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Die Mondstation

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31.05.2015
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Die Mondstation

Als ich mich für diese Mission entschied, hätte ich nie gedacht, dass ich mich in eine derartige Gefahr begeben würde. Immerhin war ich nur ein unwichtiger Wartungstechniker, der gerufen wurde, weil die Stromversorgung immer wieder verrückt spielte und keiner auf der Station den Fehler finden konnte. Und nun versteckte ich mich in einem Wartungstunnel und versuchte meinem Tod zu entrinnen. Oder vielleicht sogar etwas schlimmerem.

Mein Vater hatte vor zehn Jahren die Energieverteilung für die Mondstation entworfen, doch da er zu alt für einen Flug zum Erdtrabanten war, um selbst nach dem Problem zu suchen, musste dafür sein Sohn herhalten. Unser Verhältnis war recht unterkühlt, immerhin hatten wir seit fünf Jahren kaum ein Wort miteinander gewechselt, nachdem er meine Mutter sitzengelassen hatte, um mit einer jüngeren durchzubrennen. Kurz darauf hatte meine Mutter einen Schlaganfall erlitten, saß seitdem im Rollstuhl und sprach kaum noch. Entsprechend wütend war ich auf meinen Vater und so gestalteten sich auch unsere Gespräche vor der Mission. Ich sprach ihn beim Vornamen an, als er mir erklärte, was die Energieschwankungen der Station erklären könnte.

„Ich gehe davon aus, dass eine der Energiekupplungen des Hauptsystems defekt ist, weshalb der Fehler nicht sofort gefunden werden kann.“ Er zupfte sich am grauen Bart und zeigte mir mithilfe eines Holoprojektors die fehlerhaften Bauteile. Ich verdrehte genervt die Augen und fragte:
„Und warum soll ich dann dort hoch fliegen und sie austauschen, wenn du es denen dort oben selbst sagen kannst?“ Mein alter Herr seufzte.
„Das Hauptsystem ist durch zwei Sicherheitsvorkehrungen gesperrt. Einerseits durch eine biometrische Sicherheitsüberprüfung. Diese ist für die Techniker auf der Station kein Problem, denn damit kommt man eigentlich an alle Systeme, die wartungsbedürftig sind. Doch der zweite besteht aus einem Retina-Scan...“
„Lass mich raten: Nur deine Augen werden zugelassen...“
„...Ja. Ich habe vorgesorgt und vor ein paar Jahren einen Schlüssel angefertigt, der meine Netzhaut emuliert, jedoch muss ihn jemand dort hochbringen.“ Ich knirschte mittlerweile mit den Zähnen.
„Warum dann ausgerechnet ich?“
„Weil du das System besser als die da oben kennst und ich jemanden schicken will, der versteht, was ich meine.“
„Du meinst wirklich, dass ich all deine Anweisungen und Entscheidungen verstehen werde?“
„Hier geht es nicht um meine Entscheidungen!“ Ich ballte die Fäuste und schlug energisch auf den Tisch. Er wusste ganz genau, worum es mir ging, überging meine Anspielungen aber immer wieder, als würden sie ihn nichts angehen.
„Doch, Peter! Es geht immer um deine Entscheidungen! Deine Entscheidung, ein Energieverteilungssystem zu konstruieren, das nur du im Ernstfall bedienen kannst! Deine Entscheidung, ausgerechnet deinen Sohn zum Mond zu schicken! Deine Entscheidung vor fünf Jahren, dass-“
„Deine Mutter hat nichts damit zu tun, Alex!“
„Doch, das tut sie! Oder denkst du, dass unser Gespräch sonst anders verlaufen würde?“
Wir redeten uns in Rage, bis wir uns anschrien. Dies geschah eigentlich immer irgendwann, wenn wir aufeinander trafen. Letztendlich wussten wir beide immer schon im Vorhinein, wie unsere Gespräche enden würden. Diesmal hatte es nur etwas länger gedauert.

Nun, zwei Wochen später, saß ich in meinem kleinen Ein-Mann-Shuttle, dass von der internationalen Raumstation gestartet war, und steuerte auf den südlichen Teil des Mondes zu. Ich hoffte, dass ich die Mission schnell hinter mich bringen konnte, denn schon vom weitem war mir die Mondstation nie geheuer gewesen. Ursprünglich war sie errichtet worden, um eine Art Fahrstuhl zwischen Erde und Mond, einen Weltraumlift, bauen zu können, der eine Kolonialisierung vereinfachen sollte, doch das Projekt fraß Unsummen an Geldern, sodass es sich nun mühselig hinzog und man damit rechnete, dass es noch fünf weitere Jahre dauern würde, bis er endlich betriebsbereit wäre. Derzeit war nur eine kleine Raumstation zu sehen, die auf dem Mond mit belastungsfähigen Seilen verankert worden war, und um die sich, aufgrund der Probleme auf der Mondstation derzeit kaum gekümmert wurde. Mit einem Shuttle, wie ich in einem saß, wurde in der Vergangenheit ständig zwischen Raumstation und Mond umhergeflogen und der Bau vorangebracht, doch nun standen diese Shuttles still und einsam auf dem Erdtrabanten und warteten geduldig, bis sie wieder in Anspruch genommen wurden.

Zwei Kilometer von dieser Stelle entfernt, war ein großer Komplex zu sehen, der vor allem durch seine auffällige, transparente Kuppel sofort ins Auge fiel. Dies war die Mondstation, die seit zwei Jahren hauptsächlich zum Abbau von Mineralien genutzt wurde. Daneben gab es natürlich noch mehrere Forschungslabors, doch diese gingen durch ihre geringe personelle Besetzung fast unter. Zudem brachten die gewonnenen Mineralien um einiges mehr Geld ein, vor allem, nachdem vor drei Wochen eine Höhle innerhalb des Mondes gefunden wurde, die ein Metall beherbergt, das noch vollkommen unbekannt war und dem man seltsame Eigenschaften nachweisen konnte.
Daher war es auch so immens wichtig, dass die Energieverteilung wieder einwandfrei funktionierte, um das Metall weiterhin abbauen und untersuchen zu können. Viel Geld stand auf dem Spiel und ich sollte der Sündenbock werden, falls etwas schief lief.

Nachdem ich das Shuttle angedockt und verlassen hatte, wurde ich freundlich von drei Ingenieuren empfangen, die mir meinen kleinen Reisekoffer abnahmen, stattdessen einen Wartungskoffer in die Hand drückten und mich anschließend Richtung Aufzug schoben.
„Wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten, dass wir Sie sofort nach Ihrer Ankunft zum Hauptsystem bringen, aber seitdem wir mit unseren Experimenten am M621 am Werk sind, gab es immer wieder Ausfälle im Energienetz der Station, sodass wir sogar den Hauptcomputer abschalten mussten“, beichtete mir eine junge Ingenieurin mit rotem Haar zu meiner Rechten. Mir war bereits klar, dass es so ablaufen würde, daher lächelte ich sie nur schwach an und nickte.
„Verzeihen Sie meine Neugier, aber worum handelt es sich überhaupt bei diesem M621?“ Der Ingenieur vor mir warf mir einen kurzen, musternden Blick über die Schulter zu, als hätte ich etwas Falsches gefragt, doch die rothaarige Frau lächelte mich zuckersüß an und antwortete:
„Wir haben es vorerst nach seinem Fundort im Sektor 621 getauft. Es ist ein erstaunliches Metall, das Elektrizität abgibt und durch die Zufuhr von Strom den flüssigen Aggregatzustand annimmt. In seiner festen Form ist es nahezu unzerstörbar und kann noch nicht einmal bearbeitet werden, doch flüssig lässt es sich formen und gibt in diesem Zustand auch keine Ladung ab. Ich führe es Ihnen später gerne vor.“ Ich erwiderte ihr Lächeln.
„Gerne.“ Sie interessierte mich mehr als das seltsame Metall, aber vielleicht war es ein gutes Thema, um mit ihr in ein privates Gespräch zu kommen und vielleicht würde ich dann auch etwas länger bleiben.

