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Die Pianistin

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15.09.2015
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Die Pianistin

Ich habe stets Gefallen an der Musik gefunden, aber nie Talent dazu gehabt. Eine Tragödie, an der auch allerlei Versuche und alles Herzblut nichts ändern konnten. Tja, ich schätze, mir fehlt schlicht die Muse. Und dabei empfinde ich so viel Freude am Klang eines Klaviers…

Oft habe ich gescherzt, für Musikalisches wärst bei uns beiden wohl du zuständig. Gelächelt habe ich dann. Und dich, dich habe ich dann auch lächeln sehen, woraufhin ich dich in meine Arme genommen und geküsst habe, weil ich dich liebte.
Ich habe es geliebt, wie deine langen, eleganten Finger in einem so eifrigen Spiel über die Pianotasten gehuscht sind. Habe den Tanz geliebt, den sie auf dem schwarz-weißen Parkett für mich aufgeführt haben. Jede Note, jeden Ton habe ich geliebt. Ich liebte auch dieses Gefühl des Entzückens, dass sich in mir regte, die Vorfreude auf deine tägliche Stunde am Klavier, abends, bei einem Glas Rotwein. Es erregte mich, zu sehen wie du dich dahin gesetzt hast, auf den Schemel. Wie sich deine Schultern gehoben und gesenkt haben unter deinem stetigen, ruhigen Atem. Und wie du dann die Hände von dir gestreckt hast, hin zu diesem großartigen Werkzeug, mit dem du, du allein, jeden Abend aufs Neue ein Paradies für mich geschaffen hast. Wie dein Kopf begann, sich verträumt hin und her zu wiegen, nachdem du die ersten Stücke gespielt hattest…

Ich hatte nie Talent, aber du beeindrucktest mich. Raubtest mir den Atem, wieder und wieder. Ich habe dich bewundert und ich habe dich geliebt.

Ich tu es immer noch.

Doch du, du bist gegangen…

Und mit dir ist auch die Musik aus meinem Leben gewichen.

 

Hallo Notsch,

als Kurzgeschichte würde ich das jetzt nicht bezeichnen, aber das ist dir sicher selber klar. Da hat jemand einen Menschen verloren, der toll Klavier spielen konnte. Wieso und weshalb wird nicht geklärt. Auch nicht das Verhältnis zwischen Erzähler und Musiker. Von daher fällt es mir schwer, in den Text einzusteigen.

Anfangs klang es so, als ginge es dem Prot ausschließlich um die Musik. Da ist von investiertem Herzblut die Rede und mangelnder Neid und bedingungslose Bewunderung für die Begabung des Geliebten/Verwandten/Freund machen mir den Erzähler sympathisch. Aber insgesamt ergibt es für mich keinen Sinn, denn mit dem Klavierspieler verschwindet auch die Begeistetung für die Musik gänzlich. Das hat für mich nichts mit Herzblut zu tun, und um eintauchen und mitfühlen zu können, fehlt mir hier einfach zu viel.

Liebe Grüße von Chai

 

Hallo Notsch,
ich finde, man könnte aus dem Thema sehr gut ein Gedicht machen. Dann würde es auch in der unvermittelten Form funktionieren. Unvermittelt insofern, als hier ja die Umstände, Dinge, Erscheinungen einfach so ohne Einführung daherkommen, zum Teil auch mit recht bekannten Klischees, so dass sie eigentlich nichts aussagen, weil sie in hundertfacher Verwendung schon abgetragen sind. Das klingt dann in Prosa nach einem unverbindlichen Werbetext, der alles aufbietet, was geht, aber das hat nur den Zweck, eine Stimmung zu erzwingen, ohne dass irgendwas persönliches dahintersteht. In einer Gedichtform könnte man mit originellen und ganz persönlichen Stilmitteln Musik einfangen. Da gibt es ja in der modernen Lyrik schöne Beispiele. Ich finde überhaupt, dass Musik zu beschreiben ziemlich schwierig ist. Weil sie so materiallos ist. Was schreibt man da? Oft bleibt dann, wie eben in Deinem Text, so ein Erregungszustand übrig. Der ist aber schon so oft von den Romantikern beschrieben worden, dass das halt schnell wie eine bemühte Stilkopie klingt. Das muss dann immer so theatralisch werden, weil Musik ja auch theatralisch ist und aufgebauscht. Aber ist sie das? Muss das unbedingt so erhaben sein, so bedeutungsschwer? So mit Rotwein am Abend, der besondere Moment? Ich würde mich bei einer Beschreibung für ein ganz anderes Setting interessieren. Musik in einem ganz anderen Zusammenhang, als man es aus der bürgerlichen Behaglichkeit heraus meint. Chai hat ja schon zur Tauglichkeit als Geschichte was geschrieben. Das sehe ich auch so. Es könnte Geschichte werden. Dazu braucht es aber mehr Raum und Idee. Oder eben Gedicht. Dazu braucht es nicht mehr Raum, aber Originalität.
Herzliche Grüße
rieger

 

Also ich stimme Chai vollkommen zu.

Den Ansatz finde ich schön, die Idee auch. Aber daraus hätte sich viel mehr machen lassen. Es brauch - wie ich finde - auch nicht viel Handlung, aber so ist es zu kurz. Ideen hätte ich viele, aber dies ist deine nicht meine Geschichte. Versuch dich mal vollkommen in die Person reinzudenken. Beschreib den Raum, das Klavier. Bette die Gedanken in diesen oder einen anderen Rahmen ein. Da ist meiner Meinung nach viel Potential drin, in den wenigen Sätzen.

Mich würde es freuen, wenn du da mehr draus machen würdest.

 
Zuletzt bearbeitet:

Eine Miniatur zwischen Melancholie und Trauer legstu hier vor -

und - begegnen wir uns doch das erste Mal - erst einmal herzlich willkommen hierorts,

Notsch,

über ein Ereignis, bei dem der Leser nie weiß, wie weit es real oder fiktiv ist und doch muss es ausgesprochen werden, denn wenn eine Liebe auf ein besonderes Talent einer Person reduziert wird, darf man auch Selbstmitleid unterstellen, dass dieses Talent - in diesem Fall das Klavierspiel - eher vermisst wird als die "Pianistin" - und der Verdacht wird schon im zwoten Satz übers fehlende Talent geweckt

Eine Tragödie, an der auch allerlei Versuche und alles Herzblut nichts ändern konnten.

Gleichwohl, meine Vorredner haben es taktvoll verschwiegen: Die erstaunlich Hohe Fehlerquote:

Und dabei empfinde ich so viel Freude am Klang eines Klaviers…
Die Auslassungspunkte, wie Du sie setzt, behaupten, dass am Klavier wenigstens ein Buchstabe fehle - in dem Fall wäre allemal die Ästhetik des Apostrophs ökonomischer. Tatsächlich symbolisieren die Auslassungspunkte eher ein offenes Ende des Satzes. Also besser (und auch in der Regel eher - siehe Anm. zum Apostroph - zwischen Wort und Auslassungspunkten ein Leerzeichen. (geschieht gegen Ende nochmals ...)

Hier ist auf jeden Fall - erstaunlich so früh - die erste Flüchtigkeit

Oft habe ich gescherzt, für Musikalisches wärst bei uns beiden wohl du zuständig.
Da fehlt was - aufgrund der Endung weiß ich, ein "du", also: "wärst du"!

Und dann passiert der SuperGAU für jeden, der schreibt: Die Konjunktion "dass" wird mit dem vieldeutigen "das" verwechselt, in dem Fall "das" als Reflexionspronomen

Ich liebte auch dieses Gefühl des Entzückens, dass sich in mir regte, ...

Hier
Es erregte mich, zu sehen[,] wie du dich dahin gesetzt hast, auf den Schemel.
ist ein Komma nachzutragen, weil die vergleichende KOnjunktion "wie" einen vollständigen Satz einleitet ...
Wie sich deine Schultern gehoben und gesenkt haben unter deinem stetigen, ruhigen Atem.
Statt des eher räumlichen "unter" besser "mit" der Gemeinsamkeit.

Nunja - ein Versuch halt, meint der

Friedel

Hab ins Profil geschaut und denke, dass der Text fiktiven Inhalts ist...

 

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