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Die süßen kleinen Dinger

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20.12.2002
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Die süßen kleinen Dinger

Mal ernsthaft, was finden Frauen bloß an Fußball so toll? Ja genau, die Frauen. Die süßen kleinen Dinger ...
Vielleicht wenn ihr zu Fußballmärchen Zeiten durch die Stadt schlendert, seht ihr ein Haufen singende Männer, die Arm in Arm fahnenschwenkend durch die Stadt marschiert. Vielleicht hört ihr das Hupen der Autos, und riecht der fahle Geruch von abgestandenem Bier. Vielleicht lässt euch nach dem Spiel die eine vergebene Torchance nicht mehr los. Kann sein, dass ihr auf solche Dinge achtet. Kann sein, dass die meisten Menschen auf solche Dinge achten.
Aber ich nicht. Ich bin da irgendwie anders. Während alle anderen den Spielverlauf beobachten, verfolge ich die Frauen.
Ihr wisst schon, die süßen kleinen Dinger. Die etwas kleineren unter uns. Die mit den gemalten Fähnchen auf den Gesichtern und den hohen Stimmen. Die, die schreien wenn Schweini gefoult wird und kreischen wenn er ein Tor schießt. Die, mit diesem Glitzern in den Augen ...
Da zum Beispiel. Da stehen solche Frauen. Sogar drei davon. Seht ihr sie? Da beim Schlangenstehen vor dem Bratwurststand. Komm, gehen wir mal näher ran. Die Sonne scheint. Wir hören uns nur ein bisschen an, was die kleine Blonde mit den großen Brüsten zu sagen hat.
„Boah voll Assi! Wie scheiße! Hey, die sind so doof. Die spielen so lahm. Sogar Odonkor war langsam. Die waren aber völlig neben sich. Boah ... leck! So ein beschissenes Spiel!“
Jetzt die andere:
„Ja echt hey! Unglaublich! Nur der Poldi war wieder gut. Sonst niemand.“
Und die Dritte:
„Wenn wir gegen Österreich nicht wieder bei der Sache sind, dann kommen wir ja nicht mal aus der Vorrunde. Wie scheiße wär denn das denn?
Das sind Frauen.
Wisst ihr, eigentlich bin ein ziemlich unsicherer Typ. Frauen Ansprechen ist nicht meine Stärke.
Aber jetzt versuche ich es halt.
„Mein Gott, was war denn da los? Was für ein scheiß Spiel! Hast du den Ballack gesehen. Wie unter Drogen war der!“
Alle drei Frauen schauen zu mir auf, und ich sehe wie sie kollektiv zögern. Sich von einem jungen Mann ansprechen zu lassen? Am helllichtenTag? Mitten auf der Straße?
Sie kämpfen mit sich. Ungefähr jetzt sollten sie eigentlich kurz schmunzeln, nicken, und mir dann augenverdrehend den Rücken zukehren. Ungefähr jetzt müsste es passieren. Aber sie schaffen’s nicht. Sie zerbrechen jetzt, sie zerbrechen an der Sonne und dem Trubel vielleicht auch an Ballack. Die eine trägt ja auch sein Trikot. Jawohl, ein wenig zerbricht sie auch an Ballack. Sie kann es nicht lassen:
„Ja aber Wirklich!!! Was haben die da bloß gemacht? Da waren so viele Fehlpässe! Und der Gomez! Der stand ja permanent im Abseits!“
Wahnsinn. Einfach nur Wahnsinn. Diese Abseitskompetenz! Diese Begeisterung! Dieses Flackern in den Augen ...
Ich stimme ihr zu. „Ja absolut, hey! Brutal! Der stand permanent im Abseits. Hat noch nichts hinbekommen, der Junge. Und wo war eigentlich das Kombinationsspiel, dass gegen die Polen so gut funktioniert hat?"
Jetzt können die anderen Frauen sich auch nicht mehr halten. Die zweite, eine Schlanke langen schwarzen Haaren macht jetzt auch mit. Auch sie muss dazugehören. Auch sie muss verstehen und verstanden werden.
„Ich finde der Jogi hätte Kurayni früher bringen sollen.“
„Kann gut sein", sage ich. "Das wäre vielleicht besser gewesen. Ich hätte ihn für Gomez gebracht.“
Sie lächelt jetzt. Ein bezauberndes, unterwürfiges Lächeln ist das. Ein grandioses Kichern. Und schaut euch das an, jetzt lächelt auch die süße kleine Blonde mit den Brüsten, und ... jetzt habe ich sie alle! Auch die Dritte hat kurz geschmunzelt.
Das ist Leidenschaft pur! Wie die Trikots sich an ihren heißen Körper schmiegen, wie die Frauen unterwürfig zu mir hinaufschauen. Ich, der kompetente Mann. Kompetent in Sachen Fußball. Kompetent in Sachen gegen den Ball treten. Eine Autorität bin ich. So ist es! Eine Autorität die schreit und gröllt und nach Bier riecht, und sogar mal die Frauen zu Wort kommen lässt.
Jetzt kommt der entscheidende Augenblick.
„Hey geht ihr nach auch in die Stadt weg, da ist eine coole Party…“
Sie lassen mich gar nicht ausreden.
„Ja da wollten wir auch hin. Aber jetzt, nach der Niederlage und so …"
„Jetzt müssen wir halt das Beste daraus machen …“, sage ich.
Alle drei Frauen lächeln, und ich lächele zurück, denn heute Abend werde ich sie mir schnappen. Sie alle. Ich werde im Namen des Fußballs so lange gegen den Ball treten bis sie kommen. Eine nach der anderen. Die EM hält noch lange an. Wenn der Jogi sein Team wieder auf Trab bringt, wird es ein einen glorreichen Sommer.
„Dann sieht man sich heute Abend“, sage ich und beginne wegzulaufen.
„Bis dann“, schreien sie mir hinterher. Und schon bin ich weg. Die Stadt ist voll mit Bier, und Fahnen, und Frauen. Ihr wisst schon, die süßen kleinen Dinger.

 

Lieber JuJu,

ich verstehe nun so absolut nichts von Fussball (außer die Abseitsregel, hat aber auch lange gedauert) unnd war auch noch nie bei einem Spiel. Aber wie Du die Atmosphäre einfängst und die blöden Anmachen von irgendwelchen männlichen Fans schilderst, lässt mich schon die Stimmung bei so einem Event sehr gut nach vollziehen.
In Grammatik und Rechtschreibung bin ich nicht genug bewandert, andere Leute haben das besser drauf hier.
Alles in allem hab ich's gern gelesen!
lg, catlucy

 

Hi Juju

Du kannst ja gut erzählen, jedenfalls breche ich die Geschichte nicht ab, sondern lese sie bis zum Ende. Aber das Thema, mein Gott. :)
Es ist schon klar, dass Fußball nicht wirklich das Thema ist, sondern, das ein Typ, der sonst nicht so gut bei Frauen ankommt, seine Chance kommen sieht und die Initiative ergreift. Die Geschichte hast du sicher in zwanzig Minuten geschrieben, jedenfalls hast du dir da keine große Mühe gegeben, so habe ich es jedenfalls gelesen. Das ist ein bisschen ärgerlich, weil ich finde, dass du schon gut (bei der letzten Geschichte sogar fesselnd) erzählen kannst. Und deshalb habe ich mir auch gewünscht, dass du mehr den Fokus auf eine ordentliche Charakterisierung des Prots. legst. Aber na ja, wir sind ja nicht bei "Wünsch dir was".
Ich find's halt schade, weil die Geschichte mir gut gefallen hätte.

JoBlack

 

Danke für die kritik!

lieber Joblack, wie ich sehe bist du keiner, der sich vor harter Kritik scheut. aber sie ist ja auch nicht ganz unbegründet! du hast natürlich Recht, wenn du erkennst, dass ich nicht so lange an diese Geschichte gearbeitet habe, wie vielleicht sonst üblich (wenn auch länger als 20 minuten). Sie ist eher so eine story "light" wenn man so will. "poppig" könnte man vielleicht auch sagen. das geschehen wird von dem ich-erzähler oberflächlich und knapp geschildert. man bekommt ein verkleinertes fenster zum durchblicken.. vielleicht ist der ich-erzähler ja ein oberflächlicher typ... eventuell hätte das ja den Vorteil, dass das was man sieht, stärker in den Vordergrund tritt und der Text sich schnell und rasch lesesn lässt. Poppig halt... schnelle Bilder, mtv. naja, wie auch immer... freut mich wirklich, dass du mich darauf aufmerksam machst! Ein scharfes Auge hast du. Vielen Dank!

@ catlucy. freut mich, dass du es gern gelesen hast

 

Hallo Juju, Fussballfieber bei Frauen ist nicht so ungewöhnlich, ich fiebere gerne. Warum das so ist, habe ich nie darüber nachgedacht. Jedenfalls, glaube ich nicht, dass es ungewöhnlich ist und das Frauen Fußball nicht nur mögen, um irgendwelchen Kerlen zu imponieren. Ich mag Fußball wegen der Stimmung, der Ekstase und der Möglichkeit, seinen Frust auf das Spiel abzuwälzen. Als Marco Marin das Tor gegen den HSV schoss, und später den Bierbecher abfing, war die Spannung in der Luft greifbar. Das Stadion gegen diesen kleinen Mann und wie reagiert er. Er schmeißt sich hin. Schauspieler for ever. Sie bieten uns eine Show, zeigen uns was wir sehen wollen, wir haben das Gefühl für kurze Zeit anders zu sein, als wir es sonst sind : unvernünftig -einfach nur geil! LG, GD

 

Als ich auf "Heutige Beiträge" geklickt habe, war deine Geschichte am Anfang und ich dachte, oh, cool, neue Juju-Geschichte. Ich lese den ersten Satz, runzle die Stirn und denke, ist das sein Ernst? Lese den zweiten Satz. Denke: macht er Rückschritte. Will wissen, was andere geschrieben haben und sehe, dass ich die zweite Kommentatorin war/bin. Ehm, ja.
Ich konnte mich überhaupt nicht an diese Geschichte erinnern. Ich bilde mir ein, mir Geschichten gut zu merken. Aber an diese hier und sogar an meine Kritik konnte ich mich nicht erinnern. Ganz komisch. Also, wenn das kein Hinweis darauf ist, dass das ne schwache Geschichte ist.
Keine Angst, ich hab mich nicht gemeldet, um dich runterzumachen. Ganz im Gegenteil, es ist schön zu sehen, was für eine krasse Entwicklung du hier gemacht hast. Weiter so! (Und guck mal, wie du da in deiner Antwort an mich, dich rechtfertigst. :))

 
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Hallo Goldene Dame,

Lustig, dass du den Text nochmal ausgräbst. :)


Fussballfieber bei Frauen ist nicht so ungewöhnlich, ich fiebere gerne.

Ja, das denke ich auch. Fußball hat (häufig) einen guten Spannungsbogen, dann kommt noch eine ästhetische Komponente und so ein Art Rudeltierverhalten dazu, und außerdem ist er live. Also das ist alles nichts Genderspezifisches.

Vielen Dank.

Hallo Jo,


(Und guck mal, wie du da in deiner Antwort an mich, dich rechtfertigst. :) )

Damals wusste ich auch nicht genau, mit wem ich es da zu tun hatte ... sonst hätte ich bestimmt anders geantwortet.. ;)


Ganz im Gegenteil, es ist schön zu sehen, was für eine krasse Entwicklung du hier gemacht hast. Weiter so!

Ja, cool. Ich hoffe auch, dass es weitergeht.

Vielen Dank dir.

MfG,

JuJu

 

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