Was ist neu

Die Partitur des Teufels

Mitglied
Beitritt
13.02.2002
Beiträge
1

Die Partitur des Teufels

Wütend schleuderte Paul Craine die Blätter von seinem Schreibtisch herunter. Die flatterten im hohen Bogen durch das ganze Zimmer. Er raufte sich die Haare und sprang auf. Dabei fiel polternd sein Schreibtischstuhl auf das Parkett um. Dieser Knall war im ganzen Haus zu hören, aber was störte das Ihn? Schließlich war er alleine in dieser alten Villa, die er einem Makler zu seinem Spottpreis abgekauft hatte.

Ja, diese Villa war mit dem letzen Geld aus seinen ruhmreichen Tagen als Komponist bezahlt worden. Er, Paul Craine, war bereits als Kind ein Weltstar gewesen. Man hatte ihn mit Mozart verglichen, denn auch Paul hatte seine ersten Kompositionen im zarten Alter von 4 verfaßt. Und nun war er 20 und stand vor dem beruflichen Aus. Seit zwei Jahren hatte ihn eine Schreibblockade fest in der Hand, alles was er noch zustande brachte, waren drittklassige Musikstücke, die gerne in der Werbung eingesetzt wurden.

Paul stand vor dem finanziellen Ruin. Er ertränkte diese Tatsache gerne in Alkohol. Seine Frau hatte ihn vor kurzem verlassen, auch das Ergebnis seiner Ex-zesse.

Paul sammelte die überall im Zimmer liegenden Blätter auf und warf sie in die Flammen des Kaminfeuers. Er sank auf die Knie und starrte in die Flammen, die in gelben und roten Farben hin- und her tanzten. Paul konnte seinen Blick nicht von ihnen abwenden; sie hatten eine hypnotische Wirkung auf ihn. Immer fester zogen sie ihn in ihren Bann. Paul schloss seine Augen. Vor seinem geistigen Auge zogen noch einmal die Glanzpunkte seines jungen Lebens vorbei. Er konnte immer noch den tosenden Applaus hören, spürte das Kribbeln auf der Haut bei den Standing-Ovasions, die es immer bei seinen Konzerten gegeben hatte. Und dann, an seinem 18. Geburtstag, brach alles ab. Er fiel in ein tiefes, unendliches Loch, ohne Vorwarnung, ohne Anzeichen. Sein von Gott gegebenes Talent war verschwunden, weggewischt, ausgelöscht.

"Ich würde meine Seele für ein Meisterwerk verkaufen" murmelte Paul. Kaum hatte er diese Worte gesprochen, sprühten Funken aus dem Kamin. Paul musste einen Satz zurück machen, um nicht verbrannt zu werden. Der Funkenregen verstärkte sich und formte langsam eine Gestalt. Paul dachte, er hätte zu viel getrunken und würde sich das alles einbilden.

"Nein, du bildest es dir nicht ein" sagte eine tiefe Stimme. Die Gestalt hatte zu ihm gesprochen. Ein Mann stand vor ihm. Er trug schwarze Kleidung. Paul starrte ihn nur an.
"Ich bin auch kein Gespenst" sagte die Gestalt.
"Wer, wer bist du"? fragte Paul stammelnd.
Der Fremde grinste breit. "Du hast mich gerufen".
Paul zog sich an der Wand hoch. "Ich?"

Der Fremde holte aus seinem Mantel die Blätter hervor, die Paul kurz vorher ins Feuer geworfen hatte. Sie waren unverbrannt.

"Tststs, Paul Craine, nicht gerade deine Meisterwerke, nicht wahr?"

Paul ging zum Tisch und griff nach der Bourbonflasche, aus der er einen tiefen Schluck nahm. "Das weiß ich selber, hätte ich sie sonst verbrannt?" zische er.

Die Blätter fingen in den Händen des Fremden Feuer. Er zerrieb die Blätter zu Asche.

