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Die Moral von der Geschichte

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25.02.2004
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Die Moral von der Geschichte

Es war einmal vor nicht alzu langer Zeit in den Südstaaten Nordamerikas, als die Diskriminierung der weißen Oberschicht zumindest auf dem Papier ein offizielles Ende fand. Ihren Anfang hatte sie damals vor gut 100 Jahren genommen, als die amerikanische Wirtschaft mal wieder den Bach runter gegangen war. Zunächst hatte die schwarze Mehrheit den Juden die Schuld an der Krise zuschieben wollen. Schließlich war es schon seit geraumer Zeit bekannt, dass sie nach fröhlichen Saufgelagen, bei denen sie das Blut schwarzer Babys getrunken hatten, Wucherpreise für Ersatzräder von Pferdekutschen verlangten. Das Problem mit dieser Schuldverschiebung war nur, dass damals noch überhaupt keine Juden in Amerika heimisch waren...

Zu Beginn unserer Geschichte, hatte der Schnee seinen Weg, natürlich nach Absprache mit dem örtlichen Wetteramt, auch auf die Straßen von Baton Rouge, Lousiana gefunden. Endlich durften auch weiße Kinder Schneemänner bauen und sich Eiskugeln an die Köpfe werfen. Doch die neue Gesellschaft war mindestens so zerbrechlich, wie irgendetwas anderes, was auch zerbrechlich war, aber also anders als früher, wo blaublütige Blaumeisen ihre Bahnen um stabile Sozialstrukturen drehten. Brötchen. Deshalb musste jeder besonders vorsichtig sein, dass er sich nicht so verhielt, wie er sich vor Kurzem noch verhalten sollte.

Unsere Geschichte beginnt am Heiligabend. Beinahe jede Familie sitzt freudestrahlend vor ihrem Weihnachtsbaum. Warum sollte auch jemand auf dieses wundervolle Fest verzichten, wenn doch der Ertrag nach Abzug von langweiligen Weihnachtsliedern und streitreichem Beisammensein immer noch höher war? Zumindest für die Kinder.
Der Nachwuchs der schwarzen Familie Jackson lieferte sich gerade einen Wettstreit im Weihnachtslieder gröhlen, während der weiße Obdachlose Andy Miller in ihren Mülltonnen nach seinem Weihnachtsgeschenk suchte, welches er sich höchst selbst übereignen würde.
"Mami, Mami, hast du das gehört? Da draußen ist jemand!" erschrak der kleine Tony Jackson. Seine Mutter Polly warf einen Blick durch das Fenster und erblickte Andy, welcher das allerdings nicht bemerkte.
"Schatz, sieh mal, da steht Andy Miller. Du weisst schon, der Obdachlose, der seine Frau im Bürgerkrieg verloren hat." bemerkte sie.
"Und aus unserem Müll baut er sich eine neue- wie romantisch!" antwortete ihr Mann.
"William! Lass doch den armen Kerl in Frieden! Du gehst jetzt raus und lädst ihm zum Essen ein, ist das klar!"
"Ist ja gut, Schatz. Meinetwegen. Aber ich wette mit dir, dass er uns nur unsere Geschenke stehlen will!"

So kam es, dass Andy mit den Jacksons den Heiligabend verbrachte. Er erwieß sich als herzensguter Mensch und als hervorragender Unterhalter: Er sang Weihnachtslieder mit den Kinder und führte urkomische Sketche auf, bei denen Elfen eine Gewerkschaft gründeten und den Weihnachtsmann zu einer Gehaltserhöhung zwangen. Selbst Mr. Williams, ein traditioneller Gewerkschaftgegner, war irgendwann von Andys Aufrichtigkeit überzeugt und er bot ihm daher an, bei ihnen zu übernachten. Doch Andy lehnte ab, weil er die Nacht mit seinen Freunden durchfeiern wollte. Sie verabschiedeten sich herzlich.

Auch in Amerika ist es üblich, dass die Bescherung erst am nächsten Morgen nach Heiligabend stattfindet. Als die ersten Sonnenstrahlen das Zimmer von Tony und seiner Schwester erhellten, sprangen die Kinder sofort auf, um ihre Eltern zu wecken, weil sie schon so gespannt auf ihre Geschenke waren. Doch als sie unten im Wohnzimmer beim Weihnachtsbaum ankamen, waren ihre Präsente verschwunden (Hehe). Die Kinder brachen in Tränen aus. (diese Jammerlappen!)

