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Die Niere

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06.11.2017
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Die Niere

Mein neuer Arzt meinte, es wäre ein Ding der Partnerschaft. Das mit der Niere. Mit dem Partner oder auch mit der Familie.
Etwa auch mit dem Partner, den man gerne hätte?
Ich weiß es nicht. Verdammt nochmal, ich habe keine Ahnung.
Ich wüsste es aber gern. Sehr gern. Niere bedeutet Partnerschaft.
Achso.

Dann treffe ich dich am Morgen darauf. An der Ampel bei der Kreuzung. Du hast deine Jacke vergessen. Bei ihr. Du redest, ich schweige. Und das erste Mal merke ich, wie oberflächlich du tatsächlich mit mir kommunizierst. Dir geht es „bombastisch“, „super“, „alles ist toll“. Das stimmt eigentlich gar nicht, habe ich heute gemerkt. An deinem Blick. Naja. Ein bisschen Genugtuung gibt mir das ja.

Es ist wirklich charakteristisch, dass du dich erst im Weggehen nochmal umdrehst und dann fragst, wie es mir denn eigentlich ginge. Ich antworte: „Die Ampel ist grün, ich muss fahren“. Zum Lachen und Weinen gleichzeitig. Dann schickst du mir fünf Minuten später die Nachricht, in der du mich fragst, ob ich denn eine neue Brille hätte. „Sieht gut aus“, sagst du. „Vielen Dank“, sage ich. Ist ja auch viel leichter so. Wirklich darüber zu reden wie es dir geht, wie es mir geht, das ist wahrscheinlich gar nicht förderlich. Für die Niere. Obwohl ich es gerne wissen würde. Aber ich glaube auf diese Kommunikationsstufe kommen wir nicht mehr zurück. Und wenn ich ehrlich bin, waren wir da wohl auch nie wirklich.

Du bist ein so verdammt guter Kerl und ich möchte wirklich das Gute in dir sehen. Aber deine aufgesetzte, inhaltslose Sprachfertigkeit macht mich fertig. Immer noch.

Es ist ein Ding der Partnerschaft, sagt der Arzt. Manchmal öffnet so eine bescheuerte, irgendwo auch pseudo-spirituelle Aussage trotzdem die Augen. Manchmal. Irgendwie.
Schlimm war es mit der Niere als wir noch zusammen waren. Wenn ich zurückdenke wahrscheinlich deswegen, weil wir nicht miteinander sprachen. Damals schon. Es kam wieder als wir uns trennten und ich meinen ersten Typen nach dir hatte. Der mir doch eigentlich so scheißegal war. Die Niere hat den Schmerz gemerkt. Ich nicht. Da hattest du schon deine Neue. Einen Monat nach der Trennung. Du machst es dir so verdammt einfach, immer wieder! Bei mir macht es nur meine Niere. Und schlauer werde ich daraus einfach nicht.

Ich hoffe ja wirklich, dass ich in hoffentlich naher Zukunft zurückblicken kann und den Sinn des Ganzen erkenne. Auch den Sinn daran, dass ich mich neu verliebt habe – und dabei so unglücklich bin. Schon wieder. Es tut einfach nur weh. Alles. Und es hört nicht auf.
Meine Mutter sagt, mir geht es nicht gut, das sähe man doch: Ahja. Mein Arzt sagt, es sei die Niere. Ok. Und ich? Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich bin sprachlos…

 

Hi Soffe86,

mir gefällt die Idee mit der Niere sehr.

An die Niere gehen - Niere spenden - Dialyse. Da ist so ein weites Feld. Du beackerst es für mich teilweise spannend, teilweise unbefriedigend.

Was mich stört ist die direkte Anrede. Ich bin nicht "Du". Du schreibst hier keinen Brief, sondern eine Kurzgeschichte. Ich fühle mich nicht angesprochen, würde aber gerne mehr über die Personen und die Umstände wissen. So hänge ich als Leser in der Luft und weiß einfach zu wenig über die Niere und den Menschen, um den es geht.

Leg' doch mal noch nach, erzähle mehr über die Personen, bleibe nicht so im wischiwaschi.

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo Soffe86,


Ich weiß nicht recht, was ich mit deinem Text anfangen soll. Für mich ist das Thema nicht klar genug heraus gearbeitet. Mir geht es wie Bernadette, ich erfahre einfach zu wenig über deine Protagonistin. Ich mag kurze Sätze aber bei dir wird es mir zu viel. Sehr oft schreibst du nur ein Wort und das ist dann dein Satz. Wenn es hie und da vorkommt ist es für mich in Ordnung aber dein Text kommt mir stellenweise vor, als wäre er telegrafiert worden. Ich würde mir wünschen, du würdest in der Geschichte konkreter werden und nicht ganz so abgehackt schreiben.
Interessant war es für mich aber allemal.
Liebe Grüße
Sabine

 

Hej Soffe86 und herzlich willkommen,

das ist mal eine knackige Beziehungsgeschichte, die mir an die Niere hätte gehen können, wenn deine Protagonistin nicht ganz so kurz angebunden wäre. Obwohl ich es toll finde, so zügig auf den Punkt zu kommen und die ganze Zeit dicht am Thema zu bleiben. Auch sprachlich. Denn das ist gut: jedem körperlichem Leiden geht mit einem psychischen gemeinsam.
Aber ich wäre gerne bei einem Prozess dabei gewesen. Klar, sie hat ihn durchschaut, ist hoffentlich auch froh, ihn loszusein, aber am Ende hätte es gerne krachen oder überraschen dürfen. Weißt?

Auf jeden Fall eine gute Idee und flott erzählt.

Freundlicher Gruß, Kanji

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Soffe 86,

mir gefällt deine Geschichte ausgesprochen gut und auch dein Schreibstil.

Dieser kurze, abgehackte, nicht erklärende Stil passt einfach perfekt zum Inhalt deiner Story.

Ahja. Mein Arzt sagt, es sei die Niere. Ok. Und ich? Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich bin sprachlos…
Die Protagonistin ist sprachlos, dein Text ist "sprachlos", unvollständig und spiegelt die Ratlosigkeit wieder.
Sie erkennt nicht nur seine "inhaltlose Sprachfertigkeit", sie erkennt auch ihre eigene. Selbst ihre neue Partnerschaft "tut einfach nur weh", obwohl sie verliebt ist.
Hier finde ich auch die Kombination von inhaltlos und Sprachfertigkeit interessant. Das passt eigentlich nicht zusammen. Ist jemand sprachfertig, der keinen Inhalt vermittelt? Dies macht auch den Leser ratlos und dadurch nimmt er an dieser fürchterlichen Verwirrung der Protagonistin teil.

Du machst es dir so verdammt einfach, immer wieder! Bei mir macht es nur meine Niere.
Diesen Satz habe ich nicht ganz verstanden. Er macht es sich einfach, aber wieso macht es die Niere einfach. Sie schmerzt und scheint ein Indikator zu sein, für ihre nicht funktionierenden Beziehungen.
Wie verbinde ich das mit einfach? Hier hätte ich Erklärungsbedarf. Bedeutet es, dass die Niere einfach nur reagiert, aber auch keine Lösung bietet? Sie selber aber verzweifelt nach Antworten sucht.

Einige sprachliche Mängel würde ich überarbeiten:

darüber zu reden [ , ] wie es dir geht, wie es mir geht, das ist wahrscheinlich gar nicht förderlich
Hier fehlte ein Komma

inhaltslose Sprachfertigkeit macht mich fertig.

Hier würde ich versuchen die Wortwiederholung ..fertigkeit und fertig zu vermeiden.

Und wenn ich ehrlich bin, waren wir da wohl auch nie wirklich.
Ich würde überlegen, das "wohl" zu entfernen. Für mich klingt es besser.


Ich hoffe ja wirklich, dass ich in hoffentlich naher Zukunft zurückblicken kann
Auch hier würde ich überlegen die Wortwiederholungen hoffe, hoffentlich zu vermeiden.

[Ahja]. Mein Arzt sagt, es sei die Niere
Ah ja

Ich hoffe, ich konnte dir mit meinen Hinweisen helfen.
Eine Überarbeitung solltest du in Angriff nehmen.

Ich habe den Text gerne gelesen, eben weil er anders ist und Regeln bricht, der Stil zum Inhalt passt und sich frech und modern präsentiert.

Liebevolle Grüße
Mata

 

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