"Vermisst du nicht den Ruhm, Paul Craine?" Der Fremde trat näher. "Das glanzvolle Leben, deine Konzerte, die selbst deine schärfsten Kritiker in Lobes-hymnen ausbrechen ließen?"

Paul schwieg und trank weiter; der Fremde stand jetzt dich vor ihm. "Willst du das alles nicht wieder haben? Geld, Ruhm - und Frauen?"

Paul sah ihn an. "Was muss ich dafür tun?" fragte er leise.

"Das klingt schon besser. Ich gebe dir dein Talent zurück. Du wirst dein bestes Stück aller Zeiten komponieren. Ich will aber dafür deine Seele." grinste er höhnisch.

"Meine Seele?"

"Ja, deine Seele. Und" er machte eine flüchtige Handbewegung. "glaube ja nicht, dass Gott dir da weiterhelfen wird. Du hast ihn schon tausendmal verflucht. Habe ich recht?"

Das hatte er. Paul hatte seinen Glauben mitsamt den Verlust seines Talentes verloren. Er überlegte, wahrscheinlich träumte er das alles sowieso. "Dein bestes Stück aller Zeiten" dröhnte in seinen Ohren. Die Verlockung war zu groß. Er hatte dieses Leben satt, er wollte wieder ganz oben stehen, so wie er es immer gewesen war.

"Woher weiss ich, dass Du dein Versprechen einlöst?" fragte Paul. Der Fremde blickte ihn an und lachte diabolisch. "Ich halte immer meine Versprechen, im Gegensatz zu anderen. Und vergiss nicht, wenn es nicht das dein bestes Stück aller Zeiten wird, ist unser Vertrag null und nichtig. Was hast du also zu verlieren, außer der Wahl zwischen einem Leben als heruntergekommener drittklassiger Komponist oder dem Leben eines Genies?"

Die letzen Worte überzeugten Paul Craine. Er willigte in den Handel ein.

"So sei es" sagte der Fremde und die Gestalt zersprang in einem Meer aus Funken. Paul wurde ohnmächtig.


Er wusste nicht, wie lange er auf dem Boden gelegen hatte, als er zu sich kam. Neben ihm lag die leere Flasche. "Oh Mann, was für ein Traum" murmelte er. Mühsam rappelte er sich auf die Beine und schwankte ins Badezimmer. Dort stellte er sich mitsamt seiner Kleidung unter die Dusche und ließ das kalte Wasser über seinen Kopf und Körper laufen. Das Wasser tat seine Wirkung. Sein vernebelter Geist wurde wieder klar.

Nach einem ausgiebigen Frühstück setze sich Paul wieder ans Klavier. Anfangs klimperte er nur. Er wollte schon die Hoffnung aufgeben und sich wieder dem Trostspender Alkohol zuwenden, als er eher unbewusst einen Akkord an-schlug. Dem Akkord folgte eine kleine Melodie. Paul fand sie vielversprechend und spielte weiter. Rasch griff er zu den Notenblättern, um die Noten zu Papier zu bringen. So entstand Ton für Ton.

Paul arbeitete wie besessen an seiner Komposition. Er vergass alles um sich herum. Sein altes Talent war zurückgekehrt, das spürte er tief in sich.

Paul hatte das Stück fertig komponiert. Er legte zufrieden den Stift beiseite. Eine Sekunde später spürte er einen rasenden Schmerz in seiner Brust. Es war, als würde ihm eine unheimliche Macht das Herz zusammendrücken. Er sank tot über dem Klavier zusammen. So fand ihn sein Agent.


Der Nachruf in der Zeitung bedauerte den verfrühten Tod des großartigen Komponisten Paul Craine, der mit 20 Jahren an einem Herzinfarkt gestoben war. Im gleichen Atemzuge nannten sie die letze Komposition von Craine als das beste Stück aller Zeiten, das er je zu Papier gebracht hatte. Die trug den Namen

"Die Partitur des Teufels".