Und die Moral von der Geschicht'
Es tut mir leid- die gibt es nicht.
Und wendet man es hin und her,
dreht manche eine Schraube schwer,
die in Richtung eines Zweckes reiche,
letztlich bleibt es doch die gleiche
Aussage die ins Lehre führt,
die die Verwirrung gar zum König kührt.

Doch betrachten wir es mal bei Lichte,
die Moral von der Geschichte,
und vielen Dank für die Gedult:
Letztendlich sind die Juden schuld!

 

Hallo Andi

tja, leider kann ich über deine Geschichte nicht lachen.
Ob ein Obdachloser, der im Bürgerkrieg seine Frau verloren hat, Weihnachtsgeschenke die er bei einer Familie, die ihr Weihnachtsessen mit ihm teilte, beklaut, oder ob die Juden daran schuld sind, reizt mir nicht mal ein Lächeln ab. Oder hab ich da etwas falsch verstanden.
Vielleicht müsste die Geschichte ja in der Rubrik "Satire" stehen?

Morpheus

 

Ich habe es mir ja schon gedacht: Immer wenn ich eine Satire schreibe, ist sie den Leuten nicht Satire genug und wenn ich dann eine weitere Satire entgegenkommendermaßen in den Humor Bereich stelle, ist es plözlich wieder eine Satire. Aber du hast Recht: Könnte bitte jemand "Die Moral von der Geschichte" in den Satire-Bereich verschieben?

 

Andi schrieb:
Ich habe es mir ja schon gedacht: Immer wenn ich eine Satire schreibe, ist sie den Leuten nicht Satire genug und wenn ich dann eine weitere Satire entgegenkommendermaßen in den Humor Bereich stelle, ist es plözlich wieder eine Satire. Aber du hast Recht: Könnte bitte jemand "Die Moral von der Geschichte" in den Satire-Bereich verschieben?

Hallo andi,

ich schreibe mal ganz brutal, es könnte daran liegen, dass zumindestens diese Geschichte weder Fisch noch Fleisch ist.
Sie reiht ohne gesellschaftlichen bezug Banalitäten aneinander. Sie greift nicht an, sie diffamiert im höchsen Fall. Die Verkehrung der relaen Zustände von Schwarz und Weiß ist nicht satirisch. Sie kann es sein, in deiner Geschichte empfinde ich sie aber nur als um Lustigkeit bemüht. Hach, was sind wir schrill. Das ging mir bei vielen Sätzen so, etwas bei dem mit der Zerbrechlichkeit. Der Plot deiner Geschichte ist im Grunde traurig. Wenn du ihn komishc präsentieren wolltest, dann mit Galgenhumor. Der besteht aber nicht aus Albernheiten.

Für eine Satire wiederum ist die Aussage viel zu banal. Ja, es gibt Menschen, die undankbar sind. Und die gibt es auch unter denen, von denen wir aus dummen Gründen meinen, besondere Dankbarkeit erwarten zu können.

Ein (ehemals) Diskriminierter bekommt die Almosen unserer Überflussgesellschaft zur Gewisssensberuhigung. Das ist wie die Pakete die früher zu Weihnachen in den Osten geschickt wurden odr wie die Spenden an Brot für die Welt, mit denen wir den Hungernden letztlich das Recht nehmen, sich über die Ungleichverteilung der Güter zu beschweren. Voller Güte zeigen wir hämisch "Seht mal, was wir alles haben".
Aber auf solche Aspekte gehst du nicht ein. Du verlierst dich lieber in Albernheiten, als politisches Bewusstsein an den Tag zu legen.

Um eine Satire daraus zu machen, stelle dar. Mache die Jacksons (auch eine Albernheit, zumindest wenn du die Anlehnung an den Musikerclan damit im Sinn hattest, die ich dir unterstelle) in ihrer Art fragwürdiger oder charakterisiere sie zumindest eindeutger. Satirische Figuren dürfen gern überzeichnet sein, Auch welche in reinen Humorgeschichten. Deine sind aber nicht überzeichnet, sie sind blass. Daraus kann weder Situationskomik entstehen, noch Satire, es sei denn der Witz würde gerade aus dieser Blässe heraus bestehen.

Aber diese Geschichte ist in etwas so, wie Urlaubsdias oder wie Fetenvideos, über die nur die Leute lachen können, die bei der Entstehung dabei gewesen sind. Vielleicht hast du dich beim Schreiben schlapp gelacht. Leider hast du vergessen, uns zu vermitteln, was für dich daran so komisch ist.

Tut mir Leid, trotzdem einen lieben Gruß, sim

 

Offenbar kommt meine Geschichte nicht so gut an. Dass meine anderen Geschichten zumindest in ihrer jetzigen Fassung nicht einigermaßen klar zuzuordnen gewesen wären, stimmt übrigens sicherlich nicht. Ich weiß, du behauptest es auch nicht, trotzdem möchte ich es noch einmal erklären. Es grassieren hier nur leider einige penible, verhängnisvollerweise jedoch völlig falsche Definitionen von Satire. Traditionellerweise möchte ich auch in diesem Kommentar noch einmal betonen, dass eine Geschichte sich nicht dadurch auszeichnet, dass man sie einer bestimmte Kategorie zuordnen könnte. Eine Satire kann Satire sein und trotzdem missglückt.
Mein Humor ist wohl - unabhängig von seiner Qualität - an den Stil von Monty Pythons angelehnt. Irgendwie gesellschaftskritisch, am Ende ergibt jedoch gar nichts einen Sinn. Auch wenn diese Geschichte nichts taugen sollte, möchte ich zumindest einmal erklären, was ich mir dabei gedacht hatte:

Die Umstellung von schwarz und weiß soll zeigen, dass es nicht wirklich um die Hautfarbe geht, sondern eher um die Minderheit als Sündenbock. Diese Unterschiede werden erst nach der Festlegung des Feindes gezeichnet.

Dass es in Baton Rouge (gibt es wirklich) in meiner Geschichte schneit, ist wieder eine Umkehrung der Realität, die die Aufmerksamkeit von äußeren Banalitäten wie dem Wetter ablenken soll.

Dass sich Kinder manchmal Eiskugeln statt Schneebälle an die Köpfe werfen, ist eine eigene Erfahrung, die ich karikieren wollte.

Der Vergleich mit dem Vergleich ("wie irgendetwas anderes, was auch zerbrechlich war") soll einfach eine Parodie der ewigen Suche nach passenden Stilmitteln sein.

"Jeder musste aufpassen, dass er sich nicht so verhielt, wie er sich vor Kurzem noch verhalten sollte." zeigt die bizarren Begleitumstände gesellschaftlicher Veränderung auf.

Dass auch jüdische Kinder zu Weihnachten Geschenke wollen, zeigt eben gewisse Grundwahrheiten über die menschliche Psyche auf, die sich über religiöse oder sonstige Traditionen hinwegsetzen.

Die Jacksons sind nicht die Michael Jacksons. Es ist nur ein Name. Nicht immer so viel hineininterpretieren, was nicht da ist.

Der konservative William Jackson, der unter misstrauischem Verfolgungswahn leidet, macht eine schwarzhumorige Bemerkung: Als seine Frau ihn darauf hinweist, dass er doch Mitleid mit dem Obdachlosen empfinden solle, da er seine Frau im Bürgerkrieg verloren habe, meint William, dass er sie auch nicht durch den Müll, in dem er herumwühlt, ersetzen könne. Sicherlich Geschmackssache, dieser Humor.

Das Gedicht am Ende zeigt dann meine Intention: Eine Parodie oder Satire der typischen Moralgeschichte, bei der alles auf eine Aussage hinausläuft, ohne dass andere Möglichkeiten mit einbezogen werden. Ich sage ausdrücklich: Es hätte auch anders laufen können! Und am Ende sind sowieso wieder "die Juden" schuld, also der Standartsündenbock der Gesellschaft. Gerade weil sie natürlich überhaupt nichts mit den Geschehnissen zu tun hatten.

Meine Geschichten sind alle keine Satiren einer bestimmten Gesellschaft oder von bestimmten Umständen. Ich kritisiere eher den Menschen und sein Verhalten an sich, am Beispiel von mehr oder weniger an die Realität angelehnte Geschichten. Das kann man gut sehen an "Schuppis Weihnachten", in dem ich diese Kritik komplett in eine Fantasiewelt übertrage. Geschmackssache mit Sicherheit. Auch die Qualität meiner Geschichten darf man gerne anzweifeln. Allerdings käme es mir sehr entgegen, wenn endlich diese vollkommen sinnlose "Das ist keine Satire, das passt nicht in den Bereich Humor, das passt weder da noch dorthin" Diskussion endlich einmal aufhören würde. Anstatt sich mit dem Text auseinanderzusetzen, geht es immer nur um kategorisieren, kategorisieren, kategorisieren. Was für eine Verschwendung von Zeit und Aufwand. Die Übergänge sind nun einmal fließend und diese Diskussion erübrigt sich weitestgehend.

"Hach was sind wir schrill" ist eine Kritik an jemandem, der eigentlich humorlos ist und mit Hängen und Würgen versucht, seine gesellschaftliche Stellung zu verbessern. Du kannst das auf meine Geschichte beziehen, aber nicht auf meine Person. Dazu müsstest du mich schon besser kennen.

Auf die von dir genannten Aspekte gehe ich deshalb nicht ein, weil es mir überhaupt nicht um diese Aspekte geht. Habe ich ja schon oben beschrieben.
"Ohne ein politisches Bewusstsein an den Tag zu legen". Bitte halte dich etwas zurück. Ob ich ein politischer Mensch bin oder nicht, lässt sich nicht aus einer einzigen Geschichte herauslesen. Nehmen wir mal folgendes an: Ich engagiere mich ständig für demokratische Grundrechte und unterstütze und starte zahlreiche Aktionen, dann muss ich lesen, dass ich kein politisches Bewusstsein an den Tag legen würde. Wirklich, das geht zu weit. Mir hätte diese Formulierung besser gefallen: "Aus deiner Geschichte lässt sich kein politisches Bewusstsein ableiten."

Trotzdem danke für deine ausführliche Kritik. Sie war sicherlich hilfreicher als ein simples: Deine Geschichte ist Müll!

Freundliche Grüße,
Andi

 

Hi Andi,

deine Antwort und deine Erklärungen zu dieser Geschichte bieten eine gute Grundlage für eine technische und eine inhaltliche Diskussion. Zunächst möchte ich allerdings auf das eingehen, was dich persönlich gekränkt hat. Bei der Anzahl an Kritiken, die ich hier schreibe, sollte klar sein, dass sich Stellungnahmen wie die, die ichzum politischen Bewusstsein geschrieben habe, ausschließlich auf die Geschichte und nicht auf den Autoren beziehen. Dies gilt auch für die Bemmerkung "hach sind wir schrill", die sich lediglich meinen Eindruck von der Passage der Geschichte beschreiben sollte, du der ich diesen Satz geschrieben habe. Ich kann leider nicht in jeder einzelnen Kritik immer wieder umständlich betonen. Dann würde ich an den Kritiken noch länger sitzen (und ich will ja schließlich auch noch selber schreiben).

Die Umstellung von schwarz und weiß soll zeigen, dass es nicht wirklich um die Hautfarbe geht, sondern eher um die Minderheit als Sündenbock. Diese Unterschiede werden erst nach der Festlegung des Feindes gezeichnet.
Ein Gedanke, der deutlich stimmt, der aus der Geschichte allerdings nicht bei mir angekommen ist.
Dass es in Baton Rouge (gibt es wirklich) in meiner Geschichte schneit, ist wieder eine Umkehrung der Realität, die die Aufmerksamkeit von äußeren Banalitäten wie dem Wetter ablenken soll.
Technisch erreichst du damit allerdings das Gegenteil, denn dass in Baton Rouge schneien soll, lenkt die Aufmerksamkeit erst auf das Wetter, anstatt davon abzulenken.
Dass sich Kinder manchmal Eiskugeln statt Schneebälle an die Köpfe werfen, ist eine eigene Erfahrung, die ich karikieren wollte.
Das habe ich meines Wissens auch nicht kritisiert
Der Vergleich mit dem Vergleich ("wie irgendetwas anderes, was auch zerbrechlich war") soll einfach eine Parodie der ewigen Suche nach passenden Stilmitteln sein.
Ein durchaus zu parodierender Hang. Ich überlege gerade, ob das nicht wirkungsvoller wäre, wenn du es noch mehr übertreibst, etwas vier bis fünf solcher beliebigen Vergleiche aneinanderhängst. Vielleicht hätte ich es im Gesamtkontext auch noch als Albernheit empfunden, vielleicht aber bei deutlicherer Übertreibung auch eher den Sinn gesehen.
"Jeder musste aufpassen, dass er sich nicht so verhielt, wie er sich vor Kurzem noch verhalten sollte." zeigt die bizarren Begleitumstände gesellschaftlicher Veränderung auf.

