Die richtige Beleuchtung
Im Fernsehen habe ich kürzlich eine Sendung gesehen die über die richtige Beleuchtung berichtete. War interessant! Also solche Sachen, daß man beim Schreiben das Licht, am besten natürlich Tageslicht, sinnvollerweise von links bekommen soll, kennt man ja. Sonst wirft ja beim Schreiben die Hand einen Schatten auf das geschriebene. Oh sorry, gilt natürlich nur für Rechtshänder. Bei Linkshändern soll das licht natürlich von rechts kommen.
Aber, daß Strahler unter der Decke nicht gut sind oder die von mir so geliebte Deckenlampe, die alles hell macht, auch nicht der Weisheit letzter Schluß sein soll?
Nun gut. Da waren Tips für die rechte Beleuchtung beim Fernsehen, beim Essen und im Bad.
Im Bad also keine Leuchtstoffröhren, die flimmern nämlich. Das Licht auch nicht über dem Spiegel anbringen, da kommen Schatten ins Gesicht. Eigentlich klar: Die Haare beschatten die Stirn, die Nase den Mund und wer ausgeprägte Backenknochen hat sollte sich nicht wundern, wenn er aussieht als hätte er die letzte Nacht durchgemacht. Von den Augen ganz zu schweigen. Diese schwarzen Ränder, also nein!
Nun, ich habe im Bad einen Alibertschrank. Praktisch so’n Ding. Spiegel, Schrank und Licht in einem und sogar die Steckdose für Fön und Rasierapparat, alles inklusive. Und wo ist das Licht? Oben natürlich über den Spiegeltüren, also falsch - und natürlich Leuchtstoffröhren. Kein Wunder, denke ich, daß ich morgens immer so schlecht aussehe.
Unter der Decke in meinem Zimmer hängt ein dreiflammiger Spotstrahler. Ok, der hat mir von Anfang an nicht gefallen, aber wegen der klobigen Form, nicht wegen des angeblich falschen Lichts das er verbreitet. Ein Spot strahlt ein Bild an, der zweite in eine Ecke und der dritte ist kaputt.
Ach ja, Dimmer wurden in dem Ratgeber grundsätzlich empfohlen. Meine Strahler kann ich dimmen. Tja, dachte ich, das haste! Nur, daß wenn ich runtergedimmt habe, summt der Schalter und das stört mich. Wahrscheinlich der falsche Dimmer!
Beim Fernsehen mache ich immer meine Halogenschreibtischlampe an und drehe sie zur Wand. Mir gefällt’s, aber laut Ratgeber soll die Beleuchtung hinter der Mattscheibe angebracht sein. Bei aller Liebe, aber das ist mir zu hell um den Fernseher herum. Mich stört ja schon immer diese rote Anzeige des Senders unter dem Bild.
Nichtsdestotrotz, ich kam zu dem Entschluß meine Beleuchtung grundsätzlich zu überdenken.
Ab in ein Lampengeschäft, oder besser in die Lampenabteilungen von Baumärkten, Kaufhäusern und Supermärkten, sogar in einem Fachgeschäft bin ich gewesen.
Wie um alles in der Welt, soll man da die richtige Beleuchtung finden?
Von überall Lampen. Die Deckenleuchten hängen dicht an dicht in mindestens drei Ebenen übereinander. Von rechts und links Stehlampen, Deckenfluter und auf den dazwischen aufgebauten Regälchen, Höckerchen und Säulen das gesamte Sortiment an Tischleuchten, vom Nachttischlämpchen über Schreibtischlampen bis hin zum brokatbestickten Beistelltischprotz.
Die Halogenlampen für in die abgehängte Holzdecke sind genauso gut verpackt wie die Seilsysteme, so daß man sich das schon gar nicht vorstellen kann.
Ich war den ganzen Nachmittag unterwegs in Sachen: „Jetzt beleuchte ich richtig!“ - Gegen halb Acht abends war ich nicht fündig geworden, da hatten auch die neuen Ladenschlußzeiten nicht geholfen.
Entnervt habe ich mir dann eine neue Strahlerbirne für meinen falschen Deckenstrahler gekauft und wollte das Thema „Beleuchtung“ schon abhaken, als ich beim rausgehen einen Stand mit Kerzen entdeckte.
Eine schöne Kerze, ja, das ist doch auch Licht! Davon haben die im Fernsehen gar nichts gesagt!
So habe ich eine schöne, dicke, dunkelrote Kerze erstanden; und die mache ich jetzt immer an wenn ich nichts sehen will und auch beim Fernsehen.
Der dritte Spot strahlt jetzt auch in eine Ecke und wird nicht gedimmt!
Und dennoch hat der Fernsehratgeber was gebracht:
Wenn ich morgen früh in den Spiegel sehe und finde, daß ich schlecht aussehe, dann weiß ich, daß es so schlimm gar nicht ist, das liegt nämlich nur an der falschen Beleuchtung. Na denn ...
... Glück auf!