[Beitrag editiert von: Vampir am 16.02.2002 um 20:33]

 

Hallo Vampir!

Ich hab eben Deine Geschichte gelesen. Lies sich sehr flüssig lesen, allerdings hast Du beim editieren noch 2 Trennzeichen vergessen. Allerdings ein sehr "gängiges" Motiv, denke ich, das keinerlei "Überraschungen" bietet.

Gruss
Dany

 

Ich kann diese Geschichte nicht großartig kommentieren, und zwar aus einem sehr einfachen Grund, den du hoffentlich verstehen wirst: Sie ist "gewöhnlich". Auch wenn du diese Story selber geschrieben hast, so erinnert sie doch an ein Dutzend ähnlich gestrickter Storys, so dass ich als Leser immer im Hinterkopf habe "Ach so, jetzt passiert sicher X und dann Y" - und so kommt es dann auch.

Damit wir uns nicht missverstehen: Stilitisch und inhaltlich gibt´s an der Story nicht viel auszusetzen, man liest sie in einem durch.
Aber an keiner Stelle fand ich sie packend, interessant, aufwühlend, was auch immer. Sie ist wie ein Hamburger, der beim McDonalds in Wien genau so schmeckt wie beim McD. in München.

Du solltest UNBEDINGT eigene Elemente einfließen lassen. Das bedeutet nicht, dass du zwanghaft eine verkrampfte, idiotische "Pointe" dir aus den Fingern saugen sollst - nein, finde einen EIGENEN Weg, um die Geschichte "neu" zu erzählen! :)

 

Hallo auch!

Es gibt sicherlich andere Autoren, die sich mit dem Thema des faustischen Paktes origineller, tiefgründiger, interessanter, effektiver und vor allem ernsthafter auseinandergesetzt haben.
Im übrigen denke ich, dass es dem Thema angemessener wäre, den Teufel ein klein wenig subtiler darzustellen. ;)

Herzliche Grüße!

 

Ich muß @Rainer beipflichten.
Ich denke, es liegt gar nicht mal an der Idee, die natürlich in ihrem Grundriß wirklich nichts Neues hergibt (fängt an bei "Faust" geht weiter bis hin zu "Das Bildnis des Dorian Gray" von Oscar Wilde...). Aber Du bist leider auch nicht so sehr in die Tiefe gegangen - was die Geschichte meiner Meinung nach noch gewöhnlicher macht.

Man kann jederzeit bereits verwendete Themen aufgreifen und neu erzählen, wie Rainer schon sagte. Nur, muß man sie dann wirklich NEU erzählen und neue Dinge einfließen lassen, seien es auch "nur" die Gefühle der Protagonisten oder die Beschreibung eines ganz neuen, sonderbaren Teufels...

Gruß
stephy

[Beitrag editiert von: stephy am 03.03.2002 um 12:25]

 

Der Titel der Geschichte ist genial, der Rest wirkt vorhersehbar, ohne Individualität und ohne Neue Impulse. Das ein Pakt mit dem Bösen selten gut geht, weiß man ja aus dem Deutschunterricht.
"Ich möchte wissen, was die Welt im Innersten zusammenhält"

 

Das stimmt nicht!
Die Story ist nicht gerade aufregend, zugegeben, aber handwerklich lässt sich aufbauen darauf.

Ich finde, es ist schon anzuerkennen, dass sich jemand hinsetzt und die Arbeit macht, so etwas aufzuschreiben, auch wenn sie nicht gefällt. Wenn ich daran denke, wie ich angefangen habe :stoned:

Im Übrigen heisst Kritik ganz sicher nicht, jemanden niederzumachen ohne Verbesserungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
Schäm dich!

Viele Grüße!

 

Ich habe einen mehr als unsachlichen Beitrag und die rein darauf bezogenen Postings gelöscht, daher ergeben die letzten beiden Antworten von Hannibal und Sven nicht mehr so viel Sinn.
Also nicht wundern, bitte!


Ugh

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom