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Die Prognose

mat

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01.04.2005
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Die Prognose

Diese Geschichte geht zurück ins französische Mittelalter. Vor über 500 Jahren kam ein Mann namens Nostradamus zur Welt. Schon früh begann er prophetische Gedichte zu schreiben. Zum Beispiel hörte sich eine Gedichtszeile wie folgt an:
"Brumm brumm brumm, Chinesen sind nicht dumm. Kacken in die Ecken, die Bienen gehen schmecken."
Dies war in seinen frühen Tagen, als er gerade erst das Dichten entdeckte. Spätere Werke folgten, so auch folgendes Poem:
"Die Griechen will ich preisen, du wundervoller Geist. Doch einst werden Sie Bankrott gehen, danach folgt der Niedergang der Polaren Eiskerne!"
Aus heutiger Sicht mag dies obskur klingen, doch damals waren Gedichte sehr abstrakt, bei Nostra mischte sich dies mit seinem prophetischen Inhalt.
Bereits seiner Familie fiel seine Begabung zur Wahrsagerei sehr früh auf. An einem Familienfest der Nostradamus sassen die Gäste bereits am Tisch als die Mutter Ihren Sohn rief.
"Nostra, komm her", sagte die Mutter. Nostradamus kam und sagte: "Was ist denn Mutter?" Die Mutter sagte, dass er ihr sagen solle, wie die Gäste das Essen finden werden, das sie gleich bringen würde. "Du wirst es sehen, Mutter", sagte Nostradamus nur.

Die Gäste begannen zu mampfen, eine etwas dickere Frau musste sich nach drei Minuten übergeben. Die Mutter blickte entsetzt zu Ihrem Sohnemann und fragte aufgeregt: "Wie konntest Du das wissen??"

"Gar nicht Mutter", sagte Nostradamus, "es ist Schicksal. Es passiert einfach so." Erstaunt schaute die Mutter ihn an. Darauf musste sie vor Schreck ebenfalls kotzen. Der Gestank der Kotze der dicken Frau und der Gestank der Kotze der Mutter vermischten sich zu einem üblen Geruch. Plötzlich mussten alle Gäste kotzen.

Nostra hatte genug von diesem Theater und zog sich wortlos auf sein Zimmer zurück, dort nahm er sein Fernrohr und blickte in die Sterne. Als sich die Gäste von dem Brechanfall erholten, lästerten bereits die ersten über den merkwürdigen Jungen. "Wieso musste der Junge sich nicht übergeben?", tuschelte die eine, eine andere meinte laut in die Runde: "Dieser Junge ist ein Hexer!"

Was niemand wusste: Nostradamus hatte damals ein Verhältnis mit einer Bauerntochter. In ihrer ersten Liebesnacht passierte es: Nostradamus wurde schwanger. Während seine Mutter meinte, er werde einfach immer fetter, wuchs tatsächlich in Nostra ein kleiner Nostradamus Junior heran. Doch das Schicksal wollte nicht mitspielen: Nostradamus wurde von einem christlichen Gericht als Hexer angeklagt und zur Verbrennung auf dem Scheiterhaufen verurteilt.

Doch er hatte dieses Schicksal natürlich bereits geahnt und flüchtete nach Paris. Dort angekommen gebar er seinen Jungen, welcher er schlicht Tempora nannte. Er widmete sich weiter der Zukunftsdeutung, so zum Beispiel, dass im Jahr 2005 zum ersten Mal eine dickliche Frau, die aus dem Osten kam, das Germanenvolk regieren sollte, oder dass es 2019 keine Privatsphäre mehr geben wird. Gar dies, dass die Deutschen nach einem Torhüter namens Kahn nie mehr einen ausgezeichneten Torhüter haben werden.

Manche Dinge waren gar nicht soweit in der Zukunft, beispielsweise verkündete er, dass im Jahr 1492 eine "neue Welt" entdeckt worden sei. Natürlich wusste er dies bereits, doch die Franzosen waren diesbezüglich noch nicht auf dem neusten Stand der Geschehnisse. Trotzdem, es gab bereits massenhaft Menschen, die ihm Aufmerksamkeit schenkten.

Eines Abends schaute er wieder durch sein Fernrohr in die Sterne. Und plötzlich schrie er auf und rannte schnaubend zur Turmglocke in seinem Haus. Es war nämlich so, dass er in Paris Turmwart wurde, denn die Menschen wollten, dass er sie unverzüglich warne, wenn etwas ausserordentliches zu verkünden sei. So geschehen an diesem 25. Juli 1530 als Nostradamus die Gemeinde zusammentrommelte. Er selbst war völlig ausser sich, schwitzte und erlag beinah einem Nervenzusammenbruch. Die Menschen versammelten sich in Ihren Nachthemden und mit Fackeln vor dem Kirchenturm. Nostradamus öffnete sein Fenster und richtete ernste und gleichzeitig feierliche Worte an die Gemeinschaft: "Liebes Volk, ihr batet mich darum, wenn ich etwas ganz eminentes im Kosmos voraussehe, dann solle ich Euch unverzüglich warnen. Als ich vor 25 Minuten in die Sterne sah, erspähte ich etwas schreckliches, aber zugleich auch etwas unglaublich hoffnungsvolles. Im Jahr 11 nach 2000 werden zwei Schreiber eine unglaubliche Geschichte veröffentlichen. Die Welt wird vor Entzücken erstarren und durch das globale Lachen wird sich ein schwarzes Loch auftun und die Menschen verschlucken. Seit gewarnt, liebe Mitbürger. Er schloss das Fenster und war glückliche diese wichtige Botschaft mitgeteilt zu haben.

Ende.

 

Hallo mat!

Der Text hat durchaus das eine oder ander Highlight. Zum Beispiel hier:

"Nostra, komm her", sagte die Mutter. Nostradamus kam und sagte: "Was ist denn Mutter?" Die Mutter sagte, dass er ihr sagen solle, wie die Gäste das Essen finden werden, das sie gleich bringen würde. "Du wirst es sehen, Mutter", sagte Nostradamus nur.
"Nostra, komm her", sagte die Mutter. Nostradamus kam und sagte: „ […]
Da kräuseln sich meine Mundwinkel leicht noch oben. Das ist (für mich) humorig geschrieben. Vielleicht wirkte es noch stärker, wäre ein „und“ statt eines Punktes dazwischen?

Ns Antwort ist schön kryptisch und macht neugierig auf den weiteren Text.
Dieses oft wiederholte sagte – sagte – sagte ist vor vielen Jahren für kurze Zeit ein Kennzeichen für gute Literatur gewesen. Ich habe allerdings vergessen, welcher Autor und welche Kritiker bei dieser Katas… äh, Angelegenheit involviert waren. Ich glaube, der Autor war ein Österreicher.

Schade nur, dass der Text keine „richtige“ Geschichte ist, das heißt, er reizt eine im Grunde wohlwollende Auslegung bereits stark aus.

Der Text liest sich wie eine Gag-Sammlung. Es fehlt ein sinngebender Faden, ein Konflikt samt Lösung oder ähnliches. So hat er fast Biografie-Charakter.
Auch sind im Text viele Re-Fehler und Nachlässigkeiten.

Tja, alles in allem kein Vergnügen.

Lieben Gruß

Asterix

 

Hallo mat

Mit dieser Geschichte bringst du die Gläubigen um das Grab von Nostradamus aber arg in Rage, da du ihn nicht einfach mit einem Augenzwinkern darstellst. Sie stehen da in Salon de Provence noch heute in Schlangen, um an der Stätte seines Wirkens, seine unverständlichen Prophezeiungen aus den Almanachen andachtsvoll zu rezitieren.

Die erfundenen Gedichte, die du ihm da unterstellst, werden ihm aber nicht gerecht. Einige seiner Quatrains eingestreut, hätten da mehr Wirkung, würden dem Geschehen doch den Anschein geben, so könnte es humorigerweise gewesen sein.

Die Mutter blickte entsetzt zu Ihrem Sohnemann und fragte aufgeregt: "Wie konntest Du das wissen??"

"Gar nicht Mutter", sagte Nostradamus, "es ist Schicksal. Es passiert einfach so."


Hier triffst du den Kern seines Wirkens treffend und humorvoll.

An manchen Stellen spielst du schön mit seiner Figur, an anderen verläufst du dich leider in zu weit führenden Übertreibungen, die dem Reiz des Kerns nur Abbruch tun. Insofern wäre weniger, dafür besser unterlegt, mehr gewesen.

Teilweise mit einem Schmunzeln gelesen.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Du gabst ziemlich genau vor drei Jahren in einem Beitrag (20. 8.2007, 15:59 MESZ) zu Deinem Sturz an, dass Flüchtigkeit eine Schwäche Deinerseits sei. Tatsächlich gelang Dir selbst in den zwo Sätzen ein Schnitzer, ging es doch weniger um die Eigenschaft, als um deren Produkt, der sog. Flüchtigkeitsfehler. Hier noch mal das entsprechende Zitat:

Die Flüchtigkeitsfehler habe ich korrigiert. Meinerseits eine Schwäche,
dass man glauben muss, Fehler zu korrigieren wäre Deine Schwäche. Du wirst mir verzeihn, dass ich dergleichen mit großem Amusement lese und - zugegeben - da hat sich in den drei Jahren nicht viel geändert.

Ich werd im Folgenden aus dramaturgischen Belangen her so tun, als hätt's den vorgelegten Abschnitt nicht gegeben (das so-als-ob-Tun sollte uns allen nicht schwer fallen, könnten wir doch sonst nicht Geschichten erfinden).

Hi mat - (nicht zu verwechseln mit der Heimat) -

lang nix richtig schräges mehr gelesen, dass es die nackte, pardon, Zensur droht!, reine Freude ist, mitzumischen und auch die Sau rauszulassen. Wie vor hundert Jahren (oder ist unser Dialog noch länger her?) hätt sich nix geändert in der Fluchtigkeit (erklært sich gleich wie von selbst). Doch zunächst ein Mistgeschick:

Diese Geschichte geht zurück ins französische Mittelalter.
Der reale N. war Leibarzt Karls IX - horreur grand reale: Bartholomäusnacht, und lebte im 16, Jh. – auch Humoristen müssen präzise arbeiten … Korrekt wäre etwa
"Diese Geschichte führt uns zurück ins Frankreich der frühesten Neuzeit."

Vor über 500 kam ein Mann namens Nostradamus zur Welt.
Vor oder nach der Zeitenwende? Germ. Völkerwanderung oder doch die eher friedlich Hallstattperiode? Nein, tatsächlich fehlt was, ich komm aber nicht drauf … Ach jaj statt der verdammt hohen Zahl schlag ich aber eine kleinere vor, denn ich bin nicht der einzige, der gerade bis drei zählen kann: Vor einem halben Jahrtausend (klingt das nicht viel bedeutsamer als eine noch so hohe Zahl von Jahren?) kam ein Mann ...

"Brumm brumm brumm, Chinesen sind nicht dumm. Kacken in die Ecken, die Bienen gehen schmecken."
Da muss Dir eine andere Reliquie vorliegen, als ich sie auf meinem letzten Kreuzzug erobert habe – oder ihr Text wäre fälschlich übersetzt, denn bei mit heißt es, translated by QVC (nicht zu verwechseln mit PVC):
„Soumme, soumme, soumme,
Skinasen seynt niht tumb,
kakkakkern …
[justament im 15. Jh. kommt dieser Lalllaut leise in Tiutschiulant an, das bisdahin an pforzheem dachte / offensichtlich, und das sollten wir uns patentieren lassen, ein Lehnwort vom Franzmann] … yn di ekken,
was gourmets gerne shmekken,
was doch eigentlich nur bedeuten kann, dass Lafontaine Deine Version bearbeitet hat.

… als die Mutter Ihren Sohn rief.
Feine Leute halt, was noch einen blassen Schimmel in Kabale & Liebe findet, wenn Luise Millerin oder wer auch immer, Ihro Gnaden Dero Sohn spricht.

"Nostra, komm her", sagte die Mutter.
Sollte Nostra eine Bordeauxdogge gewesen sein? Das Gemälde N.s … ich ahne es: Eine schändliche Fälschung!

…, das sie gleich bringen würde.
Im frz. erubrigen sich die unschœnen Flecken uberm wurde, flœten sie doch das u ohnehin „u“ (vllt. kannstu’s hœren – es klingt wie ein verdoppeltes ÿ)!

…, lästerten bereits die ersten über den merkwürdigen Junge.
Das merkwürdige Junge - was als Bordeauxdogge möglich ist - oder den merkwürdigen Jungen, entweder ein n weg oder eines dazu!

… gebar er seinen Jungen, welcher er schlicht Tempora nannte.
welcher? Welchen!

Hat Spass jemacht!

Gruß

Friedel

 

Hallo Asterix

Es war so, dass die Geschichte in Zusammenarbeit mit Norther entstand, daher kommt es bezüglich rotem Faden darauf an, ob wir den vorangegangenen Pfad des Anderen weitergehen, oder ob er oder ich, eine neue Richtung einschlägt. Entweder oder.

Danke für die konstruktive Kritik

Hallo Anakreon

Die Übertreibungen bedeuten schon einen Abbruch, aber es ist Schicksal. Es passierte einfach so. Kommt hinzu, dass Geschichten mit Norther stets abrupte Wendungen einnehmen. Also auch danke für Deinen Kommentar.

Und jetzt zu Dir, lieber Friedrichard
Ohne Geschichtlichen Kontext wirkt die Geschichte geistvoller, deshalb hab ich nicht die Quatrains gelesen, die mir oben Anakreon erläuterte. Dies gilt auch für die Geschichtsschreibung, doch du liegst richtig, die Jahresangabe ging unter.
Korrekturen aufgenommen.

Du bleibst ein scharfsinniger historischer Nostalgiker.

 

Du bleibst ein scharfsinniger historischer Nostalgiker.

Heimat, perdonen ustedes, hi mat,

nicht doch eher Nostallergiker?

Nee, aber im Ernst, 'n bissken Grundwissen sollte jeder haben - auch ohne Wiki* in all seinen Varianten und erst recht, ohne ständig Google zu belästigen, dass man zu allem Überfluss auch noch von den Energieriesen abhängig bleibt ...

Gruß an beide Autoren

vom Friedel

 

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