Als wir den Aufzug verließen, befanden wir uns in einem riesigen Raum, vollgestopft mit dicken Starkstromleitungen, modernsten Computerservern, Rohren, die gigantische Mengen an Kühlflüssigkeit transportierten, pulsierenden Transistoren und einem ovalen Gebilde am Ende des Raumes, auf das wir zugingen. Es handelte sich um den Energiekern der Station, der hier nicht nur alles mit Strom versorgte, sondern auch die defekten Energiekupplungen beherbergte, an die ich ran musste.
Als wir uns dem eierförmigen Kern näherten, wurde mir etwas mulmig zumute, denn das durch die Störungen flackernde Licht im Raum und die beunruhigende Stille zwischen uns vier, waren mir nicht geheuer. Ich wusste auch nicht, ob ich sicher durch die biometrische Sicherheitsvorkehrung kam. Und außerdem musste ich in den Kern hineinklettern und wenn etwas mehr beschädigt war als gedacht, konnte ich da drin leicht gebraten werden.
„Haben Sie den Schlüssel“, fragte mich die Rothaarige mit einem sanften Lächeln und abermals nickte ich. Ich öffnete etwas unbeholfen meine Brusttasche und fummelte den klobigen Schlüssel heraus, um ihn allen Anwesenden zu zeigen. „Gut“, sagte sie und übernahm die Führung, während die anderen beiden Ingenieure stehenblieben und mir grimmig nachsahen. Auch deren Mimik erfüllte mich mit Unbehagen. Sie hatten beide tiefe Augenringe und trugen ihre Schirmmützen weit ins Gesicht gezogen, als ob sie nicht wollten, dass man sie direkt ansah.
Die Ingenieurin stand bereits vor der ersten Sicherheitsvorkehrung. Es war nichts weiter als eine Art Metalldetektor, der allerdings biometrische Daten übermittelte. Sie winkte mich mit einem Lächeln hindurch und als ich das Ding mit laut schlagendem Herzen durchschritt, war ich schon darauf gefasst, dass ich den Alarm auslösen würde. Doch es geschah nicht. Mein Vater hatte mal wieder an alles gedacht und meine biometrischen Werte beim Bau der Anlage ins System eingespeist. Für einen kurzen Moment machte sich Erleichterung in mir breit, doch mehr als ein kurzes Durchatmen war nicht drin, da stand ich auch schon vor der Tür des Kerns. Vorsichtig drückte ich den Schlüssel auf das Feld, in welches eigentlich mein Vater hineinsehen müsste und wartete einige Sekunden, bevor mir ein akustisches Signal vermittelte, dass wohl alles geklappt hatte. Sehr langsam öffnete sich die schwere Stahltür und offenbarte die Innereien des Eies. Dutzende blinkende Lichter, in Intervallen strömte irgendwo Kühlflüssigkeit in die Luft, Kabel hingen kreuz und quer und in der Mitte dieses Wirrwarrs war ein Terminal eingelassen, das auf eine Eingabe wartete.
„Ehrlich gesagt, habe ich es noch nie von innen gesehen“, gestand mir die Frau zu meiner Rechten mit großen Augen. Ich lachte.
„Das hat seit acht Jahren niemand mehr! Mein Vater war so sehr auf Sicherheit bedacht, dass nur er selbst den Kern betreten konnte. Das hier ist sein Lebenswerk, wenn man so will. Er saß dreiundzwanzig Jahre an der Entwicklung.“ Sie trat näher an mich heran und starrte begeistert in das leuchtende Wirrwarr vor sich.
„342 Exajoule Energieproduktion, wenn ich richtig liege, oder?“ Ich nickte.
„Ja. Ungefähr die Hälfte des Weltenergiebedarfs. Er wollte es hier oben erst testen, bevor man es auch auf der Erde anwendet. Apropos...“ Ich setzte mein Headset auf und aktivierte es. „Also, was muss ich tun, Peter?“

Wie sich herausstellte, war das Problem recht schnell behoben. Nachdem ich über das Terminal einen Fehlersuchlauf ausgeführt hatte, stellte sich Peters Vermutung als richtig heraus. Eine Energiekupplung war defekt und musste ausgetauscht werden. Die Ingenieure schafften schnell eine neue herbei, während meine neue, rothaarige Bekanntschaft namens Melissa bei mir blieb und mir assistierte. Unter dem Terminal war eine Wartungsluke, durch die ich ins Innere des Kerns schlüpfen konnte. Nachdem ich das getan hatte, erklärte mir mein Vater, wie und wo ich die alte Energiekupplung abtrennen musste, ohne einen irreparablen Schaden anzurichten. Da der Systemkern nicht abgeschaltet werden konnte, ohne dass plötzlich alle anfingen zu schweben und nach Luft zu röcheln, schaltete Melissa nur die Energiezufuhr zur defekten Kupplung ab. Als ich sie abtrennte, bemerkte ich verdutzt, dass sie stellenweise festgeschmolzen war. Scheinbar hatten die Experimente mit dem neuen Metall zu einer kleinen Überladung im Kern geführt, wodurch sich die Energiekupplung abgeschaltet hatte. Ein Sicherheitsmechanismus, dem es zu verdanken war, dass der Mond nicht in einem grellen Lichtbogen explodierte.
Bevor es wieder zu einem Streit eskalieren konnte, schaltete ich das Headset ab und vollzog die Reparatur, während ich genüsslich mit Melissa plauderte, die sich sehr für den Kern zu interessieren schien. Zum Glück kannte ich die Arbeit meines Vater ausreichend, um sie in ein tiefes Gespräch zu verwickeln, dass wir erst beendeten, als wir im Labor angekommen waren, in welchem das M621 untersucht wurde.