Dass auch jüdische Kinder zu Weihnachten Geschenke wollen, zeigt eben gewisse Grundwahrheiten über die menschliche Psyche auf, die sich über religiöse oder sonstige Traditionen hinwegsetzen.

Beides nachvollziehbare Gedanken. Allerdings haben Juden andere Feste für die Geschenke. Sie brauchen Weihnachten dafür nicht. Es gibt allerdings christliche Gruppierungen, deren Angehörige sich zu Weihnachten nichts schenken.
Der konservative William Jackson, der unter misstrauischem Verfolgungswahn leidet, macht eine schwarzhumorige Bemerkung:
Das Zitat der Bemerkung lasse ich mal weg. Diese Bemerkung stört mich nicht. Ich musste zwar nicht drüber lachen, aber das lag nicht an moralischer Korrektheit, sonder eher daran, dass die Bemerkung für eine schwarzhumorige nicht trocken genug ankam. Wäre vielleicht witziger gewesen, wenn sich William nicht schon vorher über den Mann aufgeregt hätte. Es ist also für meinen Eindruck weniger die Bemerkung, die nicht witzig ist, sondern das Timing mit dem du sie bringst. Richtiges Timing ist allerdings schwer zu erklären. Und ich fürchte, ich habe es nicht. Deshalb schreibe ich weder in Satire, noch in Humor.
Und am Ende sind sowieso wieder "die Juden" schuld, also der Standartsündenbock der Gesellschaft.
Hhmm, genau der Sündenbockgedanke scheint mir aus deiner Story nicht hervor zu gehen, schon bei den diskrimierten Weißen nicht. Es kann natürlich auch an mir liegen, dass ich ihn schlicht nciht gesehen habe, aber die Weißen werden in der Geschichte kaum für etwas beschuldigt. Sie werden von der politisch korrekten Weihnachtsfamilie (in Vertretung eines einzelnen) bedauert.
Diskriminierung beruht sicherlich auchauf der Suche nach dem Sündenbockprinzip, hierzulande zum Beispiel an der Haltung Türken gegenüber gut zu sehen. Es finden aber Rechtfertigungsvorwürfe statt, mit denen sie zu Sündenböcken gemacht werden (vergewaltigen unsere Frauen, nehmen uns die Arbeit weg, um nur die plattesten zu nennen).
Das Gedicht am Ende zeigt dann meine Intention: Eine Parodie oder Satire der typischen Moralgeschichte, bei der alles auf eine Aussage hinausläuft, ohne dass andere Möglichkeiten mit einbezogen werden.
Das ist dir mit diesem Gedicht für mein Dafürhalten nicht gelungen. Die Ursache sehe ich darin, dass die zweite Strophe als andere Möglichkeit letzlich die Umkehrung für die erste ist. Beide beklagen die "Undankbarkeit" des Weißen, die eine aus der negativen, die andere aus der positiven Perspektive. Sie beinhalten eben keine gegensätzliche, sondern die gleiche Moral. Und genau aus dieser Moral, die für mein Gefühl die Dankbarkei des Diskriminierten für die ihm gewährten Almosen einklagte, zog ich den Eindruck, dass diese Geschichte für mich politisches Bewusstsein vermissen lässt. Noch einmal: Ich möchte nicht dir politisches Bewustsein absprechen, sondern der Geschichte, gerade, weil ich das Gefühl hatte, dass die Intention durchaus eine politische war.

OK, wenn ich mit deinem Humor ncihts anfangen kann, dann liegt es sicher daran, dass ich zu den wenigen gehöre, die auch mit Monty Pythons Humor absolut nichts anfangen können. Über die Kategorisierungsfrage bin ich in meine Kritik nur eingestiegen, weil sie (mal wieder) Hauptbestandteil der Auseinandersetzungen war. Das ist sicherlich oft nervtötend, lässt sich aber leicht dadurch begründen, dass Leser eben über die Wahl der Rubrik mit bestimmten Erwartungshaltungen an Geschichten herangehen. Werden diese enttäuscht, sehen sie nicht mehr die Geschichte, sondern lediglich die enttäuschten Erwartungshaltungen.

Wenn jemand in Horror/Grusel eine reine Liebesgeschichte postet, wird das nciht anders sein (auch wenn Liebe ja für viele der reine Horror ist) ;).

Lieben Gruß, sim

 

So, danke für deine ausführliche Kritik. Ich habe versucht, meine Geschichte großteils nach deinen Ausführungen zu verbessern. Wie findest du die neue Version?

Übrigens: So schwer wäre es sicherlich nicht, deine Aussagen ausdrücklich auf meine Geschichten zu beziehen. Ich meine, du hast schon Recht: Der Aufwand wird durch solche Formsachen zumindest ein bischen größer. Aber ich musste mir auch schon oft anhören, ich sei intolerant und so weiter, nur weil ich nicht in jedem Nebensatz darauf hingewiesen habe, dass ich nur meine persönliche Meinung ausdrücke. Naja, musst du letztendlich wissen.
Was die Kategorisierung angeht: Deine Argumentation teile ich natürlich. Es geht nicht um so große Unterschiede wie Humor und Horror, sondern nur um so etwas wie Parodie und Satire oder Humor und Satire, wo die Grenzen nun einmal wirklich fließend sind.

Freundliche Grüße,
Seltsamer Attraktor

 

Hallo Andi,

zunächst einmal etwas recht grundsätzliches. Ob mir die Geschcihe besser gefällt oder nicht, ist nur in sofern iteressant, dass ich eben Leser (also potentieller Grund, für den du schreibst) bin. Ideal wäre es, wenn dir deine Geschichte nach den Überarbeitungen besser gefällt. Ich kann dir als Leser nur schreiben, was mir auffällt. Für Kritiker zu schreiben, sollten wir beide ohnehin vergessen, das kann nichts werden. :)
Alle meine Anmerkungen (das gilt übrigens für jede meiner Kritiken) sind also nur als Möglichkeiten zu verstehen, als Einladung, sie auszuprobieren und zu schauen, ob du als Autor dich in dem Ergebnis wiederfinden kannst oder nicht. Meine Mitteilung, was bei mir ankommt, ist sozusagen eine Reflektionsmöglichkeit, ob sich das mit dem deckt, was du ausdrücken wolltest.
Gewonnen hat die Geschichte, wenn sie dir besser gefällt.

Ob ich sie witziger finde lasse ich mal aus, denn, wie gesagt, Monty Python und ich ...

hatte der Schnee seinen Weg, natürlich nach Absprache mit dem örtlichen Wetteramt
Das allerdings finde ich witzig, angesichts der Zuverlässigkeit von Wetterprognosen (auch wenn die ja zugegebendermaßen in den letzten Jahren an Genauigkeit gewonnen haben).
Doch die neue Gesellschaft war mindestens so zerbrechlich, wie irgendetwas anderes, was auch zerbrechlich war, aber also anders als früher, wo blaublütige Blaumeisen ihre Bahnen um stabile Sozialstrukturen drehten. Brötchen.
Ich gebe es zu, das Brötchen verstehe ich nicht. Diese Erweiterung finde ich aber schön skuril, auch wenn ich bei meinen Hinweis ehr an etwas anderes gedacht hatte, wie etwa:
Doch die neue Gesellschaft war mindestens so zerbrechlich, wie etwas anderes, was auch so zerbrechlich war, wie etwas anderes, was auch so zerbrechlich war, wie etwas anderes, was auch so zerbrechlich war, wie ...
Jedenfalls kam mir das bei deiner Intention die absurde Suche nach Vergleichen persiflieren zu wollen in den Kopf. Soll aber deine blaublütigen Blaumeisen nicht schmälern.
"Schatz, sieh mal, da steht Andy Miller. Du weisst schon, der Obdachlose, der seine Frau im Bürgerkrieg verloren hat." bemerkte sie.
Grundsätzlich finde ich diesen Aufbau zu der schwarzhumorigen Bemerkung jetzt viel pointierter. Je aufrichtiger übertrieben das Mitgefühl Pollys ist, je trockener kommt natürlich die Bemerkung, insofern möchte ich dir hier noch (gegen jede Autorenregel :D) zu einem Adjektiv und zu einer kleinen Überreibung raten:
"Schatz, siehst du, der arme Andy Miller sucht etwas in unserem Mülleimer. Du weißt schon, der bedauernswerte weiße Obdachlose, der seine Frau im Bürgerkrieg verloren hat."
"In unserem Müll wird er sie kaum finden", brummte ihr Mann.

das finden hat dabei eine direktere Bezug zu der Tätigkeit Andy Millers. Du kannst an dieser Stelle sogar in der Herzensgüte Pollys noch eines drauf setzen.
"Es ist ein Jammer. Seit die Sklaverei abgeschafft ist, müssen diese Weißen elenden Hunger leiden. Willst du nicht raus gehen und ihn zum Essen einladen? Es ist doch Weihnachten."
"Der stiehlt bestimmt nur unsere Geschenke."
"William! Du gehst jetzt raus und lädst ihm zum Essen ein, ist das klar!"
"Ist ja gut, Schatz. Meinetwegen. Aber ich habe dich gewarnt."

Ich habe jetzt natürlich inspiriert durch deine Vorgabe erst mal nur versucht, etwas deutlich zu machen, was ich mir als Leser vielleicht wünschen würde. Nämlich, dass du die Situationen ausreizt. Nun bin beim besten Willem kein Experte für Humor. Meine Rubriken sind andere. Mein Eindruck war nur, dass diese Passage, die (ich wiederhole es nochmal) mir schon viel besser gefallen hat, als zuvor, eben noch nciht vollständig ausgelotet war.
Er sang Weihnachtslieder mit den Kinder und führte urkomische Sketche auf, bei denen Elfen eine Gewerkschaft gründeten und den Weihnachtsmann zu einer Gehaltserhöhung zwangen.
Auch diesen Gedanken finde ich komisch. Ich kann nciht mehr beurteilen, ob er neu ist. So gut habe ich die alte Version nciht mehr im Kopf. Ich könnte mir aber auch dafür vorstellen, dass diese Stelle nurch einen Gegesatz noch an Komik gewinnen könnte, etwa wenn William ein erklärter Gewerkschaftsgegner wäre.

Dein Abschlussgedicht finde ich auch besser. Es ist kryptischer, aber es beinhaltet nun wirklich keine Moral mehr.

Vielleicht kannst du mit meinen Hinweisen ja was anfangen.

Einen lieben Gruß, sim

achja, eines ist mir noch aufgefallen:

Sogar die meisten Juden hatten es aufgegeben, diesem Fest keine große Beachtung zu schenken.
Das ist immer das Ärgerliche bei Veränderungen. passiert mir auch dauernd. Ich ändere irgend etwas und an einer anderen Stelle stimmt es dafür nicht mehr. Die Juden leben ja noch nicht den den Südstaaten Nordamerikas. OK, Weihnachten ist ein weltweites Fest, aber ein Hinweis darauf könnte nicht schaden.

Jetzt ist aber wirklich Schluss.
Nochmaligen Gruß, sim

 

Nein, nein. Ich würde nur Veränderungen vornehmen, wenn sie mir auch selbst gefallen. Aber deine Vorschläge fand ich ausgezeichnet. Ich habe ja nicht einfach deine Ideen übernommen, auch nicht in der wohl finalen Version. Aber sie waren eine gute Inspiration für meine eigenen Ideen. Die Idee mit den Elfen kam übrigens von Schuppis Weihnachten, einer meiner früheren Satiren. Gibts auf meiner HP, war auch schon einmal hier, ist aber irgendwie verschwunden, naja. Schon Schluss? Schade, schau dir doch mal die amüsante Diskussion rund um "Der Mann der Masse" (Philosophie) an, die war zu großen Teilen vollkommen sinnlos und hat sich über drei Seiten erstreckt. Hier leisten echte Unverbesserliche echte Arbeit!
Also nochmals Danke für deine nützliche Kritik und schönen Gruß,
Andi

 

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