Was ist neu

Die Schlange

Mitglied
Beitritt
26.10.2018
Beiträge
2

Die Schlange

Die Schlange wuchs immer mehr. Maria hatte das Gefühl, bald wäre sie so lang, dass sie mit dem Schwanz die Kohlköpfe in der Gemüseabteilung umwerfen könnte. Sie war müde, und das ständige Piepen bereitete ihr einen stechenden Schmerz, links in ihrem Hinterkopf. Der jetzige Kopf der Schlange war ein alter Mann, der ihr sagte, er hätte es passend. Ihr kam es vor wie eine Ewigkeit, bis er die 10,20€ endlich in Münzform auf den Tresen legte. Sie nahm das Geld entgegen, wünschte ihm einen schönen Tag und begrüßte den nächsten Kopf.
Sie sehnte sich nach ihrem kleinen Sofa in ihrer winzigen Wohnung am Rande der Stadt. Und nach ihrem Hund, der nun auch schon seit Stunden alleine war. Es tat ihr leid, dass sie so wenig Zeit für ihn hatte, doch sie brachte es nicht über’s Herz ihn wegzugeben. Dafür liebte sie den kleinen Dackel zu doll. Und sie fühlte sich doch ohnehin schon so alleine, seitdem ihr Horst nichtmehr vom „nur kurz Zigaretten holen“ zurückkam.
Piep. Sie zog eine Salatgurke über das Kassenband und gleich danach eine Packung Eiscreme. „Tropical Fruits“ stand drauf und sie fragte sich, ob der jetzige Kopf der Schlange, sich damit ein wenig Urlaubsfeeling nachhause holen wollte.
„20,35€, bitte“, sagte sie und strecke der Frau mit den Wasserstoffblonden Haaren ihre Handfläche entgegen. Die junge Frau legte ihr ihr einen zwanzig und einen fünf Euroschein hin und Maria kramte das Wechselgeld hervor.
Jeden Tag die gleiche Prozedur, das Einzige was sich änderte, war das Datum. 21 Oktober, 23 Oktober... Welches Datum war es heute? War es der 25 Oktober? Maria konnte sich nicht dran erinnern. Sie rieb sich über die brennenden Augen, ihr Hintern und ihre Arme schmerzten. Sie hasste diese Eintönigkeit. Außerdem konnte sie Schlangen nicht austehen und ganz besonders nicht die, die sie jeden Tag auf ihrer Arbeit heimsuchte.
„Hallo?“
Maria schreckte auf. Der Jugendliche vor ihr blickte sie halb wartend, halb spöttisch an. Für einen Moment wollte sie ihn fragen, ob sie ihm helfen könnte, doch dann fiel ihr ein, dass er nur darauf wartete, dass sie seine Waren über das Warenband zog.
„Entschuldigung“, murmelte sie und das Piepen setzte fort. Sie spürte die abschätzenden Blicke des Jugendlichen immer noch auf sich. „Wenn du deine Schule nicht ordentlich machst, wirst du am Ende noch Kassierer!“ hatten seine Eltern im bestimmt engetrichtert. Und nun stimmte er seinen Eltern in Gedanken zu, das spürte sie.
Ob du deinen Kindern das gleiche geraten hättest? Fragte sie sich selbst während sie eine Tüte Chips über das Band zog. Piep.
Vielleicht schon, aber Horst hatte nie Kinder gewollt.
Sie wünschte dem Jungedlichen einen schönen Tag und er ging, ohne etwas zu erwidern. Maria war das gewohnt, mittlerweile nahm sie sich das nicht mehr zu Herzen. Zumindest nicht immer. Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr, 19:30 Uhr. Sie bat die Schlange, sich an einer anderen Kasse zu positionieren. Die Schlange stöhnte auf und kroch dann langsam nach nebenan. Maria schloss ihre Kasse ab und legte ihren Kittel in ihren Spind.
Seufzend ließ sie die Schlange und das nervtötende Piepen hinter sich. Noch 14 Stunden. Dann sehen würde sich, das Gleiche wie jeden Tag, wiederholen.

 

Hallo @Charlotte 17,

herzlich willkommen bei uns!

Ein kurze Geschichte, alltäglich. Gut, dass du damit einsteigst. So kannst du dich am Anfang nicht zu sehr verzetteln und Leser sind eher geneigt kurzen Geschichten eine Chance zu geben.

Der erste Satz ist wichtig und deiner gefällt mir nicht so richtig. Ich fände „Die Schlange wuchs.“ oder „Die Schlange wurde immer länger.“ schöner.

Sie war müde, und das ständige Piepen bereitete ihr einen stechenden Schmerz, links in ihrem Hinterkopf.
Der Bezug ist nicht ganz klar. Ich kann mir denken, dass du Maria und nicht die Schlange meinst, aber textlich ist es nicht ganz sauber.

Der jetzige Kopf der Schlange war ein alter Mann, der ihr sagte, er hätte es passend.
Mir gefällt es, dass du die Schlange personifizierst. Du könntest das „jetzige“ meiner Meinung nach sogar noch streichen.

und begrüßte den nächsten Kopf.
Mag ich.

Und sie fühlte sich doch ohnehin schon so alleine, seitdem ihr Horst nichtmehr vom „nur kurz Zigaretten holen“ zurückkam.
Das ist mir zu klischeemäßig. Passiert sowas wirklich?

Jeden Tag die gleiche Prozedur, das Einzige was sich änderte, war das Datum. 21 Oktober, 23 Oktober... Welches Datum war es heute? War es der 25 Oktober?
Ich verstehe, dass du die Eintönigkeit, die Langeweile dort an der Kasse darstellen willst. Aber leider ist der Text auch für den Leser ziemlich langweilig. Es muss doch irgendetwas besonderes passieren, irgendetwas das nicht der Norm entspricht, das Maria wachrüttelt. Das den Leser wachrüttelt. Denn so lese ich nur eine Geschichte über einen öden Job – warum sollte ich das tun?

Versuch dich selbst, den Leser und Maria zu überraschen. Baue etwas Unerwartetes ein. Vielleicht taucht eine echte Schlange auf? Oder Maria beschließt in mitten ihrer Schicht zu gehen, um endlich das zu machen was sie will. Oder, oder, oder.

Ich hoffe, du kannst mit meinen Gedanken etwas anfangen. Viel Spaß bei uns!

Liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 

Hallo @Charlotte 17,

herzlich willkommen bei uns!

Ein kurze Geschichte, alltäglich. Gut, dass du damit einsteigst. So kannst du dich am Anfang nicht zu sehr verzetteln und Leser sind eher geneigt kurzen Geschichten eine Chance zu geben.

Der erste Satz ist wichtig und deiner gefällt mir nicht so richtig. Ich fände „Die Schlange wuchs.“ oder „Die Schlange wurde immer länger.“ schöner.


Der Bezug ist nicht ganz klar. Ich kann mir denken, dass du Maria und nicht die Schlange meinst, aber textlich ist es nicht ganz sauber.


Mir gefällt es, dass du die Schlange personifizierst. Du könntest das „jetzige“ meiner Meinung nach sogar noch streichen.


Mag ich.


Das ist mir zu klischeemäßig. Passiert sowas wirklich?


Ich verstehe, dass du die Eintönigkeit, die Langeweile dort an der Kasse darstellen willst. Aber leider ist der Text auch für den Leser ziemlich langweilig. Es muss doch irgendetwas besonderes passieren, irgendetwas das nicht der Norm entspricht, das Maria wachrüttelt. Das den Leser wachrüttelt. Denn so lese ich nur eine Geschichte über einen öden Job – warum sollte ich das tun?

Versuch dich selbst, den Leser und Maria zu überraschen. Baue etwas Unerwartetes ein. Vielleicht taucht eine echte Schlange auf? Oder Maria beschließt in mitten ihrer Schicht zu gehen, um endlich das zu machen was sie will. Oder, oder, oder.

Ich hoffe, du kannst mit meinen Gedanken etwas anfangen. Viel Spaß bei uns!

Liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

Hallo Nichtgeburtstagskind

Vielen Dank für deine Kritik :) Ich werde sie mir auf jeden Fall zu Herzen nehmen!

Liebe Grüße

 

Hey Charlotte 17,


es steckt eine Menge zwischen den Zeilen, was gut ist.
Inhaltlich ist das trotzdem etwas dünn, klassische Merkmale wie Handlung, Konflikt und bsp. Figurenzeichnung kommen recht kurz. Der Text ist halt ein Schlaglicht, nicht mehr. Vielleicht will er auch gar nicht mehr sein?
Kennst du die Rubrik Flash Fiction hier auf der Seite? Klicke mal Projekte an und suche nach der Rubrik. Kannst dir mal die Definitionen durchlesen und dir überlegen, ob deine Geschichte dort besser aufgehoben wäre. Ich finde schon, weshalb ich sie gerne verschieben würde.

Bevor ich mehr zum Inhalt und Stil schreibe, solltest du die Fehler im Text ausbügeln. Einfach auf "Bearbeiten" klicken und direkt korrigieren.

Bekommst mal 'ne Fehlerliste (ohne garantieren zu können, dass sie vollständig ist):

Ihr kam es vor wie eine Ewigkeit, bis er die 10,20[Leerzeichen]€ endlich in Münzform auf den Tresen legte.
Ist doch an der Kasse, nicht am Verkaufstresen, oder?

Und sie fühlte sich doch ohnehin schon so alleine, seitdem ihr Horst nicht[Leerzeichen]mehr vom „nur kurz Zigaretten holen“ zurückkam.
Ich empfehle (kursiv): Nur-kurz-Zigaretten-holen, wegen "vom" (von dem). Ist allerdings schon sehr klischeebehaftet und abgegriffen. Würde ich entweder ganz rausnehmen oder was anderes schreiben. Zum reduzierten Stil würde mMn passen: Sie fühlte sich ohnehin so alleine, seitdem Horst ... Piep.

