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Die Omi
Die Omi
„Überall. Überallhin ist sie mir gefolgt. Das Gesicht, hatte sie immer hinter einer Sonnenbrille versteckt, wissen sie? Wie früher. Als sie uns noch Eis geschenkt hat. Uns Kindern in der Straße. Damals gab sie uns Eis. Mit Vanillegeschmack. Das weiß ich noch genau. Die Omi, haben wir sie nur immer genannt. Ich weiß ihren Namen bis heute nicht.
Überall. Am Anfang ist sie mir beim Einkaufen begegnet. Ich dachte erst, dass es jemand anders seien muss. Sie wissen ja warum. Es ist immerhin schon sechzehn Jahre her. Ich wusste nicht...
Dann kam sie immer öfter. Mir kamen Zweifel. Ich habe mich gefragt ob ich Halluzinationen habe, wollte sogar zu einem Arzt gehen. Habe mich aber nicht getraut. Wer sollte mir denn glauben. Tz...! Sie tun es ja auch nicht. Niemand tut das. Wieso auch?
Als ich im Auto die Straße runter fuhr, da...saß sie im Bus der neben meinem Wagen fuhr. Sie dreht sich ganz langsam zu mir um...und grinste, entblößte ihre Zähne. Ein verdammter Höllenschlund...Oh mein Gott... Dieses Gesicht...“
„Beruhigen sie sich!“
„Immer wieder sah ich dieses Grinsen. Sie lief über jede Straße die ich betrat, aber kam nie zu mir nach Haus. Das ist der Grund, warum ich mich in letzter Zeit nur drinnen aufhielt. Alle Fenster zugehängt. Zuletzt sah ich sie im Fernsehen! Ja...Auf jedem Sender. Ich habe ihn zerschlagen. Mit meiner Faust darauf eingeschlagen, bis er entzwei brach. Meine Hand ist immer noch gebrochen. Seit einer Woche. Ich weiß gar nicht...mein Briefkasten. Er muss überquellen. Voll von...
Heute morgen, ich war seit Tagen nicht rasiert...Ich stand vor dem Spiegel, hatte alles vorbereitet, den Schaum im Gesicht, da...da...stand sie hinter mir. Ich habe es im Spiegel gesehen... Sie hat gegrinst...Das erste mal lauthals gelacht. Ich ließ alles fallen. Habe geschrieen, wie in meinem ganzem Leben nicht. Als ich mich umgedreht habe...war sie verschwunden...aber...ich hörte sie immer noch lachen. Dieses Lachen...Oh mein Gott.
Aus der Wohnung bin ich gestürmt. IN meiner Unterhose. Direkt in den Waffenladen. Über den Tresen...Habe dem Verkäufer zusammengetreten...wollte nur das Gewehr.
Und ich drehte mich um und...da stand sie...vor mir...grinste...und...und ich stopfte die Patronen regelrecht in das Gewehr, lud durch, drückte ab, lud durch, drückte ab,...Das Gewehr war leer und da lag diese junge, attraktive Frau vor mir. Ich konnte nicht wirklich erkennen ob es eine war aber ich hatte ganz stark das Gefühl. Auf die Knie bin ich gefallen...habe geweint. Von draußen hörte ich Stimmen. Jemand rief die Polizei...Ich weinte und...dann stand sie wieder neben mir...lachte und nahm ihre Brille ab...Oh mein Gott...Da waren keine Augen, nur tote, schwarze Höhlen. Verwesung schien mich zu umgeben...Ich...Ich...Ahhh!...“
Lenard fiel vom Stuhl. Er verschluckte seine Zunge und erstickte. Die Beamten versuchten vergeblich sein Leben zu retten. Lenard starb, genau wie alte Frau, die er sechzehn Jahre zuvor die Treppe hinabgestürzt hatte.