„AIO sollte eigentlich jeden Moment wieder hochgefahren werden, dann kann ich dir zeigen, was wir bisher wissen“, plapperte Melissa enthusiastisch, während wir an einer Versuchsapparatur vorbeigingen, die hinter transparentem Aluminium gesichert stand.
„AIO?“ Sie bemerkte meinen verwirrten Blick, denn diesen Namen hatte ich noch nie gehört, obwohl ich ziemlich viel über die Mondstation wusste.
„Artificial Intelligence Operator, kurz AIO. Es ist die künstliche Intelligenz der Station, die vor einigen Monaten ins System implementiert wurde. Sie reguliert den Mineralienabbau und die Sicherheit der Forschungslabors, kann aber im Notfall auch die gesamte Station steuern.“ Sie lächelte mich an und so langsam fragte ich mich ernsthaft, ob mit ihr noch mehr laufen könnte als einen Kaffee trinken zu gehen. Melissa war für ihre 26 Jahre ziemlich clever, gleichzeitig aber auch so sehr Frau, wie ich es bei einem weiblichen Ingenieur noch nicht erlebt hatte. Trotz ihrer Uniform, zeichnete sich darunter ein wohl proportionierter Körper ab. Das und ihre sympathische Art imponierten mir sehr, weshalb ich schon im Hinterkopf einen Haken hinter 'Urlaub beantragen' setzte.
„Bei so einem berühmten Vater hat man es bestimmt nicht immer leicht, oder“, fragte mich die rothaarige Ingenieurin plötzlich. Ich wusste zunächst nicht, wie ich darauf antworten sollte, lachte dann aber und antwortete:
„Ehrlich gesagt, bin ich ganz froh, dass ich nicht in seine Fußstapfen treten muss. Ich bin Wartungstechniker auf der ISS und glaub mir, da gibt es immer etwas zu tun.“ Melissa kicherte verspielt.
„Das glaub ich dir. Ist ja immerhin auch nicht mehr die neuste Station.“
„Schön, dass Sie so viel Spaß haben, Melissa“, tönte plötzlich eine mechanische Stimme aus den Lautsprechern in unserer Nähe. Ich zuckte unwillkürlich zusammen und wusste nicht wohin ich blicken sollte. „Es tut mir leid, wenn ich Sie erschreckt haben sollte, Alexander“, entschuldigte sich die Stimme, woraufhin Melissa anfing zu lachen.
„Oh ja, ich hab mich ganz schön erschreckt“, erwiderte ich gekünstelt, um mich noch irgendwie retten zu können, doch ein verschmitztes Lächeln der Frau neben mir sagte mir, dass das eigentlich nicht nötig war. Ich räusperte mich. „Du bist also AIO? Freut mich dich kennenzulernen!“ AIO war nicht die erste künstliche Intelligenz, mit der ich Bekanntschaft machte, immerhin nutzte ich auf der ISS selbst eine in Form eines kleinen Wartungsroboters, der mir bei Außeneinsätzen half.
„Es freut mich ebenfalls, Alex. Ich darf Sie doch Alex nennen“, fragte mich die Stimme nun mit einem angenehmeren Klang. Natürlich kannte die KI meinen Namen, schließlich waren meine Daten bei der biometrischen Überprüfung abgerufen worden. Nun wollte ich allerdings auch sehen, ob ich sie hinters Licht führen konnte. Da ich keine Kameras sehen konnte, ging ich davon aus, dass AIO nur auf verbale Kommunikation reagieren konnte, weshalb ich schlichtweg nickte. Doch anders als zu erwarten, antwortete die KI darauf mit einem positiven akustischen Signal. Ich war etwas verdutzt.
„Ich sehe gar keine Kameras, wie konnte er darauf reagieren“, fragte ich Melissa vorsichtig. Sie deutete auf die oberen Ecken im Gang.
„Nanokameras. Zu klein, um sie mit dem menschlichen Auge einzufangen, aber sie sind da, glaub mir.“ Etwas quirlig war sie schon irgendwie, dachte ich und lächelte dabei in mich hinein.
„So ist es“, antwortete AIO, „und nun würde ich ihre Aufmerksamkeit gerne auf das lenken, weshalb sie hier sind.“

AIO zeigte uns mithilfe der Versuchsapparatur die Fähigkeiten des sonderbaren Metalls, die sie bisher herausgefunden hatten. Ein Hochleistungslaser versuchte durch das Metall ein Loch zu brennen, doch nach der Bestrahlung war kein einziger Kratzer zu erkennen. Auch ein Apparat, der das Metall biegen sollte, gelang an seine Leistungsgrenze und versagte kläglich. Das silberne Metall krümmte sich kein Stück. Sehr schön anzuschauen war, wie das M621 bei Stromeinwirkung in rasender Geschwindigkeit zu einer silbernen Pfütze zerfloss und so schön schimmerte, als hätte es ein Eigenleben. Melissa fragte mich, ob ich es anfassen wolle, da es im flüssigen Zustand vollkommen harmlos war, doch ich verzichtete darauf. Es war mir nicht ganz geheuer, auch wenn ich das nicht zeigen wollte, denn wer konnte schon nach so einer kurzen Zeit des Forschens sagen, ob es nicht doch irgendwelche Langzeitwirkungen gab. Die kleine Ingenieurin berührte es selbst, ließ es durch ihre Finger gleiten und wollte mich damit doch noch überzeugen, doch ich verneinte trotzdem. Selbst AIO schaltete sich ein und versprach, dass es nichts schädliches analysiert hätte, doch trotz der Hartnäckigkeit der beiden, die ich schon als ein wenig seltsam empfand, sträubte ich mich weiterhin dagegen, bis Melissa ihre Versuche seufzend abbrach. Hoffentlich hatte ich sie durch meine Reaktion nicht verärgert.

Ein paar Stunden später befand ich mich allein in meiner zugeteilten Kabine, die etwas spartanisch eingerichtet war und schrieb an meinem Laptop meinen Bericht für die zuständigen Behörden auf der Erde, denen ich es zu verdanken hatte, dass ich mich derzeit auf dem Mond befand. Eine zusätzliche, detailliertere Fassung schrieb ich für meinen Vater, da er mich darum gebeten hatte. Nur widerwillig kam ich dieser Bitte nach. Ich lobte Melissa für ihre Mitarbeit und erwähnte AIO, die künstliche Intelligenz, die nun wieder einwandfrei funktionierte.
Nachdem ich den zwanzigseitigen Bericht endlich abgeschickt hatte, ließ ich mich erschöpft auf mein Bett fallen. Auf den Gängen war es recht ruhig geworden, die Nachtschicht ließ die Abbaumaschinen meist ruhen und zog sich in die Labors zurück. Wahrscheinlich trieben sie gerade irgendeinen Unfug mit dem neuen Metall. Melissa ging mir nicht aus dem Kopf. Vor allem ihr enttäuschter Gesichtsausdruck, als ich das M621 nicht anfassen wollte, verfolgte mich bis in meine Träume. Hatte ich sie nun vergrault?

Ich erwachte aus meinem Albtraum, als jemand an meine Kabinentür klopfte. Etwas schlaftrunken öffnete ich und machte große Augen. Vor mir stand Melissa in zivilen Klamotten – einer blauen Jeans und einer weißen Bluse, die ihr durch ein paar geöffnete Knöpfe ein großzügiges Dekolleté bescherte – und in ihren Händen hielt sie zwei Gläser und eine Flasche Rotwein. Ihre Lippen hatte sie sich dezent geschminkt, ihr mädchenhaftes Gesicht sah etwas rosiger als noch während der Arbeit aus und ihre langen, roten Haaren waren zurechtgemacht und mit einer leichten Dauerwelle versehen.
„Hab ich dich geweckt“, fragte sie schuldbewusst, doch mit einem hinreißenden Lächeln, sodass ich log und den Kopf schüttelte.
„Nein nein, ich wollte ohnehin gerade aufstehen.“ Dass ich selbst in Alltagskleidung vor ihr stand, unterstrich meine Lüge ganz gut und sie ging nicht weiter darauf ein.
„Ich dachte mir, nachdem wir heute so gut zusammengearbeitet haben, könnten wir den Tag zusammen ausklingen lassen. Was meinst du?“ Sie war nicht mehr die quirlige Ingenieurin von vor ein paar Stunden, jetzt war sie eine Hammerfrau, die doch tatsächlich versuchte mich zu verführen. Sie grinste schelmisch und ich erwiderte ihren Blick, während ich sie eintreten ließ. Sie stellte die Gläser und den Wein auf den Tisch, auf dem auch mein Laptop stand, zog ihre Schuhe aus und setzte sich auf mein Bett, während ich die Tür schloss und sie anschließend genau musterte. Entweder ein C- oder ein D-Körbchen, überlegte ich im Stillen, während ich ihre Oberweite betrachtete. Ich öffnete den Wein gekonnt, schenkte uns beiden ein und setzte mich zu ihr. Als wir anstießen, küsste sie mich flüchtig auf die Lippen und hauchte mir verführerisch ins Ohr: „Ich hoffe, dass wir später noch genauso gut miteinander arbeiten werden.“

Es dauerte keine zwei Gläser Wein, bis wir uns wild umschlungen auf meinem Bett wälzten und leidenschaftlich küssten. Auch wenn mich irgendwas am Geschmack dieser Küsse störte, so war es mir in diesem Moment egal. Ich machte mir noch nicht einmal Gedanken, wonach genau sie schmeckte, denn wenn man als Ingenieur auf einer Raumstation arbeitete, kam man mit allerlei seltsamen Dingen in Kontakt, die man nur schwer loswurde.
Melissa biss mir leicht in den Hals, während sie sich die Bluse auszog und dann im Bad verschwand. Ich hingegen kämpfte mit meinem T-Shirt, bis ich ein Geräusch vom Tisch vernahm. Mich hatte soeben eine neue Mail erreicht. Wahrscheinlich war es nur ein Kommentar zu meinem Bericht, aber da ich ohnehin noch Zeit hatte, bis die rothaarige Ingenieurin über mich herfallen würde, öffnete ich die Mail und erstarrte. Es war eine Mail von meinem Vater und alles, was sie besagte, war ein Satz.

„Auf der Station gibt eine keine KI!“

Ich erschauderte und überlegte zunächst, ob mir mein Vater nur einen Streich spielen wollte, aber das war eigentlich nicht seine Art. Warum sollte er mich überhaupt anlügen? Andererseits war es seltsam, dass er mir nur diese eine Zeile zugesandt hatte. Hatte mir jemand anders diese Mail zukommen lassen? Ich griff zu meinem Headset und aktivierte es. Nach ein paar Sekunden hatte ich meinen Vater auf der anderen Leitung.
„Hast du mir etwa gerade diese Mail zukommen lassen“, fragte ich aufgebracht, doch mein Vater schien selbst erbost.
„Natürlich! Solch einen Quatsch habe ich noch nie gehört! Wolltest mir wohl kindische Streiche spielen!“
„Aber es gibt sie wirklich hier! Ich habe mit ihr gesprochen! Was soll dieser Mist?“ So langsam stellte ich eine eigentümliche Vermutung an, zu der ich jedoch keine Antwort fand. Vielleicht hatte mir Melissa einen Streich gespielt? Nur warum sollte sie? Und warum sollte sie ihre Tarnung bis jetzt aufrechterhalten, anstatt alles aufzulösen?
„Ich weiß nicht, was du dort oben treibst, aber ich kann dir versichern, dass es auf der Mondstation keine KI gibt. Ich verwalte schließlich immer noch alles, was auf der Station vor sich geht. Wahrscheinlich hat dir nur jemand einen Streich gespielt. Und wenn diese Kinderei nun endlich vorbei ist, kann ich mich ja nun bei dir bedanken, dass du den Kern wieder hinbekommen hast. Ich weiß, ich-“ Dann brach die Verbindung ab. Mein Vater schien sich wieder beruhigt zu haben, während ich apathisch zugehört hatte und nachdachte, was hier gespielt wurde, doch nach der Unterbrechung, schreckte ich auf. Ich nahm das Headset vom Ohr und überprüfte es. Keine Fehlfunktion. Ich setzte es wieder auf, versuchte mit ein paar Sprachbefehlen die Verbindung wieder herzustellen, doch nichts tat sich.
„Alex, ich hab eine Überraschung für dich!“ Melissas Stimme aus dem Bad. „Kommst du zu mir?“ Ihre Stimme klang verführerisch und ich hörte das leichte Plätschern von Wasser. Lag sie etwa in der Badewanne?
Noch während ich Richtung Bad ging, überlegte ich, wie ich vorgehen sollte. Sollte ich sie auf AIO ansprechen? Offensichtlich ging hier etwas Seltsames vor, aber andererseits hatte ich sehr große Lust auf Melissa. Wütend sein oder Sex? Keine leichte Entscheidung.
Als ich das Bad betrat, wurde ich von wild flackerndem Kerzenlicht empfangen, keine LED-Lampe brannte, aber irgendwie empfand ich die Stimmung als höchst seltsam. Die warme Luft im Bad stand, aber trotzdem flimmerten die Kerzen wild vor sich hin. In der vollen Badewanne lag Melissa mit geschlossenen Augen und lächelte zufrieden. Das Wasser schimmerte im wilden Licht unnatürlich, doch die Frau in der Wanne schien nichts von alledem zu bemerken.
„Kommst du mit rein? Wir könnten hier eine kleine Wasserschlacht veranstalten“, kicherte sie zuckersüß, aber gleichzeitig sehr erotisch. Dieses Kichern gefiel mir eigentlich sehr, doch in diesem Moment gruselte es mich eher. Was ging hier nur vor? Meine Lust auf Sex schrumpfte von Sekunde zu Sekunde, während meine Wut stieg. Ein Arm verließ das Wasser und wollte nach meiner Hand greifen, doch ich schreckte zurück. Zwar war in dem kleinen Raum nur wenig Licht vorhanden, doch ich konnte eindeutig sehen, dass das Wasser nicht von Melissas Arm abtropfte. Er behielt einen dunklen Schein.
„Was ist das hier“, stöhnte ich erschüttert, während sie nur lächelte und sich langsam aus der Wanne erhob. Ich wich immer weiter zurück, als ich erkannte, dass das Wasser an Melissas nacktem Körper haftete und nur sehr langsam an ihm entlangfloss.
„Es ist alles in Ordnung, Alex. Ich tu dir schon nicht weh.“ Ihr Lächeln blieb, doch ich nahm es ihr nicht mehr ab. Sie streckte eine Hand nach mir aus, ich wich abermals zurück und betätigte aus Versehen den Lichtschalter. Im nächsten Moment musste ich einen Angstschrei unterdrücken, denn das, was ich sah, war viel zu schräg für mein Verständnis. In der Badewanne war überhaupt kein Wasser, sondern eine silberne Substanz, die ich mittlerweile kannte. Und Melissa war von oben bis unten mit dem Zeug bedeckt. M621! Überall! Was war das nur für ein kranker Scheiß?
„Du bist verrückt“, rief ich und stürzte zurück ins andere Zimmer. So schnell war ich noch nie beim Sachen packen gewesen. Ich nahm nur das nötigste, erkannte, dass die rothaarige Frau vollständig aus der Wanne gestiegen war und schlug im Reflex die Badezimmertür zu.
„Nein Alex, ich möchte nur, dass du zu uns gehörst“, hörte ich sie freundlich von drinnen sagen. Uns? „Ich mag dich wirklich und will dir nicht schaden!“ Ich schlüpfte in meine Schuhe, während ich die Tür zuhielt und bemerkte dann, wie Melissa sich dagegen warf. Von wegen, sie will mir nicht schaden! „Mach die scheiß Tür auf“, schrie sie plötzlich hysterisch und das war für mich der Startschuss diese Station so schnell wie möglich zu verlassen.

Kurz nachdem ich aus meiner Kabine getürmt war und eine total irre Melissa zurückgelassen hatte, erschallten auch schon Alarmsirenen und tauchten alle Gänge in tiefes Rot. Allmählich verstand ich, dass man es auf mich abgesehen hatte. Zwar kannte ich noch nicht den Grund, doch eigentlich war mir das auch egal.
„Guten Abend Alex, darf ich dich nach dem Grund deines Aufbruchs fragen“, ertönte die Stimme von AIO freundlich und mechanisch. Entweder die Stimme wollte mich verarschen oder sie hatte wirklich keine Ahnung, was in meiner Kabine vor sich gegangen war.
„Was soll diese verdammte Scheiße hier“, brüllte ich und machte damit natürlich nur unnötigerweise auf mich aufmerksam.
„Du scheinst begriffen zu haben, dass wir etwas mit dir vorhaben, nicht wahr? Melissa scheint gescheitert zu sein, aber vielleicht kann ich an deine Vernunft appellieren. Welche Fragen darf ich dir beantworten?“ AIO blieb ruhig und geduldig, wie nicht anders von einer Maschine zu erwarten.
„Was bist du“, wollte ich wissen, während ich von Gang zu Gang rannte und immer wieder herannahenden Schatten auswich.
„Diese Frage kann ich dir leider nicht beantworten. Dafür reicht der menschliche Wortschatz nicht aus. Du kannst mich mit einem Kollektiv vergleichen, das auf der Suche nach Nahrung ist.“
„Und ich soll eure Nahrung sein?“
„Nein, ihr Menschen dient uns lediglich als Wirt. Ihr seid leider nur für einen kurzen Zeitraum von Nutzen, da eure organischen Strukturen nur bedingt mit uns kompatibel sind. Deswegen benötigen wir weit mehr als euch. Eine komplexe Form aus Wasser und Elektrizität.“ Jetzt verstand ich.
„Ich braucht mich, um auf die Erde zu gelangen?“
„Ja.“
„Aber warum fliegt ihr dann nicht selbst mit einem Shuttle dorthin?“
„Dies hat zwei Gründe. Der eine ist, weil wir dich brauchen, um an weitere Abbildungen des Systemkerns zu kommen.“ Mein Vater war also das Ziel! Mit einem Energiekern, der in der Lage war, die Hälfte des Weltenergiebedarfs abzudecken, würden sie sich irgendwie mithilfe des Wassers in nicht absehbarer Zeit über die gesamte Erde verteilen.
„Und warum habt ihr das nicht schon vor langer Zeit getan?“
„Weil ihr uns erst kürzlich gefunden habt!“ Das Metall! Dieses verdammte M621! Dieses Zeugs musste den Hauptcomputer infiltriert haben und danach die Besatzung der Station. Deswegen wollten sie, dass ich es berühre. Zweimal haben sie es versucht! Eine Berührung und ich wäre infiziert mit irgendwelchen außerirdischen Lebensformen, die dann meinen Körper kontrollierten.
„Aber warum erzählt ihr mir das alles?“
„Weil wir nur jene ohne irreparablen Schaden infiltrieren können, die sich freiwillig hingeben. Es tut nicht weh und ihr Menschen bemerkt auch nichts. Wir lenken euch.“
„Ja, bis ich nicht mehr ich bin.“
„Woher weißt du denn, dass du noch du bist?“ Beim letzten Satz hatte die Stimme einen seltsamen Klang angenommen, das es mir eiskalt den Rücken runterlief. War ich schon infiziert?

Als ich nach ein paar Dutzend Umwegen endlich am Shuttle-Hangar ankam, musste ich feststellen, dass hier bereits einige von der Besatzung auf mich warteten. Sie trugen durchsichtige Kanister mit sich rum, in denen die flüssige Variante des Metalls schwamm. Zusätzlich waren sie mit Pistolen ausgestattet und mir wurde schnell klar, dass ich keine Chance hatte, hier lebend durchzukommen. Noch während ich kehrt machte, bemerkte mich jedoch einer und spurtete mit zwei seiner Kollegen hinter mir her.
„Es ist sinnlos sich zu wehren, Alex. Alle Ausgänge sind verschlossen und alle Shuttles im Hangar, bis auf deines, sind untauglich gemacht worden. Du kannst es nehmen, doch nur, wenn du uns mitnimmst!“ Ich reagierte überhaupt nicht mehr auf AIO. Ich wusste nicht wohin und ich wusste auch nicht, wie lange ich noch durchhalten würde. Eins war mir allerdings klar: Ich musste der Sichtweite von AIO entfliehen.

Und nun hockte ich in einem Wartungstunnel und überlegte angestrengt, wie ich weitermachen sollte. Ich war der Aufmerksamkeit von AIO entrungen, doch seine Worte hallten in meinem Kopf spürbar wider. Auf keinen Fall wollte ich mein Ich verlieren! Ich konnte mir noch nicht einmal ausmalen, was bei solch einer Infektion passieren würde. Doch Melissas verrücktes Verhalten ließ mich zumindest erahnen, dass es unnormal sein musste.
Jetzt musste erstmal schnell eine Lösung her. Ich konnte mich nicht wie Rambo zum Shuttle durchboxen und ich konnte auch nicht auf Dauer ziellos durch die Gänge der Station rennen. Ich verzweifelte allmählich. Es war wahrscheinlich unmöglich die Erde zu kontaktieren, da AIO alle Kanäle gesperrt hatte und außerhalb der Station konnte ich auch nicht einfach rumspazieren. Ich musste zu einem Shuttle gelangen, das nicht bewacht wurde und da gab es nun mal nur mein eigenes, da alle anderen im Hangar nicht mehr funktionierten. Aber was war, wenn AIO eins vergessen hatte? Mir fielen schlagartig die Shuttles ein, die für die geostationäre Raumstation genutzt wurden. Das war es! AIO hatte nur von den Shuttles im Hangar gesprochen, aber von keinem, das für die Raumstation in zwei Kilometer Entfernung genutzt wurde. Noch während ich meinen Plan schmiedete, kletterte ich durch alle möglichen Wartungstunnel, um meine benötigte Ausrüstung zu besorgen.

Es war alles andere als einfach gewesen, aber letztlich hatte ich alle Materialien zusammen bekommen. AIO kontrollierte nur die Gänge, sodass ich unentdeckt durch die Wartungstunnel von Raum zu Raum schlüpfen konnte. Dabei musste ich natürlich häufiger als gewollt meinen Verfolgern ausweichen, aber die Anstrengung war es wert. Als ich letztlich einen Raumanzug ergattert hatte, wurde es interessant. Sich bei künstlicher Schwerkraft in diesem Anzug mit Jetpack auf dem Rücken zu bewegen, war recht mühselig und in dem Ding passte ich durch keinen Wartungstunnel, aber das machte eigentlich nichts. Alles was ich tun musste, war bis zur Kuppel zu kommen und die war den Gang hinunter. AIO machte natürlich keine Anstalten und wollte mich weiterhin von seinem Plan überzeugen, während er die Besatzung alarmierte, doch ich ignorierte beides.
Vor mir erschien ein bewaffneter Soldat, doch noch bevor er seine Waffe heben konnte, brannte er auch schon. Ich wollte schon immer mal einen Molotov-Cocktail ausprobieren! Ich hechtete an ihm vorbei und durch die Tür zur Kuppel. Hier befanden sich ein großes Observatorium, sowie ein kleiner Garten mit Obst- und Gemüsebeeten. Noch während ich hantierte, hörte ich hinter mir Schritte und wusste, dass ich kaum noch Zeit hatte. Ich hatte keine Ahnung, ob mein Plan aufgehen würde, doch es war der Beste, der mir in den Sinn gekommen war. Ich lud eine handliche C5-Pistole mit dem dazugehörigen Plastiksprengstoff und schoss sie in die Höhe. Ich wusste nicht, wie dick die Kuppel war, ob ich sie bereits mit der Wucht des Schusses zum Bersten bringen konnte oder ob ich meinen Zünder zur Hand nehmen musste, doch mir war klar, dass es an der Zeit war sich irgendwo zu verstecken.
Ich hastete hinter eine Trennwand, duckte mich und beobachtete, wie das Projektil in den transparenten Teil der Kuppel einschlug. Nichts passierte, aber das war zu erwarten. Die Pistole war nur zum Markieren gedacht, weshalb die nötige Kraft fehlte. Alles was ich jetzt noch tun musste, war den Zünder in meiner Hand zu betätigen und dadurch ein großes Loch in die Kuppel zu sprengen, der Rest würde sich von alleine ergeben.
„Hände hoch“, befahl mir eine Stimme harsch. Ich hatte für einen kurzen Moment nicht aufgepasst, sodass sich jemand von hinten anschleichen konnte. Noch während ich mich langsam umdrehte und die Hände hob, öffnete sich die Tür zur Kuppel und fast zwanzig Männer und Frauen kamen hereingestürmt. Das waren fast zwei Drittel der gesamten Stationsbesatzung. „Mitkommen!“ Ich gehorchte ohne Widerspruch und folgte zwei bewaffneten Offizieren zur restlichen Besatzung. Darunter war auch Melissa, die mich breit angrinste und langsam auf mich zukam.
„Du hättest es so leicht haben können, Alex“, begann sie in einem freundlichen, aber auch traurigen Ton. „Aber scheinbar lässt du uns keine andere Wahl. Wer sich nicht freiwillig anschließt, der muss gezwungen werden! Und das wiederum bedeutet Schmerzen. Schmerzen, die du noch nie verspürt hast!“ Ihr letzter Satz klang wütend und bestimmt, während sie sich einen Behälter mit flüssigem M621 geben ließ. „Und dein Anzug wird dich nicht vor uns schützen können!“ Sie stellte den Behälter vor mich und tippte auf den Tasten des Verschlusses herum.
„Halt!“ Das war AIOs Stimme. Obwohl es sich um eine computergenerierte Stimme handelte, klang sie erbost und Melissa schreckte zurück. Die Holoprojektoren innerhalb der Kuppel aktivierten sich selbstständig und projizierten ein einfaches Gesicht, nur geformt aus leuchtenden, blauen Linien, in den Raum. „Melissa, wir benötigen Alex für unsere Zwecke und wir dürfen ihn nicht ändern! Seine Entscheidung muss freiwillig sein, sonst gefährdet das unser gesamtes Vorhaben!“ Wie ein militärischer Befehlshaber polterte seine Stimme durch den Raum. Auch wenn sie nun eingeschüchtert war, trat Melissa mit gesenktem Blick vor.
„Aber Meister“, begann sie zaghaft, „unsere Bemühungen waren zwecklos! Er wird sich nicht freiwillig anschließen!“
„Deine Bemühungen waren zwecklos, Melissa“, donnerte AIO. „Deine, nicht unsere!“ Das leere Gesicht wandte sich langsam an mich. „Alex, was begehrst du? Ist es Macht? Wir haben sehr viel davon! Benötigst du körperliche Stärke? Geld? Den Weltfrieden?“ Ich ignorierte seine Fragen. Scheinbar hatte keiner der Anwesenden mitbekommen, dass ich noch immer den Zünder für den Sprengstoff in der Hand hielt und das verschaffte mir einen ungeheuren Vorteil.
„Mich interessiert eher, warum ich so wichtig für euch bin? Nur damit ich ein Shuttle zur Erde steuere und euch bei meinem Vater einschleuse? Das könnt ihr auch selbst tun, oder nicht?“ Betretendes Schweigen unter der Besatzung. Es dauerte eine ganze Weile, bis AIO zu sprechen begann und das machte mich stutzig.
„Ich sagte dir, dass es zwei Gründe gibt, warum wir dich brauchen, Alex. Der erste war, dass wir dich benötigen, um über dich an weitere Energiekerne zu kommen. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Keiner der Anwesenden hier kann die Station verlassen! Es dauert einige Tage, bis wir den Wirt vollständig infiltriert und für unsere Zwecke modifiziert haben. Doch diese Modifikation bedeutet, dass der Wirt zwei Nachteile nach sich trägt: Zum einen, dass er dann vom Kollektiv abhängig ist und zum anderen benötigen wir einen erheblich größeren Anteil an Sauerstoff, um überleben zu können. Ohne Sauerstoff verfallen wir wieder in unsere Stasis.“ Das Metall wird dann schlagartig fest, schoss es mir durch den Kopf. „Die Energiesysteme der Shuttles sind nicht darauf ausgelegt, einen erhöhten Sauerstoffausstoß abzugeben. Wir würden auf halber Strecke in Stasis verfallen. Doch der zweite Grund ist für dich vielleicht interessanter und ich hoffe, dass er dich umstimmen wird: Du bist mit uns kompatibel! Während der normale menschliche Wirt nach wenigen Jahren unbrauchbar wird, trifft dies nicht auf dich zu. Wir könnten dir dauerhaft eine Macht verleihen, die du dir nicht im Traum ausmalen kannst. Du willst unsterblich werden? Kein Problem! Du wirst nie wieder krank werden! Du wirst in der Lage sein übermenschliches zu leisten! Keiner wird sich dir in den Weg stellen können! Du könntest an unserer Seite die Erde regieren! Stell dir nur die Möglichkeiten vor, Alexander!“ AIO klang in einer absurden Art und Weise sehr manisch. Anderseits gefiel mir die Vorstellung schon irgendwie. Ich könnte mithilfe dieser Lebewesen sehr mächtig werden, die Erde nach meinen Vorstellungen ändern und lenken und vor allem könnte ich meinem Vater eins auswischen! Ich könnte ihn für das bestrafen, was er meiner Mutter und mir angetan hatte. Ich könnte sein Lebenswerk missbrauchen! Und ich könnte ihn mir unterwerfen!
„Nun gut“, antwortete ich grinsend, „ich bin dabei!“

Als ich ins Shuttle einstieg und mich erschöpft auf dem Pilotensitz niederließ, mich anschnallte und die Startsequenz aktivierte, dachte ich über das nach, was soeben passiert war. Ich wollte einer außerirdischen Rasse dabei helfen sich auf der Erde niederzulassen. Sie wollten die Erde erobern oder möglicherweise eine Co-Existenz mit uns eingehen. Sie wollten mir so viel Macht geben, wie ich wollte, wenn sie meinen Körper in einigen Tagen modifiziert hätten. Doch stattdessen hatte ich den Zünder aktiviert, als Melissa mit einem süßen und zufriedenen Lächeln den Behälter geöffnet hatte. Ich wollte mein eigenes Ich nicht verlieren. Ich hatte Angst meine Gefühle zu verlieren, meine Selbstbestimmung, alles, was mich ausmachte. Selbst meinen Hass auf meinen Vater wollte ich nicht verlieren. Es klang zu einfach, sich diesen Wesen anzuschließen, nur um Rache zu bekommen, aber dafür das Leben auf der Erde für immer zu verändern.
Die Kuppel explodierte in tausende Stücke, die Besatzung schrie, AIO stieß Todesdrohungen aus und ich wurde ins All gesaugt. Das freigelassene Metall wurde blitzartig fest, die Gesichter der Menschen blähten sich auf, färbten sich grau und erstarrten und AIOs Projektion flimmerte und erlosch plötzlich.
Ich hingegen trudelte außerhalb der Station ziellos umher, aktivierte das Jetpack und stabilisierte mich somit. Mehrere große Scherben hatten mich am Kopf und den Beinen getroffen, doch zum Glück hatte keine ein Loch in den Anzug gerissen. Ich fühlte mich benommen und mein linkes Bein schmerzte, doch es war nichts, womit ich nicht fertig wurde. Mir war bewusst, dass AIO die Station soweit abriegeln würde, dass die restliche Besetzung überlebte, doch ich war vorbereitet. Ich nahm abermals die C5-Pistole zur Hand und beschoss die Station von allen Seiten an strategisch wichtigen Punkten. Niemand auf der Station durfte überleben und ich musste das M621 um jeden Preis begraben. Ich verschoss meine gesamte Munition von neunzehn Patronen und flüchtete dann.

Und nun saß ich im Shuttle, flog gerade an der geostationären Raumstation vorbei und betätigte zufrieden den Zünder. Irgendwo hinter mir explodierten stumm meine gesetzten Patronen und rissen riesige Löcher in die Wände der Mondstation. Ich konnte mir nur ausmalen, wie die Besatzung verzweifelt flüchtete und dann feststellen musste, dass die Station einem Schweizer Käse glich und sie elendig starben. Mit Sicherheit hatte ich auch eine oder mehrere der Hauptleitungen getroffen, die zum Energiekern führten. Vielleicht würde AIO noch einige Wochen überleben können, doch in dem Moment, in welchem sich der Systemkern vollständig abschaltete, würde auch er unweigerlich sterben müssen.
Während ich auf den Auto-Piloten schaltete und den schweren Helm des Raumanzugs abnahm, sprang endlich wieder die Kommunikation mit der Erde an.
„...Alex, hallo? Bist du da? Bitte kommen!“ Mein Vater. Er klang erschöpft.
„Ja, ich bin hier“, antwortete ich langsam. Peter seufzte.
„Mein Gott, was ist da oben passiert? Vor ein paar Minuten brach die Kommunikation zur Station ab. Man sagte mir, dass du eine Gehirnerschütterung gehabt hättest, weshalb du diesen Unsinn von einer KI erzählt hättest. Und gerade als man mir sagte, dass alles in Ordnung sei, brach der Kontakt ab.“ Plötzlich hörte ich Stimmen im Hintergrund, die ihm scheinbar etwas mitteilten. Minuten der Stille, die ich nutzte, um die Außenbordkameras so zu drehen, um die zerstörte Mondstation beobachten zu können. Von weitem sah sie wie eine verlassene Ruine aus, Schutt schwebte durch das Weltall und würde es schwierig machen, ohne hinreichende Navigationskenntnisse jemals wieder auf dem Mond landen zu können.
Plötzlich schrie mein Vater ins Mikrofon und holte mich somit zurück aus meinen Gedanken: „Die Station ist zerstört! Was hast du getan, Alex?“ Er gab mir die Schuld? Das ließ ich nicht auf mir sitzen. Ich blieb ruhig bei meiner Lüge und hoffte, dass sie ausreichte, damit der Mond in nächster Zeit nicht betreten wurde, sodass ich genug Zeit hatte, um darüber nachzudenken, wie alle Spuren beseitigt werden könnten.
„Bei Minenarbeiten ist man auf eine Gasblase gestoßen, die die Station beschädigte. Der Systemkern wurde in Mitleidenschaft gezogen und erzeugte Überladungen, die zu Explosionen führten. Außerdem trat Strahlung aus, die die gesamte Station kontaminiert hat. Niemand hätte mehr etwas tun können. Ich war glücklicherweise bereits auf dem Rückweg.“ Ich hörte meinen Vater zwar noch am Mikrofon sitzen und schwer atmen, doch er sagte nichts mehr. Minutenlang geschah nichts, bis er die Kommunikation wortlos beendete. Das sollte reichen.
Ich lehnte mich befriedigt zurück, lächelte und atmete tief durch. Jetzt benötigte ich erstmal einen Schluck Wasser, um den metallischen Blutgeschmack aus dem Mund zu bekommen.

 

Hallo Tom,

Ich fand die Geschichte gut und flüssig zu lesen. Die Entwicklung war zwar auf der einen Seite leicht vorherzusehen, aber das muss ja nicht unbedingt schlecht sein.
Du hast nicht viel mit kryptischem, technischem Firlefanz um dich gefeuert, sondern recht einleuchtende Begriffe für die Technik auf der Mondstation gewählt, die Jedermann gut nachvollziehen kann (C5-Pistole fand ich echt gut, denn es wird ja momentan an C5-Sprengstoff geforscht).
Du könntest ruhig noch mehr ins Detail gehen und eventuell einen kurzen Roman daraus machen, denn richtige Spannung kommt nicht auf, wenn der Plot so früh veraten wird und der "Bösewicht" ein verständnisvolles Kollektivbewusstsein ist, das offenbar nicht weiß, dass Menschen auch lügen können ;). Auch die Gründe warum das Metall den Mond nicht verlassen kann, schrenken diesen Gegner so stark ein, dass er nicht mehr wirklich gefährlich wirkt. Zudem schien der Protagonist nie in echter Gefahr zu schweben.
Die Frage ist natürlich auch für welches Publikum du schreibst. In jedem Fall eine gute Geschichte für Kinder und Jugendliche, aber Erwachsene oder eingefleischte Science-fiction-fans wirst du damit noch nicht vom Hocker hauen.

Das Einzige, was mich richtig gestört hat, ist der Grund warum gerade Alex zum Mond geschickt werden musste. Als ob irgendjemand ein Kernkraftwerk bauen würde, das bei einem drohenden GAU nur von zwei Menschen auf der Welt repariert werden könnte. Zudem hätte ich meinem Vater, der meine Mutter für irgend so eine Schnitte verlassen hätte, in die Eier getretten, so dass der selbst bis zum Mond geflogen wäre.


Beste Grüße

Oni

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Oni,

vielen Dank für deine hilfreiche Kritik. Ehrlich gesagt war das mein erster richtiger Ausflug in die Science-Fiction, eigentlich schreibe ich mehr Fantasy. Allerdings habe ich hierfür "das Einfache, Einleuchtende" übernommen, was ja scheinbar ganz gut ankam. :) Zudem schreibe ich kaum Kurzgeschichten, da ich mich gerne in Details verliere, deswegen kam es zu den Problemen am Anfang der Geschichte, die du kritisierst. Ursprünglich sollte das Verhältnis zwischen Vater und Sohn näher beleuchtet werden, der Vater als arroganter Egomane, der seinen hörigen Sohn unterdrückt, in welchem sich zunehmend Wut und Hass anstauen. Aber ich hielt dies für überflüssig für den eigentlichen Plot, weshalb ich Alex' Mutter und die Zwei-Mann-Reperaturgeschichte eingebracht habe. Damit wollte ich dafür sorgen, dass nur Alex für die Reperatur in Frage kommt. Gut zu wissen, dass ich meine ursprüngliche Idee nicht komplett verwerfen sollte. :)

Für wen ich schreibe, kann ich selbst gar nicht so richtig sagen, da ich mir darüber noch nie Gedanken gemacht habe. Vielleicht sollte ich das mal tun. :D

Die Idee mit dem kurzen Roman finde ich nicht schlecht, schließlich wäre ich dadurch in der Lage die Situation auf der Station näher zu beleuchten. Was geschah bei der Entdeckung des Metalls? Gab es vielleicht eine Panik, in der sich die Anhänger des Metalls und die restliche Besatzung bekriegt haben? Außerdem hatte ich ursprünglich vorgehabt, dass sich Alex auch in der Höhle, in welcher das Metall gefunden wurde, wiederfindet.

Ich werde mir mal Gedanken machen und danke dir noch mal für deine Ratschläge.

Viele Grüße

Tom

 

Hallo Tom,

ich schreibe direkt meine Kommentare, ohne die anderen zu lesen. Mag also sein, dass ich das eine oder andere wiederhole.
Zunächst einmal muss ich sagen, dass diese Geschichte sich interessanter liest, als "Der selbstlose Gott".

Aber trotzdem ein paar Dinge, die mir aufgefallen sind :
- Warum musste der Sohn zum Mond, wenn der Vater zu alt ist? Wird Ingenieurstalent nur in der Familie vererbt? Und würde in einer Milliarden Euro teuren Mission wirklich jemand eine Sicherheitsschaltung akzeptieren, die nur von einer Person bedient werden kann? Viele unnötige Fragen, die sich dem Leser allein aufgrund der Begründung für die Reise stellen. Da kannst du sicher etwas verbessern.
- Generell ist der Einstieg nicht wirklich stark, eher sachlich. Immerhin wird in der Ich-Form geschrieben und da kann man durchaus ein bisschen emotionaler werden.
- Ein Weltraumlift zum Mond? Du hast dabei doch hoffentlich nicht an Seile gedacht, oder?
-

... Die ein Metall beherbergt, das noch vollkommen unbekannt war und dem man seltsame Eigenschaften nachweisen könnte
Das klingt mir zu notdürftig. Einfach nur ein Metall oder doch eine seltsame Legierung? Vielleicht ein Metamaterial oder Einschlüsse im Gestein, die diesem "seltsame Eigenschaften" geben? Der Entdecker hat dem bestimmt einen Namen gegeben. Welche Eigenschaften sind so seltsam? Dies ist Science-Fiction, da geifern die Leser nach technischen Details. Füttere uns ;)
Okay, wird später erklärt - ziemlich coole Idee übrigens. Ich lasse den Punkt trotzdem stehen um zu zeigen, dass vorher zumindest ein Hinweis auf die strenge Geheimhaltung oder so etwas hilfreich wäre. Oder darauf, dass nur wenige Informationen durchgesickert sind.
.. Da der Systemkern nicht abgeschaltet werden konnte, ohne dass plötzlich alle anfingen zu schweben
niemand schwebt auf dem Mond. Er hat zwar eine geringere aber doch deutliche Gravitation.
-
. Melissa war für ihre 26 Jahre ziemlich clever,
das klingt ziemlich arrogant. Junge Menschen können durchaus clever sein. Denn sonst wäre sie sicher nicht dort.
- wieso machst du so einen Aufriss um die Nanokameras? Es reicht doch, zu wissen, dass AIO überall alles sehen kann.
- Dann - im Bad - wird es spannend. Und der Protagonist hat noch Zeit und Nerven, seine Sachen zu packen, auch wenn es nur das nötigste ist?
-
Noch während ich meinen Plan schmiedete, kletterte ich durch alle möglichen Wartungstunnel, um meine benötigte Ausrüstung zu besorgen.

Es war alles andere als einfach gewesen, aber letztlich hatte ich alle Materialien zusammen bekommen.

plötzlich hat er alles beisammen? Da gibt es bestimmt eine bessere Lösung, auch ohne stundenlang durch die Korridore zu laufen.
- Ein Molotov-Cocktail finde ich unglaubwürdig. Erstmal brennt ein Mensch nicht einfach so, dann ist die Schwerkraft sehr gering (ich weiß, künstliche Schwerkraft, Trotzdem fühlt es sich falsch an.), so dass wahrscheinlich das Glas gar nicht zerschlagen würde, außerdem ist so ein Ding mit Feuerzeug und so kompliziert in der Handhabung. Besonders, wenn man einen Raumanzug trägt. Geht nichts einfacheres wie ein Bolzen-Schussgerät oder so?
- Er ist ins shuttle eingestiegen und wird dann aber trotzdem mit dem Raumanzug hinaus gezogen? Komisch. Überhaupt ist die Sabotage-Szene komplett unspektakulär. Das kannst du besser.
- "Nun saß ich..." Vergangenheit und Gegenwart in zwei aufeinander folgenden Worte vermischen ist keine gute Idee. Entweder du wechselst komplett in die Gegenwart, dann müssten aber große Teile überdacht werden. Oder du schreibst "dann saß ich..."

Hübsches Ende. Zuerst fand ich es seltsam, dass er allen diese banalen Lüge auftischen. Dann habe ich begriffen.
Alles in allem war die Geschichte unterhaltsam und weitestgehend flüssig geschrieben. Allerdings gibt es ein paar Punkte, die überdacht werden sollten. Vor allem, was die Spannung und das Steuern der Aufmerksamkeit angeht, ist sicher noch einiges zu verbessern.
Ich jedenfalls freue mich auf deine nächsten Geschichten. Und gleichzeitig hoffe ich, dass du in Zukunft mehr Zeit ins immer-wieder-lesen-und-verbessern steckst.

Lieben Gruß
Chricken

 

Hallo Chricken,

auch hier danke für deine Kritik.

Oni ist schon aufgefallen, dass die gesamte Begründung, warum der Protagonist zur Station muss, recht notdürftig ist. Das liegt daran, dass ich den Grund schlichtweg vernachlässigt habe, da er sonst einen zu großen Teil der Geschichte eingenommen hätte.

Ursprünglich sollte das Verhältnis zwischen Vater und Sohn näher beleuchtet werden, der Vater als arroganter Egomane, der seinen hörigen Sohn unterdrückt, in welchem sich zunehmend Wut und Hass anstauen. Aber ich hielt dies für überflüssig für den eigentlichen Plot, weshalb ich Alex' Mutter und die Zwei-Mann-Reperaturgeschichte eingebracht habe. Damit wollte ich dafür sorgen, dass nur Alex für die Reperatur in Frage kommt. Gut zu wissen, dass ich meine ursprüngliche Idee nicht komplett verwerfen sollte. :)

Die Idee mit dem Weltraumlift zum Mond habe ich aus diversen Artikeln aus dem Internet, der Zeitung und dem Fernsehen. Scheinbar war oder ist so was wirklich in Planung, über die genauen Details habe ich mich aber nicht erkundigt, da es mehrere Möglichkeiten für die Umsetzung gibt/gab. Ich habe schlichtweg meine eigene - wenn auch unrealistische - Variante kreiiert. :)

Zum Metall: Du hast recht, ich hätte mehr Geheimhaltung einbringen sollen. Aber wie bereits erwähnt, versuche ich alles möglich einfach zu erklären. Während meiner Zeit an der Uni, habe ich in Arbeiten auch nicht gerne Fachchinesisch verwendet, sondern alles so geschrieben, dass es auch ein Laie verstehen kann. Das habe ich hierfür übernommen.

Die Kritik an den unglaubwürdigen Szenen, denen der Realismus fehlt, kann ich vollkommen nachvollziehen. Natürlich hat der Mond eine gewisse Gravitation, das Packen der Sachen in letzter Sekunde, die Handhabung des Cocktails als Waffe ist schwierig, etc., aber in dem Moment ist mir entweder nichts besseres eingefallen oder ich habe schlichtweg nicht daran gedacht.

Die arrogante Äußerung Melissa betreffend war Absicht. Vielleicht hätte ich diese leicht arrogante Einstellung gegenüber Frauen und ihrem Alter etwas mehr verdeutlichen sollen.

Noch ein Wort zu der Szene im Quartier des Protagonisten: Ursprünglich lief die Geschichte zwischen Alex und Melissa anders ab. Melissa verhält sich recht seltsam im Quartier und will über Alex herfallen. Dieser stellt sie zur Rede, was es mit AIO auf sich hat, doch Melissa nimmt Alex nicht ernst, veralbert ihn, verhält sich wie ein aufgegeilter, durchgeknallter Teenager und beginnt es sich mithilfe des Metalls selbst zu machen, bis sie zusammenbricht. Dadurch hat Alex noch die Zeit, sich sein Zeug zu schnappen und abzuhauen. Der Rest dieser Szene blieb einfach erhalten. Hier hätte ich wirklich noch ein bisschen was umschreiben können.

Die Flucht selbst habe ich dutzende Male umgeschrieben, weshalb sie leider nicht mehr so klingt, wie ich es gerne gehabt hätte. Ich achte auch hierbei beim nächsten Mal mehr drauf.

Danke für deine hilfreichen Ratschläge, das nächste Mal strenge ich mich wieder mehr an. :)

Lieben Gruß
Tom

 

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