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Die neugierige Waldmaus. Mia lernt die Welt kennen
NEUE FASSUNG
Die neugierige Waldmaus.
Mia lernt die Welt kennen.
Die Frühlingssonne schaute auf den Bauernhof und auf die große Wiese.
Ein schmaler Bach plätscherte durch die Wiese und verschwand an der alten Eiche im Wald. Und genau dort, unter der Eiche am Waldesrand wohnten die Waldmäuse in ihrem Erdbau.
Eben machte Mutter Maus sich bereit, ein paar frische Grassamen zu suchen.
Mia, das jüngste Mäusekind wollte so gerne mitgehen, doch das erlaubte Mutter Maus nicht.
„Du bist noch zu klein“, sagte sie.
„Die Welt da draußen ist viel zu gefährlich. Wenn ich allein an die Katze denke, die auf dem Bauernhof wohnt!, die hat Mäuse zum Fressen gern.
Mit diesen Worten huschte sie aus dem Bau und
Mia blieb allein zurück.
Schon bald langweilte sich die kleine Maus. Immer wieder schaute sie zum Eingang, den die Mutter mit Gräsern verstopft hatte.
Mia begann an den Gräsern zu zupfen. Hier ein bisschen und da ein bisschen. Plötzlich war der Eingang frei. Vorsichtig streckte sie den Kopf hinaus.
„He du!“
Erschrocken zog Mia den Kopf zurück.
„He du, komm raus und spiel mit mir!“
„Wo bist du?“, piepste die Maus unsicher. „Und - wer bist du?“
Ein flauschiges Ding watschelte vor dem Mäusebau hin und her. Es hatte einen breiten Schnabel und sagte:
„Ich bin Pille!“
„Bist du die gefährliche Katze vom Bauernhof?“, fragte Mia.
„Ha! Eine Katze mit Federn! So was gibt es doch gar nicht! Was bist du dumm! Ich bin eine Wildente. Die Katze vom Bauernhof frisst keine Enten, sagt meine Mama.“
„Aber Mäuse!, sagt meine Mama.“ Und ich bin überhaupt nicht dumm. Ich bin nur klein, damit du es weißt!“
Beleidigt drehte Mia sich um.
„Ach, jetzt komm endlich raus!“, quakte Pille. Wie heißt du eigentlich?“
„Mia Maus. Ich darf nicht raus“, flüsterte sie.
„Bist du etwa feige?“
„Feige?“ Mia hatte keine Ahnung, was das bedeutete. Aber so wie Pille es aussprach, wollte sie auch gar nicht wissen, was „feige“ war.
Schnell huschte sie aus dem Erdbau.
„So, und jetzt gehen wir zum Bach!“, bestimmte Pille.
„Zum Bach ? Da darf ich nicht allein hingehen.“
„Du bist nicht allein. Ich bin schließlich bei dir.“
Schon watschelte Pille los. Mia folgte ihm ängstlich.
Pille schnatterte munter drauflos:
„Ich wohne hier am Bach…“
Doch da wurde er von einem kläglichen Weinen unterbrochen. Erschrocken sahen die beiden sich um und entdeckten einen kleinen Vogel, der auf der Erde hockte. Er war in Wollfäden verwickelt und sah aus wie ein Paket.
„Was machst du denn da?“, fragte Pille und rümpfte den Schnabel.
„Ich habe eine Katze beobachtet, wie sie mit den Wollfäden spielte. Das sah so lustig aus. Als die Katze weg war, wollte ich es auch einmal versuchen. Aber auf einmal waren da überall Fäden. Um den Kopf und an meinen Flügeln. Und jetzt – jetzt kann ich mich gar nicht mehr bewegen“, schluchzte er.
„Bist du auch eine Ente?“, wollte Mia wissen.
„Nein, natürlich nicht, krächzte der kleine Vogel empört.
„Ich bin ein Bussard.“
„Ein Bussard“, kreischte Pille. „Schnell weg hier Mia! Wenn seine Eltern kommen, fressen sie uns auf.“
Er watschelte los, so schnell er konnte. Mia rannte voller Angst hinterher.
„Lasst mich nicht allein“, jammerte der kleine Bussard. Meine Eltern werden euch niemals fressen, wenn ich ihnen erzähle, dass ihr mir geholfen habt.“
Pille drehte sich um, stemmte beide Flügel in die Seite und fragte den Bussard streng: „Wie heißt du eigentlich?“
„Bussi“, antwortete der.
„Hihi“, kicherte Pille. „Bussi! Hihi!“
Mia stupste ihn an und flüsterte: „Jetzt mach schon!, denk an die Katze!“
Pille packte mit dem Schnabel einen der Fäden und zog so kräftig er konnte.
Bussi fiel um und Mia schrie: „Du erwürgst ihn!“
Pille ließ den Faden los.
„Was sollen wir denn machen?“, fragte er ratlos.
„Wozu haben Mäuse scharfe Zähne?“, piepste Mia.
Sie fing an, die Fäden zu zernagen und wenig später war Bussi frei.
„Danke schön“, sagte er und schüttelte sein Gefieder aus.
„Das war wirklich höchste Zeit!“
Stolz machten sich Mia und Pille auf den Heimweg. Plötzlich fiel ein Schatten auf sie. Erschrocken blickten sie nach oben. Da wurden sie auch schon gepackt und in die Luft gehoben.
„Hilfe! Ein Bussard!“, kreischte Pille.
Mia kniff entsetzt die Augen zu, denn ihr wurde ganz schwindelig.
Zum Glück dauerte der schreckliche Flug nicht lange. Der Bussard landete.
Mia riss die Augen wieder auf. Sie hockte neben Pille auf einem Gewirr harter Zweige und vor ihnen saß: Bussi!
„Schnabel auf, Bussi, es gibt Mittagessen!“, rief Vater Bussard
„Aber Papa!“, rief Bussi, „das sind doch meine Freunde!“
„Und Freunde frisst man nicht“, piepste Mia.
„Was ist denn das für ein Unfug?“, fragte Vater Bussard streng. Da erzählte Bussi ihm, wie Mia und Pille ihn gerettet hatten.
„Hm, wenn das so ist, muss ich dir wohl ein anderes Mittagessen fangen“, sagte der große Bussard.
„Gute Idee“, quakte Pille und putzte seine Federn.
„Du musst meine Freunde aber wieder nach Hause bringen“, verlangte Bussi.
Erst da sah Mia, dass sich das Bussardnest hoch oben in einem Baum befand. Vor Schreck piepste die Maus leise und zitterte sehr.
Vater Bussard umfasste sie und Pille vorsichtig mit seinen Krallen.
„Na, dann mal los“, sagte er.“
Meine Frau wird böse, wenn unser Sohn nicht pünktlich zu Mittag isst!“
„Tschüss Bussi“, konnten Mia und Pille gerade noch rufen, denn schon flog Bussis Vater mit ihnen davon.
Wenig später setzte er sie auf der Wiese ab.
Pille watschelte so schnell er konnte zum Bach.
Mia rannte zur alten Eiche, schüttelte sich, schlüpfte ins Mäuseloch und verstopfte den Eingang wieder mit Gräsern. Gerade noch rechtzeitig, denn gleich darauf kam Mutter Maus nach Hause.
Sie fragte: „Gab es irgendetwas Besonderes, Mia?“
Und Mia antwortete: „Nö, war total langweilig.“
Dann huschte sie schnell in ihr Nest und schlief ein - einem neuen Tag entgegen.