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Die Nachprüfung

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31.07.2003
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Die Nachprüfung

Die Nachprüfung

Ich sitze niedergeschlagen in meinem Zimmer. Die Sonne scheint durch das offene Fenster und fröhliches Vogelgezwitscher dringt zu mir herein. Ach, warum kann ich kein Vogel sein? Ich beneide dieses Geschöpfe zutiefst - sie dürfen ihr Leben sorglos leben und sich daran erfreuen und den herrlichen Sommer genießen. Warum darf ich das nicht?

Wozu sollen sie gut sein, die Ferien, wenn doch permanent dieser Druck auf mir lastet? Kein Tag vergeht, an dem meine Eltern mich nicht ermahnen, meine Nase in meine Lehrbücher zu stecken, damit ich die Nachprüfung schaffe und doch noch versetzt werden kann. Sogar einen Nachhilfelehrer haben sie jetzt auf mich angesetzt, der mich mehrmals die Woche quälen soll. "Kind, vergiss nicht - du hast nur fünf Wochen Zeit!"

Dabei schreit alles in mir nach Entspannung, Ausgleich, Nichtstun....... Die hinter mir liegenden Wochen und Monate in der Schule waren so heavy - ich fühle mich total ausgepowert. Ich will nicht die ganze Zeit an Schule und Lernen denken müssen. Unbeschwert mit meinen Freunden zelten zu gehen, das würde mir jetzt gut tun, oder inlineskaten, baden, faulenzen, Dinge tun, die mir Spaß machen........ in mir sind so viele Bedürfnisse und Wünsche, aber der entsetzliche Druck macht es mir unmöglich sie zu erfüllen. Denn nichts macht mir Spaß, ich kann nichts mehr genießen.

Ein Spatz fliegt auf die Fensterbank und hüpft neugierig hin und her, als wisse er nicht, ob er mir weiter zuschauen oder doch lieber in den nächsten Obstbaum fliegen solle. Ich wünsche mir, mit dem Spatz tauschen zu dürfen.... wenigstens drei Wochen lang keinen einzigen Gedanken an Schule verschwenden zu müssen, wenigstens drei Wochen lang ein fröhlicher, unbeschwerter und lebenslustiger Spatz sein zu dürfen. Wie sehr wünsche ich mir das!

Aber kein Tag vergeht, an dem ich nicht an diese schreckliche Hürde der Nachprüfung erinnert werde. Ich habe meine Eltern gebeten, das Schuljahr doch einfach wiederholen zu dürfen - eine neue Chance zu bekommen, es besser zu machen. Mein Vater schlug beide Hände über dem Kopf zusammen: "Meine Tochter wird keine Sitzenbleiberin! Das kommt überhaupt nicht in Frage! Setz dich gefälligst auf deinen Hosenboden und lerne - du hast ja jetzt Zeit genug - ich dulde keine Faulheit!" Meine Mutter warf ein: "Kind, denk doch mal, du würdest ein ganzes Jahr verlieren!"

Ein ganzes Jahr.....was ist ein Jahr, verglichen mit den Jahrzehnten eines ganzen Lebens?

Ich habe keine Wahl. Ich betrachte den Spatz vor dem Fenster und fühle mich elend und müde. Ich habe keine Wahl.

 

Hallo miacamara,

hm, ich dachte, eine Nachprüfung macht man, wenn man bei der richtigen Prüfung krank war? Rein unabhängig davon, ob man jetzt sitzenbleiben würde oder nicht...
Aber ich kenne mich da nicht so richtig aus, ich vermute nur. Kommt mir etwas spanisch vor, daß man auch eine Prüfung machen darf, wenn man versetzungsgefährdet ist...

Ansonsten ist Deine Geschichte wirklich gut geschrieben. Ich habe sie gern gelesen. Ich nehme an, Deine Protagonistin fügt sich ihrem Los und lernt während ihre Freunde die Ferien genießen. Na ja, vielleicht ist sie ihren Eltern eines Tages wirklich dankbar für diesen Entschluß...

Grüßle,
stephy

 
Zuletzt bearbeitet:

Zur Nachprüfung: Ich kenne es tatsächlich nur so, dass man bei einer Gefährdung der Versetzung, wenn bestimmte Notenkonstellationen gegeben sind, die Möglichkeit erhält am Ende der Ferien eine Prüfung abzlegen. In einem der beiden Fächer wo man 5 steht, muss man dann bestehen und diese Note wird dann auf dem Zeugnis geändert, so dass man man den Ausgleich geschafft hat.Als Vorbereitung besucht man dann täglich eine Ferienschule.
Eine Freundin von mir hat dieses Angebot mal wahrgenommen und ist dadurch dem Sitzenbleiben entkommen.

Zum Text: Nett geschrieben, aber mir fehlte irgendein Ereignis, irgendetwas, das innerhalb der Handlung passiert.
Zum Beispiel, dass die Protagonistin (?) anfangs noch genervt ist und nicht lernen will und sie dann irgendein Aha-Erlebnis hat, dass sie ahnen lässt, das ihre Eltern doch Recht haben könnten ... So wirkt es auf mich unfertig. Gelesen, mich nicht geärgert, aber auch direkt wieder vergessen. Und ob das Mädchen (?) die Prüfung bestehen wird, weiß ich auch nicht.

Gut, wahrscheinlich war es auch Deine Intention nur diesen kleinen Moment darzustellen. Meine Erwartungshaltung ist halt eine andere ich würde gerne einen inneren Wandel der Protagonistin o. ä. lesen.

Ginny

 

Ginny: Danke, ich hab in meinem ganzen Leben noch nie von so einer Möglichkeit gehört. Wird bei uns auf jeden Fall nicht angeboten. Ist das erste Mal, daß ich davon höre.

miacamara: Dann vergiß meine Kritik diesbezüglich wieder. ;)

 

Hallo Ginny,

ist vielleicht von Bundesland zu Bundesland verschieden? Ich kann da nur von Bayern reden und in dem Fall hauptsächlich von Gymnasien.....;-)
Also, bei uns ist auch nicht unbedingt eine "Ferienschule" angesagt. Wenn ein Kind sitzen bleiben würde, wird ihm unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit zu einer Nachprüfung in der letzten Ferienwoche in den beiden mangelhaften Fächern angeboten. Ist natürlich eine freiwillige Sache - für viele wäre es wirklich sinnvoller, die Klasse zu wiederholen. Wer sich auf die Nachprüfung vorbereiten will, darf natürlich Lehrbücher an der Schule ausleihen. Die Erfahrung zeigt trotzdem, dass ein Wiederholen für die schulische Laufbahn in aller Regel sinnvoller ist. Andererseits darf man nur zweimal wiederholen.... für manche/n dürfte in diesem Fall also die Nachürpfung die einzige Chance sein, am Gymnasium bleiben zu dürfen.

Liebe Grüße, und, ja, Stephy, so ein Kick mittendrin wäre eigentlich nicht übel gewesen, da gebe ich dir Recht.....

Mia

 

Hallo miacamara,

na, diesen Kick wollte eher Ginny als ich... ;)
Auf jeden Fall danke für die Erklärung. Ich war völlig verwirrt beim Lesen. Lebe in Baden-Württemberg und in unserer Region wird sowas leider nicht angeboten. :(

Gruß,
stephy

 

Wobei sich Baden-Württemberg und Bayern doch noch am ähnlichsten sind?!
(Außer der Menschen nach natürlich - die Baden-Württemberger sind wesentlich netter und weltoffener und freundlicher. Richtig, darüber könnte ich auch mal eine Geschichte schreiben, über meinen Kulturschock als Dortmunderin über Radolfzell gelandet in einem Dorf bei Freising..... wobei inzwischen fühle ich mich wohl hier...:-)

Liebe Grüße
Mia

 

Hallo Mia!

mir hat Deine kleine Geschichte auch ganz gut gefallen, flüssig geschrieben, ohne Holperstellen. ICh denke, Du sprichst mit dem Text auch ein gesellschaftliches Problem an, genügen müssen, Druck, Erfolg um jeden Preis. Alle Eltern wollen den schulischen Erfolg, schicken die Kinder auf Gymnasien, obwohl die an einer Realschule villeciht sehr glücklich wären, engagnieren sogar schon in der Grundschule Anchhilfelehrer.... dieses Probelem anzusprechen ist Dir gut gelungen.
Eine Stelle ist mir aufgefallen:

" ich fühle mich total ausgepowert. Ich will nicht die ganze Zeit an Schule und Lernen denken müssen. Ich möchte unbeschwert mit meinen Freunden zelten gehen, inlineskaten, baden, faulenzen, Dinge tun, die mir Spaß machen........ ich habe so viele Bedürfnisse und Wünsche," - hier fängst Du die Sätze immer gleich an, villeicht könntest Du hier noch etwas umformulieren...

ansonsten ganz nette, wenn auch nicht sonderlich aufregende Geschichte. :)

schöne Grüße
Anne

 

Hallo miacamara!
Ich mag deine Geschichte. Auch wenn mir ein wenig ein Höhepunkt fehlt. Liest sich aber schön und flüssig.
Du hast einen angenehmen Stil. :)
Ich denke, wie mausi auch, dass du ein gesellschaftliches Problem ansprichst. Genügen müssen. Eltern wollen Vorzeigekinder, die aufs Gymnasium gehen, am besten auch noch gute Noten schreiben, kein sitzen bleiben.
Auch wenn es manchmal einfach sinnvoller ist, auf eine Realschule zu gehen oder einmal ein Jahr zu wiederholen. Manchmal kann man den Stoff des Schuljahrs nicht in 5 Wochen nachholen.

bye und tschö

 

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