veggie-Kram hängt mir nämlich langsam zum Hals raus!
Das fand ich lustig, so klingt mein Mann auch manchmal :-).

Schreiben kannst du, daher bin ich gespannt, ob ich demnächst etwas von dir lese, in dem 'mehr drin' ist.

Beste Grüße,

Eva

P.S. Jetzt habe ich mal die Komms gelesen und siehe da, in einer Antwort von dir steckt ja doch so etwas wie Sinn bzw. eine Deutung:

Der Wolf macht solche Geschichten regelmäßig, deshalb auch "früher als geplant". Er holt sich jemanden für die Hausarbeit, auf die er keine Lust hat, und nimmt dafür dann auch mal ein paar wenige Tage Gemüse in Kauf. Irgendwann gibt's dann aber Fleisch satt. Alternativ müsste er sein Klo jede Woche selbst schrubben.
Davon sollte meiner Meinung etwas hinein in die Geschichte selbst, dann kriegt sie auch für mich noch die Kurve.

 

Hey Holger,

ich sehe das ein bisschen als Schreibübung. So kurze, in sich geschlossene Texte sind gute Trainingsmöglichkeiten. Dass die Pointe bzw. Auflösung ein wenig flach ist, wurde ja schon angemerkt.

Kurz was zur Sprache. Der Text liest sich flüssig, das ist gut. Aber ein paar Stellen sollten überarbeitet werden, finde ich. Im ersten Satz tauchen 2x war und hatte auf, das klingt nicht so gut, ist aber kein Drama.

„Wolf!“ Ein leises Keuchen folgte dem Ruf – "leise" ist überflüssig, die ganze "folgte dem Ruf"-Wendung ist ein wenig behäbig

Es war die Schnecke, die sich eilte, ihn zu erreichen – hier verwendest Du eine gehobene Tonart

„Wolf! Nun hör doch! Die Ziege lässt dir ausrichten, das Abendessen wäre fertig.“ – hier auch

Gegen diese Tonart ist nichts einzuwenden, man kann so im alten Stil von Fabel und Märchen schreiben. Aber dann passt das nicht mehr:

Dem Wolf fiel ob solcher Dreistigkeit fast das Kinn aus dem Gesicht – Der erste Teil "ob solcher Dreistigkeit" ist veraltet/ klassisch und der zweite Teil ist Kalauer-Umgangssprache. Vielleicht ging es Dir gerade um diesen Kontrast, für mich es disharmonisch.

Dem Wolf lief derweil schon das Wasser im Mund zusammen, viel früher als geplant – man kann eine Spontanreaktion nicht planen, da stimmt was nicht.

Gruß Achillus

 

Hallo Chutney.

schön schräg deine Geschichte. Die keuchende Schnecke hat mir gefallen. Und dass er die Schnecke "dusselige Kuh" nennt. Und dass dem Wolf fast das "Kinn aus dem Gesicht fällt", schönes Bild.
Freut mich sehr, dass dir das gefallen hat.
Die "dusslige Kuh" sollte eigentlich die Ziege sein, kann man aber auch so verstehen.
Ans "Kinn" werde ich noch mal rangehen. Achillus hat da wohl recht, ich werde den Sprachstil etwas konsistenter machen müssen. Das Bild an sich wird aber bleiben.

Am Ende wird es furchtbar grausam und da kriegt diese putzige Geschichte doch ihren Abgrund und auch ihren Bezug zur Realität.
Ja, furchtbar grausam. Ich war selbst erst ein wenig überrascht, wie blutig die Szene am Ende wurde. Aber so soll es hier sein.

Der Arsch.
Aber so was von! Hast ich schön zum Grinsen gebracht, mit dem Spruch.

Viele Grüße
Holger

----

Hallo Eva Luise Groh.

problemlos zu lesen, die Bilder kommen gut rüber, aber wozu? Dass du das sprachlich gut hinbekommen hast reicht mir persönlich noch nicht.
[..]
P.S. Jetzt habe ich mal die Komms gelesen und siehe da, in einer Antwort von dir steckt ja doch so etwas wie Sinn bzw. eine Deutung: Davon sollte meiner Meinung etwas hinein in die Geschichte selbst, dann kriegt sie auch für mich noch die Kurve.
Vielen Dank, für deinen Kommentar, trotz der dünnen Geschichte. Ich weiß das zu schätzen. Dass der Wolf eine Wiederholungstäter ist, ist vielleicht wirklich zu zaghaft angedeutet. Ich werde sehen, ob ich das klarer machen kann.

