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Die Satirikerin
Schon als Studentin (Fach spielt keine Rolle, Studium wegen zu grosser Langeweile nach drei Semestern abgebrochen) war Brenda Walters eine der ersten Frauen, die sich im Internet viel schneller, zielgerichteter und allgemeiner bildete als ihre Studiengefährtinnen, die sich tapfer durch den ganzen Müll von Psychohysterie, eh Psychohistorie oder doch eher Psycho-Semantik durchpflügten, dabei das obliga-torische emanzipatorische Gewusel und obendrauf noch die marxistisch-sozio..., eh die sogenannte Frankfurter Schule, gewissermassen als Freizeitbeschäftigung noch obendrein zu absolvieren hatten, weil dies damals einfach so Mode war. Später hiess das denn Gender Studies (z.B. „Hinweise auf frühkindliche vereinsamende Tendenzen bei Emily Brontë“ oder „Rolle und Schicksal bei Emma Bovary“). Das war nichts für Brenda. Sie wollte ihre Wander- und Studienjahre viel freier leben. Sie war zunächst in London Assistentin eines Regisseurs, dann rechte Hand einer Intendantin in Wien. In ihrer Freizeit studierte sie Humor. Satire, Situationskomik und Slapstick. Sie sah dann, dass Satire fast eine reine Männerdomäne war und Frauen dort nur Objekt des Spottes zu sein hatten. Hier sah Brenda ihr Arbeitsgebiet. Sie managte ein Jahr lang einen berühmten Komiker. Sie hetzte ihn von Termin zu Termin, fast jeden Abend ein Auftritt, koordinierte ein Heer von Ghostwritern und Zuträgern von Bonmots, hielt Requisiten bereit. Das arme Schwein konnte sein Zeug selber nicht mehr hören, war aber noch immer erfolgreich, da seine Witze ein sehr tiefes Niveau nie überstiegen. Eines Tages war es dann aber genug. Die sogenannte Show ödete sie nur noch an, die puerilen, abgehalfterten, abgenutzten Sticheleien, dazu noch nasal und zu schnell vorgetragen! Seine Stimme überschlug sich oft, wenn er, wie witzig!, eine Frauen-stimme gab. Oft stellte sich dann Heiserkeit (niht Heiterkeit) ein, die Brenda mit einem saubitteren Trank, dessen Zusammensetzung nur sie kannte, in der Pause wieder hinkriegte. In der ganzen Zeit konnte sich Brenda laufend in die Techniken des Humors vertiefen, sie lernte viel von Chaplin, Valentin und den deutschen Satirikern.
Sie liess sich auch das Studium des englischen und amerikanischen schwarzen Humors nicht entgehen. Sie wollte sich selbstständig machen, nicht aber diese Tourneetheater-Szene bedienen. Sie suchte und fand einen Assistenten in Klaus Möllemann aus Mainz (nicht verwandt oder verschwägert mit dem deutschen Politiker), die ideale Ergänzung zu ihrer Erscheinung. Sein Humor beschränkte sich darauf „Mainz bleibt Mainz“ und „Möllemann wird Kanzler“ auch in den unpassendsten Momenten von sich zu geben. Dies aber auf so witzige Weise und mit kindischen Grimassen, dass er immer für einen Lacher gut war. Was prädestinierte ihn geradezu für seine Sancho Pansa-Rolle? Es war seine Erscheinung, er war untersetzt, massig, äusserst muskulös (etwa in der Art eines japanischen Sumo-Ringers). Bei Auftritten war seine Funktion nichts zu sagen, nur mit seiner Mimik Frage- und Ausrufezeichen zu setzen. Er war auch eine Projektions- Fläche, wurde als das „Mannsbild“ bezeichnet, diente somit als Mediator zum männlichen Teil des Publikums, das sich zuerst nur zögernd, im Verlauf der Vorstellung aber fast völlig mit ihm identifizierte. Brenda sorgte dafür, dass natürlich alle Frauen hinter ihr standen, nickten, klatschten, grölten. Was darf die Satire in einer Welt, wo alle alles probieren und nur wenige etwas richtig können? Sie darf nicht nur, sie muss den Leuten den Spiegel vorhalten, sie soll alles veräppeln, verballhornen, verbiestern, was unsere Zeitgenossen so nervtötend macht. Nun, Brendas Bühnenerscheinung war schon witzig, wenn sie nichts sagte, ebenso Mölle. Nach drei Vorstellungen hatte sie aber das Gefühl sich genügend oft wiederholt zu haben und wandte sich der Philosophie und Psychologie zu.