Was ist neu

Die Prinzessin und der Frosch

Seniors
Beitritt
03.07.2004
Beiträge
1.585
Zuletzt bearbeitet:

Die Prinzessin und der Frosch

Unter sieben Mädchen die jüngste zu sein – das ist auch für eine Prinzessin schwer. In einem Schloss zu wohnen, das wie ein Hochsicherheitstrakt bewacht wurde und das reale Leben aus sorgfältig zensierten Büchern und aufbereiteten Fernsehsendungen der königlichen Radio- und Fernsehanstalt zu erfahren, erweckte in mir oft den Wunsch, endlich erwachsen zu werden, zu heiraten und damit diesem Gefängnis zu entkommen. Und bis es endlich soweit war, musste ich meine Flucht auf den Schlosspark beschränken.
In einer abgelegenen Ecke des riesigen Parks bildeten zahlreiche Büsche ein undurchdringliches Dickicht. Ich hatte mir einen engen Pfad zu einer kleinen Lichtung angelegt, der mit mir wuchs, so dass meine Kleidung gar nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde. Aber es interessierte ohnehin niemanden, was die siebte Tochter in ihrer Freizeit unternahm.
Auf der Lichtung stand eine alte geradezu in den Himmel ragende Linde und neben ihr befand sich ein Brunnen mit einem runden gemauerten Rand. Ich holte aus meiner Umhängetasche ein weiches Kissen und einen Liebesroman – nach sechs Vorgängerinnen leicht mitgenommen wie meine Kleider oder die altmodische Spielekonsole, die ich auch mitnahm.
Oft setzte mich auf den Brunnenrand und las oder spielte, bis ich ins Träumen geriet und mich meinen Phantasien hingab.
Eines Tages war ich wohl ein wenig unaufmerksam und die Konsole segelte in den Brunnen.
Blobb.
Wieso Blobb und nicht Platsch? dachte ich. Ist der Brunnen etwa ausgetrocknet? Hoffnungsfroh beugte ich mich über den Brunnen und sah dicht unter dem Rand einen dicken grünen Frosch, der auf dem Rücken schwamm und mit seinen Vorderbeinen mein Prinzessinnenspiel auf seinem Bauch balancierte.
"Da habe ich aber Glück gehabt." Ich griff mir das Gerät und hielt es in der Hand – mitsamt Frosch, der mit seinen Saugfüssen auf den Knöpfen herumdrückte und offensichtlich nicht los lassen wollte.
"Was soll das, das ist meine Mask. Du kannst nicht einfach damit spielen."
"Quak."
"Lass sofort los oder ich werde ärgerlich."
"Quak."
"Mehr fällt dir nicht ein, du dummer Brunnenpaddler?"
Ich griff beherzt zu – eine Hand am Frosch, die andere an der MAjestätischen Spiele Konsole und ...
„Quaaoouuk“
„Das kann doch nicht sein. Ich bin stärker als deine blöden Saugfüße, du kleines grünes Ekel.“
„Quak. Quak.“
„Was soll das heißen? Glaubst Du mir nicht? Na warte. Autsch, das tut weh.“
Meine Froschhand rutschte ab und landete unsanft am Brunnenrand.
„Quak.“
„Auch noch schadenfroh? Na gut, dann werden wir mal sehen, wie viel Wahrheit in dem deutschen Märchenschatz steckt. "
Und ich hob mein Spielgerät samt Frosch hoch und gab dem Frosch ein kleines Küsschen.
Meine Verwandlung begann am Erdboden und während meine Füße verschwanden, dachte ich: "Ach je, der Massenerhaltungssatz" und öffnete den Mund zu einem lauten Schrei: "Quak."
Und dann quakten 999 weibliche Laubfrösche mit blonden Streifen auf dem Rücken rund um den Brunnen und der bis dahin einsame Frosch suchte entsetzt mit großen Sprüngen das Weite - jedenfalls bis zur nächsten Paarungszeit.

(Anmerkung des Chronisten: Fünf ehrenwerte Zauberer haben diesen Bericht in zwölf Tagen aus den Erinnerungsfetzen von 999 Fröschen kompiliert. Eine Rückverwandlung in die Prinzessin gelang ihnen nicht. Die 999 Frösche verweigerten jede Mitarbeit.)

 

Hallo jobär!

Fängt zäh an, dein Märchen. Vielleicht magst du, zumindest das eine oder andere, noch einwenig auflockern, in kurze&gute Szenen auflösen.
Ich meine, erst ab "Wieso Blobb und nicht Platsch?" nimmt die Story fahrt auf.
Aber auch dort kann manches noch intensiver vermittelt werden. Z.B. der Frosch mit der Spielekonsole (der anscheinend nicht los lassen wollte). Da würd ich beschreiben, wie er sich mit seinen komischen grünen Fingern daran festklammert und vielleicht dabei erwähnen, wie er vor Anstrengung dicke (Frosch-)Backen macht. Oder so ähnlich.

Das ist ein verzwickter Satz:
Eine Rückverwandlung gelang ihnen nicht mangels Kooperationsbereitschaft der 999 Frösche.
Sondern? :D

Liebe Grüße

Asterix

 

Hallo Asterix,

ich hab nach mehreren Anläufen jetzt die Geschichte radikal gekürzt. Irgendwelche netten aktuellen Anspielungen einzubringen gelingt mir mangels entsprechender Kenntnisse nicht so recht. Also bleibts wie ichs mag - ein wenig dröge.

Liebe Grüße

Jo

 

Hallo jobär!


Der Text hat durch die Kürzungen am ersten Absatz gewonnen!
Man erkennt immer noch die Verbindung zwischen ihren realen Nöten und der Hoffnung, dass viel Wahres im deutschen Märchenschatz steckt.

"Autsch, das tut weh."
"Quak.""Hrmpf, mehr fällt dir nicht ein, blöder grüner Hüpfer?"
"Quak."

"Autsch, das tut weh."
"Quak."
"Hrmpf, mehr fällt dir nicht ein, blöder grüner Hüpfer?"
"Quak."


Lieben Gruß

Asterix

 

Grüß Dich jobär,

alles schon gesagt - mitnichten und Neffen! Will ja nich' kleinlich sein, aber Du weißt, von den ungezählten Seelen in meiner Brust setzt sich die des Kleinkrämers des Öftern durch, wie auch hier

Unter sieben Mädchen die jüngste zu sein
, gut, selbst Heine u. a. bringen's fertig, " ... das Mädchen, die ..." zu schreiben und erst recht mündlich von sich zu geben. Aber wir Humoristen doch nicht (darüber ist gerade Herr von Bülow verstorben - nicht wg. Alters!). Es stünde dem Einstieg nicht schlecht an mit einem
Unter sieben Mädchen das jüngste zu sein ...,
sind wir doch allemal besser als Heine & Co, die sind Quark und wir leben! Und schon wieder was
In einem Schloss zu wohnen, das wie ein Hochsicherheitstrakt bewacht wurdeKOMMA und das reale Leben
da endet doch der Relativsatz ...


..., erweckte in mir oft den Wunsch, endlich erwachsen zu werden, zu heiraten und damit diesem Gefängnis zu entkommen.
Wäre das nicht auch in einem bürgerlichen Haushalt ähnlich, will Kind nicht erst groß und erwachsen werden, um dann mit 80 nochmal 20?

... des rieseigen Parks ...
interessante Wortschöpfung ...

... angelegt, der mit mir mitwuchs, so dass ...
Ein mit wäre entbehrlich. Ich würde das zwote beurlauben:
... angelegt, der mit mir wuchs, so dass ...

Auf der Lichtung stand eine alte geradezu in den Himmel ragende Linde...
besser ein Komma zwischen alte + geradezu, denn alt verstärkt keineswegs geradezu, ein bloße Aufzählung also.

Dann setzte mich auf den Brunnenrand und las ...
Da fehlt der Icherzählerin was ...

"Wieso Blobb und nicht Platsch?"KOMMA dachte ich.
Steht der Blobb nicht für Spinat? Denn bei mir werden Sie geholfen ...
... einen dicken grünen Frosch, ...
s. o. Kann aber sein, dass dick die Farbe des Frosches verstärken soll, quasi ein konspiratiefes grüner ...

und mit seinen Vorderbeinen meine Spielekonsole auf seinem Bauch balancierte.
Mit weesen Vorderbeinen und auf wessen Bauch denn sonst? Genügte nicht der Artikel?

"Lass sofort los oder ich werde ärgerlich."
Kann jemand ärgerlich werden? Eine Situation kann ärgerlich sein und jemand ärgert sich dann: besser das Verb zum Adjektiv.
Am Frosch ziehen brachte leider wenig.
Besser noch ein zu hinzufügen, aber zerren wäre vllt. das angemessenere Verb.
, blöder grüner Hüpfer
s. o.

Ich hätte da noch 'ne abschließende Frage: wenn nun der königliche Koch der frz. Cousine, pardon, cuisine frönte und dem König Froschschenkel vorsetzte - wäre der Monarch Kannibale?

Schöne Idee!

Gruß und schönes Wochenende vom

Friedel

 

Lieber Friedel,

werd mich mal dranmachen, aber vorerst der Hinweis, dass dem Koch strikt untersagt war, Frösche mit blonden Streifen zu verarbeiten.

Schönes Wochenende

Jo

 

Hey jobär,

auch wenn ich nicht schallend gelacht habe, so hab ich mich doch angenehm unterhalten gefühlt. Ist aber auch ein schweres Thema, diesmal.

In einem Schloss zu wohnen, das wie ein Hochsicherheitstrakt bewacht wurde und das reale Leben aus sorgfältig zensierten Büchern und aufbereiteten Fernsehsendungen der königlichen Radio- und Fernsehanstalt zu erfahren, erweckte in mir oft den Wunsch, endlich erwachsen zu werden, zu heiraten und damit diesem Gefängnis zu entkommen.

Gefällt mir.

In einer abgelegenen Ecke des rieseigen Parks bildeten zahlreiche Büsche ein undurchdringliches Dickicht.

riesigen

Ich hatte mir einen engen Pfad zu einer kleinen Lichtung angelegt, der mit mir mitwuchs, ...

mit mir wuchs - ginge auch, ganz ohne Wortdoppelmoppel

Aber es interessierte ohnehin niemanden, was die siebte Tochter in ihrer Freizeit unternahm.

:)

Dann setzte mich auf den Brunnenrand und las oder spielte, bis ich ins Träumen geriet und mich meinen Phantasien hingab.

Ich empfehle anstatt des "Dann" ein "Oft".

"Wieso Blobb und nicht Platsch?" dachte ich. "Ist der Brunnen etwa ausgetrocknet?"

Würde ich nicht als wörtliche Rede kennzeichnen, wird ja nicht geredet.
Wieso Blobb und nicht Platsch?, dachte ich. Ist der Brunnen etwa ausgetrocknet?

Hoffnungsfroh beugte ich mich über den Brunnenrand und sah dicht unter dem Rand einen dicken grünen Frosch, der auf dem Rücken schwamm und mit seinen Vorderbeinen meine Spielekonsole auf seinem Bauch balancierte.

beugte mich über den Brunnen und ... und schon wärste wieder ein Doppel los ;).

"Da habe ich aber Glück gehabt." Ich griff mir die Spielekonsole und hielt sie in der Hand – mitsamt Frosch, der mit seinen Saugfüssen auf den Knöpfen herumdrückte und offensichtlich nicht los lassen wollte.

Niedlich.

Am Frosch ziehen brachte leider wenig.

Zeig das ruhig etwas genauer. Da stecken sicher noch ein, zwei Schmunzler drin - wenn man show statt tell verwenden würde.

Meine Verwandlung begann am Erdboden und während meine Füße verschwanden, dachte ich: "Ach je, der Massenerhaltungssatz" ...

Hehe.

(Anmerkung des Chronisten: Fünf ehrenwerte Zauberer haben diesen Bericht in zwölf Tagen aus den Erinnerungsfetzen von 999 Fröschen kompiliert. Eine Rückverwandlung in die Prinzessin gelang ihnen nicht. Die 999 Frösche verweigerten jede Mitarbeit.)

Mir war der Anhang jetzt nicht so wichtig, eher empfand ich es als Nachtreten. Aber Deine Story :).

Beste Grüße Fliege

 

Hallo Fliege,

danke für Dein Lob und auch Deine kritischen Anmerkungen. Ich habe versucht, alles umzusetzen.

Liebe Grüße

Jo

 

Hi Jobär,


Ich mochte die Pointe (Massenerhaltungssatz... hihi). Die Verbindung des Märchenhaften und der Moderne hat mir auch sehr gefallen, schöne Idee. So wirklich zünden wollte die Geschichte bei mir zwar leider nicht (irgendwie fehlt mir da ein wenig Feuer), aber gelesen hab ichs trotzdem gerne.

Etwas gestört hat mich der Begriff "Spielekonsole". Der ist an sich sehr sperrig und da fällt es umso mehr auf, daß er recht häufig im Text auftaucht. Da würde ich ein paar Synonyme benutzen: Konsole, Gameboy, Videospiel...
Vor allem in der wörtlichen Rede funktioniert es ehrlich gesagt gar nicht. Niemand sagt "Das ist meine Spielekonsole". "Das ist mein Gameboy!" wäre da deutlich passender. Vielleicht kannst du dem Ding auch nen eigenen Namen geben.

 

Hi gnoebel,

du hast ja recht, aber meine Prinzessin darf das Wort Boy nicht einmal denken. Also habe ich mal versucht einige andere Abwechslung zu bringen.

 

Irgendwie bin ich mit der Geschichte nicht richtig warm geworden und bin beim Lesen ein paar mal gestolpert.

Beispiel:

Meine Froschhand rutschte ab und landete unsanft am Brunnenrand.
Hat mich erst verwirrt. Klingt so als wäre die Prinzessin ein Frosch. Beim zweiten Mal hab ichs dann geblickt: Die Hand, die den Frosch hält. :lol:

Gut find ich die Sache mit dem Massenerhaltungssatz!

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom