Was ist neu

Die Quelle füllen

Seniors
Beitritt
06.08.2005
Beiträge
1.663

Die Quelle füllen

Was tun bei einer Schreibblockade? Drauflos schreiben? Oder genau das Gegenteil, sich erst einmal Anregungen beschaffen? Ich würde hier gern zu der zweiten Herangehensweise Tipps sammeln, da sie auch ohne Schreibblockade nützlich sein können.

Julia Cameron betrachtet den inneren Fundus eines Autors als "inneren Teich, der einen freien Zufluss und einen ebensolchen Abfluss besitzt". Schreibblockade sieht sie so: "Nun, manchmal versiegt die Quelle deshalb, weil sie so ergiebig war. Wir haben unseren inneren Teich überfischt und uns nicht die Zeit genommen, unser Bildermagazin aufzufüllen."

Als Mittel dagegen sieht sie "einen allein absolvierten Ausflug zu einer Veranstaltung oder Ausstellung", die sie "Künstlerverabredung" nennt.

In ihrem Buch Von der Kunst des Schreibens ( ...und der spielerischen Freude, die Worte fließen zu lassen) wird Folgendes vorgeschlagen:

1. Aquarium
2.Gartencenter
3. Kirche ansehen
4. Jazz-Club
5. Stoffgeschäft
6. Galerie
7. Kartenabteilung in Buchhandlung
8. Museum
9. alter Film im Studienkino
10. botanischer Garten

"Für was auch immer Sie sich entscheiden, tun Sie es allein. Nehmen Sie Bilder und Eindrücke in sich auf. Sie müssen nicht über sie schreiben. Sie sollen die Quelle füllen, nicht in ihr fischen."


Ich würde zusätzlich vorschlagen:


11. Bastelgeschäft

In den Materialien schwelgen, sehen, anfassen, ...

12. Bücherei

ganz unterschiedliche Bücher anlesen;
Bei uns gibt es ein Regal: "heute zurück", da ist immer was bei, das ich spannend finde, aber nie gezielt suchen würde

 

Wir haben unseren inneren Teich überfischt und uns nicht die Zeit genommen, unser Bildermagazin aufzufüllen."

eine Schreibblockade kann aber auch dadurch entstehen, dass die Fische im Teich sich vermehrt haben :D

 

12. Bücherei

ganz unterschiedliche Bücher anlesen;
Bei uns gibt es ein Regal: "heute zurück", da ist immer was bei, das ich spannend finde, aber nie gezielt suchen würde

eigentlich guter Tipp, aber wann hat man schon mal Zeit, in die Bücherei zu gehen?

Der wie vielte Thread ist das jetzt genau, der sich mit Schreibblockaden beschäftigt? Ok, ich hab keine Ahnung, könnte sogar der erste hier sein, aber ich zitier hier mal was aus einer Satire:

Ich habe eine Schreibblockade, und jeder erfahrene Leser wird wissen, was jetzt kommt: Hach, schon wieder so eine "lustige" einfallslose Geschichte über die Einfallslosigkeit.

ergo scheint es ziemlich ausgelutscht zu sein ...

Gut, aber es geht ja um Tipps, scheint doch was anderes zu sein ;)

Na ja, wenn ich ne Blockade hab ... na ja, da ich grade seit ca. mehreren Monaten eine hab, scheine ich nicht zu wissen, was dagegen zu tun ist ...

 

spazieren gehen und die Augen offen halten, auf dem Spielplatz in einer Schaukel sizten und mit geschlossenen Augen schaukeln. Motorrad fahren, (hier nicht die Augen schließen)
Kreativspiele mitspielen, ins Schwimmbad gehen und Unterwasser hören,
Zeitung lesen, fernsehen *lach* Comics lesen, ins Kino gehen

 

Bei mir ist es eher so, wie bei Goldenen Dame – es gibt zuviel Stoff. Ich habe mindestens 5 Geschichten fast fertig, aber bei keiner kann ich mich entschließen, sie zu posten. Weil ich mit ihnen nicht zufrieden bin. Dann lasse ich sie eben liegen, schreibe eine Neue, bis ich auch mit ihr soweit bin. Dann ist Schluß, denn dann hört der Spaß auf und die Arbeit an.

Und die Arbeit ist nicht mein Ding, am liebsten hätte ich ein Sekretärin, der ich die Geschichte erzähle, d.h. diktiere, und dann macht sie den Rest. Das hört sich komisch an, aber so etwas gibt es – Joachim Kaiser, der Theater- und Musikguru der Süddeutschen Zeitung, macht genau das: Er diktiert den Artikel und kümmert sich nicht weiter darum, nicht einmal Korrekturlesen tut er angeblich. Ist das nicht ein Leben!

 

Bei mir ist es eher so, wie bei Goldenen Dame – es gibt zuviel Stoff. Ich habe mindestens 5 Geschichten fast fertig, aber bei keiner kann ich mich entschließen, sie zu posten. Weil ich mit ihnen nicht zufrieden bin. Dann lasse ich sie eben liegen, schreibe eine Neue, bis ich auch mit ihr soweit bin. Dann ist Schluß, denn dann hört der Spaß auf und die Arbeit an.
na toll, bei mir liegen ca. 15 bis 20 Geschichten auf meinem Rehner rum ... komme einfach nicht mehr rein
nicht einmal Korrekturlesen tut er angeblich. Ist das nicht ein Leben!
na ja, ich glaube, die Betonung liegt hier ganz klar auf dem Wort "angeblich" ... ;)

 

na toll, bei mir liegen ca. 15 bis 20 Geschichten auf meinem Rehner rum ... komme einfach nicht mehr rein
Schick sie mir, ich mache ein Copyright :D äh copywrite

 

^^ :lol:

oh je, das erinnert mich an was ... *rot* ... er kommt noch, VERSPROCHEN!!

 

13. Bus fahren. Viel Bus fahren.

14. Seinen Kopf um sieben Grad nach links drehen, dabei die Augen halb schließen und direkt in den Strahl einer zuvor dort zufällig platzierten Taschenlampe blcken und ganz laut in die Hände klatschen. Was man dann sieht, aufzeichnen und am nächsten Tag die Zeichnung interpretieren.

15. Die Augen schließen, sich der vollkommen Konzentration auf das Nichts in einem Selbst konzentrieren und nebenbei eine Platte von Fantomas hören (das funktioniert seltsamerweise brutalst gut).

17. Sich solange mit einem Buch seines Lieblingsautoren auf den Kopf hauen, bis man Sterne sieht (wenn man keinen Lieblingsautor hat, geht auch Hera Lind (wenn Hera Lind der Lieblingsautor ist, umgehend mit dem Schreiben aufhören)). Die ersten sieben Worte notieren, die einem danach in den Sinn kommen und eine Woche später eine Reizwortgeschichte dazu schreiben.

 

Ist nicht dein Ernst, Elisha, oder? Ich meine das mit den 12 Tipps! Ich denke, so einfach ist es nicht. Ich bin nichts, wo man oben etwas (neue Eindrücke) reinschüttet und unten kommt dann eine nagelneue Geschichte heraus. Für mich klingen diese Tipps wie aus einer Selbsthilfegruppe für Menschen, die sich selbst nicht mehr SPÜREN können. :sick:
Wenn´s stimmt, dann ist mir selbst der Lurch unter meinem Tisch Inspirationsquelle genug.

 

Mir geht es auch eher so, dass ich zu voll bin. Wenn ich viele Ideen habe, möchte ich sie am liebsten alle auf einmal verwenden, muss mich aber reduzieren. Und weil ich nicht weiß, womit ich beginne, schreibe ich erstmal gar nichts.
Oder ich zwinge mich zu einer Entscheidung und schaffe dann vielleicht 4 Seiten pro Tag und muss mich richtig in die Geschichte kämpfen.
Wie Dion geht es mir dabei nicht. Schreiben ist für mich immer Arbeit. Es ist Notwendigkeit und Qual.
Und das mit dem Diktieren habe ich mal probiert. Es ist grauenhaft.
Was sehr gut geklappt hat, war mal die Arbeitsweise, etwas mit der hand zu schreiben und von einem Freund abtippen zu lassen. Abends haben wir uns dann immer über den Fortgang unterhalten und so die Geschichte geschrieben.
Das hatte allerdings den Nachteil, dass ich von meiner Konsequenz abgewichen bin.

Ich empfinde es übrigens manchmal sogar eher hinderlich, den Tank alleine aufzufüllen. Schreiben ist schon ein so einsamer Vorgang, dass ich den Tank der Inspirationen viel besser in Gesellschaft wieder füllen kann.

 

Ich glaube, eine Schreibblockade ist bei mir etwas völlig anderes. Mir fehlen nicht die Ideen, ich habe auch nicht zuviel davon.
Mir fehlt nur die Möglichkeit, sie aufzuschreiben.


Stell dir vor, man legt dir einen Strick um den Hals und mit jedem Tag, der vergeht, ohne dass du etwas aufs Papier bringst, das sich lohnt aufgeschrieben zu werden, wird diese Schlinge enger gezogen. Aber je enger die Schlinge wird, desto schwerer fällt es dir zu schreiben.
Und irgendwann, wenn eine Geschichte wirklich existieren möchte, da platzt du und es regnet Worte aus dir heraus.
Wenn dieser Sturzbach dann versiegt ist (das kann Wochen, Monate oder nur Tage dauern), kommt dieser Mistkerl mit der Schlinge wieder und stellt sich hinter dich ...


Ich denke also, dass eine Schreibblockade für jeden etwas anderes ist. Zum Beispiel sind bei mir auch nur bestimmte Arten von Geschichten blockiert, zB konnte/kann ich schon länger keinen Horror schreiben. Da mich aber andere Genres kaum interessieren, will ich gar nichts schreiben.
Bamm - Schreibblockade.


Was mir geholfen hat kann man nicht steuern. Mich inspiriert nur selten etwas, und wenn, dann ist es purer Zufall. Zum Beispiel ein Mann, der sich mitten auf der Straße nach einem Geldstück bückt.


Lange Rede, kurzer Sinn: Für manche mag das Aufsuchen inspirierend geltender Orte wohl inspirierend sein - für andere jedoch nicht. Schließlich schreibt auch jeder anderes.

Tamira


P.S.: Musik finde ich teilweise wirklich inspirierend. Das Meiste haben bei mir wohl die Wohlstandskinder geleistet. *g*

 

Meine Muse ist vermutlich männlich, steinalt ohne alt auszusehen und allgemein immer hinter mir und außerhalb meines Blickfeldes, so dass ich mir dessen nicht sicher sein kann. :D

Aber natürlich ist es die Muse, die daran Schuld ist. Wer sonst? :)

Ich stimme Jynx also zu.

 

Tserk schrieb:
Dion schrieb:
nicht einmal Korrekturlesen tut er angeblich. Ist das nicht ein Leben!
na ja, ich glaube, die Betonung liegt hier ganz klar auf dem Wort "angeblich" ... ;)
Also ich habe vor Jahren gelesen, daß Kaiser von Anfang an (1959) bei der SZ eine Sekretärin hatte (und immer noch hat), weil er als Theater- und Musikkritiker viel umherreiste und bei den damaligen Kommunikationsmitteln gar nicht anders konnte als ihr per Telefon die Texte zu diktieren. Dabei gab es manchmal Hörfehler und dann erschien etwas anderes als er gesagt bzw. gemeint hatte – er war ja nicht da, um Korrektur zu lesen. Dies ist heute bicht viel anders, denn der alte Herr (78 Jahre!) reist immer noch zu allen wichtigen Ereignissen (jetzt im Sommer ist er in Salzburg oder Bayreuth) und berichtet von dort quasi live.

 

Bei mir drückt sich eine Schreibblockade durch einen Mangel an Ideen aus. Ich habe unzählige Situationen im Kopf, die ich auch wunderbar zu Papier bringen kann, aber es dauert nicht lange und mein Prot steht, sitzt, liegt irgendwo und langweilt sich zu Tode, weil nix mehr passiert... Es ist zum Heulen. :(

Das mit der Muse stimmt wirklich. Ich hatte meine (männliche) Muse, die ich täglich gesehen habe und die Worte rannten nur so aufs Papier. Seit diese Muse ausserhalb meiner Reichweite ist ... Ebbe...
Aber ich kann ihn ja nicht bezahlen, dafür dass er sich einfach mal ne Stunde in mein Schreibstübchen setzt.
Erinnert mich ein bisschen an das Bildnis des Dorian Gray. Faszination eines Menschen, der den Künstler zum Schaffen bewegt... hmmm.

 

@Dion: Ach so :) ich bin davon ausgegangen, dass sie trotzdem fehlerfrei sind, deshalb meine Anmerkung mit dem "angeblich"

 

sim schrieb:
Ich empfinde es übrigens manchmal sogar eher hinderlich, den Tank alleine aufzufüllen. Schreiben ist schon ein so einsamer Vorgang, dass ich den Tank der Inspirationen viel besser in Gesellschaft wieder füllen kann.
Mir geht es auch so. Ich brauche Stimmulanz, um schreiben zu können. Eine Schreibblockade entsteht bei mir, wenn das Umfeld eher abtörnend ist.

Jynx schrieb:
Muse ist für mich halt einfach jemand, der a. weiß, versteht und erkennt was und wie man schreibt und b. in der Lage ist, seine/ihre/whatever Gedanken dazu zu formulieren und einem c. einfach mit irgendwelchen Kommentaren so lange auf den Geist zu gehen, mehr oder weniger liebevoll - so wie man es halt braucht - bis man wieder den Schreibgriffel schwingt.
So einfach. So unendlich kompliziert... Musenhaltung ist anstrengend. Muse sein nicht weniger...
*unterschreib*
Ja, es ist so und die Muse streikt kommt die Blockade. Darum weiß ich, dass ich sie nicht erzwingen kann. Früher hat mich das gestört. Heute weiß ich, dass sie mir die Zeit gelassen har, mich weiter zu entwickeln.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom