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Die Schmugglerroute

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16.06.2016
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Die Schmugglerroute

Zweihundert Meter vor der Grenze sah ich das Blaulicht über die gestauten Autos flackern. Der Motor meines alten Golfs röchelte vor sich hin.
"Dima", sagte ich hastig und klopfe ihm auf die Schulter. "Ey Dima wach auf!"
Verschlafen richtete er sich im Beifahrersitz auf. "Wasn los?"
"Da vorne stehen die Bullen!" Er rieb sich den Schlaf aus den Augen und schaute nach vorne durch die Windschutzscheibe.
"Vielleicht n Unfall", sagte er und streckte sich. Schweiß bildete sich auf meiner Stirn. "Hier steht kein Warndreieck Mann, die kontrollieren uns!" Dima zündete sich gelassen eine Kippe an und kurbelte das Fenster einen Spalt herunter. "Wir stehen im Stau", sagte er. "Mit Sicherheit 'n Unfall oder sowas."
"Und was wenn nicht?", fragte ich und drehte das Radio leiser. "Wieviel hat er dir diesmal mitgegeben?"
Dima zog sein Handy aus der Tasche und scrollte abwesend durch seinen Facebookfeed. "Ungefähr ein Kilo würde ich sagen."
Meine Finger umklammerten das Lenkrad und ich schickte ein Stoßgebet Richtung Himmel.
"Fuck Mann. Das sind fünf Jahre!"
"Jetzt beruhig dich mal wieder", sagte er und drehte das Radio wieder ein Stück lauter. „Das ist schon nichts."
"Und wie soll ich mich beruhigen!? Was wenn die einen Schnelltest machen?"
"Wenn dann nur bei dir und du hattest nichts", sagt er und richtete sein Nackenkissen gerade bevor er sich an die Schreibe lehnte.
Mir blieb die Luft weg und ich kurbelte meine Scheibe runter. "Und was ist mit… Passivrauch oder so?"
Dima kicherte und schnipste seine Kippe aus dem Fenster auf die Straße.
"Lass den Scheiß Mann", sagte ich. "Du musst es nicht auch noch provozieren!"
"Mann Thomas, was bringen die dir an der Uni eigentlich bei?"
"Jaja, sehr witzig. Wo hast du es hingetan?"
Die Autokolonne machte einen Satz nach vorne und mein Herz hämmerte unaufhörlich.
"Wie immer", sagte er. "Im Verbandskasten."
"Scheiße, Scheiße, Scheiße!", fluchte ich vor mich hin während die Kolonne noch einen Satz machte.
"Der ist mit Sicherheit abgelaufen!"
Noch zwei Fahrzeuglängen bis zum Bullenauto. "Warts ab", sagte Dima. "Die lotsen uns bestimmt nur weiter über eine Ausfahrt."
Die Autos vor mir fuhren nach rechts und 5 Meter vor uns stand ein großer Polizist in Warnjacke. Neben ihm blinkte eine Warnanlage und etwas Verkrampfung löste sich aus meinen Muskeln. Er machte eine Bewegung mit dem Arm und ich legte den ersten Gang ein. Ich hatte das Gefühl, als würde sich bereits eine Schweißpfütze in meinem Sitz bilden. Ich soff das Auto ab und fummelte hastig am Schlüssel herum um es wieder in Gang zu kriegen. Dima lachte, schüttelte den Kopf und steckte sich eine neue Kippe an. Das Auto rollte langsam vorwärts und der Polizist streckte seine Hand aus.
"Guten Abend die Herren", sagte er und beugte sich zu mir runter.
"Hallo", sagte ich kurz und versuchte den Kloß in meinem Hals runter zu schlucken.
"'n Abend Wachtmeister!", rief Dima herüber und grüßte mit seiner Kippe.
Der Polizist sagte nichts und leuchtete ihm ins Gesicht. "Hey", sagte Dima und verdeckte seine Augen. "Muss das sein?"
Der Polizist sagte nichts und wendete seinen Blick wieder mir zu.
"Hier kommen Sie nicht weiter. Die Straße ist bestimmt noch für zwei Stunden dicht."
"Oh. Ok… Danke", sagte ich und versuchte das Zittern in meiner Stimme zu unterdrücken. Auf der Straße lagen Glasscherben. Eine Plane war um die vordere Hälfte des Wracks aufgestellt.
Der Polizist richtete sich auf und als ich wieder den Motor startete legte er eine Hand auf die Autotür.
"Moment", sagte der Polizist in die Fensterscheibe und drehte sich zum Polizeiauto auf der anderen Straßenseite. Er machte eine Handbewegung und der andere Polizist, ein dicker Mann in seinen Vierzigern, machte ein erschöpftes Gesicht und setzte sich in Bewegung.
Der Polizist neben uns beugte sich erneut runter und lies seinen Blick durch das Auto schweifen. "Direkt hinter der Ausfahrt ist ein Rastplatz. Fahren Sie bitte darüber und warten sie kurz. Bleiben Sie im Auto."
Mein Magen drehte sich um und mein Puls war kurz davor durch die Decke zu schießen.
Jetzt würde selbst Dima heiß und er drehte die Lüftung hoch.
Ich nickte nur und setzte das Auto in Bewegung. Wir rollten zum Rastplatz und ich sah kleine Blitze vor meinen Augen zucken.
"Jetzt mach nicht schlapp", sagte Dima. "Überlass mir das Reden."
Ich antwortete nicht und stoppte das Auto neben der Mülltonne auf dem Rastplatz.
Dreißig Sekunden später stand der Polizist neben uns und bat uns auszusteigen.
Ich tat wie mir geheißen und meine Beine fühlten sich an wie Pudding. Für einen Moment hatte ich Angst wegzuklappen und lehnte mich möglichst lässig ans Auto.
