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Die rettende Grace

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14.08.2018
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Die rettende Grace

Alles schwarz. Dunkel. Kein Licht durchdringt die Bäume. Inmitten einer finsteren Nacht erwacht er in einem Wald. Er ist verstört, verängstigt und fragt sich wie er hier nur hingekommen sein könnte. Jedoch fällt ihm nicht ein was er vor dem Aufwachen in diesem Wald getan hatte. Wo war er gewesen? Zuhause? Wo lag dieses Zuhause und wo liegt dieser Wald, der ihn so dicht umgibt dass er keine Orientierung finden kann.

Langsam steht er auf, ihm ist schwindlig als wäre er gefallen. Er klopft sich Erde und einige Blätter von der Kleidung und sieht sich um. Egal in welche Richtung er schaut, der Wald sieht überall gleich aus – dunkel. Die Bäume stehen so dicht, dass absolut nichts zu erkennen ist. Er merkt, dass es nur eine Möglichkeit gibt. Loslaufen, wohin ist egal. Hauptsache weg von hier. Er geht los, zunächst zögerlich und vorsichtig. Als sich seine Augen langsam an die Dunkelheit gewöhnt haben, beginnt er zu laufen. Der Wald macht ihm Angst. Er will hier um jeden Preis raus. Er wird immer schneller, doch jeder Baum, jeder Busch und jeder Strauch gleicht dem anderen. Er hat das Gefühl als komme er nicht voran. Manchmal sogar als würde er seine Reise aus dem Wald ständig von Neuem beginnen ohne irgendeinen Fortschritt zu erreichen. Er läuft nun ziemlich schnell. Fast schon als sei er auf der Flucht. Ist er das? Auf der Flucht? Aber vor was? Plötzlich stolpert er und fällt hin, kann sich im letzten Moment noch mit den Armen abfangen. Muss wohl eine Wurzel gewesen sein. Als er aufsteht und sich umsieht, tastet - ist dort keine Wurzel, nur lose Blätter und Erde. Und so beginnt er seine Flucht von Neuem. Läuft immer schneller in den dunklen Wald. Jedoch ohne voran zu kommen. Ein Ast schlägt ihm ins Gesicht. Diesmal dreht er sich nicht um, will nicht wissen ob der Ast da ist oder nicht. Er kann spüren dass seine Wange blutet, kann das Blut beinahe schmecken. Er ist sich sicher, dass es keine Einbildung ist. Plötzlich glaubt er etwas zu erkennen, dieser Baum sieht anders aus als die Anderen. Ist er tatsächlich auf dem richtigen Weg?

Mit neuem Mut läuft er weiter, immer schneller, dem Ausgang entgegen? Doch schlagartig wird im bewusst, dass der Wald wieder ist wie zuvor. Die gleichen Bäume, Büsche und Sträucher. Als wäre er zurück gezogen worden. Zurück ins Innere des Waldes, aus dem es scheinbar kein Entrinnen zu geben scheint. Oder etwa doch? Kann es sein, dass er nur ständig im Kreis gegangen war? Aber welche Richtung war nun die Richtige? Wenn es denn eine gab. Der Mut verlässt ihn so schnell wie er gekommen war. Er lässt sich auf den Boden sinken, will sich etwas ausruhen. Erst jetzt bemerkt er wie schnell sein Herz schlägt und er bemerkt noch etwas anderes. Der Wald ist nicht nur dunkel und bedrohlich, er verursacht auch Geräusche. Diese Geräusche lassen ihn schnell wieder hochfahren. Es klingt als würde der Wind schreien, die Bäume knarzen und die Vögel lachen. Scheinbar kann er nicht einmal für wenige Minuten Ruhe haben. Die Geräusche schwellen nun zu einem ohrenbetäubenden Crescendo an. Als wollte der Wald ihn antreiben, ihn dazu zwingen weiter zu laufen. Er ist noch nicht wieder bei Atem als er sich erneut in Bewegung setzt. Zum ersten Mal jedoch in eine bestimmte Richtung. Weg von den Geräuschen. Doch sie verfolgen ihn. Er stolpert und fällt ständig, Äste zerkratzen ihm die Arme. Er läuft weiter, wird immer panischer, atmet schneller. Als er kurz davor ist vor Erschöpfung umzukippen, sieht er etwas. Ein Licht? Das muss schon wieder eine Einbildung sein. Nein ganz deutlich, ein Licht. Er geht näher darauf zu und kommt voran. Er kommt dem Licht tatsächlich näher. Nun erkennt er eine Lichtung. Sie scheint etwas höher gelegen zu sein als der restliche Wald. Und auf der Lichtung steht eine Person und winkt ihm zu. Im Laufschritt eilt er auf die Lichtung zu. Als er endlich dort angekommen ist, erkennt er die Person. Sie reicht ihm die Hand. Er ergreift sie und sie zieht ihn hoch auf die Lichtung. Als er in ihrem Gesicht das Lächeln sieht fällt alle Last von ihm ab. Auch erkennt er nun, dass sie sich nicht auf einer Lichtung befinden, sondern auf einer Straße. Er weiß auch welche Straße das ist. Die Straße am Rande seines Heimatortes. Wieder schaut er ihr ins Gesicht. Seiner Rettung. In ihren Brillengläsern sieht er sein eigenes Gesicht. Die Wunde auf der Wange verblasst, sie ist fast nicht mehr zu erkennen. Wortlos nimmt sie seine Hand und geht mit ihm nach Hause - in sein Zuhause - dort wird er sicher sein. Ein letztes Mal schaut er zurück auf den Wald. Dieser ist nicht mehr dunkel und bedrohlich, sondern grün und friedlich. Und es ist nicht länger Nacht, sondern ein heller, sonniger Morgen.

 

Hallo @J.B Baumann
dein Text löst starke Emotionen bei mir aus. Ich denke aber nicht, dass Du beabsichtigst, diese Art von Gefühlen bei deinen Lesern zu wecken.
:xxlmad:
Falls sich hinter diesem Text eine Geschichte verbirgt, dann schreib sie doch einfach. Falls das ganze eine Metapher für diverse psychische Probleme und deren Heilung darstellen soll, dann genügen zwei bis drei Zeilen – der Rest ist nahezu redundant.

Freundliche Grüße!
Kellerkind

 

Hallo @J.B Baumann
dein Text löst starke Emotionen bei mir aus. Ich denke aber nicht, dass Du beabsichtigst, diese Art von Gefühlen bei deinen Lesern zu wecken.
:xxlmad:
Falls sich hinter diesem Text eine Geschichte verbirgt, dann schreib sie doch einfach. Falls das ganze eine Metapher für diverse psychische Probleme und deren Heilung darstellen soll, dann genügen zwei bis drei Zeilen – der Rest ist nahezu redundant.

Freundliche Grüße!
Kellerkind


Hallo @Kellerkind .

Erstmal vielen Dank für deine Kritik und die offenen Worte. Natürlich will ich schon dass bei dem Leser Gefühle geweckt werden, aber meine Intention war nicht annähernd so düster wie du sie aufgefasst hast. Sehr interessant zu hören, dass sie die kurze Erzählung härter rüberkommt als beabsichtigt. Sie stellt tatsächlich eine (wenn auch zugegebenermaßen sehr ausgeschmückte) Metapher dar. Jedoch aus meiner Sicht nicht unbedingt für psychische Probleme.

Mit freundlichen Grüßen
J. B Baumann

 

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