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Die Rückkehr des Dowdy Jones

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12.04.2007
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Die Rückkehr des Dowdy Jones

Die Rückkehr der Dowdy Jones, Dachs & die Punch and Judy Show

In den verschiedenen Etagen
Redeten die Leut’ verschiedne Sprachen:

Die ganz oben
Sprachen gehoben,
Die in der Mitt’
Sprachen Durchschnitt
& die gerad’ noch satt
Redeten platt.

Die aber in den Gossen lagen
Schwiegen & träumten von bessern Tagen –
Hernach wird’s Königs Porzellan zerschlagen.
Volksmund​

„Was kümmert mich die Nachwelt –
Hätt’ sich die Nachwelt je um mich gekümmert?“, brüllt Groucho.
„Kɛinz is’ tot …“, jammert Einer und der Andere kontert:
„Würde denn das was zur Sache tun, wenn es hieße: ɛinz wär’ keins?“, dass ich den Ohren nicht trau und mir die Augen reib und fürchte, unter Konjunktivitis zu leiden.
„Da hasse abə wat mies verstanden“, mischt der Nächste mit.
„Als wenn ich das nicht wüsste“, meint der Andere, um alle Welt zu veralbern:
„Der König ist tot, lang lebe der König!“

„Begrüßen Sie mit mir direkt aus Chicago Mr. Friedmən!“, ruft der Moderator, während der kleine Mann verwundert sagt „Dat is’ ja ja’ nich’ der Michel von’er Schäfer!“ und der alte Herr auf dem Podium nörgelt: „Herr Professor, wenn ich bi-bi-bitten darf – so viel Zeit muss sein!“, dass der Moderator auf dem Podest es noch einmal versucht unter verhaltenem Applaus und leisen Pfiffen: „Begrüßen Sie mit mir direkt aus Chicago Herrn Professor Friedman, den größten Ökonomen aller Zeiten! –

Viele Bürger und Bürgerinnen, meine sehr verehrten Damen und Herren, fragen sich heute besorgt, was morgen sein wird: Und obwohl nur drei Prozent der Bevölkerung Aktien besitzen, schauen alle besorgt auf die Börsen, dass selbst die Medien stündlich über diese kleine radikale Minderheit prozyklisch berichtet und jubelt doch in der hausse und mit dem Baissier. –

Wir alle sollten aber besorgt sein! -
Wie, sehr geehrter Herr Professor, wird sich die Wirtschaft in nächster Zeit entwickeln?“

„Eine wi-wi-wichtige, ja weltbe-be-bewegende Frage“, antwortet der Gefragte.
„Ich sage Ihnen, dass es wegen des geringen Zuwachses der Geldmenge im vergangenen Jahr zu einer rezessiven gesamtwirtschaftlichen Entwicklung kommen kann, bei der die natürliche Arbeitslosigkeit überschritten wird, wenn der Staat nicht hilfreich einspringt …“ und schnäuzt sich verlegen, als der Interviewer ihn unterbricht und einwirft: „Aber das klingt doch nach Keynes … -
Herr Professor, vertreten Sie nicht die Auffassung, dass der Staat sich aus dem marktlichen Geschehen herauszuhalten habe?“
„Eine ra-ra-raffinierte Frage, wenn auch nicht ri-ri-richtig gestellt. –
Ich rede doch nicht von wirtschaftspolitischen Eingriffen, mein Herr. Nein, nein, mein Lieber“, und schüttelt den etwas schütteren weisen Kopf und fährt fort, „ich spreche von sozialpolitischen Eingriffen zur Stützung der Leistungsträger. – Denn brechen die uns weg, hat niemand etwas davon.
Kurz: Leistung muss sich wieder lohnen!“
„Aber wie, Herr Professor, soll das finanziert werden?“
„Eine folgerichtige Frage. – Ich sehe, Sie denken mit!“, und der Herr Professor schnäuzt sich schon wieder. „Entschuldigen Sie - die Wetterlage … Die Polen fliegen tief … Das Wetter ist mies … -
Wie war noch mal die Frage? –
Ach ja: Sie stellten die Frage nach der Finanzierung, nicht wahr? Nichts einfacher als das: in Gutachten haben wir nachgewiesen, dass der durchschnittliche Bürger – und natürlich auch die Bürgerin, da müssen wir po-po-politisch korrekt bleiben – bei entsprechender sparsamer Lebensführung mit einem Euro dreißig pro Tag auskommen kann, was der durchschnittlichen statistischen Größe der unteren Grenze der Lebensführung in aller Welt von einem US-Dollar fünfzig in etwa entspricht.
Und da müssen wir hin - zu einer sparsamen Lebensführung, die ein einträgliches Einkommen für die unteren Schichten ermöglicht-
Vom, ich sag mal, Gelegenheitsarbeiter in einem indischen Kuhdorf bis zum haushaltsnahen Beschäftigten in Blankenese. -
Gegebenenfalls müssen wir die Leute darauf hin schulen, nach den Lehren des großen Hartz’ zu leben oder gar zu Peterchens Mondfahrt zwingen.“ –
Der Moderator nickt zustimmend mit einem „Manchen muss man halt zu seinem Glücke zwingen!“, während Mr. Friedman sich nicht stören lässt und fortfährt:
„Wir werden also die Kürzung von Sozialleistungen durchsetzen müssen, so oder so, so bitter es klingt.“
„ … um die Eliten mit sozialen Leistungen zu stützen“, fährt der Konjunktivist dazwischen.
„Richtig! – Ich sehe, Sie verfügen über einen klaren Blick und erkennen gesellschaftliche Zusammenhänge. –
Denn wenn wir jenes tun, dann wird es bald wieder aufwärts gehen. Geht es den oberen Schichten gut, so geht es allen gut!“
„Wie werden sich nach Ihrer Meinung Angebot und Nachfrage, vor allem aber die Preise entwickeln?“, fragt der Moderator.
„Eine berechtigte, aber schwierige Frage. –
Nun, einerseits wird die Nachfrage sinken, andererseits steigen. Folglich wird das Angebot sich anpassen. Aber allein schon wegen der schrecklichen Zunahme der Geldmenge in den letzten Jahren wird es inflationäre Tendenzen geben.“
„Herr Professor, wird es der durchschnittlichen Familie im nächsten Jahr besser oder schlechter gehen als heute?“
„Aber, aber, mein Lieber! –
Die durchschnittliche Familie gibt es nicht. Dennoch kann ich sagen, einigen Haushalten wird es besser gehen, anderen wird es schlechter gehen. –
Lassen Sie mich abschließend sagen, dass die Regeln für die Geldmengenentwicklung, wie ich sie in meinem Werk entwickelt habe, eine stabile Beschäftigungslage ohne Inflation versprechen. Das eröffnet uns eher glücklichere, statt bitterer Aussichten, ohne dass ich Ihnen etwas von der natürlichen Arbeitslosigkeit erzählen muss.“
„Ich danke Ihnen für das sehr aufschlussreiche Interview!“, sagt der moderate Caspar, setzt sich die Jakobinermütze auf und klatscht dem Weisen eins – für den Durchschnitt, den’s gibt oder auch nicht - und noch eins – für zu viel und zu wenig Zuwachs, wie’s halt ins Konzept passt –oder auch ein drittes Mal für den Hinweis, dass es eine natürliche Arbeitslosigkeit gebe – natürlich nur in der Theorie, denn was zum Teufel wäre da natürlich? Oder glaubt einer, der Zebrastreifen wäre naturgewollt?

„Sie hören nicht -
sie fühlen nicht“,
tönt’s auf dem Markt der Eitelkeiten und Seelen kotzen ihre Mägen sich aus dem Leib, dass alle Welt es höre:
„Banken sind von Natur aus blind!“
Caspar aber, der von der unsichtbaren Hand aus Papiermaschee geformte und geführte, eben der Caspar, der Canis major folgend, mit Gretchen einfach nur Spaß haben will, hält auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten den Atem an bei den Artisten auf dem Hochseil, amüsiert sich an den Gauklern mit ihren Taschenspielchen, bestaunt, mit welcher Eleganz Jongleure mit Geldern ihr Spiel treiben, wie kunstvoll auf der Bankette mit Tricks und Effekten gehandelt wird und jemand mit kindlichem Vergnügen und dicken roten Backen einen Ballon aufbläst, bis der platzt. Ein blinder Hasardeur singt säuerlich:

„Jetzt hab ich ein Haus,
Ein Pferd und ein Weib,
Die ich jeden Tag reite,
Da sagte mein Freund
‚Mach nur weiter so,
Bald bist du Pleite’ …“​

„Aber die sind so was von betriebsblind!“,
übertönt Caspar den einen wie alle andern auf dem Markt, dass selbst der große Hund in weiter Ferne es noch hören kann und winselt. - Also bedürften sie der Fürsorge, meint die gute Seele von Gretchen.
Hör ich da wen rufen, Blasphemie! Pamphlet's da, Caspar wär’ ein Hanswurst? Wer zum Hexensabbat glaubt denn, Gretchen wäre Karitas oder Diakonie, unterläge dem Helfersyndrom? Nicht einmal die Dynamischen und Kreativen mit der reinen Weste und dem geweißten und gestärkten Kragen des selbst gewählten Elends, die Wohltätigkeit zum Event verkommen lassen! Die fürchten viel mehr, Hanswurst und Gretchen entdeckten die Karitas als Solidaritäterätätä und gingen als Diakanoniere über zu mehr denn bloßem social-engineering, fürchten, Caspar holte seine Klatsche raus und alle Michel und Michelinen entdeckten wieder einmal, dass sie nicht ein, sondern das Volk sind, dass selbst Punch, Petruschka, Polichenelle und Guignol, ja selbst Vidusaka im fernen Indien ans Wundern kämen. Oder wäre es nur die Rache des Fußgängers an den beparkten Bürgersteigen? Dem allmächtigen AC Ade, Vau Oh weh!, der Verkehrsministrantin Roche wie überhaupt der autoimmobilen Republik sind verstopfte Verkehrswege ein Gräuel. Man hat halt Benzin im Blut – nachhaltig & biologisch, so natürlich als ein Zebrastreifen blüht. Zur Belehrung lässt man einen Geländewagen ins Volk steuern. Was dem Stasi nachgesagt wird, soll Securitätern nicht möglich sein?
Doch lassen wir den Horror:
Von Judy bekäm’ Hanswurst ein Bützchen.
Aber was wäre, so denkt Gretchen, fände sich der Banker nach dem Verlust der Unschuld als Bankbesetzer im Stadtpark wieder? Auf einer Bank, die der Banker vielleicht selbst einmal gespendet hätt’, auf die er weiter aber keinen Anspruch hat, da fänd’ er sich wieder. Der Bankrotteur wüsste nicht mehr, wer denn nun ein Kasper wär’. Denn vor allem ihn formte die unsichtbare Hand aus Papiermaschee, Papiermaschee aus dem Buchgeld, das unter der Regie des Bankhalters geschreddert wurde. Dass es dem Bankert leidlich erginge, überzöge die unsichtbare Hand ihr Geschöpf mit Leinölfirnis und deckte es nächtens mit der ZEIT wegen des angemessen erscheinenden Formats zu. So könnte der Bankbesitzer im Stadtpark wöchentlich wenigstens die Bettwäsche wechseln. Statt aber dem Banker nach dem Verlust der Unschuld eine gelbe Binde mit drei schwarzen Punkten und einen Schlafsack zu überlassen, auf dass dieser ihn während der kälter werdenden Jahreszeit wärme, bietet man ihm aus dem Staatssäckel eine größere Summe Geldes, die eigentlich für andere nützliche Dinge vorgesehen wäre, gäb’ es denn solche.
„Und das ist gut so!“, finden die Weisen aus dem Abendland und Experten, die den Markt beobachten - sollen. Die Hüter der wahren und einzig gültigen Ordnung sind aus anderem Holz geschnitzt als Caspar und Gretchen. Sie hängen an Schnüren und Drähten unterm Kreuz ihrer Theorien, werden aber auch von der unsichtbaren Hand geleitet. Bis gerade erfreuten sie sich am Marktgeschehen und sind begeistert - als die Luftblase und in der Folge jeder Herr Lehman platzte.
Einem Gerücht zufolge hätten Banker gelernt, mit dem Geld vor allem der andern umzugehen und es zu mehren – obwohl es doch nicht kalben kann. Folgerichtig wäre das Geld in den Händen der Banker gut, vor allem aber sicher aufgehoben. Zu wünschen wäre demnach, dass jedermann, der mit dem Geld der andern umgehen muss, zumindest den Sachverstand von Bankern haben sollte. Solang’ das aber nicht der Fall ist, dürfte man sich nicht damit begnügen, den Bankern allein eine größere Summe Geldes – Peanuts halt - aus dem Staatssäckel anzubieten, sondern die Führung des Staates und seines Haushaltes Bankern gänzlich zu ihren treuen Händen überlassen. World on a string. Die Banker gäben dann auf dem freien Markt zum Wohle aller ein Bankett, versöffen ihrer Oma sein klein’ Häuschen und die Weisen und Experten unterhielten das Publikum mit einem Kasperleauftritt, gilt doch nach der Bank von England als Gesetz, wenn jemand versuche, eine ökonometrische Relation zum Zwecke politischer Einwirkung anzuwenden und einzusetzen, so verändere sich diese … - was nicht jeder verstehen muss, schon gar nicht Jupp und Jan, Hanswurst und Gretchen.
Und sie bilanzieren alle wie Alice im Wunderland.
Da findet der Staat sich in der Rolle des Krokodils, das es zu bändigen oder totzuschlagen gilt. Aber statt Sorgfalt ernten wir Sorgenfalten. Es brennt, aber dem Feuer wird freiwillig so recht nicht gewehrt.

Bei frühlinghaften Temperaturen hat derweil ein Inuk den letzten Wal gefangen. Allein, er traut sich nicht, den Eskimo hervorzukehren. Fürchtet er, Fangquoten gälten auch für ihn?

PUNCH aber singt: Trouble, you can’t fool me!

Trouble troll Dich!
Du kannst mich mal –
Dich brauch ich nicht.
Wer braucht ihn schon,
Der Miss Geschick
Und des Unglücks
Nervenden Sohn.​

 

Hi Friedrichard

weiß gar nicht, was Keynes da soll. Die unsichtbare Hand wirds schon richten, unregulierte Märkte führen die Menschheit in Harmonie und Glück, wie Smith geschrieben hat. Finde ich wahnsinnig spannend, wie man der Ökonomie immer mit diesen brutal vereinfachten Falschwelttheorien auf den Leib rücken will, oder wahnsinnig und spannend. Oder einfach nur wahnsinnig. Smith hat einen menschlichen Urirrtum zu verantworten, dem haben wir unsere durchökonomisierte Welt zu verdanken. Dreifacher Fluch!

Die lyrischen Texte haben mir ganz gut gefallen, obwohl ich normalerweise kein Freund von zeitgenössischen Endreimen bin. Hast du das Metrum eingehalten? Da könnten ein paar Stunden Feinschliff lohnend sein.

Die Moderatoren-Situation ist schon ziemlich aufgesetzt, also das hast du auch schon mal dynamischer gebracht, es sei dem Text an der Stelle verziehen, weil ich dafür mal wieder in diese Kerbe schlagen konnte.

Im zweiten Teil wurds mir echt zuviel, mit Judy und Caspar und Gretchen und hastenichgesehn. Nee, Friedel - da kommt keiner mit, kein Mensch kommt da mit, außer wo dich vielleicht kennen und wissen, was sich jeweils hinter diesen Namen verbergen soll, also theoretisch bestünde dann wohl die Möglichkeit. Ist es übrigens toll, einen Sprachfehler so einer fragwürdigen Gestalt anzudichten? Das erinnert mich an eine Mülleimeraktion, bei der die Stadtreinigung "Ich bin ein Messie"-Sticker auf die Eimer klebte. Das ist doch für die Tonne.

Aber statt Sorgfalt ernten wir Sorgenfalten. Es brennt, aber dem Feuer wird freiwillig so recht nicht gewehrt.

Das ist noch nicht maskiert genug! Ich habe auf den ersten Blick verstanden, was du meinst.

Grüße
Kubus

 

Ein ganz wenig keifen, kann ich mir da nicht verkneifen,

lieber Friedel,

denn die Lücke, die du in der Wahrheitsfindung sperrangelweit offen liessest, könnte man fehl interpretieren.

Beinah zeitgleich mit der Eröffnung der NYSE (15.30 h MEZ) publiziertest du deinen Beitrag. Ich schaute beim Newsletter der Börse.de nach, doch dort stand nichts dergleichen. Auch die grüne zeitung, welche gerüchteweise solchem Potenzial offen ist, brachte es nicht in der Rubrik Politik & Parodie. Mein Schreck, es könnten englische Sitten auf den alten Kontinent übergreifen, war für nichts. Die zweifelsfreie Aktualität deiner Erwägungen wurde im zackigen Börsenkurs rasant überfahren. Wen wundert es da, dass Herr Lehmann höchstens noch als vergilbter Wertpapiergeist in den Annalen wirkt.

Eine Gesellschaftssatire, die du da auf dem Buckel verarmter Bankrotteure reitest, sie beutelst und nur freudlos auf ihren gesponsorten Banken aus Lorbeerholz unter grossformatigen Zeitungen ruhen lässt.

Nichts einfacher als das: in Gutachten haben wir nachgewiesen, dass der durchschnittliche Bürger – und natürlich auch die Bürgerin, da müssen wir po-po-politisch korrekt bleiben – bei entsprechender sparsamer Lebensführung mit einem Euro dreißig pro Tag auskommen kann, was der durchschnittlichen statistischen Größe der unteren Grenze der Lebensführung in aller Welt von einem US-Dollar fünfzig in etwa entspricht.

Der gute Fried[el]mann, welch Blasebalg er da sein eigen nennt! Bei solch referierten Satzlängen käme gar der alte Goethe in die Sätze.

Doch das fehlende Teil zur Wahrheitsfindung sei doch offengelegt. Der Caspar, das Gretchen und alle andern, die nach dem schnellen Euro lechzen, spielen nicht nur im Casino der Börsen, schwanken nicht nur dort zwischen Baisse und Hausse. Auch bei der Staatslotterie mischen sie mit, zweimal die Woche lassen sie die Kugeln rollen, ohne Wehklagen über ihre derben Verluste. Das Hartzige Staatssäckel füllt sich derweil immer neu. Diese umtriebigen Investitionen schlagen sich nicht in Unternullligen Grafiken und ketzerischen Wirtschaftsmeldungen nieder. Vielmehr wird elsternhaft in trendigen Werbespots am Fernsehen die Illusion gefördert, Gewinn, Gewinn. Verschwiegen bleibt, dass vom goldig glänzenden Euro anstelle der ehemaligen müden Mark, nur einer unter zig Millionen Bürgern sich ein paar Stücke ergattern kann. Unterm Strich kein Nullsummenspiel, aber nicht für die Investoren. Unlauterer Wettbewerb wäre hier verfehlt, es sind doch mündige Bürger und ist zudem noch für einen guten Zweck, meinen die politischen Strategen quer durch die bunt schillernden Parteifarben. - Also macht es wie Narziss und schaut in den Teich, wer sich selbst betrügt, wähnt sich dann vielleicht bald einmal reich.

Sie hat mich amüsiert, deine kleine Parodie, doch wahrheitstauglich ist sie nicht, meinte ein advocatus diabolis, als die Opferstöcke nur einseitig gefüllt wurden.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Nein, wahrheitstauglich ist dieses kleine Gespinst sicherlich nicht,

Ihr Zwo,

und ob Hotten-Tottenham beispielhaft wäre wie vor weniger als einem Jahrzehnt das friedliche Elsaß bezweifel ich Alles erstunken & erlogen! Ich beichte es freiwillig (was ja nix nützt, glaub ich doch auch da nicht dran).

Nun sei's daran, der Reihe nach abzuarbeiten:

weiß gar nicht, was Keynes da soll
- nun ja, er steht im direkten Gegensatz zu Milton Friedman, dem führenden Kopf der Chicagoer Schule und DER Theoretiker des derzeit vorherrschenden "Monetarismus" (Nobelpreis 1976, wenn ichs richtig im Kopp hab), dem geistigen Ziehvater der Reagonomic & der Eisernen Lady. Zudem ist die Einleitungsphase einem seiner zahlreichen Interviews nachempfunden. Ich sehe,

lieber Kubus,

Du wirst Dich nicht im Irrgarten der Wirtschaftsgeschichte / -theorien verlaufen und Ford & Taylor für Filmschauspieler halten. AQber Smith war Geistlicher - dem flucht man doch nicht!

Hast du das Metrum eingehalten?
Ich trag's hier gleich mal im Internetcafé vor ... Wenn die hier noch 'ne Klampfe versteckt haben kann's noch 'ne Dylan-Parodie werden ... So ist's auch kein Sprachfehler
Ist es übrigens toll, einen Sprachfehler so einer fragwürdigen Gestalt anzudichten?,
sondern Gestottere im Economic Rap ...

Es sei Dir gegönnt, in eine Kerbe hauen zu können. Und, wie ich fühle, geht's moderat zu.

Zitat:
Aber statt Sorgfalt ernten wir Sorgenfalten. Es brennt, aber dem Feuer wird freiwillig so recht nicht gewehrt.
Das ist noch nicht maskiert genug! Ich habe auf den ersten Blick verstanden, was du meinst.
Soll nich' wieder vorkomm'n! (s. o.)

Und dass Du uns Deine Börsenbeobachtungen offenbarst,

lieber Anakreon,

trifft mich hart! Aber ach, Du wohnst ja unweit von Seldwyla ...

Eine Gesellschaftssatire,
die freilich noch durch die Wirklichkeit überholt werden könnte ... Nun lernen Laien auch Leerverkäufe schätzen und nicht nur Wetten in geordneten Lotterien zu treiben und ihr bissken Geld zu verplempern. Aber Gier ist halt menschlich. Und die Rolle der Massenmedien beginnt schon beim alltäglichen Börsengebet zum Wohle einer handvoll Onkel Dagoberts ...

Dank fürs Lesen & kommentieren

Friedel

 

Hi Friedel,

bin beim Surfen durchs Forum auf einen älteren Beitrag aus deiner Feder gestoßen (in: Gesellschaft), den ich gerne kommentieren werde.
(habe die vielen Beiträge über mir nicht gelesen).

Das Erbsenzählen lasse ich sein. Zum einen finde ich bei dir sowieso nichts; und zum anderen haben sich die Vorredner ja bereits ausführlich mit dem Text beschäftigt.
Mir geht es primär darum, zu schildern, wie die Geschichte auf mich wirkt.

Die Rückkehr der Dowdy Jones, Dachs & die Punch and Judy Show
Schöner Titel, der mich aber zwingt, in Google nachzuschauen:
( ) Dowdy Jones: für Dow Jones (?)
( ) Dachs: dann vermutlich DAX
( ) Punch and Judy Show: die angelsächsische Variante unseres Kasperltheaters

Du startest gerne mit einem Vers:

In den verschiedenen Etagen
Redeten die Leut’ verschiedne Sprachen:

Die ganz oben
Sprachen gehoben,
Die in der Mitt’
Sprachen Durchschnitt
& die gerad’ noch satt
Redeten platt.

Die aber in den Gossen lagen
Schwiegen & träumten von bessern Tagen –
Hernach wird’s Königs Porzellan zerschlagen.
Volksmund

Tatsächlich Volksmund o. von dir?
Erinnert mich so ein bisschen an Ringelnatz 

„Was kümmert mich die Nachwelt –
Hätt’ sich die Nachwelt je um mich gekümmert?“, brüllt Groucho.
„Kɛinz is’ tot …“, jammert Einer und der Andere kontert:
„Würde denn das was zur Sache tun, wenn es hieße: ɛinz wär’ keins?“, dass ich den Ohren nicht trau und mir die Augen reib und fürchte, unter Konjunktivitis zu leiden.
„Da hasse abə wat mies verstanden“, mischt der Nächste mit.
„Als wenn ich das nicht wüsste“, meint der Andere, um alle Welt zu veralbern:
„Der König ist tot, lang lebe der König!“
Schöner Dialog.
Bei Groucho denke ich spontan an die Marx Brothers.
Hätt könnte beinahe Kölner Mundart sein.
Mit Keinz ist vermutlich der olle Keynes gemeint.

„Begrüßen Sie mit mir direkt aus Chicago Mr. Friedmən!“, ruft der Moderator, während der kleine Mann verwundert sagt „Dat is’ ja ja’ nich’ der Michel von’er Schäfer!“ und der alte Herr auf dem Podium nörgelt: „Herr Professor, wenn ich bi-bi-bitten darf – so viel Zeit muss sein!“, dass der Moderator auf dem Podest es noch einmal versucht unter verhaltenem Applaus und leisen Pfiffen: „Begrüßen Sie mit mir direkt aus Chicago Herrn Professor Friedman, den größten Ökonomen aller Zeiten! –
Jetzt ein kleines Missverständnis zw. Michel Friedman – eines der Maschinengewehre Gottes – und Milton Friedman: „Erfinder“ des Monetarismus.

Viele Bürger und Bürgerinnen, meine sehr verehrten Damen und Herren, fragen sich heute besorgt, was morgen sein wird: Und obwohl nur drei Prozent der Bevölkerung Aktien besitzen, schauen alle besorgt auf die Börsen, dass selbst die Medien stündlich über diese kleine radikale Minderheit prozyklisch berichtet und jubelt doch in der hausse und mit dem Baissier. –
Die geringe Aktienquote – sowie das recht kleine Immobilienvermögen – unterscheidet Deutschland von vielen anderen Industrienationen.

Wir alle sollten aber besorgt sein! -
Wie, sehr geehrter Herr Professor, wird sich die Wirtschaft in nächster Zeit entwickeln?“

„Eine wi-wi-wichtige, ja weltbe-be-bewegende Frage“, antwortet der Gefragte.
„Ich sage Ihnen, dass es wegen des geringen Zuwachses der Geldmenge im vergangenen Jahr zu einer rezessiven gesamtwirtschaftlichen Entwicklung kommen kann, bei der die natürliche Arbeitslosigkeit überschritten wird, wenn der Staat nicht hilfreich einspringt …“ und schnäuzt sich verlegen, als der Interviewer ihn unterbricht und einwirft: „Aber das klingt doch nach Keynes … -
Herr Professor, vertreten Sie nicht die Auffassung, dass der Staat sich aus dem marktlichen Geschehen herauszuhalten habe?“
„Eine ra-ra-raffinierte Frage, wenn auch nicht ri-ri-richtig gestellt. –
Ich rede doch nicht von wirtschaftspolitischen Eingriffen, mein Herr. Nein, nein, mein Lieber“, und schüttelt den etwas schütteren weisen Kopf und fährt fort, „ich spreche von sozialpolitischen Eingriffen zur Stützung der Leistungsträger. – Denn brechen die uns weg, hat niemand etwas davon.
Kurz: Leistung muss sich wieder lohnen!“
„Aber wie, Herr Professor, soll das finanziert werden?“

- Stotterte der Friedman? Keine Ahnung.
- Rezession aufgrund von zu wenig Geld im Umlauf hört sich tatsächlich nach Keynes an.

„Eine folgerichtige Frage. – Ich sehe, Sie denken mit!“, und der Herr Professor schnäuzt sich schon wieder. „Entschuldigen Sie - die Wetterlage … Die Polen fliegen tief … Das Wetter ist mies … -
Wie war noch mal die Frage? –
Ach ja: Sie stellten die Frage nach der Finanzierung, nicht wahr? Nichts einfacher als das: in Gutachten haben wir nachgewiesen, dass der durchschnittliche Bürger – und natürlich auch die Bürgerin, da müssen wir po-po-politisch korrekt bleiben – bei entsprechender sparsamer Lebensführung mit einem Euro dreißig pro Tag auskommen kann, was der durchschnittlichen statistischen Größe der unteren Grenze der Lebensführung in aller Welt von einem US-Dollar fünfzig in etwa entspricht.
Klingt jetzt eher nach Sarrazin. Solche Thesen (Sprüche?) äußerte er gerne in seiner Zeit als Berliner Finanzsenator. Unvergessen auch: Um Heizkosten im Winter zu sparen, sollen ALG2-Empfänger zu Hause mehrere Pullover übereinander anziehen. Wenn man selbst in einem gutgeheizten Büro sitzt, kann man den anderen recht unbeschwert „nützliche“ Tipps geben.

Und da müssen wir hin - zu einer sparsamen Lebensführung, die ein einträgliches Einkommen für die unteren Schichten ermöglicht-
Vom, ich sag mal, Gelegenheitsarbeiter in einem indischen Kuhdorf bis zum haushaltsnahen Beschäftigten in Blankenese. -
Gegebenenfalls müssen wir die Leute darauf hin schulen, nach den Lehren des großen Hartz’ zu leben oder gar zu Peterchens Mondfahrt zwingen.“ –
Der Moderator nickt zustimmend mit einem „Manchen muss man halt zu seinem Glücke zwingen!“, während Mr. Friedman sich nicht stören lässt und fortfährt:
„Wir werden also die Kürzung von Sozialleistungen durchsetzen müssen, so oder so, so bitter es klingt.“
Peterchens Mondfahrt???

„ … um die Eliten mit sozialen Leistungen zu stützen“, fährt der Konjunktivist dazwischen.
„Richtig! – Ich sehe, Sie verfügen über einen klaren Blick und erkennen gesellschaftliche Zusammenhänge. –
Denn wenn wir jenes tun, dann wird es bald wieder aufwärts gehen. Geht es den oberen Schichten gut, so geht es allen gut!“
„Wie werden sich nach Ihrer Meinung Angebot und Nachfrage, vor allem aber die Preise entwickeln?“, fragt der Moderator.
„Eine berechtigte, aber schwierige Frage. –
Nun, einerseits wird die Nachfrage sinken, andererseits steigen. Folglich wird das Angebot sich anpassen. Aber allein schon wegen der schrecklichen Zunahme der Geldmenge in den letzten Jahren wird es inflationäre Tendenzen geben.“
- Der Konjunktivist ist einer, der immerzu im Konjunktiv redet? Also der Cousin desjenigen, der nach jedem 5-ten Wort ein Äh von sich gibt?
- Im 17-ten (?) Jhrd. sagte man: Wenn der Fürst baut, freut sich der Zimmermann. Was ja in etwa dasselbe bedeutet wie: Wenn es den oberen Schichten gutgeht, so geht es allen gut.
- Also das Gegenteil von J.-B. Say: Das Angebot schafft sich selbst die entsprechende Nachfrage.

„Herr Professor, wird es der durchschnittlichen Familie im nächsten Jahr besser oder schlechter gehen als heute?“
„Aber, aber, mein Lieber! –
Die durchschnittliche Familie gibt es nicht. Dennoch kann ich sagen, einigen Haushalten wird es besser gehen, anderen wird es schlechter gehen. –
Lassen Sie mich abschließend sagen, dass die Regeln für die Geldmengenentwicklung, wie ich sie in meinem Werk entwickelt habe, eine stabile Beschäftigungslage ohne Inflation versprechen. Das eröffnet uns eher glücklichere, statt bitterer Aussichten, ohne dass ich Ihnen etwas von der natürlichen Arbeitslosigkeit erzählen muss.“
Seine Regeln versprechen es (das würde bedeuten, dass stabile Beschäftigung die Konsequenz des Monetarismus wäre), o. setzt der Monetarismus – um zu funktionieren – die stabile Beschäftigung voraus? Hoffentlich die erste Variante, denn die zweite wäre Blödsinn.

„Ich danke Ihnen für das sehr aufschlussreiche Interview!“, sagt der moderate Caspar, setzt sich die Jakobinermütze auf und klatscht dem Weisen eins – für den Durchschnitt, den’s gibt oder auch nicht - und noch eins – für zu viel und zu wenig Zuwachs, wie’s halt ins Konzept passt –oder auch ein drittes Mal für den Hinweis, dass es eine natürliche Arbeitslosigkeit gebe – natürlich nur in der Theorie, denn was zum Teufel wäre da natürlich? Oder glaubt einer, der Zebrastreifen wäre naturgewollt?
- Caspar vermutlich für Kasperle
- Jetzt ein Rückgriff auf die frz. Revolution: okay

„Sie hören nicht -
sie fühlen nicht“,
tönt’s auf dem Markt der Eitelkeiten und Seelen kotzen ihre Mägen sich aus dem Leib, dass alle Welt es höre:
„Banken sind von Natur aus blind!“
Caspar aber, der von der unsichtbaren Hand aus Papiermaschee geformte und geführte, eben der Caspar, der Canis major folgend, mit Gretchen einfach nur Spaß haben will, hält auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten den Atem an bei den Artisten auf dem Hochseil, amüsiert sich an den Gauklern mit ihren Taschenspielchen, bestaunt, mit welcher Eleganz Jongleure mit Geldern ihr Spiel treiben, wie kunstvoll auf der Bankette mit Tricks und Effekten gehandelt wird und jemand mit kindlichem Vergnügen und dicken roten Backen einen Ballon aufbläst, bis der platzt.
- Seelen kotzen ihre Mägen sich aus dem Leib: das ist eine sehr gewöhnungsbedürftige Formulierung
- Banken sind blind: d’accord. Wie Justitia.
Was ist aber mit den Bankern?
- Canis major: was soll das jetzt wieder bedeuten? Ein Alphatier o. das Sternbild Großer Hund?
- Investmentbanking als Puppentheater: gefällt mir

Ein blinder Hasardeur singt säuerlich:

„Jetzt hab ich ein Haus,
Ein Pferd und ein Weib,
Die ich jeden Tag reite,
Da sagte mein Freund
‚Mach nur weiter so,
Bald bist du Pleite’ …“

- Blind: eine Anspielung auf Homer?
- Die Strophe klingt nach Pippi Langstrumpf.
- Für ein Pferd u. eine Frau muss man manchmal tief in die Tasche greifen. Es soll sogar Banker geben, die reiten lieber auf Pferden als auf ihren Frauen.

„Aber die sind so was von betriebsblind!“,
übertönt Caspar den einen wie alle andern auf dem Markt, dass selbst der große Hund in weiter Ferne es noch hören kann und winselt. - Also bedürften sie der Fürsorge, meint die gute Seele von Gretchen.
Hör ich da wen rufen, Blasphemie! Pamphlet's da, Caspar wär’ ein Hanswurst? Wer zum Hexensabbat glaubt denn, Gretchen wäre Karitas oder Diakonie, unterläge dem Helfersyndrom? Nicht einmal die Dynamischen und Kreativen mit der reinen Weste und dem geweißten und gestärkten Kragen des selbst gewählten Elends, die Wohltätigkeit zum Event verkommen lassen! Die fürchten viel mehr, Hanswurst und Gretchen entdeckten die Karitas als Solidaritäterätätä und gingen als Diakanoniere über zu mehr denn bloßem social-engineering, fürchten, Caspar holte seine Klatsche raus und alle Michel und Michelinen entdeckten wieder einmal, dass sie nicht ein, sondern das Volk sind, dass selbst Punch, Petruschka, Polichenelle und Guignol, ja selbst Vidusaka im fernen Indien ans Wundern kämen. Oder wäre es nur die Rache des Fußgängers an den beparkten Bürgersteigen? Dem allmächtigen AC Ade, Vau Oh weh!, der Verkehrsministrantin Roche wie überhaupt der autoimmobilen Republik sind verstopfte Verkehrswege ein Gräuel. Man hat halt Benzin im Blut – nachhaltig & biologisch, so natürlich als ein Zebrastreifen blüht. Zur Belehrung lässt man einen Geländewagen ins Volk steuern. Was dem Stasi nachgesagt wird, soll Securitätern nicht möglich sein?
Diese Passage empfinde ich als anstrengend. Für mein Dafürhalten zu viele Namen u. Anspielungen drin enthalten.
Karitas schreibst du absichtlich mit K? (wie Karies?)

Doch lassen wir den Horror:
Von Judy bekäm’ Hanswurst ein Bützchen.
Aber was wäre, so denkt Gretchen, fände sich der Banker nach dem Verlust der Unschuld als Bankbesetzer im Stadtpark wieder? Auf einer Bank, die der Banker vielleicht selbst einmal gespendet hätt’, auf die er weiter aber keinen Anspruch hat, da fänd’ er sich wieder. Der Bankrotteur wüsste nicht mehr, wer denn nun ein Kasper wär’. Denn vor allem ihn formte die unsichtbare Hand aus Papiermaschee, Papiermaschee aus dem Buchgeld, das unter der Regie des Bankhalters geschreddert wurde. Dass es dem Bankert leidlich erginge, überzöge die unsichtbare Hand ihr Geschöpf mit Leinölfirnis und deckte es nächtens mit der ZEIT wegen des angemessen erscheinenden Formats zu. So könnte der Bankbesitzer im Stadtpark wöchentlich wenigstens die Bettwäsche wechseln. Statt aber dem Banker nach dem Verlust der Unschuld eine gelbe Binde mit drei schwarzen Punkten und einen Schlafsack zu überlassen, auf dass dieser ihn während der kälter werdenden Jahreszeit wärme, bietet man ihm aus dem Staatssäckel eine größere Summe Geldes, die eigentlich für andere nützliche Dinge vorgesehen wäre, gäb’ es denn solche.
Ich lese in Zeitungen mitunter mit großem Vergnügen (o. Erstaunen?), wenn sich frühpensionierte bzw. betriebsgekündigte Bank-Prokuristen mit Anfang 50 darüber Gedanken machen, ob das System – dem sie freudig fünfundzwanzig Jahre lang gedient haben – tatsächlich gerecht sei u. zu dem Schluss gelangen, der Finanzsektor müsse radikal reformiert werden. Solche späten Einsichten gründen vermutlich auf Adenauers Credo: Es kann mich niemand daran hindern, täglich ein bisschen klüger zu werden.

„Und das ist gut so!“, finden die Weisen aus dem Abendland und Experten, die den Markt beobachten - sollen. Die Hüter der wahren und einzig gültigen Ordnung sind aus anderem Holz geschnitzt als Caspar und Gretchen. Sie hängen an Schnüren und Drähten unterm Kreuz ihrer Theorien, werden aber auch von der unsichtbaren Hand geleitet. Bis gerade erfreuten sie sich am Marktgeschehen und sind begeistert - als die Luftblase und in der Folge jeder Herr Lehman platzte.
Einem Gerücht zufolge hätten Banker gelernt, mit dem Geld vor allem der andern umzugehen und es zu mehren – obwohl es doch nicht kalben kann. Folgerichtig wäre das Geld in den Händen der Banker gut, vor allem aber sicher aufgehoben. Zu wünschen wäre demnach, dass jedermann, der mit dem Geld der andern umgehen muss, zumindest den Sachverstand von Bankern haben sollte. Solang’ das aber nicht der Fall ist, dürfte man sich nicht damit begnügen, den Bankern allein eine größere Summe Geldes – Peanuts halt - aus dem Staatssäckel anzubieten, sondern die Führung des Staates und seines Haushaltes Bankern gänzlich zu ihren treuen Händen überlassen. World on a string.
- Jetzt wird der alte A. Smith auch noch in die globale Banken-Misere mit reingezogen. Wenngleich er ja eher die Vorteilhaftigkeit der Arbeitsteilung/ Spezialisierung predigte.
- Josef Ackermann als Kanzler u. Ludwig Poullain als Finanzminister: das wär’s gewesen.

Die Banker gäben dann auf dem freien Markt zum Wohle aller ein Bankett, versöffen ihrer Oma sein klein’ Häuschen und die Weisen und Experten unterhielten das Publikum mit einem Kasperleauftritt, gilt doch nach der Bank von England als Gesetz, wenn jemand versuche, eine ökonometrische Relation zum Zwecke politischer Einwirkung anzuwenden und einzusetzen, so verändere sich diese … - was nicht jeder verstehen muss, schon gar nicht Jupp und Jan, Hanswurst und Gretchen.
Und sie bilanzieren alle wie Alice im Wunderland.
Da findet der Staat sich in der Rolle des Krokodils, das es zu bändigen oder totzuschlagen gilt. Aber statt Sorgfalt ernten wir Sorgenfalten. Es brennt, aber dem Feuer wird freiwillig so recht nicht gewehrt.
Bei frühlinghaften Temperaturen hat derweil ein Inuk den letzten Wal gefangen. Allein, er traut sich nicht, den Eskimo hervorzukehren. Fürchtet er, Fangquoten gälten auch für ihn?
- Wie sagte doch Robert Pferdmenges: Wenn ich so sehe, wie manche Politiker mit Geld umgehen, komme ich aus dem Staunen nicht heraus. Als Geschäftsleute wären sie längst pleite oder hinter Schloss und Riegel.
- Inuk = Mensch (wieder was dazugelernt)

PUNCH aber singt: Trouble, you can’t fool me!

Trouble troll Dich!
Du kannst mich mal –
Dich brauch ich nicht.
Wer braucht ihn schon,
Der Miss Geschick
Und des Unglücks
Nervenden Sohn.

Die Final(kata-)Strophe gewissermaßen als Schlussakkord zu diesem Parforceritt durch Finanzkrise, Kasperletheater, ökonomischem (Un-?) Verstand der Chicagoer Schule und sozialer Kälte.


Friedel, du pflegst einen recht eigenwilligen Duktus. Ist mir bereits bei deinen anderen KGen aufgefallen. Bin hin- und hergerissen, wie ich den Stil einsortieren soll.

Du setzt eine Menge Wissen bei deinen Lesern voraus. Entweder weiß man das alles, weil man in Schule u. Studium gut aufgepasst hat u. täglich drei Nachrichtensendungen anschaut, o. man hat neben sich den Ploetz, die Geschichte der Nationalökonomie und eine Kurzeinführung ins angelsächsische Kasperletheater liegen. Und gibt zwischendurch min. 30 Suchbegriffe in Google ein.

Diese Art von Erzählung (wenn es denn überhaupt eine ist) hält man als Leser – zumindest mir geht es so – nicht allzu lange durch. Im Rahmen einer Kurzgeschichte ist das in Ordnung; würde ich jedoch einen Roman in dieser Machart in die Hand bekommen, wäre ich nach spätestens 50 Seiten mit meinem Latein am Ende. Sehr viele Namen, Anspielungen, Querverweise, Verballhornungen.

Du wirst dabei große Freude an der Produktion der Story verspüren, denkst aber mMn zu wenig an den Konsumenten. Solche Texte sind anstrengend, weil sie mich geradezu zwingen, andauernd irgendwo nachzuschlagen. Ich gerate nicht in einen Lesefluss, sondern muss mich von Anfang bis Ende stark konzentrieren. M.E. schwächst du mit dieser Technik ebenfalls die nachdenkenswerte Kernaussage der Erzählung ein: Raffgier, Skrupellosigkeit, die Ökonomie als Theaterspiel, willfährige Experten, die das Recht des Cleveren mit schönen Theorien untermauern. Der Dumme erhält HartzIV und gutgemeinte Ratschläge, wie er mit 5€ am Tag prima über die Runden kommt.

Mir persönlich ist deine Art des Schreibens bereits zu sophisticated. Der (Wort-) Witz überlagert die Handlung. Das Verspielte ist wichtiger als der Inhalt. So ein bisschen wie der Manierismus, der auf die Renaissance folgte o. Rokoko nach Barock. So in etwa stelle ich mir Dialoge in literarischen Salons vor, wo einer den anderen mit seinem Esprit übertrumpfen möchte.

Ist sicherlich eine Kunstform; ohne jeden Zweifel. Allerdings glaube ich, dass du mit dieser Erzähltechnik nur einen kleinen Zirkel von Interessenten erreichst. Du forderst (zu?) viel, womit der Genuss (der zum Lesen dazugehört) etwas auf der Strecke bleibt.

Habe die KG mit großem Interesse gelesen u. auf mich wirken lassen. Schreiben kannst du: keine Frage. Mit dem Stil muss ich mich noch anfreunden. Der ist für mich (bisher) recht ungewohnt.

Hoffe, du kannst mit einigen meiner Überlegungen was anfangen.

Herzliche Grüße aus Köln, sinuhe

 
Zuletzt bearbeitet:

Das Erbsenzählen lasse ich sein. Zum einen finde ich bei dir sowieso nichts;
na, wenn Du da mal nicht allzu leichtgläubig bist,

lieber sinuhe!,

aber Dank schon mal vorweg fürs Lesen & Kommentieren. Der Komm ist - so behaupte ich mal - länger als der Muttertext. Wie dem auch sei, ich geh einfach mal der Reihe nach durch:

Zitat:
Die Rückkehr der Dowdy Jones, Dachs & die Punch and Judy Show
Schöner Titel, der mich aber zwingt, in Google nachzuschauen:
(x) Dowdy Jones: für Dow Jones (?) / (x ) Dachs: dann vermutlich DAX
(x ) Punch and Judy Show: die angelsächsische Variante unseres Kasperltheaters

Volksmund für die Verse ist selbstverständlich gelogen.
Um auch darauf zu kommen: ich über mich in allen Stilrichtungen und insofern bin ich recht stillos (alle sind so gut wie keiner). Hexameter hab ich hier aber noch nicht verwertet. Schaun'mer ma'! Zudem verehr ich den ganzen Marx-Clan, ob aus'm Elsass oder Trier, ob mit ob ohne Bart.

Mit Keinz ist vermutlich der olle Keynes gemeint.
Korrekt! Das Missverständnis ist für teutsche Verhältnisse konstruiert, wer wüsste hier schon, wer neben von Hayek (ein tschechischer Naziverehrer, merkwürdige Heilige fabriziert der sog. Liberalismus) für die theoretischen Grundlagen der Deregulierung stünde, durchgesetzt dann mit der eisernen Lady und Reagan im Präsidentensattel.

Die geringe Aktienquote – sowie das recht kleine Immobilienvermögen – unterscheidet Deutschland von vielen anderen Industrienationen.
So isset!

- Stotterte der Friedman? Keine Ahnung.
Da haben wir was gemeinsames, aber die Selbstregulieerung des Marktes stottert doch arg, wenn ich's richtig sehe.

- Rezession aufgrund von zu wenig Geld im Umlauf hört sich tatsächlich nach Keynes an.
Da haben nun Milton & Keynes - bei aller Differenz - was gemeinsames.

Mag nach Sarrazin klingen, ist aber Ruhrpott pur, wo die Nachkommen der eingewanderten Polen (man schaue sich die Namen an) solch übles Wortspiel mit dem Schnupfen treiben. Die Pullover-Sache schreit eigentlich nach Satire!

Peterchens Mondfahrt???
Herr PETER Hartz (I bis IV) ist vorbestraft. Der hatte die Finger drin bei den Brasilien-Besuchen von VW-Betriebsräten. Ist doch eigentlich bezeichnend, dass Rot-Grün sich eines korrupten Geldsacks verdingte.

- Der Konjunktivist ist
zumindest ein Wortspiel aus Konjunktur und Konjunktief, ...

- Also das Gegenteil von J.-B. Say: Das Angebot schafft sich selbst die entsprechende Nachfrage.
Vom Prinzip her ja, tatsächlich integriert die real existierende Wirtschaft ihr Kritiker als Modeerscheinung oder mit Pöstchen, und das Marketing liefert die Liturgie für die neue Religion des Verbrauchs.

Alle Wirtschaftstheorie ist Blödsinn, sie wird nie die Qualität der Naturwissenschaften erreichen. Oder hastu je erlebt, dass die Waisen, pardon, Weisen mit ihren Prognosen richtig gelegen hätten?

- Caspar vermutlich für Kasperle
Ja, nicht der aus der Sendung mit der Maus und Wissen macht Aah ...

...: das ist eine sehr gewöhnungsbedürftige Formulierung
Schreiben wir, um wiederzukäuen?

Was ist aber mit den Bankern?
wenn sie nicht zu Bankstern werden, sehen sie vielleicht.

- Canis major:
Sternbild (an anderer Stelle stinkt's dem lieben Gott)

- Blind: eine Anspielung auf Homer?
Eher nicht, dafür sind die Verse zu bescheiden.
- Die Strophe klingt nach Pippi Langstrumpf.
Das ist das, was ich unter Stillosigkeit (s. o.) verstehe. Ist aber schlicht und einfach ein Schlager mit Jazzeinschlag (ist also singbar, insofern doch Homer?)

Karitas schreibst du absichtlich mit K?
(wie Karies?) Gut Frage, die mir auch als Antwort gefallen will!
Es kann mich niemand daran hindern, täglich ein bisschen klüger zu werden.
So sollet sein, wiewohl Adenauer auch gesagt hat "Was kümmert mich, was ich gestern gesagt hab?", oder so ähnlich.
- Wie sagte doch Robert Pferdmenges: Wenn ich so sehe, wie manche Politiker mit Geld umgehen, komme ich aus dem Staunen nicht heraus. Als Geschäftsleute wären sie längst pleite oder hinter Schloss und Riegel.
Aber doch wohl auch Bankster und sonstige Finanzhaie ...

Friedel, du pflegst einen recht eigenwilligen Duktus.
So isset, und Eigentümlichkeit wird mir ab und an auch amtlich bescheinigt. Doch was sollten wir hier alle im mainstream ertrinken? Ich denke schon, dass ich Form und Inhalt hinkriege. Denn wer kapiert schon, was da alles real passiert.
Du wirst dabei große Freude an der Produktion der Story verspüren, denkst aber mMn zu wenig an den Konsumenten.
Um mit dem Bild eines Marxschen (dem mit dem Bart) Begriffes zu arbeiten: Das Reich der Freiheit (oder auch nur Annäherungen daran) wird nicht darin bestehen, nur zu konsumieren ...

Allerdings glaube ich, dass du mit dieser Erzähltechnik nur einen kleinen Zirkel von Interessenten erreichst.
Ich hab nicht den Ehrgeiz, Bestseller zu schreiben, selbst wenn ich gerade mal wieder den Hesperus von Jean Paul in der Hand hatte (der Bestseller in den 1790-er Jahren, das Goethe fast zwanzig Jahre schlucken musste, bis er den begnadeten Biertrinker akzeptieren konnte und falsch einsortierte.)
Habe die KG mit großem Interesse gelesen u. auf mich wirken lassen.
Dafür dank ich Dir!
Schreiben kannst du: keine Frage
Woll'n ma# nich' überteiben. Ich bin ein Lernender.
Mit dem Stil muss ich mich noch anfreunden. Der ist für mich (bisher) recht ungewohnt.
Da macht Übung den Meister!

Bis bald

Friedel

Hoffe, du kannst mit einigen meiner Überlegungen was anfangen.

 

Lieber Friedel,

insofern bin ich recht stillos (alle sind so gut wie keiner)
Besser stil- als mittellos.

Peterchens Mondfahrt:
Herr PETER Hartz (I bis IV) ist vorbestraft
Peter Hartz IV erinnert von der Numerierung her an die Nomenklatur texanischer Ölbarone.
Wie J.R. Ewing III

Der Konjunktivist
zumindest ein Wortspiel aus Konjunktur und Konjunktief, ...
Du merkst aber selbst, dass du zum Leser mitunter in Rätseln sprichst?
Auch vom fiktiven Sprachfehler Friedmans auf das Stottern des Wirtschaftsmotors zu schließen, ist nicht so einfach.

Alle Wirtschaftstheorie ist Blödsinn, sie wird nie die Qualität der Naturwissenschaften erreichen. Oder hastu je erlebt, dass die Waisen, pardon, Weisen mit ihren Prognosen richtig gelegen hätten?

und das Marketing liefert die Liturgie für die neue Religion des Verbrauchs.
Na ja; ist nicht alle Wissenschaft jenseits von Physik, Mathematik u. Chemie immer fehlerbehaftet? Weil sie eben Dinge untersucht, die vom Menschen gemacht werden. Die nur selten zu 100% – bis auf ihre Verdauung – den Naturgesetzen gehorchen. Weshalb es Unsinn ist, eherne Wirtschaftsregeln zu formulieren. Genauso abwegig, wie von langfristigen Entwicklungspfaden in der Historie zu schwafeln. Als ob Geschichte nicht zu 90% aus Tagesgeschäft besteht und von Millionen Zufällen abhängt.

Die Mathematisierung der Volkswirtschaftslehre – wie sie speziell in der Mikroökonomie betrieben wird – führt mMn in eine völlig falsche Richtung. Den Homo Oeconomicus gibt es nicht. Wohl aber die sparsame schwäbische Hausfrau. Die kann zwar ebenfalls rechnen, würde jedoch beim Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen wahrscheinlich nur Bahnhof verstehen.

Marketing als neue Liturgie gefällt mir. Zu meiner Zeit nannte sich das Fach noch schlicht u. ergreifend Absatzwirtschaft. Dabei stand die betriebliche Funktion im Vordergrund, bevor sich die Teildisziplin zum Paradigma aufblähte.

Um mit dem Bild eines Marxschen (dem mit dem Bart) Begriffes zu arbeiten: Das Reich der Freiheit (oder auch nur Annäherungen daran) wird nicht darin bestehen, nur zu konsumieren ...
Ja und nein. Ohne jeglichen Konsum werden der Verbraucher sterben und der Produzent die Insolvenz anmelden müssen. Der goldene Mittelweg besteht wahrscheinlich darin, dass nicht alles angeboten werden muss, was möglich ist. Kein Mensch benötigt Erdbeeren zu Weihnachten o. Spargel im Januar. Weshalb lässt man mich im Kühlregal unter 200 verschiedenen Joghurtsorten wählen? Wäre es nur die Hälfte, würde es mir vermutlich gar nicht auffallen, und ich würde trotzdem den Geschmack finden, der mir zusagt.

Trotzdem bin ich der Auffassung, dass man die Belange des Verbrauchers – auch beim Schreiben – nicht völlig außen vor lassen darf. Eine bloße Konzentration auf die Produktion führt in der Konsequenz zu leeren Verkaufsregalen wie in den HO-Läden der früheren DDR.

Ich bin ein Lernender.
Mit dieser Einstellung kann man 100 Jahre alt werden und wirkt immer noch jugendlich.
Nein, nein: ich spiele nicht auf Jopi Heesters an.
Hat das nicht ein Papst von sich gesagt?

Vg aus der verregneten Domstadt, sinuhe

 

Du merkst aber selbst, dass du zum Leser mitunter in Rätseln sprichst?
Schon richtig,

lieber sinuhe,

ich bin aber dennoch nicht das Orakel zu Delphi. Aber was wäre das Leben ohne Rätsel? Wär's nicht fürchterlich, wenn die Ökonomie richtig läge? (Um nur ein Beispiel zu nennen.)
Aber das ist eine gelungene Deutung

Auch vom fiktiven Sprachfehler Friedmans auf das Stottern des Wirtschaftsmotors zu schließen, ist nicht so einfach,
die ich mir zu eigen mache ...

Gruß & schönes Wochenende wünscht der

Friedel

 

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