"Leeren Sie bitte Ihre Taschen aus und reichen Sie mir Ihre Ausweise." Der Polizist leuchtete misstrauisch ins Auto während ich hastig meinen Ausweis rauskramte. Mit ernster Miene las er meinen Ausweis und inspizierte die Autopapiere wie ein Lehrer der einen Test korrigiert.
"Was machen Sie hier?", fragte er ohne aufzublicken. Ich durchforstete meinen Schädel und sprach das erste aus was mir in den Sinn kam. "Ich bin an der FH Münster und wir haben gerade so einen Kulturaustausch mit einer Hochschule in Nimwegen am laufen." Der Polizist zeigte keine Reaktion. Dima stand am Ende des Fahrzeugs mit verschränkten Armen und trat seine Kippe auf dem Boden aus. Der Polizist drehte ruckartig den Kopf. "Hey!", rief er. "Die Welt ist nicht dein Mülleimer. Wirf das Ding in den Aschenbecher da drüben!" Er deutete in Richtung der schwarzen Mülltonne neben dem eine Metallsäule mit kleinen Einlässen stand.
Dima hob kapitulierend die Hände und las den Kippenstummel wiederwillig vom Boden auf. Vor meinem inneren Auge sah ich mich schon im Gerichtssaal. Vor mir ein grimmig aussehender Richter und hinter meine schluchzenden Eltern.
Während er die Kippe wegwarf prüfte der Polizist weiter meine Papiere.
"Haben Sie ein Warndreieck, Westen und Verbandskasten im Auto?" Zum ersten Mal fiel mir sein niederländischer Akzent auf.
"Ja natürlich... haben wir", sagte ich und nickte. Der Polizist blickte mich mit seinen stechenden Augen an und fragte: "Wie viele?"
"Ähh..von jedem eins."
Er drückte mir meine Papiere in die Hand und ließ seine Taschenlampe sinken. Ich steckte sie weg und lies die Hände gleich in den Taschen um möglichst entspannt zu wirken. Der Rücken meines Shirts fühlte sich klatschnass an.
"Darf ich mal Ihren Kofferraum sehen?", fragte er. Die Panik schlug mir ins Gesicht wie ein Eimer Eiswasser.
"..Natürlich", sagte ich und schluckte.
Der Polizist ging Richtung Fahrzeugheck und legte seine Hand auf den Kofferraumverschluss.
"Entschuldigung!", rief Dima und kam mir erhobener Hand zurück zum Auto. Der Polizist wandte sich mit kalter Miene zu ihm und lies seine Hand am Kofferraum. "Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?", fragte Dima mit einem arroganten Grinsen im Gesicht. In diesem Moment hätte ich Dima am liebsten die Faust ins Gesicht geknallt.
Der Polizist rang sich ein halbherziges Lächeln ab. "Reine Routine."
"Ist schon ok", sagte ich und warf Dima einen vielsagenden Blick zu.
Dima lehnte sich gegen den Scheinwerfer und verschränkte wieder die Arme.
"Dann hätten wir aber gerne ein Durchsuchungsprotokoll."
"Ein was?", sagte der Polizist nun sichtlich gefrustet.
"Gar nichts!", fuhr ich dazwischen. "Wir brauchen nichts." Der Polizist wandte sich wieder dem Kofferraum zu und schüttelte den Kopf. Der Kofferraum war leer bis auf einen rostigen Wagenheber.
Er streckte seine Hand in Richtung der Klappe am linken Rand des Kofferraums. Ich hatte das Gefühl mich gleich übergeben zu müssen und hielt mir den Bauch. Er öffnete die Verkleidung und zum Vorschein kam ein noch eingepacktes Warndreieck, eine warnweste und ein abgegriffener Verbandskasten der lieblos dazwischen gequetscht war. Er zog die Warnweste heraus und leuchtete auf den Verbandskasten. Er entfaltete die Warnweste und wandte sich mir zu.
"Das ist nur eine", sagte er mit tiefer Stimme und wartete auf eine Reaktion von mir.
"…Reicht das nicht?", stotterte ich und versuchte das dumpfe Gefühl in meiner Magengegend zu unterdrücken.
"Hier nicht. In den Niederlanden brauchen Sie für jeden Mitnahmeplatz eine."
"Oh.. das, das wussten wir nicht. Entschuldigung. Vor unserem nächsten Trip kaufe ich noch welche."
Er nickte nur und steckte die Weste zurück. "Das sollten Sie tun", sagte er und richtete sich auf. "Die Kosten nur ca. 2€ aber an Tankstellen sind sie deutlich teurer." Er schlug den Kofferraum mit einem Knallen zu.
"Gute Fahrt."
Ich brachte nur ein "Danke." hervor und zog die verschwitzten Hände aus meinen Taschen.
Der Polizist setzte sich wieder in Bewegung Richtung Unfallstelle.
"Ja, danke Herr Wachtmeister!", rief Dima ihm hinterher und winkte zum Abschied. Der Polizist drehte sich erneut zu uns um.
"Drehen Sie hier und nehmen Sie die Ausfahrt."
Ich setzte mich hastig ins Auto und spürte die Erleichterung über mich schwappen. Als wir die Ausfahrt passiert hatten fühlte sich auch mein Magen langsam wieder normal an.
Im Radio sang Cream gerade von einem weißen Raum mit schwarzen Vorhängen.
"Na also", sagte Dima. "War doch nichts oder? Wir sind wie Han und Chewy auf der Schmugglerroute!"
"Ja", sagte ich und wischte mir den Schweiß von der Stirn.
"Würde trotzdem nicht schaden, wenn du mal deine Fresse halten könntest!"
Dima stutzte und wendete sich wieder beleidigt der Scheibe zu.
"Komm mal wieder runter ey…"

