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Die Schönheit der Natur

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23.04.2016
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Die Schönheit der Natur

Seit fast einer halben Stunde war ich jetzt auf der Suche nach meinem Rucksack. Ich wusste, dass er irgendwo ganz oben in meinem Kleiderschrank sein musste. Allzuoft hatte ich ihn sie letzten Jahre nicht benutzt. Um genau zu sein, war er zuletzt bei einer Maiwanderung vor gut 5 Jahren zum Einsatz gekommen.
Seit ich in Frankfurt wohne und arbeite habe ich kaum Zeit gefunden, etwas zu unternehmen bei dem ein Rucksack von Nöten gewesen wäre.

Nun stand mal wieder der alljährliche Osterbesuch bei den Eltern an. Einer dieser Anlässe wo sich beinahe die gesamte buckelige Verwandtschaft aus ganz Deutschland zusammenfindet um ein Paar Tage damit zuzubringen, sich die Bäuche mit allerlei Essen vollzuschlagen, über alte Zeiten zu plaudern oder einfach um Belanglosigkeiten aus dem Alltag auszutauschen.

Tante Bettina hatte im letzten Jahr davon geschwärmt, wie gut sich ihr Sproß doch entwickelt habe. Thomas - so war der Name dieses Wunderknaben- konnte doch tatsächlich im zarten Alter von 9 Jahren ohne fremdes Zutun Fahrrad fahren.
Damals hatte ich mich gefragt, was im Leben dieser armen Frau schief gelaufen sein muss, dass sie sich mit solchen Erfolgen zu profilieren versuchte.

Da ist er ja.
Etwas verknittert in der letzten Ecke des oberen Fachs fand ich schließlich das, wonach ich gesucht hatte.
Schnell stopfte ich ein Paar Socken, frische Unterwäsche, ein Shirt zum Schlafen, meine Zahnbürsten und einige andere Hygieneartikel, die ich mir bereits auf meinem Bett zurechtgelegt hatte hinein und schwang mir den Rucksack über meine Schultern.
Noch einmal schnell die Wohnung abgehen:
Pflanzen gegossen? Check!
Müll raus gebracht? Check!
Alle Lichter aus? Check!

Als ich die Wohnungstür abgeschlossen hatte und die Stufen zur Haustür hinunterging, überflog ich im Kopf zur Sicherheit noch einmal meine Liste. Die Wohnung würde immerhin für 3 Tage leer stehen und da wollte ich nichts dem Zufall überlassen. Um 9:30 stieg ich in den Bus an der gegenüberliegenden Straßenseite, der mich zum knapp 5 Kilometer entfernten Hauptbahnhof brachte.
Als ich die Bahnhofshalle betrat, stand dort bereits der Zug, der mich zu meinem Ziel bringen sollte. Das Ticket hatte ich auf dem Heimweg von der Arbeit bereits am Vortag gezogen und so konnte ich direkt einsteigen und mich auf einem Platz am Fenster niederlassen, auf dem ich die Landschaft auf der knapp zweistündigen Fahrt nach Koblenz etwas genießen konnte.
Die Fahrt verging schneller als gedacht und ehe ich mich an das gleichmäßige rattern und das sanfte schaukeln im Wagon gewöhnt hatte, ertönte die Computer-Stimme über die Lautsprecher, die das Ende meiner Reise ankündigte.
Als ich aus dem Zug ausstieg stand mein Vater bereits am Bahnsteig und machte ohne ein Wort oder eine Geste der Begrüßung auf dem Absatz kehrt und rief nur brummig :”Müssen los! Der Rest der Sippe wird auch bald da sein!”
“Auch schön dich zu sehen Paps” , dachte ich bei mir und folgte ihm zu seinem Wagen.
Auf der halbstündigen Fahrt in den kleinen koblenzer Vorort, in dem meine Eltern wohnten sprachen wir kaum etwas miteinander.
Außer :”Was macht die Arbeit?”, “Hast du schon wieder zugenommen?” und “Du hättest dich ruhig etwas angemessener anziehen können!” kam nicht viel.
Mein Vater ! Kein Mann großer Worte oder emotionaler Kompetenzen.
Gegen 13:20 Uhr erreichten wir endlich das Haus meiner Eltern. Ein schlicht wirkendes, weiß verputztes, der Nachbarschaft angepasstes Haus am Ende einer Sackgasse direkt am Waldrand. Mein Vater parkte seinen Wagen vorschriftsmäßig in der Einfahrt und wir gingen ins Haus.
Drinnen war es sauber wie eh und je.
Es roch nach Essen und nach dem Rasierwasser meines Vaters.
Aus der Küche vernahm ich das verheißungsvolle Geräusch von spritzendem Öl in einer Pfanne und dem klappern von Besteck.
“Sind da! Ich gehe ins Wohnzimmer und ziehe den Esstisch aus!” brüllte mein Vater meiner Mutter zu, die sich wohl in der Küche befand. “Jemand muss noch mit dem Hund gehen, bevor die Gäste kommen!” erklang sie Stimme meiner Mutter aus der Küche. Ohne zu zögern nahm ich die Leine von der Garderobe an die ich zuvor meinen Rucksack gehängt hatte und rief meiner Mutter zu, dass ich diese Aufgabe gern übernehmen würde.
Das Geräusch der aneinanderschlagenden Karabiner der Leine reichte aus um Lucy, die betagte Pekinesendame aus ihrem Tiefschlaf auf dem Sofa zu reißen. Die Zunge aus dem Maul hängend, kam sie auf ihren kurzen Beinen den Flur entlang gewackelt, lief an mir vorbei und setzte sich erwartungsvoll vor sie Haustüre ohne mir auch nur einen Blick zu schenken.
Der Hund passte wirklich perfekt in diese vor Liebe und Zuneigung strotzende Umgebung.
Ich schnallte die Leine an, nahm den Schlüssel vom Schlüsselbrett und zog die Haustüre hinter mir zu.
Auf den ersten Metern in Richtung Wald spielte ich mit dem Gedanken einfach bis nach Frankfurt zurück zu laufen, damit ich mich dieser vergifteten Atmosphäre nicht noch weiter aussetzen müsste.
Erst einmal ein paar Schritte gehen. Es sind ja nur noch knappe 48 Stunden bis ich endlich wieder im Zug sitze.
Im Wald hatten zwischen den Bäumen bereits die Gräser angefangen zu wachsen. Das sanfte Grün beruhigte meine Gedanken mit jedem Schritt, den ich tiefer in den Wald ging.
Als Kind hatte ich ganze Tage in den Wälder rund um das Haus meiner Eltern zugebracht, doch es schien mir, als hätte ich diese Schönheit und Ruhe die dieser Ort ausstrahlte damals nicht zur Kenntnis genommen.
Die Sonne schickte ihre Strahlen durch das Blätterdach auf den mit Gras und Moos bewachsenen Waldboden der in allen Grüntönen zu leuchten schien.
Die Vögel zwitscherten leise ihre Lieder und diese vermischten sich mit dem weichen, sanften Rauschen des Windes im Geäst zu einer wunderbar inspirierenden Melodie.
Kälte und Wärme können so nah beieinander liegen. Eben noch die Kälte und die Anspannung im Haus und in der Anwesenheit meiner Eltern, und nun die Wärme und der endlose Friede hier im Wald.
Ganz allmählich konnte ich mein zehnjähriges Ich verstehen. Den Grund für die tagelangen Expeditionen in diesem Dschungel. Den Grund für die Nächte in denen ich es nicht erwarten konnte mich wieder in diese Welt zu flüchten. All das hatte einen Grund und den erkannte ich erst jetzt, zwanzig Jahre später.
Plötzlich wurde ich in meinen Gedanken unterbrochen. Lucy hatte sich protestierend auf den Hintern fallen lassen und bedeutete mir so, dass unsere kleine Exkursion in meine Kindheit nun vorbei sei. Wir waren auch bereits eine ganze Weile unterwegs und so trat ich mit der verbitterten, alten Hundedame den Rückweg an.
Immernoch beschäftigten mich die Gedanken an früher, und so nahm mein Unbehagen mit jedem Schritt den wir dem Haus näher kamen wieder zu. Die Bäume links und rechts des Wegen schienen einen Tunnel zu formen an dessen Ende der Wendehammer mit den kleinen Häusern bereits in Sicht kam. Mit jedem zurückgelegten Meter schien die Temperatur zu fallen und ich ertappte mich dabei wie ich meine Schritte zunehmend verlangsamte.
Am Waldrand angekommen drehte ich mich ein letztes Mal um und sah den Weg und die Bäume, das sanft wehende Gras und ich atmete noch einmal die Ruhe und Wärme ein, die diesen Ort erfüllten. Der Wald schien zu mir zu sprechen. Es kam mir für einen Moment lang so vor, als würde er mir all das sagen und geben, was meine Eltern mir stets vorenthielten:
Liebe, und ein Gefühl von Heimat.

Das Haus füllte sich und selbst wärend dem Essen spürte ich noch diese innere Zufriedenheit. All das Gerede um mich herum verstummte im Strom der Ausgeglichenheit, die meinen Körper erfüllte. Ich schnappte ein Paar Fetzen von dem belanglosen Geschwafel der Verwandten auf, doch schenkte dem keinerlei Beachtung. In dieser Nacht schlief ich außerordentlich gut und wachte am Morgen vor meinen Eltern auf. Ich beschloss ein Taxi zu rufen, dass mich zum Zug bringt um so schnell wie möglich zurück nach Hause zu kommen. Auf dem Küchentisch hinterließ ich nur einen Zettel mit einer Nachricht : ”Danke für alles. Freue mich schon auf den nächsten Besuch.”

Auf dem Heimweg und in den darauf folgenden Tagen hatte ich das Gefühl ich könnte meinen Eltern alles verzeihen. Den Verzicht auf Anerkennung und Geborgenheit in meiner Kindheit. Die Ignoranz für meine Ängste und Nöte. Das emotionslose Miteinander, dass selbst auf den Hund abgefärbt hatte.
All das schien ich ihnen auf einmal nicht mehr vorhalten zu wollen, weil ich gemerkt habe, dass ich das was ich immer gebraucht habe, schon als Kind in der Schönheit der Natur gefunden habe.
Wärme, Friede, Geborgenheit.

 

Hej SeMo89,

während ich deine Geschichte gelesen habe, kam ich mir vor wie eine Voyeurin. Sie las sich wie ein Tagebucheintrag. Die Abreise, die Begegnung mit der Familie, der Blick in die heimatliche Umgebung, das kindliche Gefühl dafür.

Möglicherweise bin ich schon verdorben, aber ich habe mich etwas gelangweilt, weil genau so alles schon vorher vemutet. Am besten gefällt mir der Bogen zur Pekinesendame 'Lucy'.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo SeMo89,

herzlich willkommen im Forum!

Vom Stil her konnte ich deine Geschichte flüssig lesen, allerdings kommt sie mir ein wenig seicht und mit unnötigen Infos aufgebläht vor. Das einzige "Problem", welches der Protagonist hat, ist der Besuch bei seinen Eltern, bzw. das angeblich lieblose Verhältnis zu ihnen (bzw. lass mich wissen, wenn das anders ist und ich was überlesen haben sollte).

Mir fehlt beispielsweise der triftige Grund, warum er unbedingt zu seinen Eltern soll. Weil in der aktuellen Situation könnte ich mir auch vorstellen, dass er einfach seinen Rucksack packt, und völlig woanders hin verreist. Er hat nichts, das ihn zwingt, zu seinen Eltern zu gehen und all das auszuhalten. Das wäre vielleicht anders, wenn er enterbt würde, wenn er das Osterfest ausliesse. :)

Dann geht mir alles zu glatt. Wenn er nämlich einen zwingenden Grund hätte, zu seinen Eltern zu reisen, dann könntest du auch den Druck vor und während der Reise erhöhen: Er findet den Rucksack nicht, der Zug ist bereits knapp. Kein Taxi ist da. Dann noch kein Kleingeld für die Fahrkarte (die er nämlich noch nicht hat, weil es online am Vorabend Wartungsarbeiten auf der Webseite gab) und dann ist kein Platz frei (und beim Rückwärtsfahren wird ihm übel), bzw. nur der im Abteil bei der Familie mit Kleinkindern (von dem der Kleine ihn an Bettinas Sohn Thomas erinnert).

Das Gespräch zwischen dem Vater und dem Protagonisten könntest du, obwohl sie sich nichts zu sagen haben, ausbauen. Mir scheint, als hätte der Protagonist auch keine Lust, mit dem Vater zu reden. Hier weiss ich nicht, wie der Sohn tickt: Will er nicht mit seinem Vater reden? Ich gehe aber davon aus, schliesslich besucht er seine Eltern ja freiwillig. Auch, dass er seine Mutter nicht begrüsst, dünkt mich seltsam. Du könntest die Beziehung zu den Eltern vielleicht besser darstellen, wenn du sie einander begegnen lässt.

Ich finde, du könntest die Geschichte an vielen Stellen kürzen, dafür den Fokus auf die "wichtigen" Dinge legen: Dass er den Rucksack packt (und was er einpackt) ist für die Geschichte nicht relevant. Auch die Fahrt bis zu den Eltern ist eigentlich unwichtig. Ich würde dort mit der Geschichte beginnen, wo der Protagonist aus dem Zug steigt und seinem Vater begegnet.

Dann hast du ein wenig mehr Platz, die Beziehung zwischen den Eltern nicht nur zu behaupten, sondern auch zu zeigen: Die herzliche Umarmung, die fehlt, und eher das distanzierte Händeschütteln zwischen dem Prota und dem Vater, zum Beispiel. Das karge Gespräch während der Fahrt. Du hättest dort dann auch Zeit, den Prota resignierend aus dem Fenster schauen und die Landschaft geniessen zu lassen.

Eben noch die Kälte und die Anspannung im Haus und in der Anwesenheit meiner Eltern, und nun die Wärme und der endlose Friede hier im Wald.

Damit dies zum Ausdruck kommt, müsstest du die beiden Pole ein wenig erhöhen und verstärken. Due Kälte und die Anspannung im Haus kann ich nicht fühlen, wenn der Prota reinkommt und gleich mit dem Hund wieder rausgeht. Dass die Eltern beschäftigt sind und keine Zeit für den Sohn haben, kann ja auch auf das bevorstehende Fest geschoben werden.

Du könntest den Prota noch ein wenig mehr im Wald lassen. Vielleicht findet er eine Lichtung, wo er die Schuhe auszieht und das Gras fühlt. Vielleicht findet er die alte Stelle, wo er früher die Baumhütte gebaut hatte. Und den Hund könnte er einfach mitschleifen, oder an einen Baum binden. Als Zeichen, dass er sich "dem lieblosen Teil" der Familie nicht unterordnen oder ihn nicht an seinem Lieblingsplatz haben will.

All das schien ich ihnen auf einmal nicht mehr vorhalten zu wollen, weil ich gemerkt habe, dass ich das was ich immer gebraucht habe, schon als Kind in der Schönheit der Natur gefunden habe.
Wärme, Friede, Geborgenheit.
Aus dem Text nehme ich das nicht mit; dafür ist mir der Spaziergang mit dem Hund im Wald zu wenig, bzw. zu wenig tief. Diese doch wichtige Stelle im Wald wird fast ein wenig "lieblos" abgehandelt. Vielleicht findest du Gegensätze, die du zeigen kannst: zum Beispiel das harte Bett im Elternhaus und das weiche Moos im Wald; das aufgeräumte, sterile Haus im Gegensatz zum verspielten Chaos im Wald; die Baumhütte, die er liebevoll eingerichtet hatte, im Gegensatz zu seinem Zimmer, wo er nichts hatte aufhängen dürfen ... (sorry, mir fehlt grad nichts Gescheites ein :) ).

Ich würde versuchen, den Fokus auf die Natur und den Gegensatz zum Verhalten seiner Eltern zu legen und zu vertiefen. Dazu musst du aber die Beziehung zu den Eltern klarer darstellen. Fraglich ist dann, ob das Familienfest für den Besuch überhaupt eine Rolle spielt. Und Sachen wie der Einwurf mit Bettina mit ihrem Thomas würde ich streichen, da in diesem Fall für die Geschichte irrelevant.

So, das war's von mir, vielleicht hilft dir ja der eine oder andere Input. :)

Wünsche dir auf jedenfalls noch viel Spass hier im Forum und beim Schreiben!

Liebe Grüsse
Raki

 
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Hallo Kanji.
Vielen Dank für deine Kritik.
Das du "verdorben" bist, würde ich nicht direkt sagen ;) ehrlich gesagt hatte ich darauf gehofft, dass man sich als Leser genauso "aussenvor" und ein wenig unwohl fühlt wie der Protagonist. Ich hatte auch in der Tat vor, "Lucy" ein wenig mehr von der Geschichte zu widmen, doch hatte ich ständig das Gefühl damit noch weiter abzuschweifen und der Geschichte somit kein Ende schenken zu können. Ich werde mich die Tage aber gerne darangeben, und die Geschichte noch ausbauen wenn gewünscht.
Liebe Grüße SeMo89

Hallo Raki.
Erst einmal vielen Dank für deine ausführliche Kritik.
Ich werde daraufhin gar nicht erst versuchen mich rauszureden ;-P
Ich werde jetzt auch nicht auf die einzelnen Kritikpunkte eingehen, die du geäußert hast, da ich sie durch deine ausführlichen Erklärungen zu 100% nachvollziehen kann. Ich werde die nächsten Tage, wenn ich die Zeit und Muse finde, meine Geschichte noch einmal Komplett überarbeiten und ausweiten und mich dabei, sofern du nichts dagegen hast, einiger deiner sehr guten Vorschläge bedienen. (hoffentlich bekomme ich dann nicht zu hören, dass ich deine Ideen geklaut hätte ;) )
Ich hatte während des Schreibens viele, viele Einfälle, wie ich das Verhältnis des Protas zum Wald noch vertiefen könnte, hatte jedoch die Befürchtung, dass es irgendwann zu "Abgehoben" oder "Hochtrabend" wirkt, wie er die "Schönheit des Waldes" lobt.
Durch deine Ausführung und Interpretation jedoch, habe ich den Eindruck, dass ich gerade DAS hätte machen sollen.
Vielen lieben Dank dafür.
In den nächsten Tagen wird also eine überarbeitete Version meiner Geschichte erscheinen.

Liebe Grüße
SeMo89

 

Hallo SeMo89!

Als ich begonnen habe, deinen Text zu lesen, war ich zunächst noch recht neugierig, was sich hinter dem Titel "Schönheit der Natur" wohl verbergen würde. Auch den Einstig mit der Suche nach dem Rucksack fand ich interessant - irgendwie erwartete ich, dass dieser Rucksack noch eine wichtigere Rolle spielen würde.
Auch ich habe den weiteren Textverlauf dann allerdings als sehr emotionslos und fast nur deskriptiv empfunden, wie ein Protokoll des Tagesverlaufs. Das kann durchaus der Stil deiner Geschichte sein und die Distanz zu den Eltern widerspiegeln, allerdings muss dann der Inhalt etwas mehr Pfeffer haben! So wirkte es tatsächlich ein wenig langweilig :schiel:
Dass der Rucksack dann auch gar nicht mehr wichtig wurde, war irgendwie schade.
Zwischendurch habe ich mich dann immer gefragt, wohin du mit der Geschichte eigentlich möchtest, bis der Teil mit dem Wald kam. Das gefiel mir gut, wie dein Protagonist in die Gefühle seiner Kindheit eintauchte - das "Auftauchen" ging mir dann allerdings wieder viel zu abrupt. Und seine plötzliche Gelassenheit gegenüber den familiären Problemen habe ich als sehr unrealistisch empfunden - nur durch einen kurzen Spaziergang im Wald sollen Jahre der Verletzung und Nichtbeachtung vergeben und vergessen sein? :confused:

Mir sind des Weiteren unheimlich viele Rechtschreiben- und Grammatikfehler aufgefallen, hier mal einige Beispiele, aber noch lange nicht vollständig:

Allzuoft hatte ich ihn sie letzten Jahre nicht benutzt.
die statt sie
etwas zu unternehmen bei dem ein Rucksack von Nöten gewesen wäre.
Komma nach unternehmen
Einer dieser Anlässe wo sich beinahe die gesamte buckelige Verwandtschaft aus ganz Deutschland zusammenfindet um ein Paar Tage damit zuzubringen
Komma nach Anlässe und zusammenfindet
auf meinem Bett zurechtgelegt hatte hinein
Komma nach hatte
gleichmäßige rattern und das sanfte schaukeln
Rattern und Schaukeln groß
Als ich aus dem Zug ausstieg stand mein Vater
Komma nach ausstieg
Auch schön dich zu sehen Paps
Komma nach schön und sehen
in dem meine Eltern wohnten sprachen
Komma nach wohnten
klappern von Besteck.
Klappern groß
erwartungsvoll vor sie Haustüre
die Haustür,
wärend dem Essen
während des Essens - Genitiv!

Ein guter Text lebt natürlich vom Inhalt und Stil, aber wenn man ständig über Fehler stolpert, kann man sich gar nicht richtig darauf konzentrieren. Daran solltest du in Zukunft auf jeden Fall noch arbeiten.

Alles in allem gefällt mir die Idee, der Natur heilende und beruhigende Eigenschaften zuzuschreiben. Allerdings hapert es noch ein wenig an der Spannung und der Identifikation mit der Hauptperson. Vielleicht kannst du noch mehr persönliche Gedanken und Gefühle einbringen, die einem deine Personen näher bringen. Als kleines Beispiel mal dieser Teil:

“Jemand muss noch mit dem Hund gehen, bevor die Gäste kommen!” erklang sie Stimme meiner Mutter aus der Küche. Ohne zu zögern nahm ich die Leine von der Garderobe an die ich zuvor meinen Rucksack gehängt hatte und rief meiner Mutter zu, dass ich diese Aufgabe gern übernehmen würde.
Hier würde ich noch etwas einbauen wie: "Es brauchte nur den gehetzten, fordernden Tonfall ihrer Worte, um mich augenblicklich Jahre zurück zu versetzen. Wie eine Welle schwappte die Erinnerung an verhasste Streits über mich hinweg, bis ich den dringenden Impuls verspürte zu fliehen. Dankbar schnappte ich mir deshalb die Leine usw."
Hier würde ich mich dem Protagonisten gleich näher fühlen, weil ich nachvollziehen könnte, was er beim Betreten des Hauses empfindet.

Ich möchte mich Rakis Meinung außerdem anschließen, dass du viele unwichtige Abschnitte kürzen solltest, um den Fokus auf die Beziehung zu den Eltern und den Gegensatz zwischen Natur und Elternhaus legen zu können.

Ich hoffe, du kannst mit meinen Vorschlägen etwas anfangen. Viel Spaß noch beim Schreiben und liebe Grüße!
Madeline :thumbsup:

 

Hallo SeMo89,

freut mich, dass du was damit anfangen kannst :)

... und mich dabei, sofern du nichts dagegen hast, einiger deiner sehr guten Vorschläge bedienen. (hoffentlich bekomme ich dann nicht zu hören, dass ich deine Ideen geklaut hätte )
Na klar, nur zu! Ideen sind für alle da. :) Und ich glaube nicht, dass dich da jemand deswegen kritisieren sollte. Ich jedenfalls werde es nicht tun. Bin gespannt, was du daraus machst! Viel Erfolg, und lass dir Zeit. Vieles fällt einem auch erst auf, wenn der Text eine Weile liegengeblieben ist und man ein paar Tage später drüberschaut.

Liebe Grüsse,
Raki

 

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