Die Schlangen
Die Schlangen
Tausende Menschen bildeten hunderte Reihen ihresgleichen. Es gab sie in rot, grün, gelb und blau. Cool, langweilig, geschickt und blöd. Musikalisch, sportlich, künstlich und natürlich. Unisono und zielllos bewegten sie sich im Strom vorwärts.
Ich sah, dass manche Menschen auf den Köpfen anderer spazierten.
Andere Menschen bewegten sich auf ihren Händen fort. Einige kleinere Menschen wurden von den größeren getragen. Andere kleinere Menschen wurden von größeren zertreten. Sie alle marschierten immer in die eine Richtung: die ihres Vordermannes. Doch so sehr sich auch die Menschen innerhalb ihrer Reihe quetschen, drängelten, randalierten, sie kamen den Reihen neben ihnen niemals zu nahe. Ihre Welten blieben die paar Quadratmeter, auf denen sie um ihr Recht kämpften.
Dann wurde es Nacht. Die Menschen veränderten ihr Aussehen und wurden zu Wölfen. Sie achteten die Grenzen nicht mehr, sprangen gezielt hinüber und vermischten sich mit den anderen. Sie quälten sich, sie ermordeten sich. Kleinere Wölfe suchten Schutz bei den größeren, niemals ohne einen Preis dafür zu zahlen. Zwischen den größeren Wölfen herrschte Konkurrenz und alle warben sie und priesen ihre Stärke. Und während der blutige Kampf zwischen den großen Wölfen tobte, bangten die kleineren Wölfe um ihr Leben. Dann wurde es Tag und wer noch lebte, huschte zurück in seine Reihe.
Vor- und rückwärts bewegten sich die Schlangen, nach denen ich mir den Kopf verdrehte. Ihre Menschen verrichteten Arbeit, liebten sich oder aßen. Ich aber stand daneben und suchte ihren Ursprung. Und fand nur ihr monotones Marschieren.