 

Hallo Wasted,

willkommen bei den Wortkriegern! (Auch wenn du schon seit Juni Mitglied bist, ist dies ja anscheinend dein erster Post.)

Wasted schrieb:
Hallo zusammen!

Ich schreibe normalerweise keine Kurzgeschichten und bis ein paar wenige lese ich auch hauptsächlich Romane.
Jedenfalls habe ich recht schnell gemerkt, dass die Geschichte, die ich ursprünglich im Sinn hatte deutlich zu lang werden würde also habe ich stattdessen nur eine Szene geschrieben die hoffentlich für sich alleine stehen kann.

Der ursprüngliche Gedanke für diese Geschichte war mit Sichterheit 15x so lang aber leider sind maximal 10 Word-Seiten gewollt.

Naja, ich hoffe ich könnt mir ein paar Tipps geben und mir sagen ob diese abgeschlossene Szene auch für sich alleine stehen kann.
Wie gesagt habe ich keine Ahnung, wie man eine so kurze Geschichte strukturiert oder wieviel man auf die Charaktere eingehen sollte. Deswegen war mein neues Ziel einfach nur eine spannende kurze Geschichte zu schreiben.

Das ist die erste Fassung also nehmt mir bitte die Grammatik und Rechtschreibfehler nicht zu übel. Ich freue mich über jeden Vorschlag wie man die Geschichte besser machen könnte und wie ihr euch bei der Geschichte gefühlt habt.

Seid so rücksichtslos wie möglich!

Vielen Dank an alle die sich die Zeit nehmen!


Solche Anmerkungen bitte immer in einen separaten Post schreiben. Danke!

Für inhaltliche Hinweise fehlt mir im Moment die Zeit, deshalb nur einer:

Das ist die erste Fassung also nehmt mir bitte die Grammatik und Rechtschreibfehler nicht zu übel.
Auch eine erste Fassung sollte vom Autor sorgfältig korrekturgelesen sein. Bitte nachholen!

Grüße vom Holg ...

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Wasted,

fröhlichen Einstand hier wünsche ich,

ich stehe deinem Text zwiegespalten gegenüber. Zuerst das Zuckerbrot: ich fand ihn ziemlich spannend! Eine Situation, die du fesselnd und realistisch geschildert hast. Erinnert mich glatt daran, wie ich das letzte Mal beinahe gebusted wurde, als ich drei Koffer Piece über die Grenze gebracht hab. Hatte keine Schwierigkeiten, die Geschichte bist zum Ende zu lesen, obwohl du keinen einzigen Absatz eingebaut hast (!!)

Nun die Peitsche: äh, ja ... Leerzeilen einfügen! Holg hat schon deine zahlreichen Fehler bemängelt. Ich habe so viele gefunden, dass ich nur die prägnantesten nennen und auf Grammatik/Zeichensetzung dieses eine Mal verzichten will.

ich soff das Auto ab
"Absaufen" ist intransitiv, "abwürgen" bräuchtest du.

wiederwillig
Widerwillig.

und wandte sich mit kalter Miene zu ihm
Die Formulierung ist unglücklich, aber die Wortreihenfolge noch viel unglücklicher. Und wandte sich ihm zu.

Gefrustet
What? "Frustriert", oder?

Umgangssprache in den Dialogen ist in Ordnung, hier sogar erwünscht, aber bei dir ist sie mir ein bisschen zu krass, insbesondere außerhalb der wörtlichen Rede. Die drei Charaktere find ich in Ordnung: der hosenscheißende Fahrzeughalter, der coole Kumpel, und der Polizist. Dessen Begrüßungssatz "Guten Abend, die Herren" finde ich nicht 100% gelungen, vielleicht geht da noch was anderes, was polizeilicheres. Den Twist mit den beiden Warnwesten fand ich super! Beruht das auf einer wahren Begebenheit bzw. ist es wirklich so in den Niederlanden?

Fazit: ich erkenne eine gewisse Begabung in dir, Geschichten zu erzählen, aber sprachlich fehlt mir noch die Raffinesse. Würde viel, viel Lesen empfehlen, und natürlich weiter schreiben. Ein hoffnungsloser Fall bist du definitiv nicht, und ich hoffe, dass du noch viel Feedback bekommst.

Grüße
imperfektionist

 

Hallo Wasted!

Willkommen bei den Wortkriegern!

Ich finde, deine KG ist richtig struktuiert und inhaltlich vollständig. Wenn du das einfach so aus dem Bauch heraus gemacht hast, dann nur weiter so. Auch von den Protagonisten erfährt man genug.
Spannungsaufbau ist natürlich auch genug da, durch die Frage: Werden sie erwischt oder nicht?

Du sagst in deinen Anmerkungen: "aber leider sind maximal 10 Word-Seiten gewollt". Darf ich daraus schließen, dass du die Geschichte für einen besonderen Zweck/Anlass geschreiben hast? Wenn ich wüsste, was das für ein Zweck/Anlass ist, könnte ich vielleicht noch weitere Tipps geben.

Grüße,
Chris

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Imperfektionist,

Vielen Dank für dein Feedback. Ich versuche an den Dingen zu arbeiten, die du bemängelt hast.
Danke auch für das Zuckerbrot.

Beruht das auf einer wahren Begebenheit bzw. ist es wirklich so in den Niederlanden?

Auf wahren Begebenheiten beruht es zwar nicht aber die Regelung der Warnwesten ist in den Niederlanden tatsächlich so.

Nochmal Danke, ich hoffe weiterhin von dir Feedback zu zukünftigen Geschichten zu bekommen!


@ Chris Stone

Danke für das Lob! Sowas motiviert mich immer sehr!

Darf ich daraus schließen, dass du die Geschichte für einen besonderen Zweck/Anlass geschreiben hast? Wenn ich wüsste, was das für ein Zweck/Anlass ist, könnte ich vielleicht noch weitere Tipps geben.

Vorgabe ist eine Kurzgeschichte (max. 10 Seiten) in denen Drogen eine Rolle spielen. Der Rest ist soweit mir überlassen.

 

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