„20,35[Leerzeichen]€, bitte“, sagte sie und strecke der Frau mit den Wasserstoffblonden Haaren ihre Handfläche entgegen.
mit den wasserstoffblonden Haaren

Die junge Frau legte ihr ihr einen zwanzig und einen fünf Euroschein hin und Maria kramte das Wechselgeld hervor.
einen Zwanzig- und einen Fünfeuroschein

21[Punkt] Oktober, 23[Punkt] Oktober[Leerzeichen]... Welches Datum war es heute? War es der 25[Punkt] Oktober?
Lässt du Wörter aus, immer Leerzeichen vor den drei Pünktchen.
Anders, wenn du Buchstaben auslässt: Der 25. Okt...

Außerdem konnte sie Schlangen nicht austehen ...
ausstehen

„Wenn du deine Schule nicht ordentlich machst, wirst du am Ende noch Kassierer!“[Komma] hatten seine Eltern im bestimmt engetrichtert.
eingetrichtert

Ob du deinen Kindern das gleiche geraten hättest?[Komma, dann fragte] Fragte sie sich selbst[Komma] während sie eine Tüte Chips über das Band zog.
Besser: Sie fragte sich, ob sie ihren Kindern das gleiche geraten hätte, während sie eine Tüte Chips über das Band zog.

Sie wünschte dem Jungedlichen einen schönen Tag und er ging ...
Siehst du selbst.

Noch 14 Stunden.
Ansprechender, wenn du auch zweistellige Zahlen ausschreiben würdest.

Dann sehen würde sich, das Gleiche wie jeden Tag, wiederholen.
Da stimmt was nicht.


Ich zitiere mal aus unserer Hilfe-Rubrik:

Wir empfehlen dir sehr, deine Texte mit bis zu drei Tags zu versehen, um sie einem oder mehreren Genres zuzuordnen und so eine Klassifizierung vorzunehmen. Das erleichtert den Lesern nicht nur eine gezielte Auswahl, sondern es nützt dir dabei, Interessierte zu finden und zu einem Kommentar einzuladen, die deinen Text andernfalls vielleicht übersehen hätten. Folgende Stichworte stehen unter deinem Thema zur Verfügung: Alltag, Erotik, Fantasy, Gesellschaft, Historik, Horror, Humor, Jugend, Kinder, Krimi, Märchen, Mundart, Philosophisches, Romantik, Satire, Science Fiction, Seltsam, Sonstige, Spannung, Weihnachten.
Tags kannst du einfügen, indem du auf den kleinen Stift ganz oben, über deiner Geschichte klickst.


Das war's vorerst mal von mir, Charlotte 17.


Schau dich mal in Ruhe auf der Seite hier um, erschließe dir, was gang und gäbe in diesem Forum ist, lies mal die Hilfe (ganz unten) und fühle dich vor allem eines: willkommen!


hell

 

Hallo Charlotte,

ich möchte mich meinen Vorrednern in Punkto Dramatik anschließen. Der Geschichte fehlt denke ich der Punch, der die Protagonistin aus dem Alltag reißt. Denn das ist es doch, was wir Lesen wollen, oder? Viele haben so einen öden Alltag und das lässt einen sich mit der Geschichte identifizieren. Aber insgeheim giert man eben danach, dass etwas außergewöhnliches passiert. Das ist die Hoffnung, wenn man die Geschichte liest.

Du hast ja schon viele Textanmerkungen bekommen, daher möchte ich mich vor allem auf den Start konzentrieren. Ich finde die Personifizierung der Schlange auch gut, die Umsetzung aber nur halb gelungen. Das liegt vor allem an den ersten Sätzen, in denen ich recht verloren war. Gerade am Anfang, wenn der Leser mit null Vorwissen startet, muss man ihn irgendwie abholen, wenn man ein ungewöhnliches Setting aufbaut, oder mit einer Metapher startet. Ich tendiere auch dazu, den Leser da zu überfordern.

dass sie mit dem Schwanz die Kohlköpfe in der Gemüseabteilung umwerfen könnte. Sie war müde, und das ständige Piepen bereitete ihr einen stechenden Schmerz, links in ihrem Hinterkopf.
Dass der Schwanz die Kohlköpfe abschlägt, fand ich so real, dass ich hier weit davon entfernt war, an die tatsächliche Schlange an der Kasse zu denken. Dann kommt noch eine Beschreibung von ihr und die hat mich noch weiter weg gebracht.
Ihr kam es vor wie eine Ewigkeit, bis er die 10,20€ endlich in Münzform auf den Tresen legte.
Das war der Moment, an dem ich erst peilte, was du meinst. Da hab ich dann gestoppt und noch mal von vorne angefangen mit dem Lesen. ;)

Hat aber auf jeden Fall Potential. Ich mag solche Alltagsgeschichten (wenn dann etwas besonderes passiert).

LG Chris

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom