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Die Pension am Meer
Es war Freitagmittag, als Lara, die Konzernchefin, endlich ihren PC herunterfuhr. Sie nahm ihre Jacke vom Stuhl, ihre Tasche und verliess das Büro. Als sie den Raum verlassen wollte, wurde es ihr auf einmal so übel, schwindlig und wieder dieser stechende Schmerz im Magen, so dass sie sich auf den Boden setzte und ihre Tabletten aus der Tasche kramte. Diese schluckte sie ohne Wasser herunter. Dann sass sie einfach nur so da und wartete. Einige Minuten später fingen die Tabletten an zu wirken. Also erhob sie sich mit zittrigen Beinen, atmete tief ein und dachte; jetzt bitte nicht schlapp machen. Sie öffnete die Türe und trat hinaus. Nun stand sie auf einem langen Flur und schritt zum Personenaufzug, trat ein und drückte auf den Knopf »UG«. Die Türe schloss sich. Sie stöhnte kurz auf und tupfte sich mit einem Taschentuch den Schweiss von der Stirn. So dies wäre geschafft. Jetzt nur noch nach Hause, kurz zusammenpacken und dann einfach mal raus.
Zu Hause angekommen duschte sie, ass schnell etwas, obwohl sie keinen Hunger verspürte. Währenddessen versuchte sie die einschneidenden Erlebnisse der letzten Wochen nicht an sich herankommen zu lassen. Als sie eine halbe Stunde später alles im Auto verstaut hatte und auf dem Fahrersitz Platz nahm, versuchte sie das beängstigende Gefühl das wiederum in ihr hoch kam, zu ignorieren. Sie fuhr durch den dichten Verkehr der Stadt, dann aus Kapstadt hinaus, am Tafelberg vorbei der Küste Süd Afrikas entgegen.
Da es Frühsommer war und sie die Wärme liebte, hatte sie vor zwei Wochen spontan in einer kleinen Pension, die laut Prospekt direkt am indischen Ozean liegt, ein Zimmer für drei Tage gebucht. Dank ihres guten Reisebegleiters, dem Navi, erreichte sie kurz nach zwanzig Uhr ihr Reiseziel. Sie war erschöpft von der langen Fahrt, doch was sie hier zu sehen bekam, versöhnte sie mit Allem. Eine entzückende und zugleich beeindruckende Pension, direkt am Meer. Sie stieg aus, schritt auf den Eingang der Pension zu und trat ein. Sie stand in einem warmen lichtdurchfluteten Flur, bei dem sich rechts der Empfangstresen befand und links davon standen drei geflochtene Sessel. Davor ein kleiner Tisch, auf dem eine Schale mit lecker aussehenden Früchten lag. Gleich daneben führte eine Treppe nach oben. Auf dem Empfangstresen stand eine kleine Klingel, bei der als Lara kurz darauf drückte, eine ältere Dame von hinten hervorgeeilt kam.
»Herzlich willkommen. Sie müssten dann wohl Frau Tanner sein?« Als diese nickte fuhr die ältere Dame fort: »Hatten sie eine gute Fahrt?«
»Ja, danke. Was für einen wunderschönen Flecken Erde sie hier besitzen. Auch die Pension ist ja ein richtiges Schmuckstück.«
»Ja ich liebe es. Meine Mutter kaufte die heruntergewirtschaftete Pension für wenig Geld, vor vielen Jahren. Ich heisse übrigens Beate Wolf. Aber für meine Gäste bin ich einfach die Beate.«
»Danke sehr Beate. Wenn das so ist bin ich für sie eh… nein natürlich für dich, Lara.«
»Freut mich, Lara. Hier noch den Schlüssel für dein Zimmer. Vielleicht möchtest du dich nach der langen Fahrt etwas frisch machen? Später im kleinen Saal dann etwas essen?« Lara nickte, nahm den Schlüssel an sich und holte kurz ihre Sachen aus dem Auto. Dann stieg sie die Treppe nach oben. Dort schloss sie die Türe auf und blieb wie angewurzelt stehen. Vor ihr lag das Meer, mit der untergehenden Sonne. Einfach überwältigend. Da sie immer noch an der Tür stand, ging sie schnell hinein und schaute sich um.
Ein kleines aber sauberes Badezimmer. Das Wohnzimmer mit einer grossen Fensterfront, der den Blick direkt aufs Meer frei gab. Linkerhand eine weitere Türe, die den Blick auf ein Himmelbett aus Holz frei gab. Auch hier wiederum Blick aufs Meer. Lara war begeistert.
Nach dem duschen, zog sie sich einen eleganten Overall an. Kämmte kurz durch ihre lockigen, dunkelblonden Haare und legte einen farblosen Lipgloss auf. Bequeme Pumps an die Füsse und fertig.
Nun verliess sie ihr Zimmer, schritt die Treppe hinunter, dann den Flur entlang in den kleinen Saal. Da ausser ihr keiner da war, marschierte sie zielstrebig an einen der Tische, direkt am Fenster. Dahinter befand sich eine grosse Terrasse. Als sie dies alles so betrachtete, klopfte ihr jemand sachte von hinten auf die Schulter. Lara drehte sich um und sah, dass Beate mit einem Teller heisser Suppe da stand.
»So nun gibt es nach der langen Reise zuerst eine stärkende Suppe.«
»Wunderbar, danke vielmals.« Dabei setzte sie sich hin. Beate stellte die heisse Suppe vor sie hin und wünschte ihr einen guten Appetit. Die Suppe mit den frisch aufgebackenen Brötchen schmeckte sehr lecker. Gerade als sie damit fertig geworden war, tauchte ein junges Mädchen auf und servierte das Menu. Dabei stellte sie sich vor: »Ich bin Karin, wohne im Nachbarort und helfe Beate hier etwas aus. Möchten sie noch etwas anderes als Wasser zu trinken? Vielleicht ein Glas Wein?«
»Freut mich Karin. Ich bin Lara. Besten Dank, aber Wasser genügt mir.« Karin nickte und schon war sie wieder weg. Das Essen war liebevoll dekoriert. Das Poulet zart in mundgerechte Stücke geschnitten, das Reis sternenförmig an einer Safran Sauce angerichtet und die Tomaten zu Rosen dekoriert. Es war eine einzige Augen- und Gaumenfreude. Sie ass alles. Nach dem später servierten Espresso, erhob sie sich, bedankte sich bei Beate für das vorzügliche Essen und wünschte ihr eine gute Nacht. Wieder oben, schlüpfte sie in ihren Schlafanzug, nahm eine Wolldecke und kuschelte sich draussen auf eine Liege. Kurz schloss Lara die Augen, lauschte den ans Ufer klatschenden Wellen. Nach einer knappen halben Stunde, stand sie aber wieder auf und ging hinein. Nach Einnahme ihrer Tabletten, sah sich traurig im Spiegel an. Wie lange wohl? Dieser Gedanke widerstrebte und erschreckte sie so sehr, dass es sie schauderte. Sie verliess das Bad, ging ins Schlafzimmer wo sie müde und erschöpft von der langen Fahrt kurz darauf einschlief.
Am nächsten Morgen hechtete sie mit einem Satz aus dem Bett und zog die Gardinen auf. Ob der traumhaften Kulisse stiess sie einen glücklichen Jauchzer aus. Schnell unter die Dusche, anziehen, Zähne putzen und ein Tuch um die Stirne gebunden um ihre wilden Haare zu bändigen. Dann schlüpfte sie in Flip – Flops. Gut gelaunt hüpfte Lara die Treppe zum kleinen Saal hinunter. »Guten Morgen Lara. Hattest du eine gute Nacht?« fragend sah Beate Lara an.
» Ja sehr gut, danke.«
»Was wünscht du zum Frühstück? Kaffee oder Tee?»
»Ich nehme gerne Kaffee, danke Beate.« Zwei Minuten später kam Karin mit einem Tablett mit frischen Brötchen, Butter, Käse, Fleisch, Konfitüre, Rührei und Kaffee. Es duftete köstlich. Karin grüsste und verteilte dann die leckeren Sachen auf dem Tisch. Kurz schenkte sie ihr noch einen Kaffee ein. Lara genoss alles. Die wunderschöne Aussicht, die tolle familiäre Atmosphäre, das leckere Frühstück und den strahlend blauen Himmel.
Inzwischen war es halb zehn. Sie stand auf, verliess den Speisesaal und ging zu ihrem Auto um den Wäschezuber mit den weiteren Sachen darin zu holen. Im Zimmer angelangt zog sie eine leichte Jacke an. Dann legte sie sich den Fotoapparat um ihren Hals und spazierte langsam an den Strand hinunter. Sie machte viele Fotos, schlenderte barfuss am langen Sandstrand entlang und genoss einfach den Moment. Sie wollte heute am Strand liegen und ihre mitgebrachten Sandwiches zu Mittag essen. Auf der Liege, im Schatten des Sonnenschirms überkamen sie die Gedanken der letzten drei Wochen;
sie war jetzt 49 Jahre alt. Bis vor kurzem war sie recht zufrieden mit ihrem Leben, bis zu dem Tag der all das in Frage stellte. Sie war früh morgens, wie immer, ins Büro gefahren. Im Aufzug wurde es ihr dann übel, dazu heftige Schmerzen in der Magengegend, so dass sie fast ohnmächtig wurde. Als sie kreideweiss ins Büro kam, liess sie sich von ihrer Sekretärin und bester Freundin einen Tee bringen. Doch die Beschwerden besserten sich nicht, sondern verschlimmerten sich von Stunde zu Stunde. Pam, riet ihr zum Arzt zu gehen und vereinbarte noch für den gleichen Tag einen Termin bei Dr. Hafer. Da sie nicht fahren konnte nahm sie ein Taxi.
Minuten später sass Lara alleine im Warteraum ihres Hausarztes. Als sie dann endlich aufgerufen wurde, musste sie sich gleich vor den Augen des Arztes übergeben; war das peinlich. Der Arzt spritzte ihr etwas gegen die Übelkeit. Machte einige Untersuchungen. Später fuhr sie mit dem Taxi ins Spital. Dort musste sie Röntgen und weitere Untersuchungen über sich ergehen lassen. Eine Stunde später, sass sie im Zimmer des Chefarztes, als es klopfte. Die Türe ging auf und ein Dr. Peters trat ein. Dieser setzte sich hinter seinen Schreibtisch. Sekunden vergingen, die Lara in dem Moment wie Stunden vorkamen, bis er sich räusperte: »Also liebe Frau Tanner«, dabei sah er sie über den Rand seiner dunklen Brille ernst an, »aufgrund der Symptome die sie plagen, haben wir und ihr Hausarzt heute einige Untersuchungen vorgenommen um die Ursachen so schnell wie möglich herauszufinden.« Dabei verkrampfte sie ihre Finger in der Lehne des Stuhles um nicht laut loszuschreien: »Was habe ich denn? So reden sie doch endlich!« Doch kein Laut kam über ihre Lippen. Sie hielt seinem Blick nach aussen hin ruhig und gefasst stand, während in ihr ein Tornado wütete. Dann sprach der Arzt weiter: »Wir haben nun nach mehreren Tests ein eindeutiges Ergebnis.« Dabei sah er sie besorgt an. Lara nickte nur, verkrampfte ihre Finger noch stärker in der Lehne. Bis er fortfuhr: »Wir haben bei Ihnen einen bösartigen Magentumor gefunden, der leider auch schon Metastasen gestreut hat.«
Alles Weitere vernahm sie nur noch aus weiter Ferne. In ihr hämmerte nur die Diagnose: »Krebs!« Ihre Gedanken wirbelten in ihrem Kopf umher. Wie konnte das sein? Sie rauchte nicht, trank selten Alkohol und ging regelmässig ins Fitnesscenter. Das musste ein Irrtum sein. Eine Verwechslung.
Als sie wieder zu sich kam, lag sie am Boden, die Beine hochgelagert. Eine Schwester und der Arzt knieten neben Ihr und riefen Ihren Namen. Als sie die Augen aufschlug hörte Lara die Stimme des Arztes: »Schwester Susan, sie ist wieder bei Bewusstsein.«
Langsam kehrten ihre Gedanken zurück. Krebs! Der Arzt half ihr wieder auf den Sessel und die Schwester brachte ihr ein Glas Wasser. Sie trank es in hastigen Zügen aus.
»Frau Tanner, wie fühlen sie sich?« Sie versuchte zu lächeln doch es wurde nur ein verzerrtes Grinsen. »Wir haben heutzutage sehr gute Therapiemöglichkeiten und die Erfolge geben uns Recht. Wir müssten nur einfach in Kürze mit der OP und den Chemo beginnen können. Was meinen sie?« Bei ihr spielte sich im Kopf der absolute Horror ab. OP, Chemo, erbrechen, Haare verlieren, Schmerzen, Dunkelheit.
»Herr Doktor, wie stehen meine Chancen?«
»Das kann ich ihnen leider nicht so beantworten, da der Verlauf bei jedem Patienten anders ist.«
»Herr Doktor glauben sie an Wunder?«
Er sah sie zuerst etwas irritiert an. Dann: »Ja Frau Tanner, daran glaube ich.«
Sie erhob sich: »Herr Doktor, ich muss das alles zuerst einmal begreifen. Ich melde mich bei ihnen.« Beim Ausgang holte sie die Schwester noch ein und gab ihr für zwei Monate Tabletten gegen die Beschwerden. Lara bedankte sich, verliess dann fluchtartig und wie in Trance das Spital. Das Taxi brachte sie wieder ins Büro. Dort kam Pamela zu ihr, schloss die Türe und setzte sich: »Lara was ist los?« Lara sah ins Leere: »Ich habe Krebs.«
Pam sah sie entsetzt an und nahm sie in die Arme : »Ich bin für dich da. Wir schaffen das zusammen, Lara. So wie wir bisher alles gemeistert haben.«
Von diesem Tage an, konnte sie keinen klaren Gedanken mehr fassen. Was sollte sie nun tun?
Als Lara ihre Augen wieder öffnete, sass Beate neben ihr und musterte sie. Erst jetzt bemerkte Lara, dass ihre Wangen ganz nass waren von den Tränen die daran herunterliefen. Wenn du möchtest, kannst du mir erzählen was dich so traurig macht.» Lara sah sie an und dann sprudelte es wie ein Wasserfall aus ihr heraus. Ohne Punkt und Komma erzählte sie ihr von den drei letzten fürchterlichen Wochen. Nach einiger Zeit dann: »Liebe Lara, so etwas in der Art habe ich mir schon gedacht. Mein Vorschlag wäre, bleib einige Zeit hier und lass dich von uns verwöhnen.«
Ohne noch lange zu überlegen, nahm sie ihr Handy und wählte dann die Nummer von Pam.
»Hi Lara. Endlich meldest du dich. Ich habe mir schon grosse Sorgen gemacht. Geht es dir gut Liebes?« »Danke, es geht mir gut. Aber ich rufe an, dir mitzuteilen, dass ich bis auf Weiteres hier bleiben werde und ich noch nicht weiss, wann oder ob ich überhaupt wieder komme.« Stille, dann: »Wie soll es denn ohne dich weitergehen? Du bist das Herz der Firma.«
»Jeder ist ersetzbar. Pam du wurdest von mir über alle Abläufe informiert. Du bist über alles genau im Bilde. Da Herr Scherer, unser Geschäftsinhaber, mir freie Hand lässt, habe ich mich dazu entschlossen, dich als meine Stellvertreterin einzusetzen. Aber natürlich nur wenn du einverstanden bist?« Wieder Stille, dann: »Sehr gerne Lara. Ich will sehr gerne deine Stellvertretung übernehmen, damit du Zeit hast gesund zu werden. Du weisst, du bist mir das Wichtigste. Ich vermisse dich sehr als Freundin. Sobald ich Zeit finde, werde ich für ein längeres Weekend zu dir kommen.«
»Jetzt nicht Pam, später vielleicht.«
»Ich möchte dir doch so gerne beistehen.«
»Danke Pam, ich werde mich dann bei dir melden.« Stille, dann: »Du hilfst mir am meisten, wenn du meine Arbeit übernimmst damit ich mich auf mich konzentrieren kann.«
»Das mache ich doch sehr gerne für dich.«
»Danke dir für alles. Bis bald einmal«, und ohne noch eine Antwort abzuwarten, drückte sie auf beenden.
Tägliche Strandspaziergänge, fotografieren, faulenzen und es sich einfach gut gehen lassen. Drei Wochen war sie nun schon hier. Ihre Haut hatte inzwischen eine gesunde Bräune angenommen. Die Tabletten brauchte sie schon lange nicht mehr einzunehmen, da die Beschwerden wie weggeblasen waren. Nach einer Woche, brachte ihr Karin Kohlestifte, Acrylfarbe, kleine und grosse Leinwände und eine Staffelei mit. Da sie früher leidenschaftlich gerne gemalt hatte, wollte sie nun dies wieder aufleben lassen. Stundenlang sass sie nun auf der Terrasse der Pension und Malte. Die Gäste der Pension waren begeistert.
