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Die Rückkehr des Dowdy Jones
Die Rückkehr der Dowdy Jones, Dachs & die Punch and Judy Show
Redeten die Leut’ verschiedne Sprachen:
Die ganz oben
Sprachen gehoben,
Die in der Mitt’
Sprachen Durchschnitt
& die gerad’ noch satt
Redeten platt.
Die aber in den Gossen lagen
Schwiegen & träumten von bessern Tagen –
Hernach wird’s Königs Porzellan zerschlagen.
Volksmund
„Was kümmert mich die Nachwelt –
Hätt’ sich die Nachwelt je um mich gekümmert?“, brüllt Groucho.
„Kɛinz is’ tot …“, jammert Einer und der Andere kontert:
„Würde denn das was zur Sache tun, wenn es hieße: ɛinz wär’ keins?“, dass ich den Ohren nicht trau und mir die Augen reib und fürchte, unter Konjunktivitis zu leiden.
„Da hasse abə wat mies verstanden“, mischt der Nächste mit.
„Als wenn ich das nicht wüsste“, meint der Andere, um alle Welt zu veralbern:
„Der König ist tot, lang lebe der König!“
„Begrüßen Sie mit mir direkt aus Chicago Mr. Friedmən!“, ruft der Moderator, während der kleine Mann verwundert sagt „Dat is’ ja ja’ nich’ der Michel von’er Schäfer!“ und der alte Herr auf dem Podium nörgelt: „Herr Professor, wenn ich bi-bi-bitten darf – so viel Zeit muss sein!“, dass der Moderator auf dem Podest es noch einmal versucht unter verhaltenem Applaus und leisen Pfiffen: „Begrüßen Sie mit mir direkt aus Chicago Herrn Professor Friedman, den größten Ökonomen aller Zeiten! –
Viele Bürger und Bürgerinnen, meine sehr verehrten Damen und Herren, fragen sich heute besorgt, was morgen sein wird: Und obwohl nur drei Prozent der Bevölkerung Aktien besitzen, schauen alle besorgt auf die Börsen, dass selbst die Medien stündlich über diese kleine radikale Minderheit prozyklisch berichtet und jubelt doch in der hausse und mit dem Baissier. –
Wir alle sollten aber besorgt sein! -
Wie, sehr geehrter Herr Professor, wird sich die Wirtschaft in nächster Zeit entwickeln?“
„Eine wi-wi-wichtige, ja weltbe-be-bewegende Frage“, antwortet der Gefragte.
„Ich sage Ihnen, dass es wegen des geringen Zuwachses der Geldmenge im vergangenen Jahr zu einer rezessiven gesamtwirtschaftlichen Entwicklung kommen kann, bei der die natürliche Arbeitslosigkeit überschritten wird, wenn der Staat nicht hilfreich einspringt …“ und schnäuzt sich verlegen, als der Interviewer ihn unterbricht und einwirft: „Aber das klingt doch nach Keynes … -
Herr Professor, vertreten Sie nicht die Auffassung, dass der Staat sich aus dem marktlichen Geschehen herauszuhalten habe?“
„Eine ra-ra-raffinierte Frage, wenn auch nicht ri-ri-richtig gestellt. –
Ich rede doch nicht von wirtschaftspolitischen Eingriffen, mein Herr. Nein, nein, mein Lieber“, und schüttelt den etwas schütteren weisen Kopf und fährt fort, „ich spreche von sozialpolitischen Eingriffen zur Stützung der Leistungsträger. – Denn brechen die uns weg, hat niemand etwas davon.
Kurz: Leistung muss sich wieder lohnen!“
„Aber wie, Herr Professor, soll das finanziert werden?“
„Eine folgerichtige Frage. – Ich sehe, Sie denken mit!“, und der Herr Professor schnäuzt sich schon wieder. „Entschuldigen Sie - die Wetterlage … Die Polen fliegen tief … Das Wetter ist mies … -
Wie war noch mal die Frage? –
Ach ja: Sie stellten die Frage nach der Finanzierung, nicht wahr? Nichts einfacher als das: in Gutachten haben wir nachgewiesen, dass der durchschnittliche Bürger – und natürlich auch die Bürgerin, da müssen wir po-po-politisch korrekt bleiben – bei entsprechender sparsamer Lebensführung mit einem Euro dreißig pro Tag auskommen kann, was der durchschnittlichen statistischen Größe der unteren Grenze der Lebensführung in aller Welt von einem US-Dollar fünfzig in etwa entspricht.
Und da müssen wir hin - zu einer sparsamen Lebensführung, die ein einträgliches Einkommen für die unteren Schichten ermöglicht-
Vom, ich sag mal, Gelegenheitsarbeiter in einem indischen Kuhdorf bis zum haushaltsnahen Beschäftigten in Blankenese. -
Gegebenenfalls müssen wir die Leute darauf hin schulen, nach den Lehren des großen Hartz’ zu leben oder gar zu Peterchens Mondfahrt zwingen.“ –
Der Moderator nickt zustimmend mit einem „Manchen muss man halt zu seinem Glücke zwingen!“, während Mr. Friedman sich nicht stören lässt und fortfährt:
„Wir werden also die Kürzung von Sozialleistungen durchsetzen müssen, so oder so, so bitter es klingt.“
„ … um die Eliten mit sozialen Leistungen zu stützen“, fährt der Konjunktivist dazwischen.
„Richtig! – Ich sehe, Sie verfügen über einen klaren Blick und erkennen gesellschaftliche Zusammenhänge. –
Denn wenn wir jenes tun, dann wird es bald wieder aufwärts gehen. Geht es den oberen Schichten gut, so geht es allen gut!“
„Wie werden sich nach Ihrer Meinung Angebot und Nachfrage, vor allem aber die Preise entwickeln?“, fragt der Moderator.
„Eine berechtigte, aber schwierige Frage. –
Nun, einerseits wird die Nachfrage sinken, andererseits steigen. Folglich wird das Angebot sich anpassen. Aber allein schon wegen der schrecklichen Zunahme der Geldmenge in den letzten Jahren wird es inflationäre Tendenzen geben.“
„Herr Professor, wird es der durchschnittlichen Familie im nächsten Jahr besser oder schlechter gehen als heute?“
„Aber, aber, mein Lieber! –
Die durchschnittliche Familie gibt es nicht. Dennoch kann ich sagen, einigen Haushalten wird es besser gehen, anderen wird es schlechter gehen. –
Lassen Sie mich abschließend sagen, dass die Regeln für die Geldmengenentwicklung, wie ich sie in meinem Werk entwickelt habe, eine stabile Beschäftigungslage ohne Inflation versprechen. Das eröffnet uns eher glücklichere, statt bitterer Aussichten, ohne dass ich Ihnen etwas von der natürlichen Arbeitslosigkeit erzählen muss.“
„Ich danke Ihnen für das sehr aufschlussreiche Interview!“, sagt der moderate Caspar, setzt sich die Jakobinermütze auf und klatscht dem Weisen eins – für den Durchschnitt, den’s gibt oder auch nicht - und noch eins – für zu viel und zu wenig Zuwachs, wie’s halt ins Konzept passt –oder auch ein drittes Mal für den Hinweis, dass es eine natürliche Arbeitslosigkeit gebe – natürlich nur in der Theorie, denn was zum Teufel wäre da natürlich? Oder glaubt einer, der Zebrastreifen wäre naturgewollt?
„Sie hören nicht -
sie fühlen nicht“,
tönt’s auf dem Markt der Eitelkeiten und Seelen kotzen ihre Mägen sich aus dem Leib, dass alle Welt es höre:
„Banken sind von Natur aus blind!“
Caspar aber, der von der unsichtbaren Hand aus Papiermaschee geformte und geführte, eben der Caspar, der Canis major folgend, mit Gretchen einfach nur Spaß haben will, hält auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten den Atem an bei den Artisten auf dem Hochseil, amüsiert sich an den Gauklern mit ihren Taschenspielchen, bestaunt, mit welcher Eleganz Jongleure mit Geldern ihr Spiel treiben, wie kunstvoll auf der Bankette mit Tricks und Effekten gehandelt wird und jemand mit kindlichem Vergnügen und dicken roten Backen einen Ballon aufbläst, bis der platzt. Ein blinder Hasardeur singt säuerlich:
Ein Pferd und ein Weib,
Die ich jeden Tag reite,
Da sagte mein Freund
‚Mach nur weiter so,
Bald bist du Pleite’ …“
„Aber die sind so was von betriebsblind!“,
übertönt Caspar den einen wie alle andern auf dem Markt, dass selbst der große Hund in weiter Ferne es noch hören kann und winselt. - Also bedürften sie der Fürsorge, meint die gute Seele von Gretchen.
Hör ich da wen rufen, Blasphemie! Pamphlet's da, Caspar wär’ ein Hanswurst? Wer zum Hexensabbat glaubt denn, Gretchen wäre Karitas oder Diakonie, unterläge dem Helfersyndrom? Nicht einmal die Dynamischen und Kreativen mit der reinen Weste und dem geweißten und gestärkten Kragen des selbst gewählten Elends, die Wohltätigkeit zum Event verkommen lassen! Die fürchten viel mehr, Hanswurst und Gretchen entdeckten die Karitas als Solidaritäterätätä und gingen als Diakanoniere über zu mehr denn bloßem social-engineering, fürchten, Caspar holte seine Klatsche raus und alle Michel und Michelinen entdeckten wieder einmal, dass sie nicht ein, sondern das Volk sind, dass selbst Punch, Petruschka, Polichenelle und Guignol, ja selbst Vidusaka im fernen Indien ans Wundern kämen. Oder wäre es nur die Rache des Fußgängers an den beparkten Bürgersteigen? Dem allmächtigen AC Ade, Vau Oh weh!, der Verkehrsministrantin Roche wie überhaupt der autoimmobilen Republik sind verstopfte Verkehrswege ein Gräuel. Man hat halt Benzin im Blut – nachhaltig & biologisch, so natürlich als ein Zebrastreifen blüht. Zur Belehrung lässt man einen Geländewagen ins Volk steuern. Was dem Stasi nachgesagt wird, soll Securitätern nicht möglich sein?
Doch lassen wir den Horror:
Von Judy bekäm’ Hanswurst ein Bützchen.
Aber was wäre, so denkt Gretchen, fände sich der Banker nach dem Verlust der Unschuld als Bankbesetzer im Stadtpark wieder? Auf einer Bank, die der Banker vielleicht selbst einmal gespendet hätt’, auf die er weiter aber keinen Anspruch hat, da fänd’ er sich wieder. Der Bankrotteur wüsste nicht mehr, wer denn nun ein Kasper wär’. Denn vor allem ihn formte die unsichtbare Hand aus Papiermaschee, Papiermaschee aus dem Buchgeld, das unter der Regie des Bankhalters geschreddert wurde. Dass es dem Bankert leidlich erginge, überzöge die unsichtbare Hand ihr Geschöpf mit Leinölfirnis und deckte es nächtens mit der ZEIT wegen des angemessen erscheinenden Formats zu. So könnte der Bankbesitzer im Stadtpark wöchentlich wenigstens die Bettwäsche wechseln. Statt aber dem Banker nach dem Verlust der Unschuld eine gelbe Binde mit drei schwarzen Punkten und einen Schlafsack zu überlassen, auf dass dieser ihn während der kälter werdenden Jahreszeit wärme, bietet man ihm aus dem Staatssäckel eine größere Summe Geldes, die eigentlich für andere nützliche Dinge vorgesehen wäre, gäb’ es denn solche.
„Und das ist gut so!“, finden die Weisen aus dem Abendland und Experten, die den Markt beobachten - sollen. Die Hüter der wahren und einzig gültigen Ordnung sind aus anderem Holz geschnitzt als Caspar und Gretchen. Sie hängen an Schnüren und Drähten unterm Kreuz ihrer Theorien, werden aber auch von der unsichtbaren Hand geleitet. Bis gerade erfreuten sie sich am Marktgeschehen und sind begeistert - als die Luftblase und in der Folge jeder Herr Lehman platzte.
Einem Gerücht zufolge hätten Banker gelernt, mit dem Geld vor allem der andern umzugehen und es zu mehren – obwohl es doch nicht kalben kann. Folgerichtig wäre das Geld in den Händen der Banker gut, vor allem aber sicher aufgehoben. Zu wünschen wäre demnach, dass jedermann, der mit dem Geld der andern umgehen muss, zumindest den Sachverstand von Bankern haben sollte. Solang’ das aber nicht der Fall ist, dürfte man sich nicht damit begnügen, den Bankern allein eine größere Summe Geldes – Peanuts halt - aus dem Staatssäckel anzubieten, sondern die Führung des Staates und seines Haushaltes Bankern gänzlich zu ihren treuen Händen überlassen. World on a string. Die Banker gäben dann auf dem freien Markt zum Wohle aller ein Bankett, versöffen ihrer Oma sein klein’ Häuschen und die Weisen und Experten unterhielten das Publikum mit einem Kasperleauftritt, gilt doch nach der Bank von England als Gesetz, wenn jemand versuche, eine ökonometrische Relation zum Zwecke politischer Einwirkung anzuwenden und einzusetzen, so verändere sich diese … - was nicht jeder verstehen muss, schon gar nicht Jupp und Jan, Hanswurst und Gretchen.
Und sie bilanzieren alle wie Alice im Wunderland.
Da findet der Staat sich in der Rolle des Krokodils, das es zu bändigen oder totzuschlagen gilt. Aber statt Sorgfalt ernten wir Sorgenfalten. Es brennt, aber dem Feuer wird freiwillig so recht nicht gewehrt.
Bei frühlinghaften Temperaturen hat derweil ein Inuk den letzten Wal gefangen. Allein, er traut sich nicht, den Eskimo hervorzukehren. Fürchtet er, Fangquoten gälten auch für ihn?
PUNCH aber singt: Trouble, you can’t fool me!
Du kannst mich mal –
Dich brauch ich nicht.
Wer braucht ihn schon,
Der Miss Geschick
Und des Unglücks
Nervenden Sohn.