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Die phantastische Apparatur

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09.07.2024
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Die phantastische Apparatur

Zwielicht.
….

Erst waberte eine formlose Wolke umher, dann knisterte es in ihrem Inneren mit einer unheimlichen Energie, die Materialisierung begann und eine Wesenheit entstand.

Erst wurde sie zu Feuer, dann zu Wasser und danach zur Luft. Nach Stein, Metall und Holz, formte sich Fleisch; lebendiges Fleisch, von blutroten Adern durchzogen und aus zwei Feuerkugeln formten sich zwei Augen.

Nach verschiedenen Variationen entschied sie sich für eine maskuline Form und saß auf einem eben erst materialisierten Marmorblock. Er nahm seine gewohnte Denker Position ein und grübelte über seine Existenz, welche ihn schon geraume Zeit in zunehmende Verzweiflung stürzte:

„Oh, wie ich das alles hier hasse.“ Er starrte das Nichts an. „und Du? Du hast wieder mal keine Antwort für mich.“

Wütend schuf er ein super-massives Schwarzes Loch und warf es mit aller Kraft ins Nichts, wo es sich schnell auflöste.

„Du beobachtest mich und hast deine Unterhaltung. Was hast Du dir eigentlich dabei gedacht, als du mich geschaffen hast, hm?“

In die Stille zwischen den Schöpfungszyklen hinein, machte er sich nun bittere Selbstvorwürfe.

„Es ist alles die Hölle hier. Und wer ist dafür verantwortlich? Tja, dreimal darfst Du raten. Am Anfang war es einfach überwältigend, diese Macht, diese Schöpfungskraft. Doch nach so langer Zeit habe ich mittlerweile mein Universum X mal zerstört und neu erschaffen, habe mich von meinen Geschöpfen anbeten lassen, mich in ihrer Vergötterung gesonnt - wie töricht ich doch war.“

Genervt schlug er auf den Marmorblock.

„Ein paar Milliarden Jahre, und schon ödet mich alles an, was ich erschaffen habe.“

Er stand auf, unschlüssig, was er jetzt tun sollte: „Und hänge auf Ewig hier fest und langweile mich noch zu Tode. Und Du bist auch langweilig, liebes Nichts. Was soll ich zu dir sagen - Papa? Mama? Dir ist alles scheißegal oder? Mir mittlerweile auch.“

Er setzte sich wieder: „Pff- Novum, ein toller Name ist das; äußerst einfallsreich. Jetzt geht es aber los, frisch ans Werk, jetzt wird geschöpft.“ Persiflierte er sich selbst, und ergänzte matt: „Schöpfe dich doch selbst.“

Er verfiel in eine Starre, die Äonen andauerte, als sich etwas aus einem anderen Universum direkt neben ihm materialisierte.

Ein alter Freund tippte ihm sanft auf die Schulter, wohl wissend, dass er längst bemerkt wurde. „Was machst du denn hier“ ,schnaubte Novum nur scheinbar überrascht: „Hast dich ja lange nicht blicken lassen, Curious.“

„Du hast gut reden - du hättest mich auch mal besuchen kommen können, anstatt untätig hier herum zu sitzen.“, entgegnete sein Freund und fuhr fort:„ Um ehrlich zu sein, Du hättest mich gar nicht angetroffen. Ich habe die große Runde zu unseren Artverwandten gemacht und wollte sehen, wie es ihnen geht.“


Und wie geht es ihnen?“, fragte Novum gähnend.

„Nun ja, einige waren sehr beschäftigt und hatten nicht einmal Zeit für ein kleines Schwätzchen“, erläuterte Curoius: „Bei anderen habe ich allerdings einen Verdacht.“

Novum schloss müde seine flammenden Augen und entgegnete desinteressiert:„ Und welchen Verdacht hast du?“

Spitzfindig trumpfte Curoius auf: „Viele von denen tun nur so, als würden sie wirklich schöpfen. Sie haben eine Simulation kreiert, welche sie starten, sobald sich ein Besucher ankündigt. Das alles wirkt so unecht, so lieblos. Sie lächeln dich zwar an, aber hinter dem Lächeln – Na ja.“

Dann platzte es aus Novum heraus:„ Dafür bist du extra hergekommen? Mir zu berichten, was ich längst schon weiß? Diese Phase habe ich schon lange durch.“ Dann setzte er noch nach: „Danke für gar nichts. Also wenn du jetzt nichts wirklich Neues hast-„

Plötzlich grinste Curious schelmisch:„ Haha ha ha ha, jetzt hast du mich aber unterschätzt, Du Allwissender.“

Überrascht öffnete Novum seine Augen: „Na dann spanne mich nicht länger auf die Folter. Heraus damit.“

Er lief hektisch um Novum herum: „Wo du grade so nett fragst - es gibt Gerüchte.“

Novum runzelte skeptisch die Stirn.

Curious fuhr mit seinen Erläuterungen fort: „Gerüchte über eine neuartige Apparatur, welche unser verrückter Navigium gebaut hat. Angeblich so beliebt, dass sehr viele unsere Art zu ihm gereist sind.“

“ Also jetzt hast du mich aber neugierig gemacht; Was ist diese Apparatur? Wofür soll sie gut sein?“ Entgegnete Novum und kratzte sich am Kopf.

Curious tänzelte um Novum herum und rief im marktschreierischem Ton:„ Die Apparatur des Vergessens. mit ihrer Hilfe können wir die Seuche bekämpfen, welche die Meisten von uns schon so lange quält.“

„Und Du glaubst wirklich daran? Nachher ist es wieder nur einer seiner geschmacklosen Scherzartikel und ich habe den Weg ganz umsonst auf mich genommen.“, wehrte Novum skeptisch ab.

„Na komm schon, was hast du denn zu verlieren - Du scheinst nicht gerade sehr beschäftigt zu sein. Wir machen das zusammen und können uns unterwegs ein wenig unterhalten.“, schlug Curious vor.

Da Novum kein wirkliches Gegenargument zur Hand hatte, stimmte er schließlich zu.

Nachdem sie noch weitere Äonen brauchten, um ihre Energiestruktur dem fremden Universum anzupassen, staunten sie nicht schlecht.

Unzählige Entitäten versperrten ihnen den Weg zu diesem verrückten Erfinder und bedeuteten ihnen, sich gefälligst hinten anzustellen.

Sie zogen eine Nummer und warteten. Es war einfach köstlich, diese neue Erfahrung zu machen. Zum ersten Mal richtete sich nicht alles nach ihnen. Ihre Allmacht hatte hier ihre Grenzen und sie wussten nicht, wie lange es dauern würde, bevor man die Apparatur des Vergessens in Augenschein würde nehmen können.

Einige Wartende sahen ganz verzweifelt aus, andere schienen recht hoffnungsfroh. Ein paar der Wartenden waren in eine Starre verfallen, während sehr wenige selig vor sich hin lächelten.

Novum beschloss zu meditieren.

Dann plötzlich, viel früher als erwartet, wurde er von einer tonlosen Stimme aufgerufen. Novum verabschiedete sich von Curious und trat ins Labor ein.

Navigium, der Erfinder der wunderlichen Apparatur, sah ihn intensiv an: „Mein Bruder, was führt dich zu mir?“

Novum:„ Ich verspüre eine unerträgliche Langeweile und will ihr endlich entkommen. Du hast eine Apparatur des Vergessens ersonnen, die mir vielleicht bei meiner Existenzkrise behilflich sein könnte.“

Navigium:„ Nun, ob es wirklich eine dauerhafte Lösung für dein Problem sein kann, wirst du entscheiden müssen. Zu mir kamen schon viele, welche die Nichtexistenz der Existenz vorzogen. Doch ich kann kein unsterbliches Wesen der Nichtexistenz überführen. Diese Macht hat niemand.“

Navigium erläuterte seine Idee mit folgenden Worten: „Ich kann Dir nur für eine gewisse Zeit Erleichterung verschaffen, in dem ich dir ermögliche, das Leben deiner Geschöpfe zu leben. Du wirst während der Zeit der sterblichen Existenzform alle Erinnerung an dein wahres Wesen verlieren. Du wirst dich auch nicht an deine Inkarnationen erinnern. In den sterblichen Formen wirst du jedoch viele neue Erfahrungen machen und wirst dich auch manchmal über deine eigene Schöpfung wundern können.“

Novum:„ Das klingt ja ganz gut, aber so ein sterbliches Leben ist viel zu schnell vorbei - und Zack bin ich wieder hier…“

Navigium:„ Das muss nicht passieren, da du nach einem Leben ansatzlos in eine neue Lebensform geboren werden kannst. Theoretisch kann das unendlich viele Male passieren. Und wenn man Endlichkeiten unendliche Male addiert, hat man die -„

„Unendlichkeit!“ rief Novum begeistert aus. „Das klingt ja phantastisch - Wo aber ist der Haken?“

Navigium:„ Wählst du den Modus der unendlichen Wiederholung, wirst du nie wieder die wahre Natur deiner Existenz erfahren. Es ist unumkehrbar; deshalb wähle die Zahl der Wiedergeburten weise.“

Novum war dermaßen seiner Existenz überdrüssig, dass er tatsächlich den Modus der Unendlichen Wiederholung wählte.

Er stieg in die Apparatur, schöpfte ein letztes Mal ein neues Universum und wurde geboren.

Ob es aber wirklich das Erste Mal war, konnte er beim besten Willen nicht erinnern, ja er kam nicht einmal auf den Gedanken dieser Möglichkeit.

Nach einer unvorstellbaren Anzahl an Wiedergeburten, welche er natürlich nicht erinnern konnte, wurde er schließlich zum Buddhisten.

Ende

 

Hallo @Goofyx,

ja, was soll ich sagen - ich finde die Idee interessant, auch mit einigen lustigen Stellen - teilweise kommt mir die Umsetzung aber etwas lieblos vor. Natürlich Ansichtssache, mir jedoch fehlen gerade im Verlauf der Geschichte die Beschreibungen. Da redet einmal der eine und dann der andere. Zwischendurch verwendest du recht viele Synonyme für "sagen", vermutlich der Abwechslung wegen? Später kommen dann nur mehr "Name" und "Doppelpunkt" und mit den Beschreibungen ist es ganz vorbei. Da bin ich kein Fan von. Zumal bei mir zumeist die "Rohfassung" so aussieht, also wenn ich halt die Idee erst aufschreibe - da entstehen zumeist die Dialoge alleine und dann füge ich nach und nach erst die Beschreibungen, Gefühle, Gedanken etc. ein. Vielleicht wirkt der Text auf mich deshalb irgendwie unfertig.

Aber die Idee an sich hat was, das Ende mit dem Buddhisten fand ich witzig. Ich gehe mal zu den Einzelheiten.

Erst waberte eine formlose Wolke umher, dann knisterte es in ihrem Inneren mit einer unheimlichen Energie und es begann die Materialisierung.
Hier vielleicht schöner "(...) und die Materialisierung begann."

Erst wurde es zu Feuer, dann zu Wasser und danach zur Luft.
Was ist "es"? Später habe ich ein Wesen, das die Form wählen kann, aber das erwähnst du hier nicht - ich habe im Vorsatz nur die formlose Wolke und die unheimliche Magie. Dementsprechend wäre "sie" grammatikalisch richtiger, sofern die Wolke/Magie sich materialisiert. Wenn du bei "es" bleiben würdest, würde ich da noch was einfügen zwischen durch. Sowas wie "(...) und es begann die Materialsierung. Nach und nach wurde die Energie zu Feuer, dann zu Wasser und danach zu Luft. Es formte sich ein Wesen (...)" oder sowas in die Richtung, dann kannst du zu "es" gehen und später dann ...

Nach verschiedenen Variationen entschied es sich für eine maskuline Form und saß auf einem eben erst materialisierten Marmorblock. Er nahm
... zu er. Auch das kommt mir hier ein wenig übergangslos. Aber da fällt mir jetzt auch nichts ein, wie man das flüssiger machen könnte.

Er nahm seine gewohnte Denker Position ein und grübelte über seine Existenz, welche ihn schon geraume Zeit in zunehmende Verzweiflung stürzte:
Das mit der "geraumen Zeit" - später wird es klar - irritiert hier erstmal. Es wirkt nämlich so, als wäre dieses WEsen gerade erst erschaffen worden bzw. als hätte es sich gerade erst selbst erschaffen. Dann von "gewohnt" und "geraumer Zeit" zu sprechen, bricht irgendwie den Flow. Das könnte man vielleicht mit ein bisschen mehr INnenleben ausgleichen, also in dem du das WEsen früher denken lässt.

Er stand auf, unschlüssig, was er jetzt tun sollte: „Und hänge auf Ewig hier fest und langweile mich noch zu Tode. Und Du bist auch langweilig, liebes Nichts. Was soll ich zu dir sagen -Papa? Mama? Dir ist alles scheißegal oder? Mir mittlerweile auch.“
zwischen "sagen" und "Papa" gehört ein Gedankenstrich, nach dem Gedankenstrich, vor Papa ein Leerzeichen.

Er lief hektisch um Novum herum: Wi du grade so nett fragst - es gibt Gerüchte.“
Hier auch ein Gedankenstrich, kein Bindestrich. Und sollte das "Wie" heißen? Besser würde mAn "Wenn" passen.

Novum:“ Also jetzt hast du mich aber neugierig gemacht; Was ist diese Apparatur? Wofür soll sie gut sein?“
Hier, das mit dem "Novum:" meinte ich am Anfang. Wirkt mAn extrem lieblos. Oder halt so als würde man auf einmal mitten im Text in die Drehbuchform fallen. Kann sein, dass es ein Stilelement ist, ich persönlich mag es nicht. :)

„Und Du glaubst wirklich daran? Nachher ist es wieder nur einer seiner geschmacklosen Scherzartikel und ich habe den Weg ganz umsonst auf mich genommen.“, wehrte Novum entgeistert ab.“
Ist "entgeistert" das richtige Wort? Außerdem, Anführungszeichen nach "ab" gehört weg.

„Na komm schon, was hast du denn zu verlieren - Du scheinst nicht gerade sehr beschäftigt zu sein. Wir machen das zusammen und können uns unterwegs ein wenig unterhalten.“, befand Curious.
Das "sehr" würde ich streichen. Das Wort "befand" finde ich hier befremdlich also nach dem letzten Satz.

Sie zogen eine Nummer und warteten. Es war einfach köstlich, diese neue Erfahrung zu machen.
Das fand ich witzig. Da hatte ich auch ohne viel Beschreibung ein Bild im Kopf.

Erstieg in die Apparatur, schöpfte ein letztes Mal
Leerzeichen

LG Luzifermortus

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Luzifermortus,

Vielen Dank für deinen Kommentar. Da ist vieles sehr hilfreich. Teilweise wurden deine Vorschläge umgesetzt.

Viele Grüße

Goofyx

 

@Goofyx

Kurze Ergänzung, ich habe jetzt nicht alles noch mal gelesen - aber deine Korrektur, „die Wesenheit“, verlangt wieder ein „sie“, kein „es“

 

Moin,

der Text erinnert mich an eine andere Geschichte. Ich weiß den Namen nicht mehr, aber es ging darum, dass ein Mensch stirbt und mit Gott? redet. Dann kommt raus, dass der Mensch alle Leute auf der Erde ist und immer wieder neu geboren wird.
Du verarbeitest hier ja eine ähnliche Idee, allerdings aus der Perspektive eines Gottes. Dadurch entseht die erste Schwäche des Texts: Du beschreibst zwar, dass deine Figur gelangweilt ist, aber ich als Leser kann das irgendwie schwer nachfühlen. Da wird mit Unendlichkeit und Äonen um sich geworfen, was aus Sicht eines Gottes vielleicht Sinn macht, aber für mich als Leser nur eine Behauptung ist. Der Text scheint insgesamt unfertig und wirkt auf mich, als sei er nur für diese Idee der "unendlichen Wiedergeburt" geschrieben worden. Ich denke du müsstest deine Figur mehr personifizieren und den Leser an seinen Gefühlen teilhaben lassen, damit die Geschichte besser funktioniert.

Nach einer unvorstellbaren Anzahl an Wiedergeburten, welche er natürlich nicht erinnern konnte, wurde er schließlich zum Buddhisten.
an welche er sich natürlich nicht erinnern konnte

Finde die Pointe könnte man auch noch ausbauen. Der Witz ist ja, dass er nicht mehr wiedergeboren werden will, oder? Dass er ins Nirvana, also die Nichtexistenz will? Aber es wurde in deinem Text ja vorher noch gesagt, dass das nicht geht:

Doch ich kann kein unsterbliches Wesen der Nichtexistenz überführen. Diese Macht hat niemand.
Insofern funktioniert die Punchline nicht so richtig, weil er das ja auch vorher schon wollte, aber es nicht ging, oder? Vielleicht verstehe ich auch was falsch.

Beste Grüße
Klamm

 

Hallo Klamm,

das Ende ist natürlich interpretierbar. Aber vielleicht gelingt ihm als Mensch, was ihm als Gott nicht gelingen wollte. Zumindest ist da Hoffnung….

Zur Langeweile: Ich glaube, jeder hat in seinem Leben schon einmal Langeweile verspürt - insofern können wir doch auch Göttern zugestehen, daß sie sich langweilen. Und ja, wirklich nachzuvollziehen, wie ein Gott sich fühlt, ist eine Herausforderung.

Den Begriff der Unendlichkeit habe ich mir ja nicht ausgedacht - er existiert bereits und man bekommt natürlich Schwierigkeiten, wenn man diesen Begriff mit Inhalt füllen will. Ich lote diesen Begriff ein bisschen aus.

 

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