Pam stellte ihr, ihre Post zu. Darin kam auch ein Schreiben ihres Arztes, indem er sie zu einer erneuten Untersuchung aufforderte. Als sie dies Beate, die inzwischen wie eine Art Mutter für sie geworden war, erzählte, meinte diese: »Das finde ich eine gute Idee. Gleich in der Stadt, nur zwei Orte weiter, steht ein grosses Krankenhaus. Dein Arzt kann dich für weitere Untersuchungen dorthin überweisen lassen. Dann müsstest du nicht die lange Reise auf dich nehmen.«
»Aber ich weiss doch gar nicht, was ich tun soll, wenn es sich vielleicht noch verschlimmert hat?«
»Wir werden sehen. Bist du denn bereit dich einer OP zu unterziehen?«
»Ich denke schon. Denn seit ich mich hier so gut erholen konnte, denke ich etwas anders darüber. Ich will leben, Beate.«
Beate versprach, sie zu begleiten. Also schrieb sie Dr. Peters ein Mail. Er war einverstanden und hatte sie am nächsten Tag bei einem Doktor Lerch angemeldet.
Lara war total hibbelig und nervös als sie am nächsten Tag, frühmorgens im Spital eintrafen. Ihre Stimme zitterte am Empfangsschalter: »Mein Name ist Lara Tanner. Ich habe einen Termin bei Doktor Lerch.« Sie wurden direkt ins Konsultationszimmer gebracht. Unruhig und fast panikartig lief Lara im Zimmer auf und ab. In ihrem Kopf tobten die schlimmsten Vorstellungen. Als es klopfte und ein grosser Mann im weissen Kittel eintrat, setzte sie sich neben Beate. Diese nahm ihre Hand in ihre Hände und streichelte sie.
»Liebe Frau Tanner. Ich bin Dr. Lerch und mein Kollege vom Spital in Kapstadt, hat mir ihre Unterlagen zugesendet. Darin bittet er mich, ihn auf den neusten Stand der Krankheit zu bringen. Wenn sie also einverstanden sind, würden wir einige Untersuchungen vornehmen? Am späteren Nachmittag könnten wir uns dann wieder hier zusammenfinden um die Ergebnisse und das weitere Vorgehen zu besprechen. Wäre dies auch in ihrem Sinne?« Lara sah von ihm zu Beate. Ständig biss sie sich vor Nervosität auf die Unterlippe. Es blieb ihr ja gar keine andere Wahl. Sie nickte.
Als alle Untersuchungen vorbei waren, war es bereits nach dem Mittag. Da es Zeit war, etwas Kleines zu sich zu nehmen, gingen die Beiden zusammen ins Restaurant. Lara hatte ein mulmiges Gefühl im Magen und brachte ausser einem Tee nichts runter. Doch da Beate bei Ihr war, war die Warterei etwas erträglicher.
Eine Stunde später piepste Laras Natel. Darin wurde sie gebeten, erneut ins Büro des Dr. Lerchs zu kommen. Lara hatte vor lauter Angst und Aufregung ganz nasse Hände. Sie zitterte am ganzen Körper und war völlig aufgelöst. Als der Arzt den Raum betrat fühlte sie sich einer Ohnmacht nahe. Die Anwesenheit von Beate gab Lara Kraft. Der Arzt setzte sich zu ihnen und fing ohne Umschweife an: »Frau Tanner, Wie fühlen sie sich? Was haben sie in der letzten Zeit so gemacht?« Diese Frage löste in Lara ein Wirrwarr von Gefühlen aus, so, dass sie nicht antworten konnte. Die Angst schnürte ihr die Kehle zu. Ihre Hände zitterten. Deshalb antwortete Beate an ihrer Stelle: »Sie hat ihre Arbeit abgelegt und macht bei uns in der Pension direkt am Meer Ferien. Sie fotografiert, malt, macht lange Spaziergänge und isst viel, sehr viel.« Bei diesen Worten schmunzelte der Arzt kurz, wurde dann wieder ernst und sah Lara direkt an: »Frau Tanner wir wissen nicht wie oder warum. Aber der Tumor ist seit den ersten Aufnahmen kleiner geworden und die Metastasen sind verschwunden. Es wäre nun also wichtig, um auszuschliessen, dass er erneut streuen könnte, dass sie sich hier einer OP unterziehen würden. So dass der noch bestehende Tumor, restlos entfernt werden könnte. Dass sich bisher alles so positiv entwickelt hat, ist für uns ein wirkliches Wunder. Lara liefen vor Glück die Tränen die Wangen hinunter.