Die Rose
Dieser Schmerz. Es ist unerträglich. Ich kann nicht weinen. Ich kann nur lachen. Es ist so absurd. So lächerlich. Du kannst doch nicht fort sein. Ich rufe deinen Namen. Immer und immer wieder, doch du hörst mich nicht. Ich sacke auf den Boden nieder. Es ist nicht absurd. Du bist fort. Für immer. Schmerz erdrückt mich. Jemand kommt auf mich zu, will mich in den Arm nehmen. Ich schlage die Hand weg und eine weiße Rose fällt zu Boden. Mit zitternden Händen greife ich nach ihr.
Damals, es war mein achtzehnter Geburtstag. Die Straßen waren bedeckt mit Schnee und meine Freunde konnten alle nicht kommen. Ich blickte das Fenster hinaus. Leise sanken Schneeflocken nieder, die die Landschaft in eine weiße Märchenwelt verwandelten. Der Anblick verzauberte mich, obwohl mein Geburtstag hiermit ruiniert war. Ich legte mich auf mein Bett und zog die Kopfhörer an. Die Musik wiegte mich in einen friedlichen Schlaf.
Ich schreckte aus meinen Träumen hoch, weil jemand nach mir rief und Steine gegen mein Fenster warf. Schlaftrunken schlurfte ich dorthin und blickte heraus. Alle bösen Gedanken, die ich in diesem Moment für diese Person hatte, waren verflogen, als ich dich sah. Mein Herz machte einen Sprung. "Lissy, zieh dir schnell was Warmes an und komm dann raus. Ich habe eine Überraschung für dich", sagtest du, als ich das Fenster geöffnet hatte. Ich warf mir einen warmen Pullover über, schnappte meine Schlüssel und rannte zu dir. "Na, wie fühlt es sich so als 18-jährige?" "Wie, wie hast du es, trotz dem Schnee, zu mir geschafft?" "Das bleibt mein kleines Geheimnis", ein spitzbübisches Lächeln umspielte deinen Mund, "komm mit." Du nahmst meine Hand und führtest mich durch einen kleinen Wald zu einer Lichtung. Dort sah ich eine himmelblaue Picknickdecke mit einem Korb und mehrere Kissen. Ich war gerührt von diesem Anblick. Dieser Ort war einfach umwerfend schön. Um uns herum nur schneebedeckte Bäume und der Schnee glitzerte in der Abenddämmerung. Du gingst zu dem Korb und holtest etwas heraus. Langsam kamst du wieder auf mich zu. "Die hier ist für dich, meine Süße." Du hieltst mir eine weiße Rose entgegen. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Tränen standen mir in den Augen. Vorsichtig nahm ich die Blume. "Ich liebe dich, Lissy", du blicktest mir tief in die Augen und küsstest mich sanft auf die Lippen.
Ich drücke die Rose fest an mich. "Ich liebe dich auch", flüstere ich. Die Dornen schmerzen in meiner Hand, doch der Schmerz, den du hinterlassen hast, ist größer...