Ein Wolf hat keinen (ein Wolf kann zwar auch nicht sprechen, aber das ist bildlich vorstellbar, dass ein Zeigefinger aus der Pfote ragt aber nicht). Das gilt auch für Ziegenhände:
Ja, ich sollte bei der korrekten Anatomie bleiben, auch wenn die Viecher reden können. Habe ich geändert.

Das fand ich lustig, so klingt mein Mann auch manchmal :-).
Meine Frau ist jetzt auch schon über 20 Jahre Vegetarierin. Ich kenne sie nur so. Es macht mir aber nichts aus, auch mal ohne Fleisch und Wurst auszukommen. Die Menge Tier, die ich vertilge, ist sicherlich weit unter dem Bundesdurchschnitt. Etwa so, wie bei dem Wolf in der Geschichte. Wegen des Essens habe ich jedenfalls noch nie gemeckert. Ich koche sogar vegetarisch, wenn ich für uns beide am Herd stehe.

Schreiben kannst du, daher bin ich gespannt, ob ich demnächst etwas von dir lese, in dem 'mehr drin' ist.
Eine Gangster-Story mit ordentlich Tod und Verstümmelung. Ich muss aber noch den Plot halbwegs rund bekommen, der hat noch ein paar Haken. Wenn ich sie "fertig" bekomme, wir sie jedenfalls deutlich länger, als die Homestory des Wolfs.

Viele Grüße
Holger

----

Hallo Achillus.

ich sehe das ein bisschen als Schreibübung. So kurze, in sich geschlossene Texte sind gute Trainingsmöglichkeiten. Dass die Pointe bzw. Auflösung ein wenig flach ist, wurde ja schon angemerkt.
So war es gedacht. Kurze Geschichte, Defizite erkennen, Schreibstil entwickeln. Die bisherigen Kommentare haben mich schon weiter gebracht, denke ich.

Im ersten Satz tauchen 2x war und hatte auf, das klingt nicht so gut, ist aber kein Drama.
Die verflixte Vorvergangenheit ...

„Wolf!“ Ein leises Keuchen folgte dem Ruf – "leise" ist überflüssig, die ganze "folgte dem Ruf"-Wendung ist ein wenig behäbig
[..]
Gegen diese Tonart ist nichts einzuwenden, man kann so im alten Stil von Fabel und Märchen schreiben. Aber dann passt das nicht mehr:
Vielen Dank für diese Hinweise! Ich werde versuchen, das sprachlich konsistenter zu gestalten. Die Brüche sind keine Absicht.

Dem Wolf lief derweil schon das Wasser im Mund zusammen, viel früher als geplant – man kann eine Spontanreaktion nicht planen, da stimmt was nicht.
Stimmt. Ich habe das gerade geändert.

Viele Grüße
Holger

 

Liebe Wortkrieger,

ein paar Stellen sind überarbeitet. Ich hoffe, der Text ist jetzt sprachlich einheitlicher, und es kommt raus, dass der Wolf so etwas öfters macht.

Grüße
Holger

 

Hi HoWoA!

Gefällt mir besser jetzt, und bekommt so noch eine Aussage. Verwandt mit dem Spruch 'Verheiratet ist immer noch besser als selbst geputzt.' Ja, hat jetzt was, deine Geschichte.

Viele Grüße, Eva

 

Gefällt mir besser jetzt, und bekommt so noch eine Aussage. Verwandt mit dem Spruch 'Verheiratet ist immer noch besser als selbst geputzt.' Ja, hat jetzt was, deine Geschichte.

Hallo Eva Luise Groh,

freut mich sehr! Sind zwar nur kleine Änderungen, aber die machen doch einen Unterschied.

Viele Grüße
Holger

 

Hallo HoWoA,

hab die Geschichte gerade entdeckt und fand sie ganz angenehm. Tiefe sucht man natürlich vergebens, dafür wars stellenweise recht amüsant. Könnte ich mir gut als kleinen Cartoon für Erwachsene vorstellen.

Beste Grüße
Tserk

Textkram:

„Bitte? Wie bescheuert kann man eigentlich sein, die Schnecke loszuschicken, mich zum Essen zu holen? Ist doch klar, dass das dauert!
Würde ich streichen - eben weil es klar ist.
Noch einiger Zeit war nichts mehr übrig, bis auf eine Ansammlung geleckter Knochen in einer roten Lache.
Nach
„Mal sehen, ob du wenigstens als Einlage etwas taugst.“, knurrte er.
Punkt weg

 

Hallo Tserk,

danke für's reinschauen und deinen Kommentar. Freut mich, dass die Geschichte dich etwas unterhalten konnte.

Grüße
Holger

Würde ich streichen - eben weil es klar ist.
Mit gefällts mir besser, auch wenn es klar ist. Ich lasse den Satz drin.

Nach

Punkt weg

Ist korrigiert.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom